Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.09.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040901011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904090101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904090101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-01
- Monat1904-09
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Morgen-Ausgabe. Nr. E Donnerstag den 1. September 1904. UchWr.TaMM Anzeiger. A«ts»katt des KSnizklche« Land- «nv »es Köniqllchen Amtsgerichtes Leipzig, »es Nates »«- des Nokizeiamtes r« Statt Leipzig. e» «grLgrn » die «gespaltene Petitzeile « ReN««« nntw da» ftychpaki«) 7K Tabeklattscher und Zijserusatz «sspvech«d Hüber. — Gebühr« fir Nachweiiunge» «ab Offettenannahmr Lb Avx-WeschlNß site An»eiG«; Rbend-An-aaLe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ans-abe: nochmtttagS 4 Uhr. tzktra-vetlagw» (gefal-t), ,»e »tt d« Mora«.«u»aab«, »hu» Postbeförderung 60^-, »tt Pvpbeftiäeomg 70.—. Anzeig« find stet» an dieExpchttl« »»richt«. Die Expedition tp vocheutag« nnunterbrlxhrn geöffnet von früh 8 btt abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig Qnh. vr. B^R. L W. »ltukhardtz. 98. ZahrgMg. v« Mchggtte p»> c-ge. . * D« in Dresden stattfindende Parteitag der deutschen Reformpartei wird sich mit einem auf.Einführung einer allgemeinen Volksschule für alle Kinder abzielenden Antrag be- schLftigen. (Siebe Deutsche-Reich) * An Speyer fand gestern nach einem großen Fest- zug d»e feierliche Einweihung der Prote- station»kirche statt. (Tiehe Deutsche» Reich.) * Ein ganz England, Schottland und Wale» um- fassender Kohl en arbeiter streik droht infolge Kündigung de» 1908 zwischen den Grubenbesitzern und den Bergleuten Schottlands geschaffenen Schied 8- aerichtsaokommens. (Siehe Ausland.) hatte kaum jemand derartiges erwartet. Man hat sich fast schon damit abgefunden, daß Las System Plehwe nur unter »enderung der Firma fortgesetzt werde und regt sich über die Frage nach dem Nachfolger nirgends mehr sonderlich auf. Daß die Neubesetzung des wich tigen Portefeuilles noch nicht erfolgt ist, hat seinen Grund nur in der beabsichtigen Zerlegung des Ressort», für die umfangreiche Vorarbeiten notwendig find. An die Spitze -er ReichS-Polizeiverwaltung wird wahr scheinlich ein Beamter berufen werden, der mit den Zu ständen im Süden genau vertraut ist, ob dann Murawiew, Obolensky oder ein anderer in das Palais am Litejny einzieht,' das wird kaum mehr von großer Be deutung sein. Charakteristisch ist, daß die Lust zum Nörgeln äugen- blicklich wieder von Hofkrersen ausgeht. Dort ist man stiurirae LuS Petersburg wird «nS von besonders wohl- informierter Seite geschrieben: Wenn man au» der Spannung, mit welcher gegen wärtig alle Welt die Vorgänge auf dem Kriegsschauplätze in Ostafien verfolgt, auf eine geradezu leidenschaftliche Erregung der Gemüter an der Stelle schließen wollte, wo Sieg oder Niederlage der Rusten doch naturgemäß am tiefsten empfunden werden mühten, nämlich in der Hauptstadt deS Zarenreiches, in Petersburg, da würde man irren. Mag das russische Volk in seiner Gesamtheit auch gegenüber den unsäglich schweren Opfern dieses Krieges wieder einen gewissen passiven Heroismus be weisen, in der Petersburger Gesellschaft ist von einem solchen nichts zu spüren. Der Krieg hat den kleinen Kreis derer, welche in dem modernen Rußland etwas zu bedeuten haben, nicht auf der Höhe deS stolzen, groß» derckenden Patriotismus zu halten vermocht, der sich zu Anfang in den Riesensummen kundgab, welche den ver schiedenen baruchgrzigen Institutionen, dem Roten Kreuz, -er Gesellschaft für die Erbauung von Lazarett schiffen usw. zufloffen. Auch die gehobene Stimmung, mit der man rückhaltlos den bewährten Führern ver traute, die Zuversicht, mit welcher man den Maßnahmen -er Regierung vertraute, ist dahin, und nyr für einen Augenblick hat die Geburt des Thronfolgers das finkende Thermometer wieder in die Höhe zu treiben vermocht. Noch find die fürstlichen Gäste, die zur Laufe erschienen waren, nicht abgereift, und bereits find allerorten die Nörgler wieder am Werk. Es mag viel richtiges Feingefühl im Spiele gewesen sein, al» der Zar erklärte, sttbst ein so frohes Ereignis wie di« Geburt des Thronerben dürfe kein Anlaß sein, große nationale Feste zu feiern, so lange Port Arthur, vom Feinde umdräut, vergebens nach Rettung auSschaue, so lange in der Mantschurei die brave Armee in hartem Kampfe die blutigsten Opfer für Rußlands Ehre zu bringen hake. Aber das Feingefühl de» Zaren wurde nur von den Lllzuwenigen gewürdigt, bei denen in Rußland derartige Sentiments eine verwandte Saite er einen Augenblick lang durch die Geburt des Thronfolgers ziemlich nervös geworden. In besondere fürchteten die Anhänger der Kaiserin-Witwe, und hierzu muß doch die überwiegende Mehrheit -er nächsten Umgebung des Zaren gerechnet werden, daß sie nun durch wachsenden Einfluß der jungen Kaiserin auf ein totes Geleise geschoben wer- den könnten. Die Sorge mußte sich rasch als ganz unbe gründet Herausstellen. Hätte die Gattin Nikolaus' II. eine politische Einflußnahme je erstrebt, sie hätte sie wohl auch ohne die Geburt deS Thronerben schon früher aus üben können; freilich hätte der Einfluß einer politischen Zaritza dadurch, daß sie dem Lande einen Zarewitsch schenkte, sehr gesteigert werden können, aber die russische Kaiserin aus deutschem Fürstengeschlecht hat sich nie um Politik gekümmert, sie ist die idealste Hausfrau, sie sucht ihr Glück und ihren Frieden in der Familie, scheut ängst lich jedes öffentliche Hervortreten und überläßt selbst das Patronat über die großen Wohltätigkeitsinstitutionen willig der Kaiserin-Mutter und anderen Großfürstinnen. Allzu willig — meinen viele, die sehr wohl wissen, daß Alexander« Hl Gemahlin auch eine Zarin nach den Her zen deS Volke» und — des Hofes war, und die gerne ihrer Schwiegertochter eine prominentere Stellung gönn- ten, als sie heute einnnnmt und jemals einnehmen wird, sollte sie ihr Paturell nicht völlig ändern. Man kann von Petersburger Stimmungen nicht reden, ohne auch der fast leidenschaftlichen Stellungnahme gewisser Kreise zu der Frage de» Oberkommandos im asiatischen Feldzuge zu gedenken. Diese Stellungnahme ist für Len Verlauf der Operationen viel verhängnisvoller geworden, als zu Beginn des Krieges selbst diejenigen auch nur ahnen konyten, welche über den Antagonismus Kuropatkin-Alexejew ganz genau unterrichtet waren. Kuropatkin» Ansehen wurzelt in seinem Verhältnis zur Armee, Alexejew» Einfluß in seinen Beziehungen zum Hofe, vor allem zu verschiedenen Großfürsten, die gegen- wärtig wieder obenan find. Um Alexejews Intrigen ent- gegenzuwirken, glaubten Kuropatkins Freunde ihn von Anfang an zur Erringung eine- Sieges zwingen zu wüsten. Hierauf sind die meisten verfehlten Maßnahmen des Oberkommandos zurückzuführen, vor allem die De- klingen lasten. Alle anderen fühlten sich um „ihr Recht" betrogen. „k«w« et oirv«w«l" fordert auch hier das Volk, da» gerade in solchen Fällen die echte Barbaren tatze zu zeige» pflegt, wie einst die Greuelscenen auf dem Moskauer Krönung-feste in so abscheulicher Weise dar taten. Die Laufe bli^b ein rein höfische» Fest, und e» ist richtig, -aß nur wenige Hundert von dem ganzen großen Ereignis mehr gehört haben, al» die Kanonen- schüste, welch« die Geburt de» Zarewitsch verkündigten. tachierung StackelbergS, die sich für den ganzen Feldzug al» Verhängnisvoll erwies. Dies Drängen der Peters burger Kreise trieb seinerzeit Makarow aus dem Hafen von Port Arthur hinaus, wobei er auf dem „Petropaw- lowSk" seinen Untergang fand, eS war auch das Motiv für die tollkühnen Fahrten deS Wladiwostok-Geschwaders. Aber damit nicht genug: durch solche Petersburger Ein- Wirkungen wurden auch die fähigsten Führer kaltgestellt Und stete Veränderungen in den hohen Kommandostellen veranlaßt. Alexejew würde seinem Werke die Krone auf setzen, wenn e» ihm wirklich gelingen sollte, auch Skryd- low au» seinem Kommando zu entfernen, der, wie er- Da» Volk empfand die höfische Exklusivität, die sonst gerade bei solchen Anlässen recht weitgehend durch- brachen wurde, als eine Zurücksetzung, ja al» ein Miß- trauen»votum, wenn nicht gar al» eine Strafe für dasjnmerlich, gegen seinen Willen damit betraut wurde. Attentat auf Plehwe, da» ja ein rechtgläubiger Rüste be gangen hat. Merkwürdig, daß dieser Mörder ein recht gläubiger Rüste war, da» hat die meisten weit mehr ge- grämt, al» -a» Schicksal deS Herrn v. Plehwe, da» inner- halb Rußland» kaum irgendwo Anteil erweckte. Die sonst so neugirrigen Rusten hielten sich sogar dem Begräbnis fern, und das VE leistete sich damit unbewußt die eingige Demonstration gegen den Minister, die man ihm nicht wehren konnte. Daß der Zar seinem Volke ernsthaft grollte, dafür sah man zunächst auch «ine Bestätigung in dem Aus bleiben des von Millionen sehnsüchtig erwarteten Gnaden manifeste-. At» diese« dann endlich eintraf, da wurde e» viel schärfer kritisiert, al» wenn e» etwa Lä Gttmden nach der Geburt «lasten worden wäre. „Doppelt gibt, wer schnell gibt!" da» hätten sich auch die Ratgeber de» Zar^n sogen sollen; und da man an maßgebend« Stehle picht gewillt war, üb« gewiste Grenzen hinau»zug«hen, so hätte man wenigsten» den erste» Freubentauwel benutzen sollen, mn dem Manifest eine wohlwollend« Aufnahme zu sichern. I« Westen hat man Hch vielfach gewundert, -aß -er Erlaß eigentlich nur IlluwsEr.Ur das Polk enthielt, aber nichts, was -er russischen Sntelligenz einen Hoffnungsschimmer -auf EindämMNg b« adminsftrattven Gewalt. Zu Gunsten W,«Mvot^E eröffnet hätte: in Rttßttnd selbst Im Raume einer kurzen Betrachtung kann all das nur gestreift werden, aber schon die Schlaglichter find wahrlich grell genug. dem Hauptquartier Kurokis gel der japanischen Arm« bi» Uurujmrg und Mukden) dorge- n « stark geftng ist, die Stellung Der nttrirÄ-i-p-mirche Krieg. JuParrisrch« AumaauauAttöanmnga«. Aus Tokio in Shanghai eingelaufene Nachrichten lasten, wie die „Daily Mail" erfährt, erkennen, daß in -er letzten Zeit eine neueTinteilunginderja pa nischen Armee stattgefunden hat. Nach dieser Neu- einteilung besteht die erste japanische Armee au» der kaiserlichen Gard« und den Divisionen 2 und 12. Kom mandierender General ist General Kuroki und Chef de» Stabe» Generalmajor Audiii. Die zweite Arm« besteht aus den Divisionen 2, 4 und 6 unter General Oku, besten Generalstabschef Generalmajor Otschtai ist. — Die dritte Armee vor Port Arthur umfaßt die Divisionen 1, 9 und 11, und verfügt außerdem Liber eine sehr starke Artillerie. Führ« dieser Arm« Nogi und Ahes de» Stabe» Genepalmajor, — Die vierte - - - 10. Division und ein« 'Reservebrig^de unter General Rodz«, dessen Seneralstabschef Generalmajor Uitschara ist. M behaupten, ist-erRückzugKuropatkin-nach Mukden unmöglich. Damit im Einklang steheu Telegramme verschiedener Londoner Blätter, die über- einstnnmend melden, daß Kuropatkin von drei Seiten umzingelt und die Eisenbahn nach Norden in der Gewalt. Kurokis sei, der sofort zwei Divisionen abgesandt hat, um zu verhindern, daß russische Verstärkungen südlich von Mukden anlangen. Es ver lautet, Kuropatkin habe selbst dahin entschieden, daß er in Liaujang nicht länger bleiben könne und vom Zaren die Ermächtigung erbeten, sich nach Mukden zurückzuziehen, was ihm aber durch Kurokis Vor marsch nicht mehr möglich ist. Von japanischer amtlicher Seite wird über die Kämpfe am 25., 26. und 27. d. M. in der Richtung auf Liaujang berichtet: Die erste Armee begann am 25. d. M. den Angriff auf den Feind, der eine starke Stellung auf einen der steilen Bergzüge, 23 Meilen südöstlich von Liaujang inne hatte. Am späten Abend des 25. d. M. gelang es dem japanischen Zentrum, nach einem Bajonettangriff seiner Infanterie, die Stellung der Russen an dieser Stelle zu nehmen, aber der russische rechte und linke Flügel setzten den hartnäckigen Widerstand fort. Am 26. wurde der erbitterte Kampf wieder ausgenommen, aber der Widerstand der Russen blieb ungeschwächt. Am späten Abend warf der rechte Flügel der Japaner nach blutigem Kampf die linke Flanke der Rus n und er beutete acht Geschütze. Am 27. nahmen alle japanischen Kolonnen den Kampf wieder auf und bei Sonnenunter gang war die ganze Linie der feindlichen Stellungen in die Hände der Japaner gefallen. Diese hatten ungefähr 2000 Mann ver loren. Zu gleicher Zeit marschierten die anderen japa nischen Armeen auf Anschantschan zu, von wo sich der Feind ohne Widerstand zurückzog. Die Japaner verfolg ten -en Feind, während andere japanische Abteilungen ihm den Weg abschnitten. Der Feind floh darauf in äußerster Verwirrung in der Richtung auf Liaujang, Dabei er anscheinend beträchtliche Verluste durch das Muer der Japaner erlitt. Diese erbeuteten acht Feld geschütze, Munitionsvorräte und viele Wagen. 1000« Japaner gstzaLe«?1 . Der „3>.cky Telegraph" gibt eine gelungene, aber sehr plausibel klingende Aufklärung, über die jüngst ständig von Port Arthur eingelaufenen, Meldungen, nach denen immer 10 000 Japaner im Sturmangriff gefallen sein sollten. Es handelt sich bei diesen Meldungen um die Auslegung des chinesischen Wortes „ouan", das in der Sprache des Reiches der Mitte allerdings 10 000 bezeich net, aber in der gewöhnlichen alltäglichen Sprache einfach eine große Zahl bezeichnet, die man genauer anzugeben nicht in der Lage ist. Wenn nun die chinesischen Mel dungen aus Tschifu oder Tientsin immer von gerade 10 000 gefallenen Japanern sprachen, so riihrt dies ein fach daher, daß dorthin gemeldet wurde, „ouan" Soldaten wären gefallen. Das bedeutet nun aber niemals 10 000 Tote, sondern nur eine beträchtliche Anzahl Toter. Die Kriegskorrespondenten der europäischen Presse werden also zweifellos gut daran tun, diesen chinesischen Mel- düngen von 10 000 gefallenen Russen oder Japanern von vornherein skeptisch gegenüber zu stehen. Anders, glauben wir, haben olle Leute mit gesundem Menschenverstand« die Meldungen auch nie aufgefaßt, denn wären tatsächlich die jedesmal gemeldeten 10 000 getötet, so ständen über haupt vor Port Arthur keine Belagerer mehr. jpvrt Arthur. Am Dienstag traf in Tschifu von Port Arthur die am 26. August erschienene Nummer des „Nowi Kray" ein, welche über die Kämpfe vorPort Arthur folgenden Bericht enthält: Die Japaner ruhten nach dreitägigem heftigen Sturmangriff am 23. d. M. tagsüber aus. Gegen 11 Uhr abends rückten sie mit bedeutenden Streitkräften gegen das starke Fort Zariedontoi auf der rechten Flanke der Russen vor. Sie nutzten die geringsten Terrainfalten aus und glitten gleich wahren Rothäuten heran. Trotz des russischen Feuers gelangten sie in die Nähe deS Glaci» und nahmen Anlauf zum Sturm, wurden aber durch ein vernichtendes Feuer von allen Seiten zurückgeworfen. Nur eine japanische Abteilung drang über die Leichen der Gefallenen bis zum russischen Fort vor. Die Verteidiger trieben sie aber mit dem Bajonett unter schweren Ver lusten zurück. Die Japaner erhielten Verstärkungen und erneuerten todesmutig den Angriff, wurden aber wie derum zurückgeworfen. Sic unternahmen darauf noch einen dritten wütenden Angriff, aber auch diesen brachte daS mörderische Feuer der Russen zum Scheitern. Die Japaner sollen dabei Granaten hinter den stürmende» Kolonnen abgefeuert haben, um diesen ihre Pflicht, zu siegen oder zu sterben, eindringlich zu zeigen. Die Russen verlangten nun ihrerseits Verstärkungen für den Fall, daß weitere Angriffe unternommen würden, doch kam eS nicht hierzu. Bei Tagesanbruch entspann sich hingegen der Kampf der beiderseitigen Artillerie. Kapitän Lebe dien, der eine Matrosenabteilung befehligte, stellte sich auf di« Mauer und streckte mit dem Revolver über 20 Japaner nieder. Die Japaner versuchen, die Pyramide menschlicher Leiber überkletternd, die Mauer stet» von fteuem zu ersteigen. Nach dem dritten Angriff wurde Kapitän Lebedien durch Granatsplitter getötet. General GorbatowSki, der schon sechs Nächte ohne Schlaf in den Gräben zugebracht hatte, leitete das Feuer der Rusten persönlich. Die japanische Artillerie brachte den. Fori schweren Schaden bei, so daß General GorbatowSki der Garnison befahl, in den Gräben Deckung zu suchen Am 24. um 10 Uhr morgens brachten die Japaner ihre Bergartillerie in Stellung, die von den Rusten erfolg- reich beschossen wurde. Gegen mittag wurden zwei japa nische Truppenabteilungen gesehen, die sich vor dem rus sischen Feuer zurückzogen, die eine hinter den Zuckerbrot- Hügel, die andere bei der Eisenbahnbrücke. Um 2 Uhr nachmittag» begannen die Japaner mit 12 Geschützen nach Palitscheng zu marschieren. Segen 6 Uhr abend» wurde ein Hon den Japanern gegen die russische Südoft- front au»geführter verzweifelter Angriff unter großen Verlusten für di« Japaner zurückgeschlagen. Hauptmann StenvnafSki machte mit einer Leinen Abteilung einen erfolgreichen Ausfallversuch, um eine japanische Batterie zurückzuweisen. — Das Blatt macht keine Mitteilung darüber, ob die Rusten sich auf den Hügeln zu halten vermochten. Die Japaner benutz ten die von den Chinesen aus Stein gebartten Häuser als Forts. In den Getreidefeldern haben die Japaner von der Luisenbucht her einen ungeheuren Artil leriepark u n tergebrächt. veulscves Kelch. Sechzig St- August. * Die „Frkf. Ztg." kommt auf unsere Aeußerung zurück, iu der wir eine Aenderung des ReichStagSwahlrechtS für den Fall als notwendig bezeichnet haben, daß eine sozialdemo kratische Mehrheit im Reichstage sicher erwartet werden müsse. Das Blatt zitiert die gegen u»S gerichteten Aus lassungen der „DreSd. Zta." und die dagegen erhobenen Einwendungen der „Kons. Korr." und fährt dann fort: Wenn aber die „Kons. Korrrfp." weiter meint, die Anschauung, daß eS sich als nötig Herausstellen könnte, bet eine» gefahr drohenden Wachstum der Sozialdemokratie auf eine A«der»ng des Reichstag-Wahlrechts Bedacht zu nehmen, ist übrigens nicht nur in der nationalliberalen, sondern auch in der Zentra«-- and Freisinn- vresse wiederholt ausgesprochen worden und darin hat keine Partei eine Ketzerei erblickt — so entspricht da- nicht den Tatsache» Da» Zentrum hat jede Absicht der Abschaffung d«S allgemein« Wahl rechtes in Abrede gestellt und ein freisinniges Blatt, da- ein« derartigen Schritt als nötig bezeichnen würde, müßte sich dadurch von selbst aus seiner Partei ausschließ«. Ehe wir ernsthaft auf diese Auslassung eiugeheu, fordern wir die „Frankfurter Zeitung auf, nun endlich einmal ihrer- eitS ohne alle Umschweife und ohne jede« Rückhalt zu er- lären, was sie selbst bezüglich d«S Reichstagswahlrecht» vor- chlägt, wenn eine sozialdemokratische Mehrheit zu erwart« ein sollte. Wir bitten aber, nun auch Wittlich Farbe u bekennen und nicht mit dehnbar« Redensarten zu operier«. Denn al» nnpräzise Redensart müssen wir e» bereich««, wenn die „Fttf. Ztg." von eine« freisinnig« Blatt redet, „da» einen derartigen Schritt al» nötig bezeich nen würde." Wenn hier offen und ehrlich disputiert werd« soll, so möge die „Frkf. Ztg." so schreib«, daß Mißverständ nisse nicht möglich sind. Äst da von einem Blatt die Rede, da» jetzt daS Wahlrecht ändern will, so hat di« „Frkf. Ztg." Recht. Oder ist von einem Blatt die Rede, das für den angenommenen Fall einer drohend« sozialdemokratischen Majorität eine Aende- rstng für nötig hält? Die „Frkf. Ztg." vermeidet eS sorgsam, sich absolut unzweideutig auszudrücken und das tat uuS ihret wegen leid — es paßt auch schlecht ru ihr« demokratischen Allüren. Also wir fragen nochmals: Will die „Frank furter Zeitung" das Reichstagswahlrecht unter allen Umständen aufrecht halten, auch für den Fall einer sozialdemokratischen Majorität? Und wenn ja — wie will sie das rechtfertigen, wie denkt sie sichdieEnt- wickluug? Dieselben Fragen möchten wir übrigens auch der angeblich nationalliberalen „Dresdner Ztg" vor legen. Wir haben das Versteckenspielen in diesen Tagen ehr lich satt bekommen. Also nun heraus mit der Antwort — aber bitte klar und deutlich. * Die Sozialdemokratie al- Kulturträgerin. In einer ru Crimmitschau abgehaltenen sozialdemokratischen KreiS- Parteiversammluna de» 18. ReichStagSwahlkeiseS (Zwickau- Werdau-Crimmitschau), in welcher Reichstagsabgeordneter Schöpflin-Veipzig über die Tagesordnung deS Bremer Partei tages referierte, beschäftigte man sich n. a. mit dem „Fall Schippet". Das Thema ist jetzt an der Tagesordnung bei solchen Gelegenheiten und für die bürgerlichen Parteien bis zum Bremer Tage kaum noch interesstmt. Das ist es auch nicht, was uns veranlaßt, diese Versammlung zu er wähn«. Aber man hat sich in Crimmitschau auch die un vermeidliche Resolution geleistet und auf deren Abdruck möchten wir nicht verzichten. Diese Herrschaften, die alles, aber auch alles besser wissen, die erklären, aus jedem ihrer Mannen könne man jeder Zeit einen Musterminister, Gesetz geber oder Heerführer machen, die prophezeie», die Kultur sei bei ihnen am besten aufgehoben und Wunderwerke aller Künste würden das Leben der Genossen im Zukunftsstaate verschönern — diese Herrschaften leiste» sich folgende, stilistisch geradezu entsetzliche Resolution: „Die heutige Kreispattriversammlung stimmt voll uud ganz den Ausführungen des Referenten bei, naznentlick, daß nur eine Zentralisation mit feste» Beiträgen die Partei auf eine richtige, jeste Grundlage bringen kann und daß von Elementen, Wie Schippel, reines Farbenbekenntnis verlangt oder reiner Tisch gemacht wird." Es fehlt weder daS gräßlich hohle ElichLwort „voll und ganr", noch das „reine Farbenbekenntnis" (frei nach dem „dreistöckigen Hausbesitzer"), noch die bei Mindergebildeten übliche falsche Konstruktion, die „von" Element« wie Schippel reinen Tisch mache» will. Ob da» der Anbruch der neuen Kullurepoche fein soll, die uns vou der Sozial demokratie verheißen wird? Drßsden, 31. August. * Parteitag der Reformpartei. Für den Dresdner Parteitag der Reformpartei ging heute ein Antrag ein, die Vertreter der Parteien m oen Einzel landtagen zu ersuchen, auf Grund von Punkt 4 des Programms (gemeinsamer Unterbau für daS gesamte Schulwesen) allgemeine Volksschule zu for dern. Begründung: Dieselbe ist geeignet, zur Versöh nung der Klassengegensätze beizutragen. Berlin, 31. August. * Kinderschutz in landwirtschaftlich« Beirieden. Ein Reichsgesetz betreffend den Kiaderschutz in landwirt schaftlichen Betrieben scheint jetzt areifbare Gestalt zu Pwinnen. Wie am Sonnabend vom Schulinspektor vr. Lotz in Kodurg Megentlich der Jahresversammlung der Lehrer de» Herzogtum» Koburg mitgeteilt wurde, sind Frage-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite