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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040830014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904083001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904083001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-30
- Monat1904-08
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904. -17»?—«. »t. > K7LS 98. Jahrgang. Nr. 4tt. Dienstag den 30. August 1904. «nnahmefchluß für An,rl«e«. Abeud-Au-gabe: vormlltaft» 10 Uhr. Morgen-AuSgab«: nachmittag» 4 Uhr. BezugS-PreiS in her Han-texpedition oder deren Ausgabe stellen avgeholtr vierteljährlich X S.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau« 3.7L. Durch di« Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich ^il 4.S0, für di« übrigen Länder laut Zritunq»pret«liftr. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktion-strich (4gespalten» 7b nach den Familiennach- richteu l6 gespalten) bO Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahmr 2Ü 4. Morgen-Ausgabe. ripMer Tagcbl M Anzeiger. Amtsblatt -es Hömgkichen Land- un- -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates un- -es Rolizeiarntes -er Lla-t Leipzig. Gxtr «-Beilage» (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefvrderuug ^l 60.—, mit Postbefvrderung X 70.—. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet vou früh 8 bi« abends 7 Uhr. Druck und Verlag von G. P»l< in Leipzig (Inh. vr. V., R. LW. «liukhardt). «edattton un» Srpedtttou: 1LS Fernsprecher 222 JohanniSgasse 8. KUt«lerpe»ttt«uen: Alfred Hahn, Buchhandla.,Untversität»str.S (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen straße 14 (Fernsprecher Nr. 293b) u. Königs platz 7 (Fernsprecher Nr. 750b). Haupr-Atliale Dresden. Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt l Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: EarlDuncker, Herzgl.Bayr.Hofbuchbandlg^ Lützowstratze 10(FernsvreckerAmtVI Nr.4603). Diese Nummer kpstet auf allen Bahnhöfen und III Itz I bet den Zeitungs-Verkäufern I dar Aichllgrie vom cagr. * In dem bayrischen Dorfe Pr ex an der sächsischen Grenze sind gestern früh 9 Bauerngüter mit 27 Gebäuden niedergebrannt. Es wird Brandstiftung vermutet. * Der König von Griechenland ist gestern morgen in Kopenhagen eingetroffen. * In Riga fanden am Sonntag crnste Un ruhen statt. (S. Ausl.) * Dor Liaujang hat eine große viertägige Schlacht stattgefunden, in der die Japaner siegten. (S. Russ.-jap. Krieg.) * Von verschiedenen Seiten wird übereinstimmend ge meldet, daß die Japaner tatsächlich die Befestig ungen von Vort Arthur zum Teil genom men haben. (Siche russ.-sap. Krieg.) siurrlana in Nölen. Die Vernunft spricht im russisch-japanischen Kriege für Rußland. Auch wenn es nicht wahr ist, was kürzlich ein russisches Blatt behauptete, daß Japan einen Augen blick geschwankt habe, ob es nicht lieber mit Deutschland Krieg führen wolle, auch dann bleibt es doch bestehen, daß ein Sieg Japans für uns keinerlei Vorteil, wohl aber schwere Sorgen bringt. Ist cs erst Japan gelungen, Port Arthur zu erobern und zu behaupten,Korea zu annektieren und dieMantschurei an China zurllckzugeben, so haben wir im fernen Osten eine chinesisch-japanische Koalition, die die Interessen der europäischen Staaten aufs äußerste be droht. Dann ist der Zeitpunkt nahegerückt, wo es für die Völker Europas gilt, ihre Güter, heilige wie materielle, zu wahren. Mit Rußland verbinden uns umgekehrt zahllose Be ziehungen. Daß uns das slawische Riesenrcich bisweilen ein recht unbequemer Nachbar war, das ist richtig. Seine Diplomaten haben uns häufig genug chikaniert und von oben herunter behandelt: auch in der russisch-"' Presse wurde Deutschland mit Vorliebe als der europäische Prügelknabe hingestellt, der immer an allem schuld ist. Deshalb hat man den Russen die derben Nasenstüber, die sie von Japan bekommen haben, bei uns gegönnt. Aber wer sich nicht von den schwankenden Gefühlen der Sympathie und Antipathie leiten ließ, wer vielmehr die Dinge nach den Gesetzen der ruhigen Vernunft zu be trachten sucht, der mußte doch zu der Erkenntnis kommen, daß der endliche Erfolg Rußlands in Ostasien auch in unserem Interesse liegt. Es handelt sich hierbei nicht bloß um die Solidarität der weißen Rasse gegen die gelbe, es handelt sich ebenso um den ungehinderten Absatz unserer Industrieprodukte in Ostasien. Wir haben diesen Standpunkt, daß ein Erfolg Ruß- lands gegen Japan für uns wünschenswert sei, und daß wir deshalb eine wohlwollende Neutralität gegen das Nachbarreich beobachten müssen, von Beginn des Krieges an vertreten. Aber es wäre verkehrt, deshalb, weil uns etwas wünschenswert erscheint, es nun auch als Tatsache vorwegnehmen zu wollen. Man findet noch immer, be» sonders in konservativen Blättern, die Neigung, alle Er. folge der Japaner zu verkleinern, alle Schlappen der Russen zu vertuschen. Durch diese Vogelstraußpolitik wird nichts gebessert. Es ist nun einmal kein Zweifel mehr: die russische Kriegsflotte in Ostasien ist bis auf unbedeutende Reste vernichtet, und cs ist völlig ausge» schlossen, daß Rußland, wenigstens in diesem Jahre, noch eine neue Flotte aus der Ostsee nach Ostasieü schicken kann. Japan hat also die unbedingte Herrschaft zur See errungen, die Verbindung seiner Truppen auf dem Fest lande mit der Heimat ist gegen alle Zufälligkeiten ge sichert. Damit ist aber auch das Schicksal Port Arthurs entschieden, mögen sich die Belagerten noch so tapfer ver teidigen. Denn eine Festung ist immer verloren, wenn es die Belagerer lange genug aushalten. Was die Ge schütze nicht vermögen, das vollbringen zuletzt Hunger und Seuchen. Ein Entsatz der Festung durch Kurovatkin ist selbst dann ausgeschlossen, wenn es dem russischen Oberbefehlshaber gelingen sollte, sich der Umklammerung deS Marschalls Oyama siegreich zu erwehren. Er hat sich dann die Basis für den Feldzug des nächsten Jahres gesichert, nichts weiter. Denn für eine starke Offensive ist er viel zu schwach. Außerdem ist ja auch die Einnahme Port Arthurs täglich zu erwarten, so daß auch der energischste Vorstoß sicher zu spät kommen würde. Wie eS im nächsten Jahre sein wird, wenn die vier neuen Armeekorps, die jetzt mobilisiert werden sollen, nach Ostasien abgehen, da» kann man natürlich nicht wissen. Vielleicht wendet sich dann das Blättchen. Die prekäre Lage, in der sich Rußland befindet, ' gibt zu denken. Vielleicht hat man die javanische Leistungsfähigkeit etwas unterschätzt; aber noch mehr sind die überraschenden Ergebnisse auf dem Kriegsschau- Platze wohl daraus zu erklären, daß man Rußland über schätzt hat. ES ragte in seiner kolossalen Gestalt so be drohlich über Europa und besonder» über da» Deutsch« Reich empor, daß man an seiner Ueberlegenheit kaum zu zweifeln wagte. Das Wort von -em Koloß mit den tönernen Füßen war fast vergessen; jetzt drängt cs sich uns wieder auf. Die Erfahrungen, die Rußland in Ost asien gemacht hat, zeigen mit aller Deutlichkeit, daß es mit Kriegsschiffen, Kanonen und Truppenformationen allein nicht getan ist, sondern daß es vor allem darauf ankommt, sie richtig zu verwenden. Daran aber hat eS in Rußland gefehlt; die Schiffe waren zum großen Teil nicht leistungsfähig, die Truppen standen vielfach nur auf dem Papier, die Vorräte waren gestohlen oder unter schlagen, die durch Protektion hoch gekommenen mili tärischen Führer zeigten sich ihrer Aufgabe nicht ge wachsen. Ueberall, wohin man sieht, findet man Kor- ruption, Bestechlichkeit und Unfähigkeit. Das russische System mit seinem Mangel jeder öffentlichen Kontrolle, mit seiner Kamarilla und seiner feilen Bureaukratie bricht unter der Probe seiner Leistungsfähigkeit glatt zusammen. So steht eS mit der Führung. Steht es mit den Ge führten besser? Man hat sich gewöhnt, unter der Suggestion der großen russischen Schriftsteller und der panslawistischen Agitatoren von der Urkraft des Slawen tums zu träumen. Wenn man ihm auch nicht gerade die Mission zugestehen wollte, die angeblich verrotete lieber- kultur des Westens zu regenerieren, so glaubte man doch vielfach an eine besonders kräftige Unterschicht, an daS gesunde bäuerliche Fundament des russischen Reiches. Und doch handelte es sich auch hier nur um eine kon ventionelle Lüge. In Wirklichkeit ist der russische Bauer längst degeneriert; Unwissenheit, Unterernährung, un- gesunde Lebensvcrhältnisse und in ihrem Gefolge Krankheit und Seuche wirken zusammen, um seine Leistungsfähigkeit herabzudrücken. So ist es nicht zu verwundern, daß auch der russische Soldat nicht den Er- Wartungen entspricht, die auf ihn gesetzt wurden. Wenn ihm auch eine gewisse natürliche Tapferkeit nicht ab gesprochen werden soll, so fehlt es ihm doch an Initiative und Intelligenz, auch an körperlicher Ausdauer, um sich den flinken und geriebenen Japanern gewachsen zu zeigen. Man preßt und saugt eben nicht ungestraft ein Volk durch lange Generationen aus. Die notwendige Folge ist, daß es degeneriert. Die Folgerung für die russische Regierung liegt an- gesichts dieser betrübenden Erfahrungen in Ostasien auf der Hand oder sie sollte doch dem ehrlichen Streben nach Wahrheit nicht verborgen bleiben. Nur eine Regene ration des russischen Volkes kann daS Reich gesund machen. Dazu gehört aber eine Beseitigung der abso lutistischen und bureaukratischen Regierungsform und eine Teilnahme des Volkes an der Regierung, dazu ge hört eine durchgreifende Volksbildung und eine Er. ziehung deS Volkes zum selbständigen Denken. Mit solchen Gnadenspenden, wie sie der Zar in seinem Erlaß anläßlich der Geburt deS Thronfolgers gewährt hat, ist so gut wie nichts getan. Nicht Gnade braucht Ruß- land, sondern Rechte. ES wird von der Einsicht der leitenden Kreise abhängen, ob Rußland sich aus diesem Niedergange, den der Krieg in Ostasien zeigt, aufzuraffen vermag, oder ob es immer schneller dem Zusammen bruch entgegentreibt. ver -Mrtaixl der Herero. Der Abschied be» „Habicht". Am Nachmittag des 25. Juli hat das Kanonenboot „Habicht", da» nach Beendigung der Reparaturen im Dock zu Kapstadt auf einige Tage nach Swakopmund zu- rückgekehrt war, Deutsch-Südwestafrika endgültig ver lassen, um nach Kamerun zu fahren. Die „Deutsch-Süd- westafrikanische Zeitung" schreibt aus diesem Anlaß in ihrer soeben einpetroffenen Nummer: Der „Habicht" brachte uns nach Ausbruch des Auf standes die erste Hülfe, und niemand, der am 18. Ja- nuar in Swakopmund war, wird vergessen, mit wel chem Aufatmen der Erleichterung wir an jenem Mittag die Masten deS schlanken Schiffes am Horizont auftauchen und geradenwegs auf uns -ukommen sahen; niemand wird die Scenen vergessen, wie die frischen Matrosen unter lustigem Sang den Eisenbahnzug, dessen Maschine am Fuße der Mole aus den Schienen gesprungen war, zum Bahnhof hinaufschoben, und wie dann unter dem Hurra der wenigen in Swakopmund Zurückbleibenden da» Kommando mit den paar so schmerzlich entbehrten Geschützen in den offenen Kasten- wagen in die Dämmerung binausfuhr. Die Erinnerung an^en« ersten Tage de» Aufstande», so vielBlut undver- nichtung sie auch im Schutzgebiete angerichtet haben, wird verklärt durch da» Gedenken an den Geist, der da mals durch da» Schutzgebiet ging. Während tiefster Frieden im Damarülande herrschte und da» endliche Einsetzen eine» guten Regeniahres olle Hoffnungen aus di« so sehnlich erwartete Besserung -er Verhältnisse be lebte, während wir un» de» Fortschritte» freuten, für den durch den energischen Beginn des Baue» der Otavi- bahn der Weg geebnet zu werden schien, loderte plötz lich der Brand des Aufruhr» empor und drohte über die Leichen der heimtückisch überfallenen und er mordeten Landsleute hinweg alle» bisher Geschaffene von Grund au» zu zerstören. Ein instinktiver Zu sammenschluß der gesamten weißen Bevölkerung war die erste Folge der Schreckensnachrichten, die das Land durcheilten. Der »Habicht", der un» ja kein Fremder ist und schon oft, auch noch ganz kurz vor dem Auf stande. zu Weihnachten vorigen Jahres, Swakopmund besucht hatte, hat jene Zeit gehobenen Lebens in der am meisten kritischen Periode zusammen mit uns durch gemacht und ist uns deshalb ganz natürlich von allen Hlllfskräften aus der Heimat am nächsten ^getreten. Auch er hat Blut von ihm Zugehörigen in Südwest afrika fließen lassen und das Land birgt Tote von ihm: Bei Owikokorero fielen Oberassistenzarzt vr. Velten, Bootsinannsmaat Höldtke und Obermatrose Ehlers, am Liewcnberg Matrose Karle. Verwundet wurden Oberleutnant z. S. Hermann bei Owikokorero und Vootsmannsmaat Jurjahn am Liewenberge. Möge der „Habicht", wenn er später einmal wiederkommt, eine glücklichere Zeit im Schutzgebiete sehen. Hinrichtung eine» „Evangelisten". An dein Herero Heinrich oder Egbert genannt, Schul meister und Evangelisten, der wegen Teilnahme an der Ermordung des Farmers Koszarski und Spionage feld gerichtlich zum Tode durch den Strang verurteilt war, ist ani 2. August früh das Urteil im Srvakopmund vollzogen worden. Deutsche» Trexen-Autemobil. Die offenkundige Rückständigkeit unserer Kolonien hinsichtlich des Transvorts und Verkehrs und die gün- stigen Aussichten des volkstümlichen Baumwollunter, nehmens in Ost- und Westafrika haben das Kolonial- Wirtschaftliche Komitee veranlaßt: die „goldene Medaille für Kolonial-Maschinenbau" für ein deutsches Tropen-Automobil aus zusetzen. Dasselbe soll den folgenden Anforderungen ent sprechen: Eigengewicht des Automobils bis zu 2000 Kilo gramm, Tragfähigkeit des Wagens 2000 Kilogramm, Geschwindigkeit 5 Kilometer, bezw. 8 Kilometer, bezw. 12 Kilonieter in -er Stunde, se nach den Wcgeverhält- nissen. Ueberwindung von Steigungen von 1 :8. Zu verlässiges Fahren auf Wegen, die in Deutschland als gewöhnliche Landwege bezeichnet werden. Solideste Konstruktion. Gegen das heiße Tropenllima wenigst empfindlicher Motor. Einfachster Betrieb und Bedie nung. Die Herstellung des Fahrzeugs, sowie Repara- turen während der Versuche und Kosten für den Führer trägt die Fabrik, dagegen übernimmt das Komitee den Schjffstransport von .Hamburg nach der Kolonie Ost afrika oder Togo und eventuell zurück. Die Prüfung des Fahrzeuges erfolgt in der Kolon e durch etne von dem Komitee ernannte Kommission unter dem Vorsitz des Kaiserlichen Gouverneurs. Die Anmeldung von Firmen, welche sich an dem Wettbewerb zu beteiligen beabsichtigen, nimmt das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee, Berlin, Unter den Linden 40, bis zum 1. Oktober 1904 entgegen. ver nittiscb-iapanircdr Krieg. Vsr Liaujang. Der Niutschwanger Berichterstatter des „Daily Er preß" entwirft von den Operationen bei Liaujang nach stehende Schilderung: Tie Liaujang verteidigenden Russen zogen sich auf die Stadt zurück. Ties ist das Ergebnis des Rückzuges von Liandiansian. Die Rekognoszierung der Japaner am Freitag entschied, daß ein allgemeiner Vormarsch erfolgen solle. Die Reserve-Divisionen, die Liandian- sian befehlen und die Rekognoszierung schützten, er hielten den Befehl, in die Feuerlinie e-nzurücken. Nach einem Gewaltmärsche wurde die russische Front an drei Punkten angegriffen. Die japanische Infanterie ver suchte unter dem Schutze eines furchtbaren Artillerie feuers einen Angriff auf die russische Linie. Mit großem Ungestüm, wie Gurkhas, erklommen sie die Hügel angesichts eines mörderischen Feuers und nah men mit lautem Hurrah die Anhöhen mit dem Bajonet. Dieser Erfolg der Japaner leitete einen allgemeinen Rückzug in allen Teilen der russischen Linie ein. Das Zentrum war durchbrochen, daher retirierten die Flan ken. Bei Anchonticlxm hielten die Russen die Japaner jedoch in Schach und zogen sich in guter Ordnung zu rück. An zwei Stellen -cs Schlachtfeldes wurden die Japaner zurückgeworfen. Die Japaner machten 12 englische Meilen von Liaujang Halt, zogen sich aber darauf ein paar englische Meilen zurück, um zu biwa kieren. Die Hauptstellung der Russen ist nunmehr acht englische Meilen außerhalb von Liaujang. Von russischer Seite wird offiziös gemeldet: Die rus sische Armee steht vor Liaujang, wo die Züge der Artille rie in guter Ordnung eingetroffen sind. Die Schlacht dauerte vier Tage an. Das japanische Herr rückte mit der größten Entschlossenheit vor, ohne Opfer zu scheuen. So verlor ein Bataillon am 28. abends bei dein Angriff bei Siaolingtse sämt liche Offiziere. Der Troß der vier Armeekorps zog sich über die Ebene unter dem Schutze der Truppen, die in ihren Stellungen blieben, zurück, bi» der letzte Ge päckwagen verschwunden war. Die russische Artillerie schoß andauernd mit fämtlichen Geschützen; das Schau- spiel machte einen tiefen Eindruck. Trotz deS regel mäßigen Verrückens der Japaner, die mit großer Prä zision vergingen, feuerten die Russen au» den Geschützen mit vollkommener Kaltblütigkeit. Die Verbindungen sind nicht unterbrochen. Eine Mitteilung des russischen Gencralstabes besagt: Am 28. August setzten die Japaner den Vormarsch auf die Front zwischen Anschantscban und Liandiansan fort. In den Nachhutgefechten beim Ruckzuqe unserer Truppen wurden Generalmajor Rut kowski und Oberstleutnant v. Naaben getötet. Die Zahl der aus der Front AuSgeschiedenen ist noch nicht festgestellt. Den Verbandsplatz passierten gegen 400 Ver wundete. Die Verluste des Gegner» sind bedeutend. Auf den übrigen Punkten herrscht Ruhe. Nach einer Depesche deS „L.-A." au» Liaujang begann Montag morgen ein Artilleriekampf bei den Vortruppen. Vorläufig ist da» Gefecht nur leicht. Die Japaner greifen noch nicht ernstsjch an, da sic offenbar erst ibrc Schlacht ordnung entwickeln. Sonntag wurden die Truppen der russischen Düdabteilung durch Armeefuhrwerk aufge halten das in dem aufgcweichten Boden stecken geblieben war und mit dem nachdringenden Feinde in ein ernstes Nachhutgefccht verwickelt wurde. Aus Tokio wird vom Sonntag gemeldet, daß General Kuropatkin Zoll für Zoll zurllckweicht, jede Stellung aber hartnäckig verteidigt. Die Japaner rücken vor und bringen bereits Belagerungsge schütze nachLianjang. Tie Zerstörung der Bahn linie durch Kuroki und ihre Besetzung südlich von Mukden werden bestätigt. Arthur. Aus dem Hauptguartier Kurokis meldet der Kriegs berichterstatter des „Daily Ebronicle" vom 24. August: Der Fall von Port Arthur ist bevor stehend. Die Japaner sind nunmehr innerhalb der Hauptwerke und ihre Kanonen beherrschen die Stadt. Verzweifelte Kämpfe finden Tag und Nacht statt. Die beiderseitigen Verluste sind riesig. Die Russen machen ungestüme Gegen- angriffe, aber die Japaner behaupten die gewonnenen Stellungen. Eine Tientsiner Depesche deS „Morning Leader" vom 27. August besagt: Tie Japaner haben nicht nur den rus sischen Kordon um Port Arthur an zwei Stellen durch brochen, sondern tatsächlich die Vorstädte und die Festung bis zum Paradefelde betreten. Laut einer Drahtmcldung aus Kobe hatten die Java- ner am 27. August alle Außenwerke genom men, während die Russen noch die Citadclle, das Fort am Goldenen Berg und die Forts am Tigerschwcif und auf Liaotischan behaupteten. Deutsches Zeich. Leipzig, 29. August. * Der lippische Erbfolgestreit der Schaumburger und der Biesterfelder wird jetzt von der Berliner Wochenschrift „Ter Bär" wieder aufs Tapet gebracht. Skatürlich handelt es sich wieder um die angebliche Ebenbürtigkeit der Stammmutter Modeste v. Unruh, obwohl die Oeffent- lichkeit damit doch nun bis zum Ueberdruß gespeist wor den ist. Wir halten unsererseits an der Auffassung fest, daß die diffizile Unterscheidung zwischen einfachem Adel und freiherrlichem Adel, um die es sich im letzten Grunde hier handelt, unfern heutigen Begriffen und An- schauungen keineswegs mehr entspricht und daß es kein glücklicher Gedanke ist, auf derartig subtile Verschieden heiten Throne zu gründen. * s Berlin, 29. August. * Ucber die Parlamentarischen Aussichten der Kanal- Vorlage kann die „Eisenzeitung" auf Grund besonderer Informationen folgendes mitleilen: Es ist nicht zu ver kennen, daß sich die Chancen für die Durchdringung der Vorlage rein sachlich günstiger gestaltet haben, da die von der Regierung ausgestellte Fassung mit dem Torso des Rhein-Hannover-Kanals vielen Konservativen die er wünschte Gelegenheit bietet, für die Vorlage zu stimmen, während sie sich gegen den Rhein-Elbekanal aus Partei- rllcksichten ablehnend verhalten müssen. Die Freikonser vativen, unter ihnen Frhr. v. Zedlitz, werden höchstwahr scheinlich auch ihr Votum dafür abgeben, ebenso der größte Teil des Zentrums. Sämtliche in der Kommission gestellten Fragen (u. a. auch die, welche die Kanalisierung der Lippe betreffen), sind von der Regierung bereits be arbeitet und werden insgesamt bis Ende September zu- sammengcstellt sein. Sie können der Anfang Oktober wieder zusammentretenden Kommission vorgelegt wer den. Objektiv betrachtet, könnten die Arbeiten der Kanal kommission also in wenigen Wochen beendet sein. Man fürchtet aber wieder die Verschleppungstaktik der Kanal gegner, die aus parteipolitischen Rücksichten der Vorlage ein Bein stellen wollen. Diese Taktik wird vermutlich wieder durch Aufwerfen von Fragen, die den Gang der Sache aushalten, sowie durch Verquickung der Angelegen heit mit andern Dingen verzögernd wirken. Vor allem wird man auch er st den Inhalt der Handels verträge prüfen, von denen die Stellungnahme zu der Vorlage vielfach abhängt. Zu den Gegenständen, welche von den Gegnern der Vorlage in erster Linie zu Verschleppungszwecken benutzt werden dürften, gehören die Einführung von Schiffahrtsabgaben auf den künstlich vertieften Strömen, die teilweise Kanalisierung der Lippe und die Einführung eines Schleppmonopols nach dem Dorbilde des für den Teltowkanal in Aussicht genomme nen. Der Abg. Zehnhoff hat bereits einen Antrag gestellt, welcher die Anfrage, wie sich die Regierung zu einer Einführung eines Schleppmonopols verhalten würde, enthält. Im Bautenministerium steht man dieser Frage im allgemeinen wohlwollend gegenüber uno hat sich ja auch bereits eingehend mit Ver suchen, welche den elektrischen Schiffszug be treffen, befaßt. Dies wird wesentlich mitsprechen, doch ist es noch fraglich, wie die übrigen Ministerien, insbeson dere die deS Handels und der Finanzen, sich darüber au»- sprechen werden. Zinnfunde in Kamerun. Nach einer Kabelmeldung aus Kamerun ist es der kürzlich gegründeten Kamerun- BerawcrkS-Gesellschaft doch noch gelungen, von Herrn Taylor alle Rechte auf Zinnfunde, soweit sie auf deut schem Gebiete gemack)t wurden, sich zu sichern. Im November, nach Schluß der Regenzeit, wird, wie schon gemeldet, unter Führung des Geologen vr. Monke eine geologisch-bergmännische Expedition zur näheren Er- kunüung der am Mungo entdeckten Petrokeumquellen nach Kamerun reisen. Diese Expedition wird ihre Forschungen nun auch auf die Zinnlaaer auSdehnen, die sich, wie wir kürzlich mitteilten, an Ser Grenze Ni- geriens befinden. Als landeskundiger Führer wird der bayrische Hauptmann a. D. Hutter, der die hier in Be- tracht kommende Gegend durch einen längeren Aufent halt in Bali kennt, die Expedition begleiten. Er ist, wie ein von ihm veröffentlichte» Buch, daS besonder» den Stamm -er Bali behandelt, auSweist, ein ganz gründlicher Kenner de» näheren Binnenland«». L» ist
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