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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.08.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040829013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904082901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904082901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-29
- Monat1904-08
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Dies« «»«»»« r-ft-, aus allen Vahnhssen und I II dttdNkZttMng-.verkallser» 1» der Hanptexpedkllon oder deren Au-gade- stellen ad,,»»'«: Rrrt«1jSbrUch »^, btt MetMoii, »Ul, na in» Hau« en für DeMfch- ich 4.50, stir nq«prtt»Itste. land u. dkü ««XMs« «I» EtzPStzttto«: 15S Fernsprechn 222 JstzanntSgaff« » KUiOlendedttto»e>r Alfred Haßii, v,8andta„V«t»«rM»Sftr.» (A«rnfp». Nr. 404»), L. L»sche. »alharinen- sttaß, 14 (Fei>stpr«dkr Nr. 29») ». «0nio». platz 7 (Fernsprech« Nr. 7üüL). Dre»»tt> RarKnftrntze 34 (tzernjprech« «Nit l Nr. 171«, Hsn^.FM«1« Vertt» LartD«»<«,,Herzgl.VahrZofdnLdm,d>tz, Ltdowklnch« lömmDrecherAmtVI Nr.4«N Morgen-Attsgabe. WpziM TaMaü Anzeiger. Amtsvkatt -es HSnigliHen Land- und des Lliiniglichen Amtsgerichtes Lttpzig, -es Nates und des Nakizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 28 ^f. Reklamen »nter dem Rrdaktionsslrich (4 gespalten) 7b ^L, nach den Familiennach richten («gespalten) üO Tabellarffcher und Zifirrnia« entsprechend höder. — Gebühren für Nachweisungen und Ossertenannahme W «nuatz»rfchl»d für Anreißen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Grtr«-Betla,e» (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne PostbesSrdrrung 60^--, mit Postbesörderung 70.—. Anzeige» find stet« an di« Expedition zu richten. Di« Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. «liukhardtX Nr. 439 Montag den 29. August 1904. 98. Jahrgang. v»r llllcbNgrtr vs« csgr. * Die sächsischeReyiermna soll bereit sein, bei der preußischen Erfenbahnverwaltung wegen Gewährung von Notstandstarifen für die sächsische Industrie vorstellig zu werden. Man hofft auf Erfolg. (S. Dtsch. Reich.) * General Ssacharofs setzt seinen Bericht über die Kämpfe der Mantschureiarmee am 27. August fort. (S. Letzte Nachr.) * Die Stände Ainlands wurden durch einen kaiserlichen Erlaß zu einer ordentlichen Session auf den 6. Dezember nach Hellings ors zu sammenberufen. (S. Letzte Nachr.) (in ollen« Won an Oie Innglidersle«. „Von beteiligter jungliberaler Seite" wird der „Natlid. Eorrefp." geschrieben: „Auf der Tagesordnung des Vertretertages am 3. und 4. September in Leipzig steht zur Beratung in öffent licher Versammlung ein Punkt: „Richtlinien für ein liberales Schulprogramm." Und dazu ein Antrag des jungliberalen Vereins Aachen: „Der nationalliberale Iugendverein zu Aachen hält die Hestleauna eines jung liberalen Schulprogramms für verfehlt und beantragt, davon Abstand zu nehmen." Es dürfte angebracht sein, zu diesen beiden Anträgen ein paar Worte zu sagen. Ich will dahingestellt sein lassen, ob die Antragsteller zum öfsentlichen Thema sich klar darüber gewesen sind, welche Konsequenzen sich an die Diskussion, respektive an einen Beschlußantrag anknüpfen. Man bedenke: in der beginnenden Wintersitzung des Abgeordnetenhauses wird jedenfalls der Schulantrag zur Beratung kommen. Des langen und breiten ist schon pro ct contra geschrieben und gesprochen worden, bis die Resolution deS Zerttral- Vorstandes allen Mutmaßungen gegenüber eine feste Unterlage gab. Glaubt man denn nun wirklich, die schwere Arbeit der Fraktion dadurch zu fördern, wenn man kurz vor der Beratung sich in Zukunftsmusik ergeht und ein. Schulprogramm aufstellt, das der Wirklichkeit wobl kaum entsprechen kann? Oder glauben die Partei genossen in den sungliboralcn Vereinen, daß es den nationalliberalen Abgeordneten möglich sein wird, den jungliberalen Wünschen, die ja laut und deutlich genug ertönten, in so weitgehendem Maße Rechnung zu tragen, wie rS erhofft wird? Neinl Im Gegenteil! Durch etwaige übereilte Beschlüsse kann die heikle Ange legenheit, die ja nun so weit gediehen, auf einen toten Punkt gebracht werden, wo sich die so notwendige Rege- lung der Schulsrage, des Tchulunterhaltungsgesetzes, der Schulinsvektion usw. al» unmöglich erweist. Gefreut habe ich mich über den Antrag, der die Fest- legung auf ein sungliberales Schulprogramm für ver fehlt hält und damit zum Ausdruck bringt, daß die Jung liberalen sich unmöglich ein eigenes Schulprogramm geben können. Aber mit dem Aachener Antrag soll doch wohl hinsichtlich de» Antrages des Reichsverbandes gesagt werden: Verfrüht, verfrüht! Daher abwarten, waS die Beratungen im Abgeordnetenbause bringen werden, Vertrauen zu den Führern und Abgeordneten, und dann auf der Basis gezeitigter Beschlüsse weiterbauen I Da ist die Konsequenz der besseren Einsicht, die den schon festgesetzten Frankfurter Tag verschob. Hierin werden mir alle erfahrenen Parteifreunde beistimmen. Und dann möge man sich die Beschlüsse des Zentrums tages vor Augen halten: „Wir fordern die konfessionelle Volksschule namens der Kirch«, der die Kinder durch die Taufe angehören, und namens der Eltern. Wir fordern die konfessionelle Volksschule aber ganz und voll. (Endloser Beifall,) In der Schule muß alles ineinandergreisen, wenn die Kinder nach der Wahrheit und den Grundsätzen ihres Glaubens herangebildet werden sollen. Und darum ist di« Hauptsache -er Lehrer. Deshalb ist auch die kon fessionelle Heranbildung der Lehrer eine Hauptanforderung. (Stürmischer Beifall.) Di« Simultanschule ist eine Schule der Unduld - samkeit, die erste Etappe zur Religions losigkeit. (Beifall.) Religion ohne Konfession ist Konfusion. (Erneuter stürmischer Beifall.) . . . Die Religion soll nicht die Magd der Schule sein. Und das sage ich nicht blos für die Volksschulen, sondern auch für unsere Mittelschulen und auch für die Universitäten." Haben unsere Freunde diese Auslassungen vr. Schäülers auf dem Katholikentag vernommen? Di« Meinung d«r Partei, die di, Macht augenblicklich in Deutschland hat, und der die Fürsten persönlich den Will- kommsgruß entboten? Und glauben die Herren, trotz dieser Kundgebung mit einem entschieden simultanen Schulprogramm durchdringen zu können? Öder meinen Sie nicht, daß es ein Zug Politischer Klugheit war, der die notionalliberalen Abgeordneten in dieser Frage mit den Konservativen verbündete? Wie die Verhandlungen deS Abgeordnetenhauses auSfallen wer- den, mag dahingestellt bleiben. Aber ich betone noch- mals, wie die Aachener: Ein liberales Schulprogramm aufzustellen, jetzt, wo in kurzer Zeit der Kampf beginnt, ist mindesten» verfrüht. Und deshalb glaube ich, und mit mir wohl alle Einsichtigen unter den Jung liberalen, daß der Antrag Aachen den Sieg davontragen wird. Das Gegenteil wäre bedauerlich. Noch eins. Bon Süddeutschland her macht sich ein Drängen nach Ungebundenheit bemerklich. Nicht ge bunden durch die Partei, sondern unabhängig neben der Partei — nur so sei es den Jungliberalen möglich, sich frei zu entfalten. Deshalb auch die Antipathie gegen die Altersgrenze. Aber die Herren mögen es sich gesagt sein lassen, die als Stürmer und Dränger zerren und ziehen: die jungliberale Bewegung wird erstarken und kräftig sein in der Partei, oder sie wird nicht sein. Von Anfang an war das Prinzip der Jungliberalen: bis 40 Jahre im jungen, dann im alten Verein; und in bei den als treue, tüchtige und mitarbeitende Parteigenos sen! Was soll das Rufen nach Ungebundenheit? Sind die Herren jetzt geknebelt und gebunden? Die jung liberale Bewegung soll eine Verjüngung der Partei be deuten — aber auf dem Wege, den so manche Herren jetzt beschreiten wollen, vermag so manch einer kein Heil für die Partei zu ersehen. Eine dringliche Bitte habe ich für den Delegierten tag aus dem Herzen: Ruhige und sachliche Erwägung der gegebenen Verhältnisse nach allen Seiten. Nur so kann die Beratung dem Verband und der Partei zum Segen gereichen. Mit hohen tönenden Worten erzwingt man keine praktischen Ziele — und wir haben sehr nötig, praktisch tätig zu sein — Feinde ringsum! Daß der Vertretertag in den beiden so äußerst wichtigen Fragen einen Beschluß fassen möge, der in allen nationalliberalen Kreisen, alten und jungen, mit leichtem Herzen und froh begrüßt werden kann, das ist mein Wunsch und der Wunsch aller derer, die es ernst und ehrlich mit der Partei meinen. Darum nochmals: nicht im ersten Feuer losschlagen, sondern ruhig überlegen und erwägen. Und wenn die Parteigenossen in Berücksichtigung der gegebenen Ver- hältnisse ihre Entschlüsse fassen und mit den Tatsachen rechnen, dann wird auch der Leipziger Vertretertag einen Schritt vorwärts bedeuten und Segen bringen, und es wird wieder Friede einkehren in Trojas Hallen." Nun, auch uns ist „von beteiligter jung liberaler Seite" geschrieben worden, freilich in ganz anderem Sinne als -er von Partei wegen auf daS ruinöse Utilitütsprinzip festgelegten „Nationalliberale Korresp.". Aber wir fühlten uns doch verpflichtet, auch einmal die Gründe für das Kompro miß ausführlich wiederzugeben, ehe wir abermals gegen dies schwächliche Produkt der Halb- und Lauheit hart und scharf zu machen versuchen werden. ver A»k§ls«(k Oer Herero. VerstArkrrngptran-r'srt. Für den neuen BerstärkungStranSport ist noch der zur Hamburg - Slipamerikqn,scheu Dampsschiffahrt» - Gesellschaft gehörige Dampfer „Santa FS" vom Reichsmarincamt ge chartert worden. Der Dampfer wird am SO, August zu sammen mit dem gecharterten Dampfer „Alexandra Woer- mann" nach Swakopmund gbgehen und einen großen Posten Verpflegung-Materialien für di« in Deutsch-Südwestafrika de- findlichen Pferde befördern. Er erhält eine Ladung von un- gesähr 45 OOP Sack Haier und außerdem ein« Ladung Kohlen für Pi« dortige Eis«nbayn. ver wrrlrw-iapsiürede Krieg. Dia -«fpieötgeNv« LHfrrn- Ohan-harfea§«. Die genaueren Berichte über die Frag, der Abrüstung der in Shanghai liegenden russischen Schiffe lassen erkenne«, daß der Befehl des Zaren, di« Schiff« z» deSarmieren, »och eben rechtzeitig kam, um höchst b,d«nkliche Zustände und Ereignisse zu verhindern. Am Dienstag morgen begab sich d«r Taotai von Shanghai zum englischen Generalkonsul und forderte diesen aus, di« Reparaturarbeite« an dem „A«kold" zu verbinden,. Zu diesem schlau,« Schritt, durch den dir Verantwortung auf England adgevälzt wurde, war der Taotai angeblich dadurch gekommen, daß da« Dock, in d«m der .Askold" liegt, englisch«« Eigentum ist. De, Generalkonsul ant wortet«, daß er am nächsten Tage die nötigen Schritt« tu« werde und verhandelt, mittlerweile mit dem russischen Konsul, der um «ine Verlängerung der Zeit- grenze bat. Der englische Konsul war bereit, dem ^schiffe eine« weiteren Tag ru gestatten. Diese kurze Frist benutzt« aber der russische Gesandt« in Peking, um auf den Weiwupu einen solchen Druck au«zuüben, daß dieser dem Taotai befahl, den russischen Schiffen eine Aufenthalt-- Verlängerung bi« Sonntag mittag »u gewähren. Dir Gründe, de« der russische Gesandt« für d»se Aufenthalt-» Verlängerung geltend gemacht batte, waren die Wasseruerhäld- nifl«, di« dem „Alkold" augenblicklich ein Verlasse« de« Dock unmöglich machten. So wüt war an dem Beschluß de« Wei- wupu nicht« au-zusetzen. Aber dieser erlaubt« gleichzeitig dem russischen Schiff, seine Reparaturarbeite» bi- Ssnntatz fortzusetzen, und der „A«k»ld" würde infolgedessen am Sonn- tag nicht nur seetüchtig, sondern kampffübig den Hafen haben verlassen können. (?) Die Konsuln in Schanghai erkannte« sofort die große Gefahr, die in dieser Erlaubnis der chine sischen Regierung enthalten war, und der japanische Konsul empfahl, ebenso wie der Gesandte in Peking, der Regierung in Tokio energische Maßnahmen. Die japanische Regierung teilte ihrerseits mit, daß sie, fall» sie zum gewaltsamen Einschreiten ge nötigt sein sollte, den fremdländischen Konsuln und den Kommandanten der neutralen Schiffe vorher Mitteilung zuarhen lassen würde. Als die Lage sich in dieser Weise gefährlich zugespitzt hatte, kam die erlösende Meldung aus Peking, daß der Zar die sofortige Abrüstung der beiden Schiffe befohlen habe. Es ist interessant, aus einem Reutertelegramm vom 25. August zu ersehen, daß die Offiziere und Mannschaften des „Askold" von Anfang an für die Abrüstung des Schiffes waren, da sie ganz genau wußten, daß jeder anders lautende Befehl für das wunde Schiff nichts weiter als Untergang und für dessen Mann schaften den Tod bedeuten würdet Die Leute sollen, als der erste Befehl kam, beschleunigt an den Reparaturen zu arbeiten und am Sonntag den schützenden Hafen zu verlassen, eine große Niedergeschlagenheit gezeigt haben. Der russische Gesandte in Peking schien aber unbeugsam zu sein und von einer Abrüstung nichts wißen zu wollen. Schließlich legten sich die Dockvorsteher ins Mittel und erklärten einfach, daß eine Reparatur bis Sonntag nicht möglich sei. Wieder arbeitete der Draht zwischen Shanghai und Peking und endlich lief die erlösende Nach richt ein, daß die Schiffe abzurüsten hätten. Dies geschieht offiziell unter Aussicht ver chinesischen Regierung, d,e dabei durch die Zollbehörden vertreten ist. sobald die Schiffe genügend zusammengeflickt sind, werden sie neben der „Mandschur" verankert werden. Der Zar hat die Freude der braven Schiffsbesatzungen dadurch vollständig gemacht, daß er ihnen telegraphisch seine Anerkennung und seine Gratulation zu der Rettung der Schiffe aussprach. In Shanghai atmet man auf und die japanische Flotte, die noch vor der Mündung deS Jangtse liegt und deren Geschütze man im Geiste schon Verheerungen in dem friedlichen Settlement anrichten sah, wird abdampsen, sobald der )apanische Admiral die Ueber- zeugung gewonnen hat, daß der „Askold" und dir „Grosowoi" m gründlicher Weise abgerüstet sind. veukseves Kelch. * Leipzig, 28. August. * Die NatftandStartfe für die sächsische Industrie finden eine warme Fürsprache im — „Batertand". Wir fürchten auch nicht, an unserer liberalen Gesinnung Schaden zu nehmen, wenn wir unsere aufrichtige Anerkennung für die sachlich wohl begründete und außerordentlich sympathische Art der Behandlung dieser wichtigen Materie in dem konser vativen Organ aussprechen. Der resümierende Abschnitt des Artikels lautet: Ein gewisser Notstand ist also zweifellos vorhanden, ein Notstand, der sich nicht auf einen kleinen Kreis von Unternehmern beschränkt, sondern üble Rückwirkungen aus die gesamte sächsische Volkswirtschaft übt. Im Interesse der Erhaltung der von der Kalamität betroffenen Industriezweige, sowie der darin be schäftigten Arbeiterschaft, erscheint es uns geboten, daß eine staatliche Hülfsaktion insofern eingeleitet wird, als eine Ermäßigung der Stsenbahnfrachtsätze in den hierbei in Frage kommenden Verkehre» bis zum Wiederbeginn der Schiffahrt durchgeführt wird. Diese Ermäßigung hat aber nur dann einen Zweck, wenn Preußen ebenfalls Notftandstarise für Industrie und Handel etnführt. Wenn wir nicht falsch untrr- richtet sind, wird die sächsische Regierung sich dem vielfach laut gewordenen Wunsche gegenüber nicht ablehnend verhalten, bei der preußischen Eisenbahnverwaltung die Inter essen der sächsischen Industrie zu vertreten. Da in vielen preußischen Bezirken die Verhältnisse ähnlich wie in Sachsen liegen und die preußischen Industriellen ihre Klagen ebenfalls mit Nachdruck den in Frage kommenden Berliner Stellen gegenüber Vorbringen, ist die Hoffnung nicht ganz unberechtigt, daß die sächsischen Vorstellungen nicht ohne Erfolg bleiben werden. In Sachsen erwartet man von Preußen, daß es auch in diesem Falle seine Bundrstreue betätigen wird, um so mehr als die sächsische Industrie in ihren Forderungen nicht undrfcheiden ist; sie „wünscht kein« Dartfnachlässe, die geradezu Zuschüsse er fordern, sondern nur vorübergehenden Verzicht auf mehr oder weniger großen Gewinn bei diesen der Bahn nur ganz ausnahms weise und unerwartet überhaupt zusallenden Frachten". Vertin, 28. August. * Der Kaiser und »t« Kaiserin unternahmen beute morgen einen Spaziergang in der Umgebung des Neuen Palais. Mittag» begaben die Majestäten sich nach Berlin zu der Nagelung und Weihe einer größeren An zahl neuer Fahnen und Standarten und der Weihe einiger älterer Fahnen im Zeughause. Bor dem Zeug hause erwies die Leibkompownie d«S 1. Gard«-Regi ment» z. F., an derem rechten Flügel di« diretten Vorgesetzten Aufstellung genommen hatten, die Honneur». Mn den Majestäten trafen «in der Kronprinz, Prinz Eitel Friedrich, Prinz Heinrich, Prinzessin Victoria Luise, ferner Prinz uud Prinzessin Friedrich Leopold und Prinz Joachim Albrecht. Dir neuen Fahnen lagen auf Tischen in der Ruhmeshalle be reit. Im Zeughaus hatten sich versammelt die direkten Bor- gesetzten der ,n Frage kommenden Truppenteile bi» m den Korpskommandeuren, das Hauptquartier und die Gefolge, der Reichskanzler, die Generalobersten v. Lahnke und Graf Schliessen, der Kriegsminister, die Militärbevrllmächtigten und Truppenabvrdnunaen. Nach der Nagelung vollzog im Lichthof Militäroberpsarrer Konsistorialrat Wölfin- die Weihe in Gegenwart des katholischen Feldpropst«» der Arme«. Di« Kapelle des Kaiser Alexander-Regiments führte die Musik aus, die Leibbatteri« des 1. Garde-Feldattillerie- Regiments feuert« im Lustgarten Salut. Die geweihten Fahnen wurden an die Spiz« der Ehrenkompagni« gebracht, die sodann gefolgt von der Leibbatteri« einen Vorbeimarsch vor dem Kaiser auSfübrte, wobei Prinz Eitel Friedrich ein trat. — Im Königlichen Schlöffe empfing der Kaiser den bisher in Wien akkreditiert gewesenen neuen schweizerischen Gesandten de Claparöde. Zur Frühftückstafel bei Ihren Majestäten waren außer dem Prinzen Heinrich geladen Prinz und Prinzessin Max Ratibor und Gesandter Freiherr von Rotenban. Nachmittags 3 Uhr kehrten die Majestäten nach dem Neuen Palais zurück. * Für die neue „Trutsche MittelstandSPsrlei" sind fol gende programmatische Forderungen ausgestellt worden: 1. Regelung de« Submissionswesens; 2. Sicherung der Forde rungen der Bauhandwerker; 3. Beseitigung der durch die Gefängnis- und Zuchthausarbeiten den selbständigen Hand werkern bereiteten Konkurrenz; 4. Abschaffung der Institution der Oekonomiehandwerker; 5. Heranziehung der Großbetriebe zu den Kosten für die Fachschulen und die sonstige Aus bildung der Lehrlinge, sowie für die Arbeitsnachweise der Innungen; 6. Lehren darf nur derjenige, der ord nungsgemäß gelernt und den Meistertitel erworben hat; 7. Gerechtere Verteilung der durch die Kranken», Invalidi tät«- und Unfallversicherungsgesetzgebung entstehenden Lasten; 8. Abschluß guter Handelsverträge für den deutschen Mittel stand und Schutz der nationalen Arbeit; 9. Einschränkung der übermäßigen Koalitionsfreiheit und Beseitigung des rum groben Unfug ausgearteten Streikpostenftehens, sowie der Ver rufserklärung von Werkstätten und Betrieben; 10. Aenderung des K 34 des Unfallversicherungsgesetzes (Ansammlung eines Reservefonds von 650 Millionen); 1l. Beseitigung der Aus wüchse der Konsum- und Rabattsparvereine; 12. Einführung einer wirksamen Warenhaussteuer. — Ein Aufruj, der die Männer Les Mittelstandes auffordert, sich der neuen Partei anzuschließen, ist unterzeichnet vom Zentralausschuß der ver einigten InnungSverbände Deutschlands, vom Innungs ausschuß der vereinigten Innungen zu Berlin, der Mittel standsvereinigung, Zentrale Hannover, dem Bund der Hand werker und dem Allgemeinen Verein der Gewerbetreibenden Deutschlands. * Die trauernde „Germania". Die „Germania" ist in tiefe Betrübnis versetzt. Die italienische Regierung wird auf dem vom 20. bis 22. September in Rom tagenden internationalen Freidenker-Kongreß vertreten sein. Darob jammert das Zentrumsblatt: „Die Abhaltung des Frei denker-Kongreffes in der Hauptstadt der Christenheit soll eine Demonstration gegen den Katholizismus sein und da bei beteiligt sich offiziell die Regierung eines Landes, in dessen Verfassung tz t lautet: „Die katholische Religion ist die Staatsreligion!" — Für die Hirsch.Dunckerschen Gewerkvereine soll eine Tageszeitung erscheinen, als deren Redakteur der bisherige Redakteur des „Gewerkverein", Abgeordneter Goldschmidt, ge nannt wird. * Kiel, 27. August. Dem früheren protestlerischen ReichS- und Landtagskandidaten in den Wahlkreisen Flensburg und Apenrade-Sonderburg, Hofbesitzer Wolff-Gammelgab, wurde 1903 eröffnet, daß er nicht preußischer Staatsangehöriger sei und somit als Kreistagsabgeordneter auSzuscheiven habe. Wolff erhob gegen diese Entscheidung Einspruch. Das Ober verwaltungsgericht hat jetzt endgültig di« Beschwerde zurück gewiesen. Somit ist die dänische Staatsangehörigkeit Wolffs unbestritten. * Essen (Ruhr), 27. August. Während der letzten Jahre find hier im Baugewerbe wiederholt Lohnkämpfe aus- gebrochen, welche auch die rechtzeitige Fertigstellung städtischer Bauten in Frage stellten. Um Nachteile für die Ver waltung zu vermeiden, will der Oberbürgermeister Zweigert den Versuch machen, für das Jahr 1905 für die städtischen Baute» zwischen den Arbeit gebern und den Arbeitnehmern einen Tarif zu verein baren. In einem an den Arbeitgeberverband für das Baugewerbe, das Lohnkartell der christlichen Gewerkschaften und an das Gewerkschaftskartell in Essen gerichteten Rund schreiben wird di» Einberufung einer gemeinsamen Versamm lung ins Auge gefaßt, die über die Lohnsätze für das Jahr 1905 zu beschließen hätte- Es würde sich um die Verein barung von Lohntarifen für folgende Baugewerbe bandeln: l. die Maurer, 2. die Zimmerleute, 3. die Bauhilfsarbeiter, 4. die Maler und Anstreicher, 5. die Putzer und Stuckateure, 6. die Dachdecker, 7. die Schreiner, 8. die Bauklempner, 9. die Bauschlosser. * Eettnold, 27. August. Die Sozialdemokraten des Fürstentums haben beschlossen, bei den demnächst stattsinden- den Landtagswahlen in allen Kreisen für Vie dritte Klasse Kandidaten auszustellen und in eine rege Agitation einzutreten. Sie haben jetzt drei Sitze im Landtage inne. Ob es ihnen möglich sein wird, viel mehr Mandate zu ge- Winnen, erscheint zunächst noch fraglich. * Au» Bayern. Bayerische»Zentrum und Sozial demokratie. Von dem von einflußreichen Führern der bayerischen Sozialdemokraten begünstigten Zusammen gehen der Sozialdemokratie mit dem Zentrum bei den nächsten allgemeinen Landtagswahlen in Bayern will man in weiten Kreisen der pfälzischen Sozialdemokraten nickts wissen. DaS wird mit rückhaltloser Deutlichkeit in Reso lutionen zum Ausdruck gebracht, die unlängst von den sozialdemokratischen Vereinen in Lambsheim und Maxdorf an genommen worden sind. In der Lambsheimer Reso lution wird gesagt: „In Anbetracht der Tatsache, daß da« Zentrum überall, wo »S die Majorität besitzt, diese benützt, um da« Volk zu entrechten und sich an allen gegen das Volk gerichteten Anschlägen beteiligt, ist bei den kommen den Landtagswahlen ein Sompronn- mit dem Zentrum zu vermeiden und darauf zu achten, daß ein« Zentrums- Majorität nicht zustande kommt." — In ähnlicher Weise spricht sich die von dem Maxdorfer sozialdemokra tischen Verein angenommene Resolution gegen em Bündnis mit dem Zentrum au». In dieser Resolution wird den Parteigenossen mit kurz«« Worten empfohlen, „sich hei der nächsten Wahl lieber der Abstimmung zu enthalten, al« Zentrum zu wählen." — So wie die Lamb«de,m«r und Maxdorfer Sozialdemokraten denkt nach der AugSb. Abendztg. im Gegensatz« zu den Herren v. Vsllmar, Ehrhart und einigen anderen vayeristben sozialdemokratischen Parteigrößen dir -roß« Mehrzahl der pfälzischen Sozialdemokraten
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