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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040827017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904082701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904082701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-27
- Monat1904-08
- Jahr1904
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v v 98. Jahrgang Nr. 438 Sonnabend den 27. August 1904. .77.78°. 80,60 °. die 85.Z5 c. 216,40 °. -1 >0 50 7S O >c 158.— 'S »0 (0 X) AunatzmeschUch sirr «wzech«: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. 314.— 109.75 155.— Anzeigen» Preis die 6 gespaltene Petitzeile Lü Reklamen unter dem Redaktion-strich 0 5 d ö Var Aiebtigrle vom Lage. * Der Brand der Petroleumtanks in Hoboken bei Antwerpen nimmt größere AuSdebnung an. Bis jetzt sind 280 000 Barrel« verbrannt. (S. a. aller Welt.) ksvnz«r 68.10 98.75 11Z.75 ^96.75 W°°. n. Vsnsillz. lütied. allzu wenige Erleichterungen Vorsicht. Niemand wird verlangen, daß der Zar einem unversöhnlichen Feinde selbst die Tore der absolutistischen Zitadelle öffnet, aber jede unnütze Härte müßte er, wenn er wirklich der weiche Idealist ist, als den man ihn schildert, sorgsam meiden: denn die Bekenntnisse Ibsens beweisen, wie unersetzlich wertvoll dieser oder jener von den Jünglingen sein kann, die vielleicht um einer unvorsichtigen Aeußerung willen den schwersten Strafen überantwortet, in ihrer Blüte ge knickt, in ihrer Kraft gebrochen werden. Einen Despoten läßt Schiller sagen: „Ich mag eS gerne leiden, wenn auch der Becher überschäumt!", und dieses Wort enthält eine tiefe psychologische Erkenntnis und staatsmännische Weis heit. Bei jedem Todesurteil, bei jedem VerbannungS- dekret, das der Zar unterschreibt, sollte er bedenken, daß seine Gnade vielleicht dem heiligen Rußland und der Welt einen Ibsen erhalten kann, und daß keine Ruhmestat eines Herrschers die Vernichtung eines Genies wett zu machen vermag. Die StaatSvernunst rät bisweilen zur Milde, wo die Staatsraison Strenge zu gebieten scheint. 6. kin ftnarcbftt. In einigen Blättern werden Auszüge aus bis her unveröffentlichten Briefen JbsenS mitgeteilt. Nur selten pflegen derartige Veröffentlichungen ein wirklich tiefgehendes Interesse zu erregen. Die meisten Dichter geben eben doch in ihren Werken ihr Bestes und ibre Briefe sind im allgemeinen mehr für die Männer des Metiers und für literarische Feinschmecker wertvoll. Ganz anders ist es in diesen! Fall. Die Briefe geben einen Einblick in ein wahrhaft vulkanisches Innenleben, das zu der machtvoll gebändigten Form der Jbsenschcn Dramen in einem reizvollen Kontrast steht. Jeder Brief imponiert durch die Energie des Gedankens; aus manchem strömt Lava, lodert Flamme. Daß in dem trüben, kalten Norden solch eine Feuerseele entstehen konnte, erscheint fast wie ein Wunder. Am 20. Dezember 1870 jubelt der Dichter darüber, daß das alte „illusorische Frankreich" zertrümmert sei. Er hofft, daß das neue „faktische Preußen" auch in Trümmer gehen wird, und ruft dann mit Siegfrieds-Ueberschwang: „Hei, wie da die Ideen rings um uns her zusammenkrachcn werden!" Ibsen ilt in dieser Zeit Individualist durch und durch und der Staat ist ihm „der Fluch des Individuums." Alle Religion wird fallen, so erklärt er diktatorisch, und er fragt, „wievielem gegenüber wir denn im Grunde die Verpflichtung hätten, es zu konservieren". Der Staat mutz weg, untergrabt den Staatsbegriff! So tönt es immer und immer wieder. Ibsen ist Anarchist. Aber freilich in einem weit umfassenderen und gerade da durch unpolitischeren Sinne als es Proudhom, Bakunin, Krapotkin und andere waren. Vom Wechsel der Regierungsform erwartet er nichts, von politischen „Einzelfreiheiten" ebenfalls nicht. Vom Sieg verspricht er sich keine stabile Besserung. Er preist nur den Kampf. Jedes Wort zeigt, wie eine gewaltige Natur nach Betätigung ringt. Es kommt ihm auch gar nicht darauf an, seine Gedanken zu Ende zu denken. Ec lechzt nur nach Freiheit, will niederreißen und rüttelt mit mäch tigen Armen an allen Pfeilern. Die Frage: „WaS dann?" unterschlägt er oder sie kommt ihm gar nicht. Sein Anarchismus — denn von einem solchen kann und mutz man sprechen — ist nicht das Ergebnis von Beob achtungen und Studien, er reift nie zu einer wohldurch dachten Theorie aus, sondern er ist nur der Sturm und Drang einer unbändigen Persönlichkeit. Hätte der Purpur seine Glieder umhüllt, so hätten vielleicht Ströme von Blut seine Spur in der Weltgeschichte verzeichnet. Auch ein großer Agitator hätte er werden und auf dem Sckmffot für seine Ideen sterben können, statt von acht bis eins Dialoge zu feilen und nachmittags im Kaffee haus den „Figaro" zu lesen. Er war ein Jacobiner des Gedankens, aber seine Natur trug das Heilmittel in sich selbst, und er hat es in einem Briefe treffend mit den Worten bezeichnet: „Eine energische Produktion ist eine vortreffliche Kur." Gehören diese Betrachtungen in einen Leitartikel? Auf den ersten Blick will eS nicht so scheinen, und doch liegt die Nutzanwendung auf das politische Gebiet nahe. Gerade diese Naturen, dis sich in VernichtungSträumen immer überbieten und titanisch gegen den Olymp empor- 'türmen möchten, sind eben — nicht immer, aber doch sehr, sehr oft — die wahrhaft Schaffenden, Zeugenden, die der Menschheit Ewigkeitswerte auS -en dunklen, reichen Schächten ihres Jchs zutage fördern. Dies sollte "ine weise Regierung, auch eine absolutistische, nie ver gessen, wenn der Most sich auch noch so absurd gebärdet. Nikolaus der Erste gab allen Machthabern ein treffliches Beispiel, als er Puschkin sagte: „Ich will selbst Ihr Zensor fein'" Ein Hcrrsck-er sollte seinen vertrautesten Rat stets damit beauftragen, Persönlichkeiten zu suchen und ihnen den angemessenen Wirkungskreis zu geben. Etwas vom Diogenes müßte jeder, der an leitender Stelle steht, in sich tragen. Wieviel Kraft mag in Rußland schon vernichtet worden sein, weil das jugendlich-törichte Ver- gehen einer Auflehnung gegen die Staatsgewalt kurz- sichtigen Subaltern-Tcsvoten unverzeihlich schien? Diese Erwägungen lagen nahe, da der Gnadenerlaß des Zaren erschien, der auch für politisch« Verbrecher einig«, doch 5 5 116,75 Nxtr«-V<ila^« (gefalzt), uar mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poftbeförderuug 60.—, m l t Postbeförderung 70.—. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richt«. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 di« abend« 7 Uhr. Druck «nd Verlag von O. Paiz in Leipzig (Inh. 1)r. B„ R. L W. Ltiukhardt). —>1 0 5 0 '5 (68.95 °. :67.90 °. 61,— 6. L. v. ä. ver ru55i;ch-japani;ci>e Weg. Aämpfe bei Liasjang. Der „Central News" wird aus Liaojang vom 25. August gemeldet, daß nach langer Ruhepause die Japaner die Offensive im Osten des Kriegs- tbeaters wieder ausgenommen haben. Etwa acht Kompagnien der Armee Kurokis rückten auf der Liaojanger Heerstraße in der Richtung auf Liandiansiang vor und stießen unweit Tungsinpu auf die russischen Vor posten. Tas Ergebnis des Kampfes und die Stellung der dortigen Streitkräfte ist nicht genau bekannt, die Russen sollen aber ibre Stellungen behauptet haben. Donners tag wurde der Kampf fortgesetzt, es scheine ein allgemeiner Angriff im Gange zu sein. Die Gesamtstärke der japanischen Ersten Armee unter Kuroki beträgt, nach dem „L.-A.", über 100 000 Mann, Nodzu habe 70 000, Oku 40 000, außerdem rücken am Liaofluß zwei Divisionen mit zusammen 30 000 Mann vor. Marschall Ojama hat sein Hauptquartier vor Port Arthur. Mit Sicherheit wird angenommen, daß das weitere Vorrücken der Javaner in der Mantsch urei lediglich von dem Schicksal Port Arthurs abhängt. Vie Armee de« General Ma. In Tientsin ist man, wie dem „Daily Expreß" tele graphiert wird, über die Tätigkeit der Armee des chinesischen Generals Ma in Unruhe. Zuverlässige Berichte lassen erkennen, daß diese Armee sich an Punkten der chinesischen Eisenbahn zwischen Schan- haikwan und Nintschau zusammenzieht. Der letztgenannte Ort liegt 150 Kilometer von Jmkau am Liaofluß, wo jetzt eine starke japanische Garnison steht. 5000 von Europäern einererzierte chinesische Soldaten sind in der Nähe von Kupantse eingetroffen, und stärkere Truppen abteilungen sieben innerhalb der großen Mauer bei Schanbaikwan. Bei diesen Truppen befinden sich viele javanische Offiziere, und es ist nicht zu bezweifeln, daß dis Ausbildung der chinesischen Truppen unter ihrer Lei tung bedeutende Fortschritte gemacht hat. Die Leute werden täglich exerziert und im Schießen ausgebildet. Eine Anzahl von javanischen Offizieren ist auch aus die berittenen Räuberbanden verteilt worden, deren Aufgabe cs ist, durch Streifzüae im Linotal die Russen zu er- müden und zu beunruhigen. Die Soldaten der General Ma halten sämtliche Eisenbahnstationen der nordchinesi schen Bahn besetzt, und bei der Ankunft eines jeden Zuges ist eine Jnfantcriekompaanie aufmarschiert. In der Provinz Nanking ist ebenfalls ein neues reguläre« Korps gebildet worden, dem ganz neue Waffen zur Verfügung gestellt wurden. BezugS-PretS in -er Hauptexpeditton oder deren Ausgabe stellen abgrholt: vierteljährlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in-Hau« 8.75. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, sür die übrigen Länder laut ZeitunqSprrislisle. Deutsches Ueicb. * Leipzig, 26. August. * Zum Thema vom RcichStagSwatzlrrcht schreibt heute der „Berl. Politische Lagesdien st", eine weitverbreitete Korrespondenz, an deren politischer Ernsthaftigkeit so wenig ein Zweifel ist wie an ihrer Zu verlässigkeit im liberalen Sinne: „Es geht wieder ein mal von lintslibcraler Seite ein wahres Kesseltreiben gegen die Nationalliberalen los, weil ein national liberales Organ geäußert hatte, daß, wenn die Sozial- demokraten wieder und wieder bei den Reichstagswahlen neue Erfolge erzielen würden, eines Tages die Acnderung des Wahlrechts eine absolute Notwendigkeit werden würde; man werde doch schließlich dem herrschenden Regime keinen poli tischen Selbstmord zumuten dürfen. Ein links liberales Organ spricht davon, daß, wenn derartige Auf fassungen in nationalliberalen Kreisen herrschten, diese Partei bereits zu Grunde und im Konservatismus auf gegangen sei, ein anderes spricht von „unsicheren Kan- tonisten" bei den Nationalliberalen. Unserer Meinung nach verrät es ein ganz ungewöhnliches Maß mangelnder Logik, wenn man die oben angeführte Auffassung eines nationalen Blattes mit der vieler Konservativen von der Wahlrechtsfrage in einen Topf wirft. „Kreuz- zeitung", „Reichsbote" und die Männer, die vor einigen Monaten im preußischen Herrenhause sich über das ReichStagswahlrccht ausgelassen haben, wün- scheu unter allen Umständen und al sbald eine Acnderung des Reichstagswahlrechts, während das betreffende nationalliberale Blatt — es handelt sich um das „Leipziger Tageblatt" — diese Acnderung für eine konditionalgestellteZukunftins Auge faßt, nämlich für den Zeitpunkt, wo eine sozialdemokratische Mehrheit greifbarnabegerückt sein würde. Die erstere Auffassung, das Rufen nach einer Wahlrechts änderung unter allen Umständen, ist allerdings scharf macherisch, wenn man aber die letztere als scharfmacherisch arischen wollte, dann würden sich die Scharfmacher aus allenPolitikernsämtlicherbürgerlicher Parteien rekrutieren. Die Zahl der sozialdemokrati schen Abgeordneten hat sich von 1887—1903, also binnen 16 Jahren, von 11 auf 81 vermehrt, -. h. sie ist um das Siebenfache gestiegen. In diesem Maßstabe kann sie natürlich nicht mehr wachsen, denn wenn sie sich in den 16 Jahren abermals vcrsicbenfachen wollte, so müßten die Sozialdemokraten mehr Mandate haben, als es Reichstagssitze gibt. Gesetzt aber, cs träte binnen der nächsten 16 Jahre statt der Versiebenfachung eine Ver doppelung ein, d. h. also die Sozialdemokratie käme auf 160 Mandate. An sich ist cs selbst bei den zerrissenen deutsäfen Parteiverhältnissen nicht ausgeschlossen, daß eine Partei eine solche Anzahl von Mandaten erlangt. Beweis: die nationallibcrale Partei mit ihren 155 Mandaten im Jahre 1874. Dann wäre die Möglichkeit, daß die Sozialdemokratie der einer der ferneren Wahlen noch die 40 Sitze erlangt, die ihr zur Mehrheit fehlen würden, recht nahe gerückt. Sollen nun die Regieung und die bürgerlichen Parteien in diesem Falle abwarten, bis die Möglichkeit zur Wirk lichkeit wird, oder sollen sie nicht vielmehr die schwache, noch vorhandene bürgerlicl>e Mehrheit benutzen, um das Wahlrecht zu ändern und dadurch die Möglichkeit einer sozialdemokratischen Majorität für alle Zukunft zu ver hindern? Jeder bürgerliche Politiker, der noch nicht ganz von Verstand gekommen ist. muß die letztere Frage bejahen, weil anderenfalls nicht nur die Regierung, sondern das Bürgertum überhaupt politischen Selbst mord begehen würde. Tenn daß mit einer sozialdemokra- tischen Mehrheit selbst das liberalste Ministerium noch nicht vier Wochen regieren könnte, dürften wohl auch die Herren Richter, Payer usw. zugeben. In dieser Frage besteht also der Unterschied zwischen diesen Herren und der von dem „Lcivz. Tagebl." geäußerten Auffassung nur darin, daß sie dasselbe denken und denken müssen, was jenes Blatt gesagt hat. Wir glauben aber kaum, daß der Nationalliberalismus daran zugrunde gehen wird, daß gelegentlich ein^Blatt sagt, was jeder bürgerliche Politiker denkt: andernfalls wäre die bürgerliche Gescllsckxstt allerdings so verlogen und verheuchelt, wie sie von der Sozialdemokratie dar gestellt wird." ' Tie UebergangSfrist zu den neuen Handelever- trägen. Der HandclsvcrtragSverein bat dem Reichs- kanzler eine Eingabe wegen Bemessung der Uebergangs- frist beim Inkrafttreten der neuen Handelsverträge unterbreitet und darin auf Grund umfangreichen Ma- terials aus Kreisen von -Handel und Industrie den Nach- weis geliefert, daß zwecks Anpassung an den künftigen neuen Zustand eine einjährige Uebergangsfrist unbedingt nötig ist. Die der Eingabe beigefügte Anlage, welche Aeußerungen auS den verschiedensten Branchen enthält, zeigt vor allen Dingen, daß in weit größerem Umfange, als man sonst gemeinhin anzuncbmen geneigt ist, die meisten und bedeutendsten Erwcrbszweige JahreSsaisons besitzen und demgemäß jede kürzere als einjährige Neber- gangsfrist die bedenklichsten Schädigungen zur Folge haben müßte. Ein Gesichtspunkt ist aber nach einer Zu- schrift der „Frkft. Ztg." aus s ä ch s i s ch e n I n d u st r i e- kreisen bisher bei der Diskussion -er Frage einer Uebergangsfrist außer Acht gelassen worden, der für gewisse Branchen, so namentlich der Textilindustrie, die allergrößte Bedeutung hat. Dem Beispiele des Deut- scheu Reiches folgend, haben fast alle Staaten, die neue Zolltarife aufstcllen, eine größereGliederungder Tarifpositionen vorgenommen und frühere Sammel- posten in zahlreiche Svezialpositionen zerlegt. Dies wird zur Folge haben, daß die ausländischen Besteller ihre Auf träge nach der neuen Gliederung machen, um einen mög- lichst niedrigen Zoll zu entrichten. Die deutschen Fabri kanten werden die Bemusterung-er Daren den Zollsätzen derncuenTarifeanpassen müssen, da zweifellos bei den veränderten Zöllen ganz andere Artikel und Qualitäten an die Stell« der bisher exportierten treten werden. Die Vorvereituns derartig«. vek flnkrtanc! cter Herero. Vie Flucht -er Herero. Kolon.-Ztg." untersucht die Frage, ob natürlich nicht ausgeschlossen, daß rin Versuch die Anpassungs fädigkeit der Herero erweisen würde, aber daun taucht sogleich ein andere- Lu'uluveluev auf, die Ernährung. Wir lesen, daß der Herero sich hauptsächlich von Milch nährt; ist er doch ausschließlich Viehzüchter. Daneben wird ihm wohl hin und wieder frisches Fleisch zu Theil werden, nach dem wir selber hier uns sehnen. Wird der Herero sich an die hierzulande übliche Arbeiterkost gewöhnen, ohne Einbuße an seiner körperlichen Lristungsfähigkeit zu erleiden? Und wie steht es mit seiner Intelligenz? Von seiner Arbeitswilligkeit wollen wir schweigen. Wir haben genug von der Faulheit und Indolenz der Negerrassrn gelesen. Darauf wird es ja nicht an kommen, wenn der Bien' muß. Aber wir müssen gestehen, daß wir zu der Arbeit eines bezahlten, anstelligen und fleißigen Kulis mehr Zutrauen haben als zur Zwangsarbeit. Wir wollen und in allen diesen Punkten von kundigeren, namentlich von Kennern der Herero gern eines Bessern be lehren lassen. Aber uns scheint dock, daß man, nachdem jetzt wieder ein neuer CbinesentranSporl in die Wege geleitet worden ist, der erheblich billiger zu werden verspricht als der erste, diese Sache einmal zu Ende führen sollte. Die Entschädigung -er Ansie-ler. Im Auftrage der Entschädigungskommission für Südwestafrika hat als deren Borsitzender der Oberrichter in Windhuk unterm 14. Juli 1904 folgende bereits kurz erwähnte Bekanntmachung erlassen: Auf Grund des Z 8 der Verfügung des Reichskanzlers vom 2. Juni 1904, betreffend die Verwendung des in der zweiten Ergänzung zum Haushalt - Etat der Schutz gebiete auf das Rechnungsjahr l904 unter Kapitel I Titel 14, Ausgaben für das südwestafrikanische Schutz gebiet, bereit gestellten Fonds von 2 Millionen Mark werden diejenigen, die während deS Herero-Aufstandes durch eine Handlung der eingeborenen Aufständischen einen unmittelbaren Schaden an beweglichen oder un beweglichem Eigentum erlitten haben, Darlehen oder Hülfe- leistung (letztere ohne Verpflichtung zur Zurückerstattung) wünschen, aufgefordert, den Schaden, sowie die Art und die Hohe des gewünschten DarlehnS oder der gewünschten Hülse leistung bis zum 31. Dezember 1904 zur Vermeidung der Nichtberückstchtigung anzumelden. Zu der Anmeldung ist ein Formular, das kostenfrei von der Kolonialabteilung des Aus wärtigen Amtes in Berlin bezogen werden kann, zu benutzen. Frühere, ohne dieses Formular eingereichte Meldungen, müssen unter Benutzung deö Formulars wiederholt werden. Die Höhe des angemeldeten Schadens ist durch Belege (Versicherungsverträge, Fakturen und andere Ur kunden), nötigenfalls auch durch Benutzung von Zeugen darzntun. Die Darlehen und die Hüljeleistungen können in Geld- oder Naturalleistungen bestehen. In der An meldung ist anzugeben, ob und welche Naturalleistungen gewünscht werden. Anträge auf Leistung eines Vorschusses auf später zu gewährende Darlehen oder Hülfeleistungcn zum Zwecke der Wiederaufnahme des Wirtschaftübetriebes vor Abschluß der Ermittelungen (K 10 der Bersügung des Reichskanzlers vom 2. Juni 1904) sind besonders einzu reichen. Die Eingaben können an die Adresse des Kaiser lichen Gouvernements gerichtet werden. Morgen-Ausgabe LMM TaMliü Anzeiger. Amtsblatt -es Höniglichen Land- «n- -es königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates nnb -es Nolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend hoher. — Gebühren für Nachmessungen und Ofserteuculnahme 2ö *DieHafenarbeiter in Marseille sollen „beschlossen" haben, einen Ausstand in allen französischen Häfen hervorzurufen, wenn ihre Forderungen nicht bewilligt werde». (T. Ausland.) * Der Gpezialkorrespondent deS „Matin" telegraphiert auS Petersburg, daß der Zustand des baltischen Ge schwader« kaum die Annahme zulasse, daß diese Flotte weit kommen werde. Die Schiffe sind nicht nur nicht gefecht-fähig, sondern kaum seefähig. (S. russ.-jap. Krieg.) * Die Japaner haben im Osten deS Kriegsschauplatzes die Offensive wieder ausgenommen. (S.ruff.-jap.Krieg.) Ae-aktton und Expedition: 453 Fernsprecher 222 JobanniSgasse 8. AUtolexpedittonen: Alfred Hahn, Buchhandlg.,Universitätsstr. 3 (Fernspr. Nr. 40-6), L. Lösche, Katharinen- straße 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. König«- Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: EarlDuncker, Herzgl.Bayr.Hofbuchbandla„ Lützowstraße lOiFernsprecherAmtVI Nr.4603). Diese Nummer kostet tzl^ auf allen Bahnhöfen und III ^I( I bei den ZeitungS-Berkäufern " ^s >,Z0°.' Die . Flucht -er Herero aus -em Watarberg-» bezirk nach Osten und Südosten Aussicht auf Ge lingen habe, und verneint diese Frage in folgenden Ausführungen: Wenn wir die Aussichten derHerero in be zug auf ein glückliches Gelingen ihrer Flucht prüfen, so kann nur gesagt werden, daß diese Aus sichten gering sind. Das wasserarme Sandfeld wird sie über kurz oder lang festhalten. Und zu dem Durst wird sich der Hunger gesellen, denn daß sie auf ihrer eiligen „panikartigen" Flucht genügend Vieh mit sich führen konnten, darf als ausgeschlossen gelten. Da bei muß allerdings weiterhin erörtert werden, ob die Rebellen in der Tat die Absicht haben werden, tiefer in daS Sandfeld vorstoßend ostwärts zu fliehen. Es er scheint dies fast undenkbar, denn über 240 Kilometer fast wasserloser Steppe trennen sie Hier von der bri tischen Grenze. Vielmehr Wahrscheinlichkeit hat es für sich, daß die zersprengten Haufen sämtlich, nachdem sie eine Strecke ostwärts geflüchtet sind, einen Haken nach Norden oder Süden schlagen werden, um entweder den Omuramba Uamatako zu erreichen und, an ihm entlang ziehend, den Durchbruch nach Nordosten zu versuchen oder notgedrungen südwärts zu flüchten. Hier, am Omuramba, schlug Estorfs bereits am 15. ü. M. wieder abziehende Herero uttd brachte ihnen starke Deoluste bei. Eine Sperrung -er Omuramba-Straße durch starke Abteilungen der Truppe und die Ueberwachung aller Wege, die südlich von Grootfontein in nordwest licher Richtung führen oder den Fluß im Osten be gleiten, wird daher volle Aussicht auf Erfolg haben. Daß daneben die unmittelbare Verfolgung des nach Osten abziehenden Gegners nicht fehlen darf, ist selbst verständlich. Mit diesen Maßregeln sind jedoch die Aufgaben der Truppenführung im Waterberg-Distrikt noch nicht er schöpft. Dieselbe hat vielmehr ihre stete Aufmerksam keit auch den Vorgängen nördlich des Etosa-Salzsees zuzuwenden. Don dort her, aus dem Amboland, sind seit geraumer Zeit keine sicheren und verbürgten Nach- richten eingetroffen. die ein Urteil über den Stand der Dinge zuließen. Und dock ist es von ungeheurer Wich tigkeit. auch hier endlich klar zu seben. Von Wichtig keit sowohl für die endgültige Niederwerfung des Hereroaufstandes als auch für die Inangriffnahme von Maßregeln für die späterhin durchzuführende Neuord nung der Verhältnisse im Amboland selbst. Deportation von Herero nach -er -ü-see? Von verschiedenen Seiten ist in den letzten Monaten die Frage angeschnitten worden, ob eS sich nicht em pfehlen würde, nach der Niederwerfung de« Aufstande« in Deutsch - Südwestafrika einen Teil der Herero al« Plantagenarbeiter nach unseren Kolonien in der Süd see zu deportieren. Auf Samoa z. B. bat man sich ja bekanntlich infolge de« Mangel« aa einheimischen Arbeits kräften genötigt gesehen, Chinesen einurfübren. Die Cbineseneinfubr ist neuerding« sogar vom Gouvernement in die Hand genommen worden. Ueber die Frage der Ver wendung kriegsgefangener Herero an Stelle der Chinesen äußert sich nun die soeben eingetroffene „Samoan. Ztg." folgendermaßen: Wir bezweifeln zunächst, daß di« Herero billiger al« Ttztnesen sein würde«. Die Ehartrrkosten würden vermutlich teurer sein al« für einen Transport von China. An AaSnutznng de- Dampfer« und Verbilligung de« Transport« durch Frachten oder Rückfrachten ist wohl kaum zu d«nkrn. Dazu kämen d<« Kosten de« Transports vom Hinterland an die Küste und des Aufenthalt« tn Swakopmund. Wenn wir recht verstehen, sollen die Herero in Samoa zwar keinen Lahn bekommen, aber sie müßen doch ernährt und bekleidet werden. Wir bezweifel», ob dir« alle« erheblich wenig« an«machen wirb al« der monatliche Kuliloha von 10 >l Und wer soll die Kosten der Beaufsichtigung durch fremde Aussetzer, sowie die Kosten, di« durch Vermehrung der Polizei entstehen werden, trngrn? E« dürft, doch nicht angeh»«, all« dies» Kosten der Regierung, d. h. dem Steuerzahler aufzubürden. Sodann da« Klima. Der Herero ist Bewohner de« iüdwestafrflaniichen Binnenland««, da« sich durch große Trockenheit der Lnft «nd erheblich« Temperatnronterschied« charakterisiert. DK Niederschläge find vrrtäitniSmäßig gering. DaS Klima ist eine „Vereinigung von Steppen- und Hochland- Nima". Laß da« Klima Gamoa« ungefähr da« gerade Gegenteil «»». -unk« >r8tsk.Ur. N r ü. 0. ü. c. o. o. o. >0. »nö«. ,c8tolc.U>i. K 665°. n s>cor»nl. 99^—». 6 '.25
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