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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040826015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904082601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904082601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-26
- Monat1904-08
- Jahr1904
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Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 ^s. Reklamen unter dem Redaktfonsstrich (4gespaltrn) 7b nach den Famtliennach- richte« («gespalten) 50 /H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 Annahmeschlutz für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag- 4 Uhr. EMN-Vettagei» (gesalzt), nur mit der Morgen-Au-gabe, ohne Psst-rs-rderung SO.—, m i t Postbesörderung ^l 70.—. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Dir Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von E. PsU in Leipzig (Inh. Ut. «., R. L W. Klinthardt). Sir. M Krritag den 26» August 1904. 'M-SS-S-S-W,- M-.H- !—! 88. Jahrgang. Var AicdNgrtt vsm csgr. * Krottvrinz Friedrich Augstst trifft heute vormittag 9 Uhr 52 Minuten aus dem Dresdener Bahn hofe inLerPzig ein und nimmt im Königlichen PalaiS auf der Goethestraße Wohnung. * Zu den heute und morgen bei Taucha statt« findenden Angriffsübungen sind gestern der sächsische Kriegsminister. Freiherr v. H a u s e n , der General-Inspekteur der Futzartillerie, General der In fanterie v. Verdankt und viele höhere sächsische und preußische Offiziere hier eingetroffen. * Der Regensburger Katholikentag wurde gestern geschlossen. (S. Disch. Reich.) * Die größeren ManöverinDöhmenfallen aus. * General Stössel ist zum Generaladju tanten des Zaren ernannt worden. * In Marseille wurde gestern früh auf allen KatS die Arbeit eingestellt. * Tie Meldung von der Entwaffnung der in Shanghai liegenden russischen Kriegsschiffe „ Askold " und „Grosovoj" wird bestätigt. sirgrnrbukgrr Lehren. Auch wenn wir im bewußten Gegensatz zu den uns un- sympathischen Zielen der in Regensburg tagenden Zen- trumSversammlung an eine vorläufige Sichtung und Würdigung des dort gebotenen Materials herantreten, können wir ein Gefühl der Hochachtung nicht unterdrücken. Es mischt sich damit ein Gefühl der Trauer, daß eS in an deren bürgerlichen Parteien nicht ebenso ist, vielleicht nicht möglich ist, in gleicher Weise eine alle Stände umfassende Organisation zu schaffen. In Regensburg wimmelt es geradezu von adeligen und hochadeligen Herren, kirchlichen Würdenträgern aller Grade, Studenten, Parlamentariern und Arbeitern, wirklichen Arbeitern. ES ist ja für unß sicher, daß wenig positive Arbeit geleistet wird und das Meiste Schaugepränge ist, aber daß eine solche Demon- stration eine große werbende Wirkung hat, daß eS den, „kleinen Mann" gut tut, auch einmal zur Geltung zu kommen, und daß hier von den führenden Köpfen in ganz bestimmter Absicht ein großes Gemeinschaftsgefühl aner zogen wird, daS ist unbestreitbar und ist auch ein wertvol ler Erfolg. Die politische Partei operiert hier mit densel ben Mitteln wie die katholische Kirche und der Erfolg ist in beiden Fällen sicher. Ist es wirklich so ganz unmöglich, ewas Aehnlichss in anderen Parteien zu erreichen? Wir wollen hier gar nicht Imitationen das Wort reden; sie würden auch wirkungslos bleiben, da die Abkommandie rungen fehlten un- große Kreise sich überhaupt mit allen Kräften und mit Recht gegen eine ähnliche kirchliche Orga- nisation im protestantischen Lager wehren würden. Aber das Eine kann doch auch bei uns erreicht werden: daß die Wählevmassen nicht nur alle fünf Jahre einmal mobil ge macht und in ihrer Bedeutung gewürdigt werden, sondern daß man ihnen auch zu anderen Zeiten Gelegenheit gibt, sich als politischen Faktor zu fühlen, und ihnen freund- schaftlich die Hand drückt. Wir leben in einer sozialen Zeit, das Volk ist empfindlich in solchen Dingen, und eS ist gut so. Nicht auS unaufrichtigen UtilitätSrücksichten sollte das geschehen, sondern in pflichtgemäßer Auffassung der Wichtigkeit der großen Menge der Niegenannten, die doch schließlich Konstitution und Neigung -e- DolkskörperS wesentlich bestimmen. Beim Lesen der ausführlichen Regensburger Berichte ist uns gleich zuerst eine Stelle in die Augen ge- fallen, die hervorgehoben zu werden verdient. Da heißt eS in der Eröffnungsrede des Präsidenten deS Lokal- comitSs, -es Herrn Kommerzienrat Pustet: „Lasten Sie mich noch mit einigen Worten der so zahlreich zu un» gekommenen Herren Vertreter der Press« gedenkin und ihnen, mögen ihre Gefühle auch gemischte sein, einWillkommen zurufen. Einig, ganz einig möchten wir sie aber alle wünschen in dem zweifellos vorhandenen Vorsatze, nur ganz wahre Berichte über unsere 61. Generalversammlung zu veröffentlichen." Wo und wann hat man sonst bei ähnlichen Gelegen hesten gleiche Töne vernommen? Und dabei ist zu be- denken, daß in Regensburg durchaus nicht allein Preß vertreter ultramontaner Richtung anwesend find, sondern auch Journalisten, die mit der Absicht kamen, schärfste Kritik zu üben. Selbst die Mahnung deS Schlußsatzes ist w höflich formuliert, daß sie zu keinerlei Gegenred, Anlaß geben kann. Man könnte etnwenden: Alles Berechnung. Schön, aber was beweist daß, außer — daß Klugheit und gewinnende Höflichkeit Hand in Hand gehen können? Wir haben gerade Heuer sehr betrüblich« Erfahrungen machen müssen, daß man die Presse auch dann ganz an- derS als in Regensburg behandeln kann, wenn man sie dringend nötig hat. Einige interessante Ausblicke bot dann gleich am ersten Tag, di, Rede de» Vorsitzenden de» Zentralcomit»» Graf Droste-Vifchering. Drei Sätze möchten wir au» ihr anftthren, die so ziemlich ihren Inhalt erschöpfen: »es Ist ein Irrtum, daß nur solch« an unseren Katholiken. Versammlungen tetlnehtNest können und teilnrhrnen, die sich als Mitglieder einer bestimmten politischen Partei, namentlich dcb ZentrUM», ktrNNcN." Eine Entgegnung ist überflüssig/ An dieser Fiktion wird ebenso gewaltsam festgehalten, wie an der, daß das Zentrum keine spezifisch katholische Partei sei. Dann möchten wir einen netten Satz nicht „ümkommen" lassen: „Die geborenen obersten Führer sind die hochwürdigstcn Herren Bischöfe." Zur Hervorhebung dieses Ausspruches verleitet uns nicht etwa das humoristische Moment der „geborenen" Bischöfe, sondern die Notwendigkeit der Auffrischung des Gedächtnisses, denn eS soll nicht vergessen werden, daß die Politik des Zentrums eine ultramontane ist. Die Bischöfe sind dem Papste untertan, und das Zentrum nach dem Grafen Droste-Vischering und vielen anderen Zeugen den Bischöfen. Und der dritte Satz lautet: „Mr fordern, daß auch tz 1 des Jtsuitengefetze» aufgehoben wird." Nur zur Erinnerung daran, daß man mit der Preis gabe des 8 2 den Ansturm auf das ganze Gesetz nicht aufgehalten hat. Was unS dann Herr Prof. Vr. Schnürer aus Frei burg, daS diesmal glücklicherweise in der Schweiz liegt, erzählt über die „katholische Wissenschaft", daS werden wir hier nicht näher erörtern. Es fchlt immer noch der gemeinschaftliche Boden zum Verständnis. Wir sind noch immer der Meinung, daß die Wissenschaft der Freiheit bedarf, und in Regensburg weiß man es besser und kann sich dabei auf den verstorbenen Schell und andere geknickte Leuchten der „katholischen" Wissenschaft berufen. Immerhin bleibt anzuerkenncn, daß zugestanden wurde, auch „nichtgläubige", lies nichtkatholische, Forscher könn ten Ersprießliche» leisten. Die „Nichtgläubgen" werden sich hoffentlich bedanken. Den aktuellsten und für die nächste politische Zukunft wichtigsten Beitrag hat UNS aber Loch -er Reichs- und LandtagSabgeordnete Prälat Dr. Schädler in seiner Rede über dieSchulfrage geliefsrt — er ist Gold wert. „Di, Religion, da» fordern wir, soll nicht die Magd sein, sondern si« soll di« Svnne st i n für unser ganzeSSchulwesen, und zwar von der v o l k» s ch U l e angefangen bt» zu den Universitäten. (Stürmischer Beifall.) La» Kind zurück zur Mutter, die Schule zur Kirche." DaS ist daS Schulziel deS Zentrums, und wir freuen unS aufrichtig, daß man sich in Regensburg mit der Schul- frage beschäftigt hat, damit auch dem optimistischsten An- Hänger deS preußischen Schulkompromisses klar werde, wohin die Reise geht. Man vergesse nicht: daS Zentrum ist zufrieden mit dem Kompromiß. Wenn es auch nur eine Abschlagszahlung ist und die restlose Deformie- rung erst noch vorgenommen werden soll, so muß mit zwingender Notwendigkeit aus der Befriedigung der Zentrumskreise über dak unerwartete Aufgeben jedes Widerstande» bei den gewählten Vertretern des gemäßig ten Liberalismus in Preußen gegen die Opferung der Schule doch daS größte Mißtrauen erwachsen. Wir wün- schen, daß wenigstens in dieser Beziehung der Katholiken- tag recht segensreich auch in protestantischen Kreisen wir ken möge. 8. ver sttstrkanä der Herero. General v. Trotha meldrt ia einem am 26. d. M. hier «ingegangenen Telegramm: v. d. Heyde ist mit v. Estorfs vereinigt und steht unter defs«n Befehl. Fiedler mit Kompagnie Welk und d«r L. Batterie bildet di« Militiirstatiou Waterberg. vrockdorff unter Fiedler deckt mit SO Maun ehemaliger Besatzung Outfo» Naidau^ Winkler bricht mit 60 Mann und einem Geschütz von Otjosondu nach Epukiro auf, sobald die Spitz« der Abteilung Deimling Otjosondu errrtckt hat. Heydebreck rückt mit der 8. Kompanie de« Regiment» 2 und neuausgestellter Artilleri« aus Epukiro, um sich den Herero vorzulegen, v. Estorfs folgt dem Feind, ihn östlich umfassend, Muhleufel« frontal, Deimling ihn westlich umfassend. Im lkaiar«th VH« Eine« Besuch im öazareth von Otjtharnrna, wohin, wie bekannt ist, Major v. Glafenapp Ende April mit der da maligen Ostabteilung (MarineexpeditianSkorpS) wegen Aus bruche« de« Typhu« zurückgeben mußte, schildert em katho lischer Missionar in einem Bericht an di« .Köln. Volktzztg." au« Windhuk, 28. Juni. Liegen die Vorgänge auch weit zurück, und ist auch schon nn Teil der damals dort unter gebracht«, Truppen in die Heimat »vrückgekehrt, so w«rden die nachstebende» Schilderung«, sicherlich doch auf große« Interest« rechne» könne». Wir entnehm«» d«m Bericht folgende«: Al« die Operation«, st, Osten zu« Stillstand g«langt waren, »og sich tzk OstabteÜunß nach Otjtha«nen« zurück. Al« di« Ost- obteiluug d«t aakam, warb« olle« »i«d«r in Ordnung gebracht; da« ganz» Hau« auSgebestnst, «»gestrichen, di« Fußböden »eil- weis« zemrntiert, kurz, et», wahr, Kulturarbeit geschasst». Um di« Misstonestation herum erstanden Zilie, der Platz wurde geebnet und z» «inen» Lager »«geschasst,. Ning» herum drohten Kanonen, jeden nahenden Feind zurückzuweiirn. I» der Kirch« und in den übrige« Gebäulichkeiten wurden die Schwerkranken untergebracht, die leichter Erkrankten kamen in Blech baracken oder Zelte. So sand ich das Lager, al» ich von meinem Oberen dorthin gesandt wurde, Um die Kranken zu besuchen. Ein herzlicher Empfang wurde mir zuteil, sowohl von den Offizieren, al« auch von den Aerzten, und an erster Stelle von Herrn Chef- und Stabsarzt vr. Wiemann. Dieser lud mich gleich ein, bei der Kochgruppe der Aerzte während der Zeit meines Daseins meine Leibessustentation zu suchen. Hier konnte ich nun Zeuge sein des kameradjchastlichen und aufopferungsvollen Geistes, der dir Aerzte und deren Gehülfen im Lazarette beseelte. Hatte einer der Herren einen besonders schmackhaften Bisten auf der Jagd erbeutet, so setzte l)r. Wiemann auch bald mit seiner ganzen Liebenswürdigkeit ein, einen saftigen Wildbret- braten für seine Kranken zu erstehen. Ebenso ließ es sich der Lazarrttinspektor alle seine Zeit kosten, um die kranken Leute gut zu verpflegen. Ein jeder, der Typhus kennt, weiß, welche Aufopferung r» erfordert, derartig Erkrankte zu pflegen. Die Pfleger hatten sich freiwillig gemeldet, um ihren Kameraden diesen heldenmütigen Liebesdienst zu erweisen. Ehre diesen braven Männern! Trotzdem hatte der Tod unter den durch die Strapazen äußerst erschöpften Mannschaften reiche Ernte gehalten. Zehn Soldaten waren schon gestorben, unter ihnen ein Kapltänleutnant. Noch drei habe ich während meines Besuche- unter die Erde gebettet. Jedoch ließ die Seuche nach, als ich wieder den Rückweg nach Haufe antrat. Als ich Otsihaenena verließ, lagen bloß vier Schwerk, anke mehr im Lazarett, die übrigen waren entweder auf dem Wege der Besserung oder noch unter Beobachtuna, doch ver sicherten mir die Aerzte, daß von letzteren nur drei Fälle Besorgnis einflvßen könnten. Jetzt ist alles hier ziemlich gut eingerichtet für ein Feldlazarett. Uebrigens legt sich jetzt auch sonst überall der Typhus. Zn Windhuk sind seit einigen Wochen keine Typhuskranke mehr gestorben. Die Soldaten hängen mit Liebe und Achtung an ihren Offizieren Diese sind ihnen aber auch mit gutem Beispiel vorangegangen, sowohl hinsichtlich der Ertragung der Kriegsstrapazen, als auch hin sichtlich der Tclpserkrit. Mit Begeisterung erzählten mir zwei Unter offiziere, wie ihr Offizier, Leutnant zur See Hildebrandt, sie durch seine Tapferkeit und Kaltblütigkeit im stärksten Gefecht zur höchsten Todesverachtung angespornt hätte, nicht nur durch seine Worte, noch viel mehr durch sein Beispiel. Er stand auf recht in der vordersten Schützenlinie im heißeste» Gefecht Bon alle» Setten pfiffen und brummten die Kugeln und Eisenstücke, ohne daß Man einen Feind sah; nur hier und da hob sich zeitweilig rin schwarzer Kopf zum Zielen, um dann auch gleich wieder zu ver schwinden. Fünf Schüsse hatten den unerschrockenen Haudegen getroffen, einer durch den Hut, einer auf den Patronengurt usw. Glücklicher weise traf ihn nur einer schwerer, die übrigen konnten ihm nicht» an haben. Heute mag er bei den Herero« als unverletzbar gelten, wie Oberst Leutwein und Major von Estorfs. Vor der Missionsstation lagern die Soldaten, die noch gesund geblieben find. Man schaut in ein regelrechte« Kriegtlager. Hier ist eine Feldbäckerei eingerichtet, dort eine Fleischerei, dort hämmert und klopft es au« einem Zelt und gemahnt an Meister Knieriem. Rund um da« Lager sind Geschütze aufgrpflanzt, von den alten Brummern aus den siebziger Jahren bi« zu den neuesten Maschinengewehren und Revolverkanonen. Eine Helio- gravhenstation vermittelt den Depeschenvrrkebr nach Windhuk; Post station ist noch keine eingerichtet. Abwechslung im Lagerleben bringt einigermaßen die reiche Perlhühnerjagd. Auch Antilopen treffen die Jäger bisweilen an. Sonst mag da« Leben etwa« eintönig sein, besonders, da wenig Verkehr mit der Außenwelt herrscht. Otsihaenena liegt an einem wenig befahrenen Wege, dazu herrscht Typhu« dort; deswegen hütet sich jeder, dorthin zu kommen. Darum sehnen sich auch die noch gesunden Soldaten weg von da nach dem Kriegsschauplatz und die Kranken nach Hause. Herero wird es wohl keine mehr geben zwischen Windhuk und Gobabis, und des halb ist auch schon ein Teil der Mannschaften von Otsihaenena ab kommandiert worden. Aber aller unser Dank hier im Schutzgebiet trifft sie zuerst, denn sie kamen zu allererst un« zu Hülfe und haben die meisten Strapazen auSgestanden und bi« jetzt am meisten Blut zu unserer Hülfe vergossen. ver ruttirch-sapanirche Krieg. Die ic«»n-oprrati»«en. Eine Niutschwanger Drahtmeldung de» „Daily Expreß" berichtet unterm 23. August: Der japanische Befehls haber in Haitschöng zog dahin alle verfügbaren Truppen zurück. Die Truppen werden in kleine Kolonnen geteilt und marschieren nach Norden. Auf der West seite der Eisenbahn haben während der verflossenen zwei Wochen mindesten» 20 000 Mann diese Route paisiert. Ge legentlich finden Kämpfe mit den Russen in der Nähe von Amchanjchan statt. Alle« deute auf eine große Flanken bewegung westlich von Liaojang bin. Kuropatkin stehl fortgesetzt Reservevorräte von Liaojang nach Mukden für den Fall, daß Liaojang von den Japanern genommen werden sollt«. Japan «md HI» OelbftSnür-rett Aarea». Au« Söul wird gemeldet, daß die Japaner die dem koreanischen Hafen von Tschemulpo gegenüberliegende Insel Ross stark befestigt haben. Sie erklären hierzu, daß Japan selbstverständlich die Unabhängigkeit de« koreanischen Festlande» durchaus achten werde, daß e« jedoch einzeln« strategisch wichtige Insel« »um Schutz« für die japanisch« Mariae auch für die Zukunft besetzt halt«» müsse. V»»r<hs»»<H«ns «in«» n«ntral«n Vampf«*». Dir Anchor-Line teilt mit, ihr Dampfer „Asia", von Glasgow nach Kalkutta uuterwrg«, sei in Port Said ein- aetroffen und berichtete, er sei KO Meilen östlich vom Kap Vincent von dem Dampfer „Ural" zwei Stunden angehalten worden; vir Passagier« und die Ladung seien durchsucht worben. Deutsch«» Frich. Leipzig, 25. August. * Ei« preußischer Purtikularift? Die „Germania" berichtet von einem Kuriosum au« Amerika wie folgt: „AiS die deutsche AbteiluUg der Weltausstellung von St. Lovis von dem ReichSkommissat 1>r. Lewald eröffnet wurde, eröffnete der jugendliche Vertreter Preußelt« die Lehr» mittelausstellüng des preußischen Kultusministerium- Noch einmal besonders. Die Angelegenheit soll noch weitere Folgen nach sich ziehen." Der jugendliche Vertreter Preußen« soll der Graf Lim- Hurg-Slirum sein, ein Sohn des bekannten konservativen Führer«. Selbstverständlich wird man nähere Nachrichten abwarten müssen, ehe man über die Angelegenheit ein Urteil abgibk. Der Bestand des deutschen Reiches ist jedenialls auch bann nicht erschüttert worben, wenn die Nachricht sich bestätigen sollte. Der prcußochr „Partikularist" würbe eine Nase bekommen und die Sache wäre abgemacht. * Ueberfljissigkeiten. Dor einigen Tagen ist ein KriegSvcieran zu 150 Geldstrafe verurteilt worden, weil er in einem Buche über den Feldzug 1870/71 seinen ehemaligen Hauptmann, den jetzigen Generalmajor a. D. Nikolai, unfreundlich kritisiert hat. Der Staatsanwalt hatte sogar drei Monate Gefängnis beantragt, obwohl ein Teil der Angaben des Memoirenschreibers durch einwand- freie Zeugen bestätigt wurde und obwohl der Name Niko lai im Manuskript nicht einmal ausgeschrieben war. Wir möchten bei der Gelegenheit darauf Hinweisen, daß wir seit einigen Jahren von Skandälchen zu Skandälchen schreiten und daß die meisten dieser geradezu jämmerlich kleinlichen Vorfälle erst durch Ungeschick der Berufenen den sensationellen Charakter erlangen, der ihnen schließ lich eigen wird. Wäre der Fall Löhning mit etwas mehr Takt behandelt worden, so würde er nicht monate lang die Öffentlichkeit beschäftigt haben. Der Fall Willich wird in den nächsten Monaten noch einmal zur Sprache kommen und, wie wir heute schon sagen können, ein Novum bringen, das von dem Betroffenen recht un angenehm empfunden werden dürfte. Ebenso hat man sich im Falle Baudissin u. E. einer Ueberflüssigkeit schul- big gemacht, als man gegen den Autor der „Erstklassigen Menschen" auf Bebels Anregung hin Anklage erhob. Und so wäre eS auch jetzt wahrscheinlich ohne Gefährdung des Staatswohls möglich gewesen, nicht gegen das Buch un feinen Verfasser vorzugehen. Tie Liste, die wir eben auf- gestellt haben, ließe sich ja noch vervollständigen, aber dem Leser wird eS nicht schwer fallen, dies selbst zu tun. * Berlin, 25. Angust. * Der Anarchismus Var den vehörp«». Der Magdeburger Polizeipräsident batte eine für den 5. Juli anberaumte anarchistische Versammlung verböte». Die Anarchisten batten Beschwerde wegen diese« Verbot« beim Regierungs präsidenten in Magdeburg eingelegt; derselbe hat sich nun in folgendem sebr bemerkenSwerthen Schreiben über den Anarchismus ausgelassen: Ihre Beschwerde vom 14. Juli gegen die Verfügung deS Herrn Polizeipräsidenten vom 4. Juli III X 1162, betreffend da« Verbot der von Ihnen auf den 5. Juli im Saal des „Drei-Kaiserbund", Groß-Storcksiraße 7 hier angemeldete öffentliche Volksversammlung weise ich als unbegründet zurück. Sie als Einberufer der Versammlung sind polizeilich als An hänger der anarchistischen Partei bekannt. Al« Thema hatten Sie bekannt gegeben: 1) Sozialdemokratie oder Sozialismus. 2) Freie Diskussion. Sprecher über da« angekündigte Thema sollte Albert Weidner- Berlin, eine al« ztelbrwußter Anarchist bekannte Persönlichkeit sein. Im Hinblick auf Ihre und die Persönlichkeit de« Sprechers, so wie des zu erwartenden Publikum« war anzunehmen, daß die Ber- sammlung anarchistischen Zwecken dienen und in derselben anarchistische Grundsätze vorgrtragen, erörtert und verbreitet werden sollten. Diese Grundsätze bedeuten eine öffentlich« Gefahr, weil sie die Versammlungsteilnehmer in Anschau, ongen fördern, dir schließlich zu Verbrechen führe». Da» Versammlung-recht ist aber nach 8 29 und 80 der Verfassungs urkund« nur zu solchen Zwecken gegeben, welche dem Gtra'- gesetze nicht zuwiderlauft». Au« den Persönlichkeiten des Einberufer« und Sprecher« war zu folgern, daß mit den Erörtrruugrn in der Versammlung strasgesrtzwidrige Zweck« verfolg: werdeu würden. Nach der allgemeinen Vorschrift des § 10, Th 11, Tit. 17 des allgemeinen Landrechts ist es Pflicht der Polizei, die nötigen Anstalten zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe, Si-verhest uud Ordnung und zur Abwendung der dem Publikum oder einzelaen Mitgliedern denselben bevorstehenden Geiadren zu treffen. Da« Verbot war deshalb nach dieser Gejetzvorschrifr gerechtfertigt. Die Anarchisten wollen oder baden vielmehr gegen diefeu Bescheid Beschwerde beim Oderpräsieenten von Bötticher em- aelegt, sie werden auch sicherlich hier „abdlitzen", denn die EntscheidungSgründe deS Regierungspräsidenten werden überall für stichhaltig befunden werden. * Dementi. Die „Nordd.^Aklg. ZtH.* schreibt: Unter Berufung aus die „Gazetta di Venezia" ist von einem hiesigen Blatte eme Erzählung übernommen worden, nach der der Kaiser in einem Telegramm an den bekannten Amerikaner Gordon Bennett für «ine fqnkentelrgravbifche Sta tion auf der Nantucket-Insel ^da« System Slaby an Stille de« System« Markoni empfohlen Haden soll. Diese Ge schichte ist erfunden. Niemals ist an Bennett eia solche« Telegramm gerichtet worden. * Vrtn» Heinrich tm« Preuße» traf am Donner-tag mittag in Petersburg nnt seiner Begleitung au« Peterhos «in, frühstückte m der deutschen Botschaft und besuchte dann de» Minister de« Auswärtigen, verschiedene Botschafter und die in Petersburg weilend« Großfürstin Alexandra Iosiphowna. Gegen 4 Ubr kehrte der Pnnz nach Pelrrhof zurück, wo am Abend beim Kaiser ein intime« Diner stattfand. Di« Ab reise de« Prinzen ist auf den 28. August abend« fest-
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