01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.08.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040825013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904082501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904082501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-25
- Monat1904-08
- Jahr1904
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August 1904. «nzelgkn-vrels die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklame» unter dem RedaMonSstrich (4g«spaUea> 78 -H, nach den Faortlienaach» richten (vgejpaUens SO Ladellariscber und pifierntatz entsprechend hdber. — Sebützren ftrr Nachweisungen und Ofsertrnannahme LL Auuatzmeschlutz für Uu-eigrn: Udend-Ausgab« vormittag» 10 Uhe. Morgeu-AuSgab«: nachmittag» 4 Uhr. Grrr»>vetlagrn «gefalzt), ,»r mit der Morgen »Ansgad«, ohne Vostdefdrderuna 60.—, mit Postbrsdrdernng 70.—. Anzeigen sind stet« a» dt» Lrvedttiau z» richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Pale t» Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. Dlinlhardt). 88. Jahrgang. Var lvicdtigrte vsm Lage. * In Dresden beschloß eine Versammlung von Groß industriellen und Abgeordneten der Zweiten Kammer, da» Ministerium des Innern um Notstanvstarife für die Industrie zu bitten. (S. Dtsch. Reich.) * Die deutsch-schweizerischen Handelsvertrag»- Verhandlungen haben gestern nachmittag in Luzern begonnen. * Ein neuer Truppentransport nach Südwest afrika gehr am 30. ds. Mts. von Hamburg ab. (S. Aufst. d. Herero.) * Der Kronprinz von Griechenland mit Familie hat gestern vormittag von Cronberg die Heimreise nach Griechenland angelreten. * Liaojang ist von den Russen geräumt worden. (S. russ.-jap. Krieg.) „Katholiken." Die gegen römisches Kirchentum streitende Literatur Deutsch-Oesterreichs hat sich um eine in belletristischer Form gehaltene Angriffsschrift vermehrt. Der Roman hat den genannten durch seine Knappheit bedeutsamen Titel, der auf die Gesinnung des Buches ebenso hinweist, wie schon der Name des Verfassers, Heinrich v. Schullern, der aus Tirol gebürtig ist und mit einer These vor Jahren sich Nus erworben hat. Damals setzte er „Aerzte", wo jetzt der kirchliche Gruppenbegriff steht, der soziale Beruf der Medizin wurde mit Erzählergaben gewürdigt, die lautes Lob gefunden haben. Der Roman „Katholiken" (Wien, Verlag von Carl Konegen) bekräftigt das günstige Vorurteil. Er ist gutes Mittelwerk, in den Figuren, denen das für die Volksgenossen Goethes und Paul Hehses noch immer reizvolle italienische Kolorit zu Hülfe kommt, wenig originell. doch anschaulich und verständig; Fogazzaro, der Liebling de» großen LesepublikumS, mag so die Dosen von Wirklichkeit und Sentimentalität mischen. Es ist ältere Manier in Stil und Komposition, und eS handelt sich um einen Priester Morelli, der in einem Landstädtchen mit dem verführerischen Weibe eines radikalen Grafen die Ehe bricht, glaubenslos Buße tut, während einer römischen Pilgerfahrt rückfällig wird und stirbt; mit der Flinte schlägt der rohe Gatte, der erfährt, wer seines Kindes Vater ist, den Ausgestoßenen nieder. Episoden und Nebenmotive, die zu Naturbildchen, sati rischen Genrescenen und romanhafter Deklamation Anlaß geben, sind hier zu verschweigen. Bloß das Hauptmotiv soll verfolgt werden; wird der Roman dadurch zerpflückt, so ist das seine Schuld, denn niemand wandelt ungestraft auf den Wegen der Tendenz. Daß Schullern seine „Katholiken", die auch „Kleriker" heißen dürften, nach Italien verlegt, obwohl er an die heimatliche LoslösungS-Agitation gedacht hat, ist aller- diwgs kein Zufall. Er wollte Rom näher sein, um die Kirche desto näher zu sehen, ihre „ckädüele" schärfer zu zeichnen, wie sie das letzte Jahrzehnt in den lateinischen Provinzen hervorrief. Auch wäre, wenn er Deutsch- Oesterreich als Schauplatz belassen hätte, der Einwand möglich gewesen, daß ja im Reiche, in England und der Union, der Katholizismus vorrückt. Bleiben wir also im Lande der Pecci und Sarto selbst. Tas Papsttum, der hohe Klerus, mehrere Spielarten des mittleren und niederen Klerus, werden von Schullern geschickt vergegen wärtigt. Er nimmt sogar auf die aktuelle Lage Bezug. Im zweiten Teile des Romanes tritt an Stelle deS Kurators Morelli, der die Züge von ZolaS Abb6 Mouret hat, ein skrupelloser Priester Varezzo hervor, der ein Doppelgänger von Zolas AbbS Faujas in der „OonguAte cke klrrssnns" ist und, wie dieser, durch Unterjochung eines weiblichen Gemüts die Kleinstadt dem KlerikaliS- mus wieder erobert. Er soll andeuten, daß das System durch neue Listen sich am Leben erhält, die Hoffnungen auf Pius X. sind gescheitert, der tolerante Bischof Perint, den Schullern als leidenschaftslosen Gelehrten zeigt, muß seine Anerkenntnis der Wissenschaft, der profanen Studien, seine Polemik gegen die kirchlichen Mißbräuche zurücknehmen. Gegen seine „unglückseligen Lehren", welche die Wahrheiten der heiligen Religion bedrohen, muckt die geistig träge oder perfide klerikale Reserve auf. Sie wollen nichts vom Fortschritt, von einer Wandlung innerhalb deS römischen KirchentumS, das doch auch bis her notgedrungen sich wandeln mußte und mit den Henkern der Inquisition, mit den Kniffen der Moralisten und Probabilistcn sich nicht mehr identifizieren darf. Sie fassen ihre Aufgabe als Subalterne, die gegen Glaubens lose und Umstürzler kommandieren wollen und jeden ver ketzern, der aus der Reihe tritt. Auch das widrige Ver hältnis des Klerus zum italienischen Königreich hat Schullern beleuchtet; dieselben Reformer von der Eivitü Cattolica, die Anhänger Curcis, die noch jüngst von der Congregazione dell' Indice verurteilt wurden, wagen es. für die Nationalitätsidce, die Idee des Einheitsstaates zu fechten. Der Rückschlag, der Sieg der Wissenschaftsfeinde und Ttaatlgegner, ist vielleicht endgültig; „«lot ul «mut, not von niat", könnten GchullernS glaubhaft charakterisierte Kleriker von sich wiederholen. Die „dunk- len Mächte im Vatikan" behaupten die Herrschaft, deren starren Geboten der Held des Roman- geopfert wird. Umsonst hat er die Schäden der katholischen Hierarchie, die heidnische Entartung des offiziellen Christentum» erkannt, umsonst lehnte er sich auf, als er im römischen Dom den von Gold starrenden Nachfolger Christi erblickte, beredt faßt Schullern seine Vorwürfe gegen Buchstabenmoral und Fetischismus, gegen die Moral de» Scheins für die Eingeweihten, der Furcht für die Massen, in einer An- klage gegen die ihm verhaßte Einrichtung -e» Zölibats zu- sammen. Sehr wenig ist davon neu; man weiß längst, daß Päpste und Kirchenfürsten durchaus nicht entsagung»- voll waren, daß der niedere Klerus oft auf recht grobe Weise sich verirrt, daß die Priesterehe mit dem biblischen Christentum vereinbar wäre, daß der Zölibat erst tausend Jahre nach Jesu Tod unter Widerstand de» Klerus Gesetz wurde, daß Freiheit besser ist als aufreizender Zwang. Aber mit dem entweihten Zölibat gshen für Schullern» Apostaten auch die sonstigen Heiligtümer, Priestertum, Beichte und Gottheit Christi verloren. Der zweifelnde Träumer wind unselig, weil er seine Forderungen über spannte, der vulgäre Klerus, ein äußerlichste», niedriges Kirchentum, das, sich selbst Zweck, alles Geistigen und Seelischen bar ist, gilt Schullern als Losung der nächsten Zukunft. Wir warten ab und heben das Dokument mit den übrigen auf. k. w. ver NnkrtsnO Oer Herero. Vnrluftttfte. Es fielen im Gefecht bei Omatupa am IS. d. M. Unteroffizier Oskar Schotte au« öaebn bei Liegnitz, früher 2. Gardedragoner-Regiment, Reiter Otto Hand rock auö Naumburg a. früher im Regiouat Nr. 71, Reiter Hermann Kämmler, früher Dragoner-Regiment Nr. 4, Gefreiter Wilhelm Mayer au» Jesse bei Sprembera, früher >m Regiment Nr. 12. Schwer verwundet: Oberleutnant Bischoff, früher im Regiment Nr. 32, Schuß durch den rechten Fuß, Unter- osfisier Paul Kanitz, früher im Dragonrr-Rea mrnt Nr. 2, Lchuß in» Gesicht. Reiter Emil Worb», früher Pionier- Bataillon Nr. k, Arm- und Hüftschuß. Leicht verwundet: Leutnant Maien, früher Regiment Nr. 11k, Streifschuß an der linken Hand, Unteroffizier Os wald Standow, früher im Regiment Nr. 96, Streifschuß am Hat». 2m Gefecht bei Omatjatjewa am 18. August wurden schwer verwundet: Gefreiter WillerS, früher im Regi ment Nr. 75, Schuß in den Kopf, Reiter Steindorf, früher Regiment 28, Schuß in die Schulter. Leicht verwundet: Reiter Christoph, früher Grena- dirrregunent Nr. 1, Streifschuß. Reiter Kruber, früher Eisenbahnregiment Nr. 8, erschoß sich am 19. Juli in Epukiro infolge eine« Anfall« von augen blicklicher Geistesstörung. Ein neuer Truppentransport von 800 Mann wird am 30. d. M. nach Südwestairika abgeben. In militärischen Kreisen rechnet man mit der Notwendigkeit, die Leute etwa zwei Jahre im Schutzgebiet zu belassen, und hat sie demgemäß auf so lang« verpflichtet. ver sitttirch-Iapailirche Krieg. ltia»jang »en ö«n Auftin -«räumt! Einer Tienlsiener Drahtmeldung de« „Morning Leader" zufolge haben die Russen die Räumung von Liaojang vollzogen; drei japanische Divisionen bewegen sich jetzt nach dieser Richtung. jpckrt Arthur. Die neuesten Nachrichten au» Port Arthur über Tschifu besagen: Wahrend die Japaner mehrere weitert kleinere Fort« in der Nachbarschaft de» Goldenen Hügel« erobert baden, ist keine Au«stcht auf baldige Einnahme ver Festung durch Sturmangriff vorhanden. Der Mut der Besatzung ist wesentlich gehoben durch da» tatsächliche Mißlingen deS dreitägigen Sturmangriffe«. Man glaubt, daß die aktiven Operationen der Japaner vorläufig beendet sind und die üblich« Belagerung»taktik wieder ausge nommen und Vorbereitungen für Winterquartiere ge macht werden. Die lapanischen Vrrluste vor Port Arthur sind enorm. Ja den letzten vier Tagen wurden ganze Bataillone geopfert bei dem versuche, neue Stellungen zu behaupten. Der Gesamtverlust wird auf über 20000 Mann geschätzt, die Gardedivision hat am meisten gelitten. Di« russisch«, Verluste innerhalb von Port Arthur betragen mindesten« 10 000 Mann. Seit Donnerstag sind über 5000 Geschosse, große und kleine, in die Stadt gefeuert worden. Mehrere japanische Batterien wurden während de« Sturmangriffe« am Sonntag zum Schweigen gebracht. Dag«zen brachten di« Führer einer am Mittwoch ,n Tschifu eingetroffeaen Dschunke, die in der Nacht vom 21. August Kap Liauteschan verlassen hatten, die Nachricht, e» sei den Japanern gelungen, daS Fort auf dem Itschan-Berge und ein andere«, ungefähr eine halbe Meile südwestlich davon gelegene» Fort zu besetzen. Die Japaner hätten die Russen vom Paradrfelde vertrieben. Zwei Fort« bei Tschautichankan innerhalb der öst lich von Port Arthur geltgenen Befestigungen seien zerstört. In Port Arthur selbst sei kaum «in einziae« Ge bäude unbeschädigt. Rathau« und Magazin feien zer Deutsches Kelch. " Leipzig, 24. August. * Zum Fall Mirbach - Wittgenstein teilt die Dort munder „Tremonia" jetzt den Wortlaut der ver schiedenen Gerichtserkenntnisse mit, durch welche die Pfleger zur Rechnungslegung an den Prinzen, Friedrich zu Sayn-Wittgenstein, über die während dessen Minderjährigkeit geführte Pflegschaft und Vermögensverwaltung verurteilt worden sind.' DaS ersteUrteil, welches dasDortmunderLandgericht am 16. Mai 1899 fällte, verurteilte die Pfleger, Ober hofmeister Freiherrn v. Mirbach, Flügeladjutanten Freiherrn v. Hoiningen gen. v. Huene und Minister Heutig (damals Präsident der Fürstlich Fürstenber- gischcn Kammer), vorbehaltlos zur Rechnungslegung und Herausgabe des in ihrem Besitz oder ihrer Ver waltung befindlichen Vermögens. Dies Urteil wurde vom Overlaudesgericht Hamm bestätigt. Hiernach er folgte die bekannte Zitierung des Prinzen nach Berlin in das Militärkabinett, wo er angewiesen wurde, „daß er sich sofort zu einem Berliner Hotel zu begeben und sich mit den Pflegern zu einigen habe", und der Prinz lieh sich dann am 28. September 1899 zur Unterschroi- bung eines Reverses bewegen, worin es hieß, „daß ihm Rechnung gelegt sei, und daß er auf ferne Ansprüche aus dem Urteil des Dortmunder Landgerichts ver zichte, während eine Rechnungslegung tatsächlich nicht stattgefunden hatte. Als nun der Prinz nachher auf die Vollstreckung deS Urteils drang, weil er Vic Voraus- setzungen jener Einigung nicht als erfüllt ansah, klagten nun die Pfleger auf Nichtzulässigkeit der Zwangsvollstreckung, wurden aber vom Landgericht Dortmund am 13. Oktober 1902 abgewiesen. Das dann angerufene OberlandeSgericht Hamm legte, wie schon bekannt, dem Prinzen zu Sayn-Wittgenstein auf, zu beschwören, daß ihm vor der Unterzeichnung des Reverse» eine ihm vollständige, einheitlich gefaßte Schlußrechnung des Rechtsanwalts Baillehache über sein mütterliche» Vermögen nicht gelegt, in welche» der Vermögensstand vom Beginn bis zur Beendigung der Pflegschaft vollständig dargestellt war, zweitens, daß er den Verzicht nur unterschrieben habe, nachdem ihm Freiherr v. Mirbach zugesagt hatte, daß ihm über sein mütterliches Vermögen Rechnung gelegt, die» von leinen Pflegern herauSgegeben und daß die Gta n- de» er Höhung seiner damaligen Braut zur Prinzessin vom Freiherrn v. Mir bach erwirkt werden solle. Leiste er diese Eide vollständig, so besagte daS Urteil weiter, „oder den ersten Eid vollständig und den zweiten Eid auch nur in Ansehung einer der drei Bedingungen", so solle die Abweisung der Kläger erfolgen, bei Nichtleistung des zweiten Eibe» in allen drei Bedingungen die Zwangsvollstreckung für unzulässig erklärt, bei Leistung nur de» zweiten Eides (ganz oder teilweise) die Kläger zur Rechnungslegung verpflichtet sein. Das Reichsgericht hob am 23. Juni 1904 da» Urteil de» OberlandeSgericht» Hamm aus und wie» die Berufung gegen da» Dortmunder Urteil zurück, womit eS also bei diesem und damit bei der Zu- lässigkeit der Zwangsvollstreckung gegen die Pfleger sein Bewenden behält. Die „Tremonia" hebt besonders hervor, daß auch nach dem Hammer Urteil der Prinz die Macht hatte, ob er den zweiten Eid ganz oder teil- weise schwören wolle; e» hätte zum Obsiegen des Prinzen genügt, wenn er eine dieser Bedingungen be- schworen hätte. Wenn der Prinz aber nicht geschworen, sondern auf den Rat seines RechtSbeistandcs Revision eingelegt hat, so sei dies nicht geschehen, weil der Prrnz die Eide nicht hätte voll- ständig leisten können, sondern weil er in ersterInstanz bereits ohneEides- leistung obgesiegt hatte, und sein Rechts beistand mit Recht der Meinung war, daß e» auf die Eide nicht ankommen könne, sondern die Klage der Pfleger ohne weiteres abzuweisen sei. Freiherr v. Mirbach hat sich noch immer nicht darüber geäußert, ob er die Zusage betreffs der Standeserhöhung gemacht hat oder nicht. * Sine Ehrung vr. Hermann Metzer« in Brasilien. Der Vorsitzende deS „ZentralvereiuS für Handelsgevgrapbie und Förderung deutscher Interessen im AuSlaade", Professor vr. R. Iannasch, hat sich in Begleitung deS Herrn Dietrich als Abgesandten der „Aeltesten ver Berliner Kaufmannschaft" im Mai d. I. auf eine Studienreise nach Brasilien begeben, welche etwa im Oktober beendet sein wird. Prof. vr. Iannasch richtet sein Augenmerk auf d,e Handels und WirtfchastSverbältnisse Brasiliens, wahrend Herr Dietrick, der auch Spediteur der Preußischen StaatSbabnen ist, speziell die VerkebrSverhältnisse Brasilien« studiert. Beide Herren wurden überall, wobin sie kamen, sowohl in offiziellen wie in Kaufmannskreisen herzlich ausgenommen, besonders auch in Porto Alegre, wo Prof. vr. Iannasch am 13. Juli auf Grund einer besonderen Einladung deS Staatspräsidenten von Rio Grande do Sul eintraf, um die südbrasilischen Verhältnisse und jene der deutschen Kolonien kennen zu lernen. Einem sehr auSiühr- lichen Berichte der „Deutschen Zeitung" in Porto Alegre ist über den Aufenthalt der Herren dort zu entnehmen, daß sie hei ihrer Ankunft vom Staats präsidenten, ferner von vr. Parobe, dem Sekretär der öffentlichen Bauten, dem Kabinettschef Haag, Oberbürger meister vr. Montaury, AppellationSgerichtSrat vr.Flore« und den Vertretern der deutsche« Kolonie herzlichst begrüßt wurden, und daß am 15. Juli zu ihren Ehren im Verband deutscher Vereine und zwei Tage später auf Anregung deS „TurnerbuudeS" Festabende stattfanden. An diesen Abenden waren die höchsten offiziellen Persönlichkeiten von Rio Grande do Sul, mit dem Staatspräsidenten an der Spitze, anwesend. An Heiden Abenden nahm Prof. vr. Iannasch daS Wort, um in klarer und über zeugender Weis« darzutun, daß Wirtschaftspolitik und nicht Parteipolitik das tragende Element de« Weltverkehr« ist und alle Versuche eines Lande«, durch Absperrungspolitik reich und wohlhabend werden zu wollen, scheitern und zur Verarmung führen müssen. Redner verwir« auf die noch unrrschloffenrn Quellen des Reichtums in unserem Staate, auf die Pflege der Forst- und Fischereiwirtschaft in der Lagoa und betonte insbesondere die notwendige Gründung eines Wirtschaftlichen Komitee«, das Hand in Hand mit der Regierung für das Wohl des Landes arbeiten müsse. Auch auf die Einwanderung kam Prof. vr. Iannasch zu sprechen und gedachte mit Hochehrenden Worten vr. Hermann Meyer« m Leipzig, eines der wenigen, ja eigentlich einzigen Ausländers, der zur Zeit tatkräftig und mit festem Vertrauen in die Zukunft em eigenes Kolonisationsunternehmen treibe und trotz aller Anfeindungen mit zäher Ausdauer an dem wichtigen Ziele de- Unternehmen- festhalte. Die Ausführungen Vr. Iannasch« sanden allgemeine Zustimmung. Die günstigen Folgen der Ansprache blieben auch nicht au»; am seiden Abend noch wnrde eine „Wirtschaftspolitische Vereinigung von Rio Grande do Sul" begründet. Staatspräsident Vr. Borge« de Medeiro« betonte in seiner Antwort, er sei überzeugt, baß von Deutschland für Brasilien keine Gefahr drohe und daß jeder Deutsche, der seine Muttersprache jesthalte, auch R,o Grande do Sul damit ehre. ES steht somit zu er warten. daß die deutschen Interessen in Brasilien eine günstige Entwialung nehmen. * Zum Duell Möller-Kirdorf wird rm» von einem Großindustriellen geschrieben: „Der Geheime Kommerzienrat Kirdorf hat in der „Rheinisch Westfäl. Zeitung" eine Erklärung veröffentlicht, in der er die Er klärung der ,,Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" de- mcntiert. Diese Dementis der Dementis scheinen eine Spezialität unserer Zeit zu sein. Indessen glaube ich nicht, daß die Schuld in den meisten Fällen auf Seiten derer liegt, die sich bei den Dementis nicht beruhigen wollen. Sie liegt vielmehr häufig daran, daß die offi- Kosen Erklärungen so selten geeignet sind, wirkliche Auf- rlärung zu bringen. In einem gewundenen Stil, der staatsmännische Allüren anstrebt, bringen die Offiziösen ihre Mitteilungen an das Publikum. Dazu wird in den meisten Fällen ein Ton der Ueberbcbung angeschlagen, dessen Berechtigung nicht einzuieben ist. Muhte z. B. das verlebende Wort fallen, daß den Aeußerungen de» Herrn Geheimrat Kirdorf in jener historischen Unterredung mit Herrn Möller „überhaupt eine Bedeutung nicht bei gemessen werden konnte"? Wenn ein Minister mit einem Industriellen verhandelt, so verbandelt Macht mit Macht, und der hochmütige Ton, den die „N. A. Z." anschlug, war mindestens unangebracht. WaS die Sach« selbst be trifft, so ist eS nicht verständlich, warum denn Herr Möller überhaupt mit Herrn Kirdorf verhandelte, wenn er seinen Aeußerungen keine Bedeutung beimaß. So liegen doch bekanntlich die Dinge nicht mehr, daß ein Ver- tretcr der Industrie uä uuckievckum vordum nach Berlin berufen wird, um dort in Demut entgegenzunehmen, wo» ihm eröffnet werden soll. In dem Duell Möller-Kirdorf hat Herr Kirdorf den Kürzeren noch nicht gezogen." * SAtzr« recklete,,. Wenn die Sozialdemokraten sich schon jetzt um eine Kandidatur für die etwaige Ersatzwahl in Hof bemühen, so ist dies ihre Sacke. Allgemein interessieren aber dürfte eS, daß sich nach einer Mitteilüna der sozialistische« Organe in Hof nicht nur dir Meldung bestätigt, man hab« stört. Bier große Schiffe seien kampfunfähig, nur eia einzige» habe noch Kanonen an Bord. Der teilweise Mißerfolg de« japaniichen Angriffs sei auf das furchtbare Feuer der FortS und aus die große Anzahl Mmen zurückzusühren. Aussische Arkegsschiffe in neutralen Häfen. In Shrngbai glaubt man, auf dringende Vorstellungen de» englischen Konsuls würden „Askold" und „Grosovoi" ab rüsten. Die russische Admiralität soll der „Diana" ähnliche Weisungen erteilt haben. Da-selbe würde in Sa ij- goa ebenfalls abrüsten. Ansfifctze Hafenbeschränknngen. Die russische Negierung hat, wie schon kurz mitgeteilt, für die Dauer deS Krieges mit Japan sür einzelne Häfen besondere Bestimmungen erlassen, so lange dieselben als im Kriegszustand befindlich anzusehen sind. Zn diesen Häfen gehören: Kronstadt, Sveaborg, Libau, Sebastopol, Barum und Otschakoff. Schiffe, welche diese Hasen anlanfen wollen, bedürfen dazu der Erlaudnis der Hafenbehörden. Das Einlaufen wird erst nach Prüfung oder falls erforderlich, nach Besichtigung des Schiffes gestattet. Der RadiuS um jeden Hafen, welchen fremde Schiffe obue Erlaubnis nicht überschreiten dürfen, wird durch das Hanvelsmarineamt und den Kriegsminister be stimmt werden. Das Einlaufen der Schiffe dcuf nur zwilchen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang staNfinden, doch kann durch den Hafenossizier in besonderen Fällen auch da« Einlaufen bei Nacht gestattet werden. Sobald ein Sckiff die zu fixierende Hascngrcnze erreicht, wird ein Hasen offizier an Bord gesandt werden, welchem der Kapitan die Schiffspapiere und Konnossemente zu zeigen, dem er ferner alle Auskumt zu erteilen har, und der auch berechtigt ist, das ganze Schiff zu besichtigen. Bevor eine solche Prüfung und Besichtigung stattgefunven hat, darf das Schiff keine Kom munikation mit dem Lande eingehen. Wird nach ver Prüfung der Schtffspapiere das Einlaufen gestattet, so hat das Schiff eine besondere Flagge am Vormast zu hissen; bekommt es keine Erlaudnis einzulaufen, so hat eS die Hafengrenze sofort »u verlassen. Die Hafrnbehörven sind ferner ermächtigt, das Loschen der Schiffe am Kai zu verbieten und das Löschen durch Leichter anzuordnen. Im Weigerungsfälle hat das Schiff ebenfalls den Hafen zu verlassen. Reeder und Korre- sponkenzreeeer in den genannten russischen Haien sind gebalten, sobald sie Nachricht über den Abgang eines Schiffes von einem russischen ocer fremden Hasen nach dem genannten Hafen erhalten, die Hafenbehörde darüber zu unterrichten, wo das Schiff heriommt, wann eS abgegangen ist, wann eS voraussichtlich anivmmt, sowie Namen und Nationalität des Schiffes anzugeben, ebenso sollen Einzelheiten über Beschaffen beit und Menge der Ladung, über den Bestimmungsort der selben, über Namen und Nationalität des Kapitän» und derglerchen angegeben werben.
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