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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040824011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904082401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904082401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-24
- Monat1904-08
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Tabellarischer und Ztfiernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 2L . Annatzmeschlutz für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: nachmittag« 4 Uhr. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuug 60.—, mit Postbesörderung ^l 70.—. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pal« in Leipzig (Inh. vr. V., R. L W. Kliathardt). Mittwoch den 24. August 1904. 88. Jahrgang. Var MMgrte vsm Lage. * Der Kaiser besuchte gestern mit dem griechi schen Kronprinzenpaar und Prinz und Prinzessin Friedrich Karl von Hessen die Saalburg. (S. Dtsch. Reich.) * Prinz Heinrich von Preußen fft zur Taufe desrussischenThronerben in Petersburg eingetrosfen. (S. Dtsch. Reich.) * General di Georgis, der Kommandant der makedonischen Gendarmerie, hat dem Sul- tan seine Entlassung cingereicht. (S. Ausld.) „Vie polnircde frage." Von Zeit zu Zeit ertönt ein literarischer Mahnruf, der der Entwickelung des deutschen Ostens gilt, und fast immer gibt auch irgend ein Ereignis, von dem die ost märkische Presse berichtet, einer solchen Publikation als rechtfertigende Begleiterscheinung den politischen Hinter grund. Vor kurzem ist eine Broschüre: „Die polnische Frage" erschienen und gerade seht drängt eine Schul revolte in einem posenschen Oertchen dies Problem wie der in den Vordergrund. Ter Verfasser wohnt in Leipzig und heißt Max Buttlar. Tas Büchlein, das im Neuen Frankfurter Verlag in Frankfurt a. M., erschienen ist, sei allen denen empfohlen, die mit dem Reichskanzler in der polnischen Frage das wichtigste Problem der vater ländischen Gegenwart erkennen. Wir müssen sedcm dank bar fein, der über das wichtige Thema öffentlich spricht, denn wenn auch die Zeiten vorüber sind, da Platen seine Polenlieder sang und bildschöne, steinreiche, heldenmütige und melancholische Polengrafen durch die deutsche Roman welt schritten und alle Backfischberzcn eroberten, so sind doch bei weitem noch nicht alle Deutsche über den Ernst der Lage im Klaren und zum Bewußtsein ihrer natio nalen Pflichten herangereift. Tic erwähnte Broschüre geht voB einer historischen Tarstellung aus, die davon zeugt, daß der Verfasser gediegene Kenntnisse und klares Urteil besitzt und daß er mit der Geschichte, Sprache und Art der polnischen Nation vertraut ist. Auch derjenige, der mit der einschlägigen Literatur Bescheid weiß, wird neue, treffende Bemerkungen finden, u. a. in der Dar legung, wie tausende von Deutschen durch Namensände rung von amtswcgen polonisiert worden sind und wie so die ernste deutsche Gesinnung und ihre sittliche Kraft im Verein mit den fürsorglichen Einrichtungen der preußischen Behörde zu einem Ferment der Hebung für die polnische Mittelschicht und zum teil auch für die Unter schicht geworden ist. Mit Recht bemerkt der Verfasser, daß der preußische Staat den Grundsatz „ckivicko et impera!" zu feinem eigenen Schaden nicht beachtet habe. „Statt in der polnischen Slachta den wirklichen, unversöhnlichen Feind zu erkennen und zu bekämpfen, gegen sie den Rücken der bürgerlichen und bäuerlichen Polen zu stärken, hat Preußen von 1850 ab, fast fünfzig Jahre in farblos unpraktischer Idealität in den alten Polenlanden regiert, als ob es zwischen Deutsch und Polnisch keinen Unter schied gäbe." Man hoffte eben immer den polnischen Adel zu gewinnen und entrechtete den Grundbesitzern gegenüber die Stadt- und Landgemeinden. Zudem schwankte man Jahrzehnt auf Jahrzehnt zwischen Zucker brot und Peitsche und wirklich großzügige Reformen, wie sie der Oberpräsident von Flottwell und der General von Grolmann in den dreißiger Jahren befürworteten, fan den niemals die Genehmigung der Krone. Diese Betrach tungen sind freilich rückblickender Art, aber deshalb keineswegs Praktisch wertlos, denn auch heute wird wohl nur ein in der Wolle gefärbter Optimist glauben, daß der Polenkurs für alle Zeiten gesichert sei un- auch heute noch sind die Rittergutsbesitzer in der Ostmark in einer Weise bevorzugt, die an die Zeiten der alten polnischen ALelsherrschaft erinnert. Man hat sich eben niemals da zu entschließen können, in der Ostmark ganze Arbeit zu machen. Statt mit den enormen Mitteln der Ansied lungskommission geschlossene Dörfer zu bauen, setzte man die Ansiedler so zerstreut ein, daß das Gefühl, zu einer Gemeindeeinheit zu gehören, kaum aufkommen konnte und daß sie m der polnischen Umzingelung dem Schicksal der Polonisierung kaum entgehen konnten. MSn ent- schloß sich nicht, die Bevorrechtung der Rittergüter aufzu heben, sondern begnügte sich mit dem Schein der Selbst- Verwaltungsnormen. Man führte einen Stoß auf den Lebensnerv des PoloniSmus, indem man den Deutschen Dinder auf den Stuhl des Erzbischofs setzte, aber man sorgte nicht für eine deutsche Umgebung und der Erzbischof blieb inmitten der Fanatiker ohnmächtig. Max Buttlar nimmt auch die Wiederherstellung«- Pläne der Polen sehr ernst. Er zitiert Flugblätter aus Berlin und Galizien, die in gleicher Weise die Wieder herstellung mit allen Mitteln propagieren. In diesem Teil seiner Broschüre wiederholt er im wesentlichen, waS der Ruthcne Roman Tembratowncz schon in seinem Buche „kolooia irreckentu" ausgeführt hat. Er weist mit Recht auf die höfischen und dynastischen Beziehungen der Polen hin und sagt: „Es sollte nicht unbeachtet bleiben, daß der Fürst Radziwill die Gräfin Chotek, Schwester der Gemahlin des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand von Este, heiratet, dessen ultramontane Grundsätze bekannt sind und eine Gefahr von dem Augen blicke an bedeuten, „in dem Franz Josefs Augen sich müde schließen werden". Trotzdem werden seine Befürchtungen zum Teil doch durch die Ereignisse widerlegt. Er sagt z. B.: „Erfolgt auch nur bei einer der drei Leilungsmächte ein Zusammenbruch wie 1806 oder eine zeitweise Läh mung, so wird unfehlbar zunächst dieser Teil der polni schen Nation die Zeit für eine Erhebung gekommen glauben, der sich die andern Teile dann sicher anschließen." Nun sollte man doch meinen, daß die augenblickliche Situation in Rußland die Vorbedingungen erfüllt, die der Verfasser hier aufstellt, von irgendwelchen Anzeichen für eine polnische Anfstandsbewegung ist aber noch nichts zu uns gedrungen. Gegenüber einer im allgemeinen klaren Erkenntnis der Sachlage berührt es sonderbar, daß der Verfasser sich an einer Kritik der augenblicklichen Regierungspolitik ge- nügen läßt, aber nicht angibt, welche Wege er selbst gehen würde. Er hat es nicht ganz zur Klarheit gebracht, ob er den Mitteln, mit denen wir augenblicklich die Slawi- sicrung der Ostmark bekämpfen, sympathisch oder un sympathisch, bejahend oder verneinend gegenübersteht. Trotz dieses Mangels indessen ist sein Büchlein eine an regende Lektüre, die sich durchweg über das Niveau poli tischer Gelcgenheitsschriften erhebt. ver stuktaini Oer Herero. St. Bureaukratl»»», der Langsam«. In der „N. Vogtl. Ztg." war gesagt worden, daß die Eltern des in Südwestasrika gefallenen Leutnants Leplow die Nachricht vom Tode ihres Sohnes zuerst durch die Presse erfahren bezw. bis rum 17. August abends keine offizielle Mitteilung erhalten hätten. Demgegenüber teilt das sächsische Knegsministenum mit, daß am 16. August vor mittags die Todesnachricht auS Berlin vom Generalstabe und vom Oberkommando der Schuytruppen beim Kriegs ministerium eingelroffrn ist. Von diesem ist die Ueber- mittelung der Todesnachricht an die Eltern dem 9. Infanterie-Regiment Nr. 133 übertragen worden, bei welchem Leutnant Leplow vor seinem Ueber- tritt zur Schutztruppe gestanden hat. Nach einge zogener Erkundigung ist die telegraphische Nachricht noch am 16. d. Mts. nachmittags an die Eltern gelangt. Die Schluß folgerung de« Krieg-Ministeriums, die Eltern Leplows hätten sich also früher im Besitz der Nachricht über den Tod ihres Sohnes befunden, als diese in der Presse veröffentlicht worden sei, wird von dem genannten Blatt in folgender Weise als unzutreffend widerlegt: Am 16. August zwischen 10 und 11 Uhr vormittag» lief vom Wölfischen Depcschenbureau in Berlin die Verlustliste aus dem Ge- fecht bei Waterberg in unserer Redaktion ein. Kurz vor 12 Uhr schickten wir einen Vertreter unterer Zeitung zur Familie Leplow; er tras im Hausflur bereits den Vertreter einer anderen hiesigen Zeitung. Die Angehörigen hatten von dem Vorfall noch nicht die geringste Kunde und waren, wie sich leicht begreifen läßt, in hohem Grade erschüttert. Durch Vertreter der Presse also hat die Familie Leplow von dem für sie so schweren Verlust Kenntnis erhalten. Auf die von un» weiterhin eingezogenen Erkundigungen ist die offizielle Nachricht am 16. August nachmittags zwischen 4 und'/^5 Uhr bet den Angehörigen Leplow- eingelaufen. Unsere Zeitung gelangt bereit» vor 4 Uhr zur Ausgabe für den nächsten Tag. Die Nach richt lag also bereit» gedruckt vor, al» die Familie Leplow vom Tode ihres Sohnes immer noch keine offizielle Mitteilung hatte. Wir geben diese Einzelheiten der Oeffentlichkeit bekannt und meinen damit bewiesen zu haben, daß der Familie Leplow tatsächlich zuerst durch die Presse diese Mitteilung zugegangen ist. ver riirzirch-japanirchr «stieg, spert Arthur. Wie dem „L.-A." au- Petersburg gemeldet wird, ver suchten in der Nacht zu Sonntag japanische Torpedoboote in den engen Hafen von Port Arthur «inzudringen, doch wurden sie durch heftige- Feuer von den Batterien der Landbefestigung daran verhindert. General Stöffel befahl indes den noch anwesenden russischen Kriegsschiffen, in anbetracht der dringenden Gefahr den Hafen zu verlassen. Man erwartet daher in Petersburg baldig die Nachricht von einem neuen großen Seekamps vor Port Arthur. Einer Moskauer Drahtung der „Morning Post" zufolge empfing ein intimer Freund Stössels von diesem ein Telegramm, da- so endigt: Lebe wohl für immer. Port Arthur wird mein Grab sein! Nach Berichten von Chinesen bedrängten die Japaner am 21. August da« Zentrum der Russen au der Eisenbahn ent lang, sowie den rechten Flügel derselben in der Nähe deS Goldenen Hügels sebr heiß. Die in Tlchifu lebenden Japaner, an der Spitze der Konsul, sammeln Geld, um den Fall der Festung Port Arthur zu feiern. Die versenk««- »es „Hkpsan-"- Das Urteil d«S Marineaericht-hofeS Shanghai (analog unserm deutschen Geraint, Red.) in der Angelegenheit deS Dampfers „Hipsana" wurde Dienstag morgen gefallt und lautet: Der rusfiiche TorpedobootSzerstörer, von dem man jetzt weiß, daß es d« .Rastoropnh" gewesen, nähert, sich dem englischen Dampfer „Hipsang", dessen Lichter hell brannten und der am Tage die englische Flagge zeigte, Der TorpedobootSzerstörer feuerte Granaten, die einige Passagiere töteten und andere verwundeten, worauf „Hipsang" sofort hielt, aber das russische Schiff schoß noch einen Torpedo ab und brachte so den Dampfer zum Sinken. „Hipsang" hatte weder Kontrebande noch Japaner an Bord. Der Ge richtshof macht den Board of Trabe und das Auswärtige Amt darauf aufmerksam, daß der Dampfer, obgleich er mit der nötigen Vorsicht und mit einwandfreiem Kurse gefahren ist, beschossen und rum Sinken gebracht wurde, ohne recht lichen Grund oder Veranlassung. Vie chinesische Armee und der Arieg. Der Einfluß, den die chinesische Armee bei einer Parteinahme für die Japaner im aclienwärtigen Kriege auszuüben vermag, wird vielfach verkannt. Die Tatsache, daß das Reich der Mitte 300 000 Mann (auf dem Papier allerdings 700 000 Mann )unter den Fahnen hat, dürfte jedoch beweisen, wie sehr den Mächten an einer strengen Neutralität Chinas gelegen sein muß. Die Arniee setzt sich in der Hauptsache aus den Nachkommen der alten Mantschu-Eroberer und ihren Verbündeten, den sogenannten Acht Bannern zusammen, die nur eines euro- päischen Drills und guter Führer bedürfen, um Europa durch ihre Taten in Erstaunen zu versetzen. Der größte Teil der Armee ist in Nordchina und in der Nähe von Peking zusammengezogen, bildet also schon aus diesem Grunde eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Nicht zu verwechseln mit dem stehenden Heere ist die National- armee, genannt die Grünen Flaqgen oder die Fiinf Lager. Sie ist in 18 Korps zergliedert und auf die ein zelnen Provinzen verteilt, die je für sich einen eigenen Generalgouverncur haben. Besonders gut gedrillt soll das Ticntsiner Armeekorps sein, das heute ungleich kriegstüchtiger ist, als bei dem letzten Marsche der Ver bündeten auf Peking. Deutsches Kelch. Leipzig, 23. August. * iEraf Bülow in Norderney. Ein Mitarbeiter der „Neuen Freien Presse" bat den Grafen Bülow in Norderney besucht und teilt uns nun seine Eindrücke mit. Der Kanzler hat „eine Menge feinster Betrachtungen angestellt. An gesichts der wogenden See bat er eine ganze Seite aus Homer im Urtext deklamiert. Er hat über Veterinär sragen, Richard Wagner, den Gerstenzoll, Volkspsychologie, und AlkoholiSmus in „brillanten" Apercus gesprochen und außerdem noch seinen Pudel ins Meer geworfen, obwohl er „auch in seinem sommerlichen Uuou rotiro von Arbeit er drückt" ist. Aber das ist natürlich, denn, so bemerkt der geist volle Plauderer der „N. F. P.", die Nordsee wirkt „ungeheuer belebend", sowohl auf den Kanzler, wie auf seine Gemahlin, die Gräfin und „der mit den Wogen in rauh germanischem Ungestüm kosende Seewind scheint auf das Kanzlerpaar elektrisierend zu wirken". Wenn die Sonne scheint, trägt Graf Bülow eine weiße Mütze, wenn es regnet, eine dunkle, und bisweilen „flattert ibm ein Havelock von den Schultern". Aber Graf und Gräfin spazieren wie ein glückliches bürgerliches Ehepaar am Meere dahin und kein Regenschirm wölbt sich über ihnen. „Excellenz sind sehr abgehärtet", bemerkt ein Bekannter. „Nicht nur im Regen, sondern auch in der Politik", repliziert der Kanzler. Er ist eben, wie der Wiener Journalist seststellt, „brillanteren Geistes als je". Hoffentlich ist der Kanzler aber nicht nur gegen politische, sondern auch gegen journalistische Eindrücke abgehärtet, denn sonst muß ihm die Lektüre deS heiteren Artikels eine trübe Stunde bereiten. fügung an den Minister der öffentlichen Arbeiten ohne jeden Erfolg bleiben würde, umsomehr, da sachlich anerkannt werden mußte, daß das Akkumulatorensystem nach dem heutigen Stand« der Technik bisherigen Anforderungen nicht genügt. Es kam dann zu einem Ergänzungsverfahren, in dem schließlich unter dem Drucke der durch das Eingreifen der Staatsbehörde geschaffenen Zwangslage die Gemeindebehörden sich zu einem Vergleich entschlossen, der der Stadt eine Jahresabgabe von rund 20 000 brachte. Der Be richt bemängelt einerseits, daß in der Polizeiverfügung auch auf die Unwirtschastlichkeit verwiesen werde: „in einer Frage des Aus gleichs der einander widerstreitenden Interessen der beiden im Ver tragsverhältnis stehenden Parteien hatte die Staatsbehörde, ohne auch nur die Stadtgemeinde zu hören, zu gunsten der Straßenbahn gesellschaft entschieden." Andererseits hebt der Bericht hervor, daß nicht die Betriebsänderung an sich, sondern die „Form des Vor gehens der Straßenbadngesellschaft und die Form de» auf die Be stimmungen des Kleinbahngesetzes gestützten Eingreifens der Staats behörde" es war, die „in den Gemeindebehörden und der Bürger- schäft Unwillen und Mißtrauen im höchsten Grade erregten." ES ist eben nicht zu leugnen, daß Berlin „oben" nicht beliebt ist. Seiner Selbstverwaltung werden auf Schritt und Tritt Steine in den Weg gelegt. Es ist dies eine alte Tatsache und wir würden uns nicht mit ihr beschäftigen, wenn nickt die Haltung der städtischen Behörden dazu Anlaß gäbe. Kaiser Wilhelm hat einmal rühmend einen Bürgermeister erwähnt, der, tüchtig und trotzig zugleich gewesen sei. Ueber die Tüchtigkeit der Berliner Kommunalbehörden wollen wir nicht urteilen, trotzig sind sie jedenfalls nicht, denn sonst würden sie vielleicht derartige Tatsachen nicht in einem Verwaltungs bericht verstecken. * Wohnungskongrest. Der Erste Allgemeine Deutsche Wohnungökongreß in Frankfurt a. M. vom 16. bis 19. Oktober d. I. macht schon jetzt von sich reden. Die vereinigten Hausbesitzer Deutschlands haben nämlich auf ihrer Tagung in BreSlau beschlossen, den Kongreß möglichst zahlreich und durck ihre besten Kämpen zu beschicken: man kann sich also auf interessante Zusammenstöße zwischen ihnen und der großen Schar der Wohnungsreformer Derttschlands gefaßt machen. Auch aus den Kreisen der vor einiger Zeit gegründeten Deutschen Gartenstadt-Gesellschaft heraus werden lebhafte Anstrengungen gemacht, diese günstige Gelegenheit, ihre Ideen zu verbreite», möglichst auszunutzen. Was dem Kongreß aber eine ganz besondere Bedeutung verleiht, da- ist der Umstand, daß er durch die jetzt erfolgte Veröffentlichung des WohnungügesctzentwurfeS für Preußen vor eine ganz direkt aktuelle, hochwichtige Frage gestellt ist. Ein vor trefflicher Kenner der ganzen Wohnungsfrage, der bayerische Reichstags- und Landtagsabgeordneie vr. Jäger wird speziell über den preußischen Wohnungsgesetzentwurf berichten und die Verhandlungen und Beschlüsse des Kongreßes werden sicherlich für die spätere parlamentarische Behandlung der Sache erheblich ins Gewicht fallen. Auch durch die Ver öffentlichung der Reichsdenkschriit vor einigen Wochen über „Die WohnnngSfürsorge im Reiche und in den Bundes staaten" ist dem Kongreß der Weg gut geebnet und die Wünsche nach einer zusammenfassenden großen ReichS- Wohnun gsreform werben aufs neue lebhaft Hum Aus drucke kommen. Es haben sich übrigens, wie wir hören, bereits mehrere Hundert Teilnehmer für den Kongreß an gesagt und u. a. wird auch das Reichs amt des Innern offizielle Vertreter schicken. * Ter deutsche Forstverein versendet die Tagesordnung für die vom 12. bis 17. September in Eisenach stattfindende 5. Hauptversammlung. Von den Verhandlungsgegenständen heben wir hervor: 1) „Welche neueren Forschungen und Beobachtungen liegen über die Bedeutung deS Humus für den Wald vor?" — 2) „Nach welchen Grundsätzen soll bei der Besteuerung des Waldes verfahren werden und welche Erfahrungen hierüber liegen aus neuerer Zeit vor?" — 3) Mitteilungen über Versuche, Beobachtungen, Erfahrungen und beachtenswerte Vorkommnisse im Bereiche des Forst- und Jagdwesens. Der gegenwärtige Stand der Waldbrand- versicherung. * Nachspiel zur Affäre Koffak. Der ehemalige Sanitäts- Unterossizier Koffak ist, wie die Kieler „N. N." melden, vom 5. August an als Bureaugehülfe bei der königlichen Gewerbe inspektion in Kiel beschäftigt gewesen. Als die „ungünstigen" Nachrichten über ihn bekannt geworden waren, wurde Koffak Sonntag früh aus seiner Stellung entlassen. * Kassel, 23. August. Die Kaiserin besuchte heute die Lungenheilstätte Oberkausungen und wurde dort aeführt von den Vorstandsmitgliedern Geh. Sanitätsrat I)r. Eudemann, General v. Roques und dem Geh. Kommerzienrat Henschel. Tie Kaiserin besichtigte die Anstalt in allen Teilen und drückte ihre Befriedigung über die Einrichtungen aus. * Saalburg bei Homburg, 23. August. Der Kaiser ist heute nachmittag 3 Uhr mit dem Kronprinzen vonGriechenlandzu Wagen hier eingetroffen und wurde im Saalburg-Restaurant von dem Geh. Baurat Professor Jakobi und Oberbürgermeister vr. Ritter von Marx empfangen. Tie Kronprinzessin von Griechenland, sowie PrinzundPrinzessin Friedrich Karl von Hessen waren kurze Zeit vorher im Automobil angckommen. Die Herrschaften be- sichtigten zunächst die Neuausgrabungen unterhalb -es Mithraeums und begaben sich sodann nach dem Saal burgkastell, wo sie Modelle von römischen Wurfmaschinen und neue Funde vom Römer-Kastell in Augenschein nahmen. Nach einem Aufenthalt von Stunden fuhren der Kaiser und die übrigen Fürstlichkeiten von der Saal burg nach dem Bahnhofe in Homburg. * Ieva, 22 August. Nachdem die Verträge über die Fortdauer der GerichtSgemeinsckaft im Bezug aus da- Thüringische Oberlandesgericht Jena und die Land gerichte Rudolstadt, Gera, Meiningen von sämtlichen betei ligten Staaten vollzogen worden sind, ist diese Gemeinschaft Berlin, 23. August. * Zur Taufe des russischen Thronerben, die morgen stattsinden soll, schreibt die „Nordd. Allg. Ztg.": Die zahlreichen Kundgebungen aus Anlaß der Geburt des Großfürfien-Thronfolgers haben erneut bewiesen, daß das Bewußt sein mit dem Herrscherhause gemeinsam durchlebter Tage des Glücks und der Prüfung tm russischen Volke in voller Kraft lebendig ist und daß das Volk des großen Nachbarreiches in dem jüngsten Svroß deS Kaiserhauses rin neues Pfand glücklicher Weiter entwickelung erblickt. Auch in Deutschland, besten Fürstengeschleckter mit der russischen Dynastie durch enge Blutsbanden verbunden sind, nehmen weite Kreise an der morgigen Feier warmen Anteil und wünschen dem Hause und dem Reiche deS Herrschers der Russen Segen und Gedeihen. Im Anschluß hieran wird mitgeteilt, daß Prinz Heinrich von Preußen und Prinz Ludwig von Battenberg mit Gefolge in Peterhof «ingetroffen und auf dem Bahnhöfe Peterhof vom Kaiser, der deutsche Marineuniform und da- Band vom Schwarzen Adler-Orden trug, und sämtlichen Großfürsten empfangen worden. Als der Zug dielt, spielte die Musik des Regiment- Belomorsk die deutsche Hymne, Nach sehr herzlicher Begrüßung begaben sich der Kaiser mit dem Prinzen Heinrich und der Großfürst Michael Alexandrowitsch mit dem Prinzen von Battenberg nach Schloß Alexandria, wo sie der Kaiserin-Witwe Maria Feodorowna einen Besuch abstatteten. Sodann begleitete der Kaiser den Prinzen Heinrich in seine Gemächer im Großen Palaste und machte darauf dem Prinzen von Battenberg einen Besuch. * Der kürzlich erschienene VnwaltungSdrricht he» Ber liner Magistrates enthält eine interessante Tatsache, die bisher in der Oeffentlichkeit nicht bekannt geworden ist: Es ist die» ein Ergänzungsverfahren, das die Straßenbahn- grsellschaft gegen die Stadt beim Oberpräsidentrn beantragte, weil die Stadt zur gänzlichen Beseitigung des Akkumulatoren betriebe» ihr« Zustimmung nicht erteilen wollte. Auf Anord nung de« Kaiser» wurde dann, wie der Bericht weiter ausführt, der Gesellschaft durch landespolizeilich« Verfügung auf. gegeben, den Akkumnlatorenbetrieb wegen feiner Unzulänglichkeit I «,,s weitere 25 Jabre" endgültig in Kraff getreten, uov Uuwirtschaftttchkeit zu heilig.., durch direkt. Strom- ^er«, 2». August. l)m vierten Wablkni« b.» Fürstentum» zufuhrung zu ersetzen. Der Magistrat sah ein, daß da« allein zu-1 wurde her bekannte vr. m«I. weißt« in Untermbau« al« Kandidat lässige Rechtsmittel Ku« Beschwerde über di« polizeilich, Ver- I zu» Landtag ausgestellt, vr. weißt« ist durch sein« Gegurrschaft
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