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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040824026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904082402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904082402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-24
- Monat1904-08
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Nr. 43l. 98. Jahrg Leipziger Tageblatt. Mittwoch, 24. August 1904. Mertionrpm; <lie sgerpattene pelitreilr 2S pfg., Mlamen unter aem beaaNtisnrrtri» (4ge;palten) 78 pfg Lappen, herauSgerißen an» dem blutigen Kleid« der französische« Revolution, einer Zeit, in der die Kopfe von Königen über da« Pflaster rollten. (Stürmischer Beifall.) Wir sage» demgegenüber: Da» Kind gehört nächst Gott den Eltern, sie haben da» erste Anrecht auf da» Kind. (Großer Beifall.) Sie sind verantwortlich für seine Erziehung und sind auch verantwortlich vor Gott. ES wär« eine der härtesten Eingriffe in da« Elternrecht, den Eltern da» Erziehung», recht nehmen zu wollen. Da« dürste sich ungestraft kein asiatischer Despot, aber auch kein europäischer Kultusminister erlauben. (Don nernder Beifall.) Die Erziehung de« Kinde« bedeutet in erster Linie die Pflege und Kräftigung der psychischen und intellektuellen und religiösen Fähigkeiten und daher ist die Mutter die beste Lekr- Meisterin — auch ohne EtaatSdiplom. (Heiterkeit und Bet- fall.) Sie ist auch Zugleich die unersetzbare Schnlinspektoriu. Um wa» handelt es sich bet der Erziehung? Um da» christliche, um das katholische Kind. Mit voller Absicht sage ich: Um da katholische Kind: Denn mit Absicht mischen wir un» nicht in Angelegenheiten Anderer, wie diese so oft tun. Wa» für den katholischen Teil und die katholischen Eltern gilt, verlange ich al» selbstverständlich auch für dir Protestanten und für die Juden. Alle» andere ist Vergewaltigung de» unantastbaren Rechte» der Eltern, e» wäre bitterster Geisteszwang. (Stürmischer Beifall.) Wie steht r» denn nun mit der Schule? Die Schule ist nicht Selbst zweck, die Schule ist auch nicht selbständig, die Schule ist die Fort setzung des Elternhauses, der Lehrer vertritt die Vaterstelle und das ist sein Stolz und seine Freude; hierin liegt auch seine Autorität, die auch in diesem Falle nur geschützt wird durch da» vierte Gebot. (Lebhafter Beifall.) Line wirklich« Er- zirhung ohne Religion — mag dieses Wort auch noch soviel Widerspruch erfahren — ist undenkbar, sie ist und bleibt Dressur! Das sehen auch die modernen Schulmänner ein und deshalb reden sie manchmal salbungsvoll von Religion und religiöser Moral. Es trägt sich nur: Was für eine Religion, was für eine Moral? Eigengekochte-, konfessionsloses Gemrngsel. (Beifall.) Hinweg mit dem dogmatischen Christentum, hinweg mit der Lehre vom Gottes sohn, hinweg mit der konfessionellen Moral. Da» würde eine Religion werden, so recht für den modernen Urbermenschen be stimmt. Aber wenn vaS Kind über daS „Woher" und „Wohin" fragt, so können sie ihm keine Antwort geben, höchsten- kommt ein Hinweis auf das Wirrwarr. (Heiterkeit und Beifall.) Nur die auf den 10 Geboten aufgrbaute Moral kann Charakter geben. Deshalb muß das Recht der Erziehung der Kirche gewahrt bleiben. Denn die Kirche ist die große Erzteberin durch die Jahrtausende gewesen Und wenn darum auch der Ruf erschallt: Hinaus mit der Kirch- aus der Schule, so verweist sie demgegenüber auf das ihr von Gottessohn selbst verliehene Diplom hin, der gesagt hat: Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker! Lehret alle Völker, also auch Inden undHeiden, Fürsten und Völker, Reiche und Arme, Groß und Klein. Da wurde ohne Klausel gesagt, ohne Vorbehalt und ohne Au-nahm«. Nicht daß daS Kind den ganzen japanisch-russischen Kriegsschauplatz erst kennen müßte, oder die Geheimnisse des HeronSball» und der Säug pumpe, oder die vergleichende Anatomie oder gar die Gesetze-kuude (Heiterkeit und Beifall.) Es heißt auch nicht, daß da- Kind erst nach seinem Eintritt in die Fabrik abgefangen und gelehrt werden sollte. Und dieses Wort sprach Christus nicht etwa zum römischen Kaiser und auch nicht zu dem Oberpräsidenten Pontiu» Pilatus (Stürmische Heiterkeit und Beifall.) Die Kirche ist befähigt und berechtigt, den Religionsunterricht zu erteilen, nur ihr steht das Recht der Erteilung zu. iBravo.) Gegenüber der For- derung der liberalen Lehrertaqe nach einer Religion ohne Konfession muß die Kirche an ihren RechtStueln feschalten, die älter sind als die Rechtstitel aller Staaten. Dabei aber sind wir der Ansicht, daß Kirche und Staat Hand in Hand gehen sollen für eine christliche Erziehung des Volke». Rur ein Recht hat er nicht auf die Erziehung. Niemals darf er eiu Kind entgegen dem Willen katholischer Eltern erziehen wollen, wenn er sich nicht dem Vorwurf größten Geisteszwanges aussetzeu will. (Stürmischer Beifall.) Ich frage die konservativen Parteien, ob sie es zugcben können, daß die älteren Rechte der Kirche genommen werden und ich frage die liberalen Parteien, wenn sie einem solchen Beginnen zustimmen: Wie steht es mit der Frei heit, die sie fortgesetzt betonen? (Sehr richtig!) Darum fordern wir konfessionelle Volksschulen und wir fordern ferner: Der Lehrer sei wahrhaft konfessionell! (Stürmischer Beifall.) Fachaufsicht und Simultanschule seien Wetter nichts als die Etappe zur religionslosen Schule, der ärgsten Unduldsamkeit, die auch den Lehrer rinschnüre. Religion ohne Konfession ist Konfusion! Ein Liberalismus, der das nicht begreift, ist weit zurück und der bayerische ist schon ganz weit zurück und verlaßen. (Heiterkeit und Beifall.) Wir bekämpfen die Simultanschule aus religiösen und konfessionellen Gründen. Die Kirche darf nicht Magd, sondern sie muß Sonne sein. Das sage ich nicht nur für die Volksschule, sondern auch für die Mittelschulen und auch für die Universität. (Donnernder Beifall.) Darum gäbe es auch für manche Leute etwas bessere- zu tun, als Kongrrga- tionen zu verbieten oder die schlagenden Argumente fanatisierter Studentenverbindungen gegen katholische Verbindungen zu lega- lisieren. lBravo.) Nicht aus pfäsfischer Herrschsucht und Priester- lichem Eigensinn, sondern auS den höchsten Gründen fordern wir: Christus loll herrschen in der Schule! „Keine Trennung des Kindes von der Mutter! DaS Kind zurück zur Mutter! Die Schule zur Kirche! (Donnernder anhaltender Beifall.) Damit schloß die Versammlung. Der heutigen zweiten öffentlichen Abrndversammlung wohnte wiederum die hohe Geistlichkeit bei. Al- erster Redner sprach Professor Schürrrr - Freiburg t. B., über: Religion und Wissenschaft. Die Erfolge der Wissenschaft sind staunenswert und wir sind stolz darauf, daß da« deutsche Volk so lebhaften An teil daran nimmt. Aber die Wissenschaft hat keine Antwort zu geben über die großen Rätsel de» Lebens. Darum nehmen wir gerne die großen, durch die Offenbarung verbürgten Lehren de« Glaubens an. Wer behauptet, daß der Glaube eine» Gelehrten unwürdig sei, daß der Glaube unvernünftig sei, der darf sich der Voraussetzungs losigkeit nicht rühmen. Redner protestiert gegen die Schwierigkeiten, die man den katholischen Gelehrten mache bei dem versuch, zu akademischen Lehrstühlen zu gelangen. Da- Christentum gerade im Abendland» hab« da« nicht verdient. Gerade im Abendland« hätten ja die Anfänge unsere» gesamten wissenschaftlichen Leben» gelegen; und nicht in anderen Landern: die Missionen haben den schrift unkundigen Völkern Alphabete geschaffen. Die Jesuiten schufen in China eine astronomische Station, dir der Schiffahrt ungeheuere Dienste aeleistet hat. Lin Jesuit habe die erste Anregung zu der heute so ungeheuer wichtigen vergleichenden Sprachwissenschaft gegeben. In dem heutigen Babel- und Bibelstreite vergessen e» die Gegner nur zu gern, daß sie ja alle», waS sie wißen, dem Dominikanerpater Schell verdanken, der zuerst den Hamurabt-Koder entziffert hat. Warum gründeten wir Albertus Magnus-Vereine? Ist das Mißachtung der Wissenschaft? (Stürmischer Beifall.) E» folgte dann eine Rede des Redakteur» vr. Huppert-Köln über „Moderne Belletristik": Die unsittliche Literatur nehme einen gewaltigen Raum rin. Erfreulicherweise mache nruerding» der Buchhandel selbst Front. Es fei zu seiner Ehre gesagt, daß er selbst diese mutige Tat, zp der wir ihm beste Erfolge wünschen, auszuführen übernommen hat. Mutige Tat! Ja, Mut gehört dazu nach dem, waS die Leute haben auSstehen müssen, die in die Ivx-Heintze-Bewegung eingegriffrn haben! Wie ist r» unserem Rorren ergangen! (Stürmische Heiterkeit!) Neuerdings hat der Buchhandel Unterstützung erhalten in dem bekannten Schriftsteller Otto von Letxner. Die Katholiken sind bereit, diesen Feld zug zu unterstützen, obgleich der neue Kampf aus Kreisen kommt, die dem lex-Heinze-Rummel nicht ganz fern standen. Dir jetzige Bewegung will da-, was damals auf dem Wege der Gesetz gebung erstrebt wurde, auf dem Wege der Selbsthülfe erreichen. Wir wißen nicht, ob daS gelingen wird. Unser Standpunkt ist: Die wahre Kuust soll und darf nicht bekämpft werden, aber man nenne den Schmutz auch nicht Kunst und bezeichne ihn als das, was er ist. Redner schildert dann in humoristischem Tone die literarischen Strömungen der letzten Jabrzehnte und kommt dann auf die Grenzen, die der katholischen Belletristik gestattet sind: Die groben Probleme müßen auch von der katholischen Belletristik be handelt werden. Wir dürfen unseren katholischen Schrift stellern keine spanischen Stiefel anlegen, sondern müßen sie sich tummeln laßen im Leben der modernen Zeit. Skandal- geschickten verbitten wir uns, aber Sittengemälde unserer Zeit zu entwerfen, ist das Recht der Künstler. Wenn von katbolischen Schriftstellern solche Themata behandelt werden, dann ist der un verrückbare Standpunkt der Katholiken: Der katholische Geist der aus dem Christentum und katholischem Empfinden hervorgegangenen Belletristik darf nun und nimmer preisgegeben werden. Redner schließt seine Rede mit einem energischen Appell an die Katholiken, den Leistungen der katholischen Schriftsteller ein praktisches Interesse entgegenzubringen und die materielle Grundlage zu schassen, die seinem Geiste erst die Möglichkeit gebe, sich zu hohem Flug zu er heben. Ein hungernder Schriftsteller wird niemals Großes schaffen können. (Stürmischer Beifall.) Es folgte dann eine Rede des Oberlehrers Barth-Straßburg über die katholische Presse. Redner beschäftigte sich mit der Notwendigkeit, der katholischen Preße eine steigende Verbreitung zu verschaffen. Natürlich ging es dabei nicht ohne kräftige Seitentsicbe auf die nichtkatholische Preße und ihre Vertreter ab, diese Preße, die sich nicht endblöde, die gröbsten Lügen über katholische Geistliche und das Zentrum, die hundertmal widerlegt worden seien, zum hundertsten Male abzudrucken. Wehrten sich dann hie Katholiken, so schreie der ganze Chor über Intoleranz" und Prüderie. Zu der selben Zeit aber behandele diese Preße die ekelhaftesten Dinge mit breitestem Behagen und abstoßender Lüsternheit. Die katholische Preße müsse ein Grundstein, ein Eckstein, ein Edel stein werden und dem schwülen Wüstenwind fremdländischer Sinn- lichkeit einen kühlen Wind christlich-deutschen Geistes entgegensetzen. In diesem Tone ging es noch eine Weile fort. Dann kam die piäee äs rLsistanee des Abends, das Referat vr. SchädlerS über die Schulfrage. Mit brausendem Beifall bei seinem Erscheinen begrüßt, führte er aus: Die Schulstube ist das Schlachtfeld, auf dem es entschieden werden muß, ob die Gesellschaft ihren christlichen Charakter be wahren soll oder nicht. Die Schulfrage ist für daS Christentum in einem großen Teile ein Kampf auf Leben und Tod. (Stürmischer Beifall.) Bon allen Seiten ertönt der Ruf: Wer die Schule hat, der hat die Zukunft! In allen Parlamenten tobt der Kampf um die Schule, platzen die Geister ihretwegen aufeinander. Grund genug, uns mit ihr zu beschäftigen, zumal in den letzten Jahren in den Parla menten einer großen Anzahl deutscher Bundesstaaten die Schulfrage auf der Tagesordnung stand. Vier Faktoren kommen bei der Schulfrage in Betracht: Familie, Gemeinde, Staat und Kirche. Der große Schlächter Danton hat es ausgesprochen: Das Kind ge hört zuerst der Republik, ehe es den Eltern gehört! (Gelächter.) Und es ist nötig, an diesem Satze gewißen, sehr hochstehenden Per- sonen deutlich zu machen, wohin eS führt, wenn ein Staatswesen das Monopol auf das Kind verlangt, denn dieser Satz ist ein SI. vemrchtt sialdolitkentag. Nachdruck verboten. 8. u. L Regensburg, 23. August Der heutige dritte Festtag der Kalholikenvrriammlung brachte zunächst die Generalversammlung de» BolkSvereins für da- katho lische Deutschland, jener außerordentlich geschickt inszenierten, den katholischen Mittelstand und die breiten Arbeitermaßen umfassenden Organisation, die unter der Leitung der Diözesangristlichen eine fortgesetzte Agitation zu gunstrn de» Zentrum- entfaltet und der Partei die Wahlschlachten gewinnen hilft. Nach dem vorliegenden Geschäftsbericht hat der Bolk«vrrein beute eine halbe Million Mit glieder, nachdem ihm im letzten Jahre allein rund 100000 neue Mitglieder brigetrrten sind. Die größte Zunahme hatte der Verein in Rheinland-Westfalen (ca. 43 000 Mitglieder), ferner weisen Hessen-Nassau, Bauern, Württemberg, Oldenburg und die Reichslande charakteristische Ziffern auf, die ein starke» Anschwellen erkennen laßen. In Brandenburg will man im letzten Jahre von 3542 auf 41 ll Mitglieder gekommen fein. In Elsaß-Lothringen verdoppelte sich die Mitgliederzahl. Sehr langsam geht es dagegen in Hannover, Pommern, Posen, Bayern und den mitteldeutschen Bundesstaaten voran. Der Haupt wert wurde nach wie vor aus die Agitation gelegt, wofür die Tat- fache spricht, daß man im Berichtsjahre 1707 VolksvereinSversamm- lungen abhielt und insgesamt nahezu 7 Millionen Druckschriften versandte. Darunter sind 3 260000 Exemplare der VereinSzrit- schrist und 1410000 sozialpolitische, 328527 apologetische Flug blätter. Der Vorsitzende des BolkSveretn», Lande-rat Brandt- M.-Gladbach begrüßte die Versammlung und der General direktor de» Verein» vr. Pieper erstattete den Jahres bericht und Kassenbericht. Danach hatte der Verein im VereinSjahrc eine Einnahme von 3l6 000 ^l, darunter 288 000 au- Mit- gliedrrbeiträgen und 27 000 an» Schriften. Demgegenüber stehen Ausgaben in Höbe von 300 605 Hierauf wurde der Vorstand auf Antrag de» Aba. Bachem auf Zuruf wiedergrwählt. Es sind die Herren Franz Brandt, 1. Vorsitzender, Juslizrat Trimborn-Köln, 2. Vorsitzender, Profeßor Hitze-Münster, Schriftführer, vr. Pieper, Generaldirektor, und Bankdirektor Elkan-Köln, Schatzmeister. Hierauf nahm der Generaldirektor Ur. Pieper das Wort zu einer Erläuterung de» Jahresberichte». Nur infolge der Wirksamkeit des VolksvereinS sei eS vermieden worden, daß in politisch schwerer Zett die Interessengegensätze in den katholischen Kreisen aufeinander geplatzt seien; denn er habe das Verständnis gegenüber den Be dürfnissen der anderen Stände auf allen Setten verbeßert und dem Volke einen Einblick in da» Jneinandergreifen der Jntereßen eröffnet. Mit bemerkenswerter Schärfe wandte sich der Redner dann gegen diejenigen, welche im eigenen Lager das Wirken des Volks verein» durch Lässigkeit schädigten und ihn nur als „Brandwehr" bei den Wahlen beranzögeu. Demgegenüber forderte er entschieden, daß man dem Volk-Verein Gelegenheit geb«, in alle Kreise zu ge- angen, um erfolgreich für die Hebung der Leistungsfähigkeit der oeutscheu Katholiken eintreten zu können. Ein wesentlicher Grund für die Behauptung mancher Gegner von dem Niedergänge der katholischen Länder liege darin, daß man nur zu oft die Mahnung WindtborstS nicht beachtet habe, den Katholiken mit der Klugheit de» modernen Menschen auszustatten, damit er seinen Platz im modernen Wirtschaftsleben ausfüllen könne. Was hilft der Glaube, wenn er keine Werke aufweist? (Stürmischer Bei fall.) Zum Schluß feiner Ausführungen richtete der Redner einen energischen Appell an die Gebildeten. Es fehle bei den gebildeten Katholiken noch viel zu sehr an dem richtigen Verständnisse. Er erinnere an die französische Revolution. Auch damals sei der Haß der großen Maße gegen alles, was einen besseren Rock trug, nur deshalb so furchtbar zum Ausdruck gekommen, weil die gebildeten und besitzenden Kreise sich vom Volke abgesondert hätten, weil das Volk sich sagte: Das sind unsere Feinde, die von unserer Arbeit leben! Solange nicht ein ausreichendes Verständnis die einzelnen Klassen mit einander verbände, werde der Volksverein immer stärker avsgebaut werden müßen. (Lebhafter Beifall.) Nachdem hierauf der Weihbischof Frhr. v. Ow der Versammlung den bischöflichen Segen erteilt hatte, betrat Abg. Schädler die Tribüne. Wir haben eine Notlage in einer ganzen Reihe von Ständen, bei den Arbeitern, den Handwerkern, den Gewerbetrei benden. Eie alle können ihre Notlage nicht durch sich selber lösen, da- ist nur möglich durch ein Zusammenwirken aller Kräfte. ES muß den einzelnen Ständen die Not der anderen Stände zum Bewußtsein gebracht werden, alle müssen lernen, daß durch die Abhülfe der Not des einen Standes die Not des anderen Stande» nur noch schlimmer gemacht wird. Da rufe man immer nur nach „Gerechtigkeit". Aber damit allein werde durchaus nicht allen geholfen. Es fehle die Ergänzung durch die Charita», die die Schwierigkeiten des Ausgleichs zwischen den ein- zelnen Jntrressenqruvpen beseitigen solle. Aus der vorjährigen Generalversammlung der Katholiken Deutschlands habe Justiziar Porsch die Sozialdemokraten, die immer nur auf die Gerechtigkeit pochen und von der CharitaS nichts wißen wollten, gefragt, wo die Sozialdemokraten denn praktische Sozialpolitik getrieben haben, wo e» sozialdemokratische Binzenzvereine und andere Ein richtungen, wie sie der Katholizismus geschaffen habe, gebe. Daraus habe der sozialdemokratische frühere Abgeordnete Rentner August Heim m Halberstadt dem Abg. Porsch mitgeteilt, er, Heim, habe 1882 den Halberstädter Arbeiterverein gegründet, der sehr segensreich wirke. Das, was Herr Heim geleistet habe, sei, so fuhr der Redner fort, ganz schön, aber „eine Schwalbe macht noch keinen Sommer". Die anderen sozialdemokratischen Redner und Millionen befolgten dieses Beispiel nicht, weil eS im Widerspruch mit der Tendenz der Sozialdemokraten stehe, die sich aus Kant» Standpunkt stelle, daß die Barmherzigkeit ein die Würde der Menschheit beleidigender Begriff sei. Eine ganze Reihe von Forderungen sind noch unerfüllt auf den verschiedensten Gebieten der menschlichen Gesellschaftsordnung. Er verweise darauf, daß den Katholiken ein Teil der ihnen ver fassungsmäßig garantierten Rechte noch immer vorenthalten werde. Und die Haltung der Gegner und ihr Geschrei und Getöse in der Preße zeige erst recht die Not wendigkeit de» allerengsten Zusammenschlußes der Katholiken im Volk-Verein. Redner schloß mit dem Hinweis auf Windtborst, der die Stelle de» GrneralverwalterS der Thurn- und TariSschen Verwaltung abgeschlagen uud unter Verzicht auf die hohen Bezüge einer solchen Stellung seine parlamentarische Kraft dem katholischen Volke erhalten habe. Dafür müsse man ihm danken und dieser Dank müße bestehen in kräftigster Unterstützung deS VolksvereinS. Dann nahm Abg. Groeber-tzeilbronn das Wort zu einer längeren Ansprache. Eingangs tat er einige Einwendungen ab, die gerne erhoben werden. „In meiner Gemeinde ist alles so gut gesinnt, ich brauche keinen Volks verein", so meine mancher Pfarrer. DaS heiße doch nicht anderes, als wenn man die Festung schließen wolle, wenn der Feind schon eingerückt sei. Man solle doch bedenken, Laß wenn die Wühlereien der Gegner erst offenkundig zu Tage träten, dann eine Festigung der Leute nur mit schweren Anstrengungen möglich sein werde. Die sozialdemokratischen Arbeiter zahlten viel Höhere Steuern zur Partetkaße als die Katholiken zum Volk-Verein. Zum Schluß kam Redner auf den neuen Kulturkampf zu sprechen, der bei Gelegenheit deS internattonalen Freioenkerkongrrsses seinen Anfang genommen habe. ES sei auf- höchste zu bedauern und die deutschen Katholiken lehnten auf daS entschiedenste die Verantwortung ab für Schäden, die er heranbringen müsse. Aber in ihrem eigenen Interesse brauchte er keine Furcht zu haben; denn wenn nicht der alte Kulturkamvf dir Geister aufgerüttet hätte, dann wären die Katkoliken heute nicht im Stande, so prächtige Katholiken tage zu veranstalten. Der alte Kulturkampf habe gelehrt, sich fest zusammenzuschließen und ihr katholische- Bekenntnis hochzuhalten. (Donnernder Beifall.) Mit diesen Ausführungen hatte dir Generalversammlung ihr Ende erreicht. Die zweite geschloffene Generalversammlung. Gleichzeitig mit dem Bolksverein tagte im „Velodrom" die zweite geschloßene Generalversammlung, in der die Beratung der Anträge fortgesetzt wurde. Aus dem Bericht des Kommissars der Generalversammlungen Grafen zu Droste-Vischering ist zu ent nehmen, daß man sich bereits mit den Vorberatungen für den Katholikentag 1905 in Straßburg beschäftigt. Der 1906er Katho likentag wird in Eßen stattfinden. Hieraus begründete Reichs- und LandtagSabaeordneter Bachem- Köln einen der Bekämpfung der öffentlichen UnfttUichkett geltenden Antrag. In seinen Ausführungen beklagte Abg. Bachem die immer weitere Ausbreitung der öffentlichen Unsittlichkett in Deutschland. Das Scheitern der lex Heintze - Bestrebungen habe die Ausstellung anstößiger Preßerzeugnisie, unsittlicher Bilver und die Aus- fübrung schamloser Theaterstücke in gewissem Sinne noch gefördert, sodaß namentlich in den Großstädten die Zu stände ganz unhaltbar geworden seien. Da die öffentlichen Gewalten versagten, so müße man zur Selbsthülfe schreiten und durch die in der Resolution geforderten Vereine alle Theater, Ge schäfte rc. boykottieren, die unsittliche Schaustellungen veranstalten. (Lebhafter Beifall.) Der Antrag wurde darauf einstimmig ange nommen. Darnach begründeten Prälat vr. Nacke-Paderborn, Abg. Bachem und Erzvriester Frank-Berlin einen Antrag auf Unter stützung des Bonitazius-Vereins, des katholischen Seitenstücks zu dem Evangelischen Verein der Gustav Adolf-Stiftung. Beide Redner verbreiteten sich besonders über die Lage der Katholiken in Berlin, die nicht nur unter den schlechtesten Verhältnissen unter einer Ueber- zahl von Protestanten leben müßten, sondern auch noch den Ge fahren der Großstadt ausgesetzt feien, die für die katholischen Ar beiter namentlich in dem terroristischen Auftreten der Sozialdemokratie beständen. Darauf betrat unter allgemeinem Beifall der au» der LoS-von- Rom-Bewegung her bekannte Dominikanerpater Alban-Prag die Rednertribüne, um die Unterstützung des BonifaziuS-Vereins für die Bekämpfung der Los-von-Rom-Bewegung zu erbitten. Zwar gehe die Bewegung, was die Zahl der Abfälle anlange, etwas zurück, aber der Apparat arbeite je länger je stetiger, und die Gefahr, besonders in den seelsorgerisch vernachlässigten Bezirken sei noch immer groß. Die Bevölkerung ist fast über all sehr indifferent und ihre Unkenntnis in religiösen Dingen sei so groß, daß die Abfallpalloren mit all ihren Lügen und Ber- leumdungen, die sie der katholischen Kirche antaten, rin nur zu williges Ohr fänden. Demgegenüber, so fährt der Redner fort, haben wir die Pflicht, für eine ausgiebige Beleuchtung dessen, was die Los-von-Rom-Pastoren fagen, zu sorgen und indem wir das tun, treiben wir im Grunde keinen Kampf, sondern dienen dem Frieden. Daß Böhmen katho lisch bleibt, dafür stehen wir mit Blut und Leben ein l (Stürmischer, anhallender Beifall.) Die Versammlung stimmte daraus einem längeren Anträge zu, in welchem der aus dem dritten Katholikentage in Regensburg ins Leben gerufene Bonifazius-Berein der Unter stützung der Glaubensgenossen warm empfohlen wird. Zum Schluß der Versammlung wurde noch ein Telegramm nach Osna brück zur Jubelfeier des dortigen Gymnasiums Carolinum abgesandt. IkaGGsi* u. sLwwUIvks kotsoarUkol. WinlSNSleiN, Nain tu 2 stocher h stunire Lbemnitr Kunst -8 d 01 - Fabrik Leulenrsäa rtLililige Muster Ausstellung komplett autgertellter Llmmer ceiprig . c« celre.« .«7. Leplav5tr. I. k»e Uvrprlvrrtt. LS«, htlt, und gut. Airrdetd Morn, Vlnwrnltsch zu vrrk. Querstraße 30, v. r. Eine Anzahl Kutscher n. Auflätzer werden gesucht. Mit Zeugnissen zu melden Brühl SvedtttouSgeschLst. Lorrerponüe«!, Deutsch, Englisch, Fran- zösisch, Spanisch, sucht so- fort oder baldigst dauernde Stellung in Leipzig. 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Herrn vr. meck. G. Wege in Weißer Hirsch b. Dresden eine Tochter. Herrn A. Hecker in Chemnitz ein Sohn. Herrn vr. meck Demmler in D.-Naußlitz eine Tochter. Herrn August Hoffmann in Chemnitz ein Sohn. Herrn R. Graubner in Chemnitz eine Tochter. Herrn HanS Voigt in Chemniy eine Tochter. Herrn Oscar Dörffel in Alten burg eine Tochter. Herrn vr. meck Carl Francke in Altenburg ein Sobn. Herrn Alfred Tittel in Altenburg eine Tochter. Herrn Paul Reifenberg in Köln ein Sohn. verlobt: Herr Lehrer Robert Kasten in Dresden mit Frl. Dora Müller daselbst. Herr Gustav Schreiber in Chemnitz mit Frl. Ida Schild bach daselbst. Herr Pfarrer Felix Eltz in Lauenstein mit Frl. Melitta Klötzer in Blase witz b. Dresden. Herr vr. meck. Carl Abse, Assistenzarzt an der König!. Universitäts- Frauenklinik in Marburg a. d. L., mit Frl. Margarete Sievert in Dresden. Herr Max Etryer in Archangel (Rußland) mit Frl. Hanna Brauer in Serkowitz-Radrbeul. Herr Postinspektor Ditte» in Wurzen mit Frl. Linda Eckner in Weida. Herr Carl Sachse in Freiberg mit Frl. Hedwig Hanschmann in Grimma. Herr Hermann Blank in Plauen t. B. mitDrl. Toni Dienet das. Herr Hugo Kemnitz in Plauen i. B. mit Frl. Anna Schneider daselbst. Herr Pastor via. Richard Scherzer in Jößnitz b. Jocketa mit Frl. Ella Zierold in Brunn b. Reichenbach t. V. Herr Alexander Voeglrr in Reichenbach t. V. mit Frl. Helene Schlauch daselbst. Herr Kurt Meinhold in Chemnitz mit Frl. Dori» Fiedler in Wald heim. Herr Telegraphen - Assistent Richard Diersch in Chemnitz mit Frl. Adele Seiden- glanz daselbst. Herr Postassistent Otto Scheffler in Chemnitz - Kappel mit Frl. Johanna Seifert in Cbemnitz. Herr Max Graupner in Chemnitz mit Frl. Julianne MatthrS daselbst. Herr Ewald Henke in Chemnitz mit Frl. Minna Fischer daselbst. Herr Llbert Laax in Einsied«! mit Frl. Antonie Rößler daselbst. Herr Kaufmann Paul Müller in Bernsdorf b. Flöha mit Frl. Else Grahl in Berlin. Herr Reinhold Scholze in Plauen t. B. mit Frl. Margarete Koppe daselbst. Herr vr. meck. Max Ziegert, prakt. Arzt, in Jocketa mit Frl. Ella Nau mann daselbst. Herr Otto Rauffus in Halle a. S. mit Frl. Frieda Thonfeld in Zwickau. Herr Paul Haebler in Zittau mit Frl. Margarete Frotscher daselbst. Herr Otto Hilbert in Gera mit Frl. Frida Putze daselbst. Herr Alfred Sommer in Weimar mit Frl. Margarete Glück in Gera. Herr vr. pbil. Joseph Kaußen, Kgl. Gymnasial- Oberlehrer, in Kempen mit Frl. ThereSchen Bartl in Preßnitz. vermählt. Herr Regierungsbaumeister Wägler in Dresden mit Frl. Johanna Schmidt das. Herr vr. Fritz Krßner, Gerichts-Assessor, mtt Frl. Maudy Knoop daselbst. Herr Henning Frei herr von Stralenheim, Leutnant im Garde- Reiter-Regim., in Dornreichenbach mit Frl Marie Charlotte von Minckwitz daselbst. Herr HanS Weber in Marienberg mit Frl. Hedwig Müller in Döbeln. Herr Curt Eugen Voß, Fabrikant, in Eibenstock mtt Frl. Constanze Reiß daselbst. Herr Hermann Platzmann, Forstaßefsor, in Hohnstädt, mtt Frl. Else Bohla daselbst. Herr Otto Ende in Limbach mit Frau Lina verw. gew. Ulbricht daselbst. Herr Paul Freygeb in Zittau mit Frl. Lucie Jahn daselbst. Herr Oscar Jacob in Plauen i. B. mit Frl. Agne» Häselbarth in Gera. Herr Paul Stange in Tharandt mtt Frl. Johanna Hartenstein daselbst. Herr Assessor vr. Curt Hempel in Greiz mtt Frl. Helene Günther daselbst. Herr Hugo Roche in Gera mit Frl. Martha Harnisch daftlbst. Herr E. Frode Petersen in Gera mit Frl. Gertrud Selig daselbst. Herr vr. pdil. Otto Feder in Obersosbag i. Taunus mit Frl. Hede Glaschke daselbst. Herr F. H. Alfred Hübner in Brixton, London, 8v»., mit Miß Eleanor Birmingham in New Jork Gest,rtz en: Herr Hermann Tittel in Freiberg. Herr Adolph Theodor Bitterlich in Freiberg. Frau Auguste Emilie Hänel in Halsbrücke. Herrn Earl Jensen« in Freiberg Sohn Nichols.
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