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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190408216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19040821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19040821
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-21
- Monat1904-08
- Jahr1904
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1904
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Bezugs-Preis t» b« haaptexpedttton oder der«« Ausgabe« stellen avgrholt: vierteljährlich 3.—, bei zweimaliger tügltcher Zusle U u na in» Hau» S.7K. Durch die Post bezogen für Deutsch. laud u. Oesterreich viertel,ähi ltch 4.Ü0, für die übrigen Länder laut ZettungSprri-ltsle. Diese Xu»«er ksftet auf allen vahnhvfen und III i bei den A^tung»-Vertüuf,rn Nestakttaa und Expedition. 1öS Fernsprecher 222 JohanuiSgass, 8. Haupt'Ftliale Dresden: Marienstraße 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: LarlDuncker, Herzg l.Bahr.Hofbuchbandlg., öützowstraß« 10(FernsprecherAmtVI Nr.4603). schMrIaMM Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und -es Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, des Aales und -es Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzelgm-Prets die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RedaktionSstrich (-gespalten) 7b nach den Famtliennach- richten (6 gespalten) SO Tabellarischer und Zissernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 2ü Annatzmefchlutz für A«,eigen: Abend-AuSgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Au»gabr: nachmittag- 4 Uhr. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbrfvrderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Palz in Leipzig (Inh. Or. R. L W. Slinkhardt). Nr. Sonntag den 21. August 1904. 98. Jahrgang. Var Aicbllgrtr vom läge. * Kronprinz Friedrich August traf gestern abend von Tarvis wieder in Dresden ein. * Die amtliche Statistik über Arbeitszeit im Binnen« s.chiffahrt-grwerbe muß wegen ver Dürre um ein Jahr hiuauSgeschoben werden. (S. Dlsch. Reich.) * DaS norwegische Geschwader hat gestern mittag Hamburg verlassen. (S. Flotte.) * Der internationale sozialistische Kongreß in Amsterdam wurde gesten geschlossen. Der nächste Kongreß soll 1907 in Stuttgart abgehalten werden. Aocbenrcha«. Im Vordergründe der Ereignisse steht unser Sieg amWaterberg, der un» fast überraschend und doch wie von eiserner Notwendigkeit diktiert kam. Wir wußten, datz General v. Trotha das große Kesseltreiben gegen die Rebellen von langer Hand vorbereitet und trotz der relativ geringen Truppenmacht so angelegt hatte, daß die Herero, tatsächlich von allen Seiten eingeschlossen, nur noch hoffen durften, in kleinen Kontingenten sich nach Osten durchzuschlagen, wo die Abteilung von Estorfs allein die Wacht hatte. Aber auch hier mußten sie nach der großen Niederlage am Waterberg noch eine neue Schlappe am Omaramba einstecken und konnten nur in versprengten Resten den Osten gewinnen. Immerhin wollen wir nicht vergessen, daß zwar der Hauptwiderstand gebrochen, der Feldzug aber noch lange nicht zu Ende ist. Trotzdem kann uns der Sieg eine Be ruhigung sein, da die Gefahr sehr nahe lag, daß die Herero sich nach Ovamboland wenden und dort den Aufstand erregen möchten, mit dem wir allerdings heute schon rechnen, dessen Tragweite wir aber nicht unterschätzen. Optimisten behaupten zwar, die Ovambo haben den Herero eine Absage geschickt — aber die Tatsache, daß die Ovambo-Kapitäne ihre Stammes- genossen, die in Swakopmund als Hafenarbeiter tätig waren, zurückrufen, gibt zu denken. Jedenfalls wäre es töricht, zu glauben, daß die Ovambo Gedanken deS Friedens hegten. Lediglich die Niederlagen der Herero läßt sie einstweilen die Taktik der Vorsicht wählen. Der „Thrist" Samuel, dieser merkwürdige Vater seines Volke-, ist leider mit den anderen Hallunken entkommen, die den Ausstand mit brutaler Berechnung angestiftet haben. AIS General v. Trotha den Waterberg einkreiste, soll es dem „Auchchristen" Samuel bänglich zu Mute ge wesen sein, denn die Fama meldet, der biedere Samuel habe sich zum Tröste aus der Schrift vorlesen lassen Der Erfolg am Waterberg hat eine Frage zur Er ledigung gebracht, die seit einigen Tagen in den Spalten der Presse spukte: die Schaffung einer Kolonial- arme«. Ernstlich könnte ein« solche doch lediglich für Kiautschau und Tüdwestafrika in Frage kommen, die tropischen Kolonien werden sich nach wie vor mit den farbigen Schutz- und Polizeitruppen behelfen müssen, und da trotz aller Ersterfahrungen in diesem Feldzuge sich unser Freiwilligensystem glänzend bewährt hat, so wird eS schon einiger Berranntheit in ein Prinzip bedürfen, um wieder nach einer Kolonialarmee zu rufen. Tragisch ist das Geschick der russischen Flotte in letzter Woche geworden, die so lange mit zähem Mute von Port Arthur aus da- Andreaskreuz auf die See trug. Heute ist daS Port Arthur - Geschwader durch da vernichtende Feuer der Japaner a»S dem Hafen auf die Sie und damit ins Verderben getrieben worden. Die Port Arthur. Flotte «xistiert heute nicht mehr. Dem heldenmütigen Kommandanten des „Petropawlowsk" ist sein Kamerad Withöft in den Tod gefolgt: Matusewitsch, Bezobrosoff liegen schwerverwundet darnieder und Alexejeff, der Vater alle- Unheils, ist noch immer wohlauf und spinnt seine Fäden mit Hülfe der Petersburger Vetternschaft Wetter, um den Strick für Kuropatkin end« lich zu drehen. Kuropatkin aber steht heute vor der Ent- scheidung und hat Gelegenheit, zu erproben, welche Feinde ihm gefährlicher sind: die Japaner, die mit un« heimlicher Zähigkeit ihn von Etappe zu Etappe Hetzen, oder die Freunde im eigenen Lager, die dem «mit mucke m»o es nicht verzeihen können, daß er ohne Protektion sich den Weg zum Sessel des Kriegsministers gebahnt hat. Die Dache der Russen steht jedenfalls augenblicklich schlecht, und selbst dis Masse der Heiligenbilder hat bis her an dieser Tatsache nichts zu ändern vermocht. Sehr ungelegen würde darum dem Zaren eine neue Komplikation im nahen Orient sein, wie sie sich im türkisch-amerikanischen Zwischenfall an zuspinnen schien. Bruder Jonathan mischt sich in konse quenter Beachtung der Monroedoktrin bekanntlich gar zu gern in die europäische Politik, und die billige Ge schwaderdemonstration vor Smyrna war echt yankeemäßig inseeniert. Man wird bei dem Verlangen der Ameri« kaner. ihre schuhbefohlenen Armenier der Jurisdiktion der Pforte zu entziehen, unwillkürlich an die in Marokko herrschend« Praxis erinnert, nach der sehr viele getrau« Untertanen Sr. scherisischen Majestät sich gegen ein an sehnlich Stück Geld in den Schutzverband einer euro päischen Macht einschleichen, um aus diesem sicheren Unter schlupf den ehemaligen Landsleuten allerlei Schabernack zu spielen. Daß sich der Großtürke dieses Verfahren in Kleinasien verbittet, ist ihm nicht zu verargen — man darf nun neugierig darauf sein, wie weit der forsche Heldenmut der Uankees reicht. Jedenfalls paßt Herrn Roosevelt die gute Gelegenheit, ein Stück imperialistischer Renommisterei aufzuführen, in dieser Zeit der Wahlkam pagne ausgezeichnet. Zeichen und Wunder geschehen in dieser Zeit auf dem internationalenSozialistenkongrcß. August derStarke,der blutrünstige Brandredner, hat plötz lich den Franzosen gegenüber sein monarchisches Herz ent deckt und warme Töne gesprochen, die fast gut bürgerlich klangen. Viel zu sagen hat ein solches lueickum inter vullum allerdings nicht — Herr Bebel wird bald wieder seine verderbenschwangeren Tiraden von der Tribüne des Reichstages schmettern, wenn er die übliche parlamen tarische Antrirtsmensur mit Graf Bülow schlägt, aber dieser Lichtblick im Leben des grimmigen Parteityrannen, der jede leise Regung nach dem Lager der Bourgeoisie zu im Keime erstickt, verdient registriert zu werden. Ein neues Wreschen ist anscheinend wieder durch die großpolnische Agitation geschaffen. Land- rat, Distriktskommissar und Schulinspektor müssen dem von polnischen Rüpeln bedrängten deutschen Lehrer, der das fluchwürdige Verbrechen beging, in Preußen preußische Lieder singen zu lassen, zur Hülfe eilen I Wie wird denen zu Mute sein, die einst dem lieben Pan Admiralski die Türen sperrangelweit öffneten, damit er am Tisch des Kaisers speisen könne? Tempora mutavtur, die lasche Zucht ä la Caprivi ist vorüber, und Herr v. KoScielski schreibt bittere Artikel in der „National Review". Herrn v. Hammer st ein wird diese neupolnische Leistung just kein freudiges Willkommen gewesen sein, als er von seiner englischen Reise wieöerkehrte. Herr v. Rhein baben ging zu den UankeeS, um dort allerlei zu sehen, Herr v. Hammerstein hatte England zum Objekt seiner Studien erwählt, und wenn man der „Daily Mail" glauben wollte, so müßte der preußische Minister an die Themse mit einer Miene des Staunens gekommen sein. Ganz seltsame Töne soll Herr v. Hammerstein über unsere Arbeiter, die er mit ihren englischen Kollegen verglich, angeschlagen haben, unb die Offiziösen werden alle Hände voll zu tun haben, um die nötigen Dementis zu liefern, die der Minister ohne Zweifel sehr notwendig brauchen wird. Denn Herrn v. Hammerstein als Lobredner englischer Arbeiterorgani sation, die auf der Gcwerkschaftspolitik beruht, denselben Herrn v. Hammerstein, der für die Handhabung des Ver eins- und Versammlungsrechtes, sowie der Polizeibefug nisse gegenüber den Gewerkschaftsversammlungen die Verantwortung trägt, kann man eigentlich selbst dem gläubigsten Gemüte nicht zumuten. In Berlin sieht man übrigens bereits den Schatten des kommenden Spree- Präfekten von Hammersteins Gnaden, seitdem die Excellenz ein Interview gewährte, das mit allerlei Zu taten in „Reynolds NewSpaperS" erschien, und darob herrscht viel Entrüstung. Ein sehr verständiges und ernste- Wort zur Affäre Mirbachhat Eugen Richter in seinem Organ veröffentlicht. Seltsamerweise hat der preu- ßische Minister des Innern noch immer einen AuSwsg gefunden, um dem Versuch, in die Mirbachaffäre Licht zu bringen, auSzuweichew. Damit ist natürlich die Sache nicht au- der Welt geschafft, trotz aller Erklärungen und Proteste der Mirbachfreunde. Jedenfalls wirb man dem freisinnigen Tribunen betpflichten müssen, auch wenn er feststellt, daß es unerheblich ist, ob Herr von Mirbach Oberhofmeister der Kaiserin bleibt oder nicht — seinen Hofstaat kann jeder Monarch wählen«, wie er will — vielmehr ist es das ganz« System Mirbach, daS vor dem Lande dringend eine eingehende Beleuchtung erfordert. ver flutttana arr Herero. verlnftmel-«n-«n. Di« „Nordd. Allg. Zta." schreibt: Die Presse hat sich in den letzten Lagen verschiedentlich abfällig geäußert, daß die Verlustlisten der in den letzten Gefechten in Tüdwestafrika gefallenen und verwundeten Unteroffk ziere und Mannschaften nicht gleichzeitig mit denen Ker Offiziere hierher gemeldet uno bekannt gegeben seien. Es kommt hier in Betracht, daß die Aufstellung von Mannschaftsverlusten zur Vermeidung von Irrtümern eine genaue Durchsicht der Stammrolle jedes in Frage kommenden Unteroffiziers und Mannes in Bezug auf Namen, Geburtsjahr und -Ort und früherem Truppen teil erfordert und daher weit mehr Zeit beansprucht, al be! den Offizieren. Bei der verhältnismäßig geringen Anzahl der letzteren ist ein Irrtum bei lediglich Namen»« nennung ausgeschlossen. ES war daher feiten» des Kommando» der Schutztruppe im Schutzgebiet eine als baldige telegraphische Mitteilung auch der Mannschaft»- Verlustlisten zu erwarten, e» ist dasselbe, auch von hier am 18. d. M. zur telegraphischen Einsendung noch be sonder» angewiesen worden. — Uebrigen» find di« Todesfälle und Verwundungen in der Schutztruppe seit scher nicht den Angehörigen direkt übermittelt worden, sondern stets durch Vermittelung des Garnisonkom- mandcr, der Polizeiverwaltungen und der Geistlichen. Wenn insbesondere in der Presse getadelt worden ist, daß die Angehörigen deS Leutnants Leplow die Todes nachricht zuerst durch die Presse erfahren hätten, so kann hier angeführt werden, daß dieOrtsbehörde inPlauen un- niittelbar nach dem Eintreffen der amtlichen Nachricht durch ein Telegramm des Oberkommandos der Schutz truppen vom 16. August mittags um schonende Benach richtigung des Vaters des Verstorbenen ersucht worden ist. Das Dementi zeigt die gewöhnliche Lahmheit. Was behauptet wird von zeitraubender Durchsicht der Stamm- rolle jedes einzelnen Mannes, ist lediglich eine faule Ausrede und beweist nur, daß das Meloewesen schlecht organisiert ist, oder, daß man in übel angebrachter Spar samkeit mit Telegraphengebllhren zu knausern sucht. Wenn während der Chinawirren prompt Namens meldung der einzelnen Leute möglich war, muß sie es auch jetzt sein. Und warum meldet denn Leutwein in der letzten Zeit wenigstens prompt? ver rurzirH-japanircve Krieg. Vernichtung zweier Hamburger Dampfer durch Keeminen vor Wiaviwoftok. Am Mittwoch traf im Lübecker Hafen die Besatzung deS Hamburger Dampfers „Tiberius" ein. Dieser Dumpfer wurde am 10. Juni vor Wladiwostok durch eine Seemine so schwer beschädigt, daß er nur gorade noch mit knapper Not den Strand er reichen konnte. Die „Tiberius" war von Sydney mit Kohlen nach Tsingtau unterwegs gewesen, als er auf den Laüroneninseln den Befehl erhielt, nach der Olga- bay zu steuern. Er nahm die Route nördlich um Japan herum und gelangte in dichtem Nebel an seinen Be stimmungsort. Die Ladung wurde aber auch hier noch nicht gelöscht. Der „Tiberius" sollte nach Wlaoiwostok weitergehen. Ohne von japanischen Schiffen bemerkt zu weroen, langte er vor jenem Hafen an. Während er hier auf den Lotsen wartete, ereignete sich die Kata- strophe. Eine vertriebene Seemine explodierte unter dem Schiff und riß die Räunw 1 und 2 auf. Die Mannschaft schildert die Explosion als fürchterlich. Haus- hoch wurden die Fluten emporgeworfen. Zum Glück hielten die Schotten dicht, so daß nur die beiden Ab leitungen voll Wasser liefen. Die beiden Lecke waren so groß, daß alles Pumpen nichts half. Zum Glück nahte jetzt der russische Lotse, der das Schiff schnell in den Hasen brachte und dort auf Strand setzte. Der Dampfer dürste endgültig verloren sein. Die russische Regierung über nahm ihn, und dem Kapitän wurde eine Ordensauszeich nung zu teil. Während noch die Mannschaft in Wladi wostok war, traf der Hamburger Dampfer „China" aus der Reede ein, dem fast an der nämlichen Stelle dasselbe Unglück widerfuhr. Dieser Dampfer sank in wenigen Minuten und nahm vier Mann von der Besatzung mit in die Tiefe. Die übrige Mannschaft rettete sich in den Booten nach dem nächsten Fort. Hierbei hatte sie aller dings noch ein kurzes Feuer auszuhalten: die Russen glaubten offenbar, es mit Japanern zu tun zu haben. Durch das Feuer aus dem Fort wurde niemand verletzt. Die Fahrt der Besatzung des „Tiberius" nach Petersburg währte infolge der entgegenkommenden riesigen Truppen- transporte 24 Tage. Sie wurde bald in der ersten Klasse, bald im Viehwagen zurückgelegt. Die Tour über den Baikalsee wurde auf einem modern eingerichteten Dampfer in etwa fünf Stunden beendet. Von PeterS- bürg aus brachte der Dampfer „Newa" die schiffbrüchige Mannschaft nach Lübeck. Zur Lage in ver Mautschurer. Das plötzliche Anhalten in dem Vordringen der Ja paner in der Mantschurei seit einigen Tagen kann viel- leicht seine Aufklärung in dem Wiederbeginn der Regen zeit finden, die der russische Kriegsberichterstatter Nemiro- vitsch Dantschenko in seinen letzten Telegrammen ankün digte. Gleichzeitig teilt derselbe Korrespondent die etwas übertrieben erscheinende Neuigkeit mit, daß in der japa nischen Armee nicht weniger al» 50 000 Koreaner sein sollen. Das unS von unserem Petersburger v. K. N - Korrespondenten übermittelte Telegramm, das aus Liao Vang datiert ist, lautet folgendermaßen: Nach der tropischen Hitze, die so viele Hitzschläge ver ursacht hat, hat die während eines Monats unterbrochene Regenzeit wieder begonnen. Die Wege sind zu tiefem Schlamm geworden, an den Seiten derselben haben sich Seen gebildet, unaufhörlich strömen vom Gebirge die Bäche herab, zu beiden Seiten Ker Eisenbahn eilen wahre Ströme dahin, jede Bewegung ist unmöglich geworden. Die Pferde sinken bis zum Lewe ein, die Karren bleiben im Schlamme stecken, die ganze Mantschurei ist nur noch ein einziges Schlammmeer. Tie den Russen ergebene chinesische Bevölkerung ist auf der Flucht vor den Japa- nern auf Liao Rang zu am Wege, in verzweifelter Lage, stecken geblieben. Da dem Feinde e» an Soldaten mangelt und er sich keine neuen Truppen kommen lassen kann (I), rekrutiert er sich seine Soldaten in Korea. Er hat von dort in seiner Armee bereits 80 000 Mann. Die Japaner, die kürzlich in Inka» gelandet wurden, sind fast noch Kinder mit barbarischer Gesinnung und begehen zahlreiche Grausamkeiten. Weit davon, sie daran zu verhindern, ermutigen sie die kriegserprobten Soldaten durch ihr eigene» Beispiel. Die civilisicrtesten unter den Japanern suchen daher die Grausamkeiten durch die Notwendigkeit zu rechtfertigen, die chinesische Bevölke rung zum Kriege aufzureizen, da sie e» sonst nicht ver- stehen würden. Der Feind ist van unserer südlichen Stellung ver schwunden, man berichtet un», daß er Dank der Besetzung von Jnkou, unsere beiden Flanken zu umgehen sucht. Und wenn er unS^ den Weg nach Süden öffnet, so ist es, um uns in eine Sackgasse hineinzutreiben. Ich muß gestehen, daß unter dem Antrieb der chinesi schen Behörden die Bevölkerung uns feindseliger wird und mehr und mehr mit den Javanern sympathisiert. Diese führen vor unseren Stellungen weit tragende Ge schütze auf, aber unser Ostkorps hält sich standhaft auf den Höhen. Alle Versuche, es aus seiner Stellung zu ver treiben, waren bisher erfolglos. Die Japaner haben gegen dieses Korps das Gros ihrer Streitkräfte konzen triert, sie verwenden es aber nur zu einer einfachen De monstration. Tie aus Rußland eingetroffenen Truppen führen sich bewunderswert, indem sie überlegene feindliche Streit- kräfte über den Haufen rennen. Sie verteidigen sich gegen die Angriffe, indem sie selbst die Offensive er greifen, so daß es schwierig ist, sie in ihre Stellungen zurückzuführen. Mukben bedroht. Der Sonderberichterstatter des „Daily Telegr." im Hauptquartier Kuropatkins drahtet aus Liaujang unterm 19. August: Tie Japaner sollen ihre rechte Flanke 15 eng l. Meilen zurückgezogen haben und Mulden bedrohen, wahrens sie ihren linken Flügel längs des Liooflusses vorrücken lassen. Tie Russen ziehen sich allmählich auf ihre Basis zurück, wo augenscheinlich entschlossener Widerstand geleistet werden soll. Die Japaner besetzten gestern Anschan- tschang: die Russen sind im Begriff, sich nach Mukden zurückzuziehen. Dir völkerrechtlichen Fragen. Der russische Gesandte in Peking verlangte von China nicht, wie aus der Reutermeldung ersichtlich wäre, die Zurückgabe -es Minenbootes „Retschitelny", sondern genaue Mitteilung darüber, welche Maßregeln China er- weifen würde, um die Zurückgabe des „Retschitelny" eilens der Japaner durchzusetzen. Japan stellte seiner- eits an China die Forderung, daß die Reparatur des „Askold" und des „Grosowa:" nur an den Unterwasser teilen vorgenommen werde, und daß beide Kriegsschiffe spätestens 48 Stunden nach Empfang der Note aus Wnsung in -as offene Meer auslaufen, widrigenfalls sie zu entwaffnen »vären. Die Forderung der Japaner hin- sichtlich der Tesarmierung des Panzerschiffe» „Zesare- witsch" und anderer in den deutschen Hafen Tsingtau cingclaufcner Kriegsschiffe läßt sich nach russischer Auf fassung völkerrechtlich nicht rechtfertigen. Sogar Eng land läßt in seiner Deklaration über die Neutralität die Möglichkeit des Einlaufens von Kriegsschiffen der krieg führenden Mächte in einen englischen Hafen zwecks Aus besserung zu. Dabei ist nur die Bedingung gestellt, daß nach erfolgter Reparatur die Kriegsschiffe spätestens nach 24 Stunden in See stechen. In den russischen Kreisen erregt es Verwunderung, daß die Japaner ihre Repressa- lien auf Grund des Völkerrechts aufbauen, welches sie selbst vollständig ignorieren. Der Kreuzer „N o v i k" ist im Hafen Korsakowa auf Sachalin angekommen, der Kreuzer „Diana" in Saigon. Lin japanische» Kriegsschiff gesnnken. Wie ein Privattelegramm des „L.-A." meldet, soll ein von Kapitän Togo, nicht dem Admiral gleichen Namens kommandiertes japanisches Kriegsschiff bei Port Arthur gesunken sein, angeblich wäkuend eines nächtlichen Bombardements der Festungswerke, welche diesmal das Feuer kräftig erwiderten. Nrn« japanische Streitkräfte Lallt nach Petersburg gelangten Nachrichten wird in Japan ein neues Expeditionskorps zu- fammengestellt, das zum Angriff auf Wladiwo - stok bestimmt ist. („L.-A.") — Eine Tokioer Draht meldung der „Times" besagt, der japanische Flöt lenverein beschloß, eine Freiwilligenflotte vonHülfskreuzern zu bilden. Oeulrcber ffeicb. * keitzztg, 20. August. * Ium Fatz Hammrrstetn. In unserer Abendnummer vom >6. August brachten wir die Mitteilung, daß der preußische Minister de» Innern, Herr von Hammerstein, von Anfang an über daS Vorgehen deS Herrn von Mirbach in Sachen der Ausschmückung der Kaiser Wilhelm-Gedächtnis- Kirche unterrichtet gewesen sei und daß dieses Vor gehen seine volle Billigung gefunden hab«, wenngleich die Meldung der „Berliner Morgenpost", daS Schreiben deS Herrn von Mirbach an die Oberpräsidenten habe dem Minister vorgelegen, nicht zutreffend sei. Wir fügten hinzu, Herr von Hammerstein habe, al» da- erste private Schreiben des ÖberbofmeisterS den Erfolg nicht zu verbürgen schien, auch seinerseits ein Schreiben an die Oberpräsidenten erlassen, „in welchem da-, was Herr von Mirbach privatim versucht hatte, die dienstliche Unterstützung de» Ministers fand". Während die formell unrichtige Mitteilung der „Berliner Morgenpost" sofort in der „Norddeutschen Allge meinen Zeitung" dementiert wurde, ist bisher zu unserer Mitteilung eine offiziöse Aeußerung nicht erfolgt. Diese Aeußerung wird nun von Blättern aller Parteien erbeten oder gefordert. Manche Blätter bedrängen auch den Minister, unsere Meldung doch endlich zu dementieren und die »Deutsche Tageszeitung" ist mutig genug, unsere« Bericht al- „Fabrl" zu bezeichnen. Wir haben e» nicht nötig, auf diese Unfreundlichkeit mit Entrüstung zu antworte Die Redaktion der „Deutschen Tageszeitung" wird sehr batv einsrhrn, daß st« im Unrecht ist und wird gewi- dann
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