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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040817015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904081701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904081701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-17
- Monat1904-08
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über da- Rettung-Wesen bei de« sächsische« Staats- eisenbahnen und über Samaritereinrichtnngen in mittleren und in kleineren Stadt en von vr. Lommatzsch, Wurzen. * Fünfundzwanzig Jahre deutscher Gesundheitspflege. ES muß jeden Deutschen mit berechtigtem Stolze erfüllen, aus den trockenen Ziffern des „Statistischen Jahrbuchs" herauslesen zu können, welch enorme und segensreiche Ent wickelung die deutsche Gesundheitspflege in dem letzten Vierteljahrhuudert genommen hat, und wie weit wir darin den meisten anderen großen europäischen Ländern überlegen sind. Ganz erstaunlich und derBevölkerungszunahme weit über legen sind die Leistungen sowohl der öffentlichen wie der privaten Heilanstalten. Das „StatistischeJahrbuch" ziehtzumBer- aleiche die Jahre 1877 und 1900 heran. Die Bevölkerung hat sich in dieser Zeit von 43V» Millionen auf 56 Millionen vermehrt, also noch nicht um ein Drittel; in den allge meinen Krankenhäusern aber sind im Jahre 1877 nur 356 000 Kranke verpflegt worden, 23 Jahre darauf aber 874 000. Die Zunahme der Leistungen beträgt also hier etwa 150 Prozent, ist also fünffach so groß, als das Verhältnis der BevölkeruugSzunahme. In den privaten Heilanstalten ist die Steigerung der Leistungs fähigkeit sogar noch viel größer, denn die Zahl der verpflegten Kranken ist von 50 000 auf 310 000 gewachsen, was einer Zunahme von 600 Prozent gleichkommt. Die Zahl der in den Entbindungsan st alten behandelten Frauen betrug 1878 35 000, im Jahre 1900 aber 90 000, hier ist also eine Zunahme von etwa 160 Prozent festzu stellen. In den Augenheilan st alten endlich wurden 1877,79 57 000 Kranke behandelt, in 1898/1900 aber 133 000, also weit mehr als doppelt so viel. Ein günPiges Zeichen der verbesserten Hygiene und der größeren Sorg falt ist, daß während 1877 bis 1879 in den Ent bindungsanstalten noch 3»/z Proz. der Patientinnen an Kind bettsieber erkrankten, dies 1898—1900 nur 1,1 Proz. waren, also noch nicht ein Drittel so viel. Auch sonst zeichnet sich Deutschland gerade durch den Rückgang, bezw. die absolut geringe Zahl solcher Krankheiten aus, denen durch Hygiene und Sauberkeit begegnet werden kann. So sind im Jahre 1901 in Deutschland am Typhus noch nicht ganz 6000 Personen gestorben, in Italien ab 12 000, m Rußland 18 000, in Oesterreich (ohne Ungarn, also mit noch nicht halb so viel Einwohnern, wie Deutschland) nahezu 6000. Es starben am Typhus in Deutschland in dem Berichtsjahre von 100 000 Ein wohnern nur 10,6, in Oesterreich 21,9, in England 15,5, in Rußland 22,3, in Frankreich 22,4, in Italien aber gar 36 Prozent. Sjjdeuropa steht überhaupt an der Spitze der schweren Typhusfälle; in Jralien sterben, wie bereits er wähnt, an dieser tückischen Krankheit, etwa 3Vz mal so viel Menschen, wie in Deutschland, in Spanien nahezu 6 mal so viel und in Griechenland sogar nahezu 7 mal so viel. Da es den Deutschen bekanntlich von jeher nach dem Süden zieht, so scheint es im Interesse der deutschen Reuenden wohl angebracht, an der Hand unwiderleglicher statistischer Ziffern darzutun, daß sie allen Anlaß haben, sich bei Reisen nach dem Süden sehr in Acht zu nehmen. Auch bei anderen durch gute Hygiene und Sauberkeit zu vermeidenden Krank heiten nimmt Deutschland einen Ehrenplatz ein. Auf 1 Million deutscher Einwohner starb gerade einer an den echten Pocken, in Oesterreich aber 14, in Italien 104, in England 11, in Frankreich 90, in den durch Unsauberkeit aber exzellierenden Ländern Rußland und Spanien 500 bezw. 660. Am Flecksieber starb in Deutschland erst auf 5 Mil lionen eine Person, in Oesterreich aber schon auf 100 000 zwei, in Rußland auf dieselbe Zahl fünf, in Spanien zwei. An diesen Ziffern kann man wohl ersehen, was manchen Krankheiten gegenüber eine geordnete Gesundheitspflege zu leisten vermag. Hingegen sind bedauerlicherweise die Ziffern der Lungentuberkulose noch erschreckend hoch. Hier stehen wir gegen England, Italien, Bejgien und manche andere Länder noch weit zurück. Freilich ist in Rücksicht zu ziehen, daß unser Klima ein sehr viel ungünstigeres ist, als in diesen Ländern. , * Tie Wahlen für die hiesige Geiverbekammcr sind für den 29. August angesetzt worden. ch 8-Uhr-Ladenschlutz am Sonnabend. Der Konsum Verein L.-Plagwitz kommt dem Verlangen seiner Lagerhalter nach und schließt vom 1. September d. I. an seine Ge,chäste Sonnabend ebenfalls wie an den anderen Wochentagen abends um 8 Uhr. * An den Folgen einer Blutvergiftung verstorben ist im Krankenhause zu St. Jakob der 37 Jahre alte Ma schinenarbeiter Emil I., wohnhaft L.-Plagwitz, Zimmer- siraße 2, der in einem größeren Betriebe an der Nonnen straße daselbst mit der rechten Hand in eine Kreissäge ge raten und hierbei schwer verletzt worden war. xf Selbstmordversuch. In selbstmörderischer Absicht sprang gestern nachmittag ein hiesiger 32 Jahre alter Markthelfer von der Dorotheenbrücke in den Pleißenfluß. Er wurde noch lebend aus dem Wasser gezogen und nach dem Stadtkrankenhause übergeführt. fi Unfälle. In einer größeren Fabrik des Nordens lvurde gestern ein 18 Jahre alter polnischer Arbeiter, als er einen herabgefallenen Treibriemen auflegen wollte, von der Maschine herabgeschleudert. Hierbei erlitt er einen schweren Schädelbruch. — Eine nicht unerhebliche Becken- und Rückenquetschung erlitt ein 19 Jahre alter Buchhalter aus der Kochstraße hier dadurch, daß er bei einer Radtour in der Nähe von Greiz von seiner Maschine stürzte. — In einem Grundstück an der Reitzenhainer Straße stürzte gestern ein 18 Jahre alter Fleischergeselle, als er Heu vom Boden holte, infolge Abrutschens der Leiter ca. 4 Meter hoch herab und verstauchte sich die linke Hand. — Die vorbezeichneten Personen wurden nach dem Stadtkrankenhause gebracht. Vereine und Versammlungen. Tarifbewegung -er Ktutsarbetter und -Arbeiterinnen. Die Lohnkommission der in genannter Branche beschäftigten Per sonen, die sich unter anderem mit der Herstellung von Etuis zu Schmucksachen, Zigarrenspitzen rc. befassen, unterbreitete einer m der Gastwirtschaft „Dorfschmiede" abgehaltenen, von 150 Personen besuchten Versammlung folgende, an die Arbeitgeber zu stellenden Forderungen: 1) Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 53 Stunden. 2) 50 Minimalstundenlohn für Gehülfen. Die- jenigen, die gegenwärtig schon 46 und mehr haben, erhalten 10 Proz. Zuschlag. Minimalstundenlohn für Gehülfen unter 21 Jahren 43 und für diejenigen, die heute schon 40 und mehr haben, 10 Proz. Zuschlag. 3> Für ungeübte Arbeiterinnen unter 16 Jahren im ersten Halbjahr 12 im zweiten Halb jahr 15 H. Für solche über 16 Jahre 15 und nach be- cndigter Lehrzeit 22 Mindeststundenlohn. Für diejenigen, die diesen Lohn schon haben, 10 Prozent Zuschlag. 4) Akkordarbeit und Heimarbeit ist für Arbeiter und Arbeiterinnen nicht zuläfsig. Die ständigen Heimarbeiter und Arbeiterinnen sollen möglichst in den Werkstellen untergebracht werden. Für die ersten zwei Ueberstunden sind 33'/, Prozent, für weitere Ueberstunden und Sonntagsarbrit 50 Prozent Lohnaufschlag zu gewähren. Vorstehende Punkte ge langten sämtlich zur Annahme. Die Versammelten beauftragten ihre Lohnkommission, die ausgestellten Forderungen alsbald den Arbeitgebern zu unterbreiten und beschlossen, in einer demnächst ab zuhaltenden Versammlung weitere Stellung zu dieser Angelegenheit zu nehmen. * Allgemeiner Turnverein zu L^Connewttz. Auf dem an der Maricnstrahe gelegenen Turnplätze wurde am Sonntag das diesjährige Sommrrschauturnrn abgehalten, zu dem 106 Turner ausmarschierten. Nach dem Schauturnen zogen die Mitglieder nach der Goldenen Krone, wo Konzert und später ein Ball abgehalten ivurdr. Der GesangSklub „Rückwärts" steuerte zum Konzert einige vorzügliche Chorgesänge bei. * Der Männrrturnvrrein zu L. Neuschönefeld feierte am Sonntag sein 37. Stiftungsfest, und zwar am vormittag durch ein stark besuchtes Schauturnen und nachmittags unter starker Beteiligung von Mitgliedern und Gästen durch ein Sommerfeft im SchützenhauS zu L-Sellerhausen. Vergnügungen. Im »rtstaklpalast-Theater tritt das gesamte neuengagierte Spezialitäten-Ensemble heute zum zweiten Male auf. Zoologischer Garten. Nachdem man dem in Scene gesetzten .Konfettibombardement Mr Genüge gehuldigt hat und ein Brillantfeuerwerk abgebrannt ist, wird im großen Festsaal ein Ball dem Ganzen einen würdigen Abschluß verleihen. Sollte wider Ertoarten ungünstiges Wetter eintreten, so findet daS Sommernachtsfest nächsten Freitag, den 19. d. M., statt. Bom Leipziger Palmengarten. Auch in diesem Jahre be. reitet die Direktion wieder der Kinderwelt ein besonderes Freudenfest, das bei günstiger Witterung am heutigen Mittwoch abgehalten werden soll. Bon nachmittags 2 Uhr ab werden an den Eingängen Kindern unter 12 Jahren hübsche Andenken an das Kinderfest verteilt. Einen besonderen Reiz erhält dasselbe durch die Mitwirkung einer uniformierten Knabenkapelle. Gegen Abend soll sich die Kinderfchar in einer feierlichen Polonäse unter Voranrritt der Knabenkapelle durch den Park bewegen. Bei eintretender Dunkelheit wird das Gesellschastshaus elektrisch illuminiert und später auch der herr liche Leuchtspringbrunnen sowie der elektrisch beleuchtete Wasserfall in Betrieb gesetzt. Die Ausführung der Konzerte ist für heute, Mittwoch, dem ausgezeichneten Willy Wolf-Orchester übertragen worden, morgen, Don nerstag, aber findet ein einmaliges Gastspiel des MusikkorpS des Grenadierregiments „Graf Kleist von Nollendorf" (i. Westpr.) Nr. 6 auS Posen statt. Theater-Terrasse. Heute, Mittwoch abend, Konzert der Kapelle Erdmann Hartmann. Das schneidige Damentrompeterkorps in Hotel de Taxe erfreut sich nach wie vor der größten Sympathien; namentlich erregen die schmucken Fanfarenoläsertnnen allge- meines Interesse. — Wochentags beginnt das Konzert bereits A8 Uhr. In der Kulmbacher Bierstube „Zum Wasserfall", Katha- rinenstraße 17 (Durchgang Hainstraße), findet heute und fol- gende Tage großes Erntefest statt, verbunden mit Ueber- raschungen aller Art. Dasselbe erhält diesmal noch einen besonderen Reiz, indem es in vollständig umgewandelten Räumen abgehalten wird, deren gediegene Anlage und ge schmackvolle Dekoration unwillkürlich ins Auge fällt. Beson ders sehenswert ist auch die im Lokal aufgestellte „Alte Weiber, mühlc". Durch Verabreichung eines ausgezeichneten Kulm bacher Bräues, ff. Lichtenhainer und delikater Speisen zu kleinen Preisen trägt das Lokal mit Recht den Stempel einer echten Bayrischen Bierstube, zumal es auch in jeder anderen Hinsicht seinen Gästen einen gemütlichen Aufenthalt bietet. Täglich fmden große Freikonzerte statt. DaS heutige Abendkonzert im Schloßkeller wird vom ge- samten Musikkorps des Trainbataillons Nr. IS ausgeführt und von Herrn Stabstrompeter E. Herklotz persönlich geleitet. An das Konzert schließt srch der Ball an. Im Schloß Debrahos, L.-Eutritzsch, findet heute nachmittag das 14. Schloß- und Parkfest statt. Das Konzert wird von dem gesamten Tonkünstler-Orchester unter Leitung des Herrn Musikdirektor Günther Coblenz ausgeführt. Abends große Illumination und Feuerwerk. Genußreiche Stunden stehen allen Besuchern des Etablissements bevor. Ein Sommernachtsfest in den Drei Linden, L.-Lindenau. Ein buntbewegtes Leben und Treiben wird sich heute abend im Etablissement Drei Linden entfalten. Im Sommertheater ge- langt das reizende Lusflpiel „Der Salonthroler" von G. v. Moser zur Ausführung, während im Konzertpark ein Großes Konzert von dem Leipziger Konzertorchester G. Curth unter Leitung des Musikdirektors Gustav Curth statt- finden wird. Dem Konzert schließt sich ein großes Brillant feuerwerk an, zu dem als Schlußtableau „Die Mühle im Sch w a rz wa l d e", großes pyrotechnisches Schauspiel, von dem Feuerwerker Arnold abgebrannt werden wird. Ein fröhlicher Sommcrnachtsball bis 2 Uhr nachts mit viel- feitigen Ucberraschungen wird sich den vorstehenden Veran staltungen anschließen. Der Gesamteintrittspreis für alle Veranstaltungen beträgt 50 Pfg.; auf Bons oder Vorzugs karten, die in allen Cigarrengeschäften erhältlich, sind nur 30 Pfg. nachzuzahlen. -Iiir Oer Umgegeml. * Stötteritz, 16. August. Mit der von der Leip- ziger Jmmobilrengesellschaft geplanten Art der Her- stellung der nach der neuen Schule füh renden Straßen erklärte sich der Gemeinderat einverstanden. Demnach werden die Straßen bis zu den Straßenkreuzungen an der Schule mit gutem Kopfstein pflaster belegt, die das Schulgrundstück und den davor liegenden Schmuckplatz umgebenden Straßen aber chauffiert. — Da die Stadtgemeinde Leipzig nicht nur das hiesige Rittergut unteren Teiles, sondern auch eine ganze Anzahl von anderen Grundstücken in unserer Ortsflur besitzt, so ist sie anteilig zur Reinigung und Unterhaltung von verschiedenen Straßenteilen verpflichtet. Bisher ist die Rei- nigung ohne jede Entschädigung von Stötteritz besorgt worden. Nunmehr ist zwischen beiden Gemeinden zu- nächst auf drei Jahr ein Vertrag abgeschlossen worden, worin festgesetzt wurde, welche Straßen und Straßen- teile durch die Stadt Leipzig einesteils und durch die Gemeinde Stötteritz anderenteils zu reinigen und zu unterhalten sind. ll. Markranstädt, 16. August. Zwischen hier und Miltitz entstand gestern abend in dem Lokalzug 7 Uhr 20 Minuten ab Leipzig eine Schlägerei, so daß eine der mitreisenden Person sich genötigt sah, die Not- leine zu ziehen, durch die der Zug auf freier Strecke zum Halten gebracht wurde. Nach Feststellung der Namen der Streithammel fuhr der Zug weiter. Sestchtrrasl. Adniglicheo Landgericht. 6. Den Namen seiner Mutter, einer armen Zeitungsaus trägerin, mißbrauchte der 27 Jahre alte Gelegenheitsarbeiter Friedrich Karl K. aus Katten bei Breslau, um sich Darlehen zu verschaffen. Am 20. Mai schrieb er fünf Briefe, m denen seine Mutter verschiedene Bekannte um ein Darlehen anging, weil sie die Abonnementsgelder abzuliefern und noch nicht völlig herein bekommen habe. Er erhielt aber nur in einem Falle die ge wünschten 6 -L. Am 25. Mai erschwindelte er sich auf Grund eines gefälschten Briefes im Namen des Gärtners L., der an- geblich ein Rad für 39 erstanden und nur 20 zur Ver- ügung hatte, von dem Kaufmann L. 19 -F. Als er aber chließlich auch den Gärtner L. mit 10 hineinlegen wollte, ieß dieser ihn verhaften. Wegen schwerer Urkundenfälschung und Betrugs erhielt K. eine Gefängnisstrafe von zehn Monaten und 3 Jahre Ehrenrechtsverlust zudiktiert. Der Wunsch, schnell reich zu werden, hatte den 27 Jahre alten Expedienten Gustav Hermann L. aus Weimar veranlaßt, sein Glück mit dem Wetten zu versuchen. Aber weder am Totalisator noch in den Wettbureaus erwies sich ihm Fortuna hold. Dagegen brachten ihn diese Ausgaben bald in Versuchung, sich aus seinen Geldverlegenheiten durch Unterschlagungen zum Nachteil seines Prinzipals zu helfen. Dem ersten Posten von 104 folgten bald größere, bis zur Höhe von 3200 cL, und zu Beginn dieses Jahres betrug das durch seine Unredlich keiten verursachte Defizit 4786 «L. Eine Entdeckung erschien un ausbleiblich, L. zog es deshalb vor, zu flüchten. Er wandte sich nach Ptris, hielt sich aber dort nur kurze Zeit auf und kehrte dann reuevoll nach Leipzig zurück, wo er sich der Behörde stellte. Mit Rücksicht auf die Hohen Beträge, die L veruntreut, und auf den groben Vertrauensbruch, dessen er sich schuldig gemacht, erkannte der Gerichtshof unter Anrechnung von einem Monat der erlittenen Untersuchungshaft auf drei Jahre einen Monat Gefängnis und 2 Jahre EhrenrcchtSverlust. Baubudeueinbruche bilden die Spezialität des 30 Jahre alten Bauarbeiters Ludwig G. aus Leobschütz. G. wurde am Morgen des 8. Juni in der Südstraße von einem Schutzmann angehalten und festgcnommcn, weil er nicht genügende Aus kunft über den Erwerb eines Bündels Kleider geben konnte, die G. bei sich trug. Die Kleider waren, wie festgestellt wurde, au» einem Neubau in der Hardenbergftraße mittels Einbruchs gestohlen. Weiter wurde G. nachaelviesen, daß er in der Nacht zum 24. Mai in der Abtnaundorser Straße eine Baubude er- brachen und Kleidungsstücke, sowie verschiedene Flaschen Bier gestohlen hatte. Bei diesen, wie bei den folgenden Einbrüchen hatte G. wahrscheinlich einen Komplizen, der aber noch nicht hat erlangt werden können. In der Nacht zum 4. Juni stattete G. der Baubude eines Neubaues in der Kantstraße einen Besuch ab, hier wurden von ihm außer verschiedenen Arbeitssachen auch 38 Flaschen Bier gestohlen Ebenso hat G. bei dem in der Nacht zum 8. Juni verübten Einbruch in eine Baubude der Scharnhorststraße neben Kleidern usw. auch 22 Flaschen Bier erbeutet. Mildernde Umstände wurden G. zwar zugebilligt, die Strafe aber auf zwei Jahre Gefängnis und drei Jahre Ehrenrechtsverlust festgesetzt, 6 Wochen derselben gelten als durch die erlittene Untersuchungshaft verbüßt. Mr aller Mil. — Die Rache des verabschiedeten Liebhabers. Ein eigenartiges Verfahren hat, wie aus Stockholm ge-- schrieben wird, em junger Ingenieur in einem nord- schwedischen Städtchen ausfindig gemacht, um an seiner ehemaligen Verlobten, die ihm nach erfolgtem Treu bruche den Laufpaß gegeben hatte, öffentlich Rache zu nehmen. Um das junge Mädchen, welches ihn bei riner geselligen Gelegenheit in Gegenwart zahlreicher Zeugen durch herzloses Verhalten allerdings aufs Aeußerste ge- reizt hatte, in ebenso öffentlicher Form bloßzusteüen, nahm er die in seinen Händen befindlichen Liebesbriefe des gewesenen Bräutchens und tapezierte mit dem- selben in chronologischer Reihenfolge sämtliche Tele- phonstangen an einer vielbesuchten Promenade in der Nähe des Städtchens. Die in den Briefen nieder- gelegten Intimitäten zogen natürlich alsbald ein Höch- lichst interessiertes Publikum heran, unter welchem ins- besondere die jungen Freundinnen der treulosen Braut ein ansehnliches Kontingent darstcllten. Die letzteren ließen es sich auch angelegen sein, die nächstbeteiligte In stanz von dem Geschehenen gebührend in Kenntnis zu setzen, worauf die ehemalige Braut kurz entschlossen nun auch ihrerseits zur Offensive überging. Ausgerüstet mit einem Körbchen, enthaltend Hammer und Nägel, nebst einem Paket zusammengeschnürter Briefe, begab sich die streitbare Maid spornstreichs nach der ominösen Prome nade und heftete nun hier zum nicht geringen Gaudium der vollzählig versammelten Bewohnerschaft sämtliche Zuschriften ihres ehemaligen Liebhabers, die sie als Er- wiüerung auf ihre eigenen Liebesergüsse empfangen, unter die zur Schau gestellte Korrespondenz. Da auch sie gewissenhaft die chronologische Reihenfolge wahrte, war es für die interessierten Leser ein leichtes, sich von der etappenweise erfolgten Steigerung der gegenseitigen Liebesglut zu überzeugen. Bei dem jüngeren Publikum war der Eindruck ein so lebhafter, daß von den Briefen dutzendweise Abschrift genommen wurde. Das Treiben in der Promenade nahm schließlich einen derart auf- geräumten Charakter an, daß die persönlichen Anhänger des männlichen und weiblichen Briefschreibers sich gegen- seitig in die Haare zu geraten drohten, worauf endlich ein Vertreter der städtischen Ordnunigsmacht auf der Bildfläche erschien und die Bekenntnisse der beiden schönen Seelen dem Orkus überantwortete. Nettigkeiten. ' Gernftzusammenstnrz. Ein schweres Gerüst stürzte in Hamburg auf der neuen Elbebrücke nach der Veddel zusammen, wobei fünf Arbeiter zum Teil schwer verletzt wurden. Hauseinsturz. Wie aus Kiel gemeldet wird, stürzte bei einem Neubau im Stadtteil Wik die ganze Vorderfront ein und begrub sieben Bauarbeiter unter sich, die sämtlich mehr oder weniger schwer verletzt wurden. An einem Neu- bau in der Frankestraße stürzte eine Mauer ein. Ein Maurerlehrling erlitt einen Schädelbruch und war sofort tot. Zwei andere Personen kamen mit Verletzungen davon. Waldbrand. Der bereits aus Primkenau ge- meldete Waldbrand wütete von Montag vormittag 9^ Uhr bis Mitternacht. Der größte Teil der ab gebrannten Waldfläche, etwa 20 000 Morgen, ge hört dem Herzog Ernst Günther von Schles wig-Holstein. Der Schaden wird auf 2 Millionen Mark geschätzt. Tas Panzerschiff „Tapperhcten" ist, wie aus Stockholm vom 16. dss. telegraphiert wird, gestern wieder flott ge worden. DaS Schiff hat keinerlei Beschädigung er litten und kann weiter an den Uebungen teilnehmen. Kehle Depeschen und Aernsprechmetdungen. Oefterretchisch-ttalientfche Handel», vertragsverhandlttngen. te. Wien, 16. August. Heute nachmittag fand unter Vorsitz des Grafen Goluchowsky eine Konferenz statt, an der die Ministerpräsidenten von Körber und Graf Tisza, sowie der Handelsmunster Freiherr von Call und die österreichisch-ungarischen Unterhändler für die Handelsvertragsverhandlungen mit Italien teilnahmen. In der Konferenz wurden in vollem Einvernehmen zwischen den beiden Regierungen die endgültigen In struktionen für die österreichisch-ungarischen Delegierten für die Handelsvertragsverhandlungen mit Italien fest gesetzt. Die Delegierten begeben sich morgen abend nach Villombrosa. Veendeter BerginattNLftreik. * Brüx, 16. August. Die Arbeiter des hiesigen Kohlenreviers beschlossen, morgen die Arbeit wieder aufzunehmen. Schweizerische Gesandtschaft in, Haag. * Bern, 16. August. Der Bundesrat hat die Er- richtung einer Gesandtschaft im Haag be- schlossen, und den schweizerischen Gesandten in London, vr. Carlin, in gleicher Eigenschaft im Haag beglaubigt. Der rnssisch-japanische Nrieg. * Tschifu, 16. August. Die russische Flotte ist heute nach Port Arthur zurückgekehrt. Ein Zusammenstoß mit der japanischen Flotte erfolgte nicht. Die Ruffen und die neutrale Schiffahrt. * London, 16. August. Auf eine brieflich an ihn gerichtete Anfrage erklärte Balfour, die Regierung Hab- Grund, zu glauben, daß keine Schiffe mehr das Schwarze Meer verlassen würden, die als Kreuzer ver wendet werden sollen, und daß ferner keine neutrale« Schiffe mehr in Grund gebohrt werden würden. Neue japanische Anleihe. * Tokio, 16. August. Die Regierung beschloß, eine neue Anleihe in Höhe von 1 500 000 Den für den Bau der Bahn Soeul-Fusan zu emittieren. Die Anleihe ist bestimmt, das Defizit zu decken, das durch die Erhöhung der Preise für Betriebsmaterial und Löhne gegen über den Kostenvoranschlägen sich ergeben hat. Die An- leihe soll auf 5 Jahre abgeschlossen werden und unver zinslich sein. u Unruhen in Paraguay. * Buenos Aires, 16. August. (Havasmeldung.) Blättermeldungen zufolge soll die Lage in Paraguay sich verschlimmert haben. Die Aufständischen seien Herren eines großen Teiles des Landes und hielten Asuncion eingeschlossen. Der Präsident der Republik habe den Oberbefehl über die Truppen über-- nommen. * Bennett (England), 16. August. Hier starb gestern Graf Georg Hoyos, Mitbesitzer der Whiteheadschen Torpedofabrik in Fiume und Schwieger vater des Fürsten Herbert Bismarck. * Konstantinopel, 16. August. Der zum Inspekteur der türkisch-bulgarischen Demarkationslinie ernannte Brigadegeneral Hamdi-Pascha ist gestern nach seinem Bestimmungsort abgereist. Handelssachen. New Aorler Produktenbörse. (Schlußkurse.1 >6. Aug. !1k>. Aun. I I« Aua. Ib.Aug. Welzen stramm Rol. Winter- colo 107-3/8 W3l/^ »upser ct>tse ii tl Founvrv 12.62 12-62 Auauii September Oktober 1083/8 106 — Northern S tahltchienen Baumwolle loko Tezember Mai« stetig 108-7/8 1057/8 in New Bork August 1065 10-50 9.98 Auguil — November September S9-1/S 597/8 Marz 977 Oktober > — m New Orleans 10.l/4 Mehl, Spring wh.rl 4 — 4.— Schma lz,W.Lt«am 720 725 Weiretbefrachl Petroleum, cr.bai K oo Robe L Brothers Nakiee, tair Rio 730 7Z0 in New Hork Nr. 7 81/8 S.I« 8 ucker Z.U/l6 August 6 55 660 685 Ztnn 26,95 2685 November 6-75 Süchertirch. * Eine Reise durch die Hochländernaue OberalbanienS. Von Ingenieur Karl Steinmetz. Mit 13 Abbildungen und einer Routenkarte. Verlag von A. Hartleben in Wien. Diese kleine Reisestudie über noch wenig bekannte Land schaften eröffnet eine Sammlung von Abhandlungen, die unter dem Titel „Zur Kunde der Balkanhalbinsel" als selbständige Arbeiten in zwangloser Folge erscheinen sollen. Herausgeber ist vr. Carl Parsch, Kustos am Bosnisch-Herzegowinischen Landesmuseum in Sarajevo. Er zielt mit seiner Publikation auf ztveierlei. Einerseits möchte er zu Mitteilungen über die balkanischen Länder und Völker anregen, und anderseits will er kleinere Beiträge, die erfahrungsgemäß leicht in unserer lite rarischen Hochflut untersinken, den interessierten Kreisen er halten und zuführen. Mit der Zeit könnte dann die Sammlung reiches und wertvolles Quellenmaterial zu weiterer wissen schaftlicher Bearbeitung bieten. Wir wünschen dem verdienst lichen Unternehmen viele ähnliche Veröffentlichungen wie die vorliegende von K. Steinmetz. Hier schildert ein geschulter Betrachter den Verlauf zweier Reisen, die er im vorigen Jahre durch Oberalbanien ausgeführt hat. Tie erste führte ihn von Skutarie durch die Malcija nach Dsakova, Prizren und Kallandele; auf der anderen wurden vom gleichen Ausgangs- punkte Merdita, Dukagiin und die Marken der katholischen Hochländer durchwandere AüS der reichen Menge seiner Er- fahrungen weiß der Verfasser mit Geschick das allgemein Inter essierende und daS wissenschaftlich Verwertbare herauSzu- greifen. So teilt er insbesondere solche Erlebnisse mit, die charakteristische Seiten des albanischen Volkslebens, wie Räubertum, Gastfreundschaft, Blutfehde, Gcrichtspflcg« usw. beleuchten. Gern hätten wir ausführlichere Landfchastsschil- derungcn gelesen, um so mehr, als man erkennt, daß K. Stein- meh entschieden scharfen Blick für die Natur hat. Die bei gegebenen Bildchen sagen nicht allzuviel. O. Leb. Wiederholte Depeschen (in der Poftanflage noch nicht abgedruckt). Ablöfttngsteanspoet a«» Südweftafrika. * Wilhelmshaven, 16. August. Der Dampfer „Schleswig" ist heute nacht mit dem Ab lösungstransport airs Südwestafrika, bestehend aus 6 Offizieren und 146 Mann, auf der hiesigen Reede eingetroffen. Die Zurückgekehrten, die heute morgen durch einen Werftdampfer an Land ge bracht wurden, wurden an der Kammerfchleuse von dem Vertreter des Stattonschefs, Kapitän zur See Kind, begrüßt und marschierten zum Seemannshause, wo sie durch die Damen deS Roten Kreuzes gespeist wurden. Die Kieler Mannschaften des Expeditionskorps fahren heute nachmittag nach Kiel, die Angehörigen der Schutz truppe heute mittag nach Berlin. Vie -ftirlrmMei M Zcdimmeipleng bildet mit der ihr verbündeten vornehmsten amerikanischen Aus kunftei VI»» O»i»»p»»»^ eine große bewährte Organisation für kaufmännische Erkundigungen. Bureaus für daS Königreich Sachsen und die Thüring. Staaten: Leipzig, Thomas- ring 15, sowie in Dresden und Chemnitz. Leitung: Adolf Sck»dt. Verantwortliche Redakteure: Für Politik vr. Friedrich Pnrliv, für sächsische Angelegenheiten Rudolf SzallieS, für Feuilleton i. V. «d,lf Schiebt, für Sport Julius Haarfeld. Sämtlich in Leipzig. — Für den Inseratenteil verantwortlich Ennl Abigt. Gautzsch-Leipzig. Hierzu drei Beilagen.
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