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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.08.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040818020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904081802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904081802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-18
- Monat1904-08
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Abend-Ausgabe MpMer Tageblatt u m! Nr. M Jahrgang Donnerstag den 18. August 1904 ll« kanntsch. d. Bl. >en 6. L ein vütvr- V. Feuilleton 26, 6N. »von linae rasch entschlossen. Antoine trug schon meine Kleider, ich brauchte ihm nur noch den Bart zu schneiden, wie ich zu Marseille so einfach und harmlos darzustellen sich de« mühte, wie ihm da» nur möglich war, vielleicht stellt« Frau Doktor Villeneuve hatte sich in einer unglaub lichen Weise aufgeregt, als sie zuerst hörte, daß Monsieur Meunier, der Bräutigam Saintines, nach Paris fabren wolle. Sie war selbst nie m Paris gewesen — Gott weih, was sie sich von dieser Stadt für wunderliche Borstel- lungen machte —, wußte aber eine Menge Geschichten von Leuten, die nach Paris gefahren waren und dann „in Stücke zerschnitten" wieder aus der Seine aufgemchr, oder m der Morgue al» Leiche oder überhaupt nie wieder zum Vorschein gekommen waren. Sie wuhte von alten finste- (der. Armahmeschluk für Anzeigen. Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag» 4 Uhr. uer krl. lkur icht, rrgt. i ni am (S. iwaaren zum Be tt, sowie aufsstelle. ver Hutttana Ser Herero. Stimmen au» -em Schutzgebiet. Mit der letzten Post LU» Deutsch-Südwestafrika sind S. «ast», y. Mvlry. Lr-«bu». «echte rmm! itglieder. bschlusses lung der aenschluß :amte in »Helle. Uhr. »ar. sind wir alle bereit. Das 500 bi- 600 Wagen hinter- uns, die nur wenig ver- ganzes Kapital an liegenden er sie in diesem Bestreben nicht einmal richtig dar, gleich wohl war Florence davon so erschüttert, daß sic zitterte und nicht aufzusehen rvagte. .„Du weiht nun alles, Florence", sagte ihr Vater wieder flüsternd, „und nun geh' und lah uns sorgen. Geh' zu Bett. Kümmere dich auch nicht darum, wie ich in dieses Haus komme und wie ich es verlasse. Ich habe nicht umsonst dieses -Haus als Eure Wohnung ausgesucht. Auch spüre mir nickt nack, wie und wo ich meine Tage zubringe. Es wäre vergeblich. Aber einst kommt der Tag, wo wieder alles ist, wie cs war, oder noch viel besser sein wird, wie es war. Verlaß dich darauf und laß alle Sorgen und Gedanken mir. Geh', Florence, geh', mein Kind, und sei klug." Willenlos, wie betäubt ließ sie sich von ihrem Vater wieder zur Tür hinauSsllhren und tappte sich im Dunkeln den Korridor entlang nach ihrem Zimmer, wo sie sich weinend auf ihr Bett warf. Nun stand das Schicksal un heilvoller und drohender als je vor ihr. Finsterer und feindlicher als je starrte sie das große Rätsel ihres Lebens an und vergeblich sann und rang sie um eine Lösung. Was sollte, was konnte sie, das arme, unkundige Geschöpf, tun, gegenüber so unheimlichen Gewalten des Lebens? Wie vernichtet starrte sie in die schweigende Nacht und fürchtete sich vor dem Tageslicht, das der Morgen brachte. * Ein japanisches Geschwader wird vor Shanghai erwartet, falls die r u s s i s ch e n Kriegs schiffe dozt nicht inzwischen entwaffnet sind oder den Hafen verlassen haben. (S. russ.-jap. Krieg.) ihn damals trug. Das tat ich. Dann ging ich, nachdem ich das Zimmer Antoines sorgfältig abgeschlossen, hinun- ter zum Wirt, bezahlte Autoines Rechnung unv sagte ihm, daß er mit dem ersten Zuge abreisen wolle, ob er nicht einen Hausschlüssel inwendig an der Tür stecken lassen wolle, damit wir gehen könnten, ohne jemand zu wecken. Ich gab ihm dabei fünf Francs Trinkgeld und er ver sprach, zu tun, wie ich es wünschte. Das war alles. Das Uebrige war aber einfach." „Oh, mein Gott", versetzte Madame de Blois wieder und rang die Hände. „Als alles still war im Hause und in der Nachbar schaft", fuhr Belotti fort, „trug ich Antoine nach dem Hafen und warf den Körper ins Wasser. Sein Koffer war schon vorher vom Wirt an Carlo Benoni nach Toulon spediert, wo ich ihn später in Empfang nahm. Da ich nun wußte, daß die Leichen immer mindestens drei Tag aus dem Grunde des Wassers liegen bleiben, ehe sie wie der emportauchen, so hatte ich also genügend Zeit, um meine Geschäfte auf den Punkt zu bringen, wo ich sie für immer verlassen und vergessen konnte. Sobald das ge schehen, lag ich an Stelle Antoines im Meer und er lebte in mir auf. Ihr wißt ja besser wie ich, wie gut alles ging. " „Sprich nicht davon", stöhnte Frau de Blois. „Es ist vorbei. Warum also nicht? In drei Jahren sind die Vergehungen Antoines nach dem Strafgesetzbuch verjährt und ich werde ungescheut und ungeschoren wie der leben können, wo und wie es mir gefällt — unter seinen, Namen selbstverständlich. Denn weder ich noch Ihr dürft je vergessen, daß Euer Gatte und Vater tot und begraben zu Marseille liegt." Es war klar und in die Augen wringend, daß Belotti daß der Gedanke an eine Landesflucht bis in die letzten Zeiten wenigstens in einzelnen Gegenden erwogen wurde: Revolution werden wir ja nicht machen können, denn dazu sind wir zu wenig und auch nicht unpatriotisch genug. Aber gemein sam auswandern, nach Transvaal und andern Teilen Britisch- Südafrikas, unter Mitnahme von allem beweglichem Eigen tum, nach Art der Buren, dazu würde einen schönen Trek geben, einander! Auch diejenigen unter loren haben, sogar einige, die ein Gütern verlieren würden, würden in einem solchen Falle ihre Pflicht darin erkennen, mit den andern zu ziehen, denn wozu sollten sie in einem Lande bleiben, wo alles Arbeiten und Sparen vergeb lich ist. Leider kann es dahin kommen. Sollte aber im Falle einer Auswanderung die Regierung uns durch erhöhte Ausfuhrzölle auf Vieh belästigen, so müßten wir sehen, wie wir uns dagegen wehren könnten. Verzweifelt genug! Aber vielleicht besinnen sich die Roten und Schwarzen im Reichstag noch eines Bessern. Auch diejenigen, die alles verloren haben, würden am liebsten hier bleiben, wenn sie einigermaßen ent schädigt werden und die Gewißheit erlangen, daß sie sich nicht mehr wie früher für das schwarze und gelbe Diebs- und Mordgesindel abzu quälen brauchen, welches die Regierung so gut zu liebkosen verstand. Auf die Bedeutung des Ovambolandes verweist ein anderer Brief mit folgenden Worten: Das Ovamboland wird nach Niederwerfung der dort herrschenden unumschränkten Häuptlingswirtschaft einmal unsere Kornkammer werden. Die Kapitäne halten die Arbeitslust und den hochentwickelten ErmerbStrieb ihrer Hörigen künstlich zurück. Kein Ovambo baut jetzt mehr Mais oder Hirse, als er für sich und seine Angehörigen gerade notwendig hat, denn wenn er mehr erntet, muß er es verstecken und ganz heimlich zu verkaufen suchen, und das gelingt ihm nur selten. Ter Häuptling paßt auf und nimmt den Erwerbs lustigen den Ueberschuß einfach ab. Hat nach der Meinung des Häuptlings ein Ovambo etwas Vieh, so wird er auf das Geheiß des Gewaltigen ermordet. Bon Grubenbetrieb und Eisenbahnbauten will ich jetzt nicht reden, aber hoffentlich wird nach dem Krieg mit den gefangenen Herero Dampf dahinter gemacht, denn Arbeitskraft ist auch Geld. va» lllicdtigrte vom läge. * Die Bauschlosser und K o n st r u k t i o n s - arbeiter Leipzigs (etwa 900 Personen) haben wegen Lohndifferenzen heute die Arbeit uiedergelegt. (S. Leipziger Angelegenheiten.) V-rlrrstttft-. Das „Militärwochenblatt" veröffentlicht folgende Verlust liste der Kaiserlichen Schutztruppe für Siidwestafrika bei den Kämpfen gegen die Hereros. Gefallen: t) Gefreiter Ernst Marquardt (früher im Feldart.-Regt. 17) am 24. Juli l904 bei Otjurutjondjou. Verwundet: bei Okateitei am 2. August 1904: I) Ge freiter Arthur Bergan (früher im Jnf.-Regt. 54), 2) Reiter WladiSlauS Sworski jfrüher im Jnf.-Regt. 42); auf Patrouille Omutjatjewa nach Otjiwarongo am 4. August 1904: 3) Unteroffizier Paul Laxy (früher im Pien.-Bat. 6), 4) Ge freiter Karl Hofmann (früher im Hus.-Regt. 10). Vermißt: 1) Reiter Adolf Borfchke (früher im Pion.- Bat. 17) aus Patrouille verirrt feit 24. Juli 1904. An Krankheiten gestorben: an Typbus in Groot- sontein: 1) Leutnant der Res. Dauben (früher im Feldart.- Regt. 1) am 21. Juli d. Js., 2) Gefreiter Friedrich Wilmes (früher im Jnf.-Regt. 167s am 26. Juli d. IS.; an Typhus in Otjosondu: 3) Reiter Gustav Linze gen. Strumpf (früher im Pion.-Bat. 3) am 26. Juni dieses Jahres, 4s Unteroffizier Ferdinand Ri ecke (früher im Eisenbahn-Rcgt 2) am 30. Juli d. Js., 5) Reiter Her mann Wer sich (früher im Kür.-Regt. Nr. 1) am 2. August d. I., 6s Reiter Willy Hardtke (früher im Jäger-Bak. Nr. 5) am 3. August d. I., 7) Reiter August Do rau Redaktion und Expedition: 153 Fernsprecher 222 JohanniSgassr 8. Hanpt-Ftltalr Dresden: Marirnstraße 34(Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: EarlDuncker, Herzgl.Bayr.Hofbuchbandlg., Lützowstraße 10(FernsprecherAmtVl Nr.4603'. Ub- wen Herr von Metrrcd unck Sie canckwittrcbakt. —i-. Reichenbach i. L., 17. August. In Anwesenheit des Herrn Staatsminister v. Metzsch, der gegenwärtig auf seinem Besitztum Friesen weilt, hielt heute der Landwirtschaftliche Verein Reichenbach eine Sitzung ab. Der Herr Staatsminister wurde anläßlich des 60jährigen Stif tungsfestes des Vereins zum-Ehrenmitgliede ernannt. Heute nahm nun Herr v. Metzsch Gelegenheit, dem Verein für die Ehrung seinen Tank zu sagen. Nach Bemerkungen persönlicher Natur führte der Herr Staatsministcr in längerer Rede u. a. aus: Wenn der Grund der ihm gewordenen Ehrung darin gesucht worden sei, daß er in seiner amrlichcn Stellung die landwirt schaftlichen Interessen gefördert habe, so gereiche ihm das zur besonderen Freude. Er könne versichern, daß es in Sachsen eine schwierige Aufgabe sei, die verschiedenen wirtschaftlichen Interessen gegeneinander abzuwägen. Seine oberste Pflicht sei stets gewesen, die Hauptproduktivstände in Sachsen, In dustrie und Landwirtschaft, in gleicher Weise und nach gleichen Grundsätzen zu gedeihlichen Zielen zu bringen. Die verschie denen Reibungsflächen zwischen Landwirtschaft und Industrie machten cs schwierig, den rechten Wrg und das rechte Maß zu finden. Er habe es stets als ersten Grundsatz erachtet, daß Industrie und Landwirtschaft gut nachbarlich zu einander stehen müssen. In einer Zeit, wo die Landwirtschaft mehr darnieder- liege, müsse die kaufkräftige Industrie einspringen, und um gekehrt sei es Pflicht der Landwirtschaft, im gegebenen Falle der Industrie unter die Arme zu greifen. In diesem Grundsätze sei das vornehmste Gebot für alle Volkswirtschaft In der Theorie und Praxis zu erblicken. Der Herr Minister berührte dann den der Regierung gemachten Vorwurf, daß die R e - das sind nicht sicher, daß es anders kommen wird, wenn auch nicht in der ersten Zeit, wo die Regierung viel leicht Festigkeit zeigen wird. Die Gefahr ist vielmehr die, daß die Missionare durch eifriges Bemühen eine Milderung der Beschlüsse mit Bezug auf die Herero durchsetzen werden. Eine verzweifelte Stimmung gibt sich in folgenden Aeu- ßerungen eines Ansiedlers kund, der allerdings eine besonders harte Zeit durchgemacht hat. Wir ersehen aus dem Briefe, ik. D ert. cen. pW. «r. reu Häusern mit Falltüren, von Herbergen, die von vro- fessionierten Mördern gehalten wurden, wie ne in den alten französischen Romanen Vorkommen zu erzählen, von Leuten, die in unsinniger Weise das Ge > Haufen- weise auf die Straße warfen, und von anderen >.e es auf hoben. Wenn es dann ihren Zuhörern 'S. e<:ck zu bunt wurde, so sagte man ihr, daß das dock nur erd-cktete Ge schichten seien, die von gewissen Leuten r:.r Unterhaltung der übrigen ersonnen würden, und de.« dre Sache sich in Wirklichkeit ganz anders verhielt. Denn wurde Frau Doktor Villeneuve sehr böse, wrack van Eiern, die klüger sein wollten als die -Hennen und behauptete schließlich steif und fest, daß nian Herrn Meunier niemals wieder in Marseille sehen würde. So klar und klug man aber nun auch in dem kleinen Familienzirkcl über die etwas zu üppige Phantasie der alten Dame dachte, w hatte ne in diesem Falle doch einen gewissen Einfluß am den Gang der Ereignisse. Thomas Meunier sagte eines fckwncn Vormittags, während er in der Familie Villeneuve frühstückte, daß er mit dem Nackt- zug, der Marseille gegen sieben Uhr abends verläßt, nach Paris fahren wolle,worauf ihnSaintine, doch etwasängst lich gemacht durch die grausigen Erzählungen ihrer Mut- ter, bat, dock nicht während der Nacht zu fahren, sondern zu warten bis zum nächsten Morgen. Was tut man nicht seiner kleinen, hübschen, ängstlichen Braut zu Liebe! Herr ^Meunier war überzeugt, daß er in der Nacht ebenso sicher fuhr als am Tage, aber er willigte iu den kleinen Auf- schul» der Reise, weil er ihm als nicht bedeutend erschien. Und doch war er von unberechenbarer Tragweite und Wichtigkeit für seine ganze Unternehmung. Wie selten in der Welt traf gerade hier das Wort von den kleinen Ur sachen und großen Wirkungen zu. Als er nm nächsten Morgen schon im Eüenbahnzug saß und der Zug eben abmhrcn wollte, sah er plötzlich, wie Maltre Lejeune eilig aut den Perron stürzte und laut siinen Namen nes. Er ließ also sofort da» yonstop gierung der Industrie freundlich gesinnt sei, während sie die Landwirtschaft st i e f m ü t t e r l i ch be handle. Er bezeichnet diese Anschauung als unzutreffend und betont, die Regierung messe mit gleichem Maße. Wenn dem- nächst die volkswirtschaftlich wichtigsten Aufgaben gelöst, das heißt, wenn wir im Besitz langfristiger Handelsverträge fein werden, dann dürfte nach Ansicht des Ministers in den be treffenden wirtschaftlichen Kreisen, bei der Industrie sowohl wie bei der Landwirtschaft, die Ucbcrzeugung zum Durchbruch kommen, daß die Regierung cs mit ihrer Arbeit für die volks- wirtschafrlichen Interessen wohlmcine und daß sie sich auf dem rechten Wege befunden habe. Hinsichtlich der Handelsverträge müsse davon aus gegangen werden, daß zur Erlangung besserer wirtschaftlicher Konjunkturen von beiden ^ilen etwas nachgelassen werden müsse. Nur auf einer Mittellinie könnten die Interessen aller Beteiligten ausreichend gewahrt werden. Die Regierung biete zur Hülfe die Hand, so weit es ihr möglich sei. Aber damit sei es nicht allein getan. Der wichtigste Faktor auf landwirtschaftlichem Gebiete sei die Selbsthülfc. Mit Freude könne er konstatieren, daß nirgends dieses Mittel so ausgenutzt werde, wie im Bereiche der Landwirtschaft. Die Regierung erblicke darin das beste Heilmittel gegenüber dem Notstände der Landwirtschaft, der leider existiere. Mil der Bitte, auf dem betretenen Wege der Telbsthülfe zu verharren und in der Eenossenschaftsbildung fortzufahren, und mit den besten Wünschen für die Entwickelung des landwirtschaftlichen Vereins zu Reichenbach im besonderen schloß der Herr Staats. Minister feine Ausführungen unter dem Beifall der An- wcsenden. Im weiteren Verlaufe der Sitzung gab Herr Oekono- mierat S ch a e z l e r - Auerbach eine Reihe schätzens werter Ratschläge, als er das Thema: „Wie kann sich der Landwirt gegen die Futter not schütze n?" besprach. Er riet dem Landwirt die baldige Aussaat von Grünfutter, wie Peluschke, Wicken, weißer Senf, eventuell auch Oelrettig, alles Saaten, die in diesem Jahre noch geschnitten werden können. Dann mahnte er, im Winter mit dem Futter zu sparen, die Nationen genau einzuteilen, auch das Stroh zu verfüttern und, falls cs dadurch an Streu fehlen sollte, als Ersatz Sägespäne, Torf und andere Surrogate zu verwenden. Auch müsse man bald mit der Aussaat des Winterroggens beginnen. Im Frühjahr, noch ehe das Schoßen beginnt, erhalte man dadurch Grllnfutter, das in futterarmen Zeiten gute Dienste leiste. Die Landwirte des Vogt landes könnten zwar noch nicht über Futternot klagen, aber man müsse auf alle Fälle Vorbeugen und könne dann nach Befinden anderen, in schlimmer Lage befindlichen Berufsgenossen unter die Arme greifen. — Nach allge meiner Aussprache erreichte die Sitzung, der Exccllenz Metzsch bis zum Schlüsse beiwohnte, ihr Ende. BezugS-PreiS dl der Lauptexpedition oder deren Ausgabe stellen aogeholt: vierteljährlich .Xl 3.—, bei -wrimaliger täglicher Zustellung in» Hau» 3.7k. Durch die Post bezogen für Deutsch. land u. Oesterreich vierteljährlich 4.K0, für die übrige» Länder laut ZeitunqSpreiSitste. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 2S Reklamen unter dem Redaktionsstrich (»gespalten) 7ö -L, nach den Familiennach- richten (6 gespalten) KO -H. Dabellanscher und Ziffrrnlatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Lffertenannahme 25 lHrtra-Betlagen (gefalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, obne Postbrförderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol; in Leipzig (Inh. vr. V., R. L W. Klinkhardt). Mit der letzten Post au« Deutsch-Südwestafrika sind der „K. Ztg." mehrere Briese von Farmern zugeganZen, die alle- andere eher denn Vertrauen zur Regierung de» Schutzgebiete oder Dankbarkeit für den unverantwortlichen Beschluß des * Die Sammlungen der Deutschen. Kolonial- gesellschaft zu gunsten der geschädigten Ansiedler in Siidwestafrika haben bis Mitte August 255 000 überstiegen. * Die Einigun'gsvcrhandlungcn Hamburger B i e r b o y k o t t st r e i t sind Widerstande der Brauereien gescheitert. Deutsches Reich.) * Der internationale Sozialistenkon- grcß in Amsterdam nahm eine Resolution Molkenbuhr an, worin die Einführung von Versiehe rungsge fetzen in allen Ländern gefordert wird. ('S. Zonderartikel.) latoren cp.d.Bl. rze Zeit 'S :ung der en An- haupt- Dtese Nummer kostet auf allen Bahnhöfen und » bei den ZeitungS-Verkäufern " H-s Reichstags in der Entschäbigungsfrage auSLrücken. Eine un erfreuliche Stimmung gibt sich m fast jeder Zeile kund. Be zeichnend ist folgende Aeußerung: „Doch davon lieber still, denn wir sind hier in der Kolonie Untertanen und haben keine Volksvertretung wie in Deutschland, können also nichts durch uns selbst machen, uud die meisten von uns fürchten, daß, wenn sie sich an die Presse mit ihren Beschwerden wenden, sie erkannt werden und es bei der Regierung zu büßen haben, die hierzulande alle Farmer in der Hand hat." Diese Befürchtung der Ansiedler ist unbegründet, denn eine Zeitung, die sich selbst achtet, wird das Berufsgeheimnis streng wahren und Sorge tragen, daß die Briefschreiber nickt erraten werden können. Deshalb ist es auch nicht möglich, das ganze vorliegende interessante Material abzudrucken. Immer kehren in Berichten die Beschwerden über Ver hätschelung der Eingeborenen wieder. Ein Farmer, dessen Persönlichkeit gewiß kein Beamter anders als einwandfrei bezeichnen kann, klagt darüber, daß sein früherer Diener in einer gutbesoldeten Stellung als Treiber bei den Truppen untergebracht wurde, obwohl sein Herr ihn in aller Form wegen Viebdiebstählen angeklagl hatte. In einem Briefe ausOutjo vom Juni d. I. wird nicht nur aus die Herero, sondern auch auf Vie Bergdamara, die Hottentotten von Franzfontein und Zcsfontein und die Buschleute von Naidaus hingewiesen als lauter licht scheues Gesindel, daS zum Teil während des jetzigen Aufstandes eine sehr zweideutige Rolle gespielt hat. Dies trifft haupt sächlich für den Buschmannskapirän Aribib von Naidaus zu. Auch das Verhalten des Hottentottenkapitäns Lazarus von Franzfontein, der im Februar mit 15 seiner Leute durch ein Geschenk von 60 Ochsen bewogen wurde, Hülfe gegen die umkerschweisenden Herero zu leisten, scheint sehr zweifelhaft gewesen zu sein. Wenigstens waren die Farmer, die sich seit dem 18. Januar bis in den Juni hinein auf Cbanas ge meinsam verteidigen mußten, vor den kleineren Stämmen ebensowenig sicher wie vor den Herero. Sie mußten bis zu letzt ihren eigenen Wachtvienst tun, der immer aufreibender wurde, weil mehrere von ihnen entweder auf ihre Farm oder nach der Küste gezogen waren. „Unsere Lage", schreibt der Ansiedler, „ist diejenige des Lammes in dem Käfig, wo ein Löwe, ein Tiger und ein Wolf ihm Gesell schaft leisten." Ueber dem Käfig steht geschrieben: „Eine friedliche Familie." Aus die Frage, ob die ganze Gesellschaft sich denn auch wirklich verwöge, antwortete der Wärter: „O ja, nur das Lamm muß von Zeit zu Zeit erneuert werden." So sind wir hier einge schlossen zwischen Hottentotten, Bergdamara und Herero und von Zeit zu Zeit müssen wir dann erneuert werden. Der Tierbändiger, die Regierung, gebraucht die Peitsche der Verordnungen nur gegen das Lamm, für die übrigen hat er schöne Worte, Tabak und sonstige Annehmlichkeiten. Man gebe ihm noch ein Seidenüffchen auf den Arm, mit Namen „Humanität" oder „Mission", und das Bild ist vollständig". In jedem Briefe ist die Rede vou der Rheinischen Mission. Ueberall wird die Befürchtung ausgesprochen, daß diese Missionsgesellschaft nach wie vor den Eingebornen Anwälte stellt, die sie bei den Behörden von allen Vergeben weiß zu waschen versteht. Man glaubt im Schutzgebiet, daß eS der Mission am Ende gar gelingen wird, Strafgericht von den Herero abzuwenden. Wir Der Fall Selotti. Roman von Waldemar Urban. Nachdruck v«rbot«n. Auf dem Tische des Zimmers", fuhr Belotti leise erzählend fort, „lag ein Abschiedsbrief Antoines an mich, in dem er mir mitteilte, daß er freiwillig den Tod suche, um mir nicht weiter beschwerlich zu fallen und weil ihm auch selbst das Leben so zuwider sei, daß er nicht weiter leben wolle. Ich habe den Brief heute noch und hebe ihn auf, damit man mir nicht etwa später vorwerfen kann, ich hätte meinen Bruder ermordet." „Allmächtiger da droben!" stöhnte Madame de Blois auf. Die Stimme Belottis sank jetzt zu einoni fast unhör baren Flüstern herab. „Während ich noch an der Leiche meines Bruders stand", erzählte er weiter, „kam mir der Gedanke, wer von uns beiden denn nun eigentlich besser daran sei: Er, der kalt und ruhip, empfindungslos und friedlich dalag, oder ich, der ich tausend Widerwärtigkeiten, Unglücks- fällen und Sorgen fiir mich und meine Familie ausgesetzt sei. So kam's. So tauchte in mir der Plan auf, aus den zufälligen Umständen Nutzen für meine Situation zu ziehen. Das mag anderen verwegen und abenteuer lich crscl)einen, mir selbst erschien es sehr einfach und durchaus ungefährlich. Warum hätte ich's denn nicht tun sollen? Ich war damals in einer Lage, in der man sich auf jeden Ausweg stürzt. Der Vicomte wollte sein Geld zurück, andere Verbindlichkeiten traten immer dringender und drohender auf, — noch zwei Wochen und ich war ruiniert, ich mochte tun, was ich wollte. Ich war also die fürchterlichen Vorgänge in der Ruc de Ehitcau d'Jf Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Rolizeiamles der Ltadt Leipzig.
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