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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.08.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040813017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904081301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904081301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-13
- Monat1904-08
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1901. p»8tcic.«l. l««I l>m6«»<t^ >cil.Ui(. p»rr«-KA». KS° KK8S. n»»nl >» ?N»II>i. vs/isa< 6er «i<i. vi,!<j«n^. Bezugs-Preis in der Hauptexpeditton oder deren Ausgabe stellen abgeholt: vierteljährlich 3.—, bet zweimaliger täglicher Zultelluna in« Hau» -M 3.75. Durch die Post bezogen für Deutsch- land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut Zeitunqspreisltfte. Liese Nummer kostet auf allen Bahnhöfen und III I bei den Zeitungs-Verkäufern I * Redaktion und Srpeditto«: 153 Fernsprecher 222 Johannisgasse 8. Haupt-Atliale Dresden: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Ftliale Berlin: CarlDuncker, Herzgl.Bayr.Hofbuchbandlg., Lützowslkaße lOlFernsprecherAmtVI Nr.4603). Nr. 41«. Morgen-Ausgabe. UcMger.TaMM Anzeiger. Amtsblatt des ÄSniglichen Land- und des Äöniglichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Sonnabend den 13. August 1904. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RedakttonSstrich (4gespalten) 75 /H, nach den Familiennach- richten (6gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernlatz entsprechend Höker. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 /H. «nnatzmeschlutz für A«,eigen: Abend-AuSgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: nachmittags 4 Uhr. 0xtra-Betlagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Poslbesördrrung 70.—. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von 8. Polz in Leipzig (Inh. vr. V.,R. L W. Alinkhardt). 98. Jahrgang. va» Aichtigrie vsm läge. " Der Kaiser hat der Witwe Waldeck-Rousseaus ein Beileidstelegramm gesandt. (S. Deutsches Reich.) * Zur Sicherung der Neutralität von Kiautschou treffen heute, bezw. morgen die Kreuzer „F ü r st Bismar ck", „T h e t i s" und „Seeadler" dort ein. (S. Russisch-japanischer Krieg.) * Der Versuch des russischen Geschwaders, von Port Arthur nach Wladiwostok durchzu brechen, ist als endgültig gescheitert anzu sehen. (S. russ.-jap. Krieg.) * Das russische Schlachtschiff „Zesare- witsch" ist nach einer Meldung des Admirals Togo wahrscheinlich am Mittwoch gesunken. (S. Russ.- jap. Krieg.) * Die Russen machten den Versuch, im letzten Augen blick den Lorpcdobootszcrstö rer „Retschi- telni" in die Luft zu sprengen, doch wurde nur die Kommandobrücke weggerissen, während der Rumpf unversehrt blieb. (S. Russisch.japanischer Krieg.) * Das Schiedsgerichtsabkommen zwischen Schweden und Norwegen einerseits und Großbritannien anderseits ist Donnerstag in London unterzeichnet worden. * Drei amerikanische Kriegsschiffe sind gestern morgen vor Smyrna zu Anker gegangen. Umrrilras äeinoklatstcde Partri. Von geschätzter, wohlunterrichteter Seite erhalten wir folgenden informatorischen Artikel, der übrigens einige Ab weichungen von der in unserm letzten Abendblatte vertretenen Ansicht über die Bedeutung der demokratischen Partei auf weist : Die großen Tagungen der beiden politischen Parteien in den Bereinigten Staaten sind vorüber, die Parteien haben ihre Programme und Kandidaten proklamiert, und die so ungemein wichtige und lärmvolle Präsidentenwahl rückt heran. Doch so groß die Aufregung und die Begeisterung auf beiden Seiten im November sein wird, ja so große Wellen die Er regung heute schon schlägt und schon seit einem halben Jahre schlug, es soll hier die Frage aufgeworfen werden: „Sind denn heute überhaupt sachliche Gegensätze zwischen beiden historischen Parteien vorhanden?" Der Gegensatz der beiden großen Parteien ist in diesem Lande, da« die politische Schulung Altenglands in sein Pionierleben mit übernommen batte, alt und sestgegründet, wenn auch sein Inhalt mehrfachem Wechsel unterlegen bat. Erst war eS der in der staatsrechtlichen Entstehung der Union begründete Gegensatz zwischen Einzelstaat und Bundesstaat, der die tiefe Parteischeidung ausmachte. Dann kam der Kampf zwischen Nord und Süd. Schließlich kamen neuerdings in Frage Zollschutz oder Freihandel, Imperialismus oder contra. So scheint eS auch heute nicht an Gegensätzen zu fehlen. Und doch ist dies der Fall. Allerdings ist Zollschutz da, und der Imperialismus steht in hoher Blüte. Aber was nicht oder völlig unzureichend da ist, das ist der Kampf gegen diese Prinzipien, das ist die energische und zielbewußte Verfolgung der Abwendung von diesen Grundsätzen. Diese Aufgabe würde der demokratischen Partei zufallen, aber mit ihrer Durchführung sieht eS nur bedenklich auS. Ich könnte zur Erläuterung das neue Programm heran ziehen, das in St. Louis aufgestellt wurde. Doch sein Inhalt besteht aus Phrasen und läßt nicht erkennen, was dahinter steckt. Ich könnte andererseits Dutzende von Aeußerungen aus der demokratischen Parlcipresse zitieren, die für die Haltung dieser Partei charakteristisch sind und zeigen, daß sie eine energische Bekämpfung von Zoll schutz, ja von Hochschutzzoll und deS Imperialismus nicht vertreten will und kann. Es erübrigt sich dies aber, und statt vieler Ansichten will ich vornehmlich die eines Mannes geben. Sie erscheint als Zusammenfassung vieler Anderer und sie ist diejenige des Führers der Demo kratie im Repräsentantenhause, von Williams aus dem Staate Misstsippi. Er ist heute der fähigste Führer seiner Partei und durch ausgezeichnete Vorbildung — einen Teil derselben bat er aucb ans deutschen Hochschulen genossen — wohl dazu ausgewähll. Ju einer der vrelgelesensten Monats schriften hat er die Ziele und Pläne seiner Partei neuerdings dargestellt. Im Eingang seines Aufsatzes klingt e« schön, wenn er stolz sagt, daß die zwei großen Parteien grundsätzlich heute noch getrennt sind, wie sie es zu Jeffersons und Hamilton- Zeiten waren. Aber wa« dann weiter folgt» entspricht nicht diesen bochtönrnden Worten. Al« Streitpunkte nennt er in der Hauptsache den Zolltarif und die Panama- und Philippinen frage, also sagen nur kürzer: den Imperialismus Aber wie soll die demokratische Partei diese beiden Schrecknisse be- lämpseu? — Hier beginnt es bctenkticb zu hapern. Die Bekämpfung des Zolltarifs wird damit emgeleitet, daß »die Reform langsam gehen muß". Ls folgt eine feier ¬ liche Verwahrung dagegen, daß er etwa Freihandel einzuführen beabsichtigt. AlS Ideal wird aufgestellt ein „turick kor r. vvnus ouh" und zu diesem Zwecke sollen „alle oder nahezu alle" Jmportgegenstände mit Zoll belegt werden nach erfolgter Einteilung in drei Klassen: erstens zum Leben und für die Industrie notwendige, zweitens nützliche und drittens LuxuS- gegenstände. Zu diesem Behufe soll ein Tarif mit Maximal- und Minimalzöllen aufgestellt werden, auf Grund dessen eventuell der Abschluß von Handelsverträgen erfolgen soll. Dadurch soll eine strenge Bestrafung derjenigen Länder ermöglicht werden, die (wie Deutschland z. B.) amerikanisches Getreide nicht zollfrei einführen lassen. Aber selbst die langsame, nicht zu übereilende Einführung dieser Maßnahmen scheint Herrn Williams schon zu weitgehend. Denn er fügt hinzu, daß eigentlich der jetzige hochschutzzöllnerische Dingley-Tarif auch bestehen bleiben kann, da er eine Ermäßigung der Zölle um 20 Prozent zuläßt. Dies würde schon zur Einräumung von Konzessionen anderen Ländern gegen über ausreichend sein. Er führt dies aus, obwohl er zugestehen muß, daß die Urheber de« Dingley-TarisS schon durchschnittlich um zwanzig Prozent die Zollsätze höher aufgestellt haben mit Rücksicht auf die Möglichkeit der Herab setzung, als selbst vom protektionistischen Standpunkte aus nötig war. So sieht also die demokratische Bekämpfung deS Hochschutzzolles aus. Daß solcher Kampf nur eine Farce fft, liegt auf der Hand, und man braucht sich in Deutschland nicht der Aussicht hinzugeben, daß von der eventuellen Herr schaft der demokratischen Partei irgend eine Erleichterung der prohibitivcn Zollmaßrcgeln zu erwarten ist. Mit der Bekämpfung des Imperialismus sieht es nicht viel anders aus. Da sind zunächst die Philippinen. Will die demokratische Partei ihnen ihre Freiheit geben und die Vereinigten Staaten von dieser lästigen Kolonie befreien? O nein: Die Antwort deS Herrn Williams lautet etwas mystisch. Er verlangt namens seiner Partei, daß sie „entsprechend ihren natürlichen Rechten" behandelt werden. Er lehnt e« ausdrücklich ab, daß er damit meine, e« sollte den neuen Landsleuten allgemeines Stimmrecht gegeben werden. Sie sollen aber „gleiche Rechte und Pflichte» unter der amerikanischen Flagge und Verfassung haben." Der normale Sterbliche wird sich hierunter nicht viel denken können; nur soviel kann er daraus entnehmen, daß die Annexion der Inseln aufrecht erhalten, die Einwohner der selben aber nicht vollberechtigte Bürger werden sollen. So wird in dieser Frage der Imperialismus „bekämpft". In ähnlicher Weise verhielten sich die Demokraten gegenüber der Panamakanalpolitik der Regierung. Sie begeisterten sich theoretisch für die Nicaragua-Route und zogen kräftig gegen die Art und Weise der Gründung der neuen Republik Panama und gegen Roosevelts „rauhe Reiterpolitik" vom Leder. Aber ihre Ergebnisse machte man sich zu Nutze, und eine ganze Anzahl demokratischer Senatoren wurden von ihren Staaten genötigt, für den Panamakanal zu stimmen. An ein Rückgängigmachen des Erreichten denken die Demokraten gar nicht. Vielmehr ist der imperialistische Gedanke längst Gemeingut der demo kratischen Wähler, wie der Republikaner. Es soll hier nicht weiter auf die Einzelheiten ein gegangen werden, die noch im WilliamS'schen Zukunfts programme enthalten sind. Teilweise sind eS allgemeine Redensarten, wie die, daß die Eisenbabngesellschasten an gehalten werden sollen, überall gleich hohe Tarife einzuhalten, oder unerhebliche Einzelheiten, wie über die Art der Bank depositen. Jedenfalls sind sie nicht geeignet, den Gegenstand einer Wahlparole zu bilden, an welcher eS der demokratischen Partei mangelt. Schließlich bildet heute auch dieWährungöfrage nicht mehr die Wahlparole. Die beiden letzten Wahlen drehten sich um sie. Heute gehört der Kandidat der demo kratischen Partei Herr Parker ebenso zu den Anhängern der Goldwährung, wie der derzeitige Inhaber deS Weißen Hauses. An sich sind eS gegensätzliche Auffassungen und Richtungen und Schlagworte, die Parteien bilden und den Wahlkampf Hervorrufen. Aber ein unbedingte- Erfordernis bilden sie in den Bereinigten Staaten heute nicht. Der Grund hierfür ist, daß allein die Organisation jeder der beiden großen Parteien an sich schon eine Macht ist. Auch ohne jedes Schlagwort würde diese genügen, um einen energischen Wahlkampf zu erzeugen und der herrschenden Partei den Sieg streitig zu machen. So auch in diesem Falle. Allein da- Interesse der starken Organisation der demo kratischen Partei und der Wunsch ihrer Mitglieder, wieder einmal ihren Platz an der Staatskrippe zu erhalten, war genügend, um KampfeSstimmung und KampfeSenergie in den demokratischen Blätterwald und in die Reihen der Partei zu tragen. Im Dezember de» vergangenen Jahres nahmen sie den Streit auf und begannen nach Schlagworten und Kandidaten zu suchen. Ja letzteren waren sie etwa« glücklicher als in ersterer Hinsicht. Zwar lehnte Grover Cleveland die Kandidatur ab. In den Kreisen seiner An hänger wurde darauf der New Aorker Richter Parker zum Kandidaten proklamiert. Man hofft von ihm ins besondere, daß er geeignet sein wird, den vielleicht die Ent scheidung gebenden Empire-Staat New Jork inil seinen 3V Elektoralstimmen zu erobern. Sonst ist er politisch noch nicht hervorgetreten. Aber gerade die« macht vielleicht seine Stärke auS. Auch gilt er für einen unbe scholtenen und durchaus ehrenhaften Mann, waS nicht Alle von sich sagen können, die Tamma»y-Hall nahe stehen. Unter nicht ungünstigen Auspicien beginnt somit für die Demokratie der Kampf, was die Persönlichkeit des Kandidaten anlangt. Was aber an inneren Gegensätzen fehlt, wird durch um so größeren äußeren Lärm ersetzt werden, und die beiden Partei maschinen werden im Streite mit so großer Hitze gegen ein ander losziehen, als ob die tiefste Kluft gegenteiliger Welt anschauung den Demokraten von dem Republikaner trennte. vr. k. 6. L. vei tttrrirch-japanircbe Krieg. spsrt Arthur In die letzten Vorgänge in und bei Port Arthur,Ine den Durchbruch der russischen Flotte auf sie Hobe See zur Folge hatten, kommt nunmehr einiges Licht, obwohl noch genug der Aufklärung bedürftige Punkte übrig bleiben. Als fester Kern der Nachrichten kann folgendes gelten. Die russische Flotte im Hafen von Port Arthur, die bis jetzt von den Japanern ziemlich wenig behelligt worden war, geriet etwa seit Dienstag in ein Kreuz feuer. Auf der Landseite waren die Japaner immer näher herangerückt, und ihre Geschütze bestrichen mit schwerem Steilfeuer bereits den Hafen und die in ihm liegenden russischen Kriegsschiffe. Von der Scescite her wurden diese ebenfalls von den Japanern unter Feuer genommen, ohne daß sie sich dieser erwehren kannten, da die japanischen Kriegsschiffe mit ihren weit- tragenden Geschützen für die russischen schweren Ge schütze nicht erreichbar waren und auch, weil in steter Bewegung befindlich, nur ein sehr unsicheres Ziel ge boten hätten. In der ganz richtigen Annahme, daß die Japaner bei Nacht mit dem größten Teil ihrer Schisse die hohe See aufsuchen würden, um nicht russischen Tor- pedobootsangriffen ausgesetzt zu sein, beschloß nun der russische Admiral, mit dem größten Teil seines Ge schwaders einen Durchbruchsversuch nach See zu machen. Gelang es ihnen, die Wachsamkeit von Togos Ge schwader zu täuschen, so war ihre nächste Aufgabe die, eine Vereinigung mit dem Wladiwostok Geschwader her- beizuführcn, mißlang der Versuch, so waren die russischen Schiffe wenigstens dem Feuer der japanischen Land- datierten entrückt. Infolgedessen ging das russische Geschwader (sechs Linienschiffe, vier Kreuzer, eine Anzahl Torpedoboote, sowie der Frauen und Kinder an Bord führende Transport- dampfer „Mongolin") in der Nacht zum Mittwoch aus dem Hafen und auf die äußere Reede, wurde aber alsbald von den als Beobachtungspostcn zurückgelassenen japanisclwn Kriegsschiffen bemerkt und zunächst von diesen (drei großen, acht kleinen Kreuzern und 17 Torpedo booten), später auch von den übrigen Schiffen Togos an- gegriffen. Dieser Angriff soll südlich von Jenkur erfolgt sein; der Ort ist auf der Karte nicht zu finden, man darf aber annehmen, daß er etwa bei Wei-hei-wei liegt. Jedenfalls hat aber der Angriff dazu geführt, daß das russische Geschwader zerstreut wurde. Ein Teil davon, fünf Schlachtschiffe, ein Kreuzer („Nowik"), das Hospi- talschiff „Mongolin" und mehrere Torpedobootszerstörer, mußten umkehren und gelangten glücklich wieder nach Port Arthur, während die Kreuzer ..Askold" und „Tiana" nach Süden abgedrängt wurden und mit einem Torpedobootszerstörer nach Tsingtau, auf neutrales deutsches Gebiet, flüchten mußten, wo sie bis zum Frie- dcnsschluß untätig verbleiben müssen. Ter Torpedo- bootszerstörcr „Retschitelni" fand in Tschifu Zuflucht, wurde dort entwaffnet und scheidet somit für die Russen auch aus der Reihe der verwendbaren Kriegsschiffe aus. Zwei weitere russische Torpedobootszerstörer sollen von den Japanern an der chinesischen Küste genommen worden sein. Auf alle Fälle ist damit der Versuch des russischen Geschwaders, von Port Arthur nach Wladi- Wostok durchzubrechen, als endgültig ge scheitert anzusehen, um so mehr, als die japanische Flotte allem Anschein nach keine oder nur unwesentliche Beschädigungen bei dem Kampfe davongetragen hat. Es stellt sich also heraus, daß die ursprüngliche An nahme von einem Erfolge der Russen nicht aufrecht zu erhalten ist. Gegenüber diesem einfachen Sachverhalt kann die folgende Meldung keinen Anspruch auf Glaubwürdigkeit erheben: Petersburg, 12. August. Ein Kabeltclegramm der -Nowost. Wremja" au» Tschifu bestätigt, daß sämtliche großen schiffe des Port Arthur-GcschwadcrS nach der Seeschlacht mit Admiral Togo dessen Linie durchbrochen haben und mit vollem Dampf dem Wladiwostok.Geschwader entgegen fahren. In un- terrichtctcn Kreisen glaubt man, daß die Vereinigung der bei den Geschivadcr bereits in der vorigen Nacht starlgcfunden habe. Nunmehr sollen sehr wichtige Aktionen gegen Japan und seine Flotte bcvorstehen. Tie russische Presse mißt dem Auslaufen deS Geschwaders die grüßte Bedeutung bei. Bei dem Korrespondenten scheint der Wunsch des Patrioten der Vater der Depesche gewesen zu sein. Nach einer späteren Meldung ist die Identität der in Tsingtau eingelaufencn russischen Kriegsschiffe noch nicht mit Bestimmtheit fcstgestcllt. Unzweifelhaft scheint aber, daß eins derselben ein Linienschiff vom Typ ..Zesarcwitsch" oder gar dieses selbst ist. Wie dagegen Admiral Togo berichtet, vermutet er, daß „Zesarewitjch" am 10. d. M. gesunken ist. Wie von deutscher ofsi- ziöser Seite berichtet wird, nimmt inan in Berlin als selbstverständlich an, daß der Gouverneur von Niautschau den im Tsingtau einaelaufenen russischen Kriegsschiffen gegenüber die Grundsätze der Neutralität durchführt. Um dies in jeder Hinsicht zu sichern, ist der große Kreuzer „Fürst Bisma r ck" mit dem Chef des Krcuzerge- schwaders, Vizeadmiral v. PrAtwitz, an Bord, bereits gestern von Tschifu nach Tsingtau in See gegangen, „Theti s" geht heute von Tschifu und „Seeadler" heute von Tsingwantau nach Tsingtau ab. Wie aus Shanghai gemeldet wird, ist dort ein russischer Torpedobootszerstörer ein getroffen, vier russische Schlachtschiffe sollen sich auf der Höhe der Saddlei-Inseln (Westküste von Korea) befinden. Ueber die Wegnahme deS russischen Tor pedobootszerstörers „Ncts.chitelni" wird noch gemeldet: Die japanischen Torpedobootszerstörer, die den russischen Torpedobootszerstörer „Retschiitclni" genommen haben, sind „Asachimo" und „Kasumi". Die Japaner sandten einen Offi zier an Bord des „Retschitelni" und forderten die Russen auf, den Hafen zu verlassen und ein Gefecht anzunehmen. Der Kom mandant NoslfchatowSki erwiderte, der „Retschitelni" sei dcs- armiert und die Maschinen bctricbsunfähig; die ganze Ange legenheit liege in den Händen der Chinesen. Als der japa nische Offizier hierauf um die Erlaubnis bat, die Aussagen auf ihre Richtigkeit zu prüfen, gab Rostschakowski eiligst mit leiser Stimme den Befehl, das Schiff in die Luft zu sprengen, da er zugleich mi: dem Schiff sein eigenes und seines Gegners Leben vernichten wollte. Unmittelbar hierauf stürzte sich der Kommandant auf den japani sche« Offizier und sprang mit ihm Über Bord. Nach der einen Meldung soll der Kommandant umgckommcn, nach der anderen schwer verwundet, aber entkommen sein und von Freunden verborgen gehalten werden. Nach 10 Minuten wurde dann die Kommandobrücke durch die Ex plosion fortgerissen. Der Schiffsrumpf blieb jedoch unversehrt. Die Untätigkeit der Chinesen während dieser offenkundigen Verletzung der Neutralität durch die Japaner ist unerklärlich. Man gmubt, die Angelegenheit könne internationale Verwicklungen zur Folge haben. Deutsches Deich. Leipzig, 12. August. * Ter Verlauf Per Farmer-Audienz bet dem Kaiser ist geeignet, viejenigen Kreise, die sich für die Kolonialpolitik lebhafter interessieren, vollauf zu befriedigen. Der Kaiser Hal in seiner Antwort an die Abordnung die warme und überzeugende Sprache gesunden, die ibm so sehr zu Ge bote steht, und gewiß werten seine Worte in der Kolonie den allergrößten Eindruck macken. Wir zweiseln auch nicht, daß der Reichstag seinen Beschluß nun so modifizieren wird, daß die Ansiedler zufrieden sein können und in dem Entschluß ermutigt werden, „als Pioniere der deutschen Kultur auf ihrem vorgeschobenen Posten auszuharren". Wie außerordentlich wichtig ein solcher Stimmungsumschwung sür die Zukunft Deutsch- Südwestafrikas ist, das haben wir schon öfter hervorgehoben. DaS eS möglich sein wird, für alle Zukunft ähnliche Auf stände zu verhindern, glauben wir nicht, aber wir sind mit dem Ziel, das in diesen Worten ausgestellt ist, durchaus einverstanden. Freilich ist dazu nicht allein der Sieg über die Herero und Owambo notwendig, «S ist eine vollständige Aenderung in der Kolonialpol,tik, eine durchgreifendeNeuorgain- salion der heimischen und der kolonialen Behörden erforderlich und vor allem wird auch da- Parlament künftig zu Kolonial forderungen eine ganz andere Stellung einnehmcn müssen, als dies bisher der Fall war. Erfreulich scheint uns auch der Hinweis des Kaisers darauf, daß er an der Spitze eines konstitutionellen Staatswesens stche. Nur zu oft sind Aeußerungen deS Monarchen mit einem Schein des Rechts dabin gedeutet worden, daß er sich über verfassungs mäßige Bedenken leichter hinwegsetze, als dies mit der sonst so ernsten Auffassung seiner Herrscherpflichten ver einbar sei und gerade gegenüber den Sommerphantasien des „Vorwärts" und gegenüber vereinzelten, aber doch nicht sortzulengnendcii scharfmacherischen Bestrebungen ist die Betonung der versassungsniäßiaen Rechte und Pflichten der Legislative sehr erfreulich. Ein Monarch, der so spricht, kann doch für Staatsstreiche größeren oder kleineren Umfanges nicht zu haben sein. Diesen Eindruck werden wohl aus der Audienz der Farmer alle diejenigen gewonnen haben, die bisher bisweilen zweifelten, ob die Regierung dem Drängen einer kleinen, aber mächtigen Partei gegenüber die wünschens werte Widerstandsfähigkeit aufweisen werde. * Ltilübungen. Es geht nicht länger! Bei allem Respekt vor dem Satze „Wenn nur das Herz gut ist" — tönnen doch auch Formfehler eine Größe und Häufig keit erreichen, daß das „gurr Herz" sie nicht mehr wett machen kann. Soweit ist es nun auch mit der „Natio- nallibcralen Korrespondenz" gekommen. Sie ist stellenweise gar nicht mehr zu lesen: Satzungeheuer, die jedem Asthmatiker Verderben dringen müssen, unmögliche Konstruktionen und Bilder von verwegener Kühnheit lösen einander ab, um den armen Redaktionen das Leben schwer zu wachen. Man hat eS bisher in Geduld getragen, aber jetzt geht eS wirklich nicht mehr. Zur Probe drucken wir hier folgenden Satz aus der letzten Nummer der sonst von uns geschätzten Korrespondenz ab: „Die gesamte ZentrumSpresse, die bayerische wie preußische, fällt wie auf rin gegebene« Zeichen auf die beiden abtrünnigen Grafen Preysing und Arco mit rücksichtsloser Schonung her; vr. Heim wird dagegen in den Himmel gehoben, und e» bildet sich durch dir in den Zrntrumsblättern vor ihm aufsteigende Weihrauchssäule bereit» rin Mythenkranz von seinen angeb- lichcn staatScrrrttenden Verdiensten um da» teure Vaterland." Also zuerst fällt die ZentrumSpresse „auf" die Grafen her, und zwar „niit rücksichtsloser Schonung". Und darauf bildet sich auch noch durch eine „Weihrauchs säule" ein „Myte „kränz". Dreimal Wehr! Um ein- mal im Stile der Korrespondenz z» bletben: Derartige Ent gleisungen bilden eine Klippe für alle Redaktionen uup
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