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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.07.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040704017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904070401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904070401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-04
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Anzeigen-PretS die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unt« dem RedakttonSstrich («gespalten) 73 »L, »ach den Familiruuach- richtra (6 gespalten) SO Tabellarischer und giffrrnsatz entsprechend hüh«. — Gebühren für Nachweisungen und Offertrnannahm« 23 »4. Sytra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesvrderung >4 60.—. mit Postbefürderung 70.—. Annahmeschlust für Anzeigen r Abe ad-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet »on früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Polz tu Leipzig (Inh. vr. V., R. L W. «ltukhardth Nr. 335. Montag den 4. Juli 1904. 88. Jahrgang. Var wichtigste vom Lage. * Der Kaiser und Prinz Heinrich erschienen mit denHerren derUmgebungen amSonnabend abend im Travemünder Kurhaus und besuchten den Herren abend des Norddeutschen Negattavereins, dem die Preis- verteilung voraufging. Am Lonntag nahm der Kaiser auf der Jacht Hamburg an der R e g a t t a teil. * Ueber den Umfang und die Art der Lohnbe - fchKftigung von Kindern wird für den 15. November d. I eine Aufnahme durch die Lehrer (Lehrerinnen) an den öffentlichen Volksschulen angetün- digt. (Siebe Deutsches Reich.) * Eine gemeinschaftliche Schlußsitzung beider Häuser des preußischen Landtags findet heute um halb 4 Uhr nachmittags im Abgeordnetenhause statt. *Lord Curzon, der Vizekönig von Indien, hielt am Sonnabend in D o v e r e i n e R e d e, in welcher er drohte, „erforderlichen Falles" zum Angriffe gegen Rußland überzugehen. (Siehe Großbritannien.) * In K r a k a u veranstaltete die v o l n i s ch e S t u - dentenschaft eine Kundgebung zu Gunsten der Ja paner. Die polnischen Soldaten der russischen Armee wurden zur Fahnenflucht aufgefordert. (Siehe rufsisch-japanischer Krieg.) * Beim Untergange des Torpedobootes „D elphi n" im Haien von Kronstadt sind, wie sich herausstellte, 23 Soldaten und 1 Offizier ertrunken. Vie wablrechtsstage in vavern. Dem Entwürfe eines neuen Wahlrechts in Bayern, den der Abgeordnete vr. H a m m e r s ch m i d t - Speyer als Führer der liberalen Landtagsfraktion eingebracht hat entnehmen wir Folgendes: Es soll die Verhältnis wahl eingeführt werden: an der Bildung der Wahlbezirke, an den Bestimmungen über Wahlberechtigung und Wähl- barkeit, sowie an der Vornahme der Wahlhandlung selbst soll dem abgelehnten Regierungsentwurfe gegenüber nichts geändert werden. In Zukunst würde sich die Wahl zum bayerischen Ab- geordnetenhause folgendermaßen gestalten. Für jeden Wahlkreis sei am Sitze der Regierung ein K r e i s w a hl- ausschuß zu .bilden, der die Wahlen auszuschreiben habe. Spätestens 14 Tage vor der Wahl müßten Be werb e r l i st e n bei diesem Ausschüsse eingereicht sein. Schon zehn Wahlberechtigte könnten eine solche Liste einreichen: die Wähler seien also nicht so ab hängig von den großen politischen Parteien, wie bisher. Tie Listen Hütten einen Vermerk der Wählervereinigung, Gruppe oder Partei zu tragen und müßten mindestens zehnmal soviel Unterschriften tragen, als Bewerber auf geführt seien. Der erste Unterzeichner sei als Bevollmäch tigter anzusehen und vom Krcisausschusse zur Feststellung des Wahlergebnisses zu laden. Mehrere gleichlautende Listen gälten als verbundene Listen oder e i n Wahlvor schlag. Jeder Bewerber dürfe nur auf einer der verbundenen Listen stehen und auch nur in einem Wahlkreise aufgestellt werden. Außerdem müsse jeder schriftlich erklären, daß er die Wahl annehmen würde. Jeder Wähler habe eine Stimme. Bei der Berechnung des Wahlergebnisses sei zunächst durch Division festzu stellen, wie viele Sitze einer jeden Partei, Wählervereini- gnug oder Gruppe zufielen: die Sitze würden dann nach der auf die einzelnen Bewerber gefallenen Stimmenzahl verteilt. Die Art der Verteilung erläutert vr. Ham me rscbmidt. dessen an uns gerichtete Zuschrift wir von jetzt an wörtlich anführen, durch folgendes Beispiel: Tie Wählergruppe hat 5763, ö 1605, 0 18 t4, I> 296 und 157 Stimmen erhalten. Also sind zu sammen 9665 Stimmen abgegeben worden. 11 Sitze sind zu vergeben. Es wird nun 9665 durch 11 Z- 1 ge teilt. Das Ergebnis ist 806. Nun wird die Stimmen zahl einer jeden Gruppe durch 806 geteilt: 5763 : 806 7: 1605 : 806 -- 1: 1844 : 806 -- 2: 296 : 806 -- 0; 157 : 806 — 0. Demnach erhält zunächst 7, D 1, 6 2 und D nnd L keinen Sitz. Ta aber erst 10 Sitze verteilt sind, wird die Stimmenzahl einer jeden Gruppe durch die um 1 vermehrte Zahl der eben zugewiesenen Sitze geteilt, also 5763 : 8 — 720, 1605 : 2 -- 802: 1844 : 3 -- 614. Da die Gruppe L den größten Quotienten 802 aufweist, so erhält sie den noch zu vergebenden Sitz. Zugleich ist 802 die endgültige Verteilungszahl. Teilt man mit dieser die Stimmenzahl der einzelnen Parteien, so ergibt sich für jede die Anzahl der Sitze. Bleibt bei der ersten Rech nung kein Rest, isi dis zweite natürlich unnötig. Der Kreiswahlausschnß bat mit dem Wahlergebnisse zugleich auch die endgültige Verteilungszahl amtlich bekannt zu geben, so daß die Verteilung der Sitze von jedem Wähler leicht nachgeprüft werden kann. Nachwahlen können nicht stattfinden. Für einen aus scheidenden Abgeordneten wird vielmehr derjenige Be werber in die Kammer einberufen, welcher auf der be treffenden Liste die nächst meisten Stimmen aufweist. Der Sih bleibt demnach der Partei oder Gruppe erhalten. Allerdings kann daher ein Beamter seines Sitzes infolge einer Beförderung nicht mehr für verlustig erklärt werden. Allein die Aufhebung dieser Bestimmung wurde schon Von dem Referenten Abgeordneten Ruedorffer bei der Beratung des abgelehnten Regicrungsentwurfes in der Ausschnßsitzung vom 2. Dezember 1903 angeregt. Das Prüfungsrecht der Kammer ist in vollem Umfange gewahrt. Wird die Wahl in einem Wahlbezirke für ungültig erklärt, so ist für denselben eine Neuwahl vorzunchmcn, nach welcher die Gesamtberechnung und, wenn nötig, die Verteilung der Sitze richtiggestellt wird. Der Entwurf erhebt hinsichtlich der neueingefügten Artikel nickt den Anspruch, eine völlig einwandfreie Arbeit zu sein. Jedenfalls aber dürften die Grundsätze der Verhältniswahl in denselben niit genügender Klarheit zum Ausdruck gelangen. Etwa notwendige Aenderungen können bei der Beratung in dec Kammer vorgenommen werden, welche noch für diese Landtagsperiode erbeten wird. Ta sich die Bauernbündler und Sozialdemokraten schon öfter für die Einführung der Verhältniswahl aus gesprochen haben, so hängt das Schicksal dieses bemerkens werten Antrages hauptsächlich von dem Willen des Zen trums ab. Der russisch-japanische Weg. Die Lage in Arthur wird neuerdings von russischer Seite als ganz gemütlich geschildert. Die russische Telegraphen-Agentur meldet nämlich aus Mukden: Nach Mitteilungen aus Port Arthur herrscht in der Festung vollkommene Ruhe. Die Bevölkerung ist an die Beschießung durch die japanische Flotte so gewohnt, daß die Schüsse nunmehr keinen Ein druck machen. Das öffentliche Leben nimmt seinen ge wöhnlichen Lauf, die Stadt hat an nichts Mangel. schiffrankauf für Ausland. Dec Hamburger Hockseeschlepper „Roland", der stärkste Schleppdampfer Europas, ist an die russische Regierung endgültig verkauft worden. Der „Roland" ist erst im vorigen Jahr für Rechnung der Vereinigten Schlepp- und Frachtschiffahrts-Gesellschaft in Hamburg erbaut worden. Die sssslen und -er ruffisch-fapunisehe Arieg. Aus Krakau wird gemeldet: Eine hier abgehaltene Versammlung der polnischen Jugend beschloß folgende Erklärung: „Da eine möglichst empfindliche Schwächung Ruß lands im polnischen Interesse liegt und den Wieder aufbau Polens erleichtert, so sympathisiert die pol nische Jugend in innigster Weise mit den Japanern und beglückwünscht sie zu ihren bisher erzielten Er folgen, die die Macht und das Ansehen Rußlands namhaft erschüttert haben. Im Hinblick auf die be vorstehende Mobilisierung in Russisch-Polen erachtet die polnische Jugend es für angezeigt, daß die Deser tion der polnischen Soldaten und Reservisten nicht vor derMobilifierung, sondern erst später auf demKriegs- fchauplatz erfolgen soll da nur letzteres die russische Armee sowohl numerisch als auch moralisch zu schä digen vermag." Der in der „Times" veröffentlichte und in Aus zügen in der ganzen europäischen Presse, mit Ausnahme Rußlands natürlich, verbreitete Aufruf des Grafen Tol stoi scheint hier einen Widerhall gefunden zu haben. Deutsches Deich. * Berlin, 3. Juli. * Erhebungen über Kinderarbeit. Zum Entwürfe des Gesetzes, betr. Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben, hatte der Reichstag in der Sitzung vorn 23. Märr v. I. folgende Resolution gefaßt: „den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, zum Zwecke von Er hebungen über den Umfang und die Art der Lohnbeschäftigung von Lindern im Haushalte «Aufwartung, Kinderpflege u. dergl.) sowie in der Landwirtschaft und deren Nebenbctrieben ihre Gründe, ihre Vorzüge und Gefahren, insbesondere für Gesundheit und Sittlichkeit, sowie die Wege zweckmäßiger Bekämpfung dieser Ge fahren mit den Landesregierungen in Verbindung zu treten und die Ergebnisse der vorgenommenen Ermittlungen dem Reichs tage mitzuteilen." Gemäß dem Beschlüsse des Bundesrats vom 23. d. Mts. bat der Staatssekretär des Innern nunmehr den Bundes regierungen vorgeschlagen, der Resolution des Reichstags Folge zu geben und zunächst über den Umfang und die Art jener K inderbeschäftigung eine Aufnahme durch die Lehrer (Lehrerinnen) a» den öffentlichen Bolksschulen unter Zugrundelegung eines einheitlichen Formulars am 15. November d.J. stattfinden z« lassen. DieErhebung soll sich auf diejenigen volkssckulpflichtigen Kinder erstrecken, welche im Laufe des Jahres vom 15. November 1903 bis 14. November 1904 im Haushalt oder in der Landwirtschaft und deren Nebenbetrieben gegen Lohn beschäftigt wurden. Durch die Ermittlungen soll festgestellt werden, in wieviel Wochen die Kinder beschäftigt waren, sowie ob sie in den einzelnen Wochen bis zu drei Tagen oder über drei Tage und an den einzelnen Tagen bis zu drei Stunden oder über drei Stunden beschäftigt waren. Außerdem ist besonders zu ermitteln, wieviele von den Kindern außerhalb der Ferien zeit zeitweise mehr als sechs Stunden täglich beschäftigt waren, an wieviel Tagen durchschnittlich in der Woche, in wieviel Wochen durchschnittlich und mit welchen Arbeiten vorzugsweise. Bei der Beschäftigung von Kindern mit land- und forstwirtschaftlichen Arbeiten wird ferner eine Angabe darüber verlangt, zu welchen verschiedenen Arbeiten die cinzllnen Kinder im Laufe des Jahres vom 15. November Iltzsti bis 14. November 1904 verwendet wurden. End lich wird eine Sonderung der Angaben nach dem Ge schleckt und nach Altersklassen gefordert, wobei zwischen Kindern im Alter von unter 10 Jahren, solchen im Alter von 10 bis 12 Jahren und solche über 12 Jahren unter schieden werden soll. Die Verarbeitung des entstehenden Materials soll durch das Kaiserliche statistische Amt erfolgen; indessen bleibt es den Bundesregierungen Vorbehalten, die Erhebungen für ihr Staatsgebiet durch Landesbehörden zu sammenstellen zu lassen und hierauf lediglich die Gesamt übersicht mit dem zu Grunde liegenden Materiale dem Kaiser lich:» statistischen Amte einzusenden. * Ter Bundesrat und die Novelle zum Münzgesetz. Tie „N. A. Z." schreibt: „In einem Teile der Preße findet sich der Hinweis aus die „auffallende Beschleu nigung", mit welcher der Bundesrat die Novelle zum Münzgesetz in der vom Reichstage be schlossenen Fassung abgelehnt habe. Hierzu ist zu be merken, daß, so weit hier bekannt, der Bundesrat, wel cher wie alljährlich mit Anfang des Monats Juli eine Unterbrechung in seinen Geschäften eintreten läßt, der Münznovelle eine besondere Beschleunigung vor an deren Vorlagen nicht hat angedeihen lassen, sondern diesen Gesetzentwurf im gewöhnlichen Geschäftsgang er ledigt hat. Bei seiner ablehnenden Beschlußfassung ging der Bundesrat ohne Zweifel in Uebereinstimmung nur der seitens der Reichsverwaltung schon bei den Reichs- tagsverhandlnngen eingenommenen Haltung davon aus, daß die Frage der Prägung eines Drei mark st ückes zum mindesten nicht als spruchreif angesehen werden könne, während die Umprägnng der Fünfzig- Pfennigstücke einen weiteren Aufschub nicht mehr duldete. Für die Annahme, daß der Bundesrat bei seiner Beschluß fassung sich von einer grundsätzlichen Abneigung gegen das Dreimarkstück habe leiten lassen, weil dieses nicht „m das Dezimalsystem passe" oder „eine Konzession an die Bimetallisten" darstelle, fehlt es an jedem Anhalt. Ueber die Frage einer brauchbaren Gestaltung des Fünfmark, stückcs, das wegen Unhandlichkeit anscheinend weniger beliebt ist, sind feste Entschließungen noch nicht getroffen." — „Anscheinend" ist gut. Feuilleton. Wrrfik. * Konzert des Leipziger Miinnerchores in Plauen. Ter „Boigtl Anz." schreibt über dasselbe: Der Leipziger Männerchor, der zu Gaste kam, verdient jedes Lod, daß man einem Chore spenden kann. Gegen 150 Menschen standen auf dem Konzertpodium und entfalteten eine wahrhaft hinreißende Tonfülle, eiu iattes und »»gesuchtes Fortissimo von so gleichmäßiger Klang schönheit, daß den Ohren »In« ordentliche Wohltat erwiesen wurde. Dieselben 150 Mann konnten aber auch ein wunderschön zartes und verschwcbendcs Pianisstmo singen; die Dümmerfarben, wie sie gerade die neue Chorkomposition liebt, ich erinnere nur an den Schluß von Hegars „Rudolf von Werdenberg" oder an den des „sterbenden Soldaten" von Mö-kr«. standen ihnen ebenso zu Gebote wie die glänzendsten Lichter. WaS zwischen diesen beiden Extremen an dynamischen Nuancen liegt, war nickt minder gleichmäßig und sicher herausgearbeitet; den leisesten Winken des Dirigenten folgte die Sängerjchar wie ein Mann. Aber nicht nur die Dynamik zeigte die Ergebnisse einer ungemein fleißigen und geschickten Arbeit, auch in der Rhythmik und der Jntonationssauberkeit war zu spüren, in welcher trefflichen Schule die Sänger erzogen sind; auch hier wieder wußte Wohlgemuth durch Nein» Zeichen den Tonstrom immer In den rechten Bahnen zu halten. Die Zeichen können andere Dirigenten auch geben, denn »S ist ziemlich selbstverständlich, daß der Dirigent hört und weiß, wann die Intonation zu schwanken beginnt, aber im Befolgt- und Beachtetwcrden dieser Zeichen tiegt die Schwierigkeit. Hier zeigt sich die stanz« große Kunst der Chorerziehnng zum Aufpassen und Mitgehen. Daß Wohl gemut!, ein Chorerzieher ersten Ranges ist, zeigte aber vielleicht am deutlichsten die Tcxtaussprachr und dir Deklamation. Der Text war so bequem zu verstehen, wie ich es feiten bei einem Chorgesang erlebt habe. Ter Einzelsänger kann es nickt besser und charakteristischer machen, als die ganze Schar, wie sie z. B. den Zöllnerschen „Belsazar" sang. Der frivole Trotz Belsazars „Jehovab, dir künd' ich auf ewig Hohn, — ich bin der König von Babylon" mit dem meisterlich herausgebrachten Echo „Babylon", die grelle Tonsarbe des gellenden Lachens und die daraus folgende Leichenstillr im Saale, die Totenangst des Königs, der mit stieren Blicken und schlotternden Knien leichenblaß dasitzt, da« Entsetzen der Kncchteschnr — das alle« kam mit so charakteristisch« Tonfärbung heran«, daß die Szene dort im babylonischen stänigssaal plastisch vor Augen trat Richt minder charakteristisch, wenn auch in ganz anderer Art, war der Vortrag des Jüngstschen LiedeS„A m Brunnen . Die sprach- lichr Virtuosität, die glücklich getroffene Plauderhaftigkeit des Vor- Attnftkalendsr für Leipzig. Theater. Leipziger Stadtthrater. Altes Theater. Heute geht „Doktor Klaus" iu Scene. Für morgen ist Mosers Lust spiel „Der V e i l ch e n f r e s s e r" angesetzt, worin die Rolle des Oberst Remvach mit Herrn Zadeck und di« Rolle der Valeska mit Zrl. Valery neu besetzt ist. Zentraltheater. Nach wie vor entfesselt die tolle Posse „Gastons Hochzeitsnacht" stürmische Heiterkeit. Das Stück geht heute zum siebzehnten Male in Scene. L»n»m»rtl>ca«er „Drei Linden". Heute, Montag, geht vielfachen Wünschen zufolge die 'Gesangsposse „Keine Kleine", welche sich bei den bisherigen Ausführungen nicht nur ungeteiltesten Beifall« erfreute, wndern auch stet« vor vollbesetztem Zuschauerraum stattfand, zum achten Male in Scene. Morgen findet eine Aufführung des Philippischen Schauspiels „Das Erbe" mir Herrn Direktor Treptov al« Sartorius statt. in Berlin im Neudruck erschienen. „Gottfried August Bürgers Ehestands-Geschichte. Berlin und Leipzig bei Ferdinand Schulz u. Lo. 1812." So lautet der Titel. Ter Ver lag ist fingiert. Ter eigentliche Verleger war Vollmer in Hamburg. Der HerauSqcber, der sich ebenfalls verbirgt, war wahrscheinlich Karl Reinhard, der neben Bürger Dozent in Göttingen und ein Verehrer des Dichters war igest 1840). Bürgers Briefe, die sich auf seine dritte Ehe beziehen, sind hier größtenteils abgedruckt. Der Inhalt ist zum Teil so intimer Natur, daß das Buch in manchen Bibliotheken nicht in der Abteilung für Literaturgeschichte, sondern im sogenannten „Giftschrank" aufbewahrt wird. Friedrich Ebeling hat 1868 dem Herausgeber tendenziöse Interpolationen und Animo sität gegen Frau Bürger oorgeworfcn. Ader die Mohrenwäsche, die Ebeling hier an dem „Schwabenmädel" versucht, ist zwecklos. Tie zwanzigjährige Elise Hahn, die nicht nur jung, sondern auch schon war, bot sich in einem im September 1789 im Stuttgarter Be obachter erschienenen Gedichte dein von ihr vergötterten Dichter als Frau an Ter doppelt so alte Bürger ließ es sich trotz aller Warnungen seiner freunde und Verwandten nicht nehmen, auf diesen Roman einzugehen; er „lockte das junge Wild in seinen ver ödeten Hag", Ivie Ebeling sagt. Bald brachte die junge Frau durch allerlei Liebeleien mit jungen Studenten und adeligen Herren sich und den Gatten in Spott und Gerede und wurde endlich (am 3. Februar 1792) von ihrem Gatten mit einem Herrn Emanuel d'Oorrschie d» Nrrisichr ertappt. Nach der Scheidung wurde das „Lchwabenmädel" Schauspielerin und Schriftstellerin und starb am 24. November 1833 in der Bockenbeimer Gasse in Frankfurt in ärmlichen Verhältnissen und nach einem frommen Lebensabend. trags und die rhythmische Präzision entzückten die Zuhörer mit« lebensvollen Gestaltcnreihe des Hamletdramas stehen? Nur die Recht so, daß das Lied wiederholt werden mußte. An l" " ... - - stürmen hat eS überhaupt nicht gefehlt! Wohlgemnth und Sänger haben einen wohlverdienten Sieg errungen. So ernste Arbeit, von einer so offensichtlichen und außerordentlichen Begabung geleitet, eine so völlige Hingabe an ein hohes Ideal muß be dingungslos anerkannt werden. Tie Sänger und ihr Meister dirigent sollen uns jederzeit herzlich willkommen sein, wenn sie der jungen „Großstadt" wieder einen Besuch abstatten wollen. * Hofopernsänger Baptist Hoffmann von der Berliner Hofoper wurde von der Direktion de« Theaters San Carlo in Neapel eingeladen, im Laufe der nächsten Winterspielzeit dort rin längere« Gastspiel zn absolvieren. Der Künstler gedenkt, diesem Rufe zu folgen, falls ihm die General-Intendantur den hierzu nötigen Urlaub bewilligt. Der Antrag ist um so ehrenvoller, al« eS das erste Mal ist, daß ein deutscher Sänger zu einem Gastspiel in Neapel ausgefordcrt wird. * Tie Hosoper in Wien wird im November unter Mahler« Leitung zum ersten Male Eugen d'Albert« „Abreise" zur Aufführung bringen. T'AlbertS neueste Oper „Tiefland" geht im selben Monate an den Stadtthratrrn von Hamburg und Magdeburg erstmalig in Scene. * Gine teure Pioline. Es dürfte bisher kaum vorgekommen sein» daß ein Stradivariu« von einem Straßenmusikantin gespielt wurde, und trotzdem ist dieser Fall als erwiesen anzusehen. In den Geschäftsräumen von Puttick är Simpson in London wurde die kostbare Violine dieser Tage zu 700 L ««kauft und gleichzeitig da« Zeugnis ausgestellt, daß sie wahrscheinlich im Jahre 1728 oder 1729 von Antonius Stradivarius «»gefertigt wurde. Die Geschichte der Violine klingt fast wie rin Roman. Bor ungefähr 30 Jahren versuchte der Diener eines „Gentleman" daß alt, Instrument in einem Mufistnstrumentenladen gegen eine Coneertina umzutaufchen, aber der Inhaber des Geschäfte« erkannte nicht den Schatz, der ihm hier so billig geboten wurde Der Diener verkaufte das Instrument bald darauf an einen Straßengcigenspieler, der etwas von dem Werte ter Geige geahnt haben muß, denn sonst hätte « sicherlich nicht die für seine Verhältnisse noch hoch zu nennende Summe von 25 Shilling dafür bezahlt. Nachdem er die alte Geige gründlich repariert hatte, benutzte er sie auf den Straßen und Plätzen Schließlich fand sich ein Herr, der ihm 25 L dafür zahlte. Dieser Herr verkaufte sie weiter für 80 L, und nun erzielte ihr letzter Besitzer, ein Mr Turner, wie schon gesagt, den hoben Preis von 700 L. Literatur. T Nasenkrany und Güldenster«. Wer sind Rosenkrantz I und Güldenstern? Wer sind diese beiden Gestalten, die wie eine > ewig« Verkörperung der großen Menge blaß und blutlos in der örer mit» lebensvollen Gestaltcnreihe des HamletdramaS stehen? Nur die Beifalls-1 beiden Namen scheinen das einzige Originelle an diesen flachen und seine Höflingen, und diese echt dänisch klingenden Worte fallen auch so ins Ohr, daß ein bekanntes deutsches Lustspiel ihnen seinen Titel verdankt. Woher hatte Shakespeare diese beiden Namen, die ihm seine Quelle nicht bot? Sollte er wirklich, wie man eine Zeitlang annahm, direkt Namen der dänischen Hofgesellschaft verwandt haben? Im „Athenaeum" wird jetzt eine Entdeckung des Prof. Arthur Strona veröffentlicht, nach der Shakespeare die seltsamen Namen einem Bilde des Tychv Brahe entnommen habe, dessen Porträt von den Wappenschildern 16 edler Dünen umrahmt ist. Unter diesen befinden sich nun auch zwei Bilder, die mit Rosenkrans und Guldestere bezeichnet sind. Das Porträt Tycho« hatte man al« Titelblatt der zweiten Ausgabe von Brabes ^»trovomiae initauratae mscdanica aus dem Jahre l602 aufgefunden; doch war danach ein Zusammen- Hang mit dem Drama nicht recht anzunehmen, da die erste Quart- ausgabe des Hamlet schon im Juli 1602 erschienen war, während das in Nürnberg gedruckte Exemplar des Braheschen Buches wahrscheinlich erst Ende 1602 hcrauSgegeben wurde. Nun hat sich ab« herausgrstellt, daß da» fragliche Porträt mit den Wappen schildern bereit« al« Titelbild einer Sammlung von Briesen Bro Yes verwandt worden war, die 1601 ebenfalls in Nürnberg bei demselben Verleger erschienen. In diesem Buche sind auch die Namen der beiden so zufällig berühmt gewordenen Dünen des öfteren erwähnt So schreibt Brahe an den Landgrafen von Hessen, daß er nach Norwegen „an Königlich« Majestät allda Stadthalter, den edlen und Wohlgeborenen Axel Güldensten,, welcher mein gar naher Ver wandter und sehr gut« Freund ist", steinig geschrieben kabe und ihn angegangen, solche seltenen, in Deutschland nie geselienen Elle oder Elendstiere, wenn sie noch jung wären, dem Landgrafen zuzusenden. Auch Holger Rosenkrantz wird in den Briesen erwähnt: er lebt« von 1574 bis 1642 und war mit Brahe durch Heirat verwandt und bat der ersten Ausgabe der Mechanik» ein begeistertes lateinische« Lob gedicht auf den großen Astronomen vorailSgeskellt. Daß sich dem Dichter, der ein gewisses dänisches Lokalkolorit für sein Stück suchte, die eben erschienene Briessammlung dieses damai« berühmtesten Dänen von selbst darbot, ist nur natürlich. Indessen reicht die vühnengeschichte de» Hamlet bi» ins Jahr 1601 zurück. Es ist nämlich vielleicht schon aus der Reise, die Shakespeares Truppe nach Schottland unternahm, gespielt worden, und bei den nahen Verbindungen, die König Jakob mit Dänemark unterhielt, ward die Beziehung zu Tycho Brave und seinem Buche noch näber gerückt. Denn Jakob hatte 1690 Brab« in Oranienburg besucht und stand mit ihm in Verbindung. Neben dem anekdottjcben Intrrefle gewinnt diese Entdeckung auch al» neuer Anhaltspunkt für di« Datierung der Entstehung des „Hamlet" Bedeutung. Bürger- hshestanA-geschichle. Wir lesen in der „Franks Ztg.": Eine literarische Rarität ist soeben bei Ernst Frensdorfs
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