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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.07.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040705019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904070501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904070501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-05
- Monat1904-07
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BezugS-Vrei- j» b« HauptqwedMo» oder deren Lus-akv- stelle» avgeh alt: vierteljährlich S.—, bei zweimaliger täglicher Zoftellooa tu« -au« L7L. Durch dir Post bezöge» für Deutsch land ». Oesterreich vierteliahrlich 4.K0, für die übrige» Länder laut ZettvngSprriSlisl«. NeAatttou: Johan»t«gaffr Gprechstuuder Uhr Nach«. Fernsprecher: 153. Eppe bitt»«: IohaunUgasse 8. Fernsprecher: L22. Ftlialekpedtttouen: Alfred Lah»,Bnchhaudlg„ UutverfltSt«str.S (Fernspr. Nr. 4046). L. Lösche. Katharine»- straße 14 (Fernsprecher Nr L93Ü) n. König«- platz 7 (Fernsprecher Nr. 750k). Haupt-Filiale Dresden: MartenstratzeS« (Fernsprecher Amt lNr. »718). Haupt-Filtale Berlin r EarlDuncker, Herzgl.Bayr.Hofbuchhandla„ Lützowstraß» lO(FrrnsprrchrrAmtVI Nr.4603.) Nr. 337. Morgen-Ausgabe. UchMcr TllMaü Anzeiger. Amtsblatt des Hönigkichen Land- und des Hönigkichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Dienstag den 5. Juli 1904. Anzetgen-PretS die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RedallionSprich («gespalten) 7K nach den Familiennach» nchtrn (6 gespalten) KO Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Osfertenannahme 8K Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefördernna 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Anuahmeschlutz für Unzeigeu: Abeud-Au-gabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-An-gabe: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an dir Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet »o» früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck and Verlag von E Polz in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. Kltnkhardtz 98. Jahrgang. va» AftbtigZle vom rage. * Auswärtige Blätter bringen gegenwärtig wieder die Nachricht, daß kur den Herbst eine Zusammen- kunft des Kaisers Franz Joseph mit dein König Georg geplant sei. Wir können hierzu mit keilen, daß über diesen Plan im Dresdener M iniste - rium der auswärtigen Angelegenheiten absolut nichts bekannt ist. * Im Leipziger Johannistale schoß gestern Nachmittag der 21jährige Buchörmtereiarbciter Acker mann der Gleichaltrigen Arbeiterin Köhler gwei Kugeln in den Kopf und erschoß sich dann selbst. iS. Leipz. Angel.) * Der preußische Landtag wurde gestern Nachmittag vertagt. Die nächste Sitzung des Ab geordnetenhauses findet am 25. Oktober, die des Herren Hauses Mitte November statt. (S. Preuß. Landtag.) * Als Termin, an dem die n c u c n H a n d e l s v e r- trägein Kraft treten sollen, wird jetzt der 1. April 1905 genannt. * Der Petersburger Berichterstatter des „Standard" meldet, es sei das Gerücht im Umlauf, Kuropatkin habe Kuroki erfolgreich zurückgeschlagen, aber mit Dcrlustvon 17 000 Mann. * Liaujang, das russische Hauptguarticr, ist in- folge der eingetretcncnNegenperiodc übcr.schwc m ui t. Die Japaner sind genötigt, sich in das Gebirge zurückzu- zieben. (Siebe russisch-japanischer Krieg.) „Var Meer macht frei." Georg Herwegh war es, der in den deutschen Sturm jahren von dem Meer, das frei macht, sang. Er gab damit nur die Stimmung seiner ganzen Generation wieder. Tie frankfurter Nationalversammlung von 1818, so sehr sic in ihren politischen Anjck-auungen auS- einanderging, war einig in der Ueberzeugung von der Notwendigkeit einer deutsche» Flotte. Mau sah in der Schaffung einer Flotte ein politisches Einiguugsniittel, aber man sah in ihr auch eine Bürgschaft der Freiheit. „Das Meer, das bewegliche Element", so äußerte sich ein liberaler Mann in Frankfurt, „leidet keine Stagnation, weder im sozialen, noch im politischen Leben". In einer deutschen Flotte sah er die Bürgschaft für unser materielles Wohlergehen, unsere politische Kraft und Freiheit. „Das Meer macht frei" ist auch das Motto, das LudwigFlatau seiner soeben erschienenen Broschüre „W e l t p o l i t i k und F l o t t e n p l ü n e" (Berlin, Leonhard Simion Nachf.) vorsetzt. Es ist eine Schrift, die gelesen zu werden verdient. Ter Verfasser kennt nicht bloß die Geschichte, sondern er weiß auch aus ihr zwingende Lehren zu ziehen. Er beherrscht seinen Stoff in vollem Maße, und er weiß ihn zugleich in eine geschickte Form zu gießen, so daß man den Ausführungen mit Vergnügen folgt. Tie eigentliche Aufgabe, die sich Flatau stellt, liegt in dem Nachweise, daß die deutsche Flotte ursprünglich eine Forderung des liberalen Bürgertums war und daß die kühle Zurückhaltung, der wir heute bei einem Teile des Bürgertums begegnen, unberechtigt sei. Gerade wer — über Fraktionsprogramme und Parteiparolen hin weg — liberal denkt, wer eine stärkere Berücksichtigung der politischen und wirtschaftlichen Bedürfnisse unseres Bürgertums fordert, der wird sich der Notwendigkeit einer starken Flotte nicht verschließen können. Man könnte sagen, daß Flatau offene Türen einstöht. Und soviel ist gewiß, daß beute die Ueberzeugung von der Notwendigkeit, unsere Seemacht so stark als möglich zu machen, einen viel breiteren Boden im deutschen Bürger tum hat, als noch vor fünf Jahren. Insofern sind die bitteren Lektionen, die wir seit dem Burcnkricge erhalten haben, nicht ohne Wirkung geblieben. Aber es wäre zu viel gesagt, wollte man behaupten, daß der Widerspruch gegen einen beschleunigten Bau der deutschen Flotte schon verstummt wäre. Besonders die freisinnige Volkspartci hält noch immer an ihrer ablehnenden Haltung den „uferlosen" Flottensorderungen gegenüber fest und freut sich jedes Abstriches am Flottenetat als einer großen Tat. Vielleicht werden die Ausführungen Flataus gerade in diesen Kreisen nicht ungcbvrt verhallen. Denn immer und immer wieder weist er darauf hin, daß cs für die- ienigen politischen Parteien, welche das deutsche Bürger tum vertreten, eine geschichtliche und ivirtsckxiftlichc Not- Wendigkeit ist, die Flottcnplänc und die Ausdehnung der deutschen Seegeltuug zu fördern. Muß doch gerade die Förderung eitler großzügigen Weltpolitik in letzter Linie auch einer freiheitlichen Gestaltung der vaterländischen Tinge zu gute kommen. Ter blinde Autoritätsglaube kann nicht gründlicher als dadurch erschüttert werden, daß den Volksgenossen an so und so vielen Stellen der Erde der Satz: ..Es geht auch anders!" mit der vollen Wucht gehäufter Tatsachen gcgcnübcrtritt. Die stetig wachsende Berührung mit dem anders gearteten Auslande drängt zu immer erneuter Prüfung des von den Vätern über kommenen Erbes und damit zu dem Fortschritt zur Frei- h«it. Freilich hebt der Verfasser zugleich hervor, daß heute ein erstaunliches Mißverhältnis zwischen wirtschaftlicher und politischer Bedeutung unseres Bürgertums besteht. Aber er weist auch darauf hin, daß wirtschaftliche Ver änderungen die entsprechende politische Veränderung nur langsam nach sich ziehen. So lange Deutschland in der Hauptsache ein Agrikulturstaat war, mochte eine die übrigen Berufsklassen beherrschende Stellung der Land wirtschaft dem Gesamtinteresse der Nation nicht wider sprechen. Unter den gründlich veränderten Verhältnissen der Neuzeit ermangelt ein solches Verhältnis des inneren Halles. Flatau sieht die Grundlage dieses Verhältnisses zu einem sehr erheblichen Teile in dem prsönlichen Ein fluß, den die Spezialvertreter der grundbesitzcrlichcn Interessen im Staatsdienst, am Hofe und im Heere auf die Krone auszuüben verniögen. Eben deshalb tadelt er es auch, daß der Liberalismus gerade in Deutschland grundsätzlich darauf verzichtet habe, sachliche und loyale Einwirkungen auch auf die persönlichen Meinungen des Trägers der Krone zu versuchen. Fehle doch heute dem liberalen Bürgertum jede Neigung und jedes Interesse, Einschränkungen der verfassungsmäßigen Einflußsphäre der Kaisergewalt anzustreben: habe doch umgekehrt die Kaisergcwalt schon in ihrer ehrwürdigen Glanzzeit die treuesten Verteidiger im Schooße der deutschen Städte, bei den deutschen Bürgerschaften gefunden. Mag man nun von einer solchen persönlichen Ein wirkung auf den Träger der Krone viel oder wenig er hoffen, so bat der Verfasser darin jedenfalls recht, daß die äußere Machtstellung des Reiches eine stärkere Rück sichtnahme auf die Interessen von Handel und Industrie unbedingt nötig macht. Tas Gemeinintcrcssc des Reiches müsse eine Umkehr von den Wegen, die uns das Agrarier- tum und eine die Ideen agrarischer Gesetzgeber ungeschickt formulierende Bureankratie gewiesen hat, müsse die Rück kehr zu den Grundsätzen des Liberalismus erzwingen. Möge man die notwendigen Folgerungen aus der einge- leitcten Weltpolitik ohne Verzug und bewußt ziehen, oder mögen sie sich selbst als innere Konsequenzen aus der ganzen Situation aufzwingen: in jedem Falle müsse der einmal von der Reichsleitung betretene Weg eine Gestal tung der Tinge beraufführen, die den Ideen und Grund sätzen des Liberalismus mebr entspricht. Aus den weiteren Ausführungen des Verfassers, die wir hier nur streiten können, sei noch besonders hervorge hoben, daß eine großzügige Weltpolitik besonders auch einen starken Einfluß auf die sogenannte sozialistische Gefahr ausüben muß. „Man darf bezweifeln", schreibt Flatau, „ob es gegen den so eminent kulturfeindlichen Faktor, den wir in der sozialistischen Bewegung erkennen, irgend ein wirksameres Gegenmittel gibt, als die Mehrung des Nationalwoblstandes, für die heute die Mehrung der äußeren Machtstellung des Reiches eine wesentliche Voraussetzung bildet." Wie man sicht, sind cs die besten Traditionen des deut schen Bürgertums, an welche der Verfasser ankniipft, um tür eine stärkere deutsche Flotte einzutreten. Und zweifel los. wer heute die Weltlage unbefangen betrachtet, wer sich durch den Lärm des Tages nicht von den großen Zielen des deutschen Volkes abwendig machen läßt, der wird, gerade wenn er liberal empfindet, dieser Forderung einer größeren Seegeltung des Deutschen Reiches zu stimmen müssen. Mag immer die Hoffnung auf einen Umschwung in unseren inneren Politik beute gering sein: die Zeit wird kommen, wo der frische Seewind mich die dumpfen Nebel verscheucht, die heute das deutsche Volk bedrücken. Der rurrirch-Iapanircde Krieg. Line amtliche Meldung an» L»ki» lautet: Es sind Gerüchte verbreitet, daß am Abend des 12. Juni drei bei Litiabung liegengebliebene russische Ver- wu ndete von der angreisenken japanischen Kavallerie in rober Weise gemartert worden seien. Aber nach dem amtlichen Be richt de« Generalstabschefs der zweiten Armee bat am 12. Juni nirgendwo weder eine Schlacht noch ein Zusammenstoß der Kavalleriepatrvnillen stattgefunden. In der Schlacht in der Nähe von Waffangtschcna am 15. Juni behandelten die russischen Soldaten unsere Gefallenen und Verwundeten grau sam. Die verwundeten russischen Offiziere und Soldaten, die gefangen genommen wurden, zeigen sich im höchste» Grade gerührt von der aufmerksamen Behandlung, die wir ihnen von unserer Seite zu Teil werden lasten. Von den Leichen de« Feinde« ist nicht eine einzige, wie fälschlich be richtet wurde, in irgend einer Weise verstümmelt worden: sie sind alle sorgfältig beerdigt. Ein weiterer Bericht des GeneralstabSchefs der zweiten Armee besagt, daß am 15. Juni sechs Kundschafter de« 18. Artillerie-Regiments bei Tschcng- »suchan ein Scharmützel mit 15 feindlichen Kundschaftern batten und daß, al« unsere Leute getötet waren, die Feinde mit den Bajonett nach den Augen und dem Munde der Toten stießen und ihnen die Börsen und Kleidungsstücke raubten. Am 27. Juni wurde ein Soldat de« 3. Kavallerieregiments namens Kobayashi durch Schüsse vom Feinde verwundet, als er an einen ungefähr 1 Kilometer nordöstlich von Hsunyotscheng entfernten Punkte Posten stand. Sobald er vom Pferde ge fallen war, umringten ihn etwa 20 Manu der feindlichen Kavallerie und durchbohrten ihn mit den Lanzen und ergingen sich in Rohheiten, indem sic ilmi einige Körperteile al'biebcn. Unsere Kavallerie kam jedoch plötzlich binzu und brachte den Leichnam an sich, während der Aemd floh. V»nr Wladiwostok-Geschwader. Lon»vn, 4. Juli. Wie aus Tokio gedrahtet wird, suchte sich Admiral Kamimura am Freitag und Sonnabend bei Tsuschima und Osischima in ter Koreastraße dem dort aufgetauchte» russischen Geschwader von Wladiwostok zu nähern, indem er der Torpedoflottille Befehl zum Angriff um jeden Preis gab. Die Russen verhinderten die Absicht, indem sie zunächst sämtliche Scheinwerfer auf die beran- fahrenden 'schiffe richteten, dann aber plötzlich alle Lichter auslöschten und in der Dunkelheit mit unbekanntem Kurse davonfuhren. Zweifel an Deutschland» Neutralität. Die „Times" erfahren aus Tokio vom 3. Juli: DaS führende Tokioer Blatt schreibt, obwohl wir Vertrauen zur Neutralität Deutschlands haben, hegen wir doch die Be sorgnis, daß es einwilligen könnte, dem Port Arthur- Geschwader zu gestatten, Zuflucht in Kiautschau zu suchen, wo die Russen ihre Geschütze landen und ihre Schiffe retten könnten. Sollte Deutschland ein solche« Verfahren einschlagen, so würde Japan ungern gezwungen sein, es als Bundesgenossen Rußlands zu betrachten und an die Be dingungen des englisch-japanischen Bündnisses zn appellieren. Die Japaner werden gut tun, sich mehr um das Wladiwostok-Geschwader Sorge zu machen, als um Deutsch lands Neutralität. Russische Meldung über die tage der Japaner. Aus Liaujang wird dem „B. L.-A." gemeldet: Die Verluste der Japaner bei den Kämpfen am Dalienpaß haben 8000 ?) Mann betragen, bei dem Gefecht mit dem General Mirschtschenko 1500 Mann. Charakteristisch war in diesem Treffen, daß die Japaner den Bajonettkampf annahmen. Die Bajonette der russischen Schützen waren jedoch vernichtend für sie. Ein gefangener Japaner klagt über Mangel an Proviant im japanischen Lager. Man sei den oft zwei Tage ohne Nahrung, was auch die Chinesen bestätigen. Alle Provianttransporte werden der Armee aus Japan zugcstellt und sind daher großen Zufälligkeiten unterworfen. Linslust der Regenperiode aus die Krieg führung. Aus Tasrtzitschiau wird gemeldet, daß ein zweitägiger wolkenbructzartiger Regen die ganze Mantscburei unter Wasser setzte. Neben den Eisenbahnlinien stießen wieder reißende Bäche. Die russischen Soldaten schlafen im Wasser, bei den Japanern wütet die Cholera. Die Truppen müssen die Höhen aufsuchen. Eine Meldung res „Reulerschen Bureaus" aus Liaujang vom 3. Juli besagt, ra der Kriegführung durch Regenfälle ein Ende gcßtzl sei, seil Kuropalkin nach Hailsttzeng zurück gekehrt. Die Meldung, raß rie Rnsseu den Delin-Paß wieder genommen ballen, ser verfrübk: weder die Japaner noch die Russen kcnnlen an den Paß in genügender Stärke heran kommen, um rie tatsächliche Besetzung auszusiihrcn, da tiefer Scblamm rie Fortbewegung ter Geschütze und des Trains unmöglich macht. Die beiten Armeen befänden sich nunmehr im Biwak auf beiden Seiten des Passes. Kurspatkinr„MantschurischeRrn«eezertung". bestreuet, wie rem „B. L.-A." aus Liaujang gemeldet wird, daß bei Port Arlbur ein russischer Dampfer untergegangen sei. Es sei nur ein Tampfer unbedeutend beschädigt worden. Tie gesamte japanische Slreilmacht, die zum Angriff ans die Mantsmurei-Armee bestimm! ist, wird aus 8—9 Divisionen und einigen Reservebngaten bestehend, angegeben. Seitliche Patrouillen sieben 40 Werst südöstlich von hier. Ta kusch an »st noch in russischen Händen, Liaujang ist von Regengüssen völlig überschwemmt. Deutsches strich. * Berlin, 4. Juli. * Tie Regierung und die Missionen. Die Rheinische Missionsgesellschaft hatte an den Reichskanzler eine längere Eingabe gerichtet, worin sie sich gegen die von ihm in der ReichStaaSsitzung vom 9. Mai erhobenen Vor würfe gegen einzelne Missionare verteidigte. Diese Vorwürfe seien leider verallgemeinert worden. Die Eingabe betont am Schluß die Ergebenheit der Missionare gegen die Obrigkeit und das Vaterland. Der Reichskanzler hat laut „Köln. Zeitung" der Missionsgesellschaft wie folgt ge antwortet: Dem Borsland der Rheinischen Missionsgesellschaft beehre ich mich ans das gefällige Schreiben vom 27. v. M. ergebenst zu er widern, daß die Worte, mit denen ich in der Reichstagssitzung vorn 9. Mai das Verhalten einzelner Missionare bei Ausbruch des Herero- Aufstandes in Südwestafrika besprochen habe, bei dem Vorstände eine irrtümliche Auslegung gefunden haben. Ich bin weit davon ent fernt gewesen, unter Verkennung der Verdienste der Rheinischen Mission um die Begründung und Entwickelung der deutschen Schuh- Herrschaft und die Ausbreitung der Kultur in Deuisch-Südweslafrika, eine abfällige Kritik an der Mission selbst oder an der Gesamtheit der Missionare zu üben. Auf der anderen Seite läßt sich nicht in Abrede stellen, daß einzelne Missionare, al« sie Ai^- schuldigungen schwerwiegender Natur gegen ihre Landsleute in einem Augenblick veröffentlichen, wo die letzteren sich den unerhörten Greueln der Herero auS- geliesert sahen, mit der berechtigten nationale« Empfindung des Unwillens und der Entrüstung über diese Greuel sich in Widerspruch gesetzt haben Ich habe unter Betonung meiner Hochachtung für die Mission im allgemeinen aus drücklich hervorgehoben, daß ein solcher Borwurf nur einzelne Missionen treffe, und es gereicht mir zur besonderen Grnuqtnnng, scststrllen zu können, daß die AuSfübrnngen des Borstandes über die Stellung der Missionare zu den nationalen Fragen und über ihre Wichten gegenüber ihren Landsleuten in den Kolonien mit meiner eigenen Auffassung sich in vollem Einklang befinden. * Neber Beamten-Konsnmvereine schreiben die „Berk. Pol. Nachr.", wie man annehmen kann, in höherem Auf trage: „Neuerdings werden wieder verschiedentlich Klagen über Beamte n-Kofumvereine laut. Tie Reichsverwaltung steht diesen Vereinen gegenüber auch noch jetzi ans dem Standpunkte, daß an dem Grund sätze strenger Neutralität sestgehalten und eine amtliche Unterstützung >otcher Vereine und Veranstaltungen, ser es in sachlicher wie in persönlicher Beziehung, nur da als angängig erachtet wird, wo eine Konsumanstalt in direktem Zusammenhänge mit einer Betriebsverwaltung des Reiches steht und ein besonders dienstliches Inter esse und besonders die Fürsorge für die in solcher Be triebsverwaltung beschäftigten Arbeiter oder Beamten die erforderliche Unterstützung geboten erscheinen läßt. Auch wird in der Regel da, wo aus dienstlichen Grün den die amtliche Einrichtung oder Förderung einer Kon- sumanstalt gerechtfertigt ist, daraus Bedacht genommen, daß sich der Kreis der durch die Konsumanstalt zu ver- treibenden Waren im wesentlichen auf Gegenstände des alsbaldigen Verbrauchs beschränkt.. Was die Betei-' ligung von Rcichsbeamten an den Verwaltungsgeschäften von Konsumvereinen u. dergl. angeht, so ist eine dienst liche Einwirtung nur im Rahmen des Gesetzes, be- treffend die Rechtsverhältnisse der Reichsbeamten, mög lich. Ein gänzliches Verbot der Beteiligung von Be amten an Vereinen der bezeichneten Art, wie dies neuer dings auch verlangt wird, würde aber die staatsbürger lichen Rechte der Beamten auf dem Gebiete wirtschaft- licher Selbstbestimmung ohne innere Berechtigung er heblich beeinträchtigen. Was jedem Staatsbürger er- laubt ist, darf der» Beamten nicht verwehrt werden, soweit ihn nicht dienstliche Interessen oder die Rück'ui't ans seinen Stand besondere Schranken auferlegen. Die Behauptung, daß der Beamte, weil er aus den Taschen der Steuerzahler besoldet wird, seine Ausgaben auch wieder deu Steuerzahlern zu gute kommen lassen müsse, entbehrt jeder Begründung. Mit dem gleichen Rechne könnte jeder Arbeitgeber verlangen, daß der Arbeiter seine Löhne, soweit sich die Möglichkeit hierzu bietet, bei ihm wieder umsetze." Wir sind gerade der Meinung, daß es mehr an der äußeren als der inneren Berechtigung zum Einschreiten gegen Beamtenkonsum- vereinc inangelt. Ganz gewiß haben die Beamten der Atlgeineinhei der Steuerzahler gegenüber eine andere Stellung und andere Verpflichtungen als jeder Privat mann. Biichdruckrrncrbniid und sozialdemokratische Ge werkschaften. Ein neuer Erisapfel ist zwischen das Or gan des Buchdruckerverbandes und dem Zen- tralblatte der sozi al dem akratischen Ge werk' ch a s t e n niedergefallen. Der „Correspondent" hatte nämlich behauptet, daß verschiedene Gewerkschafts blätter in Druckereien hergestcllt würden, die nicht tariftreu seien. Das gewerksctzaftliche Zentralblatt druckt als Antwort hierauf eine Liste der Gcwerkswafts- blätter ab, und zeigt durch Hinzufügung der Truck firma, daß sämtliche in tariftreuen Druckereien her-, gestellt werden. Es handelt sich dabei um die sozial demokratischen Verbände. Ob der „Correspondent" Organe von Gewerkschaften anderer Richtung zum Be weise für seine Behauptung ausfindig machen kann, bleibt abzuwarten. * Teutschlaud voran! In den internationalen Telegraphen vertrag sind n. a. über die zwischen Lankern des europäischen Vorschriftenbereichs gegen ermäßigte Gebühren aiiszutauschente P r e ß t e l e g r a m m e in die Aiisführiings-Uebereinkunft besondere Bestimmungen ausgenommen worden. Deutsch land wird diese Bestimmungen für seinen Telegraphen-, verkehr nur insoweit anwenden, als sie sich ans die Be förderung von Preßtclegrammen im Durchgänge durch Deutschland beziehen. Für den Transit sind die vollenGe bühren anznrechnen. Die Prcßtelegramme tragen am Anfanac des Kopfes das Zeichen X und außerdem vor der Arreste die gebührenpflichtige Angabe „Presse" („Presse" Sic werden nur in der Zeit von 0 Ilbr abends bi« 9 Uhr morgens angenommen und nach der Reihenfolge ihrer Auf lieferung oder Aufnahme zwischen den Privattclegrammen befördert. Hierzu bemerkt der „Zeitungsverlag": „Aus dem Amtsdeutsch übersetzt, heißt daS: Weil bei uns die Post jetzt auch regiert, statt verwaltet wird, machen wir den Verkehrs fortschritt der halben Gebühren für Zeitungstelegramme natürlich nicht mit." — Dem Direktor bei der Oberrechnungskammer Vizepräsidenten Grasen v. d. Goltz ist der Charakter als Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat Excellenz verliehen worden. * Bremen, .'!. Juli. Die hiesigen Mitglieder des Zentral verbandes christlicher Bauhandwerker sind in den Aus stand getreten. * Knbiirg, 1 Juli. Das Staatsministerium, welches bisher drei Mitglieder znm LandwirtschastSrate ernannte, ernennt keil dem 1. Juli 5 Mitglieder dazu, nämlich als neue Mitglieder den Landestierarzt und den Direktor der Landwirtschaftlichen Wiiiter- schiilc in Koburg. Ferner bestimmte das Ministerium, daß der jeweilige Vorsitzende des Verbandes der landwirtschaftlichen Vereine nir Koburg al» solcher Mitglied de» Landwirtschaftsrates sein soll. ^Stuttgart, 3. Juli. Prinz Johann Georg von Wachsen ist aus Dresden hier eingetroffen und hat bei seinem Schwager, Herzog Albrecht von Württemberg» Wohnung genommen. — Die gestern hier vorgenommene Zäh lung der Arbeitslosen hätte ein erfreuliches Resultat. Es meldeten sich nur 220 männliche Personen (im Vor jahre 191) als arbeitslos: weibliche Arbeitslose meldeten sich überhaupt nicht. Von „Krisis" und „schlechten Zeiten" kann somit keine Rebe sein. — Die deutsch parteiliche Presse und auch das Hauptorgan der Volks partei „Beobachter") wenden sich gegen die maßlosen Uebertrcibnngen der Sozialdemokratie in der Protestbewegung gegen die Erste Kammer. Den sozialdemokratischen Führern, die mit dem Gedanken der Revolution spielen und grobe Schinipsreten gegen die Standesberren Vorbringen, wird „jede Spur von politischer.Klugbeit" abgesprochen. — Dre jüngst durch die Blätter gegangene Nachricht, daß die Re gierung die Aushebung ter rie Feuerbestattung hindernden Bestimmungen beschlossen habe, findet nun amtlich« Be-
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