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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.07.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040705019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904070501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904070501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-05
- Monat1904-07
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Nr. 337. 98. Jahrg. Leipziger Tageblatt. DienStag, S. Juli 1904. stätigung. Auf eine Anfrage hat die Heilbronner Stadt verwaltung von der Regierung die Antwort erhalten, daß die Errichtung eines Krematoriums in Heilbronn unter der Be dingung gestellt werde, daß die Stadt selbst den Betrieb über nehme und siä, zur Einhaltung gewisser Kontraltbestimmungen verpflichte. Der Gemeinderat bat mit allen gegen l Stimme beschloffen, auf die Bedingungen der Regierung ohne weiteres einzugehen. Außer in Heilbronn sollen noch inStnttgart und Ulm Krematorien errichtet werde». Rach langem und hartem Ringen haben nun die Kcuerbeslatlungsvercine in Württemberg ihr Ziel erreicht. — Borgestern waren es LV Jahre, daß die Württembergische Bodensee schi f fahrt in den Besch deS Staates überging. Damals — 1844 — bestanden die Betriebsmittel aus 3 Dampfern, einigen Segelschiffen und 3 Schleppern. Heute bestebt die württembergische Bodenseeflotte aus 7 Dampfschiffe», 2 Frackt- känen, 4 «Schleppbooten und l Dampsbartasse, zusammen 14 Schiffen, die gleichzeitig 3500 Personen und l 110 Tonnen Güter befördern können. pteurrireber Lanätag. Herrenhaus. * Berlin, 4. Juli. (Telegram m.) Das HauS nahm in der heurigen Schlußsitzung den Ge setzentwurf zur Stbänderung des Gesetzes betreffend die Aus führung des Schlachtvieh- und Klcischbcschaugcsetzes nach leb haftem Protest mehrerer -Oberbürgermeister gegen die Stimmen der Linken an unter Ablehnung dreier Anträge der Ober bürgermeister Becker-Köln. Struckmann-Hildcshcim und Or. Oehler-Halberstadt. Nach Verlesung der königlichen Vcr- tagungsvcrordnung durch den Minister des Innern ver tagte sich das Haus um 2A Uhr bis etwa Mitte No vember. Abgeordnetenhaus. * Berlin, 1. Juli. (Tclegram m:) Das Abgeordnetenhaus nahm in seiner heurigen Sitzung die königliche Verordnung wegen Vertagung beider Häuser des Landtages entgegen, die vom Minister des Innern ver lesen wurde. Nächste Sitzung 25. Oktober 1 Uhr: Pe titionen. flotte. * Lchiffsbewegungen: S. M. S „Seeadler" ist am 2. Juli in Chemulpo eingetroffen. S. M. S. „Wolf" ist am 2. Juli in Kapstadt eingetroffen S M. S. „Jaguar" ist am 2. Juli in Nimrodsund eingetroffen und geht am 12. Juli von dort wieder in See. S. M. S. „Loreley" ist am 3. Juli in Konsianlinopel eingetroffen. Poststation für S. M S „Grille": bis 5. Juli Hamburg, am 6. Juli Cuxhaven, vom 7. bis 9. Juli Helgoland, vom 10. bis 11. Juli Bremerhaven, vom 12. Juli ab Wilhelms haven. * England. Die neuen, bei ?) arrom erbauten Torpcdo- LootSzerftörer „Wclland" und „Ribble" haben bei den Probe fahrten guic Ergebnisse gezeigt. „Wclland" erreichte eine maximale Geschwindigkeit von 25,486 Knoten mit einer Ma- schinenleisrung von 8003 Pferdestärken, 345 Umdrehungen der Steuer- und 338 Umdrehungen der Backbordschraube bei einem Kohlcnverbrauch von 1,65 engl. Pfund pro Pferdestärke und Stunde, „Ribble" 25,82 Knoten mir 7430 Pferdestärken, Steuerbord 343, Backbord 337 Umdrehungen und 1,57 engl. Pfund Äohlenverbrauch pro Pferdestärke und Stunde. — Es soll ein neuer S ch l a ch t s ch i f f s t y p in der englischen! Marine eingcführt werden, der sehr starke Artillerie erhalten und möglichst geringe Zielflächc bieten soll. Es wird dieser- s halb außergewöhnlich geringen Frcibord nnd niedrige Ranch fänge und Masten haben. Ausland. Oesterreich Ungarn. * Deutsche Protcstvcrsammlung in Troppau. Der deutsche BolkSverein für Schlesien hielt in Troppau eine große Pro- testversammlung gegen die Errichtung tschechischer Parallel klassen an der dortigen deutschen Lehrerbildungsanstalt. Ab geordneter Franz Hofmann führte aus, daß die Utraqni sierung der Lehrerbildungsanstalten in Tropvau undTeschen daS Gesetz verletzte. Die Pflicht aller Deutschen sei es, gegen diele Gesetzwidrigkeit sehr energische Stellung zu nehmen. Ter Bürgermeister Rochowansli gab ter Miß stimmung der deutschen Bevölkerung Ausdruck. Tie Ent schließung spricht die tiefste Entrüstung über die slawen freundliche Tat des Unterrichtsministers aus. Nach der Versammlung zogen die Teilnehmer unter Absingung der „Wacht am Rhein" vor das Regierungsgcbäudc, wo stürmische Rufe „Abzug Thun", „nieder mit der Regierung" ausgebracht wurden. Frankreich. * Trennung von Staat und Kirche. Jaurös setzt in der ' „Humanste" auseinander, daß eS bloße Spiegelfechterei wäre, in diesem Augenblicke über die Trennung von Staat und Kirche viel Worte zu machen. Diese Frage wird Anfang 1905 nach Verabschiedung der Altersversorgung parla mentarisch spruchreif sein. Bis dahin müssen die wirklichen Anhänger dieser Maßregel in möglichst zahlreichen Volksversammlungen auf das Land beharrlich einwirken und eine mächtige Bewegung der öffentlichen Meinung Hervor rufen, die auch die kleinmütigsten Abgeordneten überzeugen würde, daß es für sie gefährlicher sei, die Frage zu ver schleppen, als sie zu lösen. Würden alle Republikaner an diese notwendige Propaganda nur einen Teil der Kraft wenden, die gegenwärtig die einen verbrauchen, um Ränke zu schmieden, und die ankeren, nm sie zu vereiteln, wäre die Trennung von Staat unk Ercste eine nabe Gewißheit. Kreta. * Sammlungen für die griechische Flotte. Wie man unS aus Kanea schreibt, bat der kretische Minister (Ver- waltungsrat) für Kultus, Unterricht und Justiz, Boreadiö, verfügt, daß in sämtlichen Schulen Kretas jeden Sonnabend Sammlungen für den nationalen Kriegsschatz und den nationalen Flottenfonds in Athen veranstaltet werden. Es handle sich, betont der Erlaß, nickt darum, große Geldbeträge zu erzielen, sondern um die Pflege patriotischer Gesinnung bei der Heranwachsenden Jugend. Gleichzeitig ersuchte der Minister den Metropoliten von Kreta und dessen Synode, daß in sämtlichen Kircken Kretas jeden Sonntag Sammel bücksen für die obenerwähnten patriotischen Fonds aufgestellt werden und daß der Klerus die Gläubigen zu patriotischen Spenden aneifere. Rumänien. * Tas rumänische Schulschiff „Mircea", ras alljährlich vom Schwarzen Meere durch den Bosporus eine Uebungs- reise nach dem Mittelländischen Meere unternimmt, erhielt einem Telegramm der „Frts. Ztg." zufolge die Erlaubnis zur Durchfahrt. Lerbien. * Einladung des Königs an seine ehemaligen Mitschüler. König Peter von Serbien, der 1862 bis 1861 Schüler von St. Ehr war, hat, wenn man ausnahmsweise der „Patrie" glauben soll, seinen Prüfungsjahrgang, der nach St. Cyrer Brauch den Namen Puebla-Jahrgang trägt, brieflich einge laden, auf seine Kosten nach Belgrad zu kommen, und .seine Gäste im Königspalast zu sein. Gil Blas hofft, der Kriegs minister werde den noch aktiv dienenden Offizieren des Puebla- Jahrganges die Reise verbieten. Türkei. * Wirkung der konfessionellen Streitigkeiten. Ueberein- stimmende Konsularberichte aus Monastir melden, daß infolge der Kirchenstreitiglciten und Verhetzungen die Stimmung zwiscken Bulgaren, Griechen und Kutzowalachen derartig erregt ist, daß sic geeignet sei, die Reformaktion zu stören. Energisches, aber unparteiisches Eingreifen seitens der türki schen Behörden sei dringend geboten. Südafrika. * Ter gesetzgebende Rat von Transvaal will in seiner gegenwärtigen Tagung, wie der Johannesburger Ver treter der „Times" erfährt, die Regierung der Kolonie ersuchen, Stellung zu der Frage zu uehmen, ob der Rat in eine Körperschaft mit erwählten Mitgliedern umzu wandeln ist, mit anderen Worten, ob sic die Zeit schon für gekommen erachtet, der Kolonie die Mittel zur Selbst bestimmung an die Hand zu geben. Ter gegenwärtige Rat ist auf zwei Jahre ernannt und wird, wenn keine außerordentliche Tagung für notwendig befunden wird, nicht mehr zusammentreten, sondern etwa im Mai nächsten Jahres erneuert werden, um sich im Juni wieder zu versammeln. Die öffentliche Meinung drängt sehr auf Einrichtung einer Wahlkörperschaft. Man macht indes auf englischer Seite darauf aufmerksam, daß die Wahlen wahrscheinlich zu Gunsten der boerischen Bevölkerung ausfallen würden, womit dem britischen Element natür lich nicht gedient wäre. Tie Boeren verhalten sich nach der Bevölkerungsstatistik zu den Briten wie 14 :10, und nach früheren Erfahrungen beträgt der Prozentsatz der Beteiligung an den Wahlen bei den Boeren 87^2, bei den Briten aber nur 471/2 Prozent. Wenn man annimnit, daß von 36 Mitgliedern eines neuen Kolonialparlaments immer noch 12 von der Negierung ernannt werden so würden die Boeren dazu 15 und die Briten nur 9 Ab geordnete zu wählen haben. Letztere kämen mithin in die Minderheit. Zackre». Dresden, 4. Juli * Vom königlichen Hose. Ter Kronprinz wohnte gestern der im Saale les Lmckcfchcn Bades abgehaltcnen Generalversammlung des Königl. Sächsischen Militär Vereinsbundes bei. s Die nach der 31. BundeSgeneralversammlung deS Königl. Sachs. Militärvereinsbundes stattfindende ge meinsame Mittagstafel im „Linkeschen Bad' nahm einen schönen Verlauf. Der erste Trinkspruch, ausgebracht vom Bundespräsidenten Herrn Justizrat W i n d i s ch-Dresden, galt Ihren Majestäten dem Kaiser und dem Könige. Ter 2. Vizepräsident, Herr Geh. Kriegsrat Feine Dresden, ließ die Gäste von auswärts hochlebeu. Herr Generalleutnant z. D. von Greiff, der Präsident des württembergischen Militärvereins bundes, dankte namens der Gäste für die Ehrung, die alle mit dem Gefühl großer Befriedigung über die Dresdner Erfahrungen heimkehren würden. Sein Hoch galt dem Königl. c^ächs. Militärvereinsbund. In der 6. Stunde erreichte das Tiner sein Ende, nachdem noch manches gute Wort gesprochen worden war, und be geisterten Widerhall gefunden'hatte. Z In einer Versammlung der Bau- und Möbel tischler sowie der Glaser, die gestern im Trianon ab gehalten wurde, beschloß man mit überwiegender Majo rität den Eintritt in eine Lohnbewegung. Die Forderungen gipfeln in der Hauptsache in der Einfüh rung einer 9lHstllndigen, vom 1. April 1905 ab neun stündigen Arbeitszeit und eines Stundenlohnes für die Bautischler, und Glaser von 45 Pfennig und für die Möbeltischler von 42 Pfennig. Wenn sich die Arbeit geber bis zum Eude. der Woche diesen! Forderuiroen gegenüber ablehnend verhalten, dann wollen die Tischler und Glaser in den Streik eintreten. * Gerüsteinsturz und Explosion. In der M o h n st r a ße in P i e s ch c n stürzte heute vormittag auf einem Neubau ein Gerüst zusammen, wodurch zwei Maurer, der eine schwer, der andere leicht verletzt wurden. — Eine bedeutende Gasexplosion fand heute früh im Hause Struvestraße 30 statt. Die Wirkung war gewaltig. Fensterscheiben wurden bis in die gegen überliegenden Hällser geschleudert, auch einige Wände stürzten ein. In zwei Zimmern wurden die Fuß- böden nach unten dnrchgebogen und dieDeckcn be schädigt. * * * * Gottleuba, 4. Juli. Vergangenen Freitag beging in trautem Familienkreise Herr Oberlehrer Christian, Friedrich Mietb sein 25jährige« Jnbliäum als Anstaltslehrer. Ix. Coswig, 4. Juli. Nach Revision der hiesigen Sparkasse stellten sich die Veruntreuungen des Kassierers Barthold auf 18 000 rk. Freiberg, 4. Juli. Die Stadtverordneten bewilligten in ihrer letzten Sitzung 34 000 .4! zur „Regu lierung des Münzbaches". An den Bebauungsplänen einiger Stadtteile wird nun schon seit dem Jahre 1900 gearbeitet. In der letzten Sitzung wurden diese für die Bahnhossvorstadt, die Bcrtholdstadt und die Schützen- gasse und Umgebung teilweise mit Abänderung der Rats vorschläge angenommen. i t. Hilbersdorf, 4. Juli. Die Wahl des derzeitigen Hülfsgeistlichen in Frankenstein mit Kirchbach Herrn Johannes A l e x zum Pfarrer der hiesigen Gemeinde ist vom Landeskonsistorium bestätigt. Die feierliche Einweisung erfolgt am 17. Juli. r'l?. Srbnitz, 4. Juli. Hier stehen seit heute mittag fünf große Scheunen in Flammen. * Chemnitz, 4 .Juli. Für das gesamte Dach- deckerhandwerk, einschließlich der Holzzement- llnd Pappdacharbeiten, zu Chemnitz, soll eine Zwangsinnung errichtet Werder-. — Den Ge- burtstagdes Königs und der Scd an fest- t a g sollen auch in diesem Jahre in üblicher Weise von der Stadt gefeiert werden. — Zum Bau der geplanten -kleineren Talsperren bei Nin^->- nc, he- j willigte der hiesige Rat 925 000 — Der hiesige Kgl. I Sachs. M i l i t a r v e r e i n 107er begeht am 14. und 15. d. M. die Weihe seiner Fahne: damit soll ein kleiner N c g i m e n t s a p p e l l verbunden sein. Chemnitz, 4. Juli. Nach Beschluß ves Kirchenvorstandes zu St. Matthäus soll die Matthäuskirch e einer um fassenden Renovation unterzogen werden. Baurat Goti sch ald hat die Oberleitung übernommen. Die diesjährigen Konfirmanden haben 51 zur Ausschmückung der Kirche gespendet. — Dreißig Arbeiter und Beamte der ! Firma I. G. Leistner hier haben für langjährige Arbeit bei j dieser Firma das städtische EhrenzcugniS verliehen j erhalten. * Zwickau, 4. Juni. (Eigene Meldung.) Der Rat wählte heute Herrn Konzertmeister Schmidt- Elberfeld zuni Stadtkapellmcistcr. * Zwickau, 4. Juli. Das Königl. Ministerium des Innern hat Fräulein Marie Margarete Läger hier als weiblichen Gewerbcaufsichtsbeamtew für den Regierungsbezirk Zwickau ernannt. Fräulein Läger ist am 1. d. M. von der Königl. Krcishauptmann- j jchaft Zwickau in Pflicht genommen worden. * Kirchberg, 4. Juli. Der hiesige Erzgebirgs- ' verein beging heute sein 25 jähriges Jubi- l ä u.M in festlicher Weise. Von den Brudervereinen waren Leipzig, Chemnitz, Schwarzenberg, Schnee berg, Zwickau vertreten, ebenso waren mehrere Mit glieder des Gesamtvorstandes mit Herrn Seminarober lehrer Möckel an der Spitze erschienen. Zu Ehren mitgliedern ernannte der Jubelverein tue Herren Louis Singer-Leipzig, Stadtrat Moritz Unger, Rich. Weldcr-SauperSdorf. Ewald Wilde, Hermann Gcrlach, Stadtrat Kegel, Ernst Schiebt. r. Glauchau, 4. Juli. Auf der Tagesordnung der ani Mittwoch hier stattfindenden Bezirksaus- schußsißung steht u. a. eine Eingabe des Glauchauer Dwzesenausschusses betreffend die Be kämpfung des Alkoholismus. Elsterberg, 4. Juki. Der Verband vogtländischer Gcwcrbevereine hielt gestern nachmittag im Hotel Rats keller hierselbst eine gut besuchte außerordentliche Haupt versammlung ab. Herr Bürgermeister Gebauer be grüßte die Versammlung namens der Stadt. Im Lause der Verhandlungen wurde folgender Antrag angenommen: „Der Verband beauftragt seinen Vorstand, Klagen feiten der Ver bandsvereine über gewerbliche Mißstände in den einzelnen Orten entgcgenzunehmen, zu prüfen und hierauf entweder der Gewerbekammer Plauen zum Zwecke des Weiterverfolg« der Angelegenheit zu berichten oder in sonst geeigneter Weise in der Oeffentlichkeit bez. unter Benutzung der Presse auf klärend zu wirken. Dadurch entstehende Kosten übernimmt der betreffende Verbandsverein. Zugleich wird den Verbands vereinen anheimgegeben, örtliche Kommissionen zur Fest stellung der Mißstände zu errichten." — Beraten wurde die reichhaltige Tagesordnung für die am 10., 11. und 12. Juli in Köln slattsindende Hauptversammlung deS Deutschen Bundes für Handel und Gewerbe und der Vorsitzende des Verbandes HerrSchuhmachermcisterRichard Graser-Plauen einstimmig als Delegierter gewählt. Es sand eine Aussprache über das Rabatt-Sparmarkenwesen statt. Die Meinungen gingen übereinstimmend dahin, daß man das Sparmarken wesen nicht einführen sollte, wenn man es nicht unbedingt nötig habe. Die ordentliche Hauptversammlung wird im September in Auerbach abgehalten werden. ck- Mylau i. V., 4. Juli. Hier wurde ein Rabatt sparverein gegründet, dem fast sämtlictze Laden inhaber beigetreten sind. Die Geschäftseröffnüng soll den 1. August d. I. stattfinden. 7 Plauen i. V., 4. Juli. In der großen Appretur anstalt der Firma Gebrüder Wolff hier, brach durch Selbstentzündung salzsauren Anilins in der so genannten Oxidationskammer Feuer aus, durch welches am Gebäude und an den darin befindlichen Stickereien beträchtlicher Schaden entstanden ist. Die eigene Fabrik- feucrlö'ch-Einrichtung bewährte sich vortrefflich. Ter Betrieb ist nicht gestört. ffltt Sachsen; Umgebung. * Dessau, 1. Juli. Der Gefangenaufseher Friedrich Hämmerling ließ gestern nachmittag einen etwa 20 jährigen inhaftierten Bäckergesellen aus Berlin auStrcten. Hierbei schlug der letztere mit seiner Wasserkanne mehrmals nach H.s Gesicht und brachte ihm schwere Verletzungen am Kopfe bei. Dann nahm er sein Messer, das er zum Flechten gebraucht, und stieß es dem Aufseher mit solcher Wucht in den Kopf, daß die Klinge fast ganz abbrach und im Schädel stecken blieb. Als er von den Gerichtsbeamten und zu Hülfe gerufenen Nachbarsleuten festgenommen werden sollte, flüchtete er in H's. Garten und kletterte am Blitzableiter aufs Dach. Vom Dache sprang er aus bedeutender Höhe hinab und verletzte sich so schwer, daß an seinem Auskommen gezweifelt wird. Auch der Zustand des Gefangenaussehers H. ist bedenklich. --- Altenburg, 1. Juli. Der Konflikt zwischen unseren Stadtverordneten und dem Stadtoberhanpte wegen der vom ehemaligen Leihhauskassierer Lange verursachten - Unter schlagungen scheint noch einmal die Oeffentlichkeit beschäftigen zu sollen. Bekanntlich hatte sich Herr Oberbürgermeister Oßwald bereit erklärt, einen Teil des Ausfalls zu decken. Leider ist bezüglich der Höhe dieser Deckung bisher keine Einigung zu erzielen gewesen. Das Stadtoberkaupt will nur ein Drittel der verlangten Summe zahlen, und so sehen sich die Stadtverordneten genötigt, wenn nicht das Gericht in dieser Ängelegenhrit entscheiden toll, die Entscheidung in die Hände eines herzoglichen Kommissars zu legen. * Halle a. S., 4. Juli. Ju A u c bei Schkölen wurde gestern abend durch den Arbeiter Alberti von hier eine Ticnstmagd erschossen. Ter Mörder richtete daraus den Revolver gegen sich selbst und verletzte sich tödlich. Die Tat wurde aus Eifersucht begangen. -s- Gcrbstcdt, 3. Juli. Vom Wetter außerordentlich be günstigt fand heute im Beisein zahlreicher Schützen von nah und fern die Feier des 500 jährigen Bestehens der hiesigen Bürgerschützengilde und zugleich die Weihe der von Sr. Majestät dem Kaiser gespendeten schönen Fahne statt. * Gera, 4. Juli. Die Feier des 200jährigen Bestehens des hiesigen Bataillons des Feuilleton. Musik. Altfranzösische Musil. Tem „B. B.-C " wird aus Paris geschrieben: Ter Pariser Verein siir die Pflege alter Musik und alter Musikinstrumente veranstaltete in der „Lalle Pleyel" ein büchst interessantes Konzert. Es wurde darin der Stil des Hofes Lud wigs XIV. gewahrt und u. a. ein kleines Oratorium mit Tamen- chör unter Begleitung von alten Streich- und Blasinstrumenten wie deS Clavecin ausgeführt. Tie Soli wurden von der nach ihrem Berliner Konzert auch in unserem Blatte so besonders herz lich begrüßten, vortrefflichen Sängerin Fräulein Marie Lasne ganz ausgezeichnet vorgerragen. Tie Tarnen hatten zum Teil Kostüme im Stile des siebzehnten Jahrhunderts, so daß das Auge nicht weniger als das Ohr genießen konnte. Die Aufführung, die unter Leitung des guten Bratschisten und Viole ä'amour-Svieler Caia- desus iiand, sand ungeteilten Beifall und dürste in der kommenden Saison wiederholt werden. * Direktor Hugo Vetkcr hat für das neue Nationaltheater, das bekanntlich am l. September d. I. eröffnet wird, das Ur aufführungsrecht der Lperettennovität „Ter Pfiffikus" von I. S. Donnebaum, Musik von Bertrand Sänger, erworben. 0. O. Einer von den zahllosen Prozessen Mascagni» befchäi kigt gegenwärtig eine römische Civillammer. Man erinnert iick, daß der „Maestro" der Reklame während seiner Amerika fahrt — 1902/03 — recht trübe Erfahrungen gemach, hat. Tie geriebenen Managers, denen er sich ausgelieferr barte, macksten ihm daS Leben sehr scbiner und ließen ihn, Ivie das im Tollarlcmde guter Brauch ist, etliche Male cinspcrren. Einige dieser dramatischen Sccncn spielten in Chicago, und Mascagni hatte cs nur der schlauen Taktik seines Anwalts zu verdanken, wenn er schon wenige Minuten nack seiner Verhaftung wieder in Freiheit gesetzt wurde. Dieser Anwalt, ein Herr Goldzier, der als RechiSbciiiand des italienischen Konsulats in Chicago im besten Rufe steht, verlangte nun jetzt von Mascagni als Lohn rin seine Mühen und als Erstattung seiner baren Auslagen 1438 Dollars. TaS schien dem Meister exorbitant hoch, und er weigerte sich, zu zahlen. Tie Folge war eine in Rom angc- strcngic C'vilklagc des Herrn Goldzier. Bei der ersten Pro- zeßvcrhandlung verlas D-ascagrii. dem als Anwalt der Ab geordnete Villa zur Seite stein, emc ellenlange Denkschrift über seine Abenteuer in Amerika. Ter Bericht stand zwar nur in sehr losem Zusammenhang.- mir dem Gx-gcnitande der Klage, aber die Richter hörten den Tondichter, der nicht nur sehr schreib-, sondern auch sehr redselig ist, mit Engelsgeduld an. Tas Urteil dürste erst in drei Wochen gesprochen werden. k „Amica", Mascagnis neue Oper, wird nach ihrer Erst aufführung in Monte Carlo zunächst in der Pariser Opera comique, hieraus im Theatro Constanzi zu Rom gegeben werden. Die weib liche Hauptparlie wird in Rom von der Sängerin Salomea Kurzelmcka kreiert werden, welche sich zurzeit in Italien besonderer Beliebtheit erfreut. Literatur. O.L. George Land und die Frauenrechtlerinnen. Hundert Jahre sind am 5. Juli verflossen, seit dem Tage, an dem George Land, eine der bedeutendsten Frauen und ohne Zweifel die hervor ragendste französische Schrif.stellerin des 19. Jahrhunderts, in Paris das Lickt der Welt erblickte. In Frankreich hat man die Sand- Cenienarfeier um einige Tage vordatiert und das im Luxembourg- Park zu Paris errichtete Denkmal der gefeierten Romandichterin wurde bereits am 1. Juli enthüllt. Eine der interessantesten literarischen Gaben, die das Sand Jubiläum gebracht hat, sind die bei Calmann L« vy erschienenen „r-auveoirs ot Ickses", die viel Anekdotisches, Ungedrucktes und Unbekanntes von George Sand ent halten; unter anderem bringen sie unter dem Titel „ä. propo« cko I» komme ä-uu la sveicts pcstitiguo" einen Beitrag der Sand zur Geschichte der Frauenbewegung, einen Beitrag, der gerade in unserer Zeit der Francnkongreye und der inneren, offener sich hervorwaaenden „politischen Anivrüche" der Frauen von besonderem Interesse ist. „Es wollle mir nie in den Kops", so ungefähr beginnt George Sand, „daß Mann und Frau zwei durchaus verschiedene Wesen sein sollen. Man kann wohl von Verschiedenheit, aber nicht von einem Unter schied in der Lrganffation wrecken. Ich gebe zu, daß der Charakter ein Geschlecht hat wie der Körper, nicht aber die Intelligenz. Ich 'glaube, daß die Frauen fähig sind zu allen Wissenschaften, zu allen Kunslc-n und selbst zu allen Aemlern, ganz wie die Männer. Aber ick glaube auch, daß ihr Charakter, der au- ihrer Organisation entspringt, ihren Kundgebungen in der Wissenschaft, in der Kunst und in der Amtstätigkeit stets ein ganz besonderes Gepräge geben wird. Tas ist weiter nicht schlimm. Die Kunst, die Wissenickast und die Amtstätigkeit könnten nur gewinnen, wenn sie die Domäne beider Geschlechter würden . . . Aber . . . Nun kommt ein „Aber", las unseren modernen Frauenrechtlerinnen nicht gefallen wird. Tie Frau soll ihr Geschlecht bewahren und von ihren Gewohnheiten und ihren Beschäftigungen nicht» aufgebrn, was aus dieses Geschlecht hindeutet. Es wäre ungeheuerlich, wenn sie aus ihrem Leben und aus ihren Pflichten die Sorge um das i Hnns und um die Familie einfach herausschnitte. Ich wollte, im I Gegemeit, für sie diese Tonuine, die ich zu eng umgrenzt finde, noch I vergrößern. Ich wollte, daß sie sich noch mehr mit der Erziehung I ihrer Kinder beschäftigen, die ihrer Töchter vervollständigen nnd die, die ihre Söhne in einem gewissen Alter vom Staat erhalten sollen, vorberciten könnte . . ." Soll man, so fragt George Sand weiter, dcn Frauen, die den Männern, „mutatis mutsuäis", phhsisch gleich sind nnd sich für gewisse Aemter durchaus eignen, auch di> politischen Rechte einräumen? „Es läßt sich viel für und gegen sagen. Emst kommt vielleicht der Tag, ich will es gern glauben, aber ist dieser Tag nahe? Nein, das glaube ich nicht, und damit sich die Lage der Frauen so von Grund aus ändere, muß erst die ganze Gesellschaftsordnung von Grund aus geändert werden . . . Jetzt kann davon nicht die Rede sein, well die sozialen Verhältnisse solcher Art sind, daß die Frauen ein politisches Mandat nicht ehrlich und loyal erfüllen könnten." Bor der politischen Gleichheit die bürgerliche Gleichheit; nnd hier in diesem Plaidoyer schwingt sich George Sand zu hinreißender Beredsamkeit auf: „Euer Haus brennt, Euer Herd ist in Gefahr und Ihr wollt Euch dem öffentlichen Gespött aussetzen, während Ihr lieber Euer Heim verteidigen und Eure geschändeten Penaten schützen solltet? Welche seltsame Lauer treibt Euch denn zu parla mentarischen Kämpfen, Euch, die Ihr nicht einmal Eure persönliche Unabhängigkeit habt? Wie, Euer Gatte sitzt auf dieser Bank, Euer Liebhaber vielleicht auf jener anderen, und Ihr wollt etwas vertreten, wenn Ihr Euch selbst nicht vertreten könnt?" 0. L Der Lully-Prudhomme-PreiS. Aus Paris wird nns berichtet: Ter Sully-Prudhomme-Prris ist in diesem Jahre von dem Schriftstellerverbande einem in den weitesten Kreisen unbekannten Fräulein Martha Dupuy zuerkannt worden. Alles, was man von dieser Dame weiß, ist, daß sie früher Telephonistin war, daß sie klein und blond ist, daß sie auf der Straße einen einfachen Matrosenhut trägt, daß man sie nach Gang und Haltung für eine russische Studentin halten könnte, und daß ihre Mutter, die aus armer, aber anständiger Familie stammt, irgendwo Gesellschafterin ist. Was für eine Bewandtnis es mit dem Sully-Prudhomme- Preise hat, weiß man ja — oder aber auch nicht: eS ist der jährlich zur Verteilung kommende Preis, den der Dichter der „Zerbrochenen Base" von einem Nobel-Preffe (80,000 ^l) zur Aufmunterung junger Talente bestimmt hat. Der Preis beträgt 1500 Frcs. und soll die erste Drucklegung des ersten Gedichtbuches eine« Dichters bezahlen. Im ersten Jahre erhielt ihn Herr Emil Michelet und im vorigen Jahre ein Herr Karl DumaS; von beiden Herren hat man seitdem nichts mehr gehört — sie dichten jedenfalls im Stillen weiter. Es ist Brauch und Sitte, daß der Druckervrrband den preisgekrönten Dichtern die 1500 Frcs. nicht abnimmt, sondern dcn Truck unentgeltlich besorgt. Frl. Dupuy wird also wohl ihre „Ici^Ues en Dleurn" bald gedruckt sehen und die 1500 Frcs. für ihre Brautausstattung zurucklegen können. Denn es muß leider gesagt werden: die Dichterin lebt nickt, wie es sich für einen echten I Dichter schickt, im Reich der Träume, sondern sehnt sich ganz I fürchterlich nach einem Mann. Marcel Prsvost, einer der Preis- I richter, hat das mit wenigen, aber ungalantrn Worten anSgedrückt: I „Ihre Verse sind gut gereimt", sagte er, „und die Zahl der dich I terischen Freiheiten ist nicht allzugroß". Ter erste Teil ihrer Gedicht I iammlung setzt sich aus ganz niedlichen Liebesgedichten zusammen I Der zweite Teil, der „Im Voir Üouloureusv' überschrieben ist, ist ein Gemisch von Stanzen und Sonetten, die, wie soll ick nur sagen . . ., die deutlich zeigen, wie sehr sich ein junges Mädchen grämt, wenn es noch keine Aussicht aus Heirat bat . . . Sully-Prudhomme ist mit der Wahl, die die Jury getroffen, scbi zufrieden. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, baß Frl. Dupuy ichon vor längerer Zeit dem Odson ein Versstück in einem Akte zugesandt hat. Tas Stück, das bisher in irgend einer Schub lade des Tirektorzimmers friedlich schlummerte, wird nun wobl sicher sofort angenommen und aufgesührt werden, denn in Paris, wie überall muß man schon berühmt sein, um berühmt zu werden. Unnstkalender für Leipzig. Theater. Leipziger Sladttheater. Im Alten Theater erscheint heute „Der V c i l ch c n f r e s s c r", morgen Gustav Frcytags klassisches Lustspiel „Die Journalisten" auf dem Spiel plan. In letzterem Werk sind u. a. in neuen Rollen beschäftigt Herr Zadeck (Oberst Berg), Herr Götz (Oldendorf), Herr Bicbrach (Blumenberg), Frl. ValSry (Ida), Frl. Dalldorf (Frau Piepenbrink), Frau Huth (Tänzerin). — AIS erste Novität wird vorbereitet „Jr Winfried" Drama in 5 Akten von Bruno Eclbo. T«r Verfasser Baurat ELlbo, jetzt in Weimar lebend, welcher jahrelang in unserer Stadt auf architektonischem Gebiet tätig ivar, ist eine in der hiesigen Gesellschaft sehr bekannte Persönlichkeit. Krystall Palast-Theater. Daß die Zugkraft des Leon- Ha rd y -H askcl-Enscmblcs groß 'st, bewies der gestrige SonntagSbcsuch. Trotz des schönen Wetters war daS Lheatcr sehr stark besetzt. Lina Goltz als Jon Jon in dem famosen Vaudeville „Was er macht, wenn sic ver reist i st" versteht das Auditorium zu fesseln. Zentraltheater. Das ausvcrkaufte Haus am vorgestrigen Sonntag brachte der 16. Aufführung von „Gastons Hoch zeit s n a ch t" wiederum einen durchschlagenden Erfolg. DaS Publikum war von^Änfang bis zum Schluß in animicrtestcr Stimmung. Das Stück bleibt auf dem Spielplan. Sommertheater Drei Linden. Heute, Dienstag, geht das Schauspiel von Felix Philippi „Das Erbe" mit Herrn Di rektor Treptov in der Rolle des Sartorius erstmalig in Scene Den Baron Larun spielt Herr Janson, den Mathiesen Herr Wchland. Morgen findet eine Wiederholung des drastischen Schwanks „Ein toller Einsal l" statt und für Donners- tag ist daS Lustspiel „Auf der Sonnenseite" von Blumenthal und Kadclbnrg auf dem Spielplan.
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