01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040707013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904070701
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-07
- Monat1904-07
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BezugS-PretS i» der Hanptrrpeditton oder der« AnSgabe- tzelleu aogeholt: vtrrleliährlich 8.— bei zweimaliger täglich« 8»ft«ll»a tu» Hau» L.7Ü. Durch bi« Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährltch LLO, für die übrige» Länder laut ZettvagSpreiSlifl«. Netzaktto»» Johannttgaffe 8. Sprrchstnad«: S—6 Uhr Rachu». Fernsprecher: 1L3. Erpebitiau: Johanui-gaff« L Fernsprecher: L2L EHistespeRtttoa« r Alfred tza-».Buchdandlg^ UniversttStIstr.3 (y«mspr. Nr. 4046^ L Lösch,. Sacharin en» Mlß« 1» (Fernsprecher Nr LVSV) er. König»» Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7KOS). Houpt-KUtole Dreötze»; Martenstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: TarlDunckrr, tz«zgl.Bayr.Hofbuchbandlg- Lützowstraßr 1O(FernsprecherAmtVI Nr.4603.) Morgen-Ausgabe. MpMer Tageblatt Anzeiger. Ämtsvlatt des Äönlglichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Volizeicmtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 2S Reklamen unter dem Rrdaktton»strtch (4 gespalten) 7K »ach den Familieauach- richte» (6 gespalten) KO Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen uud Osserteuaanahm« Lü Extra-Vetlag« (gefalzt), nnr mit der Marge»-Ausgabe, ohu« Postbesürderuug ^4 60.—. mit Postbesvrderung 70.-. Snuahmeschlutz für An-et,enr Ab«»d-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Moi^»r». Ausgabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigkn sind stet» au die Expedition -urichteu. Die Expedition ist Wochentag» «nunterbroche» geöffnet »«» früh 8 bi» abeud» 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Pol- iu Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. »liukhardV. 98. Jahrgang.'-. Donnerstag den 7. Juli 1904. Var Uttcdtigrie vom läge. * Der Streik der Leipziger Kupfer schmiede ist nach achttägiger Dauer beendet worden. (S. Leipz. Angel.) * Der Kaiser und die Kaiserin sind gestern an Bord der „Iduna" inSwinemünde eingetroffen. Auch Herr v. Lucanus ist dort eingetroffen. (Siehe Deutsches Reich.) * Drei Schiffe der russischen Freiwilligenflotte haben das Schwarze Meer verlassen. Ihre Bestimmung ist unbekannt. (S. Ruhland.) * Nach einer Lloyddepesche aus Wladiwostok ist dort der englische Dampfer „Cheltenham" am 2. Juli eingebracht worden. Er erwartet die Ent scheidung des Prisengerichts. Italien «nll «er vreivuna. Die Dreibundfeinde sind wieder einmal um einen Trumpf ärmer, um einen Trumpf allerdings, an dessen Wirksamkeit sie in letzter Zeit selbst nicht mehr recht glauben wollten. Bis zur Nomreise Loubcts fanden gewisse Leute ein unverkennbares Vergnügen daran, von den zwei Seelen zu reden, die in Italiens Brust lebten, oder das Königreich mit boshaftem Blinzeln nach feinen Alliierten ernster Verstoße gegen die „Trcibunddiät" zu zeihen. Tie Tschechen verwiesen den Dreibund wieder einmal in die „politische Archäologie", in Paris sprach mau von dem „ungleichen Gespann" und an der Themse von „Bundesirrungen". Man wies aus die neue Allianz der „Westmächte", man wies auf gewisse Bestrebungen Italiens im nahen Orient und im Mittclmeer hin, man schien es schließlich überhaupt nicht mehr begreifen zu wollen, wieso Italien es nur so lange im Dreibund habe aushalten können. In Italien selbst widersprack-cn zu- nächst nur einige. Es schmeichelte der italienischen Eitel- leit, die Rolle der vielumworbenen Schönen zu spielen, und dann versprach man sich auch wohl gewisse Neben- cinnahmen von einer zarten Liaison mit dem galanten Franzosen, auf dessen Splendidität man fest gerechnet hatte, als man ihm die .Hand zu jener berühmten „Extra tour" reichte. Aber das Kalkül muß doch wohl irgendwo ein Loch gehabt haben. Schon vor der Romreise Loubets schien manchem italienischen Patrioten das kokette Spiel etwas bedenklich und kaum hatte der französische Präsident der ewigen Stadt den Rücken gekehrt, da machten sich deut liche Symptome eines Stimmungswechsels bemerkbar und zwar ohne daß es dazu auch nur der zartesten Mah nung der Dreibundskollegen bedurft hätte, die den Aus drücken des franko-italienischcn Enthusiasmus sehr ge lassen zugeschaut hatten. Mochten auch Wiener Blätter etwas bitter erklären, wenn das Verhältnis zwischen Italien und Frankreich nur eine „ontonto corckiulo" sei, dann wäre diese jedenfalls dem legitimen Verhältnisse vorzuzichen: „dann wollen wir lieber die „erneut«" als die „Allianz" — die österreich-ungarische und die deutsche Regierung schienen nicht sehr beunruhigt. Nicht nur, daß man an den maßgebenden Stellen die Bundes treue und Zuverlässigkeit Italiens höher einschätzte als alle vorübergehenden Regungen einer leicht entzündbaren Volksseele, man wußte auch, daß die Vernunft Italien gebieten würde, an dem Dreibundvcrhältnis nicht zu rühren. Dann kam das englisch-französische Ueberein- kommen, es brachte den Franzosen den entscheidenden Ein fluß in Marokko, England wertvolle Zugeständnisse in Aegypten, beiden Ländern außerdem noch manche wei- teren Vorteile, was aber brachte es Italien? Wo blieb das Douceur für die Extratour. Man konnte eine gewisse Enttäuschung in Rom nur schwer verbergen. Aber damit nicht genug, einen Augenblick lang mußte man befürch ten, neuerdings isoliert zu werden in der internationalen Politik. Herr Tittoni war zwar in Abbazzia mit dem Grafen Goluchowski zusammengetroffen, und wenige Tage später hatte Kaiser Wilhelm an der italienischen Südküste mit König Viktor Emanuel einen kräftigen Händedruck getauscht. Aber würden diese herzlichen Be ziehungen, die damit das Prestige Italiens wahrlich nicht verminderten, nicht auf die Dauer beeinträchtigt werden können durch allzufreudige Hingabe an die gallische Re publik? Die Stimme der Vernunft begann wieder die des Herzen» zu übertönen, wenn man in solchen Extremen hier sprechen darf, denn die Solidität des Dreibundes hat dem legitimen Verhältnis in Italien mindestens eben soviel ehrliche Zuneigung geworben, wie die flotte Galan terie des französischen Freidenkers. Eine kleine Ent täuschung, das Fehlschlagen der neuesten Versuche der Westmächte, Rußland und Oesterreich-Ungarn das „Man- dat Europas" auf dem Balkan zu entziehen und sich dafür mit ihren eigenen Zielen im nahen Orient durchzusetzen, wobei Italien nicht zu kur- zu kommen hoffen mochte, hat das Faß gefüllt — die Beratung des Militärbudget- in der Consulta brachte es zum Ucbcrlaufen. Also das waren die Konsequenzen der Franzosen freundschaft, das die Konsequenzen aller Begeisterung, aller Selbstverleugnung aller — bunten Phantasien. Aber natürlich, wer konnte sich der Logik entziehen: wenn man die innere Bedeutung des Dreibundes selbst herab minderte, so wurde dadurch eine Erhöhung der Militär ausgaben notwendig. Man besann sich plötzlich auf diese und. ohne es freilich zu sagen, wahrscheinlich auch noch aus die andere ökonomische Bedeutung des Dreibundverhält nisses für Italien, die- welche zu dem ganzen „Franzosen rummel" bedeutungsvoll geschwiegen, gewannen doch noch Oberhand und mehr noch: schon in den ersten Tagen der Debatte über das Kriegsbudgct waren plötzlich die sämt lichen Redner der äußersten Linken, die leider mit größter Leidenschaftlichkeit das Dreibundverhältnis be kämpft hatten, zu enthusiastischen Freunden der Allianz geworden. Wie Schuppen fiel es den sozialistischen De putierten, den Republikanern und den Radikalen von den Augen, sie waren wie benommen von der Größe der „Ge fahr" — Gefahr zunächst nur in ihrem wirtschaftlichen Sinne — die sie um ein Haar heraufbeschworen hätten. Einstimmig hat die ganze italienische Kammer den Wert des Dreibundes für Italien anerkannt, die vielgerühmte „Kontinuität" mit der Politik PrincttiS war plötzlich auch den Extremen nicht mehr die „Tradition", die es zu wahren galt. Man suchte vielmehr mit aller Energie wieder an jene alte, legitime und solidere Tradition an zuknüpfen, als die man in dem Augenblick, wo es Ernst wurde, die des großen mitteleuropäischen Bundes mit den friedlichen Intentionen und der festgcgründcten Soli darität wieder hatte würdigen müssen. Es war nicht nur die rauhe Sprache der Tatsache, nicht nur der nüchterne Eindruck, womit das Militär budget auf die heißblütigen Italiener wirkte, es waren auch Erinnerungen, die von dem Hause der Casulta aufstiegen. Erinnerungen an eine Acra behaglicher Sicherheit, in welcher die wirtschaftliche und die Finanz kraft des modernen Italiens wurzelte. Durfte man diesen Wurzeln aufs Gcradewohl den Nährboden ent- ziehen? „Tie Hoffnung reizte mich u:rü das Vermögen!" Mit den Worten, mit denen Wallenstein seinen Monolog begann, können die Italiener das jüngste Kapitel ihrer auswärtigen Politik abschließcn — es war nicht ihr Ernst. Wird man für die Zukunft in Italien eine Lehre ziehen aus diesen Budgetdebatten — wird man sie auch im dreibundfeindlichen Ausland beherzigen? Der Fuktana aer Herero. „Gerechtigkeit für die ventschen!" Den Verunglimpfungen, die sich die deutschen Ansiedler in der Kolonie vom deutschen Reichstag und der deutschen Presse aus — Bebel und Missionare, „Vorwärts" und „Reichsbote" Hand in Hand! — haben bieten lassen müssen, tritt jetzt in sehr beachtenswerter Weise der Pfarrer der deutschen evangelischen Gemeinde in Windhuk, Wilhelm Anz, entgegen. Er sendet der „Christlichen Welt" unter der Ueberschrisl „Gerechtigkeit für die Deutschen in Südwest afrika!" einen Artikel, der sich besonders gegen die auch von Bebel im Reichstag benutzten Ausführungen des evangelisch orthodoxen „Reichöboten" richtet. Wir können durchaus nicht allen Bemerkungen des Verfassers beipflichten, halten einen großen Teil aber für außerordentlich berechtigt und freuen uns der ehrlichen Worte, die hier gerade von einer Stimme ertönen, der ein Teil der erwähnten Kritiker besondere Be achtung schenken muß. So schreibt Pfarrer An;: Es ist tief beklagenswert, daß die auS missionarischen Kreisen stammenden „Rcichsboten"-Artikel mit der unterschiedslosen Allge meinheit ihrer Behauptungen in Deutschland den Eindruck hervor gebracht haben, als ob man von den Weißen als „Kulturträgern" tn Südwestafrika nur noch in Anführungsstrtchlichen reden könnte, als gäbe es hier nur Händler, die mit Schnaps und Putzwaren die Herero verderben und Wucherschuldrn mit roher Gewalt eintreiben, nur Männer, die mit Hererofrauen ein wüstes Leben führen und die Eingeborenen brutal behandeln, nur Weiße, die den Herero Lehrmeister für alle Schlechtigkeiten gewesen sind. Ich bin ein Freund der Mission gewesen und bin e» noch und denke es auch zu bleiben; ich gebe ohne weiteres zu, daß die Missionare viel Grund zu Klagen gehabt haben über daS Benehmen vieler Weißen gegen über den Eingeborenen: aber ich kann nicht anders als sagen, die Art, wie in jenen „Reichsboten"-Artikeln die Weißen ganz allge mein als weiße Teufel und die Eingeborenen ebenso allgemein als schwarze verführte Engel hingestellt werden, ist unverantwortlich. Es ist eine Eigentümlichkeit, so fährt der Verfasser an anderer Stelle fort, wohl auch eine ehrende Eigentümlichkeit deS deutschen Volkes, daß eS in ängstlicher Gewissenhaftigkeit bemüht ist, selbst den Feinden Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Dabei ist- ihm leider schon öfter» widerfahren, daß e» vor lauter Gerechtigkeitsdrang ungerecht gegen die eigenen Landsleute wurde. Und so ist e» auch diesmal wieder ge gangen. Den Hereros ist nunmehr überreichlich „Gerechtig keit erwiesen, es wird höchste Zeit, auch den Deutschen Ge rechtigkeit widerfahren zu lasten. Schon heißt eS: „Dir deutsche Nation will nicht, daß eine Handvoll Abenteurer in den Kolonien wüste Brutalitäten übe, die Eingeborenen zur Racheübung erbittere und das Reich dann alle- auSbaden soll." („Rrich-bote", zitiert von Bebel im Reichstage.) Und die praktische Schlußfolgerung: Zwei Millionen zu Darlehen an die Geschädigten, mehr nicht; mögen sie die Suppe ausessen, die sie sich eingebrockt haben. Damit zwingt man die besten, zukunstvollsten Elemente, eine ganze Reihe von altbewährten, fleißigen Farmern zur Auswanderung. Wer vor dem baren Nichts steht, kann mit einen dürftigen Darlehen von vielleicht 10 000 nicht den Neuaufbau be ginnen. Es ist hart, wenn die, die sich an dem Ausbruch de- Aufstande» unschuldig fühlen, ungehört mit den Schuldigen verdammt und bestraft und nm ihr Existenzrccht gebracht werden sollen; doppelt hart, wenn dies geschieht in einer I Zeit, wo Krieg, Typhu» und di« ganze Trostlosigkeit der gegenwärtigen Lage ohnehin schwer auf dem unglücklichen Lande und seinen Bewohnern lastet. Endlich sagt Anz: „Jedermann hier im Lande, die Missionare nicht ausgeschlossen, weiß, daß dieser Krieg kommen mußte, auch wenn nie ein Händler eine Kuh aus dem Kraal eines Herero herausgetrieben hätte. Tie Händler haben vielleicht seinen Ausbruch beschleunigt, gewiß eine Masse unnötige Verbitterung geschaffen: aber es wäre töricht zu glauben, daß ein Volk von rnnd 60 000 Seelen um etwa k>0 Menschen willen — mehr sind eS kaum Händler gewesen, und auch die nicht lauter Wucherer und Halsabschneider —, die verstreut im ganzen Lande ihr Wesen trieben, einen umfassenden, seit Jahren vorbereiteten, sorgsam organisierten Krieg beginnen sollte. Tie paar Händler konnten mit Leichtigkeit ermordet werden, dazu war kein solcher Aufwand nötig. Nicht den Händlern gilt der Krieg, sondern den Deutschen als solchen: ob sie die Herero mißhandelt haben oder nicht, kommt dabei gar nicht in Betracht, alle Deutschen sollten aus dem Lande verjagt werden, nur wenigen alten Freunden hatte man Freibriefe ausgestellt." Bon Bebel wollen wir schweigen; aber ist eS nicht be schämend für den „Reichsboten" und seine Leute und nicht minder für die Urheber des „Almosen"-BeschlusteS, so fragen wir mit der „Nat.-Ztg.", sich in dieser Weise den Text lesen lasten zu müssen? Der ru;;i;cb-japanircl>e Krieg. Der Zustand der russischen Ostseeststte. Bekanntlich soll nach amtlichen Angaben das gesamte russische Ostscegeschwader bis aus die Mobilisierung der begleitenden Kohlenslotille im August zum Auslaufen bereit sein. Von englischer fachmännischer Seite wird hierzu aus Kronstadt geschrieben. Das einzige Schlacht schiff der zur Zeit in der Vollendung oder im Bau be griffenen Schlachtschiffe, das im August in der genügen den technischen Versüssung die Ostsee zu verlassen ver mag, ist der „Imperator Alexanoer HI.". Dies ist die nackte Tatsache, wie sie sich erfahrenen Fachtechnikern darstellt. Wenn daher NMland seine Ostseeflotte im August abschicktle, würde diese von neuen Schlacht schiffen nur aus einer einzigen Einheit, eben dem „Alexander III." bestehen, der 1001 auf der baltischen Werft vom Stapel lief. Seine Abmessungen sind 392 Fuß 10 Zoll und 76 Fuß, sein Deplacement 13 516 Tonnen, sein Tiefgang 26 Fuß. Bei 15 800 ind. Pferde kräften (er führt Bellevilletessel, in deren Behandlung die russischen Ingenieure nicht besonders erfahren sind) soll er eine Geschwindigkeit von 17,6 Knoten erreichen. Zwei andere im Bau befindliche Schlachtschiffe, der „Imperator Paul I." und der „Andrei Pervosvanni", von je 16 030 Tonnen und mit einer projektierten Ge schwindigkeit von 18 Knoten, wurden erst neuerdings auf der baltischen und der Admiralitäts-Werft auf Kiel gelegt. Sie sind vielleicht 1906 fertig, vielleicht auch nicht, wahrscheinlich wird dies erst 1907 der Fall sein. Jedenfalls können sie nicht 1905 beendet fein, geschweige denn im August dieses Jahres. Von den anderen neuen Schlachtschiffen, dem „Borodino", „Owl", Sunwrow" und der „Slawa", lief die „Slawa" erst 1903 auf der baltischen Werft voni Stapel. Daß sie ein Geschwader nach dem Stillen Ozean vor Mitte 1905 begleiten könne, gilt für ausgeschlossen. Gleich dem 1902 auf der bal tischen Werft voni Stapel gelaufenen „Suworow" ist die „Slawa" noch längst nicht für die Äorversuche und Probefahrten bereit, geschweige denn für die Indienst stellung. Der 1902 auf der Admiralitäts-Werft vom Stapel gelaufene „Orel" ist in einer schlimmen Lage. Abgesehen davon, daß sein Rumpf jüngst bei einem Un fall auf der Newa beschädigt wurde, mußte eine beträcht- liche Anzahl seiner bereits an Ort und Stelle befind lichen Ausrllstungsteile wieder entfernt werden. Diese müssen erst wieder eingestellt werden, und wie inan er fuhr, ist auch einer seiner Kessel nicht in Ordnung. Auf alle Fälle ift der „Orel" noch viele Monate von der Vollendung, den Probefahrten und der Indienststellung entfernt. Wenn die Verhältnisse bei den Schlachtschiffen derart liegen, so ist es zwecklos, die Aussichten einer früheren Entsendung der Kreuzer zu erörtern. Linberu-rrng der russischen Marinereservisten. Die neueste Nummer der Gesetzessammlung veröffent licht einen kaiserlichen Ukas, durch den gemäß der Mobilmachungstabelle zur Vervollständigung des Mann schaftsbestandes der baltischen Kriegshäfen alle noch nicht einbcrufenen Marinereservisten der Gouvernements des europäischen Rußlands, ausgenommen Orenburg und Finnland, zum aktiven Dienste «unberufen werden. Ferner werden für die Bedürfnisse von Sewastopol die Reservisten der Bezirke des Dongebietes Taganrog und Rostow, und von vier Kreisen des Gouvernements Cherson einberufen. Hasensperre von Psrt Arthur. Die russische TorpedobootSflotille und Kanonenboote legten nahezu eine Meile außerhalb Port Arthurs eine Balken- sperre vor die Hafeneinfahrt. Deutsches Keich. * Berlin, 6. Juni. 'Die Flotte und die Sozialdemokratie. In dem Bernsteinschen Montagsblattc wird eine Zuschrift veröffentlicht, die von einem „Gesinnung», freunde" des Herausgebers herrührt. In dieser Zuschrift findet sich der Satz: „Die Flotte ist tn unendlich geringerem Grade ein Werk zeug der Reaktion als das Landhccr, ja sic ist es überhaupt kaum." Dieser flottenfreundliche Ausspruch ist immerhin be merkenswert und interessant, obwohl wir fest überzeugt sind, daß trotzdem die pesamtc sozialdemokratische Reichs- tagsfraktion einschließlich des Herrn Bernstein gegen jede Flottenvermebrnng und gegen den ganzen Marineetat nach wie vor stimmen und zetern wird. Der Nachweis, inwieweit und weshalb die Flotte in viel geringerem Matze ein Werkzeug der Reaktion sei, al» da» Landheer, wird leider in der Zuschrift nicht geführt, ja kaum ange- deutet. Vielleicht holt der Gesinnungsfreund das Ver säumte in der nächsten Nummer nach. Aus »er Ostmark. Bei einer Besprechung de» in Posen abgehaltenen Berbandstaaes der polnischen Turnvereine ertennt die polnische Zeitung „Orendownik" an, daß die Posener Schutzmannschaft sich bei dem Sokolseste rücksichts voll benommen habe, d. h. sie habe lediglich ihre Pflicht getan, ohne die nach Tausenden zählende Zuschauermenge, die außerhalb des Gartenzaunes Aufstellung genommen hatte, zu provozieren Bei der aufgeregten Stimmung dieser Menge wäre nichts leichter gewesen, als ein zweites Wreschen zu schaffen. Schließlich spricht da» Blatt dem Minister von Hammerstein den besten Dank dafür au», daß er als geistiger Urheber der die Freiheit des Sokol» beschränkenden Maßnahmen gerade durch diese Maßnahmen den Geist deS polnischen Volkes so wundersam aufgerüttelt habe. — Dazu bemerkt sehr richtig das „Pos. Tgbl. : „Wenn die Bemerkung des „Orendownik" über dir Stimmung der polnischen Zuschauer zutreffend ist, so wird dadurch noch nach träglich bewiesen, wie sehr wir im Rechte waren, als wir da» Berbo» des Sokoltages forderten. Es würde zu unerhörte» Zuständen führen, falls die öffentliche Ordnung in einer preußischen Stadt nur noch aufrecht erhalten werden kann dadurch, daß man einer Menge, deren deutschfeindlicher Fanatismus schließlich ohne ersichtliche» Grund der ärgsten Ausschreitungen fähig ist, den Willen lassen muß. In Wreschen hat — da» ift vor Gericht ftstgestellt worden — tatsächlich die polnische Menge eine zeitlang die Straße be herrscht. Soll eS hierzu auch in Posen kommen?" lieber die Hebung des Deutschtums und den Kastengeist bringt die „Pos. Ztg." eine Zuschrift aus Schrimm (Provinz Posen), in der die Einweihung eines im Juteresse des Deutschtums gebauten Saale» geschildert wird: „Tie Frier wurde durch rin von der Batatllonskapellr auS- geführtes Gartenkonzert um b Uhr eröffnet. Nach Schluß wurde im Saale nach einem großen Festprolog von der bekannten Theater-Gesellschaft, Direktion Wünsche, daS sehr ansprechende Stück „Moderne Dienstboten" aufgeführt. Hierauf sand ein Ball statt. Der Besuch war ein sehr bedeutender und wurde auf circa 1000 Personen geschätzt. (Die ganze Stadt zählt 6000 Ein wohner. D. Red.) Mit Befremden ist von den deutsche» Besuchern bemerkt worden, daß sich von de» Obere» Zehntausend (man muß „oberen Zehnern" sagen) niemand hat sehen lasten, ohne Ausnahme weder Verwaltung, Offizierkorps, Gericht noch Gymnasium Man konnte aus diesem Grunde so manche treffende Bemerkung über Hebung und Zusammenhalten des Deutsch tums hören. Ueber dieses Thema werden unzählige Vorträge und Versammlungen abgebaltcn, aber doch wohl nur darum, damit diese Reden zu Papier stehen und spätere Generationen daraus ersehen, wie kräftig hier das Deutschtum unterstützt worden ist — mit Worten. Unter diesen Umständen ist es gar kein Wunder wenn ein alter deutscher Besitz nach dem andern tn polnische Hände übergeht." Ja, wir halten fest und treu zusammen. Abez Ordnung mnß sein. * Haiiptstcllc deutscher Arbeitgeberverbände. Gestern sand hier unter dem Vorsitze des Herrenhausmitgliedes VopeliuS die erste Ausschußsitzung der vom Zentralver- bande deutscher Industrieller ins Leben gerufenen Hauptstelle deutscher Arbeitgeberverbände statt, der so viele Vereinigungen beigetreten sind, daß die Organisation als außerordentlich machtvoll bezeichnet werden kann. In der zahl reich besuchten Ausschußsitzung wurden nach Festsetzung deS Haushaltsplanes die Grundsätze besprochen, die bei An trägen auf Gewährung von Hülfe durch die Haupt stelle maßgebend sein sollen. E« wurden ferner die für den Abschluß von Kartellverträgen mit andern Arbeitgeber verbänden maßgebenden Gesichtspunkte festgelegt. Zur Er örterung gelangten ferner die Verhältnisse der fatzungsgemäß sich gegenseitig Hülfe gewährenden Arbeitgeberverbände, sowie das Verhältnis von Einzelsirmen zur Hauptstelle. Weiterhin wurde beschlossen, in der Hauptstelle eine Organi sation zur Verbindung der Arbeitsnachweise unter einander zu schaffen; endlich wurden zwei Anträge auf Unterstützung von Arbeitgebern, die von unberechtigten Arbeiterausständen heimgesucht sind, durch Gewährung der Unterstützung er ledigt. Die Hauptstelle wird über ihre Tätigkeit Mitteilungen veröffentlichen, deren Erscheinen an bestimmte Zeiten nicht gebunden sein wird. * Erweiterter Arbeitcrschntz tn der Wäsche- und Kleider konfektion. Am 1. Juli d. I. trat eine bedeutsame Wandlung in dem Schutze derjenigen weiblichen und jugendlichen Arbeiter ein, welche in der Kleider- und Wäscheindustrie beschäftigt werden. Nach der Verordnung vom 31. Mai 1897 fand der Ar- beiterinnenschutz in diesem Gewerbe nur auf solche Werkstätten Anwendung, in denen die Herstellung von Kleidungsstücken, sowie von Wäsche im großen erfolgt«. Durch diese Bestimmungen wurden aber die wenigsten Anlagen getroffen, denn in den meisten An- lagen wird auch nach Maß für den persönlichen Bedarf der Besteller gearbeitet. Daß aber gerade diese Werkstätten zahlreich« sanitäre und sittliche Mißstände aufweisen, ergaben die Berichte der Gewerbe- aussichtSbeamten alljährlich aufs neue. Erst seit dem 1. Juli fallen auch diese Maßwerkstätten unter die sogen. KonfeMonS-Berorduung, und neu hinzu treten außerdem diejenigen Betriebe, in denen Frauen- und Kinderhüte garniert werden: die eigentliche Putz macherei Wie groß ist nun di« Zahl der Maßwerkstätten, welche vom 1. Juli ab unter die erweitert« Verordnung fällt? — Die» auch nur annähernd zu bestimmen, dürfte z. Z. unmvglich sein. Wie viele Putzmacherinnen und Konfektionsarbeiterinnen „etablieren" sich alljährlich, besonders in den Großstädten! — Me viele müssen in wirtschaftlich ungünstigen Zelten den Arbeitgeber wieder mit einer Arbeltachmerstelle vertauschen! — Fabrik« und diesen gleich gestellte Anlagen, d. h. Werkstätten, in welch« die Anfertigung er folgt (nicht Maßwerkstätten), warcn v B. tn Preußen laut Bericht I!«03: 4lM mii Arbeitrrmnen vorhanden: wie aber auch diese Zahlen bereits wechseln, erficht man au» dem Umstande, daß im vergangen« Jahr« 1» Berlin zahlreiche KooftktionSdetrirh« «-
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