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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040709025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904070902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904070902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-09
- Monat1904-07
- Jahr1904
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Beilage Sonnabend, S. Jnlt 1904. Leipziger Ungelegenbeiten. * Let-zig, 9. Juli. * Der Bebauungsplan für bas Grundstück „Römisches HauS" hat schon bei seiner Beratung im Stadtverordneten- KoUegium zu längeren Auseinandersetzungen darüber geführt, ob für die Baustelle neben Ulrichs Bierpalast (es ist die sog. »Grüne Linde") die fünfgeschossige Bebauung zugelassen werden solle oder nicht. Da« Kgl. Ministerium des Innern hat nun bei Borlegung des Bebauungsplanes dahin Entschließung getroffen, baß die fünfgeschossige Be bauung nur dann gestattet werden könnte, wenn auch das Bordergebäude von Ulrichs Bierpalast 2l w Simshöhe haben sollte. Letzteres Gebäude hat aber nur 17 m Hauptsimshöhe und somit dürste ein fünftes Geschoß für die nebenliegende Baustelle nicht zulässig sein. * Zum Durchbruch der Wiebelstraße. Das nach dem Straßenöurchbruch verbliebene Baugelände ist kürzlich öffentlich versteigert worden. Hierbei sind für die vor handenen vier Bauplätze, deren Fläche im ganzen 1381 Quadratmeter beträgt, Gebote in einer Höhe von insgesamt 122 100 abgegeben worden, also im Durch- schnitt für das Quadratmeter 88,40 Für den Rest des noch im Stadtbesitz befindlichen ehemals Schmidt- schen Grundstückes, dessen Fläche sich auf etwa 600 Quadratmeter beläuft, sind fernerhin 53 000 ge boten worden, so daß sich eine Einnahme von 175 100 für das ganze Gelände ergäbe, wozu noch 1400 für zu erwartenden Erlös aus dem Abbruche hinzuträten. Da sich die bisherigen und die noch entstehenden Auf wendungen (Ankauf des Schmidtschen und des Frankeschen Grundstückes, Wasserleitungs- und Gas- Zuführung usw.) auf 141 500 beziffern, so würde die Durchführung der Wiebelstraße für die Stadt einen Gewinn von rund 25 000 ergeben haben. Der Rat ersucht die Stadtverordneten, dem Verkaufe der be- zeichneten Baustellen zuzustimmen, da die gebotenen Kaufpreise als angemessene zu bezeichnen seien. * Eine Lohnstatistik will die Handels- und Gewerbe- kammer Leipzig in ihren diesjährigen Bericht auf- nehmen. Sie hat sich deshalb unter Vermittelung der unteren Verwaltungsbehörden an alle Krankenkassen ihres Bezirks gewendet, die ihr sämtliche Kassenmit- glieder, wie sie sich auf die einzelnen Lohnklasscn ver teilen, mitteilen sollen. Die Angaben sollen nach dem Stande am Jahresschlüsse 1902 und 1903 gemacht werden. * Der Verein für Erdkunde zählte am Ende seines 43 Vereinsjahres 711 ordentliche, 36 korrespondierende und 24 Ehrenmitglieder und verfügte neben einem Kassenbestand von 2890,27 über ein Vermögen von 3000 Nominal-Effekten. Außerdem wiesen die Karl Ritter-Stiftung 52 100 Nominal-Effekten, das Lomersche Legat 500 Effekten und die Ur. Hans Meher-Stiftung 30 000 auf. Die wissenschaftlichen Veröffentlichungen des Vereins fanden ihre Fortsetzung in zwei „Beiträgen zur Biogeographie und Morphologie der Alpen". Die erste Arbeit führt den Titel „Höhen grenzen der Vegetation in den Stubaier Alpen und in der Adamello-Gruppe". Sie wurde von dem Vereins- Mitglieds Lehrer Hermann Reishauer in Leipzig verfaßt. Die zweite Arbeit: „Der Seenkessel der Soiern, ein Kar- wendelkar", hat zum Verfasser Seminaroberlehrer l>. Christian März in Löbau. Außerdem gab der Der- ein in diesem Jahre eine zweite Veröffentlichung zu sammen mit dem Verein für Erdkunde zu Dresden heraus: „Literatur der Landes- und Volkskunde des Königreichs Sachsen" von Qbcrbibliothekar Paul Emil Richter in Dresden. Tas Ehrenmitglied Herr Professor vr. Hans Metzer unternahm in den Sommermonaten des Jahres 1903 eine Forschungsreise in die Ecuatoria- nischen Anden, um die dortigen Gletscherphänomene zu studieren. In der Qktobersitzung erstattete Professor Metzer Bericht über die interessante und ergebnisreiche Expedition. - An Unterstützungen von wissenschaftlichen Reisenden wurden bewilligt: Herrn Prof. Conradi 500 Mark als Beihülfe zu Reisen und Ausgrabungen in China, der Marokkanischen Gesellschaft zu Berlin zum zweiten Male ein Betrag von 250 zur Beschaffung von Instrumenten für meteorologische Stationen in Marokko. Auf einstimmigen Beschluß des Vorstandes erwarb der Verein mit Beginn des Jahres,1903 die Mit- aliedschast der Deutschen Qrientgesellschast und des Kolonialwirtschaftlichen Comit?? zu Berlin. Gelegent lich des 30iäbrigen Jubiläum? des Beliebens des Ham burger Schwestertzereins überbrachte .Herr Prof. Hans Meyer persönlich die Glückwünsche de? Verein?. In der Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Nr. 346. Abend-AuSflabe. Zusammensetzung des engeren Vorstandes trat nur in sofern eine Aenderung ein, als Herr Geh. Hofrat Prof, vr. Ratzel ausschied und Herr Prof. vr. Hugo Berger an seiner Stelle zum zweiten Stellvertreter des Vorsitzenden gewählt wurde. Herr Privatdozent Ur. Friedrich, der bereits vertretungsweise das Amt des zweiten Schrift führers geführt hatte, wurde jetzt für dieses Amt ge wählt. Herr Kommerzienrat Konsul Nachod wurde zum zweiten Kassierer wiedergewählt. An Stelle der aus dem Beirat ausscheidendcn Herren Qberreichsanwalt vr. Qlshausen, Professor Ur. Hugo Berger und Rechts- anwalt Ur. Kurt Hillig wurden gewählt die Herren Geh. Hofrat Professor Ur. Ratzel, Geh. Hofrat Professor Ur. Bruns, Professor Ur. Wiener und Kartograph Direktor A. Scobel. Die in den oberen Räumen des Grassi-Museums untergcbrachte Vcrcinsbibliothek stand den Mitgliedern des Vereins, sowie denen des geographi- schen Seminars der Universität Dienstag, Donnerstag und Freitag von 4—7 Uhr zur Benutzung offen. Die Vergrößerung der Bibliothek geschah außer durch den regelmäßigen Ankauf der wichtigsten Neuerscheinungen vor allem durch möglichste Ergänzung etwa vorhandener Lücken im Bestände der geographischen Zeitschriften. Ein neuer Katalog der Bibliothek befindet sich in Druckvor- bereitung. * Tie Post zur Reisezeit. Wer verreist, bewirkt den Antrag auf Nachfendung beim Postamtc mit Hülfe eines Formulars, das dort unentgeltlich zu haben ist. Die Postsendungen, deren Nachfendung gewünscht wird, sind nach den einzelnen Arten (Briefe, Postkarten, Drucksachen, Warenproben, Geschäftspapiere, Postanweisungen, Wert sendungen, Pakete, Nachnahmesendungen, Telegramme) anzugeben. Wenn die Nachfendung aller Gattungen von Postsachen gewünscht wird, genügt die Angabe „Post- sendungen und Telegramme". Nachzusendende Zeitungen sind genau zu bezeichnen und einzeln aufzuführen. Die Rücküberweisung erfolgt kostenfrei. Nach anderen Ländern werden die Zeitungen von der Post unter Kreuz- band gegen Niedcrlegung der Kosten nachgeschickt. Die Adresse, unter der die Sendungen bei der alten Post anstalt eingehen, sowie der neue Bestimmungsort ist in dem Anträge auf Nachfendung genau anzugeben. Hat der neue Aufenthalt keine eigene Postanstalt, so ist auch die Bestellpostanstalt zu benennen. Bei größeren Städten oder Orten, die von Sommergästen viel besucht werden, soll man die Wohnung, wenn sie schon bekannt ist, an geben. Aus dem Anträge muh zu ersehen sein, von welchem Tage an die Nachsendung erfolgen und wann diese aufhören soll. Anträge auf unbestimmte Zeit müssen nach Ablauf von vier Wochen erneuert werden, wenn sie länger in Kraft bleiben sollen. Da in großen Städten, wie Berlin, mehrere Dienststellen von den Nachsendungs anträgen Kenntnis zu nehmen haben, empfiehlt es sich, die Anträge tunlichst einen Tag oder zwei Tage vor der Abreise abzugeben. Sollen Drucksachen, Geschäftspapiere und Warenproben, die nach der Ortstaxe frankiert sind, nachgeschickt werden, so ist dies im Anträge besonders zuni Ausdruck zu bringen. Zum Ausweise beim Empfange von Wertsendungen sind seit dem 1. Juni besondere Post- auswciskarten eiugeführt, die von der bestellenden Post- anstalt gegen eine Gebühr von 50 Pfg. ausgestellt werden. * Die Kreuzottern rieten in verschiedenen Bezirken Sachsens in ganz verschiedener Häufigkeit auf. Nach Len Berichten von vierzehn Amtshauptmannschaften wurden in acht Jahren 37 178 Kreuzottern gefangen und dafür 10 926,70 Fang. Prämien gezahlt. In der Umgegend von Leipzig kommen .Kreuzottern nur in den östlichen Waldungen vor, im Universi- täts. und Oberholze. * Ter Verein sächsischer Gemeindebeamten, dessen Sitz in Leipzig ist, hat die Herren Polizeisekretär August Wilde in Chemnitz, Stadtkämmcrer Karl Gustav Görner in Zwickau und Stadtkassierer Karl August Har laß in Reichenbach wegen ihrer erfolgreichen Tätigkeit für den Verein zu Ehrenmitgliedern ernannt. -r.- Die Sächsische StaatSbahnoerwaltung gewährt für die. jcnigen Tiere und Gegenstände, welche aus der Ausstellung von Werken der christlichen Kunst in Regensburg (vom 14. August bis Anfang September), auf der Pinscher-Ausstellung in Gießen (am 4. September), auf der Kaninchcnausstellung in Aue (am 2S. September) und auf dem Internationalen Markt und der Ausstellung von Motorfahrzeugen, Motoren und Fahrrädern usw. in Leipzig (vom IS. bis 23. Oktober) aus gestellt werden, frachtfreie Rückbeförderung auf den ihr unterstellten Linien unter den üblichen Bedingungen. * Treue Mieter. Am 1. Juli waren 25 Jahre ver flossen, daß Herr Ernst Löther im Grundstücke Heinrich, straße 24 und Frau E. v e r w. Kir stein im Grundstück Kuchengartenstraße 5 in L.-Reudnitz ununterbrochen wohnten. Die Genannten erhielten vom Hausbesitzer-Verein Leivzig-Ost Diplome ausgehändigt. * Am Asyl für männliche vbyachlsse haben in der Zeit vom 2. bis 9. Juli 67 Personen vorgesprochen, welche auch sämtlich Aufnahme fanden. * Gestörter Einbruch. In vergangener Nacht wurde in einen, Grundstücke am Thomaskirchhofe ein Ein bruchsdiebstahl versucht, die Einbrecher sind jedoch durch das Hinzukommen des Hausmanns in ihrer Tätigkeit ge stört worden und durch die Flucht entkommen. Sie waren in das Innere des Gebäudes mittels Nachschlüssels gelangt und waren gerade darüber her, das Vorlege, schloß eines Weinkellers gewaltsam loszusprengen, als der Hausmann auf der Bildfläche erschien. * Selbstmordversuch. In seiner Wohnung in der Schönefelder Straße in Eutritzsch versuchte sich gestern abend ein 29jähriger Bierfahrer in selbstmörderischer Absicht mit einem Rasiermesser die Kehle zu durch- schneiden. Er wurde noch lebend ins Krankenhaus gebracht. Das Motiv der Tat ist unbekannt. * Vermißt wird leit 4. d. M. der Kaufmann Nob. Arthur Maximilian Krctzschmar, geb. am 18. Ok- tober 1861 zu Chemnitz, der bisher in L.-Schlcußig in der Könneritzstraße wohnte. Er ist mittelgroß und schlank, hat graumeliertes Haar, braune Gesichtsfarbe, hohe Stirn, seine rechte Schulter ist schief. Er trägt schwarz und weißen Strohhut und dunklen Jackettanzug. * Unfälle. In der Merseburger Straße in Lindenau erlitt ein 3jShriger Knabe, der sich an einen beladenen Handwagen hing, durch Abfallen einen Nasenbeinbruch und Quetschungen der Augen, so daß er ins Krankenhaus geschätzt werden mußte. — Gestern nachmittag siet einem auf einem Neubau am Täubchrnwege beschäf tigten Maurer ein Ziegelstein aus der Hand und einem auf einem Nebenbau beschäftigten Arbeiter auf die linke Schulter, wobei er leichte Verletzungen davontrug. — In der Ostheimstraßc in Seller- bausen stürzte ein auf einem dortigen Neubau beschäftigter 28 jäh- riger Maurer drei Stock hoch von einem Gerüste herunter auf einen Sandhaufen. Er erlitt innere Verletzungen und wurde ins Kranken haus gebracht. Eine Schuld an dem Unglücksfalle kann niemandem beigemessen werden. * Polizeibertcht. Festgenommen wurden ein 66jähriger Stell- wacher und ein 36 Jahre alter Reisender aus Lindenau, die sich eines Sittlichkeitsverbrechens schuldig gemacht haben. — Aus einer Hausflur der Hainslrahe wurde ein Fahrrad, Marke „Presto", Nr. 12 257 gestohlen. Der Dieb ließ dafür ein minderwertiges Rad, das kurz zuvor aus einer Hausflur der Schützenstraße ent wendet worden war, zurück. — Zur Verantwortung gezogen wurde ein 16jähriger Schreiber, der in einer hiesigen Buchhandlung eine Anzahl Bücher gestohlen und dann verkauft hatte. — Zwei ältere Arbeiter stahlen ans einem Schuppen der Roschersttatze fünf Gänse. Sie wurden festgenommen, als sie die Beute verkaufen wollten. — Ein Spitzbube schlich sich in eine Ge sellenkammer in der Promenadenstratze ein und stahl daraus eine silberne Herren - Remontoiruhr, die ?. L. und Paul Klausig gezeichnet ist. — Aus einem Grundstück der Hellmuthsttaße zu Leipzig - Lindenau wurde ein Fahrrad Marke Panther und aus einem Grundstück im Südviertel sechs Speckseiten gestohlen. — In dem Betrüger, der in der letzten Zeit hier in einer großen Anzahl von Fällen auftrat, indem er durch gefälschte Zettel Geld beträge erlangte, ist gestern ein 19 Jahre alter stellungsloser Hand- lungSgehiilfe tcstgenommen worden. — Festgcnommen wurde weiter nock> ein 18 Jahre alter Verkäufer, der in einem optischen Geschäft mehrere Operngläser gestohlen hatte. Vereine und Versammlungen. ch Tas Aahrpersonal der Leipziger Elektrischen Straßenbahn — Ost-Depot — hielt in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend im Gasthof Leipzig-Neurcudnitz eine Versammlung ab, um gleich dem Personal des West- und Haupt-Depots gegen die Ueberlchreitung der im behördlich festgelegteu Plan bestimmten Dienstzetten, wie gegen andere Mißstände Protest zu erbeben. Ein Beschluß wurde nicht gefaßt, dagegen wurde bekannt gegeben, daß in den nächsten Tagen eine allgemeine Versammlung für das ge samte Fahrpersonal im Etablissement „Sanssouci"' abgehalten werden solle, zu der die Direktiouen beider Gesellschaften und der Stadtrat wie die Stadtverordneten eingeladen werden sollen. * Tie Burgstädter Landsmannschaft zu Leipzig hält Montag, den II. (nicht den 18.) d>s. Mts., in Schießers Restaurant IKramerstraße Nr. 3) eine außerordentliche Mit gliederversammlung ab. Zu der Sonnabend, den 16. d. M., nachmittags 3,05 geplanten Gesellschaftsfahrt in die Heimat sind Fahrkarten unter Bezahlung oder Einsendung von 2,80 bis spätestens den 14. Juli bei Herrn Bruno Scheltzig, Moltkestraße 36, zu bestellen. Tie Fahrkartenverteilung erfolgt vor Abgang des Zuges bis 3 Uhr am Bayrischen Bahnhof. Zwei Kinder fahren auf eine Fahrkarte. Festzeichen, die für das dreitägige Heimatsfest zu allen Veranstaltungen zum Eintritt berechtigen, können am oben erwähnten Vereinsabend für 1 pro Person entnommen werden. Kinder zahlen je 10 /H.) Nus Zarbsen. * Dresden, 9. Juli. * Herr Staats- und Finanzminister vr. Rüger ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte wieder übernommen. * Schandau, 9. Juli. Die Gedenktafel für Magister C. G. Hering. — geboren 1766, ge storben 1853: Komponist volkstümlicher Kinderlieber („Morgen, Kinder, wird« was geben"; „Horch, wie kchallt's dorten"; „Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Galopp!") — an dessen Geburtshause zu Schandau a. E., welche den Genannten als „Gründer der deutschen Musikdidaktik" feiert, wurde, weil im Laufe der Jahrzehnte verwittert, kürzlich durch eine neue, aus schwedischem, schwarzen Granit angefertigtc, ersetzt. * Buuvrn, 8. Juli. Bei dem Heutigen (freihändigen) Schießen aus die dritte und letzte Königsscheibe waren die zwei besten Freihandschützen Herr Registrator E. Trautinann und Herr Friedensrichter K. G. H. G r i in in . ersterer wurde zum König, letzterer zum Marschall ernannt. Grimma. 9. Juli. Für das Pfarramt zu Gers- darf bei Leisnig wurde Pfarrer Eisemann in Staucha bei Riesa und für das Pfarramt zu Nischwitz bei Wurzen wurde Pfarrer Kind im Nachbarorte Böhlitz gewählt. —* Roßwein, 8. Juli. Die goldene Hochzeit beging hier Rentner August Wilhelm Kirchbach und Gattin. Nach der Einsegnung überreichte Pastor Heber dem greisen Jubelpaar eine Ehrenbibel. —* Leisnig, 8. Juli. Ter Obst- und Gartenbau verein Leisnig beschloß, in der Zeit vom 8.—10. Oktober dieses Jahres eine Ob st- und Gartenbau-Aus stellung im hiesigen Johannistale zu veranstalten. —* Zschopau, 8. Juli. Ein Familiendrama spielte sich hier ab, indem sich der invalide Provisionsreisendc Pohle aus Chemnitz und dessen Ehefrau in Hübners Wehrteich zu ertränken suchten. Pohle wurde noch lebend aus dem Wasser gezogen und dem hiesigen Krankenhause zugeführt, während Pohles Gattin bereits den Tod gefunden hatte. —* Frankenberg, 8. Juli. In den Kreisen der Zschopautalbahn-Jnteressenten macht sich infolge der dem Rechtsanwalt Ur. Lötzsch aus Dresden erteilten Kon zession zu den Vorarbeiten zum Bau einer Schlepp, bahn vom Bahnhof Mittweida nach Neudörfchen die Befürchtung geltend, daß im Falle der Ausführung dieser Bahn das Projekt einer durchgehenden Zschopautalbahn, wie sie von drei Landtagen hintereinander der Regierung zur Erwägung gegeben worden ist, wozu das Finanz ministerium auch schon generelle Vorarbeiten machen ließ, zerstört wird. Da durch die bereits erfolgte An- legung einer Schleppbahn Waldheim—Kriebethal der dortige bedeutendste Industrielle. Geheimer Kommerzien rat Niethammer, befriedigt ist, so nimmt man mit Recht an, daß bei Herstellung der zweiten Schleppkahn auch die Großindustriellen in Neudörfchen befriedigt werden und das Lalbahnprojekt dann derart vernachlässigt wird, daß die so lebhaft gewünschte direkte Bahnverbindung zwischen Mittweida und Frankenberg und die Anschließung der Taldörfer Falkenhain, Erlebach, Hermsdorf usw. an eine Verkehrslinie überhaupt unterbleibt. rt- Scheibenberg, 9. Juli. Die W a s se r ve r s or- gung bildete den Hanptgegensland der letzten Sitzung des Stadtgeineinderates. Es liegen gegenwärtig zwei Projekte vor, das eine siebt die Wasserbeschaffung aus der Heide und das zweite vom Crottendorfer Staatsforst revier her vor. Nach den Kostenanschlägen beläuft sich die Gesamtausgabe für das erstere Projekt auf 56 000 und 5369 jährliche Ausgaben, bei letztgenanntem Pro jekte auf 65 000 Gesamtausgabe und 3677 jährlich laufende Kosten. Der Sachverständige Herr Ingenieur Dachselt-Dresden gibt dem Heideprojekte den Vorzug. Der Gemeinderat beschloß jedoch, sich mit einem erneuten Gesuche an das Finanzministerium zu wenden, ehe ein endgültiger Beschluß gefaßt wird. Treuen, 8. Juli. Der hiesige Stadtrat hat be schlossen, die vom Stadtrate zu Auerbach an Sie Königl. Generaldircktion der sächsischen Staatseisenbahnen ab zulassende Petition wegen Verbesserung der Ver- kehrsverhältnisse auf der Zwickau—Oelsnitzer und Falken st ein — Herlasgrüner Linie zu unter st ütze n. * Plauen i. V., 9. Juli. Die Mehrzahl der hiesigen Gewerkschaften hat die Errichtung eines Arbeiter- Sekretariats der entstehenden Kosten wegen a b - gelehnt. Adorf, 8. Juli. Der Rechnungsabschluß des Spar- und Vorschußvereins Adorf, eingetragene Genossen- schäft mit unbeschränkter Haftung, erzielte im Jahre 1903 an Aktiven 33 152,31 an Passiven 32 489,88 so daß ein Reingewinn von 662,43 verbleibt. Die ausgegebenen Vorschüsse betrugen 21852 die Ge schäftsanteile der Mitglieder 13 243,51 die Sparein lagen 11 214 der Reservefonds 7371,02 Feuilleton. Theater. Maeterlincks „Pelleas und Melisande" in London. Im Londoner Vaudevilletheater fand eine einmalige Aufführung des poetischen Werkes von Maeterlinck statt, welche dank den Personen der Darsteller ein sensationelles Interesse erregte. Die Rolle der PelleaS spielte nämlich Sarah Bernhardt, während Melisande von der beliebten englischen Schauspielerin Patrick Campbell gegeben wurde. Tie französische Tra gödin trat hier bereits zum dritten Male in einer männlichen Rolle auf, da sie bekanntlich auch den „Hamlet" und den Loren- zanio dargestellt hat. Die Londoner Kritik bemerkt, ohne die Vorzüge des Spiels Sarah Bernhardts zu leugnen, daß die Künstlerin auch nicht durch einen Augenblick volle Illusion zu erwecken vermochte. Man batte stets das Bewußtsein, ein als Mann verkleidetes Weib vor sich zu haben. — Was übrigens nicht schwer zu erraten war. nx. Von Leu italienischen Bühnen. Aus Mailand wird ^schrieben: Im Metastasio Theater zu Rom wurde vor einigen Tagen die erste Bühnenarbeit des geschätzten Romandichters und Lyrikers Giovanni Distallevi zum ersten Male aufgeführt. Tas Stück heißt „l sopr»vvissutti", d. h. „Die, die sich selbst über beben". Im Mttrlpunkt der Handinng stehen zwei Männer: einer Patriot aus der Zeit der italienischen Nnabhängigkeitskämpfe, der mit Wehmut erkennt, daß die Periode der keroischen Taten vorüber ist, und sein Sohn, ein Maler, der seinen einstigen Ruhm langsam binsterbeu sieht, da seine Knnstanschauungcn von den modernen Knnstströmungen niedergerissen werden. Beide Männer träumen mit offenen Augen und werden von der „Woge der Moderne" weg gespült. Das Publikum bereitete dem beliebten Dichter große Ehrungen, die wohl weniger seinem nicht ganz einwandfreien Drama als seinen früheren Schöpfungen galt. Distallevi arbeitet bereits an einem neuen vieraktigrn Drama, das „Die Notwendigkeit zu leben" betitelt sein soll. — Domenico Oliva, der Theaterkritiker des „Giornale", dessen Drama „Robespierre" im vorigen Jahre lebhaftes Interesse erregte, hat ein neues Stück vollendet, daß „Der Fürst" heißt. Der Fürst ist Cesare Borgia. Wrrftk. * Tristan und Isolde im Nrgewande. Die Münchener Hos tbeaterintendanz will, nach den „M. N. N ", bei den beiden Tristan- aufsührungen der kommenden Festspirlzeit die Darsteller in der Ge wandung des 12. Jahrhunderts aus der Bühne erscheinen lassen. Bisher entsprach die Kostümierung wenigstens der Hauptper sonen dem alleacmein herrschenden Brauche, die Tristandicki- tung ins 13. Jahrhundert zu verlegen — Angesichts dieser Neue rung wird daran »rinuert, daß Prof. Golther schon früher innerhalb längerer Ausführungen m den „Bayer. Blättern" zu solaenden Lätzen gelangt ist: „Tristan und Jsotd« sind zweifellos ursprünglich im Gewände der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in die Dichtung eingetrrten. Wenn einige geschichtliche Erinnerungen in die Wikingerzeit hinaufreichen, so kann dies keinen Anlaß geben, die Sache selbst so früh anzusetzen und die Gestalten in solchem Gewände uns vorzustellen. Ter Roman, nicht etwa bloß in seiner Form, sondern vor allem in seinem Inhalt, ist unlöslich mit den Zuständen des 12. Jahrhunderts, seiner Entstehungszeit, verwachsen und darf nicht aus seiner Umwelt losgelöst werden ... Der Stil des 12. Jahrhunderts ist streng und einfach und unterscheidet sich merklich vom Wappen- und farbenfrohen Gewand des 13. Jahrhunderts, dessen reicher Glanz uns im „Tannhäuser" und auch in Gottfrieds „Tristan" entgegen tritt ... Ich möchte dem Stil des 12. Jahrhunderts, wenn er künstlerisch feinfühlig aufs Tristandrama augewendet würde, große und tiefe, überraschend« Wirkung beimessen, etwa so, wie die Ent würfe von Hans Thoma zum Ring ganz neue Typen anregten. Die gemessene, ernste Haltung und Gewandung würde dem tiefen Inhalt des Dramas völlig entsprechen, das schlichte, fast herbe Aeußere den Blick des Zuschauers noch mehr auf das Innere sammeln. Aus dem Phantastischen würden wir zum Wirklichen, ans dem Wirklichen zum Seelischen gewiesen." 2 Neuerliche Absage des HofratS v. Schuch. General- Musikdirektor v. Schuch in Dresden, den die Philharmoniker auf Grund eines einhelligen Beschlusses der außerordentlichen Vollver- sammlnng vom 18. Juni zum zweiten Male gebeten hatten, vier Konzerte in der kommenden Saison zu dirigieren, hat neuerlich ab- lehend geantwortet. Er tut dies in einem Telegramme, das folgenden Wortlaut hat: „HerzlichstenDank für das neuerdings bewiesene liebens würdige Vertrauen, brdaurc aber auf meinen schriftlich ausführlich dar- gestellten Standpunkt verharren zu müssen." Die Philharmoniker haben zu der nun geschaffenen Sachlage mit Rücksicht auf die gegenwärtig herrschenden Opernferien noch nicht formell Stellung nehmen können. Felix Mottl, der für vier Konzerte bindend zugesagt hat und sich seinerzeit auch für alle Veranstaltungen den Philharmonikern zur Verfügung stellte, wurde von der Absage Schuchs verständigt. Die Philharmoniker werden übrigens im kommenden Monate Gelegenheit haben, beim Salzburger Musikfeste mit Felix Mottl, der bei diesem Anlasse sich zum erstenmale an ihrer Spitze der Oessentlichkeit präsen- tiert, persönlich Rücksprache zu pflegen. Mn kecker Theaterscherz ist von einem amerikanischen Blatt ausgcgangen und gelungen, vornehmlich aus dem Grunde weil die Notiz, obwohl ihr Sckyvankcharakter sofort erkenntlich ist, auf gläubigen Boden gefallen ist. Die Zeitung läßt sich nämlich aus München melden, daß man in den Papieren des verstorbenen Königs Lugwig II. ein vollendetes Musik drama Wagners, „Sarah", mit einem Libretto Les Königs aufgefnndcn habe. Daun folgt eine ebenso eingehende wie phantastische Schilderung des Inhaltes des Werkes mit dein Bemerken, daß Frau Wagner das Musikdrama für sich bean sprucht, das Gericht aber entschieden habe, das neue Werk sei Staatseigentum. Trotzdem wäre es Conried gelungen, sich die Partitur der Oper zu verschaffen. Schließlich heißt eS noch in der Notiz, daß die Ausführung der „Sarah" 15 Stunden dauern würde, daß Wagner aber mehrere Zwischenakte für den Lunch, das Diner, für Schlaf und Frühstück einge schaltet habe. Auf diese Meldung hm haben vcschiedene Per sonen in München angcfragt, wann die Oper aufgeführt wer den würde, sowie wann und wo man sich die Partitur ver schaffen könnte. Der Scherz Tommt etwas spät, nämlich drei Monate nach dem ersten April. Gesang und Schwindsucht. Es wird vielfach angenom- men, daß Sänger und Sängerinnen gegen die Lungenschwind sucht gefeit seien, und eine Nachforschung, die der französische Arzt Coupard mit Rücksicht darauf kürzlich unternommen hat, scheint diesen sonderbaren Zusammenhang zu bestätigen. Der Gesang würde also ein Schutzmittel gegen die Lungentuber kulose sein, und im Besonderen, wie es in dem Bericht des Forschers heißt, der kunst- und berufsmäßig auSgeübte Gesang. Es soll nicht ein einziger Fall zu finden sein, daß ein Tenor oder Bariton von Schwindsucht ergriffen wäre. ES ist Wohl verzeihlich, wenn diese merkwürdige Behauptung von den Aerzten mit großem Argwohn betrachtet und sogar ins Lächerliche gezogen wird. Eme Pariser Fachzeitschrift stellt beispielsweise die Fragen, öb nicht die Heilkraft des Gesangs noch nach den einzelnen Komponisten eine verschiedene sei, wel ches Nepertoir als das wirksamste zum Schuh des Sängers gegen die Lungenschwindsucht empfohlen werden könne und ob cs empfehlenswerter sei, Wagner zu singen oder Gounod, Beet hoven oder Mozart. Wenn sicb der Gesang gar nicht nur als ein Schutz-, sondern auch als ein Heilmittel gegen die Krank, heit erweisen würde, so könnte der Aufenthalt in den Heil- statten für Lungenschwindsüchtigc durch die Notlvendigkeit musi kalischer Hebungen ein sehr viel heiterer werden — oder auch das Gegenteil? * Der dritte Ferienknrsus für sshordirtgenten und Schulgesanglehrer findet in den Tagen vom 18. Juli bis 6. August in Leipzig statt. Dozenten sind die Herren Professor vr. N. Barth, Pros. vl)r. A. Prüfer, Leipzig, Carl Eitz aus Eisleben und der Veranstalter Kantor Gustav Borchers. Herr vr. Egel, der als Dozent mit angekündigt war, hat einen Ruf als Professor ok musik an das Ilegeoot svmiuar^ auck collox in Wellington (Kap-Kolonie) angenommen. * Hiichertisch. vefprechungen. * Goethes Werke. Unter Mitwirkung mehrerer Fach- gelehrter herausgcgcben von Professor Or. Karl Heine mann. Kritisch durchgcsehcne und erläuterte Ausgabe. Kleine Ausgabe in 15 Bänden, große Ausgabe in 30 Bänden. Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien. Preis eines jeden Bundes: 2 Die "Obändigc Goethe-Ausgabe des Bibliographischen In- ititnts ist nunmehr dem Abschluß der criten, für das größere Publikum ausreichenden Hälfte von 15 Bänden ganz nahe gc« I rückt. Nachdem soeben auch Band X und III erschienen sind, steht nur noch Band XI aus. Band X, von Or. Harry Mayne bearbeitet, bringt zunächst „Wilhelm Meisters Lehr jahre" zu Ende und im Anschluß an den sehr sorgfältig ge reinigten, durch Lesarten gerechtfertigten Text einen Kom mentar zu dem ganzen, mit Band IX einsetzenden Roman. Hier liegt das Schwergewicht der Bearbeitung; denn so eingehend waren die „Lehrjahre" bisher noch nicht erläutert worden. So wird z. B. über die lebenden Modelle Goethes, vor allem über Mignon und die schöne Seele, in knappster Form alles irgend Erreichbare zusammengetragen. Tie zweite Hälfte des Bandes enthält Goethes kleinere erzählende Prosa, in erster Linie die „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten" und die „No velle". Sondereinleitungcn fassen alles nach biographisctscr, sach licher, literarhistorischer und ästhetischer Seite hin Wichtige in lesbarer Form zusammen. In dem kritischen Anhang fällt als dankenswert namentlich die Zusammenstellung der zahlreichen, zum Teil recht versteckt publizierten Deutungen auf. die Goethes „Märchen" gefunden hat. In Band Illi führt l)r. Georg Ellinger Goethes Gedichte zum Slbschluß. Besonders handelt cs sich um solche aus dem Nachlaß. Der kritische Ap- parat berichtet zu jedem Gedicht über Entstchungszeit, crüc Drucke und dergleichen mehr. Den Schluß des Bandes bilder „Hermann und Dorothea", und hier hat sich Ellinger durch eine Neuuntcrsuchiing der Goetheschcn Quellen verdient gemachr. nn. * JUnstrierter Führer aus Ser Vrennerbabn. Durch die Zillcrthaler, Stubaier und östlichen lxchrisch-tirolerischen Kalk- alpen. Von Julius Mcurc r. Mit 45 Illustrationen und 14 Karten. Preis: 5 40 Psg. Die weitaus bedeutendste, meist frequentierte Einbruchs route nach Tirol iit die sogenannte Brenucrbahn» linie: Müuckicu-Innsbruck Brenner Bozen. Der in den letzten Jahren so außerordentlich großen Umfang aunvcisendc Fremdcnznfluß aus den deutschen Reichslanden nach Tirol er gießt sich zumeist auf der Brenncri-ihnrontc. Das vorliegende Reisebuch ist ausschließlich dieser Route uebs, ihren seitlichen, touristisch so viel besuchten Abzweigungen gewidmet, und soll den zahlreichen Reisenden in jenen herrlichen OiebirgS- und HockigebirgSrevieren als Ratgeber und leitender Begleiter dienen. Das Reiscbuch ist für das große gebirgSreisende Publikum berechnet. In ihm sind selbstverständlich die neuen und nun endgültig sestgcstclllen Höhencoten ausgenommen worden. Diejenigen Reisenden, welche aus den in diesem Werke behandelten Zillertbaler Alpen in das Pusterthal über treten, oder in den Pinzgau nrandern, nin nach Zell am See usw zu gelangen, verweisen wir auf MenrcrS „Illustrierten Führer durch das Pustertbal und die angrenzenden Dolomit- thäler". Dieses von der Vcrlagsfirma ebenso wie das vor liegende Reiscbuch gut auSgcstattctc illustrierte Fiihrcrbuch er gänzt das hiermit zur Ausgabe gelangende nach den gen.nntten Richtungen hin.
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