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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.07.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040714018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904071401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904071401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-14
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vezugS-yret» t» b« ,d« der«, U»Agab«. pelle» ad,«polt: »tertiliLhrltch 3.—. bet zwMnaltgn Ulalicher guß«ll»»a tn« Hau» ^6 3.7L. Durch dt» Post bezog« für Drutich. laich ». vestareich vtateliähntch 4^0, fit» di» wrig« LLud« lau« Zrit»»g»pr«i»ltft«. Nedaftisu: Johannltgafie 8. Sprichst»»»,: 8—8 Uhr Nach«. Fernsprecher: 183. Srpeptti»»: Iohannt»gaff« L yerufprech«: Lüt. Ftltale^pedtttaue«: Ilfrad tzahu.Vuchhaadl«., UutverfitStsltr.- (Fernspr. Nr. 40461, L. Lüsche, Kalhannen- Praß« 14 (Fernsprecher Nr 293Ü1 ». Mutas- platz 7 (Fernsprecher Nr. 7Ü0VX H«upt-Ftltalr Dreüde». vrarlentzraß» 34 (Fernsprecher Ami I Nr. 1713). HauptrFtltale Berlin: TarlDnnckrr, Herzgl.Bayr.Hosbuchbandlg„ Lützowstraße 10(Fer»IprecherAmt VI Nr.4ML) Morgen-Ausgabe. MpMcr TagMalt Anzeiger. AmtsSlatt des ÄSnigkichcn Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Aales und des Aokizeiauttes der Ltadt Leipzig. Anzetgen-Prei- die S gespaltene Petitzeile 25 Neklam,» «,»« d«» «chavionpßriH (4,«spalt«) 76 4. »ach da Familie»»«-. richt«» (6,»spalt«) 60 Dabellarischa und yissrrnsatz rntspr«h«ch Höher. — Gebühr« filr Nachweisung« und Offertenanoahm« L5 SrtrL-veila,«« (-«falzt), uur mit d«r Moram-Au»aab«, oha« Poslbesvrdernna 60.—, mit Postbefürderung ^l 70.—. Annatzmeschlutz für A>,et,eu, Abead-Au-gatm: vormittag» 10 Uhr. Mor-«a-Au»gab«l »achmütag» 4 Uhr. «uzeigm stad stet» an dir Expedition ,u richt«. Die Expedition ist wochmtag» mnmterbroch« geöffnet »»» früh 8 bis abend» 7 Uhr. Druck and Verlag vou S. Solz in Leipzig (Inh. vr. B, R. L W. «ltakhardt). Sir. 354. Var MchNgrir vom Lage. * Zwischen der Credit- L Spar-Bank zu Leipzig und der Commerz- und DiSconto-Bank in Hamburg und Berlin ist «ne Interessengemeinschaft hergestellt worden. (Siehe Volks». Teil.) * Ein großer Waldbrand sand gestern in der Nähe des Truppenübungsplatzes Zeithain beim Dorfe Jakobs thal statt. Sämtliche in Zeithain anwesenden Truppen wurden zur Hülseleistung beordert. (S. Sachsen.) * Die Jacht „Hohenzollern" mit dem Kaiser an Bord ist heute morgen von Bergen abgegangen. * Im Königsberger G eheimbundprozeß gibt eia Angeklagter zu, auch aus Leipzig Druckschriften erhalten zu haben. (S. Dtsch. Reich.) * Die Nachricht, daß die Eingeborenen von Samoa mit einem Aufstand droben sollen, wird jetzt auch in einem Telegramm des Gouverneurs Or. Sols be stritten. (S. Dtsch. Reich.) * Die bayerische Kammer der Abgeordneten lehnte die Beratung des Proportionalwahlantrages Hammer- schmidt ab. (S. Dtsch. Reich.) * Die Berluste der Japaner beim letzten Sturm aus Port Arthur sollen nacb russischen Angaben die unglaub liche Höhe von 30000 Mann erreicht haben. (E. russ.» jap. Krieg.) ffnki-vumping. Unter „ckumpink" versteht der englische Sprachge brauch die massenhafte Ablagerung der Ueberpraduktion des Auslands auf heimischem Boden und die Verschleude rung dieser Ueberproduktion unter dem im Ursprungsort angesetzten Preise an die heimischen Konsumenten. Daß dieser als „ckmnpinx" bezeichnete Vorgang unter Umstän- den der heimischen Produktion schweren Schaden bringen lann, ist klar, und es stellt daher nur eine logische Kou- jcgucnz des in den Ländern englischer Zunge je länger je weiter sich ausbreiteuden protektionistischen Systems dar, wenn Kanada in seinen Zolltarif einen Zuschlagszoll aus .äumpell'Sncxls" aufnchmcn will. In seiner jüngsten Budgetrcde hat der kanadische Finanzminister dahin gehende Aenderungen angeknndigt, und sie werden nicht nur von der kanadischen, sondern auch von der englischen öffentlichen Meinung um so lebhafter und eingehender diskutiert, als diese Maßregeln zur Bekämpfung des „tlumrünx" ja eigentlich als wichtige und lehrreiche Teil versuche zur Lösung der Fragen anznsehen sind, die Chamberlains Agitation aufgeworfen hat. Tie kanadischen Pläne geben, soweit sich eine Infor- mation aus den Ausführungen des Ministers und den Nachrichten der englischen Presse schöpfen läßt, dahin, das „ckumpiue" dadurch zu verhindern oder doch cinzuschrän- kcn, daß auf alle als „clumpeck kwnck-;" anzusehenden im portierten Waren ein Zuschlagszoll gelegt wird, der gleich ist der Differenz zwischen dem Preis, den diese Warenart, wenn sie in Kanada hergestellt ist, dort erzielt, und dem durchschnittlichen Marktpreis, den die importierte Ware in ihrem fremden Ursprungsort cinbringt. Als Höchst grenze des Zolles sind angenommen worden 50 Prozent des fremden Marktpreises, für Eiscnwaren sogar nur 15 Prozent. Natürlich kann von einem „ckumpinx" erst dann die Rede sein, wenn die Konkurrenz des ausländischen Produzenten den einheimischen Hersteller drückt, und wenn eine gesunde nnd kräftige heimische Industrie, die aus bestimmten sozialen oder gesetzlichen Gründen nicht billiger produzieren kann, durch schleudernde Preisunter bietungen der sremden geschädigt wird. Ist dies nicht der Fall, so verliert das „clumpiiur" nicht nur seine Schädlich, keit, sondern es kann sogar von großem Nutzen sein. Des halb soll, immer nach dem Finanzminister, der Zoll nur aus solche Waren gelegt werden, die Kanada in Massen herstellt. Diese Maßregel ist sehr verständig, nur ist der Begriff „große Massen" allzu relativ und muß einer genauen und präzisen Bestimmung Platz machen. Weiter soll der ,,^nt,i-<lumk>inkr".Zoll nickt auf solche Waren An wendung finden, deren Herstellung in Kanada durch Streiks verhindert wird. Auch das scheint verständig, da ein Nutzen des „stumpinx" für ein Laich auch dann vor handen sein kann, wenn der heimische Preis durch einen Streik unverhältnismäßig und künstlich cmporgeschraubt worden ist. Es ist klar, daß diese Maßregeln zum Schuh gegen „ckumpin«" sehr einschneidend sowohl für Kanada, als auch für die dorthin exportierenden Länder sein kann, zumal natürlich für England der „änti llumpiax" Zoll in Wegfall kommen oder wenigstens, nach Analogie der Ehambcrlainschen Zollunion, durch Vorzugszölle ersetzt werden soll. Die Diskussion der Zollplänc ist dcslwlb. wie schon erwähnt, sehr lebhaft, wobei als besonders be merkenswert auffallen muß, daß sich gegen die Maßregel gerade diejenigen erbeben, deren Schutz der nene Tarif, der doch die kanadische Industrie gegen die ,,unfaire" Kon- kurrm» der fremden Industrien bewahren soll, anstrebt. 98. Jahrgang. Donnerstag den 14. Juli 1904. Man muß allerdings zugcben, daß die Proteststimmen, wenn sie gegen die neuen Maßnahmen erhoben werden, ihre ureigensten Interessen verteidigen. Besonders leiden schaftlich wird die Bestimmung bestritten, die den Eng land zu gewährenden ansehnlichen Nachlaß auf den <lumi>ins".Zoll auf die Güter beschränkt wissen will, die durch kanadische Häfen in Kanada cingefübrt werden. An dieser Einschränkung liegt gerade England sehr viel, da sie bewirken muß, daß der kanadische Frachtenverkehr, der jetzt fast ausnahmslos über amerikanische Häfen geht, abgeleitet wird, in Zukunft nur durch kanadische Häfen seinen Weg nimmt, und so ein direkter, allgemeiner und allbenütztcr Transportdienst zwischen Großbritannien und Kanada entsteht. Eine solche Wendung der Dinge, das Monopol des direkten englisch-kanadischen Schiffs verkehrs für den englisch-kanadischen Frachtendienst, ist natürlich für die britische Seemacht und für die von jedem Engländer gewünschte Entwickelung der britischen Schiff fahrt von höchsten: Werte. Gerade diese Bestimmung findet viele Gegner. Ein- mal, weil sie ansehnliche Spczialintercssen verletzt, zum andern Mal, weil sie einen weiteren Schritt zu der von Chamberlain erstrebten Reickscinbeit bildet, die doch in Kanada noch sehr wenig Anhang findet. So hat z. B. das Handclsamt von Toronto beschlossen, sich dagegen ausznsprechen, daß die dem „Mutterland" (für Kanada ist's ja wohl kann: „Mutterland") zu gewährenden Vor zugszölle auf die britischen Güter beschränkt werden, welche durch kanadische Häfen in Kanada eintreten. Eine derartige Beschränkung leite den kanadischen Frachten verkehr in „irreguläre" Kanäle ab. An diesem Beschluß bat die Befürchtung, den Transitverkehr, der für Toronto große Vorteile hat, z» verlieren, denselben Anteil wie die unbewußten Sympathien für die U. S., für die Toronto seiner Geschichte und seiner geographischen Lage nach Neigung hat. Derselbe Geist spricht auch ans einem anderen Beschluß, der besagt, daß die Ableitung des eng- lisch-kanadischen llcbcrseehandels auS amerikanischen in britische Kanäle von den Vereinigten Staaten als un freundliche Maßregel betrachtet werden nnd zu Re pressalien führen könnte. Wenn man mit dieser Rücksicht nahme auf amerikanische Empfindlichkeit die Rücksichts- losigkcit vergleicht, mit der die Vereinigten Staaten auch britische Interessen verletzen, wenn cs sich für sie darum handelt, den Handel fremder Nationen an die Wand zu drücken, so erhält die Zartheit, mit der viele Kanadier die Gefühle Uncle Sains zu schonen bemüht sind, ein etwas eigentümliches Gesicht. Ans einer anderen Seite stehen die Einwendungen, die den durch „Nnti-cknmpink' gewährten Zollschntz als nickt ausreichend erachten. So fordert z. B. die Cana- dian Manufacturcrs Association eine namhafte Erhöhung der im neuen Tarif den kanadischen Wollindustrien ge währten Zollsätze. Wenn aber im gleichen Atem die Association bedauert, daß Zölle nun auch für England erhöht, und so durch eine Benachteiligung der englischen Industrie der Schutz der kanadischen Industrie erreicht werden soll, was beim ersten Blick so aussieht, als wolle die Association englische Interessen selbst auf Kosten kana discher fördern, so ist ihre Haltung nicht verständlich nnd wenig logisch. Wenn nun auch, wie kurz dargestellt wurde, die neuen Zollpläne noch Gegner finden, so ist doch nicht unwahr scheinlich, daß sie schließlich Wirklichkeit werden. Für Deutschland kann ihre Wirkung sowohl auf wirtschaft lichem, wie auf politischem Gebiete liegen. Auf dem zweiten, weil die Verwirklichung des nur anscheinend rein handelspolitischen „^Mi-ckumpine" ein« Etappe auf dem Wege zur all britischen Reichseinheit bedeutet. 8. I-. Var ae«tr»-englir»e Zchieör- ablromme». Die Unzulänglichkeit der halbamtlichen Berichterstattung zeigt sich mal wieder im hellsten Lichte. „Ein Schiedsabkommea zwischen Deutschland und England nach Art der zwischen Eng land und mehreren anderen Staaten bereit- abgeschlossenen ist in London durch Botschafter Graf Metternich und Lord Lansdowne unterzeichnet worden." So meldete der Drabt in lakonischer Kürze. Wir glaub« zwar nicht, daß <- sich bei dem Ab kommen nm politische Lebensfragen bandelt, meinen aber doch, daß es nötig gewesen wäre, die Oeffentlichkeit nicht nur von der vollzogenen Tatsache zn unterrichten, sondern sie auch über den Inhalt des Abkommens wenigstens in großen Zügen aufzu- klären. Der Hinweis, daß eS ein Abkomnien sei „nach Art der zwischen England und mehreren anderen Staaten bereits abgeschlossenen" ist viel zu allgemeiner Natur, als daß man irgend welche Schlüsse über Inhalt und Tragweite des Ab kommen« daran« ziehen könnte, und läßt lediglich die sehr unbestimmte Schlußfolgerung zu, daß streitige Rechtsfragen zwischen beiden Ländern auf dem Wege de« Schiedsgericht« gelöst werden sollen. Die englischen Blätter sind von dem Abschluß diese- Uebereinkommen«, von dem bisher nicht da« geringste verlautet bat, anscheinend ebenso überrascht, wie dieDcntschen nnd auch ebenso wenig über den Inhalt desselben unterrichtet, denn ihr« Aeußerungen bewegen sich m recht allgemeinen Wen dung«» und Phrasen. Al» erfreulich ist jevoch zu b«m«rk«n, daß die Aufnahme des Abkommen« in der englischen Presse durchweg beifällig ist. „Datty New»" beglückwünscht den König und da» Land zu diesem Ereignis, durch das «in Schritt in der Richtung positiver Friedenspolitik geschehen sei. Dieser werde dazu beitragen, die gegenseitige Gereiztheit zwischen Deutschland und England zu lindern, die von einem Teil der Presse in beiden Ländern so sorg sam angcfacht worden ist. „Standard" sagt: Obgleich das Ab kommen verspricht, sich praktisch nützlich zu erweisen, ist es noch mehr als ein Zeichen des internationalen Friedens willkommen zu heißen und eine höchst angemessene Fortsetzung der erfreulichen Begegnung in Kiel. Der Besuch de- deutschen Geschwaders in Plymouth hat einen willkommenen Anlass zu erneutem Austausch von Höflichkeiten zwischen den beiden Flotten gegeben. Die herz lichen seemännischen Ansprachen deS Admirals v. Köster haben dargetan, wie richtig «r die ihn umgebenden Dinge zu beurteilen weiß. In den Besprechungen der deutschen Blätter über den Flottenbesuch in Plymouth ist eine richtige Würdigung der Be ziehungen zwischen den beiden Mächten zu finden. Unsere Seeleute waren erfreut, die schönen Stücke deutscher Schiffsbaukunst begrüßen zu können. Unser Volk hat ohne Vorbehalt die Versicherung an genommen, daß Deutschland nur daran denkt, seine Küsten und seinen Handel zu verteidigen. — „Daily Telegraph" schreibt: Das Abkommen verstärkt wie jene mit Frankreich, Italien nnd Spanien die Gewöhnung an den Frieden. Der Grundsatz BiSmarcks: „toujours en veciotte" wird noch der unentbehrliche Wahlspruch der Willielmslraße bleiben, er muß auch der leitende Gedanke für unsere Admiralität bleiben. Dennoch must sich jeder vernünftig Denkende freuen, die Möglichkeit kleiner Reibungen aus dem diplomatischen Verkehr Englands mit irgend einer der Gronmächie ausgeschaltet zu sehe». Nichts in der Welt liegt vor. Laß ein gleiches Abkommen selbst mit Rußland unmöglich gemacht wäre. Kühler äußert sich die „Morning Post", die es nicht unter lassen kann, auch bei dieser Gelegenheit die „Rivalität" Deutschlands und Englands hervorzuhrven. TaS Blatt legt den allgemeinen Schied-Verträgen wenig Bedeu tung bei, denn sie seien nnr der Ausdruck eines idealen Bestrebens. Ter Vertrag mit Deutschland müsse bei den Franzosen Zweifel er wecken, ob schließlich denn eine Latente eoriiiale bestehe. Bewunderer deS SchiedsabkviiimenS mit Frankreich hätten versichert, sein Hauptwerk läge darin, daß es Deutschland isoliere. Nun sei durch da? Abkommen mit Deutschland und die Anwesenheit des deutschen Geschwaders in Plpmonlh bewiesen, daß Deutsch land nicht isoliert sei und daß die gegenwärtige Negierung keine bedacht nationale Politik verfolge. England kann aus die Länge, sagt das Blatt, leine Zlvtte uiiterballen, welche der aller anderen Mächte zusammen überlegen ist. Es muß danach streben, einen Teil der europäischen Mächte an der Seite zn haben. Zu allen Zeiten sei England nolivendigcnvejie der Gegurr der stärksten Macht auf dem Festlaudr gewesen. Die Zeit ist gekommen, in Deutschland de» Rivalen zu sehen, der nach der Vorherrschaft sowohl zn Lande als zur See strebt Dem gegenüber erscheint es um so nöliger, das Ab kommen möglichst bald, wenn nicht im vollen Worliant, so doch seinen Hauptinhalt offiziell bekannt zu geben. Es ist das die einzige Möglichkeit, grundlosen Vermutungen und Verdächtigungen ein für allemal den Boden zu entziehen. Von deutschen Preßäußcrungen liegen uns bis jetzt nur zwei vor, die beide daS Abkommen freudig begrüßen. Das „B. T." schreibt: TaS Zustandekommen dieser Vereinbarung zwischen Deutschland und England ist als eine erfreuliche Erscheinung zu begrüßen. Das deutsch-englische Schiedsgericht soll Streitfragen rechtlicher Natur und Meinungsverschiedenheiten über gegenseitige Verträge der beiden Länder beseitigen helfen. Auch in dieser Begrenzung ist das Abkommen überaus erwünscht, und zwar nicht blos ans prinzipiellen Gründen. ES ist vielmehr auch von durchaus aktueller Bedeutung Man denke nur an die Differenzen, die zwischen Deutschland und England in Bezug auf die Meistbegünstigungsfrage bestand und an die scharfen Gegensätze, welche in der Auffassung Deutsch lands und Englands wegen des wirtschaftlichen Interesses der eng- lisch« Kolonien, besonders Canada, zu Deutschland hrrvorgrtreten sind. In der Desavouierung d,4 EhamberlainiSmnS erblick« wir einen wesentlichen Teil des deutsch-englischen Abkommens. In gleichem Sinne äußert sich die freikonservative „Post", welche sich folgendermaßen vernehmen läßt: Das deutsch-englische SchirdSabkommen stellt einen neuen er freulichen Schritt auf dem Wege zu einem freundschaftlichen gegen- seitigen Verhältnis der beiden Länder dar und kann als solcher mit Freude und Genugtuung begrüßt werden und zwar umsomehr, als offenbar die Anregung dazu, entsprechend den Traditionen der eng lischen Politik, welche sich bereit- feit längerer Zeit in diesen Bahn« bewegt, von Großbritannien auSgegangen ist. Der rarrirch-japanircke Krieg. Um P,rt Arthnr. Die Nachricht von tatsächlich unglaubliche» Verlusten, welche die Japaner bei den Kämpfen um Port Arthur erlitten haben sollen, wird jetzt auch von amtlicher russischer Seite verbreitet: Petersburg, 13. Juli. Eine Mitteilung des Genrralstabs besagt: Nachricht« zufolge, dir drr Feldslab des Statthalters au- japanischen Quellen erhalten bat, erfolgte in drr Nacht aus den 11. Juli rin Angriff auf die Stellung bei Port Arthur. Die Japaner wurden unter großen Verluste» zurückgeschlagen. Der Friud soll angrblich di« ungeheure Zahl von annähernd 30 000 Mann verloren haben. Man vergleiche damit folgende Meldung der „Mornina Post": Sbanghai, 12. Juli: Tie Japaner griffen da» westliche Fort au. Die Russen sprengten einig« Landmin« und verursachten fürchterliche Verheerungen. Di« Japaner zogen sich zurück Angeblich betrag« ihre Verluste lote und Verwundete. Meldungen au« T°ki» liegen Zeit noch nicht vor. Der Aampf rin, die Eisenbahn. Eine Londoner Drahtung aus Tientsin meldet, die Russen räumen Iingkau, den Hafen von Niutschwang, mit ibrer ganzen Artillerie, da Befehl eingegangen ist, alle ver fügbaren Streitkräfte zur Verteidigung de« Etsenbabn- KnotcnpunkteS bei Taschitschlao zu verwenden. wieder ein Rückzug in „v-rher gemcihlte Stellungen". Ein Korrespondent der „Birshewija Wjedomosli" tcle graphiert aus Taschitschiao vom 11. Juli: Am 10. Juli morgens begann unser linker Flügel sich von Kaiping zurückzuziehen mit der Absicht, den Feind in die Ebene zu locken. Die Japaner ließen lange Zeit ihre Artillerie nicht in Tätigkeit treten. Abend« begann das Artillerieseuer , die Japaner schossen, wie aus den Vorgefundenen Geschoßteilen estgestellt ist, mit Geschützen kleinen Kaliber« und alten Systems. Auf dem Marsche nach Kaiping erlitten die Japaner ungeheure Verluste, namentlich beim lieber- chreiten de« Flusses. Als die Japaner Halt machten, zogen die Russen sich auf die vorher gewählten Stellungen zurück. Die Neutralität Deutschland». Tie „Wiener Allg. Ztg." meldet aus angeblich divlo-. malischer Quelle, daß die Annäherung zwischen Deutsch land und Rußland, die durch das Telegramm Kurier Wil- Helms (cm sein WyborgscheS Regiment) so deutlich zum Ausdruck gelangt fei, noch vor Ausbruch des Krieges be gonnen habe. Im Spätherbste des vorigen Jahres habe bei der Zusammenkunft des deutschen Kaisers und des Zaren in Tarmstadt zwischen beiden Monarchen eine Aus sprache stattgefuuden, welche sich auf die Möglichkeit eines russisch-japanischen Krieges bezogen habe. Kaiser Wil Helm habe damals dem Zaren die Versicherung gegeben, daß sich Deutschland streng neutral verhalten und nicht versuchen werde, aus einer Verlegenheit Rußlands Nutzen zu ziehen. Dar ^rtscngericht in Wladiwostok. Wie wir schon meldeten, hat LaS in Wladiwostok abge halten« Prisengericht die Beschlagnahme des aufgebrachten -englischen Dampfers „Cbeltenham" für berechtigt erklärt Der Dampfer ist damit Rußland zugesprochen worden. Nach Meldungen englischer Blätter haben die Reeder Berufung gegen den Spruch deS Prisengericht« zu Wladiwostok eingelegt. Die letzte Entscheidung liegt nun beim Marinerat in Petersburg. Es ist kaum ui erwarlc», daß dieser da« erste Urteil umskoßeit wirN Tas Schiss soll nämlich bereit« für 100 000 Rudel an Japan verkauft gewesen sein und auch ter angegebene Preis bereit« bezahlt. Zu diesem Falle würden die englischen Reerer überhaupt keinen Anspruch geltend machen können. Naa> eiiglischcu Angabe», ab r soll das Schiff von seinen engllscheu Besitzern gegen Beschlagnahme versickert werden sein. Mau tonnte also annehmen, daß die Anfechtung des Spruches von Wladiwostok von ter betroffenen Versicherungs gesellschaft ausgeht. Erfolg dürfte sie schwerlich haben, da die Russen hier Ricktcr in eigener Sache sind. Bezüglich der Besatzung des Schiffe« verlautet, sie habe vorwiegend aus Deutschen bestanden, uur vier Engländer seien an Bord gewesen, nämlich der Kapitän, ein Schiffsingcnieur und zwei Offiziere. Deutsches Kelch. * Berlin, 13. Juli. * Ei« Geständnis, vielleicht wider Willen oder aus Un achtsamkeit, findet sich in dem sonst bczügl. der auswärtigen Politik überaus behutsam redigierten „Hamb. Corresp." Dies Blatt bringt beute einen Leitartikel „Die Austeilung der 'Welt" von l>i. A. Wirth, der folgendes schreibt: „Seit lange ertönt denn auch bei uns der Ruf nach Neuland. Auch war in vielen Kreisen die Mißstimmung groß, als uns jetzt Marokko entging. Wenn ick von dem persön lichen Eindruck sprechen darf, den eine soeben im Scherifcn- rcichc ausgesührle Reiie bervorries, so muß ich auch sagen, daß Marokko mehr wert ist al- alle unsere jettigen Kolonien zusammengknommen, mit Ausschluß höchstens von Schantung. ES gibt da aber zwei Parteien in Deutschland. Die eine ist der Ansicht, daß wir uns rechtzeitig Bauern und BcsiedelnngSland für den jälirlichen lleberschuß von bald einer Million Seelen sichern sollen, während LaS Credo der andern Partei dahin geht, daß wir im kleinsten Punkt die größte Kraft sammeln, um für alle Fälle gerüstet zu sein, die der unberechenbare Wechsel der Weltpolitik mit sich bringen kann. Beide Ansichten sind im Grunde nicht so sehr von einander verschieden; Leide erhoffen noch viel jür Deuischland von dem „Eingreifen in die Weltpolitik", das jüngst der Kaiser in Aussicht stellte, da« Abweichende bezieht sich bloß auf den Zeitpunkt des Eingreifens. Für beide Ansichten ist Raum auf deutscher Erde, denn beide sind zukunftsfroh, sind opti- mistisch. Nur «ine dritte Ansicht muß abgrlebnt werden: die pessimistische, die, durch unsere Mißerfolg« in Südwestafrika ver stimmt, gleich da- Kind mit dem Bade ausschütten nnd die ganze Kolonial- nnd Weltpolitik an den Nagel hängen möchte. DaS wäre allerdings gleichbedeutend mit einem Verzicht auf alle Ansprüche, die Deutschland jetzt und in Zukunft bei der Verteilung der Welt zu stellen bat." Auch ,n dieser vorsichtigen Formulierung ist di« Ent täuschung über unser Verhalten in der Maroktofrage deutlich zu erkennen. * Strafrechtliche Verfolgung des Äontraktbruch»? Tie Vorstände der preußischen Landwirt- s ch a s t s k a m m e r u haben in ihrer letzten Konferenz einen Beschluß gefaßt, der aussprickt, daß der dem Ab- gcorduetenhause vorliegende Gesetzentwurf über die Er schwerung des Vertragsbruchs landwirt- schaftlickcr Arbeiter unannehmbar sei, da er den Kontraktbruch der landwirtschaftlichen Arbeit- nehm er straflos lasse. T. b. der Kontraktbruch soll direkt stra'leckstiich verfolgt werden. Nicht bei den Arbeit- gcbern. die zum Vertragsbruch verleiten, wollen die Kammern eirffetzen, sondern den davonlaufenden Arbeiter
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