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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.07.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040714024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904071402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904071402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-14
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Nr. 355. 98. Aaürq. Leip^iqer Taqeblatt. DonnerStaa, 14. Juli 1904. tionen mit Straft bedroht seien. — Wir gestehen, keine freunde dieser B'belkränzcheu zu sein: aber mit einem Verstoß gegen die Parität hat die Gestattung die ser Kränzchen und dis Vorgehen des Direktors gegen die Jünglings-Kongregationen nichts zu tun. Es handelt sich hier einfach nm eine Frage der S ch u l d i s z ip I i n Während die Teilnehmer an dem evangelischen Bibel- kräuzchcn die Erlaubnis zur Teilnahme nachgesucht hätten, haben dies die betreffenden Schüler, welche die Jünglinqs-Kongreqotioiwn besuchten, nicht getan und sich so der Aufsicht dcS Direktors entzogen. Man wollte eben einen Präzedenzfall schaffen, um dann auf anderen Schulen in ebensolcher Weife vorwgehen! Jetzt wird vom Zentrum gegen den Schuldirektor lir. Biese an allen Stellen mobil gemacht und zum Angriff gegen ihn ge schritten, der davon ausgeht, er habe sich in nrößter Un kenntnis über die Ministerialvcrfügung vom 23. Februar befunden. Nein, l>. Biese hat genau die Sachlage er kannt und entschlossen dem (Grundsätze „pi-inc-ipiis oh<u»" gemäß gehandelt. Das Ende vom Liede aber wird sein: )>. Biese unterliegt dem Zentrumsansturm. Handelsvertrag mit Spanien. Zu denjenigen Stauten, mit tvelchen, wie ziemlich be stimmt angenommen wird, demnächst die Handelsver tragsbeziehungen auf eine neue Grundlage zu stellen ver sucht werden, gehört auch Spanien. Tie spanische Ein- fuhr von Südfrüchten und von Seesalz nach Deutschland ist, wenn auch nicht übermäßig, doch immerhin so stark, datz erwartet werden darf, die spanische Regierung werde sich bereit zeigen, unterschiedliche Konzessionen nach der deutschen Seite zu machen, und sich einen möglichst be trächtlichen Teil des deutsc^n Marktes in Bezug ans die vorgenannten Artikel zu sichern. Französische Marine-„Enthüllungen". Die neuesten „Enthüllungen" über die Zustände in der französischen Marineverwaltung, worüber französische Blätter auf Grund der Verhand lungen in der parlamentarisclien Sonderkommission be richten, erscheinen wohl geeignet, wenn sic sich bewahr heiten, die Stellung des Marineministers ernstlich zu erschüttern, tt. a. wurde in der Kommission zur Sprache gebracht, daß Herr Pclletan mit gewissen Firmen Ver träge über Kessellieferungen zu einem um -100 000 Frcs. höheren Betrage abgeschlossen habe, als ibm von anderer Seite angeboten worden sei. Zudem hätten sich die gelieferten Kessel als zu schwer für die da für bestimmten Schiffe erwiesen, so daß ein Umbau der bereits im Ban befindlichen Fahrzeuge erforderlich ge worden sei. Infolgedessen wäre beispielsweise bei dem Ernest Renan" der Kostenvoranschlag um 3 Millionen Francs überschritten worden. Endlich wurde in der Koni- mi'siori behauptet, daß die mannigfachen Unfälle, die sich auf Schiffen ereignet haben, die mit den fraglichen Kesseln ausgerüstet waren, auf die fehlerhafte Konstruk- tion und den mangelhaften Zustand der Kessel zurückzu führen seien. Dazu kommen noch die zahlreichen unan- aenchmen Erfahrungen die in den letzten Jahren bei den Versuchen mit den Unterseebooten gemacht wurden. Da der von einem Mitglied? der Radikalen gestellte Antrag auf sowrtiae Inangriffnahme einer Interpellation über die Organisation der Marine, insbesondere über die von Mr. Pelletan begangenen Fehler und groben Nachlässig keiten, seitens der Mehrheit, wenn auch nur mit 315 aeaen 242 Stimmen, abgelehnt wurde, dürste der Marineminifter vor dem für Oktober in Aussicht genom menen Wiederzu'ammcntritt der Kammer kaum Gelegen heit haben, sich betreffs der gegen ihn erhobenen schweren Anschuldigungen zu verantworten. Deutsches Keich. * Vertin, 14. Juli. * Tie Steigerung »er Invalidenrenten mir ibren Folge erscheinungen wird jetzt in der halbamtlichen „Berl. Korresp." zugegeben: „Lus Anlaß der örtlichen Erhebungen, welche im Monat Juni nn Bezirke der Landesversickerungsanstalt Schlesien stattgefunden haben, ist in der Presse behauptet worden, daß zur Deckung der erhöhten Rentenlast die bisherige, etwa 135 Millionen Mark jähr lich betragende Bcitragseinnahme nicht mehr ausreickt, vielmehr schon jetzt etwa auf 81 Millionen Mark jährlich sich belaufende „Feblbeträge" ermittelt worden seien. Es ist nicht zu be streiten, daß bei Fortdauer der bisherigen Rentensteigerung eine sehr erhebliche Vermehrung der jährlichen Beitragseinnabmen eintreten müßte. Von einer solchen sür Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleich unerwünschten Beitragserhöhung wird aber hoffentlich bis auf weiteres noch Abstand genom men werden können. Wie wir hören, haben die bisherigen Erhebungen der Kommission ergeben, daß die Steigerung der Zahl der Invalidenrenten zu einem nicht geringen Teile auf Mängel in der geschäftlichen Behandlung der R «n tr n a n tr S g c zurnckzu führen ist. Insbesondere sind die Grenzen zwischen Brrufsinvalidität und reichsgesetzlicher Invalidität nicht immer genügend beachtrt worden; auch scheint vielfach eine nicht ausreichende Untrrfnchung der R e, ten an tr L g e stattgefunden zu haben. Wenn, wie zu erwarreu ist, in Zukunft diese Mängel vermieden werden, so dürfte sich damit auch eine Erhöhung der bisherigen Beiträge erübrigeu." * Bon der Ku-Stengel. Bei der Gestaltung des Ent wurfs zum Reichshaushaltsetat für 1905 wird auch das Gesetz über Aenderungen im Finanzwesen des Reichs, das m dem letzten Tagungsabschnittc des Reichstages zur Annahme gelangt und am 1. April 1904 in Kraft getreten ist, zum ersten Male Berücksichtigung schon im Reichsschatzamte finden. Bekanntlich ist in diesem Ge setze bestimmt, daß Zölle und Tabaksteuer, von denen früher 130 Millionen Mark den Einzelstaaten nicht über wiesen wurden, in ihren, ganzen Ertrage der Reichskasse verbleiben, und es ist ferner angeorönet, daß zu den Uebcrweisungsstcuern auch die Maischbottich- und Branntweinmaterialsteuer gehört. Zu den Ueber- weisungcn an die Einzelstaaten werden demnach jetzt drei Steuerarten, zwei Branntweinsteuern und die Reichs- stempelabgaben, verwendet. Dafür werden die Matri- kularumlagen, die von den Einzelstaaten aufgebracht werden, um den bei Zoll- und Tabaksteuer nunmehr für das Reich zur Verfügung gestellten Mehrbetrag ge kürzt. Die Neuregelung wird in den Ansätzen der ein zelnen Positionen bei den aus Zöllen und Steuern fließenden Einnahmen Aenderungen nicht nötig machen. Dagegen werden im Reichsschatzamte, wie dies schon im Reichstage beim Etat für 1904 geschehen ist, im Ent- Wurfe des Etats für dieses Amt selbst auf 1905 bei den Ueberweisungsausgaben die Umgestaltung und bei dem Einnahmeposten der Matrikularbciträge die entsprechen- den Kürzungen vorgenommen werden müssen. * Za« Katsertelegram« an das Wyborgsche Regiment. DaS bereits erwähnte Telegramm des Kommandanten des Whborgschen Regimentes, Obersten Saiontsckkowski, an den Kaiser Wilhelm als Chef des Regiment- lautete, wie russi schen Blättern zu entnehmen, folgendermaßen: Ich bin glücklich, Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät alleruntrrtänigst mitrnteilrn, daß durch die Gnade meine- großen Herrschers das Eurer Majestät Namen tragende Wyborgsche Jnsanterie-Regiment von heute au mobilisiert wird zur Entsendung nach dem fernen Osten. Die Herren Offiziere und niederen Grade drS Regiment- sind glücklich über die ihnen zugefallene Aufgabe und sie werden sich auf den Gefilde» der fernen Mautschurri mit Liebe deS Namens ihres erhabenen Chefs erinnern, überzeugt davon, daß sie Eurer Kaiserlichen Majestät Gelegenheit geben werden, stolz zu sein auf das Regiment, das sich stets der Aufmerk samkeit Eurer Kaiserlichen Majestät erfreut hat. Der Wortlaut der Antwort de- Kaisers Wilhelm ent spricht durchaus den bereit- mitgeieilten Sätzen. — Zum Beweis, daß dem Telegramm des Kaisers an sein russische- Regiment politische Bedeutung nicht beigelegt werden könne, ist offiziös erinnert worden an das Telegramm, daß Kaiser Wilhelm Ende Oktober 1899 bald nach dem Au-bruch deS Krieges der Engländer gegen Transvaal an sein englische» Regiment, die Royal Dragoons, gesandt hat. Demgegenüber erklärt die „Franks. Ztg.": Der Vorgang von damals gleicht dem jetzigen nur insofern, al» der Kommandeur deS eng lischen Regiments dem Kaiser Wilhelm die Abreise seines Regiments auf den Kriegsschauplatz ebenso, wie eS jetzt der Oberst deS russischen Regiments getan hat, ankündigte. Der Inhalt der beiden Antworttelegramme de« Kaisers ist aber grundverschieden. DaS Telegramm an daS englische Regimeut lautete wörtlich folgendermaßen: „Ich danke für daS Telegramm. Entbieten Sie mein Lebewohl dem Regiment. Mögen Sie alle unverletzt und Wohl zurückkommen Wilhelm I. «t R. * Da steht nichts davon, daß der Kaiser seinem Regimente „Glück wünscht zu der Möglichkeit, dem Feinde gegenüberzutreten", noch daß er stolz darauf fei, daß seinem Regimente die Ehre zuterl werde, „für Kaiser und Vaterland und für den Ruhm der russischen Armee zu kämpfen", auch nichts davon, daß seine aufrichtigen Wünsche das Regiment begleiten und „Gott seine Fahnen segnen" möge. * Zum deutsch-englischen Schiedsabkommen wird in den „Berl. N. Nachr." eine anscheinend offiziöse Erläuterung ge geben, die trotz ihrer Dürftigkeit um deswillen Beachtung verdient, weil sie vor einer Ueberschätzung deS Abkom mens warnt. Darnach hat das Abkomme» praktisch »icht viel z« bedeuten. Denn das englisch-französische Abkomme», d«n es entspricht, setzt voran-, daß die Streitfragen, die man künftig dem Haager Gericht unterbreiten will, „weder vitale Interessen noch die Unabhängigkeit oder die Ehre der beiden kontrahierenden Staaten berühren, noch die Interessen Dritter in Frage stellen." Nur Fragen puristischer Art, die auf diplo matischem Wege nicht zu erledigen sind, fallen unter das Abkomme«, and i» jedem einzelne» Fall müssen die Kontrahenten, bevor sie kich an den Schiedsgerichthof wenden, „ein Spezialabkommen treffen, durch das der Gegenstand d«S Streites klar bezeichnet, die Ausdehnung der Befugnisse der Schiedsrichter festgestrllt und da» bei der Konstituierung d«S Tribunals und seinen Verhandlungen zu beobachtende Verfahre» genau bestimmt wird." Line Aendernxg gege» frühere TchiedSgrricht-- verhältniffe bringen also diese Verträge nur iusofrr», al» künftig die Schiedsrichter nicht mehr zu wählen sind, vielmehr in Fällen, die man auch sonst schon Schiedsgerichten z» unter breiten Pflegte, grundsätzlich das Haager Tribunal angerusen werden soll. Wie daS französisch - englisch«, so wird auch da deutsch - englische Abkommen wohl zunächst auf fünf Jahre gelten. Die Franzosen und die englische« Frauzosenschwärmer haben im Oktober vorigen Jahre» de« Abschluß jene» Vertrage- mit hochtönende« Worten begleitet. Wir sehen im jetzigen Falle dazu keinen Anlaß. Den» daß die beide» Regierungen sehr gut mit einander stehen, ist längst bekannt. Erst wenn i» England die Germanophoben abrüste», wird den amtlichen Beziehungen auch die populäre Stimmung hübe« und drüben entspreche». Von euglischen Preßäußerungeu sind he»te noch zwei zu verzeichnen: „Daily Expreß" sagt: „Der Vertrag mag al» die erste Frucht des Kieler Besuche» betrachtet werde». Der Kaiser ist seit geraumer Zeit bemüht gewesen, die Bande der offenen Freuudschast mit Groß britannien enger zu knüpfe»." — „Daily Mall" schreibt: „Sollt» dem Vertrage eine Kürzung de» deutschen Flottenprogramms folgen, so könnten beide Regierungen zu eine« solch glücklichen Ergebnis beglückwünscht werden." * Die wirtschaftlichen Aussichten SüdwrstafrikaS. Das Bild, welches einer der besten Kenner Südwestafrikas, der bekannte Universitätsprofessor Karl Dove in der letzten Nummer der „Umschau" von unsrer ersten deutschen Kolonie zeichnet, entspricht kaum dem glänzenden Phan tasiegebilde, das auch heute noch in den Köpfen einiger Schwärmer spukt. Mehr als einige Tausend Familien — es werden ihrer nicht viele Tausend sein, wie manche annehmen, sagt Dove — werden in absehbarer Zeit sich hier kaum eine neue Heimat zu schaffen vermögen. Und doch darf man das Land nicht wertlos nennen, selbst wenn eS keine abbauwürdigen Gold- und Diamantenlager in seinem Boden verborgen hält, bietet es doch die Möglich keit einer großartigen Viehzucht, ja selbst Weinbau und Rosinenproduktion diirfte sich rentieren, und die Straußenzucht wartet nur auf geeignete Unternehmer. Freie Entwicklung besonders der drüben produktiv tätigen Berufsstände, vor allem ein politisch-wirtschaftlich maß gebender Einfluß von ihrer Seite, das ist das einfache und unfern deutschen Kolonialbeamten doch so fremdartig erscheinende Mittel, auch diesem großen Lande zu einer Stellung zu verhelfen, in der eS sich auszuwachsen vermag zu dem, als was wir alle eS gern sehen möchten, zu einem unentbehrlichen und nutzbringenden Gliebe des über- seeischen Deutschland. * Zn« Aal Mirbach berichtet eine Lokalkorrespondenz reichlich spät, daß der Vorstand d«S Kircheubauverein« bereit- nach der Verbaftung der Herren Schultz und Romeick beschlossen babe, daß alle von diesen für den Verein her gegebenen Gelder zurückgezahlt werden sollen. Da der Verein al« öffentlich-rechtliche Körperschaft die- erst dann tun könne, sobald die Gerichte da- letzte Wort in dieser Sache ge sprochen haben, so könne vor der Entscheidung de- Reichs gericht« nicht damit gerechnet werde«, daß eine Rückgabe erfolgt. Die Korrespondenz behauptet ferner, daß die Be träge von dem Verein zurückgestellt worden sind. — Der konservative „Reichsbote" bemerlt zu dieser Versicherung: „Da- sind neue Zögerungen und Ausflüchte, welche ebensowenig befriedigen werden, wie das bisherige Verhalten. Zu- nächst ist der Oeffrntlichkeit bisher noch keine Mitteilung von dem hier behauptete» früheren Beschlüsse de« KtrchenbauvereinS schon au- dem Jahre 1901 gemacht worde». Noch vor Gericht erwähnte Freiherr von Mirbach nicht» davon, er erklärte nur: „Wenn man das Geld zurückzahlen will, wird eS nach Beendigung diese- Prozeßes immer noch Zeit sein, und wenn hier nachgewiescn wird, daß bet diesen Geldern irgend ein Bedenken ist, sie anzu nehmen, so werden selbstverständlich die Vereine die Summe, die sie erhalten haben, zurückzahlen." Di« Presse kann also jetzt erst von der Mitteilung zum erste» Male Notiz nehmen, obwohl e» doch nahe gelegen hatte, sie davon zu unterrichten. . . . Die An rüchigkeit der empfangenen Gelder liegt schon heute nach den Er- gebuissen der ersten Jnstanzvrrhandlung, trotzdem da» Gericht»- erkenntnis dem Konto L in Bezug auf die Angeklagte» die denkbar mildeste Auslegung gegeben hat, soweit klar, daß der Kircheubauverein au» rein religiösen und moralischen Gründen die Pflicht hat, seinen angegebenen Beschluß sofort auSzuführen. Die Mittel stehen ihm ja zur Verfügung, Excrllenz v. Mirbach braucht bei dem maßgebenden oder richtiger allmächtigen Einflüße, de» er stet» au-geübt hat, nur einen Antrag zu stell« und der Beschluß ist gefaßt. An der wirklich« Sachlage, wie sie sich für daS evange ¬ lisch« Jntrrrsse stellt, kann keine juristische Revision etwa- ändern. Wir möchten dann außerdem auch beton«, daß die Rückzahlung der spezifisch vom Kirchrnbanverein verbrauchten Gelder <150000 -f- 60000 ^1 -i- 25 000 ^1) keineswegs genügt, daß daS ganze Konto L auSgrmerzt werden muß, auch die noch nicht aus- geklärte Summe von 325 000 ^il WaS und wir ihr Verbleib auch sei — e« laufen darüber auch im geheimen verschiedene Versionen, eine immer dem Ansehen des Hose» abträg- lich er al- die andere —, die Summe ist von dem Oberhofmeister Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin mit persönlicher Unter schrift quittiert. Die Quittung liegt bei den Gerichtsakten, ihr Zustandekommen ist viel« noch immer ein Rätsel. Sie sollte das Konto L anflüseu, wie vor Gericht gesagt worden ist, sie hol aber tatsächlich 325 000 für eine unbekannte Hand frei- gemacht und gedeckt, mag man diese, wie der Staatsanwalt sagte, bei den Angeklagten suchen, oder an einen anderen eventuell hochgestellten Empfänger denken. Mit ihr bleibt aber nach allen Regeln des geltenden Geschäftsverkehr» derjenige, der die Quittung persönlich unterzeichnet hat, auch für den Verbleib der Summe haftbar; davor hätte ihn nur ei« schriftlicher Vorbehalt bewahren können, daß er ste nicht empfangen habe. Sonst muß jeder für von ihm quittierte Geldsummen einsteh«." Frbr. v. Mirbach hat sich am Dienstag nach Kabinen begeb«, wo bekanntlich die Kaiserin augenblicklich weilt. — Kür d« Leutnant v. Wurmb, der in Deutsch Süd westafrika au Typhus verstorben ist und der ein Freund de- Kronprinzen war, al» er noch dem 1. Garde-Regiment zu Fnß angehörte, fand in der Kaserne dieses Regiments zu Potsdam eine Gedächtnisfeier statt, an der mit dem Kronprinzen da gesamte OffizierkorpS, ferner die 4. Kompagnie, der der Verstorbene angehört hatte, und Deputationen der übrigen Kompagnien mik der Regimentsmusik teilnahmen. — Reform des Strafprozesse». Es ist in Abrede zu stellen versucht worden, daß die im Zusammenhang mit der ersten Lesung von Fragen der Reform deS Strafprozeßes in der be kannten Sachvrrständigen-Kommijsion erfolgten Abstimmungen nichl al- definitive anzusehrn seien. Demgegenüber darf nach bester Kenntnis des Verlaufs der Verhandlung« festgestellt werden, daß, wenn nicht alle, doch ein Teil der Sachverständigen auSdrücklick für Abstimmungen, die während der ersten Lesung der der Kom mission unterbreiteten Fragen stattfanden, zu Protokoll gegeb« Hal, er wolle seine Abstimmung nur als unter Vorbehalt ergangen angesehen wissen. Es liegt auch in der Natur der Dinge begründet, daß manche Sachverständig« bei der zweit« Lesung zu einer Reche von Frag« ihre Stellung davon abhängig machen werden, wie schließlich die Kommission die Lösung einer Reihe von Vorfragen zur Erledigung zu bringen für gut findet. — Die Generalversammlung des Evangelischen Bundes findet dieses Jahr in den Tagen vom 3. bis 5. Oktober in Dresdeu statt. — Nochmals die sozialdemokratische Kriegskasse. Die Quittung im „Vorwärts" für den Monat Juni weist wiederum an Beiträgen aus nur einigen Wahlkreis« und von einzelnen „Ge »offen" die stattlich« Summe von annähernd 53 000 aus: daran fehlt noch der Quartals-Ueberschuß des „Vorwärts", der ebensall- jedes Vierteljahr seinen erklecklichen Gewinn in die allgemeine Parieikasse abfließen läßt. — Den größten Beitrag lieferte im Juni der 12. und 13. sächsische Wahlkreis mit 21000 ab. — Gering gerechnet verfügt die sozialdemokratische Partei-Zentralkasse jährlich über 800000 .4! an sicker eingehenden Beiträgen. Mit einem solchen, stets aus dem Bollen icköpfcnden KriegSfond«, der noch Millionen an Reserven hinter sich dar, läßt sich wohl eine intensive Agitation treiben und auck bezahlte „Be- zirkSleiter" anstellen, wie solche Parteiangestellte jetzt die ichlcsiicken Genoffen verlangen. — Den großen bürgerlichen Parteien müssen Wir aber immer wieder zurufeu: Tut desgleichen. — Graf Hompesch, der Vorsitzende der Zentrumsfraktion im Reichstage, beging gestern den Tag feiner dreißigjährigen ununter brochenen Zugehörigkeit zum Deutschen Reichstage. — Ordensverleihungen. DaSOffizierkreuz deSFranzösischen Ordens der Ehrenlegion erhielt der Geheime Kommerzienrat Gustav Brandt zu Köln, das Päpstliche Kreuz .,krc> eocle«ia et ponti ü«": der Regierungsbaumeister a. D., Architekt Heinrich Krings und der Kaufmann DeiSmantel, beide zu Köln. * * Aurich, 13. Juli. Bei der heutigen Ersatzwahl im Wahl kreise Aurich zum Haufe der Abgeordneten wurde Konsistorial- präsident Jderhosf lfk.l mit 184 von 293 abgegebenen Stimmen gewählt. Der Gegenkandidat Landgericht-Präsident Becker lnl.l er- hielt 109 Stimmen. * Aacheu, 13. Juli. Zu der Mitteilung, daß der neue katho lische Studentenverein Wiking entgegen einem Anträge der »ichtkonfrssionrll« Verbindungen an der technischen Hochschule ge nehmigt worden sei, wird von dem Rektor der technischen Hochschule mitgeteilt, daß ein Antrag der nichtkonfessionellen Verbindungen gegen die Genehmigung des neuen Vereins nicht gestellt worden sei. * AuS Lderfchlefie«. Tie Strafkammer zu Beutheu hat den Herausgeber des polnischen sozialdemokratischen Blattes „Gazeta Robotmcza", ehemaligen Tischler MorawSki, zu drei Wochen Gefängnis verurteilt, weil er das Blatt von einem gewissen Pientek verantwortlich zeichnen ließ, trotzdem Pientek nicht einmal lesen konnte. " Ulm, 13. Juli. Das Schöffengericht hatte den früheren Redakteur Schönfeld« der „Ulmer Zeitung" zu 20 Geldstrafe verurteilt, weil er in einem Artikel deS genannten Blattes den Oberst« a. D. Hüger, der über seine Erlebnisse beim Militär ein wcfcn .... und seit dem Tape verfolgte ihn dies Bild noch grausamer, als es die Erinnerung an die erste Be- geguuilg getan. Nun sah er sie beide zusammen auf der Lteinbank fitzen, zärtlich aneinander gefchmiegt, Hand in Hand, und Bcthlen küßte Marischkas Hand- küßte sie immerzu In dieser Vorstellung lag Todesqual für ihn. und sie überfiel ihn wie ein unerbittlicher Feind zu jeder Tages- zeit, in feinen freien Stunden und auch bei der Arbeit; sie schlich sich in leinen Schlaf und vergiftete seine Träume. xvn. Wieder war es Winter geworden, ein noch härterer und strengerer, als cs der vorjährige gewesen. Turdova war wie im Schnee begraben, nur die notwendigsten Ver kehrswege waren frei gehalten. Wie alljährlich hatten sich die Bewohner mit Lebensmitteln versehen nnd Scheu nen, Keller und Kammern gefüllt, als gälte cs, eine harte Belagerung auszuhaltcn . . . Und ein grimmer Feind ist der Winter im Gebirge, der seine Wälle baut, Gräben ousnillt und feine Eisgürtcl aufführt. — Auch Graf Lavadi hatte sich diesmal wie die andern für den Winter eingerichtet. Da cs ein besonders ge segneter Sommer gewesen, jo war auch der Ertrag seiner Felder besser ausgefallen, als man es vorausgesetzt hatte. Es war für Bcthlen eine wirklich glückliche Stunde, als er eures Tages vom Markt aus Verbova heimkehrend, den Erlös für feine Ernte in Reihen von Gulden vor sich auf dein Tilchc ordnete. Diel Geld war schon durch feine Hände gegangen, aber all die Tausende und Tausende waren gekommen und geschwunden, ohne Rast und Aufenthalt wie die Stunden des Tages . . . Die Freude oni wirklichen Besitz hotte er nicht gekannt. Beim Anblick dieses Geldes fühlte er eine freudige Genugtuung. Es war Selbsterworbenes, mit Willen und Bewußtsein Er- strebtcs, und ihm war, als sei etwas von seinem Wesen auf diesem Produkt seiner Kraft, seines Schaffens haften geblieben. Und in einem übermütigen Gefühle rief er den alten Janzsi zu sich herein. Janzsi mußte von dem Erfolg wissen, und so erklärte und rechnete er ihm alles vor, dairn sollte er sich etwas wünschen; denn eine Freude mußte er ihm an diesem Tage machen. Der alte Diener wünschte sich aber gar nichts, er war schon so sehr glück- lich. Da fand sein Herr, daß seine Livree gar zu sehr abgenutzt und verschlissen sei, und ließ ihm eine neue machen, nicht mit Goldschnüren besetzt, wie in der guten, alten Zett, doch in den Farben des Hauses; grün mit gelben Aufschlägen. Janzsi aber hatte, als er diese zum ersten Mal anzog, ein Gefühl, als stiege mit ihr die alte Lavadische Pracht und Größe aus dem Grabe. — Im Herbst hatte Bethlen seinen Abschied zugestellt be kommen und so sich sein Schicksal entschieden, in Turdova zu bleiben. Was ihm die Sache leicht machte, war nicht nur die große Sorglosigkeit seines Naturells — auf die Dauer hätte diese den so sehr veränderten Verhältnissen gegenüber vielleicht doch nicht Stand gehalten —, was ibn diesen zweiten Winter sogar mit Vergnügen ertragen ließ, war das neue Moment, welches in sein Leben ge treten war, ein Moment, das der Zeit Flügel und Schwung verlieh .... Es war nicht das erste Erwachen seines Herzens; er hatte schon manche lose, kecke Abenteuer hinter sich, Ver hältnisse, die müßige Stunden geboren und Ueberdruß wieder zerstörte ... es war das Ausstürmen eine- jungen, lebcnsdurstigen Menschen gewesen .... Jetzt aber erfüllte ihm ein großes starkes Gefühl das Herz. Es war mit den Frühlingswinden gekommen, die Leben und Werden bringen, eS war wie die Sonne an jenem Tage gekommen, wo er geglaubt hatte, sie nie wieder am Himmel zu sehen, und batte wie diese frischen Mut und Hoffnung in feine Seele gebracht. — Jetzt war es das volle Durchdringen einer gesunden, sonnigen Liebe, die keine Sorge und kein Bedenken stört, nicht, daß Marischka eigentlich bürger lichem Blute entstammte, dann andererseits wieder die entgegengesetzte Erwägung, daß sie als Pflegetochter Frau von Tormas zu ganz anderen Ansprüchen berechtigt sei, als einen völlig verarmten Edelmann zu heiraten. An gar nichts dachte er ... nur, daß Marischka da, für ihn da war. — Er wußte, daß auch sie ihn liebte. Der aufleuchtende Blick ihrer Augen, wenn sie ihn sah, das ganze warme, zärtlich erglühende Leben, das in seiner Gegenwart ihr Wesen erfüllte, aus jedem Lächeln, jeder Bewegung sprach, sagten es ihn, mehr, als es Worte vermocht hätten. Don den ersten Stunden ihrer Bekanntschaft war dies leis aufdämmcrnde Gefühl der Gemeinsamkeit, der inneren Zusammengehörigkeit in ihnen, das von Tag zu Tag wuchs, bis es wie eine riesig anschwellende, gewaltige Woge ihr ganzes Sein überflutete. — Sie batten sich schon früher, sie hatten sich immer ge kannt .... es hatte keine Zeit gegeben, wo der Gedanke an Marischka nicht in seinem Herzen war, sie, die seine Seele so voll und ganz widerspiegelte, wie die klare, son- nige Wasserfläche ein Antlitz, das sich darüber neigt. — Sie hatte nur all die Jahre auf ihn gewartet, wie auf jemand, der kommen mußte. Darum hatten ihre Seelen sich gleich erkannt, als sie sich zum ersten Male in die Augen sahen. — So war Bethlen auch hierin das Sonntagskind, wofür er sich selber hielt. Denn daS, was so oft selig-unselig macht, was aus Wonne und Schmerz, aus Himmel und Hölle zusammengesetzt ist, wandte ihm nur den himm lischen Teil zu. . . . Der Winter verging diesmal sehr angenehm. Wenn man auch auf Schloß Torma stets viel zu tun hatte, mehr als auf jeder anderen Gutsherrschaft, da die industriellen Betriebe im Gange waren, besonders die Sägemühle, die grade in dieser Jahreszeit die großen Vorräte an Holz und Brettern für den Sommer Herstellen mutzte, so gab es doch für die Frauen einige freie Abende in der Woche. Bethlen Lavadi sorgte für Unterhaltung und wurde bald die Seele des kleinen Kreises. An Sonntagen und anderen freien, ruhigen Tagen wurden Schlittenpartien veranstaltet, oder man vergnügte sich am Eislauf auf dem festgesrorenen Strome; an den Abenden wurde musiziert und gelesen, und zwar letzteres in geteilten Rollen, was viel zur Erheiterung und Belebung beitrug, da sich dann dazu die paar Herren des Ortes im Schlosse cinfanden. Man los abivechftlnd klassische und moderne Dichter; die letzteren hatte der junge Graf aus Wien bestellen lasten. Und an den vielen langen Winterabenden kamen sie einer nach dem andern an die Reihe. War das Lesen vorüber, dann wurde disputiert, daß es nur so eine Art hatte, aber nur über die Neuen. Die Alten! was war überhaupt von denen noch zu sagen? — Die waren ein übernommenes durch die Zeit geheiligtes Gut, durch Schule und Haus, von Geschlecht zu Geschlecht ins innerste Volksbcwußtscin übcrgegangen, als etwas Ehrwürdiges, Unantastbares, Licbgewordenes. Aber die neue Welt, die sich vor ihnen offenbarte, die Welt, die ihre eigne war! Menschen, die dieser nnd jener von ihnen kannte, die dieser oder jener schon einmal ini Leben gesehen und gesprochen und die sie doch so fremd und ungewohnt anmuteten, fremdartiger als diejenigen vergangener Zeiten. . . . Wie gesagt, eS wurde lebhaft diskutiert und einige fanden, daß das Streiten noch unterhaltender als das Lesen war. Andreas erschien nur an den Abenden, wenn musiziert oder ein klassisches Stück durchgenommen wurde. Der Pfarrer hatte eS so bestimmt und der Kaplan sich unter geordnet, wie er überhaupt sich jetzt mehr beherrschte und ein ruhigeres, scheinbar gefaßtes Wesen zeigte. (Fortsetzung folgt.) Nr. Buch schri rulantrnse Strafkami gleich wie gleichung Nagen mi nqm wät formelle 1 * Mi tag» Hal solle we Grund, die Staq den das einnahm, Mark z> -ntnehm« * »i allen ur ständen I dankt, d schwader daß er deu Mi und den sür die I deutschen Aufenthe * L. Pläne d> verlautet aut uni Marie genomm, eine sei, Murüny * I. nnd de Streitig schuldigc Sandau Gebiet begangei * «i K o n st a im San tätige i 18. Jun des Dsä lingS Jl deu dort! 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