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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040726028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904072602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904072602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-26
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Nr. 377. 98. Ztchrg. Leipziger Tageblatt. Dienstag, 26. 3uli 1904. pflichtet sind, Prisen die Durchfahrt durch den Suezkanal zu ^statten. Wenn ich sage wir, so habe ul) das HauS und das Publikum an die Tatsache zu erinnern, das; der Suezkanal unter internationaler Leitung steht, und eS daher nicht an uns ist, als individuelle Macht zu sagen, ime di« Gesetze, welche die ägyptische Regierung hrnsichllich des Suezkanals binden, aus- zulegen sind. Unserer Ansicht nach darf eine legnime Prise den Kanal passieren. Laurie fragte hierauf, ob Balfour den Teil seiner — Lauries — Anfrage nicht gestellt zu sehen Wunsche, der sich darauf be^-g, das; ein Schiff zu einer Zeil die Handels flagge führt und zu einer anderen Zeit die Autorität eines KrwgSschiffeS auSübt. Balfour erwiderte: .Tics ist eine Frage de« allamneineu Rechts und ich bin sicher, das; nichts durch eineaBersuch meinerseits, darauf zu antworten, gewonnen würde. tSibjon Bowies stellte hierauf folgende Fragen: Sind eng lische Handelsschiffe verpflichtet, irgend etwas mehr über sich ergehen zu lassen, als di« Durchsuäwng, di« Vernehmung ihrer Mannschaft und die Prüfung ihrer Papiere zum Zwecke der Feststellung der Nationalität des ^cknffes, seiner Bestimmung und feiner Ladung und im Falle, daß sich aus dieser Prüfung «tu Beobacht ergibt, die Anhaltung und Beförderung des Schiffes durch Prisernnannschaft an ein Prtsengericht? Ferner, fstä englische Handelsschiffe gehalten, sich der Wegnahme und der Aortfchafftulg cincS Teils der Ladung nach Gutachten des Kommandanten de« durchsuchenden lVriegSsäuffes ohne ander weitige Entscheidung bezw. Entscheiduna eines Priscngerichts « »uterweifenk Premierminister Baisour erwiderte: Nach Ansicht der Kroniuri^n ist daS Völkerrecht in der ersten Frage richt« alckgefastt. Bezüglich der zweiten Anfrage Gibson Boro«', betreffend die Durchfahrt der Freiwilligenflotte durch die Dardanellen, erklärte Balfour: Diese Anfrage be rührt dwl, wa« ich für den gegenwärtigen Augenblick als ver botenes Terrain betrachten muß. Sie wirft eine Kontroverse auf, di«, wie ich glaube, besser gelöst werden wird, wenn das HauS sich für den Augenblick unt dem zufrieden gibt, was ich hab«. LsiMrcke cagerzcha«. * Lechzt«, 26. Juli. Unsere Ohnmacht zur See. Die neuesten Vorgänge im Roten Meer sind ein drastischer Beleg für unsere augenblickliche Hlllfiosigkeit zur Ser, selbst g^enüder dem „kleinen Seeraub" — so nennen es englische Blätter und Parlamentarier —, wÄchen sich die russische freiwillige Flotte gegen deutsche Handelsschiffe erlauben darf. Während in Deutschland diplomatisch mit Noten und in der Presse mit durchaus oerechtfertigter Entrüstung gearbeitet wird, schickt Eng land Kriegsschiffe an Ort und Stelle. Diese Kriegs schiffe sollen bis auf weiteres die englischen Handels- stchfse durch das Rote Meer geleiten und es wird wohl bei solcher Begleitung keines der plötzlich in Kreuzer umgewandelten russischen Schiffe gelüsten, sich weiter hin an der englischen Flagge zu vergreifen. Ferner werden englische Kriegsschiffe dafür sorgen, das Aus laufen von Schiffen der russischen freiwilligen Flotte aus dem Schwarzen Meer gegebenenfalls mit Gewalt zu verhindern. Rttt einem Wort: In England handelt man, wie es nicht allein die Ehre und die Würde eines großen Volkes in solchen Fällen erheischt, sondern wie es auch die Interessen des Handels und der Schiffahrt fordern. In Deutschland dagegen kann man gar nickt han deln, selbst wenn noch Schlimmeres unserer Flagge widerfahren sollte, well auf dem ganzen weiten Weg von zehntausend Seemeilen, der sich zwischen Wilhelms haven via Gibraltar, Suez, Hongkong erstreckt und der eine der befahrensten Welt-Wasserstraßen darstellt, nicht ein einziges deutsches Kriegsschiff verfügbar ist. Aller- dings abgesehen von der „Loreley", die in Konftanti- nopel ein friedliches Dasein führt. Ein wirkliches Kriegsschiff kann man aber die „Loreley" beim besten Willen nicht nennen nach Schnelligkeit, Armierung und Bemannung und selbst im „Taschenbuch der Kriegs flotten" wird dies anerkannt mit dem Bemerken: „Ohne Gefechtswert". Beim Einbringen des Flottengesetzes von 1900 wurde nickt allein von der Regierung in lebhaften Farben die unbedingte Notwendigkeit der Sckxrffung einer Auslandsflotte hervorgehoben, sondern auch allgemein anerkannt, daß eine solche Auslandsflotte dringend notwendig sei, nickt nur im Hinblick auf unfere Kolonien, sondern auch vor allen Dingen zum Schutze unserer so mächtig aufstrebenden Handelsflotte, welche setzt die zweitgrößte der Welt ist. Und die Folgerung? Sie bestand darin, daß aus parla mentarisch-taktischen Gründen die Auslandsflotte fallen gelassen wurde, um sie „für spätere Zeiten" auf zuschieben. Man hatte ja Zeit, wie man überhaupt Zeit hatte, auch mit dem Ausbau unserer Schlachtflotte, die so um 1920 herum fertig sein sollte. Die weltpolitischen Ereignisse, welche ab und zu das höchst Bedenkliche eines solchen Flottenprogramms auf lange Sicht zeigen — nebenbei bemerkt, kennt kein Flottenprogramm irgend eines Staates ein solches Gesetz auf lange Sicht —, genügen aber augenscheinlich nicht, um eine Korrektur der 1900 gemachten Fehler herbeizuführen und es wird immer wieder von neuem verkündet: wir haben Zeit, auch mit der Auslandsflotte! Ties geschieht aber nur, well man nicht den Mut findet, zuzugeben, daß daS Flottengesetz von 1900 ein Gesetz mit untaug lichen Mitteln geworden ist, und Kvar untauglich unter verschiedenen Gesichtspunkten. Vor allen Dingen, weil die deutsche Seemacht, die bis setzt noch zur Not sich an vierter Stelle behaupten kann, bis zum Jahre 1907 auf die fünfte Stelle heruntergedrückt sein wird. Das deutsche Volk Null aber doch jedenfalls die Opfer für seine Flotte nicht darum bringen, um sie schwächer, sondern um sie stärker werden zu sehen. Wir hoffen jedoch, daß trotz aller Schönfärberei und Schönrederei das deutsche Volk sich durch die Macht der Tatsachen — und zu diesen rechnen wir auch die unliebsamen Vor kommnisse im Roten Meer — davon überzeugen wird, wie es die höchste Zeit ist, das Flottengesetz von 1900 zu revidieren. Der deutsch-russische Handelsvertrag. Auf Norderney wird, wie bekannt, gegenwärtig die endgültige Redigierung des deutsch-russischen Handels vertrags vorgenommen,, zu welchem Zweck Herr v. Ti- miriaseff nebst einigen Hülfskräften von Herrn v. Witte in dem Nordseebad zurückgelassen worden ist. Es wird angenomnren, daß diese Arbeit innerhalb der nächsten Tage zum Abschluß gelangt. Der deutsche Reichskanzler Graf v. Bülow hat sich be reits nach Berlin begeben, wo der Vertragsentwurf die Unterschriften des Grafen v. Bülow und des Herrn v. Witte erhalten soll. Wie die Polen sich zn helfen wissen. Aus Posen, 25. Juli, wird uns von unserm ^.-Korrespondenten geschrieben: Da den Polen durch das neue Parzellierungsgesetz schon jetzt zahlreiche Schwierigkeiten erwachsen, so scheinen sie die Anlage industrieller Unternehmungen mehr betreiben zu wollen. In Posen wie in der Provinz haben in letzter Zeit verschiedene Terrainankäufe pol nischerseits stattgefunden, auf denen noch zu gründende polnische Gesellschaften neue Fabriken aufführen wollen. So hat der Stuckateur und Baumeister I. Raczyborski im Dorfe Rataj bei Posen ein Terrain von 27 000 Quadratmetern angekauft, auf welchem eine große Fabrik für Stuckaturerzeugnisfe erbaut werden soll. Auch in der Provinz wird von polnischer Seite die Anlage einer Papierfabrik gevlant. Ebenso kommen jetzt vielfach Blei stifte einer polnischen Fabrik und Streichhölzer einer pol- irischen Fabrik in Handel. Eine Konferenz der kolonialen Premierminister des englischen Weltreichs wird für den Frühling des nächsten Jahres angekündigt. Entbehrt die Meldung auch vorläufig noch der Be- stätigung, so kann man ihr doch eine gewisse Glaub würdigkeit nicht absprechen. Die selbständigen Kolonien stehen der Chamber!attischen Handels- und Reichspolitik teils zustimmend, teils ablehnend gegenüber. Sie wollen zwar die Vorteile genießen, die ihnen die Zugehörigkeit zu einem Staatswesen von der Größe und Bedeutung Großbritanniens verbürgt, aber anderseits die Leistungen nicht oder wenigstens nicht in dem Umfange auf sich nehmen, wie sie seitens der britischen Regierung als erforderlich bezeichnet werden. In dem Punkte der Bevorzugung der Einfuhr britischer Herkunft haben ein- zelne, besonders Australien, Neuseeland und Südafrika, ein gewisses Entgegenkommen bewiesen, auch sich zu einer allerdings nicht gerade bedeutenden Erhöhung der Bei träge für die britische Flotte bereit erklärt. Auf der andern Seite verhält sich Kanada in letzterer Beziehung völlig ablehnend. Alle aber verlangen, daß die Negie rung noch reichhaltigeres Material über den inter kolonialen Handel wie über den Handelsverkehr zwischen den einzelnen Kolonien einerseits und dem Mutterlands anderseits zur Verfügung stelle, ehe sie sich zu einer end gültigen Entscheidung verstehen wollen. Wenn die An nahme zutrifft, daß die teils bereits im Gange befind lichen, teils in Aussicht genommenen Erhebungen und Berechnungen bis zum Juli des laufenden Jahres fertig- gestellt werden können, dürfte es möglich sein, auf der Basis dieses neuen und vermehrten Materials die Frage aufs neue zu erörtern. Somit entbehrt die Ankündigung einer im Frühjahr 1905 in London zuiammentretenden Konferenz der kolonialen Premierminister nickt einer ge wissen, in dem gegenwärtigen Stande der fiskalischen Be wegung begründeten Unterlage. Deutsches Deich. - Berlin, 26. Juli. * Ter Kaiser wird, wie das „B. T." aus Kiel meldet, in Swinemünde voraussichtlich am 3. August landen. Der neuernannte diensttuende Flügeladjutant Graf Soden erhielt Befehl, sich dort auf der Kaiserjacht zu melden. * Sur Fürstenzusa««enkunft iu Marteuba» will die Wiener „Zeit" von dort erfahren haben, daß au der Zu sammenkunft d«S Kaiser« von Oesterreich mit König Eduard auch der Deutsche Kaffer teilaehrneu wird. * Die Unteroffizier Stiftung bet« SS. Infanterie- Regiment. Die vom Geraer Landtage dem 2. Bataillon des 7. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. S6 bewilligte Iubiläumsstiftuug von 1L000 hatte verschiedene Blätter veranlaßt, mit der Mitteilung über diese Stiftung die für ihre Verwendung gestellten Bedingungen in einer gänzlich entstellten Form wiederzugebeo und daran die Bemerkung zu knüpfen, daß die Stiftung den Zweck verfolge, »Soldaten mißhandlungen zu verhüten". Nunmehr schreibt der Komman deur des geuaunten Regiments Oberst v. Donop der „Kreuz zeitung" dazu: „Um das Sinnentstellende dieser und ähnlicher Bemerkungen vor Augen zu führen, sei der Wortlaut der erwähnten Bedingungen hier wiedergegeben: „lieber die Verwendung sowie über die alljährlich am L. Jnli zu bewirkende Verteilung der Gratifikationen bestimmt der Ba- taillouSkominandenr nach Gehör der Kompagniechefs. Es dürfen nur solche Unteroffiziere bedacht werden, die stch durch Treue im Dienst, hervorragende Leistungen und tadellose Führung aus zeichnen, und die insbesondere nicht wegen vorschriftswidriger Be handlung oder wegen Mißhandlung Untergebener bestraft find." ES ist wohl einleuchtend, daß die letztere Bedingung, in leichtverständlicher Absicht aus dem Zusammenhang heraus gerissen, eine andere Auffassung von der „bestimmungs mäßigen" Verwendung der Stiftung erweckt, als im Zu sammenhänge mit dem Vorhergehenden. Daß derartige Gratifikationen stet- nur Unteroffizieren von tadelloser Führung zugewiesen werden, dürfte wohl eine allgemein be kannte Tatsache sein, die ebenso selbstverständlich und einfach erscheint wie die Erkenntnis, daß Unteroffiziere, die wegen der erwähnten Vergehen bestraft worden sind, daS Zeugnis „tadelloser Führung" nicht mehr besitzen. * Für die RctchStagSersatzwahl in Schaumburg-Lippe wurde am Sonntag in Stadthagen von den Vertrauens männern der Freisinnigen Volklpartei der Anwalt deS All gemeinen Verbandes der deutschen Erwerbs- und Wirtschafts genossenschaften nach Schulze-Delitzsch, vr. Hans Crüger als Kandidat aufgestellt. Or. Crüger hat die Kandidatur angenommen. * Zum Fall Mirbach veröffentlicht der Kurdirektor Frei herr v. Maltzahn in Homburg v. d. H. als Mitglied der deutschen Kirchenbaukommission in der „Kreuzztg." eine Er klärung gegenüber der Mitteilung der „Frkf. Ztg.", daß einer Frau Michon nach Stiftung einer Spende für den Bau der Erlöserkirche in Homburg der Luisenorden vom Frhrn. v. Mirbach überreicht worden sei. Frhr. v. Malyahn erklärt, daß Frau Mchon im Jahre 1900 dem Oberbürgermeister Tettenborn für ein Denkmal der letzten Landgrafen von Hessen-Homburg 5000 übergeben habe mit dem Bemerken, daß sie in ihrem Testament der Stadt Homburg 100000 und für die katholische Kirchengemeinde 63 000 gestiftet habe. Auf Antrag des Oberbürgermeisters Tettenborn habe Frau Michon am 21. Oktober 1900 das Frauenverdienstkreuz, nicht den Luisen-Orden, durch die Post zugesandt erhalten, nicht persönlich durch den Frhrn. v. Mirbach. Darauf habe Frau Michon für den Saalbaufonds 2000 und für die Vergrößerung des Kirch- und Drnkmalsplatzrs 6000 gestiftet. — Der Kaiser bat der Stadt Straßburg i. Els. eine Relief darstellung Straßburgs aus dem Jahre 1725 geschenkt, die vermutlich in den Jahren 1814 oder 1815 nach Berlin gekommen ist und seitdem in der Reichshauptstadt aufbewahrt wurde. Das Reliesbild ist 12 m lang und 6 w breit und zeigt Stadt und Festung bis auf die einzelnen Häuser in vollkommener Deutlichkeit und AehnUchkeit. Das Bild, welches auf Anordnung des Kaisers einer gründlichen Renovierung unterzogen wurde, ist nunmehr in Straßburg eingetroffeu, wo es zunächst einige Zeit öffentlich aus gestellt werden wird. — Die Ernennung des Geheimen Oberregierungsrats Neu mann vom preußischen Handelsministerium zum Ministerialdirektor wird nach der „Frkft. Ztg." in eingeweihten Kreisen als bevorstehend angesehen. Neumanns besonderes Ressort ist die Förderung des Arbeiter-Wohnungswesens auf genossenschaftlicher Grundlage. Auch gilt er als der eigentliche Schöpfer des preußischen Wohnungsgesetzentwurfs, der demnächst im Landtage zur Vorlage kommen wird. — Die Minister Johnson, H. W. Trawis und I. I Doffen sind aus Liberia in Berlin angekommen und haben im Hotel Kaiserhof Wohnung genommen. * * Oldenburg, 25. Juli. Abgelehntes Wieder aufnahmeverfahren. Der wegen Beleidigung deS Justizministers Ruhstrat in Oldenburg zu längerer Freibeitsstrafe verurteilte Redakteur Biermann hatte bei Gericht die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen das Urteil der Oldenburger Strafkammer durch seinen RechtS- beistand beantragen lassen. Dieser Antrag ist jetzt vom Landgericht zurückgewiesen worden. * Hannover, 25. Juli. Dem Senat der hiesigen Tech nischen Hochschule ist jetzt ein Antrag der Studentenschaft zugegangen, konfessionelle Verbindungen an der Hochschule anfznlöse». Da die Krage nicht allem die kiesige Hochschule, sondern alle deutschen Technischen Hoch schule» und Universitäten betrifft, so hat der Senat be- schloffen, sie iu Gemeinschaft mit diesen pr behandel» »ud zu regeln. * Esten, 25. Juli. Den Arbeitern im Krupp'schen Schienenwalzwerk wurde eine zehnprozeotige Lohn erhöhung bewilligt. Der Streik ist beendet. * In Köln soll nach der „Rhein. Ztsi." em sitteu- polizeilicher Mißgriff vorgekommen sem. Auf Beranlaffnng deS Vormunde« eine« 22jährigen unbeschol tenen Mädchens wurde daS letztere iu der Wohnung seiner Dienst- hierin von zwei Beamten der Sittenpolizei verhaftet und znm Polizeipräsidium geführt, wo e« drei Stunde» in der Wachtstub« verbringen mußte. Alsdann wurde da« Mädchen zum Bahnhof in einen für TranSportgesangen« bestimmte» Wag«» gebracht »nd »nter Begleitung eines Beamte» der Sittenpolizei, weil sie der gewerbsmäßigen Unzucht bezichtigt wurde, dem AgueS-Etift in Bonn zugeführt. Nachdem da« Mädche« mehrere Tage dortselbst verbracht hatte, gelang ihm mit einer anderen Insassin die Flucht. DaS Mädchen unterbreitete bei seiner Ankunft in Köln die Vorgänge dem Bormnndschaftsgericht, welches erklärte, daß weder der Vormund noch die Polizei zu diesem Vorgehen berechtigt gewesen seien. Die Angelegenheit wurde bereit» der Staatsanwalt schaft unterbreitet. Nach Mitteilung deS genannten Blattes wird der Dienstherrin sowohl wie dem Mädchen da« beste Leumunds zeugnis ausgestellt. Bestätigung dieser Geschichte bleibt abzuwarten. * Aus »er Ostmark. Der Kultusminister Studt hat bei der Enthüllung des MouumeutalbruuueuS io Bromberg eine Rede gehalten, in der er u. u. sagte: „Seit einer Reihe von Jahre« ist die StaatSrrgierung, ins besondere die Abteilung für Kunstverwaltnng, bestrebt, den Inten tionen deS Kaisers entsprechend, i» den verschiedenen Gebieten der Monarchie Kuhststätten, Kuustaustalten und wissenschaftliche Institute zu errichten und zu fördern und damit in der Ostmark das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu stärken und bei den Einwohnern der vielumstrittenen LandeStrile daS Gefühl der Zusammengehörigkeit zum übrigen Baterlcmde zu vertiefen. Ich hoffe, daß eS im Laufe der Zeit auch gelungen ist, nach dieser Richtung hin Fortschritte zu erzielen. Das gilt auch von den einzelnen Kunstdenk mälern, die im Laufe der Zeit auf Staatskosten unter Beihülfe der Städte hergestellt worden sind. Lasten Sir mich die Hoffnung aus sprechen, daß auch das für die Stadt Bromberg gestiftete Kunst denkmal dieselben erfreulichen Erfolge zeitigen möge, die ich an gedeutet Habel Ich bin der festen Ueberzengung, daß es in dem von mir bezeichneten Sinne gelingen wird, die uns so sehr am Herzen liegende und von dem Kaiser mit besonderer Huld gepflegte Ostmark an unser gemeinsames Vaterland immer enger anzuschließen und in der kerndeutschen Stadt Bromberg daS Gefühl deutschen Nationalbcwußtseins zu stärken." . * Kanustatt, 23. Juli. Die Vereinbarung, betreffend den Austritt der Stadt Kannstadt und der Gemeinden Unter- türkhcim und Wangen aus dem OberanttSverband Ka an statt zwecks Vereinigung mit Stuttgart, wurde in heutiger Amtsversammlung nach dem Entwurf des Ober bürgermeisters Nast mit allen Stimmen gegen eine ange nommen. iNusIana. Aste«. * Tie englische Tibet-Eppeditton. Neber den Vormarsch der englischen Tibet-Expedition nach Lhassa liegen in London verschiedene, bis zum 18. dS. MtS. reichende Be richte vor, die am 21. von Gyantse telegraphisch weiter- gegeben wurden. Aus ihnen heben wir nach der „K. Ztg." folgendes hervor: Am Sonntag, 17„ traf die englische Kolonne von Ralnng an- in der Nähe des Chorvlapaffes ein. Vor Ralnng verbreitert sich daS Tal. Die Landschaft nimmt einen rauheren Charakter au, und mav sieht keinen bestellten Ackerboden mehr. Der Anstieg zur eigentliche» sZaßhöhe ist auf längerer Strecke sehr mäßig, wendet stch daun plötzlich nach Osten und zieht stch etwas über 4 lcm wett durch ein« enge Schlucht hin. Das Lager der Kolonne war wohl der höchst« bisher bekannte militärische Lagerplatz, denn er hatte noch 300 m mehr Seehohe als die Spitze des Montblancs. Er lag am Fuß« der Schneekette von Nuidschinkangsang. Der Paß selbst war schuee- frei, allein ein prächtiger Gletscher fiel bis auf 150 m oberhalb det Lagers ab. Die Dorfbewohner, die im Laufe deS Tages ein ge bracht wurden, gaben die erste Kunde über den Verbleib da Scharen, die bei Gyantse den Engländern gegenübergestanden hatten. Es hieß, sie lägen nunmehr bei Vast, einem Punkte am Wege zwischen Nagartse nnd dem Brahmaputra. Die Lamas sollen große Anstrengungen machen, die Leute wieder zum Kampfe zu bringen. Mittlerweile schreibt der Dalai Lama dem Tongfo müht, ihre Stellung in der Welt zu erhalten imd zu stützen, so wett es in meinen Kräften steht. Ich würde weiß Gott was tun, um ihnen Not und Elend, Jammer und Entbehrungen aller Art zu ersparen. Weißt du ein größeres Unglück in der Welt, Antoine, als unschuldige, hilflose Kinder, die man liebt, die unser Herzblut in sich trogen, aus dem Glanze des Lebens in die Nacht des Elendes sinken zu sehen?" Der Wein fing in Antoine an zu wirken. Einen Augenblick sah er seinen Bruder verblüfft über dessen Erregung mit glitzernden Augen an. Er hatte wohl nicht viel von dem, was sein Bruder gesagt, begriffen, und antwortete jetzt mtt einer gemütlichen Trinkerlaune: „Der Durst, Jean, ist das größte Unglück in der Welt. Was Weiber und was Kinder der Durst " Damit hob er wieder das Glas an die Lippen, aber rasch fuhr sein Bruder dazwischen und hinderte ihn, weiter zu trinken. „Trunkenbolds" stieß Jean unwillig hervor, „kannst dir dein Laster nicht einmal bei einer solchen Gelegenheit beherrschen?" Zunächst schien es, als wolle Antoine aufbrausen und große Worte machen. Dann aber nahm die Schani in ihm überhand. Er senkte den Blick und setzte sich still wieder auf einen Stuhl, einen Augenblick nach einem passenden Wort, nach einer Entschuldigung suchend. „Du hast gut reden", sagte er dann. „Du kommst aus deinem Speisezimmer in der Jolilotte, wo die Eis- kühler und Champagnerflaschcn in allen Winkeln herum- stehen, nnd ich sitze den ganzen Abend in einer elenden Penne ohne einen Sou in der Tasche. Du bist satt und ich nicht. Darin liegt alles." „Deshalb braucht man sich nicht toll und voll zu saufen." „Das sagst du so, Jean. Ich aber versichere dich, daß man sich in der Welt nichts leichter angewöhnt als das Saufen. Wenn man, wie ich, in der großen Welt nichts mehr zu suchen hat, dann sucht man sich seine kleine Wett in der Wasche. Die Aastüe. - da-ist der Leche- ström der Sterblichen. Ich möchte wissen, was aus mir geworden wäre, ohne die Flasche. Ich hätte mich längst aufgehängt." Dabei stützte er wie weinselig den Kopf in die Hand und schaute mit einem sonderbaren Galgenhumor nach den drei Kleiderhaken an der Türe, als ob er noch im Zweifel sei, wozu sie da seien. „Nun laß die Faseleien, Antoine. Wir haben dazu keine Zeit. Wir müssen überlegen, wie wir uns die Zu- kunft möglichst erträglich machen", bemerkte sein Bruder ungeduldig. „Was ist da lange zu überlegen. Du gibst mir zwei tausend Francs und ich gehe nach Nizza oder Monaco", erwiderte Antoine leichthin. .Und wer garantiert mir dafür, daß du nicht in acht Tagen wieder hier und wir auf demselben Fleck find?" „Wer dir dafür garantiert? Natürlich niemand." „Also eine Schraube ohne Ende?" „Ah bah! In dieser Welt hat alles ein Ende." „Gewiß. Eben deshalb kann ich auf diesen Vorschlag nicht eingehen. Aber ich mache dir einen andern." „Ick will von keinem anderen wissen." „Es kommt mir auf die zweitausend Francs nicht an." „Allo her damit und die Sache ist aus." „Nein. Ick weise sie in Nizza oder in Monaco an. Kleidung, Wohnung und Essen soll davon bestritten werden. Nichts sonst." „Nichts da. Ich will das Geld.» „Tue was du willst. Einen Trinker und Spieler aus zuhalten, bin ich weder reich genug, noch habe ich den Willen dazu." „Gut. So bleibe ich hier. Und weim ich auf dem Platze verhungere." Es entstand eine Pause. Die Verhandlung schien auf einem toten Punkt angekommen zn sein, über den beide nicht Hinwegkommen konnten. Jean sah seinen Bruder ernst, halb mitleidig, halb verzweifelt an. „Antoine", fuhr er endlich fort und seine Stimme klang weich rwb klagend, „denke an unsere Mutter, deute an unsere Familie. Was nützt es dir, wenn du mich auch noch hinabziehst in den Strudel des Elends? Dir die einzige Quelle, aus der du noch trinkst, verschüttest? Glaube mir, Antoine, so lange der Vater tot ist, gehst du neben mir her wie die leibhaftige Sorge, wie das furcht bare Gespenst der Nacht, das den Menschen befällt wie ein Alp und alle seine Freuden verkümmert, ihn quält und martert, sein ganzes Leben verbittert wie ein ge hässiger Dämon. Der Bruder dem Bruder! Tut dir das nicht Weh?" „Hör' auf, Jean, hör' auf", ächzte Antoine, plötzlich wieder eine Beute seiner wechselnden Stimmungen, und starrte trockenen Auges vor sich hin. „Gut. Ich will nicht klagen. Du kannst dir wohl selbst eine Vorstellung machen von dem, was ich leide " „Nur zu gut!" keuchte Antoine. „ aber ich will dir einen andern Vorschlag machen. Ich will dir die zweitausend Francs geben und dich auch mit Kleidung und Wäsche aus meinem eigenen Vorrat ausrüsten, unter einer Bedingung." „Welche ist?" „Du schiffst dich morgen nacht mit der „Ariadne", die nm Mitternacht den neuen Hafen verläßt, ein " „Nach?" „Nach Montevideo. Auch dort, auch in Südamerika werde ich nach Kräften für dich sorgen, so lange du auf mich und meine Familie Rücksicht nimmst und nicht nach Europa zurückkehrst." „Nicht nach — Europa — zu — zurückkehrst", wieder holte Antoine in seltsamer Weise lallend, wie bewußtlos. „Ja. Willst du darauf eingehen?" „Ja. Ich werde abreisen. Du sollst mtt mir zufrieden sein, Jean ja — zufrieden sein. Du sollst von deiner Sorge befreit werden, be freit, für immer und ewig." Einen Augenblick stutzte Jean über die wunderliche Art seines Bruder», d« er ich momentan nickt zu erklären wußte. Dann aber, eingedenk der Worte, daß man das Eisen schmieden muh, wenn es heiß ist, fuhr er rasch fort: „Gut. Ich werde also alles besorgen: Billett, einen Koffer mit Kleidern und Wäsche, das Geld — alles. Er warte mich morgen abend zwischen zehn und elf Uhr hier. Ich bringe dich selbst auf's Schiff." „Selbst auf's Schiff! Hm, habe keine Angst, Jean. Ich sage, du sollst befreit werden von deiner Sorge", murmelte Aritoine wieder in seinem halb trunkenen, halb verzweifelten Dusel. Du denkst wohl? Hm, gut. Wann willst du mich hier abholen?" Zwischen zehn und elf Uhr, Antoine. Ist dir das recht?" „Hm. Du mußt es bestimmter sagen. Um zehn oder um elf, das gilt mir gleich. Aber du mußt es genauer sagen." „So sagen wir um zehn Uhr." „Um zehn schon? Wie du pressiert bist, mein Gott, auf die eine Stunde wird es doch nicht ankommenl" jammerte er ängstlich. „Welche Zett ist es jetzt?" Jean sah nach der Uhr. „Es ist jetzt drei Minuten über elf." „Komm' um dieselbe Zeit morgen, Jean", bat Antoine wieder hastig, „hörst du? Um dieselbe Zeit. Du lieber Gott, noch einen Tag! Tas ist doch nicht zuviel. Aber du mußt pünktlich sein. Und Jean, gib dem Krokodil noch fünf Francs. Die letzten. Er soll mir morgen abend noch einmal ein gutes Essen und eine gute Flasche Wein " „Antoine l" „Die letzte, Jean, die letzte — bei unserer guten Mutter, Jean, die letzte." „Gut. Aber du mußt mir versprechen, bereit zu sein, es ist nur, damit wir das Schiff nicht versäumen." „Ich werde bereit sein. Kein Wort mehr. Bei bei unserer guten Mutter, Jean, du sollst dich nicht über mich z« beklagen haben!" srr.! 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