Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.08.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040808016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904080801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904080801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-08
- Monat1904-08
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 400. 98. Iahrg. Leipziger Tageblatt. Montag, 8. August 1904. Königs Seburtslag in Leiprig. ii. Vie Feier in der Universität. Im reichen Schmuck der akademischen Fahnen und im dnnlen Bilde der in vollem Wichs erschienenen Deputationen der einzelnen Korporationen unserer Universität stand gestern vormittag die Aula der Universität, in welcher nach Wunsch und Beschluß des akademischen Senats mit allerhöchster Be willigung der Geburtstag Sr. Majestät des Königs in fest licher Weise begangen wurde, eingeleitet durch weihevollen Gesäng des Universitätssäntzervereins zu St. Pauli und ge hoben durch eine glänzende Festrede des derzeitigen Prorektors Herrn Geheimen Rat Professor Vr. Wach. Feierlich, gewaltig begann, die festliche Stunde eröffnend, der Sängerchor zu «t. Pauli, in Begleitung des Musikkorps des 8. Jns.-ReH. „Prinz Johann Georg" Nr. 107 unter Heinrich Zö llners hinreißender Teilung mit dem von Liszt kompo nierten 19. Psalm „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes" die kommende Huldigung teS erhabenen kecwr muzuiticen- tissimus. Ebe der Chor die machtvoll dahinbrausende Hymne anstiiiunte, erschollen von der Brüstung der Halle Fansaren- klänge, und ber Trompetenschall begab sich der akademische Senat und daS Plenum der Professoren, mit dem Uector umzuiüeus, Herrn Geh. Hosrat Professor Vr. Bücher, ferner Herr Kreishauptmann vr. von Ehr en stein und den Dekanen Herrn Geh. Kirchenrat Professor vr. Brieger, Geh. Hosrat Professor vr. Stroh al. Geh. Medizinal rat Professor vr. Zweifel und Professor Schmarsow an der Spitze in feierlichem Zuge nach der Aula, wo sich in zwischen eine stattliche Eorona von Ehrengästen — wir be merkten unter anderem Se. Exzellenz den kommandierenden General des XIX. (2. Königs. Sächsischen) Armeekorps General der Infanterie Graf Bitzthum von Eckst ädt, die Herren Ober-Reichüanwalt vr. Ols Hausen, Land gerichts-Präsident vr. Hagen, Oberbürgermeister Justiziar vr. Tröndlin — versammelt hatte. Nach dem Gesang des „Paulus" bestieg Herr Geheimer Rat Professor vr. Wach das Rednerpult, sich ungefähr wie folgt an die fest liche Versammlung wendend: Die Universität begeht die Feier des königlichen Geburtstages mit aller höchster Bewilligung heute. Die Erinnerung an das heute abschließende Lebensjahr unseres erhabenen Landeöherrn erweckt ihr lebhaftes Dankgefühl und das Dankgefühl aller Sachsen. Sieht sich doch das Land wohlgeborgen unter dem Szepter eines pflichttreuen Herrschers. Wie die Universität, die in König Georg allezeit einen huldvollen Schirm herrn gefunden, so begeht bas ganze Land den Tag mit heißem Dank gegen Gott, der unserem Landes herrn Genesung gegeben. Altem au der Universität ge übtem Brauche folgend, ging der berufene Redner dann zur Bebandlung eines wissenschaftlichen Themas, zur Besprechung eines zu dem von den Tageökämpsen umstrittenen Recht gehörigen Problems über. Es ist eine Frage, die bereits Generationen beschäftigt, die immer wieder brennend wird, und über die Neues zu sagen schwierig ist. Es handelt sich um den Anteil des Volkes an ber Rechtspflege, um den Wert und die Verwertung des Volksrichters im Gegensatz zu dem BerufSrichter, dem angeslellten Staats beamten. In den bestehenden reinen Beamtengerichten und in den Mischgerichten zeigt sich alles unfertig; sie sind das Ergebnis einer tastenden, nicht ausgereisten Jurisdiktion. Ganz im Gegensatz zu dieser seltsamen Verfassung unserer Llrasgerichte stehen die harmonisch organisierten Militär gerichte. In unserer Zwiljusti; aber führt der Volksrichter eine nur nebensächliche Rolle. Tie alle Welt kannte die Volksjustiz als eine ausgeprägte Form der VoUssvuveränität; bis spat hinein hat sich dann die Rezeption der fremden Rechte erhalten. Den Volksrichter ries die französische Republik wieder ins Leben, doch ist den heutigen französischen und englischen Geschwornengerichten kein eemolratifches Blur mehr eigen. Aber das Vvlksrecht bat doch die lebendigste Bedeutung gewonnen. Es sieht außer Zweifel, daß unfcr heutiges VolkSrichtertum von der großen potilischen Strömung getragen wird, welche wir nuferen politischen Verhältnissen verdanken. Es tritt bas Walten einer elementaren Kraft menschlichen Zeitgeistes, ein W-rien der Gerechtigkeitsidec hervor. Der Aufschwung der Wissenschaft und ter Gesetzgebung des letzten Jahr hunderts hat dem Volke indessen das Recht eher ent fremdet als genähert, doch fordert ein mündiges Volk seinen Platz an den Richterstujen. Nur gilt eS, diese Trieb kraft richtig abzuschätzen und in die richtigen Bahnen zu lenken, bas Laienelement richtig zu verwerten und ihm seinen Platz anzuweisen. Das wahre Rechts- und Gerechtig keitsgefühl drängt darnach. Während ber Richter durch seine Besonnenheit und Unbefangenheit dem Zufallrichter aus dem Volke überlegen ist, bleibt für die Bewertung des LaienelementS bas allgemein menschliche der richterlichen Auf gabe übrig. DaS menschliche Fühlen und Urteilen, das gerechte Abwägen von Schuld und Strafe, der gesunde Menschenverstand, das natürliche Gefühl —, das sind alles Momente, die den Volksrichter zu einem LebenSelement, zu einem wachsamen Gewissen und zu einem heilsamen Lpiritu» rector machen. Für die Dauer wird die Existenz der Schwur gerichte bei den unheilbaren Mangeln dieses Systems unmöglich sein; die UrteilSsrage ist die Kluft, die Jury und Richter scheidet, denn dadurch, daß der Richter die Gründe der Jury nicht kennt, verschwindet gerade der den Laienrichtrr so wertvoll machende, wünschenswerte Einfluß des LaienelementeS auf die strafrichterliche Entscheidung. Der Laienrichter hat keine Mitentscheidung auf das Strafmaß; der Richter gibt ihm wohl Rechtsbelehrung, über läßt ihn aber grundsätzlich sich selbst. Es ist sonnenklar, daß diese Methode, RechtSkenntniS zu verschaffen, ihren Zweck verfehlt. Der Geschworene soll lernen und das Gelernte anwenden; er soll auf sich selbst gestellt sein, er soll durch Rechtsanweisung durch einen hochstehenden Richter, durch Belehrung durch einen kontrollierenden obersten Gerichtshof für seine Aufgaben herangezogen werden. Heute fehlt die gegenseitige Einwirkung des Richter- und deS Laien elements; statt dessen herrscht eine Spannung. Vust not loust ist die Unfehlbarkeit ein unheilbarer Grundfehler des Systems, wie das Fehlen einer Nachprüfung des Edikts. Wie ein Fremdkörper ragt dies alles in unsere Rechtspflege hinein; ungeachtet dessen hängt das Volk an dieser Institution. Wohl ist es schwierig, davon los zu kommen, und doch sollte es geschehen. Es ist hohe Zeit. Die Erlösung aus diesem Wirrnis, aus dieser uner träglichen Zweiköpfigkeit ber Geschworenengerichte, liegt in dem Fortfall der Strafkammern und der Schwur gerichte. Nur auf der Basis der Bildung von Schöffen gerichten ist es möglich, zu einer einheitlichen Rechtsmittel ordnung zu gelangen. Eine volkstümliche Rechtspflege ist erst dann gegeben, wenn die Rechtspflege dem Volke ver ständlich ist. Dieses Ziel wird allein durch schöffengericht liche Formen zu erreichen sein. Es kommt dabei der aller dings zu überwindende Mangel des erforderlichen Materials und die große Belastung des Volkes in Betracht. Der Gegenstand selbst, so schloß Herr Geheimer Hosrat vr. Wach seine Festrede, bildet ein wesentliches rühmens wertes Stück auch in der Rechtsgeschichte unseres Landes. Was unter König Johann begonnen und von der Reichsgesetz gebung weiter verfolgt, das möge zu einem befriedigenden Abschluß gedeihen. Die Stunde aber findet ihren Mittelpunkt und Stern in der Person des Monarchen. Das beginnende neue Lebensjahr unseres Königs gäbt uns Anlaß, unsere lebendigen Wünsche an des Thrones Stufen niederzulegen: möge der Allmächtige in seiner Gnade über dem Haupt Sr. Majestät, über Leben und Regierung des Königs walten! Nach der Rede stimmten die Pauliner unter Heinrich Zöllners Direktion, vom Orchester begleitet, das machtvolle „ve Hum" an, und feierlich, wie er gekommen, verließ der Zug der Professoren, unter dem Salutieren der Fahnen von 2l studentischen Korporationen die Aula. Hur Zscbren. * Dresden, 7. August. * Verleihungen. König Georg verlieh dem Bür germeister Straubinger, dem Arzt vr. Gerte, dem Pfarrer Peter Lindner, dem Oberpostverwalter Ludwig Beständig in Bad G a st e i n und dem Poli- zeirat Buresch aus Salzburg den Albrechtsorden 1. Klasse, ferner Auszeichnungen und Remunerationen für die Polizeimannschaft. Für die Ortsarmen und die Kirche spendete der König 300 Kronen. * Abgelrhntrs Begnadigungsgesuch. Der König hat das Gnadengesuch des wegen Beleidigung des Offizierskorps des Bautzener Infanterie-Regiments vom hiesigen Landgericht zu 6 Monaten Gefängnis verurteil ten Redakteurs des „Beobachters an der Elbe", I. E. Stein, abschlägig beschicken. Die wegen der gleichen Beleidigung verurteilten Redakteure Düwell und Müller der „Sächsischen Arbeiter-Zeitung" und der „Dresdner Rundschau" haben Revision eingelegt. v. Pirna, 6. August. Von dem Verbände deutscher Arbeitsnachweise war jetzt der hiesige Rat ersucht worden, in Pirna einen kommunalen Arbeitsnach weis zu errichten. Es wurden hierauf die hier bestehen- den Innungen und sonstigen gewerblichen Vereinigungen um ihre Meinungsäußerung ersucht. Die meisten der selben haben sich aber im ablehnenden Sinne ausge sprochen. Der Rat beschloß daher, auf die Ange legenheit vorläufig nicht weiter zuzu- komme n. * Königstein, 6. August. Der Betrieb der von hier nach Bad Königsbrunn führenden gleislosen Probebahn soll wieder eingestellt werden und zwar aus finanziellen Gründen. * Sebnitz, 7. August. Der Bau der Böhmischen Nord- bahn-Strecke Sebnitz — Aixdorf schreitet rüstig vorwärts, so daß die Eröffnung des Betriebes von Aix - d o r f bis zur Grenzstation Niedereinsiedel dem nächst erfolgen dürfte. Der Bau der sächsischen Vertun- dungsbahn bis Sebnitz ruht gegenwärtig wegen Ver handlungen mit Anliegern usw., so daß die Eröffnung in diesem Jahre für diese Strecke kaum mehr erfolgen dürfte. * Poffendorf, 7. August. Heute fand in Wvlmsdorf die Einweihung des Schill - Denkmals in feier licher Weise statt. Die Familien v. Ionston und von Rosen ließen durch den Direktor des Körnermuseums, Herrn Hofrat vr. Peschel, zwei Lorbeerkränze nieder- legen, der auch namens der Stadt Dresden, die Besitzerin des Körnermuseums ist, einen Kranz am Denkmal nieder- legte. * Königsbrück, 7. August. In dem zur Standesherr- schäft Königsbrück gehörigen Walde auf Zeißholzer Flur brach gestern nachmittag ein Waldbrand aus, der einen derartigen Umfang annahm, daß aus Königs brück militärische Hülfe erbeten wurde. Alsbald rückten je eine Abteilung der reitenden Artillerie und der gegen- wärtig zur Schießübung dort anwesenden Freiberger Jäger aus. Noch vor Ankunst des Militärs war es je- doch dem entschlossenen und umsichtigen Einschreiten der Bewohner und Feuerwehren der umliegenden Ortschaften gelungen, das Feuer zu bewältigen. — Schönau a. d. Eigen, 6. August. Eine anscheinend ermordete weibliche Person wurde am Don nerstag nachmittag in einem fast vertrockneten Sumpf- loche in den auf der BerzdorferFlur gelegenen, Gutsbesitzer Queißer hier gehörigen Sträuchern auf- gefunden. Die Tote hatte den Kopf fest mit einem Tuche verbunden und war mit einer schwarzen Trikottaille und einem geflickten Nocke bekleidet. Die Leiche konnte höchstens 14 Tage gelegen haben; der Kopf war schon stark in Fäulnis übergegangen. Jedenfalls lassen die Lage der Leiche und einige andere Umstände darauf schließen, daß ein Mord vorliegt. In der Leiche wurde eine gewisse .Hedwig Petzold aus Görlitz er kannt, die bis zum 17. Juli bei dem hiesigen Gutsbesitzer B u d e r in Diensten gestanden hatte, sich aber an diesem Tage entfernte und nicht mehr in den Dienst zurückkehrte. Am Abend desselben Tages wurde sie noch auf dem Tanzboden in der „Sonne" zusammen mit einem u n - bekannten Manne gesehen. Die gerichtliche Ob duktion der Leiche hat am Freitag stattgefunden. (Z. M.) o" Bautzen, 6. August. Gestern erhielt unsere Stadt abermals zwei wertvolle Oelgemälde zum Geschenk von demselben Kunstfreunde, welcher der Stadt Bautzen bereits eine größere Zahl schöner Bilder geschenkt hat: deutsche Fürsten, Feldherrn, Staats- männer und andere. Die zwei neuen Bilder sind die des Königs Georg von Sachsen, sowie seines Sohnes, des Kronprinzen Friedrich August, beide in Lebens größe dargestellt und gemalt von Professor Prell in Dresden. Die Uebergabe der Bilder erfolgte gestern mittag im Namen des Schenkgebcrs durch Herrn Hof kunsthändler Holst-Dresden an die Vertreter des Rates und der Stadtverordneten; Herr Stadtrat Reichardt übernahm das wertvolle Geschenk mit warmen Dankes- worten. Hoffentlich wird Bautzen nun auch bald in den Besitz eines städtischen Bildermuseums gelangen, damit die schon vorhandene reiche und wertvolle Sammlung, die der nicht genannte edle Spender unserer Stadt schon geschenkt hat, darin in würdiger Weise untergebracht werden kann. — Gegen Ende dieses Monats wird auf der Höhe des Czorneboh die Enthüllung sfeier des von Gebr. Schwarz-Dresden geschaffenen vortreff lichen Bismarck st andbildes stattfinden. Am Mittwoch bereits wurde die mehr als 30 Zentner schwere Statue glücklich an Ort und Stelle gebracht. — Ter Maurer Lowke, welcher am 5. April d. I., wie noch er innerlich sein dürfte, seine Ehefrau erstochen hatte, wird nicht hingerichtet werden, sondern er wird dauernd in einer Landesirrenanstalt unterge bracht. da nach sorafältiger ärztlicher Beobachtung die gc- richtsärztliche Entscheidung dahin lautet, daß Lowke die Bluttat im (grundlosen) „Eifersuchtswahnsinn" ver übt hat. ' * Plauen i. V., 7. August. Für das große Markt- fest unseres Albert - Zweigvereins, das am 22., 23. und 24. Oktober stattfindet, hat die K ö n i g i n - Witwe Carola ihr Erscheinen zugesagt. Ihre Majestät wird auch das hiesige König Albert-Stift besich tigen. — Der Trinkwassermangel in unserer Stadt wird immer bedenklicher. Gestern waren von früh an stets zwölf städtische Wasserwagen unterwegs, welche Plakate init der Aufschrift „Trinkwasser" trugen. * Arbettcrkolonie Schncckengrün. Nach dem Monats bericht für Juli der Arbeiterkolonie Schneckenqrün im Königreich Sachsen haben daselbst seit der Eröffnung 4850 Kolonisten Aufnahme gefunden, während 4801 Kolonisten abgegangen sind, im Monat Juli waren 49 Kolonisten unter gebracht. Die 1707 Verpflegungstage verteilen sich auf 193 Sonn-, 9 Kranken- und 1505'/, Arbeitstage, von welch letzteren 1250 in der Kolonie und 255 be» auswärtigen Arbeitgebern geleistet wurden. 1. Crimmitschau, 6. August. Zwei Aufsehen erregende Verhaftungen erfolgten heute nachmittag, welche in Verbindung mit unserem großen Textilarbeiter-Aus stande stehen. Die beiden Führer desselben, der Ge schäftsführer der Filiale des Textilarbeiterverbandes Albin Hechk und der Vorstand derselben Max Schiller, gegen welche bekanntlich seit einiger Zeit eine Untersuchung wegen Verleitung zum Meineide schwebte und über welche beide die Briefsperre verhängt war, sind heute nachmittag verhaftet und in das König!. Amtsgericht übergeführt worden. Zur Ausführung soll das Verbrechen in einem Prozeß gekommen sein, welchen der Vorsitzende des Fabrikantenvereins Lukas Schmidt gegen Hecht wegen Beleidigung angestrengt hatte und in welchem Hecht zu 3 Wochen Gefängnis verurteilt wurde. Die hiergegen eingelegte Berufung wurde vom Land- gericht Zwickau verworfen. Die schwere Beleidigung war in einer Aeußerung enthalten, welche Hecht mit Bezug auf Schmidt einem Arbeiter gegenüber getan, welcher seine Frau als Mitglied des Textilarbeiterverbandes ab- meldete. — Heute vormittag wurde im Sahrteich der be- schäftigungslose Spinner Geinig tot aufgefunden, nachdem er sich zuvor erschossen. * Lichtenstein, 7. August. Wegen empfindlichen Wassermangels will der hiesige Stadtrock eine Er höhung des Wasserzinses in Erwägung ziehen. Sprengen der Gärten und Wege wurde unter Strafe gestellt, auch soll, wenn nötig, die Wasserleitung stundenweise abgestellt werden. * Wurzen, 7. August. Am nächsten Sonntag findet hier zum Besten des Bismarckturmes ein großes Parkfest statt. Hur Sacbren; Umgebung. * Halle, 5. August. Frl. Anna Wabn, eine jüngst ver storbene wohlhabende Bürgerin unserer Stadt, hat 20 000 für sieben Kirchen Halles ausgeworfen. Die Zinsen sollen an Arme und Kranke der Gemeinden verteilt werden. Außerdem sind eine Reihe von Anstalten und Vereine mit einem Legate von je 2000 bedacht worden. Spor». Reitsport. Rennen z» Clotha am 7. August. (Eigene Meldung ) I. Preis von Reinhardsbrunn. 2300 Dist. 1000 m. , Kirschblüthe" (W. Warne) 1., „Beau d'Or" 2., „Palermo" 3. Tot.: Sieg 14:10. 3 Pferde liefen. — H. Preis von Box berg 2000 Dist. 1200 in. „Antipathie" (Van Dusen) 1., „Philister" 2., „Sapienta" 3. Tot.: Sieg 17:10. 3 Pferde liefen. — III. Preis von Thüringen 10000 Dist. 1000 w. „Rosenkranz" (Van Tnsen) 1., „Belisar" 2., „Romolo" 3. Tot.: Sieg 16:10, Platz 20, 20:20. — IV. Preis von Gotha 4000 Dist. 2000 m. „Wampum" (Wheterdoon) 1., ,.Conradin" 2., „Marignac" 3. Tot.: Sieg 26, 26:29. Sechs Pferde liefen. Rennen zu Kvttingbrun am 6. August. (Eigene Meldung.) I. Maidenrennen der Zweijährigen. Preis 2400 Kr. Dist. 1200 m. „Jugurtha" (Taral) 1., „Nezsa" 2. Tot.: Sieg 16:10. 2 Pferde liefen. — II. Preis von Gainfahren 4400 Kr. Dist. 1600 m. „Bogar" (Cleminson) I., „Bonanza" 2., „Mixi" 3. Tot.: Sieg 17:10, Platz 91, 158:50. 6 Pferde liefen. — III. Verkauss-Rennen. Preis 2400 Kr. Dist. 2000 m. „Batran" (Martinkovic) 1., „Matador" 2. Tot.: Sieg 15:10. — IV.Schloß-Park-Hürden-Rennen. PreistiOOO Kr. Dist. 1000 m. „Royal Flush" (F. Bonta) 1., „Paranyi" 2., „Malupri" 3. Tot.: Sieg 92:10, Platz 243, 726,131. 17 Pferde liefen. Rennen zu Kottingbrun am 7. August. (Eigene Meldung.) Versuchs-Rennen. Preis 23 000 Kronen. Dist. 1200 m. „Bon amie" I., „Ratibor" 2., „Gombas" 3. Tot.: Sieg 16:10, Platz 60, 85, 99 : 50. 7 Pferde liefen. Rennen zu Caen am 7. August. (Eigene Meldung.) I. Prix du Conseil Gönöral 3000 Frcs. Dist. 1500 m. „Contadina" (Bellhouse) 1., „Feö Dodo" 2., „Mage'/ 3. Tot.: Feuilleton. , Theater. Familie Vslero. Schwank in drei Akten von M. H e n n_e q u i n und P. Pil tz a u d. Deutsch von Max Schoenau. cirnaulsüyrung durch das Ber liner Vaudeville-EMcuwle im «senira llheaieramo. illuaust Wl!4. Tie neuere französische Dramatik kann man, wenn man von einer besseren Klassifikation abiehen will, auch in solche Stücke einteilen, in denen der Ehebruch entdeckt wird und in denen er nicht entdeckt wird. Tie ersteren sind denn jeweils die ernsten, die zweiten die heiteren. Tie „Familie Bolero" gehört zu der zweiten Gattung. Em junger Pariser Ehemann, der schöne Adolphe Petit-PrL- wird zu Hause sehr verhätschelt, «eine Gattin gießt ihm alten 75er Cognac in den Tee, seine Schwieger mutter kaust ihm Pfirsiche, das Stück zu 15 Francs. Tie ganze Welt in der die Petit-PrL!s leben, dreht sich um den schonen Adolphe. Indessen mögen ihm so viel Annehm lichkeiten, so viel Liebe langweilig werden. Die Devise v'.ler Frauen, daß man des ehelichen Friedens willen „die Bestie gut füttern" müsse, wird an Adolphe zu schän den. Er unterhält ein ziemlich einseitiges Liebesver hältnis zu einer Sängerin aus den Folios Bergöre, der schönen Tochter aus der Familie Bolero, in deren Kreis er denn auch die nötigen Gegensätze zu dem paradiesischen Frieden seines offiziellen Heims findet. Tenn hier ist er Herr, dort Knecht; hier wird das Diner nach seinem Ge schmack angerichtet, dort bestimmt die ins Groteske ge steigerte monumentale Schwiegermutter, und wenn Adolphe sich zu Tische setzt, dann find die besten Sachen schon gegessen. Er muß in den Keller gehen, Wein holen, er muß auf das Tach steigen, den entflogenen Papagei wieder einzufangen. Er muß gehörig bezahlen und Sym- pathien seiner angebeteten Consuelo sind dennoch bei einem seiner Freunde. Indessen bekommt man zu Hause Wind von seinen Extravaganzen. Man geht seinen Spu ren nach, ertappt ihn eigentlich auch, merkt aber nichts und schließlich ist er wieder der schone, gute, allerdings anscheinlich auch geläuterte Adolphe. Tie Gegensätze sind ganz hübsch zusammengedacht, aber mit einer Oberflächlichkeit und Roheit der künstle rischen Mittel herausgearbeitet, wie sie bei den französi schen Schwänken sonst selten ist. Es ist näher betrachtet eüie große Radaukomödie, in der die Ohrfeigen immer gleich paarweise ausgeteilt werden, in der der gute Adolphe einmal in der Maske des Minotaurus auftritt, in der ein zahnender junger Tiger hinter der Scene seine recht geräuschvollen Organübungen macht und in der uns ab und zu ein Ma! ein prall sitzender Damenstiefel gezeigt wird. Der Witz selbst ist recht dürftig. Die sonst üblichen abgedroschenen Pariser Witze fehlen zwar, aber bessere sind noch nicht einmal an ihre Stelle getreten. Und wenn das Werk in Paris 1000, in Köln 80, in München 50 Aufführungen erlebte, so zeigt das nur. daß in diesen Städten die große Menge der Theaterbesucher noch recht rückständig ist. Tas Stück wurde ja auch am Sonnabend belacht und beklatscht, aber ein richtiger Premierenerfolg war es — und das ist eigentlich ein gutes Zeichen für Leipzig — keineswegs. Dabei wurde die Novität im großen und ganzen flott gespielt. Ter Regisseur Carl Stoppel hatte für ein fesches Tempo gesorgt, und auch die Schauspieler, die sich ja bei der Dürftigkeit des Inhaltes des Stückes meist auf die äußere Mache beschränken mußten, waren ganz auf dem Posten. Herr Hugo Flink war wirklich ein flinker adretter Akteur, Fräulein von Roy eine sym pathische junge Frau. Herr Ferdinand Worms und Frau IlkaPaulet gaben ein gut charakterisiertes Ehepaar, die würdigen Oberhäupter der Familie Bolero, aus deren Mitte die Consuelo entsprungen ist, die als Frucht internationaler Unterkultur eben nicht weit von dem elterlichen Stamme gefallen ist. Fräulein Editha Klerwin , die als Elevin am hiesigen Stadttheater be gonnen, spielte mit Routine und Temperament diese Consuelo. Fräulein ErnaPahnals Schwiegermutter des schönen Adolplw wußte mit ihrer großen Scene im letzten Akte, eine an sich sehr wirkungsvolle Generalpauke an den litstigen Schwiegersohn, leider nicht viel anzu fangen. vr. I-ackvvix Vkobsr. Mrrlilr. ch Cine neue Komische Lper in Verlt«. Berliner Blätter erhalten von Ernst v. Wolzogen folgende Zuschrift: „Die Nach richten über das neue Opernuntcrnehmen des Herrn Direktor Gregor aus Elberfeld, für welches daS neue Theater am Schiff bauerdamm erbaut werden soll, veranlassen mich schon jetzt mit einer Mitteilung an die Oefsratlichkeit zu treten, die ich sonst gern noch einige Zeit hinansgeschoben hätte. Man weiß, daß ich mich seit etwa zwei Jahren mit dem Plane trage, den heiteren Gattungen der dramatischen Musik in Ber- lin eine eigene Pflegestätte zu bereiten, von der aus der Versuch gemacht werdrn soll, die komische Oper leichteren Stil», das biedere deutsche Singspiel und vornehmlich die im Schema er starrte, musikalisch und textlich verwilderte Operette den An sprüchen eines verfeinerten modernen Geschmackes anzupassen und überhaupt die Produktion auf diesem Gebiete materiell und ideell zu fördern. Es hat sich nun eine Gruppe von Kapitalisten ge bildet, welche mir die nötigen Mittel zur Ausführung meiner Idee gewährt, so daß ich nunmehr in der Lage bin, bis September 1905 spätestens meine „Komische Oper" — so soll das Unternehmen heißen — in einem für meine Zwecke besonders geeigneten Hause in bester Lage zu eröffnen. Meine Bühne soll fast ausschließlich neue, im Hinblick aus den erstrebten neuen Stil eigens verfaßte Werke zur Aufführung bringen. Sieben solcher Arbeiten liegen be reits fertig vor, zahlreiche andere sind im Entstehen begriffen." — Hoffentlich hat WoUogen mit seinen neuen Piänen mehr Glück als mit dem Ueberbrettl. Es wäre dringend zu wünschen. Neues aus Bayreuth. Man schreibt der „Frkf. Ztg." aus der Festspielstadt: Das Gerücht erhält sich, daß man vom nächsten Jahre an den jüngeren Kräften die Oberhand einräumen werde, nicht nur auf der Bühne, sondern auch in der Leitung. Zuerst hatte man ja geglaubt, Hans Richter werde schon die erste „Ring" - Aufführung nicht mehr dirigieren, da Kapellmeister Beidler alle Proben geleitet hatte. Dieser jüngste Schwiegersohn von Frau Wagner scheint sehr begabt und sehr ehrgeizig zu sein. Die Orchestermusiker sprechen mit großer Achtung von ihm. Das ist immerhin ein gutes Zeichen. Auch soll er in Peters burg, wo er im letzten Winter als Dirigent wirkte, sehr gefallen haben. Er wird jetzt die Wtederhoiung der Tetra'ogie dirigieren und dürfte für das nächste Jahr zu einem der Hanptführer neben Siegfried Wagner ausersehen sein. Der Dritte im Bunde ist der neue Karlsruher Hofkapellmeister Ballina, der Nachfolger Mottls, der lange Jahre Bratschist gewesen, bis man seine Dirigenten begabung entdeckte. Er wird Heuer schon mit vr. Mock abwechselnd den „Parfival" dirigieren. So scheint sich ein großer Wechsel in der ganzen Gestaltung der Festspiele zu vollziehen. Q Sind Orchestermitglieder Arbeiter »der Künstler? Diese Frage wird jetzt in NewPork entschieden werden Zeitungs berichten zufolge sollte Herr Heinrich Conried, der Direktor der Metropolitan Oper in New Hark, den Versuch gemacht haben, für die nächste Saison das Orchester billiger zu bekommen, als es ihn in der letzten Spielzeit kostete. Infolgedessen beschloß angeblich die Musikrr-Union, die Gage, die ein Opernorchestermitglted zu fordern habe, über den vorjährigen Satz hinaus zu erheben, namentlich soweit die Mitwirkung bei Wagnerschen Opern, in sonderheit beim „Parsifal", in betracht komme. Es verlautete dann, Direktor Lonried werde sich ganz einfach von der Musiker- Union dadurch emanzipieren, daß er ein Opernorchester aus Europa importiere. Diese Nachricht veranlaßte die Musiker- Union, eine Abordnung zum Präsidenten Roosevelt zu schicken und diesen bitten zu lassen, er möge dafür Sorge tragen, daß auf gründ deS EimvanderungsgesetzeS die Einfuhr von Musikern unter Kontrakt verhindert werde. Die Musiker-Union, die ihren Mitgliedern nicht gestattet, mit Nichtmitgliedern zusammen zu spielen und ein- gewanderte Musiker nicht eber alS Mitglied aufntmmt, bis sie mindestens sechs Monate im Lande waren, versuchte bereits wieder holt, unter Kontrakt hcrübergekommene Orchester an der Landung zu verhindern, hatte damit aber bisher keinen Erfolg, weil die Ein wanderungsbehörden sich auf den Standpunkt stellten, Musiker seien nicht Arbeiter, sondern Künstler, die von den Bestimmungen des Einwanderungsgesetzes nicht getroffen würden. Handels sekretär Metcalf, an welchen Präsident Roosevelt das Gesuch der Musiker-Union verwies, erklärte am 25. Juli, das Einwanderungs gesetz werde streng und gewissenhaft durchgeführt. Bisher habe die Musiker-Union den Einwanderungsbehörden noch nie Beweise dafür unterbreitet, daß eine Verletzung Les Gesetzes stattgefunden. Sollte sich aber Herausstellen, daß Musiker eingeführt würden, um die Stellen amerikanischer Musiker einzunehmen, die sich weigerten, für einen herabgesetzten Lohn tätig zu sein, so werde auf sie das Einwanderungsgesetz unverzüglich angcwendet werden. Die Einwanderungsbebörden seien intelligente und urteilsfähige Männer, die gründliche und sorgfältige Belehrungen über ihre gesetzlichen Pflichten erhalten hätten. Vorsichtshalber habe der General - Einwanderungskommissar die Einwanderungsbeamten angewiesen, alle in den Vereinigten Staaten eintreffenden fremden Musiker zu befragen, um festzustellen, ob diese unter Kontrakt zu dem Zwecke kommen, an die Stelle amerikanischer Musiker zu' treten. Würden solche entdeckt, so werde das Handels- und Arbeits amt, in Einklang mit Präzedenzfällen, zweifellos annehmen, daß ihre Zulassung ungesetzlich wäre, und es den Gerichten überlassen, endgültig zu entscheiden, ob sie zu den Klassen gehören, die von der Wirksamkeit der Kontraktarbeiter-Paragraphcn ausgenommen sind. Noch ehe Sekretär Metcalf diese Erklärung abgab, hieß es, Direktor Conried werde wieder Mitglieder der Musiker-Union unter den vorjährigen Bedingungen engagieren, sich aber mit einem numerisch schwächeren Orchester begnügen, so daß er also doch billiger dazu käme. TLrrnstkalender für Leipzrg. Theater. Leipziger Stadttheater. Altes Theater. Zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Königs wird als Ein leitung des heutigen Abends Frl. Nolewska einen Prolog von Karl Siegen sprechen, hierauf folgen Freytags „Jour nalisten". Morgen wird Johann Strauß unterhaltende Operette „W iener Blut" gegeben. — Der Titel des neuen Bühnenwcrkes von Oscar Blumenthal, das die Di rektion zur Aufführung erworben hat, ist nunmehr festgesetzt und laubtt „Der tote Löwe", Drama in 4 Akten. Sommertheater Drei Linden. Heute, Montag, geht der lustige Schwank „Resemanns Rheinfahrt" von Jacovy und Lipvfchitz zum dritten Male in Scene. Morgen findet die erste Aufführung des am Berliner Residenzthcatec über 300 Mal gegebenen Schwanks „Fernands Ehever trag" statt. Aentraltheater. Aum drittletzten Male treten heute die Gäste des Berliner Vaudeville-Ensembles auf. „Familie Bolero" wird nur noch heute, morgen und übermorgen auf geführt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder