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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040809010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904080901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904080901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-09
- Monat1904-08
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BezugS-PretS ia der Hauptexpedition oder deren Ausgabe stellen ab geholt: vierteljährlich 3.—. bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« 3.7b. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50. sür die übrigen Länder laut Zeitungspreisliste. Einzelne Nummern zu Iß M? auf allen Bahnhöfen und III ViI den Zeitung«.Brrkäufrrn. Redaktion und Expedition: 1b3 Fernsprecher LL2 Johannisgasse 8. Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CarlDuncker, Herzgl.Bayr.Hofbuchbandlg„ Lützowstraße 10(FernsprrcherAmtVI Nr.4603). Morgen-Ausgabe. lchMer.TaMM Anzeiger. Amtsblatt des Königliche« Land- und -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Aales und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Nr. E Dienstag den 9. August 1904. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem Redaktiousftrich (4 gespalten) 7Ü -L, nach den Familteuuach- richten (6 gespalten) bO Tabellarischer und Ziffrrnfatz entsprechend höher. — Gebühren sur Nachweisungen und Osfertenannahme 2ü Annahmeschlutz für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: nachmittag- 4 Uhr. Extra-Beilagen igesalzt), nur mit der Morgen-Ausgab«, ohne Postbrförderung ^tl 60.—, m t t Postbeförderung X 70.—. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Die Erpedttion ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pole in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. Kltnkhardt). 88. Jahrgang. Var Mehligste vom Hage. * Während der bevorstehenden Anwesenheit des Kaisers in Berlin ist, wie offiziös gemeldet wird, der Empfang der sitdwe st afrika nischen Farmer in Aussicht genommen. * In der bayerischen Reichsratskammer kam es gestern nochmals zu einer scharfen Debatte über die Differenzen zwischen beiden Kammern. Der Ministerpräsident wies den Vorwurf der Schwäche der Regierung entschieden zurück, während Graf Preysing seine Aeußcrungen voll auf- recht erhielt. (S. Deutsches Reich.) * Nach dem nunmehr vorliegenden Gesamt ergebnis der französischen Generalrats wahlen gewannen die Ministeriellen 109 Sitze. Hm ganzen wurden 883 Ministerielle gewählt. * Dem Kommandanten das großen Kreuzers „Prinz Heinrich". Kapitän z. S. Guehler, der die erste um fassende Hülfe in Aalesund leistete, ist vom König Oskar daS Kommandeurkreuz zweiter Klasse des nor wegischen Olafordens verlieben worden. veNiirchungzlrilnsir. AuS Petersburg wird von Zeit zu Zeit gemeldet, datz dieses oder jenes Blatt eine erste oder zweite Verwarnung erhalten hat, datz ihm die Erlaubnis zum Einzelverkauf entzogen wurde und ähnliche Chikanen mehr. ES war immer das besondere Vergnügen der russischen Polizei minister, die Presse zu ducken. Sie haben auch glücklich erreicht, daß heute in Rußland nichts gedruckt werden kann, was der allmächtigen Beamtenschaft mißfällt. Aber darf nur der russische Kaiser — um vom russischen Volke ganz zu schweigen, — über diesen Zustand Freude em pfinden? Eins steht von vornherein fest: Er erfährt nicht die Wahrheit. Nun mag es ja für die Wahrheit allerlei Surrogate geben, von einer kleinen Entstellung der Tatsachen an bis zur faustdicken Lüge, aber datz sie gerade den Vorzug vor der Wahrheit verdienten, das leuchtet dem schlichten Menschenverstände nur schwer ein Und auch sonst hat das Bcvormundungssystcm der Presse einige unangenehme Begleiterscheinungen. Die Presse eines freien Landes ist auch mit ihren Sympathien und Antipathien frei. Selbst wenn sie hetzt, weiß man, daß sie e» auf eigene Faust tut. Liest man aber in einem russi schen Blate einen gehässigen Artikel gegen das Ausland, beispielsweise gegen das deutsche Reich, so weiß man ganz genau, daß die Beamtenkamarilla sich wieder ein mal die Frechheit herausnimmt, dem benachbarten und be freundeten Reich einen Fußtritt zu versetzen. Man kann deshalb, wenn man leidenschaftslos daS Für und Wider dieses Bevormundungssystems der Presse erwägt, nicht einmal sagen, daß auch nur der Klüngel selbst, der in Rußland als eigentlicher Souverän anzu sehen ist, davon besonderen Vorteil habe. Denn dieser Zustand bringt eS mit sich, datz man schon aus dem, war die Presse verschweigen mutz, ganz genau erkennen kann, woher der Wind webt, wie viel mehr auS dem, was sie druckt. Und gelegentlich zeigt ein Nevolvcrschuß oder eine explodierende Bombe, datz man die Eiterbeulen am Volks- körper nicht wie unliebsame Zeitungsartikel überschwär- zen kann. Für alle anderen Teile aber hat dieser Zustand gar keinen Nutzen, sondern nur den schwersten Schaden. Hätte mcht eine geknebelte Presse über die Stärkenverhältnisse Rußlands und Japans die gröbsten Lügen verbreiten müssen, weil der Beamtenkliingel zur Aufrechterhaltung seiner absoluten Gewalt eines nationalen Aderlasses be- dnrfte: Niemals konnte eS dem Zaren einfallen, zu diesem ganz unvorbereiteten Kriege damals seine Zustimmung zu geben. Und wirkt daS Vertuschungssystem während des Krieges etwa günstiger? Gewiß, wir erfahren sehr oft und mit Staunen, datz die russischen Heerführer nur aus taktischen Gründen zurückgehen, nachdem sie den Ja panern gründlich die Jacke verklapst haben. Item, sie konzentrieren sich rückwärts. Was hatte also die fortge setzte Vertuschung für einen Zweck? Lügen haben nun einmal die unangenehme Eigenschaft, kurze Beine zu be sitzen. Davon befreit sie auch die rücksichtsloseste Pretz- tyrannei nicht. Aber, wird man sagen, so liegen die Dinge in Ruß land. Dir in Deutschland sind gottlob recht tugendlich und haben diese Kinderkrankheiten der Pretzknebelung hinter uns. Gewiß doch, so wie in Rußland wird eß bei unS nicht getrieben. Aber die Scheu vor der Oeffentlich- keit sitzt auch bei uns noch tief genug. ES gibt zahllose gute Leute und schlechte Musikanten im lieben Deutsch land, die eS gar nicht begreifen können, warum die Presse alles immer „an die Öffentlichkeit zerren" mutz. Da ist der Fall des Oberhofmeisters der Kaiserin, des Jrhr. v. Mirbach. Du lieber Gott, waS wird dieser un ermüdlich eifrige und selbstlos hingebende Mann, wie ihn die bekannte Erklärung der Männer des evangelisch kirchlichen HülfSvereinS charakterisiert, von der Presse mißhanbstt. Der Lberhofprsdiger V. Lryander, gewiß ein hochrespektabler Mann, schreibt ganz verwundert: „Welchen Anlaß hat eigentlich die öffentliche Meinung, über diese Irrtümer (nämlich des Frhrn. v. Mirbach) sich auf das tiefste aufzuregen?" Ja, welchen Anlaß hat die öffentliche Meinung überhaupt, ihre Nase in öffentliche Angelegenheiten zu stecken! Dabet fordert v. Dryander doch selbst eine Aufklärung über die verschwundenen 325 000 Mark, nur nicht von Frhrn. v. Mirbach, sondern vom Staatsanwalt. Hält er aber selbst eine Aufklärung über diesen dunkeln Punkt für nötig, wie kann er da der Presse verdenken, datz sie auch über andere dunkle Punkte, über die Titel- und Ordensverleihungen, über die merk würdigen Mißgriffe bei der Auswahl der Personen, denen Frhr. v. Mirbach sein Vertrauen schenkte, über die Be schlagnahme der staatlichen Behörden für seine privaten Sammelzwecke und nicht zuletzt über den Fall des Prin zen von Sayn-Wittgenstein Aufklärung verlangt? Der Fall Mirbach ist nicht der einzige, den man der Öffentlichkeit entziehen möchte. Auch sonst kommt noch oft genug eine starke Abneigung gegen die Öffentlichkeit bei unS zum Ausdruck. Ist doch erst dieser Tage wieder eine angebliche Kabinettsordre auS Anlaß des Bilse- prozesses bekannt geworden, in der ernstes Mißfallen darüber ausgesprochen wird, datz das Kriegsgericht die Öffentlichkeit nicht ausgeschlossen hatte. Dabei hatte selbst der Reichskanzler die rückhaltlose Aufdeckung solcher Vorgänge für nützlich erklärt und in der Öffentlichkeit ein heilsames Korrektiv erkannt. Man darf es auch wohl heute schon als allgemeine Wahrheit aussprechen, datz die öffentlichen Verhandlungen über Soldatenmiß handlungen langsam, aber sicher auf eine humanere Be- Handlung der Mannschaften hinwirken müssen. Denn das ist ja das Merkwürdige, daß sich dem Druck der öffentlichen Meinung auf die Dauer selbst der Höchst gestellte nicht entziehen kann. ES ist ein Lichtheilver fahren: daS Licht tötet aus sich heraus die Keime der Fäulnis und Verwesung. So schafft auch daS Licht der öffentlichen Meinung eine reine moralische Atmosphäre. Gewiß wird mit dem Vordringen der öffentlichen Meinung auch die Aufgabe der Presse, die ja ihr stärkster Vertreter ist, höher und verantwortungsvoller. Je größer die Macht ist, die in ihrer Hand liegt, um so vorsichtiger muh sie in der Wahl ihrer Mittel sein. Aber man darf auch ohne Uebertreibung sagen, datz sich daS Durch schnittsniveau der deutschen Presse schon heute ganz er- heblich gehoben hat — ein Zeichen, daß die öffentliche Moral die gleiche Aufwärtsbewegung verfolgt. Diesen Segen der Öffentlichkeit auch weiter festzuhalten, von ihm einen besonnenen, aber unerschrockenen Gebrauch zu machen, ist eine Pflicht der Presse selbst dann, wenn ge- legentlich sich Stimmen erheben, auS denen man die Sehnsucht nach mehr Geheimhaltung heraushört. Denn das System der Vertuschung hat es noch nie vermocht, die Schäden der Zeit zu heilen. ES hat immer nur dahin gewirkt, sie zu verschlimmern. ver lluMana Orr Herero. Dir militärisch« <agr. Nach der im gestrigen Abendblatt« mitgeteilten neuesten Meldung de« Höchstkommandierenden macht die Ein kreisung des WaterbergS weitere Fortschritte. Dir Nordkvlonne Volkmann ist von ihrem alten Standort Otawi ia südwestlicher Richtung nach dem 60 Kilometer entfernten, am Omuramba-Ondengaura gelegenen Otjenga gezogen und hat dort mit der bei Otjiwaronao siebenden Kolonne Fiedler und der Nordostkolonne EstorffS Fühlung genommen, welche Otjabewitr besetzt hält. Südlich von Otjenga stehen bekanntlich starke Hererv-Birbposten. Ebenso wie auf der Nord-, so verengert sich der Ring auch auf der Süvwestseite. Oberst Deimling lagert, nachdem auch da« zweite Bataillon seines zweiten FeldregimentS nachgerückt ist, wüschen Omusema-Narcr und dem jüngsten Kampffelde von Okateitei. Dir Hererostrllung ist die alte geblieben. Der Feind steht rusammengedrängt im Viereck Omuwervumue - Hamakari» Okambukonde-Waterberg und hat sich außerdem auf dem Sandsteinplateau verschanzt, daS dem Waterberg südwestlich unmittelbar vorgelagert und nicht mit den etwa« weiter entfernten, ebenfalls schon erwähnten Osondjachebergen zu verwechseln ist. Merkwürdig erscheint e«, wie dir falsche Nachricht ent stehen konnte, daß Nrchale mit einem starken Haufen Owambo bi« HoaiS nordwestlich Otawi« vorgedruuaen sei. Möglicher weise, so meint die „Nat.-Ztg." handelt e« sich um «ine versprengt« Hererowrrst, di« noch rechtzeitig nach Norden entwichrn und sich nun auf dem Wege in« Owambo- land befindet. Verlmftlift«. Au« Okahandja wird unter de» 6. Lagust berichtet: In dem bereit« gemeldeten Gefecht bei Okateitei 2. August von der r. Kompagnir Regt. 2 schwer verwundet: O«kar Stwichhirdt au« Dachrizen, Kreis Gotha, Querschuß durch den linkrn Oberschenkel; leicht verwundet: Sanitat«- Unteroffizier Kilian au« Königshofen, Krei« Schweinfurt, Strrifschuß an beiden Unterschenkeln; Arthur Berga« au« Kol berg, Krei« Kvlbrrg, Streifschuß am Kopf: Reiter Wladißlan« Smor«ki au« Bromberg, Streifschuß an linker Hand. Auf Patrouille Leckona« von Omatjaijewa nach Otsiwarango 4. Lagust verwundet: Unteroffizier La sh au« Oppeln» Deichtrilschuß am Hal«, Gefreiter Hofmann au« Lrustadt, früher Husar in Stendal, Schuß durch recht» Fuß Der riirrisch-japanirche Weg. p«rt Arthur. In Tschifu eingetroffene russische Flüchtlinge, die Port Arthur am 4. August verlassen hatten, geben an, daß tue japanischen Truppen, die da« Fort Wolfshügel erobert batten, sich jetzt in einem Tal verschanzten, das nur noch 1 Werst von der Festung entfernt sei. Man behauptet, daß em japanischer Kreuzer auf eine Mine gestoßen und m unmittelbarer Nähe der Christovabatterie gesunken sei. DaS russische Kriegsschiff „Bayan" habe nur ein kleines Loch oberhalb der Wasserlinie, hervorgerufen durch die Explosion einer im Hafeneingang treibenden Mine. Die Japaner besetzten die Louisabucht und landen Truppen wahr scheinlich in der Absicht, die Stadt von Westen her anzu greifen. Seit dem 28. Juli hätte kein bedeutendes Gefecht stattgefunden. Die russische Artillerie beunruhige die Japaner fortwährend bei ihrem Versuch, mit Laufgräben vorzugeben. Die Mannschaft einer in Tschifu eingetroffenen Dschunke berichtet nach dem „L.-A." aus Port Arthur: General Stößel habe Selbstmord begangen. Die russischen Truppen bereiteten sich offenbar zur Uebergabe vor. Sie beantworten das japanische Feuer nicht mehr. Di« Festnahme de» französischen A-nsular- agenten in Nintschwang. Der „Malin" hält seine Mitteilung aufrecht, daß der französische Konsularagent in Niutschwang von den Japanern gefangen gehalten werde, weil er sich für die Freilassung zweier verhafteter Franzosen ausgesprochen habe. Diese seien mittlerweile auS Niutschwang ausgewiesen worden, aber an der Situation des Kousularagenten habe sich nichts geändert; er dürfe den ihm befreundeten Agenten der Vereinigten Staaten nicht empfangen. Di« Versenkung -er „Anight Aemmander". Die „Nowoje Wremja" meldet: Bei der Verhandlung über die Versenkung de« Dampfer« „Kniaht Kom mander" versuchte der Kavitän de« letzteren den Nachweis, daß der Dampfer nicht halte weggenommen werden dürfen, da weder der Eigentümer des Schiffes, noch er gewußt habe, daß die Ladung für Kriegszwecke bestimmt war. Der Vor sitzende des Gericht« machte darauf aufmerksam, daß der Kapitän zur Prüfung dieser Aussagen einen Eid adlegen möge; doch sei er bereit, zu gestatten, daß der Kapitän seine AuSsage wiederhole und sein Ehrenwort gebe, die Wahrheit zu sagen. Wir werden, sagte der Vorsitzende, dem Ehrenwort eine- englischen Gentlemans glauben. Der Kapitän wieder holte hierauf seine Aussage. Sodann wurde ihm ein auf dem Dampfer gefundenes Kopierbuch vorgezeigt, in dem sich eine Anzahl die Unterschrift deS Eigentümers und des Kapitäns des Schiffes tragender Schriftstücke befindet, welche beweisen, daß der Eigentümer und der Kapitän gewußt haben, die Ladung sei nach Tschemulpo für die japanische Militarbahn bestimmt gewesen. Der Kapitän geriet in eine Verwirrung und sagte, er wäre überzeugt gewesen, daß sich daS Kopiervuch auf dem Meeresboden befinde. Dieser Um stand, fügt die „Nowoje Wremja" hinzu, beweist, wie wenig inan sich in Zukunft auf die Aussagen der Kapitäne von Dampfern mit KriegSkontrebande verlassen kann. (Die ganze Sache klingt recht abenteuerlich. Red.) Unzufriedenheit in Japan. Nach einer Meldung aus Schanghai wächst in Japan die Zahl der Unzufriedenen. E« gelang, am 27. Juli einen Privatzug mit Munition auf der Linie Hiroschima- Simonoseki zum Entgleisen zu bringen. Der ganze Zug ist in einen Fluß gestürzt. — In Ard do hat eine Ueber- schwemmung großen Schaden angerichtet. Deutscher sieich. Berlin» 8. August. * »Satz «evrß» «ebnrt-tai, tn Berlin. Zur Feier de- GeburtstagS de« Königs Georg von Sachsen findet nach der „Kreuzzttz° heute abend 7 Uhr, unter Teilnahme des Kömgl. Sächsischen Gesandten Grafen von Hobenthal und Bergen, der aus diesem Anlaß seinen Urlaub aus kurze Zeit unterbrochen hat, ein Festmahl hier weilender sächsischer aktiver und Reserveoffiziere, zahlreicher Mitglieder der sächsischen Vereine usw. im Hotel Kaiserhof statt. Die GesanotschasKgebiiud« haben geflaggt, ebenso die Kaserne des Eisenbahnregiment« Nr. 2, bei dem die Geburtstagsfeier b«S Landesherr» der sächsischen Truppen (7. und 8. Kompagnie) durch eine Parade wie immer festlich begangen worden ist. * Vorbereitungen für die neuen Handelsverträge. D»e große gesetzgeberische Aktion, die durch das neue Zolltanfgesetz eingeieitet ist und durch die neuen Han delsverträge ,um Abschluß gebracht werden soll, wird einige Gesetzgebungs- und Verwaltungs maßregeln im Gefolge haben. Dahin gehört zu nächst eine Novelle zum Vereinszollgesetz dom Jahre 1869. Das Gesetz, das von der Zoll- erhebung, von Waren-Einfuhr, -Ausfuhr und -Durch fuhr, von der Behandlung der Reisenden, dem Waren- derschlutz, von den Zollniederlagen, von den Verkehrs- erleichterungen u. a. m. handelt, ist im Laufe der Jahre etwa« veraltet, die von ihm behandelten tech- nischen und kommerziellen Verhältnisse hoben neue For men. ES ist schon deshalb notwendig, ok umzugestalten und auSzudauen. Uber auch auf Grund der neuen zoll- und handelspolitischen Situationen, die in einer nahen Zeit zum Abschluß gebracht wenden sollen, wird üfie Frage der Neuregelung verschiedener materiell wichtiger Punkte in dem Gesetze brennend. Seine Ausgestaltung ist denn auch schon vor einiger Zeit in Arbeit genommen. An der zuständigen Stelle hofft man, einen entsprechen- den Entwurf dem Reichstage noch tn seinem nächsten Tagungsabschnitte vorlegen zu können. Ob die« aller dings bei der Schwierigkeit der zu behandelnden Materie und bei der großen Zahl üer neu zu gestaltenden Sin- zslheiten möglich sein wird, bleibt ab»uwarten. Laß di, oben bezeichnete gesetzgeberische Aktion auch die Herstel lung eines amtlichen und st ati Fischen Waren verzeichnisses zum Zolltarif notwendig macht, ist schon verschiedentlich betont worden. In diese Verzeichnisse, an deren Fertigstellung gearbeitet wird, werden naturgemäß auch die Abmachungen, die in den neuen Tarifverträgen zwischen Deutschland und den aus- ländischen Staaten getroffen werden, ausgenommen wer- den müssen. Es ist deshalb auch für die alsbaldige, end- gültige Abfassung der Verzeichnisse von Wert, wenn bei ihren Beratungen im Bundesrate, die ja für den Gerbst bevorstehen, die Tarifvertragsabmachungen sämtlich vor liegen. Man hofft, -aß dies möglich sein wird: dann würden Aenderungen an den Verzeichnissen aus dem genannten Grunde später nicht vorzunehmen sein. Schließlich dürften die neugeschlossenen und abzuschließen, den Handelsverträge auch verschiedene einzelne Verwaltungsmaßregeln nötig machen. Es darf ohne weiteres angenommen werden, daß in verschie denen! Verträgen, sich Abmachungen, befinden werden, die flln ihre Ausführung einer besonderen. Regelung durch die Organe der Exekutive bedürfen. Es soll in dieser Richtung nur an ein Moment, dasjenige der Ein- fuhr bestimmter Waren unter Verwaltungskontrolle, er innert werden. Hier werden eingehend« Vorschriften für die Gestaltung dieser Kontrolle, die ja, je nach der Beschaffenheit der in Rede stehenden Waren, verschieden ausfallen muß, gegeben werden müssen. Und wie die Verwendungskontrolle ist eine ganze Anzahl von Ein zelfragen späterhin noch durch besondere Ausführungs- Vorschriften zu regeln. Auch hier wird es noch Arbeit in Hülle und Fülle geben, ehe die im neuen Zolltarif gesetz und in den neuen Handelsverträgen geschaffenen Bestimmungen zur Zufriedenheit aller Beteiligten wer den zur Ausführung gelangen können. * Grsehcntwurf bctr. WohnnngSpflcge.^» Dem vom „ReichSarneiger" veröffentlichten Entwurf eines Gesetze« zur Verbesserung der WohnungSverhältnisse ist eine ausführliche Begründung beigegeben worden. Ihr all gemeiner Teil gibt über die Hauptgesichtspunkte Auskunft, von denen sich die Regierung bei der Entwerfung des neuen WohnungSgesetzeS hat leiten lassen. An erster Stelle wird fefigelegt, daß es vor allem darauf an komme, die Wohnverhältnisse der arbeitenden und der ihnen wirtschaftlich gleichstehenden Bevölkerungsschich ten, und zwar in den Groß- und Industriestädten zu heben. Wo soll hier der Hebel angesetzt werden? Darüber wird gesagt — und das ist sehr wesentlich — daß das neue Gesetz darauf hin zielen muß, nicht so sehr eine wesentliche Verbilli gung als eine Verbesserung der Wohnungen in Großstädten und Jndustrieorten herbeizuführen. Daran an schließend werden die Arbeitgeber darauf hingewiesen, daß angesichts der oft sprunghaften Vermehrung der gewerblichen Arbeiterschaft tn einzelnen Jndustriebezirken die Arbeitgeber mehr als bisher recht zeitig daran denken müssen, für die ordnungsmäßige Unter bringung der von ihnen in Ausnützung günstiger Konjunkturen herangezogenen neuen Arbeitskräfte zu sorgen. Al» da- Haupt- und Kernmittel zur Beseitigung der Mißstände im Wohnungswesen wird die Förderung der Herstellung kleiner, in gesundheitlicher sittlicher und sozialer Beziehung einwandfreier Wohnungen in einem Umfang, wie die Bedürfnisse es erheischen und bei Staatspreisen in angemessenen Grenzen erachtet. Hierfür kommt an erster Stelle bei den heutigen Verhältnissen die Tätigkeit der gewerbsmäßigen Bau unternehmung in Betracht. Es sind danach zunächst solche Maßregeln geboten, welche die Ursachen beseitigen, die heute der Errichtung kleiner Wohnungen durch die private Bauspckulation entgegenstrhen, und weiter solche, die einen Anreiz auf die Bauunternehmer auSüben, mehr als bisher Kleinwohnungen zu errichten. In erster Linie kommen nach der Anschauung der Regierung „Maßregeln zur Bekämpfung der ungesunden Bodenspekulation" in Frage. Als Mittel, um dieser entgegen zuwirken, sollen Ergänzungen der zeitigen Bestimmungen über die Anlegung von Straßen und Plätzen, der Ausbau der Kommunalbesteurrung vom Grundbesitze, die Förderung ab gestufter Bauordnungen, und die Ermöglichung von Be günstigung von Häusern mit Kleinwohnungen hinsichtlich der Straßenkostenbeiträge und unter Umständen der Gebühren für Kanalbenntzung, Wasserbezug, Baugenehmigung und der Heran ziehung der Steuer vom Grundbesitz dienen. Ganz allgemein sollen Vergünstigungen hinsichtlich Straßenkostenbeiträge für die Häuser, welche von den Trägern der gemeinnützigen Bautätigkeit errichtet werden, platzgreifen, insbesondere für die Häuser derjenigen Aktien gesellschaften, Genossenschaften und Gesellschaften mit beschränkter Haftung, deren satzungsmäßig bestimmter Zweck ausschließlich darauf gerichtet ist, minderbemittelten Familien Wohnungen in eigens erbauten oder angekauften Häusern zu billigen Preisen zu verschaffen und deren Satzung den von de« Gesellschaften zu ver teilenden JnhreSgewinn auf höchsten« vier vom Hundert ihrer An- teile beschränkt. Dieselbe Vergünstigung soll Arbeitern und ihnen wirtschaftlich Gleichstehenden, und auch den weniger bemittelten Handwerkern für Tin- bi« Dreifamilienhäuser zustehen. , TAS dst allgemeineren Maßregeln, die zur Verbesserung -DoonungSwesenS der Gesetzentwurf m« Luge saßt. Wettere Mittel sind Bestimmungen über die Benutzung der Gebäude zum Wohnen und Schlafen, und über den Erlaß von WohnungSordnnngen wie die Regelung der Wohnungs aussicht. Schließlich wird noch auf die Erhaltung und Kör- deruna der flachen und niedrigen Bauweise wenigsten« in den ländlichen Bezirken, den kleinen Städten und in den Außenbezirken der Großstädte und auf die Beschaffungeiner auSrerchenden Zahl von Plätzen und von besonderen Wohn quartieren Bedacht genommen. * «ns dem datzrtfchen Landtag. In der Reich «rat«, kammer bedauerte am Montag Präsident Graf Lerchen feld nochmal« die Differenzen zwischen den beiden Kammer» mit dem Wunsche, e« möge ein friedliche«, dem ! Wohle de- Vaterlandes ersprießliche« Zusammenwirken der beiden Kammern ermöglicht werden. Mmisterpräsidrnt Frhr. !». Po»«wilS gab »am«« der Gtaa1«n-ieru»ß «i», l»»,a
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