02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.01.1880
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1880-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18800117028
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1880011702
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- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
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Ein bemerken swerther Artikel der „Nord« deutschen Allgemeinen Zta." über die zu vorkommende Haltung der deutschen Regierung gegenüber dem Cabinet Freycinet hat — so schreibt man unö auS Berlin — unter den Re präsentanten der auswärtigen Mächte und na mentlich im russischen Botfchastshotel zu Acußc- rungen Veranlassung gegeben, die in unseren Hö llischen Kreisen lebhaft besprochen »verden. „Es »andclt sich dabei nicht blos um die Abwehr jedweder Einmischung in innere französische Angelegenheiten, ondern um den natürlichen Wunsch, jenen Ge rüchten zu begegnen , welche Hern» von St. Bal ler zuin Träger einer Politik machen, die sich zur Aufgabe stellt, am berliner Hose russischen Ein- lüssen entgegenzutreten. Ob sich diese Anklage der hie sigen Agenten Rußlands auf irgendwelche Thatsachen licht, wissen wir nicht; wohl aber wird von berufener Seite geradedieseAngelegenheit auffrühereVorgänge zurückgefübrt. Diese datiren vom letzten Sommer, wo Fürst Gortschakoff die Truppenzusammenziehung an den Grenzen Deutschlands und Oesterreichs zu Wege brachte und die Fäden zu einein Bündniß mit Frankreich und Italien spann. Bekanntlich onute die daraus folgende Entfremdung de« deut- chen und russischen HoseS auch durch die Begeg nung von Alexandrowo nicht mehr gehindert werden. Frankreich widerstrebte den CöalilionS- anerbietungen, soweit es Herrn Waddington anbclangte, wenn auch die französischen Repräsen tanten in Konstantinopel und Belgrad aus eigene saust gegen Deutschland und Oesterreich operirten. Durch die Reise BlSmarck'S nach Wien wurde eine andere Sachlage hergestellt. Die französische Diplomatie verzichtete darauf, gewissen Eil. lüsterungcn Folge zu leisten, die vom Partei »eiste dlctirt wurden. Italien ließ die Absichten auf ein russisches Engagement fallen und Fürst Gortschakoff biclt es für gcrathen, zwei Großfürsten und sich selbst nach dem Palais Unter den' Linden zu dirigiren. Daß die gelockerten Beziehungen zwischen hier und Petersburg keine andere Gestaltung gewonnen haben und jene mit Frankreich und Italien fester geknüpft wurden, haben vielfache Vorgänge in den letzten Wochen klar zu Tage gelegt. Gewiß ist, daß Herrv o n Ou bri l hier Stimmungen im Palais gesunden, die er auf seinem Wiener Posten sorg fältig in» Auge behalten muß, wenn er daS Vcr> trauen der dortigen osficiellcn Well erringen will.' o weit unser Bericht. Unter Bezugnahme aus die deutsch-russischen Beziehungen wird unS aus Berlin zur Lage ge schrieben : „Von den beiden Dementis, die auS dem Osten einlaufen, wird daS eine, welches, von dem Generalkommando des V. Arm eecorpS in Posen ansgehend, die Gerüchte über ein russisch preußisches Rencontre unter Officiercn in das Gebiet der Erfindungen verweist, lebhafter Gcnuathuuna begegnen. Dasselbe Gefühl sollte eigentlich auch durch die kategorische Erklärung aus IZt. Petersburg hervorgerusen werden, wonach nicht nur die Meldung von russischen Truppenanhäufungen an der deutschen und österreichischen Grenze absolut grundlos sei, sondern sich die Friedensliebe Ruß lands sogar durch eine im Tecember vorgcnommene Reduktion seines ArmecbestandeS um 36,000 Mann documentiren solle. Diese Nachricht wird nicht verfehlen, ein gewisse- Befremden zu erregen. Eine Entlassung von 36,000 Mann vollzieht sich nicht im Handumdrehen und namentlich nicht so still daß man erst nach Wochen Kenntniß von der selben erhielte, abgesehen davon, daß die russische Regierung ein Interesse daran gehabt hätte. Dieses in der Tbat ganz wunderbare Symptom von Friedenssehnsucht sofort und mit allen» Aufwand von Oefsentlichkeit nrdi st ordi zu verkünden. Man ist in hiesigen politischen Kreisen der Ansicht. daß bier eine jener Tatarennachricblen vorlicge, welche für ihren Mangel an Wahrhaftigkeit durch die kecke Nonchalance ihrer Erfindung zu entschädigen versuchen. Indessen registriren wir als einen Verfuc; zur Lösung des Räthsels eine Ansicht, welche uns von competenter Seite geäußert wird. Danach dürfte sich die gemeldete Armeereduction wenigsten« theil »reise und in einem geringeren Umfange durch die Entlassung jener überschüssigen Truppen erklären welche im Spätsommer de« vorigen Jahres aus Bulgarien zurückgezogen wurden und die, anstatt sofort der Reserve überwiesen zu werden, noch bi« zum Deeember bei der Fahne gehalten worden sind, namentlich im Zusammenhang mit der ge rade damals sehr lebhaften deutsch-russischen esficiösen Polemik. Inwieweit sich die russische rssiciöse Mittheilung die Freiheit nimmt, die allen Armeen üblichen zahlreichen WeibnacbtSbeur laubungcn gleichfalls unter die Rubrik einer Re duclion zu bringen, mag dabin gestellt bleiben Immerhin ist es bemerkenSwerth, daß man au der Newa da« Bedürsniß füblt, sich von dem Verdacht »edroblicher Absichten zu reinigen, mag nun Herr vonOubril unter dein Eindruck seiner Abschieds audienz beim Kaiser nach Petersburg berichtet -aber» oder mag Herr von Saburösf eS für nt befinden, seinen Einzug in Berlin mit bcru igcnden und friedlichen Melodien zu begleiten." — lLir kommen aus diese Angelegenheit in der nächsten Morgennumnier zurück. Die Verhandlungen egicrung und den »n zwischen der Reichs- emzelncn hervorragenden Bundesregierungen wegen Abänderung der Beschlüsse des IustizauSsckmsseS des BundeSraths zu dem von derReichsregieruna vorgelegten Straf vollzugs-Gesetz-Entwurf welche die einlfcit- iche Ausführung des Strafvollzugs ganz wesent- ich gefährden und zum Tbeil völlig aufheben, haben zu dem Ergebnisse geführt, daß der Bundes rath von Neuem seinen Ausschuß für daS Iustiz- wescn zur Berathung des Entwurfs veranlaßt hat, die in einer aus heute cmberaumten Sitzung statt- inden wird. Eü sind für diese Berathung Per mittelungsvorschläge gemacht worden, welche dahin fielen, die Mittelstaaten gegen übermäßige sinan- iclle Opfer behufs Einführung der ini Entwurf vorgeschriebencn Einrichtungen der Strafanstalten zu sichern. Seit lange ist bekannt, daß die Verhältnisse im NeichSqesundhcitsamte sehr unerquicklicher Natur sind. Der Direktor desselben. Geh. Ober- reaierungsrath Ilr. Struck, ist selbst leidend,nament lich hat er letzten Sommer sich keiner günstigen Gesundheit zu erfreuen gehabt. Seit vielen Wochen weilt er in Varzin, da er bekanntlich gleicbzerttg Hausarzt des Fürsten Bismarck ist. Zwischen ihm und den Mitgliedern des Amts ist nicht die ivünschcnSwerthe Harmonie vorhanden. Jetzt haben, wie man hört, der Geh. Regicrungsralh Professor )r. Finkelnburg und die Rcgierungsräthe Ir. Sell und I)r. Wotffhügel ihre Entlassung erbeten. Es bleibt dann nur noch vr. Rolosf, Direktor der preußischen Thierarzncischule. Mitglied des Amts. I)r. Finkelnburg, dessen Scheiden ani meisten bedauert wird, ist Professor in Bonn und »vird vcrmuthlich seine Tbätigkeit dort Wiederaus nehmen. * Wie gestern telegraphisch gemeldet wurde, haben dem Leiter der auswärtigen Politik Oesterreich- Ungarns, Baron v. Havmerle, die Verhand lungen der Delegationen erneuten Anlaß zu vertraulichen Miltheilungen aus dem Bereiche seines Ressorts gegeben —Mittbcilungen. welche nicht nur jedes patriotisch empfindende österreichische Herz höher schwellen machen, sondern auch jeden Freund der Erhaltung und Befestigung des allgemeinen europäischen Friedens mit aufrichtiger Genug- thuung erfüllen werden. In Bezug auf BosnieH und die Herzegowina betonte der Minister, daß alle Beschlüsse des Berliner CongreffeS einstimmig gefaßt worden seien und daher nur mit Einstimmig keit gelöst werden könnten. Niemand in Europa habe das Recht. Oesterreich-Ungarn diese Vertrags bestimmung zu kündigen.) Hinsichtlich Novi- Bazars handle eS sich nicht so sehr um Be setzung des Sandschaks selbst, als um die Siche rung des Rechtes, diese Besetzung zu jeder Zeit vornehmen zu können. Die Maiconvention sei nur eine Ausführung des Berliner Vertrages, welcher von den gesetzgebenden Körperschaften be reitS angenommen sei. Eine neue Version über die serbische Frage, die in Belgrad oder St. Petersburg ihren Ursprung haben mag. besagt, daß Serbien, durch die Pressionen Oesterreich-Ungarns igcdrängt, sich hülfesuchend an Rußland gewendet habe Daß Herr v. RisticS einen derartigen Schritt gethan haben mag. meint der „Pcstcr Lloyd", das liegt immerhin im Bereiche der Möglichkeit, aber der Vorwand, dessen er sich bedient haben soll, sei eben nur ein Vorwand und habe keine Berechti gung. Au« dem ganzen Hergange der Affaire. wie er im Dclcgationöauöscbusse dargelegt worden, ergebe sich mit voller Klarheit, daß seitens Oesterreich Ungarns auf Serbien keinerlei Pression geübt worden sei, man müßte denn die Mahnung zur Erfüllung eingegangener Verpflichtungen eine Pression nennen Serbien hatte demgemäß durchaus keinen Anlaß, sich hülfesuchend nach Rußland zu wenden. Habe eS dies aber gethan, dann werde eS sich bald ge nug überzeugen, daß auch der russische Protector nicht genug mächtig sei. um daS Fürsienthum der Erfüllung von Verpflichtungen zu entheben, die es einem Dritten gegenüber eingegangen. In Paris ist jetzt, ein Zeugniß für den wach« senden Radikalismus, die erste Nummer der „Justice," des neuen Blattes Elsmenceau'S, erschienen. Seine ersten Artikel tragen ganz den Charakter des Wesens El^menceau'ö. sie sind concis, charf, dabei kalt und glatt in der Form. DaS Blatt beginnt sofort mit einer Kriegserklärung an die Gemäßigten ur»d die Bourgeois des linken Ccntriims und des verkappten OrleanismuS, des« lcichen erklärt es, daß Freycinet kein )arteicbcs sei und daher auch kein Recht habe, »onseilpräsident zu sein, diese Stelle vielmehr Gambe tla zukomme, und in einer sehr energischen, bestimmten Weise fordert Clsmen- ccau in seinem Organe Gambetta auf, die Leitung der Geschäfte zu übernehmen. Er erinnert ihn dabei an den bei der Präsidentenwahl er- ittenen Echec. Im Uebrigen verlangt Clömenceau eine breit populäre und wahrhaft demokratische Bolitik. DaS Erscheinen der „Justice" macht in Baris großes Aussehen, da nun der parlamenta- ische Radikalismus ein aulorisirteS und von seinem »ervorragendsten Führer geleitetes Blatt besitzt. — ''iirst Hohenlohe ist nach Berlin abgereisi. Gras raint-Vallier wird demnächst zu Pari« mit änaerem Urlaub erwartet, um mit Freycinet zu conseriren und an den Senatssitznngen Theil ;« nehmen. Man sagt, daß der englische Schatzkanzler wenig Neigung hat, mit seinem Dcficitbudget noch vor da« gegenwärtige Parlament zu treten, und eine Rede, die derselbe in Slroad auf einem Banket gehalten hat, scheint dies fast zu bestätigen. Er wieS dabei aus die Wichtigkeit der nächsten Wahlen sin und betonte, daß es sich bei denselben nicht um einen einfachen Kamps der Parteien handele; die europäischen Mächte erwarteten vielmehr mit lebhaftem Interesse daS Resultat derselben, um au« demselben zu entnehmen, ob die in den letzten 3 Jahren befolgte Politik sortzusctzen sei, oder nicht. Er glaube, das Land werde beweisen, daß die Mächte nicht aus eine dauernde passive Haltung Englands rechnen dürften, welche sicher nicht auf recht erhalten werden würde, wenn die Umstände erfordern sollten, aus derselben bercniSzutrctcn. Das spanische Cabinet ist der Versuchung auSgesctzt, in einer kleinen auswärtigen Berwicke lung Lorbeeren zu pflücken, wird aber wohl wider stehen. Etwa 20,000 Kabylen vom Riss habe» durch ihre Häuptlinge Spanien um das Protek torat über sie ersucht. Sie verlangen nur die Gewähr für freie Ausübung ihrer Nccligion und Erhaltung ihrer Gemeindeeinrichtnngen. Der Sultan von Marokko hat sich veranläßt gesehen, diese unruhige Bevölkerung etwa« scharf zu zück» tigen, und daher der Wunsch, dem Sultan ab trünnig zu werden. Der Gedanke einer Ein Mischung m die Angelegenheiten Marokkos ist stets recht populär gewesen in Spanien. Die alte Kampflust gegen die Ungläubigen scheint noch ge lcgcntlich zu erwachen. Ein Conflict mit Ma rokko erregt aber stets die Eifersucht Englands. Wie die „Times of India" meldet, dauern die Hinrichtungen in der birmanischen Hauptstadt Mandalay noch immer fort. Es werden Pa lastintrigucn vorgcschützt, unter diesem Vorwand wird indessen Alles, was dem König Tbeebau oder der ersten Königin mißliebig ist, ohne Proccs vom Leben zum Tode gebracht. Einer der erst kürz lich in den Prinzenstand Erhobenen ist hinaerichte: worden, weil er sich in seinen LiebcSwünschen zu hoch verflieg; fünf Schwestern haben sein Schicksal gctheilt, angeblich weil sie in seine Intriguen ver wickelt gewesen sein sollen — in Wahrheit, weil die erste Königin auf sie eifersüchtig wurde. Zwei Manipuri-Brähminen sind nebst drei Gehülse» aetödtet worden, weil sie einen Versuch gemacht haben sollen, den König und die Königin zu ver giften, was bei solchem Regiment am Ende kaum zu verwundern wäre, selbst wenn das Attentat nicht, wie aus Mandalay berichtet wird, von der älteren Schwester der Königin. Supaynhgyen. aus ging. So folgt eine Blutpost der andern. AuS Chile kommen Berichte, welche die Stim mung in Peru im düstersten Lichte schildern und Mitlheilungcn von Vorgängen daran knüpfen, die, wenn begründet, die Lage in Peru geradezu als völkerrechtswidrig erscheinen lassen. Das den Mittheilungen vom südamerikanischen Kriegsschauplätze gewidmete „Bulletin cbilien nämlich berichtet von Excessen aus Lima und C a l l a o, welche gegen die daselbst durchaus inofsensiv lebenden chilenischen Frauen verübt seien, und zwar unter Billigung der peruanischen Presse. In Callao wurden Chileninnen vollständig entkleidet durch die Straßen bis zum Marktplätze getrieben, dort beschimpft und ge zwungen. die peruanische Nationalhymne zu singen. Aehnliches sei in Lima vorqekommen; nicht einmal die an Ausländer verheiratheten Chileninnen wur den verschont. Ueberdies hatte die peruanische Regierung die sofortige Austreibung aller Chi leninnen befohlen. Hn Folge dessen wären am 7. d. M. die Befehlshaber der auf der Rhede von Callao ankernden fremden Kriegsschiffe unter dem Vorsitze des englisckvn Admirals zusammengetretev, um über den Schutz ihrer mit Chileninnen der« heirathcten Landsleute zu berathschlaaen. CS sei die Ausschiffung von 1500 Soldaten Mariae-In fanterie beschlossen worden, um die Häuser der Ausländer zu besetzen und zu verlheidigen. Musik. Da- erste Beethovea-Concert der Herre» Kapellmeister Reillecke und Coacertmeister Schradieck. Wenn zwei so vortreffliche Künstler wie Rei necke und Schradieck sich verbinden', um mit ihren kunstgeüblen Händen Samarilerdiensie zu thua, so sollte man meinen, der Gewandhaussaal erwiese sich zu klein, alle die zu fassen, welche herbei eilen, ihr Sck)erflein zu bringen und hohe künstlerische Gaben dafür zu empfangen. Niemals hätte ich gedacht, daß der Appell dieser Herren an das eben so kunstsinnige wie opferbereite Leipzig so wenig Wirkling haben könnte. Es ist nur anzunehmen, daß die große Fülle deS Gebotenen abschreckte; fünf Beethoven'sche Sonaten an einem Abende, das mag Manchem als ein zu anstrengender Genuß erschienen sein. Gern aber werden diejenigen, welche gekommen waren, bezeugen, daß dieses erste Con- cert keine höheren Anforderungen an die Empfäng lichkeit der Hörenden stellte, als jedeS andere. Mit seinem Perständniß und diplomatischer Geschicklich keit waren die Sonaten nicht etwa chronologisch, sondern ihrem Charakter nach zusammengestellt. und zwar so, daß daS Interesse der Hörer niemals erlahmte, sondern fortwährend neu angeregt wurde Der sonnenklaren V cknr-Sonate lop. 12 Nr. 1) folgte die leidenschaftlich nach außen drängende I'.üäur-Sonate (op. >2 Nr. 3), dieser dann dir wieder reicher innerlich bewegte in S ckur (»p. 30 Nr. 1). welche wahrhaft berückend wirkte, daraus die bimmlisch schöne 6 ckur-Sonate (vp. 96); aber den imposanten Schluß bildete die düstere gewaltige Sonate in 6mc»II (op. 30 Nr. 2). So wurde der Abend bei der Vorlrefslichkeit der Ausführung, die sich von Sonate zu Sonate steigerte — es war, als ob n»it der wachsenden Schwierigkeit der Auf gaben auch die Kräfte der AuSsührenden mächtiger wurden — zu einen, wahren Hochgenüsse. Reimen Beifall ernteten die Concertgebcr nach jeder Sonate und wiederholt lvurden beide gerufen. Das nächste Conccrt mit den anderen fünf Sonaten von Beet- boven findet am Sonntag Vormittag statt; mögen die zahlreichen Freunde ecbter Kunst sich diese edle Freude nicht entgehen lassen. —L—. Vermischtes. 44 Gera, 16. Januar. Nach den übereinstim menden Urtheilen verschiedener Fachleute besitzt (Yera die größte Stücksär berei Deutschlands. Der Besitzer dieses großen, 25» Morgen bedeckenden Etablissements, Herr Louis Hirsch, war schon seit längerer Zeit an einen, Magenlciden erkrankt, welche« seine 5,00 Arbeiter mit bangen Ahnungen erfüllte. Wie gerechtfertigt dieselben waren, twcumentirte daS gestern erfolgte Ableben des boch geachteten und von seinen Untergebenen verehrten Mannes. Derselbe hatte ans kleinen Anfängen heraus daS Etablissement durch GeschästSeiser und rastlose Thäligkeit auf seine jetzige Höbe gehoben. — DaS letzte Eiöhoch Wasser der Elster hat mannichsachen Schaden in unserem Elsterthalc an- gerichtet, indem es an ui,geschlitzten Userstellen ganze Partien wcggerissen hat oder auch, wie z. B. »n der Nähe des bei Gera befindlichen großen Wehres, ein neues Flußbett gewühlt hat, indem es das Henimeiü un,schreitend Ackerboden und Wiese wcgriß und so sich einen ungehinderten Abfluß erzwang. Die hiervon betrogenen Gemeinden sind be» der LandcSbehörde vorstellig geworden. — Die Weltdame giebt ihre Kinder in die Ziehe und wartet Schoosbrmde — liegt bis Mittag im Belt — trägt Schuye mit Papiersohlen — bringt da« Piano zur Verzweiflung — vergißt, ihre Putzmacherin zu bezahlen — sieht ihre armen Ver wandten über die Achseln an — geht in die Kirche, wenn sie einen neuen Hut bat — hat von einem Fingerbut keinen Begriff — weiß eine Stopfnadel nicht von einer Heugabel zu unterscheiden — möchte wissen, wo die Pfannkuchen wack'sen — ißt heimlich Schinken und Eier und bei Tische zwei Löffel Suppe — und giebt, wenn sie nach dem Alter ihres jüngsten Kindes gefragt wird, zur Antwott: ,,DaS weiß ich wirklich nicht, fragen Sic die Amme."
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