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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.01.1880
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1880-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18800120015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1880012001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1880012001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-01
- Tag1880-01-20
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D O 72 R ^ ^ ^ ErHetÄ ßlkchnti» 2 MU. Früh 6»,. Uhr. Nachmittag 5f/, Uhr. Loun- uad FrttlagS m»r früh 6 V, Uhr. L«»«n», »»> L«»r»ttt«» Jvhaunisgaffr 3«. Fkr dir NSck^»» nnftrjantxrr Ni»r»- irn»v «wcht K0> d»c »c»>>ri»«ii nicht »Äirchktch. Annahme der für die nächst- f-tgcndc Moryeu-«»öV^ be- fttmmtra Jufenttr au Wochen- «a-e» dl< S UHe «Schmirmas, so Sm». uyd Aefnsgeu früh dis '/.» Uvr. Z» »ni FNi-te, str Zaf-Lmtchwr: k^tta Stemm. UnivcrsttätSpr. 72» «Mit« L-fche.»aitmrinenstr. tk,P. nur dis '/F Uhr. Morgen - Ausgabe. WpMer TaMM Anzeiger. Organ für Politik, Socalgcschichtr, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 1S.0N1-. -»aaannrnKnrti« viertrkj. 5 Mk.^ iaU. Brwgettodn « Md, dsrch du Pa- bezogen 6 Wt. Jede sluzÄ« Nummer U Pf. Belegexemplar lo Pf »cbiltnea für Kxtrabeila-c» ohue Pofidefdrdrruug SS Ml. mit Pt'ftbefvrderung 48 VL Zchrrau ü-esp. Petttznle r» Pf. Grüße« Schriften last anfere» Prec-verzeühniß. — Tadeüarücher Sah nach ysyerem Tarif. Ueetmaea «irr de» Ue»acü««ßrich die Lpattzeil« 40 Pf. Inserat« fiub stet« »u d. ««oeXN« z» senden. — Rabatt wird nicht Aegeden Zahlung pn^numseaach» oder durch Postvorfchatz. ^ 34. Dienstag den 20. Januar 1880. 74. Jahrgang. ,rio«.8oa ü. 98,75 L kt. ladt,» . Quittung und Dank. Bon Herrn Emil Dretzler hier empfingen wir heute zum Andenken an seine am LI. November v. I. »erstorben« Mutter, Frau Larol. verw. Dreßler, ein Geschenk in Höh« von Zweihundert Mark. über welche- wir unter bester Danksagung quittiren. Leipzig, IS. Januar 1880. Die >r«en-««statt. Theodor Wagner, v. Z. Easfirer. Realschule I. Ordnung. Anmeldungen neuer Schüler für Ostern d. I. nehme ich Dsnner-tag den 22. und -reita« de« 2- J««n«r. Vormittags von 8 bis II Uhr und Nachmittag- von L bit 5 Uhr, entgegen. Bei dieser Anmeldung sind daS Geburls- oder Taufzeugniß, der Impfschein und di« letzten Schulcensure« des auszunehmenden Schülers deizudringen. Leipzig, am 17. Januar 1880. Giesel. tekleu. 6. ln.L.p.1/7 74 u6.Pl/7.7- ,0.l w. 0»up. i. fp.l/17» . 6. »r Stück kr.-^L400. kr.-s. ItSO. kr.-^285L 0. ^800. 6. u. 6. »merz Lerlin und kom. vobiseuw!" Wohl erschallt dieser Ruf auS dem Batican, seit ein dreizehnter Leo die Tiara trägt; indessen wenn Parteien mit einander Frieden »chneßen wollen, so Pflegt als erste Voraussetzung zu gelten, daß der Lärm des Kampfes eingestellt rvird. Seitdem zwischen Berlin und Rom ernst liche Unterhandlungen gepflogen werden, ist, wie wir gern hervorheben, diese Voraussetzung von de« Vertretern und Freunden der Staatsgewalt ehrlich erfüllt worden. Die Anhänger der Curie dagegen steigern womöglich noch die Leidenschaftlich keit ihrer Angriffe. 'Nickt allein die Parteien, ivelche die preußiscke Regierung während des -Kampfes treu und rückhaltlos unterstützt haben, werden in der klerikalen Presse mit beispiel loser Rohheit behandelt, nein, über Behörden, welche die zu Reckt bestehenden Gesetze gewissenhaft handhaben, spricht man in wahrhaft empörender Weise, ja, man fordert die Regierung, die für den eorrecten Vollzug der Gesetze verantwortlick ist, unumwunden auf, den Beamten die Ausführung der Gesetze zu verbieten! Und die Presse der Re gierung — schweigt; Organe wie die officiöse „Norddeutsche Allg. Zeitung" stimmen sogar lustig mit ein in die Verhöhnung dcS „CulturkampfS"; nur gemäßigt liberale Blätter treten noch ein für die Autorität des bestehenden staatlichen Recht-. Der CultuSminifter v Puttkamer aber hat seiner seits ein System inaugurirt, welche- thatsachlich darauf binauskommt, die kirckenpolitischen Gesetze zum grvßeuTheil außerKraft zu setzen, bevor sie aufge hoben sind. Herr v. Puttkamer als guter preu ßischer Beamter hat ganz gewiß nicht die Absicht gehabt, mit diesem Svstem dem Ansehen des «taste- etwas zu vergeben. AlSdann muß er aber doch mindestens von der Voraussetzung aus gegangen sein, daß er bei den Organen der katho lischen Kirche und der Centrumspartei dasjenige Entgegenkommen finden werde, welckes für den von chm beabsichtigten mockas vivendi unerläßlich ist. Nur unter di eserVoraussetzung würden wir sein Vorgehen, ivenn auck nicht billigen, so wenigstens begreifen können. Wie aber verhalten sich die Gegner? Sie nehmen mit Vergnügen die ge machten Zugeständnisse hin, um sofort den Mi nister wegen seiner Halbheit mit dreisten Vor würfen zu überhäufen. Früher begnügte man sich im jesuitischen Lager nock mit der Forderung einer „ Revision" der Maigesetze; ;etzt, je weiter Herr v. Puttkamer entgegenkommt, er tönt immer kecker der Rus: „Fort mit den Mai geseyen überhaupt!" Mit einem Worte: wer da geglaubt hat, in der ultramontanen Partei die Bereitwilligkeit zu einer Verständigung zu finden, der hat sich gründlich geirrt. Die Seele der heu tigen römischen Kirche, der Jesuitismus, kennt nur einen Frieden, der durch die Unterwerfung des Gegners herbeigefllhrt wird. „Sink ut sunt not non sintl" Im Sinne dieses Grundsatzes hat jüngs «in neues officiöse« Blatt der Curie die Basis des ..Friedensschluffes" mit Deutschland gezeicknet. Die katholische Kirche muß genommen werden wie sie ist, mit allen ihren Ansprüchen — wenn nickt, so giedt cs keinen Frieden! Das ist das A und O des vatikanischen Entgegenkommens. Und wie dann der Frieden gestaltet sein würde, davon haben unS die Verhandlungen der bayerischen Abgeordneten kammer einen erfreulichen Vorgeschmack gegeben Der haßerfüllte Hieb gegen die deutsche Wißen lchaft, welcher in der Ablehnung des Staat-bei- trag- zu dem Jubiläum der Universität WUrzburg, die Verdammung der Gewissensfreiheit, welche m der Klage de- ultramontanen Führer« Freytag über die Ausführung von Lefsing'- Nathan auf der Hofbühae gelegen ist — bedürfen solche Dinge noch eines Commentars? Der Uebermuth, mit welchem sich der Ultramon laaismlls m Deutschland auf der ganzen Linie wieder vorwärts bewegt, sollte die Freunde de« Staates wahrlich von einer zu großen FriedenS- und Vertrauensseligkeit zurückhalten. Man hofft darauf, daß ein Aokommen mit dem Papste die ultramontane Bewegung in Deutschland zum Schweige» bringen werde. Uns ist das zum min- vefttn zweifelhaft. Sodann aber bekennen wir offen, daß wir einen wahren Frieden auch von Verhandlungen mit dem Papste nicht erwarten. Den römischen Päpstengegenüber gilt nur die unbeug same Macht der Thatsachen. Ihre Proteste gegen den Westfälischen Frieden und die Gründung des preußischen protestantischen Sönigthums sind noch beute nicht zurückgenommen; aber der Vatikan bat sich läagst gefügt m daS Unabänderliche, auch ohne Verhandlungen. Und ebenso wird es in Zu- unft sein. Lediglich eine starke Staatsgewalt mit einem festen und klaren Willen, wie ihn vr. Falk der Curie gegenüber zur Geltung brachte, wird von ibr thatsächlich den Frieden erzwingen; schwäch- iche Nackgiedigkeit im Sinne des Herrn Putt- amer wird immer nur der Keim neuer Kämpfe sein. politische Uebersicht. Lettzjt-, IS. Januar. In seiner letzten Plenarsitzung berieth der LandeSauSschuß von Elsaß-Lothringen daS Anleihegcsetz, welckes nach längerer Debatte an die Finanzcommission verwiesen wurde. Im Princip wurde der Entwurf, abgesehen von der Befürwortung seitens der Regierung durch den Staatssecretar Herzog, nur von dem Abg. Ba ron Zorn von Bulach Vater vertheidigt, während die übrigen Redner, die Abgg. Grad, Koechlin, Jannez und Baron v. Bulack !sohn. ihn mehr oder minder entschieden bekämpften — in Uederein- stimmunq.mlt ,der durch breste Kreise des Lande« gehenden Anschauung, daß die ungünstige wirth- schaftliche Lage zur Vermeidung aller nicht unbe dingt nothwendigen Ausgaben und zur Sparsam keit nöthige. Fast keine der Unternehmungen (Canal-, Eisenbahn- und Wegebautcn), für welche die Regierung eine Anleihe von 24 Mill. Mark fordert, ist unaufschiebbar oder dringlich und die Mehrheit der Commission wie des Landcsaus- schuffes ist daher geneigt, daS geforderte Anlehen auch für diesmal abzulehnen, gleichzeitig jedoch anzudeutcn, daß man dasselbe zu bewilligen nicht zögern werde, wenn dasselbe vei einer späteren Etatsvorlage wiederholt und regierungsseitig dring licher begründet werden könne. Mit diesem Be schluffe wird sich das Land gern, die neue Regie rung wohl oder übel zuförderst zufrieden geben müssen. Wie wir bereits nntgetheilt haben, ist zum Nachfolger Walujew's indem russischen Do- mänen-Mnisterium Fürst Lieven ernannt worden. Von diesem entwirft die „Kölnische Ztg." folgende Charakteristik: „Füst Lieven ist ein in Moskau geborener und erzogener Stockrusse, dessen Erhebung zum Nachfolger Walujew's für die Svstcmlosigkeit der Petersburger Regierungskreise höchst bezeichnend erscheint. Der Fürst ist rin fähiger, aber grundsatzloser. höchst unzu sammenhängend gebildeter, russisch zerfahrener junger Mann, besten Vorleben und eigentliche Sympathien der jungruffisckradicalen Richtung angehören, der er wäbren» seiner Studienzeit und als Beamter des früheren General-Gouverneurs Fürsten Suwarow zuerst in Riga, später in Petersburg gehuldigt hat. Noch um die Mitte der secbSziger Jahre trug er sic i mit dem Plane, eine slavisttsche und radikale Zeit schrift „Gross" (daS Gewitter) herauszugeben, und stand mit den Führer« der Nationalpartei in Per dindung. Nach Auflösung des Petersburger General Gouvernements im Sommer 1886 wurde Lieven — obgleich er bis dahin jeder elfteren Arbeit aus dem Wege gegangen und wesentlich mit dilettantisch-litera rischen Arbeiten beschäftigt gewesen war — au Suwarow'S Empfehlung Vice-Gouverneur in einem der inneren russischen Gouvernements und als ge wandter, ehrgeiziger Blagueur rasch hinter einander Vice-Gouverneur, dann E»vil-Gouverneur von Moskau und »ndlich Waluiew'- Gedüste in der Verwaltung de- Domänen-Ministeriums. Auch diese letztere Stellung hatte er der Empfehlung seine- ehemaligen Vorgesetzten, d«S Fürsten Suwarow, zu danken. Es kan« positiv behauptet werden, daß Lieven mit den Anschauungen Walujew's nichts gemein hat, und da i seine innersten Neigungen nach wie vor der Parte» angehören, au- welcher er hervorgegangen ist und an deren Spitz« er »u treten suchen wird, sobald die Verhältnisse danach angethan find und d»e Einflüsse der von Waluiew vertretene« Richtung sich vollend- überlebt baden." Der Erlaß des Fürsten Alexander von Bu l garien, durch welchen die Wahlen für die «kupschtina aus den 25. Januar und I. Februar festgesetzt werden, liegt nun im Wortlaute vor Gleichzeitig wird jedoch aus Sophia geschrieben, daß d,e Regierung große Vorbereitungen mache um die Wahlen »n ihrem Sinne zu veeinflussen Namentlich hat der Minister des Innern große Veränderungen unter den Beamten vorgenommen Trotzdem ist eS fraglich, ob die sogenannte konser vative Partei die Majorität erlangen wird. Der Führer der Liberalen, Karawelow, Kat durch Veröffentlichung seines Briefwechsels mit dem ürstlickcn Secretair Stolejow einen neuen Coup lusgesührt. Herr Stolejow stellte seinerzeit, als karawelow mit der Bildung eines Cabinels be traut wurde, im Aufträge de» Fürsten Alexander eine Reibe von Fragen, welche der Führer der Opposition mit folgendem Programm beantwortete: Die fürstliche Regierung müsse bei der gegenwärtigen Lage der Dinge im Fürstenthume vor Allem daraus achten, daß die Ordnung begründet und das Land pacificirt werde: ferner daß die normale Entwicklung 'eS Volkswohlstandes gefördert und daß eine ernst- iche Organisation der gesellschaftlichen und Staats einrichtungen in Angriff genommen werde. Was die äußere Situation betrifft, muffe die Regierung sich zur Ausgabe macken, die bestehenden Verträge zu achten, die aus denselben fick ergebenden Pflichten u erfüllen, mit allen Großmächten die freundschast- icksten Beziehungen zu pflegen, ohne die moralischen, ststoriscken und nationalen Interessen zu verletzen, wclcke Bulgarien an seinen Befreier, Rußland, knüpfen und welche die Solidarität beider Völker zur Voraus etzung haben. Die mohamedanische Bevölkerung müsse mit Gerechtigkeit behandelt und in allen ihren gerechten Forderungen berücksichtigt werden. Die Re gierung muffe allen Glaubensgenoffen und Nationali täten gegenüber Unparteilichkeit bekunden. Der all gemein empfundenen Nothwendigkeit eine- Straff aesetzduche- muffe Rechnung getragen werden. Dabei »eien aber die Rechte und Freiheiten Aller in gleicher Weise zu wahren. Die Beamten sollen verantwortlich für ihre Handlungen sein: für unvünctliche und fahr lässige Pflichterfüllung soll jeder Beamte im DiScipli- narwege bestraft werden können. Fachmänner muffen vom Auslande herangezogen werden; aus Gründen der Sprachverwandtschaft sollen jedoch nur Russen in den Staatsdienst ausgenommen und in allen Fällen anderen Ausländern vorgezogen werden. An Russcnfrcundlichkeit läßt diese- Programm nichts zu wünschen übrig. Aus diesem Grunde dürffte cs übrigen- vom Fürsten nicht abgelehnl worden sein. Otcro, welcher das Attentat aus da-spanische KöniaSpaar verübte, hat, ivie cs heißt, einen Brief an den König gerichtet, in welchem er für seine Thal um Verzeihung bittet. Ein französischer Bericht erstatter, swelcker Otero mit Erlaubmß der Ge fängnißbehördc im Gefängniß „Saladero" intcr viewt hat, schildert seine Unterredung niit dem Gefangenen folgendermaßen: Otero sitzt vier Zellen entfernt von der Klause, die bis zu seiner Hinrichtung Oliva Moncasi innebatte. Man batte dem Journalisten eingeschärft, mit Otero nichts von Politik zu sprechen und ihn nickt zu sehr durch seine Unterhaltung zu ermüden. Im klebrigen ließ man ihn frei mit dem Staatsverbrecher verkehren. Ein Oberbcamter und ein Schließer waren zugegen. Otero's Gefängniß ist ein kleiner Raum, der nicht mehr als ein Meter im Geviert hat. Ein kleine- vergittertes Fenster nab« der Decke giebt dem Raum Lickt und eine lange Bank von Holz ist das einzig« Mobiliar; selbst ein Belt enthält die Zelle nicht. Es gehört zur spanischen Gefängniß - Praxis, den Uebel ikäter durch Müdigkeit dazu zu bringen, ein Geständniß abzulegen. Otero ist von kleiner Gestalt, zu corpulent für sein Alter, mit niederer Stirn und gemeinem, ruhigem GefichtsauSdruck; er hat ganz den Tyvu- eine- Ga- lizianerS. Bekleidet war er noch mit demselben An zug, den er bei dem Attentat trug. Der Schließer sagte zu ihm: „Otcro, hier ist ein Herr, der sich für Sie interessirt." Otero hatte als Antwort ein ver legenes Lächeln. Der Journalist begann die Unter haltung und kam bald zu der Frage: „Nicht wahr, einige Freund« baden Sie darauf gebracht, das Atten tat zu verüben?" „Rein," antwortete Otero, „den Gedanken Hab« ich selber gefaßt." „Wirklich? und warum?" ^Jch war mit dem Leben zerfallen und wollt« mit irgend einer Gewaltthal endigen." „La tst Ihnen geglückt.... Und haben Sie sich denn nicht gesagt, daß Sie verurtheut werden würden?" »Ich wußte es, aber davor habe ich kein« Furcht ge habt. Ich habe mü meinem Leben gespielt, — man mag es nehmen, wenn man es will."... Und bei diesen Worten lächelte Otero gutmüthig und etwa- dumm und sah aus wie daS harmloseste Wesen von der ganzen Welt.... „Alles wird sich schon arran- giren," murmelte er.... DaS ist seine stehende Phrase, und in der kurzen Zeit der Unterhaltung gebrauchte er alle Augenblicke die Worte: „Alles wird schon arrangiren." — „Man bat Ihnen den Re volver gegeben, mit dem Sic geschaffen haben?" „Nein, ich habe ihn gekauft." ,Haben Sie ihn ge rauft, um nch das Leben zu nehmen?" ,Hcb hatte in der Kneipe gesagt: Ich bin verzweifelt. Daraus ^lttc man mir geantworiet: „So schieße doch auf den König." Der Gedanke ist mir durch den Kopf ge gangen. Ich hatte den Revolver in der Tasche, um mir selbst das Leben zu nehmen, als ich in der Puerto del Sol den Wagen de- König- anfahren sah. Schnell entschlossen sprang ick aus kurzen Wegen nach dem Palaste des Königs, stellte mich dort aus und schoß..." „Und wenn Sie noch einmal an- fangen könnten, würden Sie dasselbe tbun?" ,L)H gewiß nickt, nein." ... Bei Alledem batte Otero eine so ruhige Miene, daß man niemals hätte glauben können, daß er vor wenigen Tagen auf einen Men schen geschossen habe. Er erzählte, daß er außer ordentlich gut schlafe und guten Appetit hätte. Er blieb bei seiner Phrase: „Alles wird sich schon arran giren." Und das waren auch >die letzten Worte, die er an den Journalisten richtete, als dieser ibn verließ. Der „Panamä Star and Heralb" bezeichnet d,e gemeldeten skandalösen Vorgänge in Callao und Lima als eine Folge der durch die Cbi lenen bei der Einnabme Pisaguas verübten Grau samkeiten gegen die Sanitäts-Ambulanzen sowohl als geben die dortige weibliche Bevölkerung. Das AuSweisungsdecret gegen die in Peru lebenden Angehörigen chilenischer Nation datirt sckon vom Anfänge des Krieges und trotzdem, daß von Seiten vieler Chileninnen keine Folge geleistet worden war, sind diese unbehelligt geblieben und würden es geblieben sein, wenn nicht die eintreffenden Nach richten Uber den Mißbrauch der Frauen Pisaguas und andere Brutalitäten die Bvlkswuth im höchsten Grade erregt hätte, die ihren Ausdruck fand in 1>en erwähnten Vorgängen, an denen sich jedoch nur Frauen und zwar nur die der niedrigsten Claffen beteiligten. Carola-Theater. Leipzig, den 19. Januar. GustavvonMo- ser'S „Hypochonder" gehört nicht zu den besten Stücken dieses frischen und mnnlern Lustspieldichter-. Denn eS ist ihm nickt gelungen, aus der Hypo chondrie seines Hauptheldcn d,e dramatischen Ver wickelungen berzuleiten. Nur im ersten Acte be wegen wir uns in der Sphäre de« blalad« ima- giuaire. die übrige lose verknüpfte Handlung hat wenig Zusammenhang damit. Neben einigen frischen und muntern Scenen, besonders im ersten Act und in der ersten Hälfte des ziveilen, finden sich andere von trivialster Pvffenkomik, wie das AuSfegen der Gäste ohne den Goethe'schen Zauberbcsen seitens des Hausdrachens, der Frau Saucrbrei. Auch ist die langgedchnte Parodie parlamentarischer Ver Handlungen, die Vorberalhung der Stadtverord neten, im Ganzen ziemlich witzlos. Nur der vorzüglichen Darstellung der Titelrolle am Berliner Wallncr-Theater war eS zuzuschrei den, daß das Stück dort eine lange Reche von Aufführungen erlebt hat. Der Berliner Darsteller der Rolle, Herr Direktor Theodor Lebrun, hat sic uns jetzt auch hier vorgeftibrt und eine Menge Scenen zur ergötzlichsten Wirkung gebracht. Das war jeder Zoll der Philister, der sich mit Ein bildungen über sein körperliches Befinden berum- quält. Namentlich der verhaltene Aerger des zum Schweigen vernrtheilten Stadtverordneten brachte einen sehr erheiternden Eindruck liervor, ebenso die kleine Nuance des behaglichen Wohlgefallens an der Prodir-Mamsell, welche ein heiteres Licht in die grämliche Atmosphäre der philiströsen Hy pochondrie warf. Der Gast, der zu den tüchtigsten Charakter-Darstellern besonders aus dem Geriete des bürgerlichen Lustspiels gehört, erhielt den leb haftesten Beifall nach jedem Anschluß. Der Kaufmann Sauerbrei des Herrn Wallner. der häuSlicyc Pantoffelheld, der sich in städtischen Angelegenheiten so wichtig macht, war eine ge lungene Charge. Herr Kafka hatte den Hug» Berger, einen der munteren LieblingShelden Mofer's, zu spielen, die ivir in allen seinen Stücken wieder finden, und er unterzog sich dieser Aufgabe, be sonders im zweiten Act, mit frischem Humor. Die beiden Hausfrauen Emma und Rosalie wur den von Frau Pfeil und Frl. Jagemann gut auseinander gehalten, besonders war die letztere ein normaler Hausdrache. Die Anfangs schweigsame und später so plauder- hafte Clara fand m Frl. Lipski eine Darstellerin, welche diesen Contrasi mit munterer Natürlichkeit zur Anschauung brachte. Die Übrigen Personen des Stückes, besonders die Stadtverordneten, boten ein Album spießbürger licher Eharakterköpse, die sich hinlänglich von einander unterschieden. Bei Frl. Stürmann lAsta i fiel unS die bür gerlich häusliche Toilette ü la Iphigenie in AuliS oder Tauris auf. Rud. von GottschaU.
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