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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1880
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1880-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18800129013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1880012901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1880012901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-01
- Tag1880-01-29
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Erste Anlage zum Leipziger Tageblatt mb Anzeiger. Donnerstag den Januar 1880. 74. Jahrgang. OtffeuUiche Verhandlungen der Ktadlverordneten »»« 2. Ä«»»ar 188«') (Auf Grund deS Protokolls mitgetheilt.) ÄtS Deputrrte de» RatheS behufS Einführung der nengewählten Mitglieder deS Collegiums waren er schienen: Herr Bürgermeister Justizrath Kr. Tröndlin und die Herren Stadlräthe Meckler, Wagner, Krause, HebbinahauS, Pohlend, Holtze, Ludwig-Wolf, Dürr, Ichmidt-Söhlmann, Schleißner, Roch, Heßler und Becker. Herr Bürgermeister Kr. Tröndlin begrüßte die Versammlung und richtete sodann folgende Worte an dieselbe: Hochgeehrte Herren! Wir sind heute schon einmal auf dem Mathhause versammelt gewesen, um die wiedergewLHIten resp. neuaewählten Mitglieder deS Raths in ihr Amt ein- zun eisen, und finden unS jetzt abermals vereinigt, um das Gleiche mit den neu eintretendenMitgliedern Ihres Collegiums zu lbun. Der heutige Tag ist mithin für unier Gememdeleben ein bedeuümgsvoller, für Ihr Collegium ist er es doppelt, weil an ihm auch die Neuconstituirung desselben zu erfolgen hat, und eS gereicht mir zur aufiichligen Freude, daß es mir, nachdem ich längere Zeit gezwungen gewesen bin, Ihren Verhandlungen fern zu bleiben, vergönnt ist. Ihnen in einem so feierlichen Moment wieder nahe zu treten. ES ist der erste Werktag im neuen Jahre, an dem wir verfassungsmäßig hier zusammentreien, uns nicht weil es so herkömmlich ist, sondein weil von der Sktwelle des neuen Jahres aus einen Rückblick zur Vergangenheit und einen Ausblick in die Zukunft zu khiln nicht bloS natürlich erscheint, sondern ich möchte ,agen unabweisbar ist, will ich diesem Gcdankrn- gange auch diesmal folgen. An Ereignissen von höchster Bedeutung für die Stellung und Entwickelung Deutschlands, an Frag,'», die geeignet sind, das gesammte innere, namentlich wirthschafiliche Leben unserer Ration inckt blos zu beeinflusse», sonsern in viele, Beziehung uiuzugestalten, und deshalb leidenschastlichsteDtS^u'sion erregen mußten, ist das vergangene Jahr reich gewesen. Ich erinnere in letzterer Beziehung an die Zollgesetzgebung, die als ein Aufgeben der bis dahin beirickenden Piincipien charaktensirt werden dark, und an die Justizgesetze, deren Wirkung nicht auf die Organisation der Ge richte, auf die Neuregelung des Prozeßverfahrens sich beschränken, sondern vielmehr als eine Neugestaltung des deutschen Reck>Isl?be>lS und der deutschen ReckiS- eiilwick.lung sich manjsestiren wird: in erster.r Be ziehung aber an die vor Kurzem lurgcstellte innige Berbindung zwischen Deutschland und Österreich- Ungarn, deren volle B-deutung zu würdigen der Zu tunst Vorbehalten bleckt. ES ist heute Morgen von verschiedenen Rednern mit großem Nachdruck auf den Ernst der Zeitlage bin gewiesen worden und mit Recht. Noch ist die Be ängstigung nicht gewichen, welche die scheinbar end lose wirthscbastliche KcisiS allen Gemüthein eingeflvszt hat, und aufS Neue haben elementare Ereianissc von erschütternder Gewalt und von erschreckendem Um fange nicht bloS einzelne Orte, nein ganze Provinzen betroffen, haben Hoffnungen vernichtet und Noch stände verbreitet. Es sind eist neuerdings nncrircu liche Manifestationen der socialen Gablung zu Taae getreien, die man ein Jahrhundert nach Leffina'S Wirken nicht hätte erwarten sclle». So läßt lick, fragen, ob die beginnende Kräftigung des Ge scl>äftslrbeiis, die wabrzunehmende langsame Hebung der Erwerbsverkältniffc allen diescn Hemmnissen und Gefahren gegenüber bestehen und wachsen werde. Ich erkenne den Ernst der Lage an, dennoch bin ick der Meinung, daß eine leidenschaftslose Prüsuna des Gesammizustandes der Mmhlosigkeit keinen Vorschub leiste, daß wir. dm wir schaffen sollen, uns frei halten müssen von Verzagtheit und deshalb unsere Blicke zu richten haben auf das Erfreuliche. Da ist zuerst hinzuweisen auf die imponireiiden Leistungen opferbereiter Menschenliebe, die uns allenl- kalben entgegentreten, da ist zu zeigen aus d,e idealen Güter, an deren Erlangung und Ausgestaltung seit der Wiedererrichtung deS Reichs rastlos »nd treu gc arbeitet worden ist — und es läßt sich daran die Hoffnung knüpfen, daß m unermüdl-cher Arbeit sich auch andere Schwierigkeiten werden beieiligen lassen. Gerade im vergangenen Jahre hat einer der am längsten und heißesten gehegten Wünsche der Nation Erfüllung gesunden in der Errichtung eines obersten deutschen Gerichtshofes, und eS ist damit in der Rechts einigung, die mit dom in Arbeit begriffenen großen Gesetzbuche ihre Vollendung finden nnrd, ein n,ch»ger Schrill vorn-äitS getban worden. Die Genugthuurig darüber, daß das Reichsgericht erstanden, ist allen patriotischen Männern Deutsch lands gemeinsam: daß cs hier erstanden ist in unieier Stadt, darüber muß unsere Freude auch ,n dieser Stunde nochmals Ausdruck finden und »war beshal» zuerst, weil da- Ereigniß ohne Zweifel dasjenige ist, ioelchrs dem vergangenen Jahre in der Geicbichte unserer Stadt auf alle Zeit die höchste Bedeutung sichert. Als wir vorm Jahr« hier versammelt waren und der kom inenden Ereignisse gedacht?», da durfte uns noch bei dem '««danken an das Reichsgericht rin gewisses Bangen er füllen, ob wir in dieser Angelegenheit so bestehen würden, wie wir es wünschten und hofften. Aber dieses Bangen hat sich in freudigen Stolz vcrwandklt durch die überaus ehrende Anerkennung, welche die Mitglieder d«S Reichsgericht- durch den Mund ihres ver ehrten Präsidenten uns ausgesprochen haben; es hat sich in Stolz verwandelt, namentlich deshalb, weil »nS die Zusicherung geworden ist, daß die ausaezeichncten Männer, welche dem Gerichte angehSrcn, gcrn in die Reihen unserer Bürger eingetreten sind, daß sie euren erheblichen Tbeil ihres Lebens an unsere Ge meinde setzen und ibr «an» und voll angehörrn wollen. ES liegt in der Natur der Sache, daß keines der anderen Vorkommnisse, deren wir hier zu gedenken haben, an weitlraaender und bleibender Bedeuiung sich irgend messen kann mit dem besprochenen. Aber doch läßt sich eines insofern hier schicklich anreihen, als es nicht ausschließlich locale Bedeutung bat: iö meine die Kunftgewerbe-Ausstellung. ') Eingegangen bei der Red. am 14. Januar 188«. Je zweifelloser die Wandelung zu Tage tntt, welche der Zwischenhandel, der ja ursprünglich den Kern unseres gelammten Handels- und BerkehrSlebcns üldete, in den letzten Jahrzehnten erfahren hat, desto edieterifcher tritt die Nothwendigkeit heran, daS un haltbar Geworden« durch Lebendiges und LebenS- ühiges zu ersetzen, desto verdienstlicher «nd dankend werther ist aber auch die Leistung der Männer, die mit größter Aufopferung an Zeit und Thätigkeit den Gedanken zur Darstellung gebracht haben, daß »in olcher Ersatz in dem Kunstgewerbe zu suchen sei, die das >m Ansange vielfach angezweifelte Werk glänzend durchzuführe» verstanden und in lbm, so dürfen wir hoffen, fortdauernd« Anregung und Förderung ge gebcn haben. Unsere Stadt hat in dem ibr übereigneten Gebäude der Ausstellung eine bleibende Erinnerung und in ibm eine Glätte erworben, von der aus hoffentlich noch oftmals dem gewerblichen, industriellen und künst lenschen Schaffen und Streben Förderung und An rrkennung erstehen wird. Aber auch wenn wir unS auf die nur für unsere Gemeinde wichtigen Dinge beschränken, so laßt sich gar manches Bemerkenswerthe bervorbeben. Bezüglich or ganisatorischer Einrichtungen möchte zunächst daran zu erinnern sein, daß das städtische Steuerregulativ zwar 1878 beralben, aber dock erst im vergangenen Jalwe »um formellen Abschluffe und zur Ausführung ge hracht worden ist, womit wiederum eine Reihe von neuen Einrichtungen im Steuerweten verknüpft waren: ick> gedenke ferner der Festsetzung eines Regulativs ür R.vision der städtisch?» Kauen- und Materialien- verwnluiiigen, enclicb der Einrichtung des städtischen Erecuiionswelens. das. soweit sich bis jetzt übersehen läßt, durchaus befriedigende Resultate zu erzielen scheint. Zwei andere wichtige Organisationen, die deS Feuerlöschwesens und des StraßenreinigungSwesens, sind ebenfalls beschlossen worden, resp. liegen Ihnen noch zur Beratbung vor. Auch bezüglich der Hebung und Ei leichte, ung des Bei kehrs, znr Erick licßung neuer Bauareale ist mancherlei gcsördeit worden; ich erinnere an den Durchbruch der Jacobsstraße, an die Herstellung der Bismarck- und der Stepkanftraße, an die Feststel lung der Bebauungövorsck rifün bezüglich der letzt erwähnt n Straßen und die druck' Ihre kürzlich ertbeiltc Zustimmung gencherte Erlangung einer wirkliche« Straße an Stelle des Schrölergäßcbens. Doch ick breche ab. um mich nicht in Details zu verlieren, ist doch oknrbin daS Bedenken Wohl nickt unbegründet, daß das willkürliche Herausgrersen einzelner Dinge in gewissem Betracht den Ueberblick über die Tbang- keit der Verwaltung eher erschweren als eilerchtcrn könne. ES wäre eine höchst interessante Aufgabe zjffermäßig nachzuweiien, in welchem Umfange bas Aiberiopenniin d S laufenden Geschäfts von Jabr zu Jabr wächst, und es verlohnte sich eure solche Zusam menstellung wobl auch deshalb, weil sie einen Nach weis der Entwickelung des Gemeiudelebens zu geben geeignet wäre, allein sie kann, da sie vorwiegend mit Detail- sich zu beschäftigen hätte, nicht das Thema der heutigen Rede bilden. Im Allgemeinen läßt sich wohl saaen, daß das ver gangene Jahr noch reicher an Vorder eitunaen und an Bearbeitungen, als au Ausführungen gewesen sei, und zwar an Vorarbeiten, die mehr oder minder dtrrclen Bezug haben auf die öffentliche Wohlfahrt. In erster Linie find bier bervoruiheben die um fassenden Bora,beiten hinsichtlich einer Lebensfrage für jr>e große Stadt, die der Wasserversorgung, die vorläufir mir dem zeitweiligen Betrieb eines Berjuchs- drunnens »hren Abschluß gesunden haben und deren Er- cicbniß Ihnen Allen vorlieqt; ferner die Vorarbeiten wegen einerzweiten GasanstaltcherenErrichtungim Hin- blick auf das Bedürfnis) der südlichen und westlichen Vorstadt als dnngend nolhwendig allseitig anerkannt wird: die Erörterungen wegen Errichtung eines Schlachthauses und der hiermit im Zusammenhänge ftebenden fragen, endlich die bezüglich einer neuen großen Friedhofsanlage. Nicht minder wichtig und baldigster Erledigung de dürftig sind die Errichtung eims Strasarbeitthauses, an die immer um der jetzt wieder Ihnen zur Beschluß fassung vorgelegten Platzsrage willen ruck» gegangen werden konte, und die Schaffung eines Siechenbauu s, duich welcke Anstalten endlich die längst gewünschte Eiitlastttiig des Krankenbaujes herbeigetührt werden toll, endlich der AbickluN der Krankenbausanlage selbst. In allen diesen Richtungen ist eifrig gearbeitet wo,den und ick spreche den Wunsch und die Hoffnung aus, daß eS im kominrnden Jabie möglich sei» werde, diele meist seit längerer Zeit schwebenden Projecte tbcilS zum Abschluß zu bringen, theckö wesentlich zu rördern. Endlich wird eine eminent mickrige Frage die beiden städtischen Kollegien zu de.chä'l'gen haben: die künf tige Organlsalion unseres AnnenwesenS resp. -die llebcrnabme der Verwüstung desselben auf dl« Stadt, und es wird unumgänglich iein, im Zu'amm-nhange hiermit eine ganze Reibe be»ebender Einrickstunaen adzuändern und mit der zu treffenden Organisation in Einklang zu bringen. Das Wort, was früher auSaesprochen n-erdrn konnte: daß eS uns auch im kommenden Jahre an Arbeit nicht fehlen werbe, das darf auch diesmal Gelnmg beanspruchen und die Lösuna der Ausgaben wird durch die zwingende Noibwendigkeil erschwert, mit allen Kränen daraus zu wirken, daß die LelstunaStäbigkeit der Bürgerschaft soweit irgend tbunlich geschont werde. Es wäre ja lockend, meine Herren, schnell« Anerkennung dadurch zu erwerben, daß man lediglich Rücksichten der Sparsamkeit walten ließe, aber diese- Lob würde im Fortgang der Zeit in bitteren und wohlverdienten Tadel sich verkehren, wenn offenbar würde, daß wir >n dieser Sparsamkeit gelebt hätten auf Kosten der Zukunft Lassen E,e unS ruhig und unverzagt an die Arbeit heranneten, an die Arbeit, die. wie sie frei gewesen ist von prmcipiellen Ge.en'ätzcn, im neuen Jahr« auch nienials beeimrächiigt sein möge durch kleine Differenzen! Halten nir diele Feinde der Arbeits- freudigkeit uns fern, so wird es »ns gelingen, in voller tteberrmstimmuiig und druck sie den uns gestellten Aufgaben gerecht zu werden. Die Hoffnung ge'ialirt sch Ihnen gegenüber, hoch geehrter Herr Vorst,der, zu», Danke, und es ,ft nur eine angenehme Pflicht, den'elben ,m Namen deS Rathes dafür auszufprecken, daß Sie auch in tiefem Jahre die nämliche Lbject'viiät und da- nämliche Entgegenkommen betkät-at baden, da- Ihre Geickäfrs leiturig zu einer für beide Collegien angenehmen und ersprießlichen gemacht hat; nehmen Sie herzlichen Dank dafür. Auch denjenigen Herren rufe ich ein Wort des )ankes zu, welche, zum Theil nach langjähriger hätigkeü im Dienste der Gemeinde, heute auSgesckneben ind: sie dürfen an dem Bewußtsein treuer Pflicht- rsüllung sich erfreuen: sie dürfen gewiß sein, daß l)as, w»S sie geleistet, auch nach ihrem Scheiden un vergessen sein wird. Sie aber, meine Herren, die Sie heute e,«treten in »as Collegium der Herien Stadtverordneien, heiße ich, indem ich Sie in Ihr neues Amt eü.weise, hier mit willkommen. Sie »-erden ,m Kreise Ihrer Herren Kollegen Rath, Anhalt und Förderung finden, Sie »»erden neue Anschauungen zuführen — wir Alle aber, meine hochgeehrten Herren, wollen eingedenk des DichterworleS: Tenn waS wäre daS Haus, was wäre die Stadt, wenn nicht immer Jeder gelachte mit Luft zu erhallen und zu erneuen. Und zu verbessern auck>, wie die Zeit unS lehn und daS Ausland — wir wollen, sage ich. auch im neuen Jahre deS Guten, das wir besitzen, unS treuen. daS Besserung- »edurslige bessern und in ungebrochener Schaffens- !ust uns den Mutd erkalten und die Freudigkeit! Halten wir hieran fest, so wird es unS, des bin ich gewiß, auch in diesem Jabre nicht am Eisolge fehlen! Nach dieser mit Bestall ausgenommenen Rede er greift Herr Vorsteher Goetz das Wort. Der Herr Bürgermeister bade berrilS das Wichtigste der Ber- ammlimg so eingehend vor die Augen geführt, daß er, Redner, sick> auf wenige Worte beschränken könne. DaS Amt der Raihsmitglieder und Stadt verordneten sei ein ernstes und schweres, wenn sic demselben ganz Nachkommen wollen: sie hätten, wenn auch auf beschränktem Raume, eine Cullurarbeit zu vollbringen. Wäre man in den beiden Collegien sich der Aistaaden voll und klar bewußt, dann lasse sich auch WickstiaeS und Großes erreichen. Möge das Collegium nut vollem Eifer wieder an seine Arbeit gehen. Eine Anzahl werther treuer Genossen seien auSpeschicden und er danke denselben für die opfer- treudlae Eifüllung ihrer Pflichten als Gemeinde- i'ertreter, wie er überbaupt den sämnitlichen Mit gliedern deS Collegiums für ihr treues AuSharren bei der mühevolle» Arbeit Tank zu sagen bade. Auch unterlasse er nickt, dem Bureau volle Anerkennung ür di - Tbäiigkeil im verflossenen Jabre auSzusprecbcn. Die Neueingctreteneri begrüße er mit de.» Wunsche, daß sie sich wohl in diesem Collegium fühlen und die älteren Kollegen m der gemeinsamen Arbeit treu unterstützen mögen. Dem Wunsche des Herrn Bürger meisters, daß die kleinen Dstferenien zwischen beiden Kollegien schwinden mögen, schließe er sich an. An ten geschäftlichen Msttdeilungcn, welche der Herr Vorsteher folgen lies, war zu entnehmen, daß im vergangene» Jabre die Registrande mit 1864 Nummern abichlop. Plenarsitzungen fanden 32 und Ausschuß- sitzungen 208 statt. Letztere, darunter verschiedene combniirte Sitzunaen, venbeilen sick, auf die einzelnen Ausschüsse wie folgt: Bauausschuß 37, VerfaffungS- auSschuß 32, Oekonomieausschuß 22, Finauzaus schuß 21, SchulauSschuß 17, Sti'tungsauSscbuß 16, Löschausschuu 2, Gasausschuß 2, Aufnabmeausschuß 6 und Wahlausschuß 7 Sitzungen. Nunmehr erfolgten unter Leitung de- zeithengen Herrn Vorsteher Goetz die Wahlen zur Constituirung deS Eollc' giumü. Herr Ruschpler fungirt hierbei als Wahlgehülfe Bci der Wahl deS Vorstehers werden von den 56 anwesenden Herren Stadtverord- nelei, ebensoviel Stimmzettel abgegeben, darunter ein leerer Zettel. Die Auszählung ergiebt folgendes Resultat: Herr Eiiengießereidesitzer Goetz hat Kt Stimmen, und Herr Rechtsanwalt l»r. Schill 2 Stimmen eibalten, so daß Herr Goetz mit absoluter Sstminenmehrheil aufs Neue zum Vorsteher gewählt worden ist. Derselbe nimmt die Wahl dankend an. Bei der Wahl des ersten VicevorsteherS werden wiederum 56 Stimmzettel, von denen zwei leer sind, abgegeben. Herr RechlSanwalt Kr. Schill, »-elchcr zeilder schon diese Function bekleidete, wird mit 54 Stimmen wiederum gewählt. Auch er nimmt mit Worten deS LankeS die Wahl an. Für die Wahl eines zweiten VicevorsteherS gelangen wieder 56 Stimmzettel zur Abgabe, jedoch si"d 8 von denselben ohne Namen. Die Wahl fällt mit 4» Stimmen wiederum aus den zestherlgen In haber dieser Stelle, Herrn Kaufmann Gumpel. Eine Stimme Halle hietbei Herr Direktor Ki. Fie- bigrr e, halten. Der Ge»>äklte nimmt mit Dank an. In den Wahlausschuß werden au» der Clafse der Angesessenen mit ze 55 Stimmen die Herren Scdioffermeister Oe hl er und Buchhändler Voerfter ewählt, während Herr Fritzsche 2 Stimmen er- alten hatte. LuS der Class« der Nnan gesessenen wählte man die Herren vr. Kirchhofs mit 56 Stimmen und RechlSanwalt Kr. Langbein mit 37 Stimmen. Außerdem kalten die Herren Brockboff 15, Bar 2, Herzog und Geibel je I Stimme erhalten. Die sümmtlichen gewählten Herren erklären sich zur Annabme der Wahl bereit. Endlich erfolgt noch d,e Loosung der Neuein- getretenen bekusS Feststellung der Zeit des Aus scheidens. Aus der Classe der Angesessenen haben von den 13 „eueinaetrelenen Mugliederi, 3 am Scklu s deS JabreS 1880 bereits wieder auSzuscheiden, da» LooS ir,fft die Herren Vicevorsteher l»> . Schill. Mecka niker Kühn und Kaufmann Grüner. Aus der Class, der Nnangesessenen trifft öaS LooS de» Wiederau-scheiden- für IE Heirn Kaufmann Taudenheun und für 1881 Herrn I»-. Kirchhofs. Hierauf Schluß der Sitzung. Leipziger Lehrervereiu. In der Sitzung am 8. d. M. hielt Herr Kr. Zimmer mann, Direclor der 4. Bürgerschule, einen Bortrag über: Die Muttersprache und deren Pflege in der Volsschulr. In der Einleitung bemerkte der Redner: Di? Sprache ist mit dem Menschengeschlecht ausgewachsen und darum den Gesetzen der Nalurnotbwendigkest unterworfen. Sic ist aber auch eine Tbat des Geistes und dccher vom Geiste der Zeit abhängig. Gegenwärtig wirkt die Hast des Lebens zerstörend auf die Sicherheit und Eorrcctheit der Sprache. Er,: -lücktiger Blick in die Zeitungs- und Romanliteratur nimmt mit Schrecken wabr, wie man die Eonjunctive durch Hülfszeitwörter zu umschreiben juckt, wie di? Genitive nur selten (oder wobl gar falsche) Anwe» düng finden, wie die starke Conmgation mehr und mebr schwindet, wie die Wortstellung oft eine reck: verkehrte ist, wie Fremdwörter mit großer Borliebe angewendct werden u. s. w. Wenn nun auch von verschiedenen Seiten gegen „die sprachlichen Sünden der Gegenwart" angekämpfr wird, so ist es doch vor Allem eine Hauptaufgabe der Sck'iile, durch planmäßigen Unterricht in den Kin dein ein feines Sprachgefühl und sicheres Sprach !)e»'ußtsein zu wecken und zu befestigen. Wie dies Ziel zu erreichen ist, zeigte der Redner an der Hand der vortrefflichen Schrift des Professors Hildebrand: „Vom deuijcben Sprachunterrichte in der Schule." Hildebrand stellt 4 Forderungen auf: >. Der Sprachunterricht sollte mit der Sprach? zugleich den Inhalt der Sprache voll und frisch und warm erfassen. Im Anschluß an diese Forderung betonte der Redner: In der Schule ist weniger ein abslract grammatischer Unterricht zu rrtheilen. Die Schüler ind vielmehr zum Berständniß der Sprache zu führen. Daker muß der Lebrer vielfach aus die Wurzeln der Wörter zurückgeben, und das ist durchaus nicht s» cbwirrig, »sie man oft meint. Auf diese Weise wird m Kinde Gefallen und Freude an der Sprache ge weckl. Ist aber dieses Ziel erreicht, dann kann auch die Form der Sprache mehr und mehr Berücksichti gung finde». 2. Der Lehrer des Deutschen sollte nichts leinen, was die Sck'üler selbst aus sich finden können. Herr Kr. Zimmermann zeigte an zahlreichen Bei spielen, wie leicht und interessant für Leinende und Lernende diese Forderung zu erfüllen sei, und l'etonte mit Nachdruck den Koben Wcrlb des Selbstsindens und SelbjtbeobachtenS der Schüler. Alles, was das Kind selbst gefunden und ersaßt bat, wird ihm un verlierbares Eigentbum. Dazu kommt, daß die Selbst beobacbtung zur Selbst-, Menschen und Weltkenntnis: führt. 3. Das Hauptgewicht sollte auf die gesprochen? Sprache gelegt »»erden. Dieser Satz bat viel Widerspruch gefunden. Im Großen und Ganzen stimmen zwar die gesprochen? und geschriebene Sprache überein, aber es ist auch nicht zu leugnen, daß es namentlich in unserer Zen die Schriftsprache sehr leick-l nimmt mit den gramina tischen Formen. Daher ist es für den Stil notl, wendig, den Schüler wiederholt Das laut und deutlick' aussprechen zu lassen, was er schreiben will oder gc schriebcn hat. Obr und Nkund sind als die Haup! träger der Muttersprache zu behandeln. Der Sioff zu den deutschen Aufsätzen muß innerhalb des Erfahrung-.- kreises der Sck'üler liegen; denn es ist die erste Aufgab? der Stilübungen: den eigenen Inhalt aus der Sck'üler scele heraus zu locken »nd daran die Form zu bilden. 4. Das Hochdeutsch sollte gelehrt werden im Au scbluffe an die Volkssprache. Während man in früherer Zeit der Mundart gar keinen Einfluß einräumte, erzählt man jetzt in vielen Schulen der Schweiz den Kindern die biblischen Geschichten im Dialekte. Solcher Unterricht bermel! die Kinder an. Vom Dialelte aber muß der Schicke, allmählich zum Hochdeutschen geführt werden. B> züglick der Lautverbältniffe ist dieser Uebcrgang fast fertig, wenn das Kind in die Schule cinlritt. Ander > ist cs mit den sprachlichen Formen. Hier muß de- Lebrer nacbbelfen. Am besten geht er dabei von Spracbmustern aus Am Schlüsse seines mit Beifall ausgenommenen Vortrags äußerte fick Herr Ke. Zimmermann über den Gebrauch von Fremdwörtern dahin, daß dieselben nickt gänzlich zu entbehren seien, und es sei ein Zcugillß von der Gesundheit und Lebenskraft unserer Sprache, daß sic fremde Wörter ausgenommen und ihnen deutsches Gepräge gegeben habe, aber man müsse das Unwesen bekämpfen, aus Germascbätzung deutscher Ausdrücke Fremdwörter anzuwendeu. Äus Stadt und Land. * Leipzig, 28. Januar. In der Sitzung der Zweiten -Hammer in Drc-sden am 13. Januar batte bekanntlich der Abcz. Liebknecht bei Ge leqenheil der Beratbung über den Etat der Straf anstalten eine seiner üblichen, von Ausfällen strotzen den Reden gehalten und unter Andern, die vor dem schon aus Seilen der Particnlarisien laut ge wordene Behauptung ausgestellt, daß Diejenige» den (Klauben an ,die Autorität des Rechtes und Gesetzes erschüttert hätten, welche „mitgelwlfcn und freudig zugejubell baden, als im Jabre 1866 das alte Recht, d,e legitime Autorität — für di? er übrigens nicht eintreten wolle — in Deutsch tand gewaltsam niedergeworsen wurde". AuS dem vorliegenden amtlichen stenographischen Siyungs berichte ersehen wir. daß einer der Vertreter der Stadt Leipzig, der Abg Iw. Krause, dem Abg Liebknecht eine zutreffende Antwort hat zn Thei: werden lassen, die solaeilderniaßen lautete: Ich habe be, der Begründung meines Antrages vorsichtig vermieden, die Ursachen der unzwciselban angewachsenen Criminalitat weiter zu entwickeln: denn ick wollte nickt den Anlaß aebcn, daß ich au spreckxm mußte, was unzweisclbaft die Wahrheit i't.
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