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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.01.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-01-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190701010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19070101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19070101
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
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4. Beilaqe Dienstag, 1. Januar 1997 Leipziger Tageblatt Rr. 1. 1VU Iahraim« Mußestunden. vek SüSlvesler. 12) Von Ernst Henrici. „Felix," sagte er, „ich Lin kein Soldat. Mich haben sie laufen lassen, weil ich ein paar gebrochene Fiuyer habe. Ich habe auch nie Zeit gefunden, mich um Krieg und Politik zu kümmern. Aber nun kümmert sich der Krieg um mich. Ich habe mir da gerade meinen Kriegs bedarf an Pfeifentabak gepflückt; bas Zeug trocknet rasch hier. Siehst du, seit gestern habe ich gemerkt, daß ich nicht bloß der Jochen Obermeyer bin, und ein Mensch, sondern auch ein Deutscher. Weißt du was ich -denke? Wir lassen all unfern Kram hier unten und laufen mit unseren Gewehren und »dem Rucksack immer hier das Flußufer aufwärts; da kommen wir ja nach Okahandja, wie die Karte zeigt. Zwei Mann sind immer zwei Mann; aber nützen können wir." Jochen hatte keine rechte Vorstellung vom Krieg, am allerwenigsten dortzulande; Felix ja wohl etwas mehr, er erhob deshalb Einwendungen gegen den Feldzug zu zweien. Er sprach etwas von Proviant, von Unkenntnis des Landes, von der Unmöglichkeit Freund und Feind unter den Schwarzhäuten zu unterscheiden. Jochen sah das ein, und so gingen sie zurück zum „Hotel", um ihre Entschlüsse zu verschieben. Aber das Räderwerk des Lebens Packt den Menschen und zerrt ihn, er wolle oder nicht, in das große Getriebe. Als sie in ihr Quartier zurückkamen, benachrichtigte der Wirt Felix, daß ein Bote dagewesen wäre mit der Aus sonderung für ihn, sofort in das Regierungsgebäude zu kommen. Obwohl es schon dunkelte, ging Felix. Er fand auf der Regierung alles in Bewegung. Man for derte von Felix Ausweis über seine Militärverhältnisse. Mit einem Gefühl der Scham zog er seinen Paß heraus, durch den er sich als degradierter Ulanenunteroffizier auswies. Man sah ihn nicht freundlich an, und er be kam die polizeilick;e Weisung, Swakopmund nicht zu ver lassen, sondern sich hereit zu 'halten, als Reservist ein gezogen zu werden. „Gewinnen wird ja die Schutztruppe Wohl nicht viel an Ihnen," fügte der Beamte etwas scharf hinzu. „Ich werde meine Schuldigkeit tun, verstehen Sie," rief Felix erregt. „Uebrigens verbitte ich mir, daß S i e solche Urteile fällen; das überlassen Sie meinen Vor gesetzten." Der Beamte hielt es doch kür angebracht, ein Wort der Entschuldigung zu sagen. Damit war Felix entlassen und konnte sich zu seinem Gefährten zurückbegeben. „Ra siehst du, Felix, nun ist es aus mit dem be rühmten freien Willen der Menschen", meinte Jochen, „ich werde nun auch hingehen und mich als Kriegs- freiwilliger melden. Ein etwas alter Rekrut, aber gut auf den Beinen. Du könntest mir heute abend mal etwas mit dem Gewehr vorexerzieren." Ein paar Minuten danach stand Jochen Oberweyer mit dem Gewehr in der Hand und machte auf der Veranda beim trüben Schein einer Petroleumhängelampe Griffe und Wendungen. Und niemand lachte. Die Gäste kamen und gingen, und mit ernstem Gesicht und Gruß blickten sie den alten grauen Jochen an, wie er seine Griffe aus- führte. Am Morgen gingen die beiden hinaus auf einen Schießstand abseits von den Häusern, während eine am Platze ansässige Firma das Laitden ihrer Sachen besorgte. Felix hatte, außer zwei Jagdgewehren, auch vier Mili- tärgewehre und reichlich Munition unter seinem Gepäck, heute sah er, wie gut er getan hatte, bei der Ausrüstung in Hamburg einen alten Afrikaner um Rat zu fragen. Die Gewehre mußten angeschosscn werden, und da hatte Jochen beste Gelegenheit, feine ersten Schießübungen zu machen. Dreißig Patronen hatte der Jochen verfeuert, auf verschiedene Entfernung, zuletzt schon 200 Meter. Und ein paar Treffer hatte er auf jede Entfernung schon gehabt. Da sahen sie weit draußen auf See eine schwache Rauchwolke, die allmählich sich näherte, ein Schiff. Wie es näher und näher kam, unterschied man deutlicher, und plötzlich stiegen auf den Regierungsgebäuden und auf allen Häusern und Baracken groß und klein die Flaggen in die Höhe, Jubel in ganz Swakopmund. S. M. S. „Habicht" warf auf der Reede Anker und sandte zum Gruß einen Kanonenschuß hinüber. Dann kam der Kommandant, Kapitän Gudewill an Land. Es war der 18. Januar, der Geburtstag des Deutschen Reiches. Alle Deutschen strömten zusammen, als die Gig des Kapitäns, geführt von strammen Blau jacken, anlegte, und mit jubelnden Hochrufen wurde der Kapitän empfangen. Eine mehrstündige Unterredung mit den Regierungsbeamten und den angesehensten und erfahrensten Ansiedlern folgte. Dann ging -der Kom mandant an Bord zurück, um seine letzten Entschlüsse zu fassen. Noch am Abend landete er eine Matrosen abteilung von 52 Mann unter Kapitänleutnant Gygas mit zwei Revolverkanonen und einem Maschinengewehr, sie hatten den Befehl, sofort mit der Bahn weiter zu gehen, um Leutnant Zülow mit seiner verschollenen Truppe zu suchen und Okahandja zu entsetzen. Kommandant Gudewill übernahm nun den Ober befehl in Swakopmund, das Äriegsrecht wurde verkündet, und sofort noch eine zweite Abteilung von 29 Mann mit der Bahn nachgesandt. Felix und Jochen halsen, wie alle Deutschen, beim Verladen der Trirppen auf der Eisen bahn, diese Eisenbahn war ja freilich nur ein schmales Fcldbahngcleise mit sehr kleinen Wagen. Aber sie über wand den hundert Kilometer breiten Wüstengürtcl an der See doch leichter, als es Ochsenwagen konnten. Die Swakopmunder machten sich nun, obwohl ihr Platz nicht unmittelbar bedroht war, daran, ihre Häuser in Verteidigungszustand zu fetzen. Und wieder hielten Felix und Jochen Kriegsrat. Das Leben im „Hotel" war sehr teuer; deshalb beschlossen sie, sich ihre eigene befestigte Baracke zu bauen, mit Hilfe der Bretter, des Ochsenwagens und der zahlreichen Kisten. Ein paar Hottentotten aus dem nahegelegenen Dorfe Sandfontein wurden als Arbeiter gedungen, und am Abend schon hatte Jochen die Genugtuung, wieder wie ein Zigeuner im Feldlager schlafen zu können. Ihr Dach hatten sie ganz vorzüglich mit Brettern eingcdeckt; das merkten sie, als in der Nacht ein peitschender Regen niederging und doch kein Tropfen durchkam. Kommandant Gudewill berief am nächsten Tage die Reservisten von Swakopmund unter die Fahne, und schon am Abend trug Felix den schlappen Hut -der Schutz- truppe als einziges militärisches Abzeichen freilich, da es an Uniformstücken fehlte. An Waffen auch: die vier Militärgowehre, die Felix mitgebracht hatte, wurden des- halb vom Kommandanten ohne lveiteres requiriert. Nun war Felix der „Reiter Felix Fritsche", ohne Pferd. Mißmutig saß Jochen auf einer Kiste, als der „Reiter Felix Fritsche" wieder zu ihm kam. Jochen überlegte, aber nicht lange: „Na ja, Felix, dann will ich auch zum Kommandanten gehen und mich melden." Damit trollte er los, und Felix begleitete ihn. Der Kommandant sah sich den Alten an; ihn scharf von Kopf zu Fuß musternd, sagte er: „Gutes Holz, ein bißchen alt, aber fest. Ich nehme Sie an als Kriegsfreiwilligen. Reiter Fritsche, Sie haben früher dumme Streiche gemacht; das kommt vor; Sie haben jetzt Gelegenheit, gut zu machn. Ich er- nxrrte von Ihnen in der Not des Vaterlandes einen ganzen Mann. Sie sind degradiert worden; Gehorsams verweigerung ist das schlimmste Vergehen, aber Sie waren jung. Ich will Ihnen mein Vertrauen beweisen. Sie sollen Ihren alten Freund hier und dazu fünf an dere unausgebildete Leute ausexerzieren. Verstehen Sie, keinen Parademarsch und solch Zeug, nur Ordnung halten, und schießen. Schießen ist die Hauptsache, in allen Körperlagen, besonders im Liegen. Täglich acht Stunden Dienst, stramm — verstehen Sie mich, Ge freiter Fritsche?" „Zu Befehl, Herr Kapitän!" antwortete Fritsche und das Blut schoß ihm in die Wangen. Der Kapitän hatte mit richtigem Blick ihn sogleich zum Gefreiten befördert, damit er wirklich als Vorgesetzter, und nicht nur als Dienstältester seine Leute abrichten konnte. „Ich komme selbst täglich zum Inspizieren," sagte der Kapitän noch. „Die anderen Leute sind noch unten. Lassen Sie sich vom Adjutanten die Liste geben. Sie können abtreten." Felix ging zu seinen Leuten, ließ antreten und hielt Appell ab. „Ko-mpagnicbefehl: Morgen früh 6 Uhr mit Geivehr, Seitengewehr umgeschnallt am Appellplatz. Ap- pellplatz ist vor meinem Quartier auf der Düne. Kriegs freiwilliger Oberweyer notieren Sie: 6 bis 8 Uhr Fuß exerzieren, 8 bis A-9 Uhr Gewehrinstruktion, 9 bis 10 Uhr Schießen, 10 bis 11 Uhr Instruktion. Nachmittags 3 bis 4 Uhr Schießen, 4 bis 6 Uhr Gefechtsexerzieren." Dann ließ Felix abtreten, er war der Höchstkomman dierende von sechs Mann. Während der nächsten Tage machte der Kapitän einen Hauptschlag. Sechshundert Herero, die bisher beim Bahnbau tätig gewesen, ließ er zusammentreiben und nach Swakopmund schaffen. Das war ebensogut, als wenn er sechshundert Krieger des Feindes gefangen kätte, da alle diese Kerle auf dem Sprunge standen, sich mit ihren Volksgenossen zu ver einigen. Kommandant Gudewill ließ dreihundert von ihnen auf den Wörmanndampfer verladen und nach Kap stadt schaffen, wo sie als „freie Arbeiter" gelandet wurden, die in den Bergwerken Arbeit suchten. Der Streich gelang. Vier Tage hatten FritscheS Rekruten täglich stramm exerziert, dazu nachts ernsthaften Wachtdienst getan. Gc fraiter Fritsche fing auch au, seine Leute im Reiten aus zubilden, wofür freilich ihm nur zwei Pferde zur Ver fügung gestellt werden konnten. Da wurde er abends noch um elf Uhr zum Kommandanten gerufen — es mußte etwas Besonderes vorliegen. Der Kommandant empfing ihn in feinem Bureau. Alst dem Tisch lagen Karten und Akten: „Gefreiter Fritsche, ich habe wichtige Nachrichten an die Regierung in Windhuk zu schicken. Die Telegraphenverbindungen dorthin sind unterbrochen, ich muß also einen Feldjäger abfertigen. Sie kennen das Land zwar nicht, aber ich habe Sic doch zum Führer der Expedition bestimmt. Sie bekommen zivei Hotten totten als Ortskundige, und den Reiter der Reserve. Nettekoven, -der jahrelang in -der Schutztruppc gedient hat, dazu noch einen Reiter. Nettekoven ist ein alter Berliner Kellner und war jetzt hier Bierzapfer. Ein tüchtiger Kerl, hat schon unter Major von Francois gegen Witboi gefochten. In der Nacht wird mein Na vigationsoffizier Ihnen noch Kopien des gefaulten Kartenmateriales machen, morgen früh ist alles fertig Dann bekommen Sie Ihre schriftliche Order. Ihr Wep muß südlich von -der Bahn genommen werden, dort scheint der Aufstand noch nicht weit um sich gegriffen zu haben. Bis Jakalswater werden Sie mit der Bahn befördert. Drei Pferde und Sattelzeug habe ich in Walfischbai von einem Engländer kaufen können; sie treffen heute abend hier ein. Morgen früh um 5 Uhr bei mir melden. Sie können abtreten." „Herr Kommandant!" „Sie wünschen?" „Darf der dritte Mann vielleicht der Kriegsfreiwillige Obermeyer sein?" „Ja so, Ihr alter Freund. Hm! Er ist stark und ausdauernd und auch noch beweglich. Wie reitet er denn?" „Er bat in seiner Jugend immer auf -em Pferde- rücken gelegen und ist ein guter Reiter." „Schießt?" „Gut genug. Auf dreihundert Meter vierzig Prozent Treffer auf Mannesscheibe." „Hm! Das geht. Und gute Freunde sind gute Ka meraden. Der alle Knabe hat einen kühlen Kopf. Also Ihr Dritter ist der Kriegsfreiwillige Obermeyer. Ab treten!" Gefreiter Fritsche ging und brachte Jochen die Nach richt. „Also endlich mal wieder von Stelle. Swakop mund ist als Wüste zu geräuschvoll und als Stadt nicht vorhanden," sagte Jochen trocken. „Jochen, aber jetzt muß ich für meinen Kram sorgen. Ich übergebe irgend jemandem alles in Aufbewahrung. Beißen wir nicht ins Gras, so brauchen wir alles noch einmal." Da ging es nun an die Arbeit, all die Sachen in ein Geschäftshaus zu schaffen. Arbeiter wurden aus dem Schlafe geweckt, und nun ging es die ganze Nacht hin- durch. Um fünf Uhr meldete sich Fritsche mit feinen Leuten beim Kommandanten zur Stelle, der ebensowenig geschlafen hatte, wie die drei Leute. Eben siegelte er 9101 «le« Nüiin>uns?«-Hrlt»nL« »»«er« lliS«« l» l»l« »l»«n«I« 8 Ullir x« »iriivt. LMM ^Vir stellen in unserer kiesigen llieäerla^s Orimin. 8tvlavv8 I- ^ta^e unsere gesamten iLger, nur Ueuksitsn rs. 4M Mn» Miem, gMls l!e!imScks, XortimM«, »nssedllessliok guten llenres, in allen parken uml Ltvkksrten VE" voHsliinMffen ItriuiniinxsverkttHit. 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