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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.01.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070110029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907011002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907011002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-01
- Tag1907-01-10
- Monat1907-01
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Stellen-Anzetgen. sowie Äa- und vertäute 2«' Bl- Nnauzietl« Anzelgen 30 für Inserate von auswärts 80 Ps. Reklamen 75 Vf„ auswärts 1 Mark. Beilage» gebüvr 4 Mark p. Tausend erkl. Poslgebübr. Gejchäftsonzewen an bevorzugter Stelle im Preise ergäbt. Rabatt nach Doru. Für Anieroie vom Auslande besonderer Tarif. Anzeigen-Annabm«: Sluguitiisvlan bet sämtlichen Filialen a. allea Annoncen- Expeditionen des ,1n- und Auslandes. Für da- Ericheinen an bestimmten Tagen u. Plätzen wird kerne Äaranlr« übernommen. Vanpt-Filiale Berlin: CarIDuncker, Herzg l.Bayr.Hos buchhandlg„ Liitzowüraße 10 tTelephou VI, Ätr. 48031 Filial-ErveSitiou:TreSden.Marienstr,34. Donnerstag 10. Januar 1907. 101. JahrgantZ. Feuilleton. zum dem die bleue KUngt, <in§ Mte klappert. Ldriltopb liebmann <ISSL>. Vie blot dringt einen seltsamen 8chlsfgesellen. Lkakelpeure. Ich habe gefnnrien, ckap alle rvirklich klugen lAenschen clarauf kommen uncl bestehen, cksst 6er Moment alles ist. So-chc. Ls gibt lAenschen, cliePch auch innerlich kleicien, vie es clie iVlocle heischt. zluerbach. Vas Neueste vom Lage. lDie nach Schluß der Redaktion eingrgaugene» Depeschen stehen auf der L. Seite deS HauptblatteS^ Ium Tatze der Königin »on Hannover. AuS Hannover meldet uns unser U.-Korrespondent telegraphoch: In der heutigen Sitzung des städtischen Kolle giums widmete Stadtdirektor Tramm der verstorbenen Ex» köntgiu Marie von Hannover einen ehrenden Nachruf und erbat die Ermächtigung, namens der Stadt Hannover einen Kranz und eia Beileidstelegramm nach Gmunden senden zu dürfen. Darauf wurde die Sitzung ausgehoben. Auch die Provinzialdeborden werden sich an den BeileidSkundgebungen beteiligen. In die an verschiedene» Stellen der Stadt auS- liegenden Kondolenzlisten schrieben sich im Laufe des Tages zahlreiche Bürger ein. — Ferner teilt uns ein cä-Privat- relegramm mit: Nack in Hannover eingegangeneu Nachrichten Kat die verstorbene Königin große Zuwendungen, etwa zwei Millionen Mark, an wohltätige Stistungeu des hannöver schen Landes hinterlassen. Ein neuer Reichsgerichtsrat. Der Kammergerichtsrat Busch aus Berlin ist Reichsgerichtsrat ernannt worden. Er stammt aus preußischen Justizdienst und bestand im Jahre 1881 zweite juristische Staatsprüfung. Im Jahre 1882 wurde er zum Amtsrichter in Willenberg (Ostpreußens, jm Jahre 1884 zum Landrichter in Lyck ernannt. Jm Jahre 1892 wurde er an das Landgericht I Berlin versetzt und dort im Jahre 1895 zum Landgerichtsrat befördert. Drei Jahre darauf erfolgte seine Ernennung zum Kammcrgerichtsrat. Leipziger Studentenschaft und Reichstagswahl. An alle deutschen Kommilitonen, welche berechtigt sind, an den Reichstagswablen teilzunehmcn, richtet die zurzeit in der Leipziger Burschenschaft präsidierende Burschenschaft Dresdensia die Mahnung, diese Gelegenheit zur Betätigung der deutschen vaterländischen Gesinnung nicht aus irgendwelchem Grunde unbenutzt vorübergchen zu lassen, sondern unter allen Umständen das Wahlrecht aus zuüben. Es erübrige sich Wohl, diese Bitte noch weiter zu begründen. Jedermann helfe an feinem Teile dazu, eine national gesinnte deutsche Volksvertre tung am 25. Januar ins Leben zu rufen, die cinzutrcten bereit ist für den nationalen Gedankeu. Ter Thronwechsel in Persien. Eine P vatdepesche aus Teheran meldet, daß die Prokla mation deS neuen Schab sich allenthalben im Reick mit Ruhe vollzieht. Der Thronfolger Mohamed Ali Mirza scheint den Sinn seines BaterS für Sparsamkeit nicht zu teilen. Der Kriegsminister, die erste VertranenSperson des neuen Schab, ist bei einer gewissen Priesterpartei nicht be liebt, die auf den nun verstorbenen Baler starken Einfluß batte, lieber das Datum der ersten Besuche des neuen Schah in Europa ist noch nichts bekannt. Franz Servae». Von Karl Fr. Nowak Merlin). Die beiden Gebiete, die dieses Schriftstellers beste Güter bergen, trennt feindliche Grenze. Es ist ein Dichter-Ari- rrker. Ein Krilikce zwar, der feine Wege in herriimcm Mute, ost spöttisch, oft zornig, bisweilen ruhig erstaunt, dann wisdcr schnell erhitzt, doch stets nach Plänen eigener Selmsucht fand: ei» Streiter mit brillanten Waffen, mehr künstlerischer Schildere! noch voll zeichnerischen Tempera ments, dem Nus und Ansehen der kampserfülltc Austtang des Jahrhunderts gab: indes ein Kritiker, der über des Acstheten glänzendstes Urteil ohne zögernde Bedenken der schlichten Poeten treicre Schajsenssctigkcit stellt: ein Kritiker zuletzt, der Amt, Würde, Wichtigkeit gar gern verschmäht, darf er nur selbst unter diese Poeten sür eine kleine Weile gehen. Und schreibt Romane dann, dichtet Dramen, erzählt plwn- lastisch bunte, seltsame Geschichten, die sich, von all dem Lärm der Umwelt jäh bcsrcit, exotisch, abenteuerlich, ein wenig keck, ein Fabclland 'besonderer Laune gründen. Ein Fabelland, das srob nach Zank und Bitternis, stürmischen Kämp'cn, die um der anderen FaLelrciche täglich neu ent brennen, zu eigenen Spielen locken soll. Ein Fabelland elbstschöpserischer Kunst, das weiter nicht? begehrt, als die Erfüllung: sich selbst genügen dürfen. Und ost aenuo ist Herrn Franz Server? dies nerübclt worden. Aber man mag die Grenze immerhin stellen. Vielleicht sogar tut man aut daran. Und darf sodann, ohne auf übliche Art das Wan dern in zweierlei Land von Anbeginn zu schmälen, gelosten untersuchen, was allein der Achter will. Zunächst drei Dramen.*) crin Lustspiel, ein Schauspiel auf historischem Grund, dann auch ein soziales Stück. Ver- *) Material: Franz ServaeS: „Jungfer Ambrosia", bei R. Piper, München: „Stickluft", -ei Schuster L Lößklcr, Berlin; „Der neue Tag", „Die Aarraborrrer", bei H. See wann Nachf^ Berlin; „Gähruugen", bei I. Reißner, Dresden. Ralsuli. „Daily Mast" meldet aus Tanger: Raisnli befindet sich zurzeit bei den OmarraS, anderthalb Tagemärsche von Tetuan entfernt, einem Nachbarstamm der bekannten Riffkabylcn, wo er feine Mannschaften durch Abenteurer zu verstärken fuchi, um Tanger angreisen zu können. (?) Em von Tanger am 4. Januar nach Fez abgegangener engliicker Posttnrier iss io der Nähe von Arzila am 5. Januar von Leuten Rwsiibs ausgegriffen und mißhandelt worden. Er wurde drei Tage gefangen gehalten, seine Brrejschaiteu wurden vernichtet. Der gance Postdienst nach dem Innern versa,rt vollständig. — Gestern abend sinv zwei Geschütze mit Munition sür die Regierung-truppen nach Zinat abgegangen. Die Truppen erhielten Befehl, den Stamm, bei welchem Raisuti Aufnahme gesunden hat, unverzüglich anzugreifeo. 3000 weitere Soldaten sollen zur Verstärkung demnächst in Zinat eintresfen. — Die „Mahalla" verließ Guaret, um iu Zinat Lager zu beziehen. Unruhen in Italien. In Catanzaro kam eS zu einem Zusammenstoß zwischen dem Militär und dem Pöbel, der sich am Privateigentum vergriff. Es wurden mehrere Personen verwundet. — In Jsvena griff die Bevölkerung wegen Einführung einer neuen Steuer das Rathaus an und versuchte, es in Brand zu stecken. ES kam zu einem Zusammenstoß mit dem Militär, wobei eiu Soldat schwer, eine Anzahl leicht verletzt wurde». Spanisches Anarchiftengeseq. Der spanische Justizminister legte dem Miaisterrat ein neues Gesetz zum Zweck der Sicherung der öffentlichen Ruhe und der Bekämpfung der Anarchistendewegung vor. Tcr neue Tcrrorifteutrick. Durch die Ermordung des Generals Pawloff wurde eine Organisation von militärisch verkleideten Terro risten ausgedeckt. Die Attentäter und 6 Komplizen, von denen einer die Uniform eines Olsiziers der Garde-Leibbusaren trug, wurden verhaftet. In Hofkreisen wirkt das Attentat und die Aufdeckung der Organisation beängstigend, da neue Morde durch Flugblätter verkündigt werden. polilisever. Der Nachfolger des Prinzen Albrecht in der ersten Armeeinspektion ist jetzt ernannt; Prinz Friedrich Leo- pold ist, wie schon kurz gemeldet wurde, vom Kaiser als Generalinspekteur bcrusen worden. Zur ersten Armee inspektion gehören das 1.,, 2., 9., 10. und 17. Armeekorps. Prinz Friedrich Leopold ist bekanntlich schon seit mehreren Jabren ohne ein eigentliches aktives Kommando; als er sich nach dem ostasiatischen Kriegsschauplätze begab (im Haupt- ouartier der Ruffen) hieß es, daß der Prinz wieder der Armee nähertreten würde (durch Beauftragung mit einem akiven Kommando). Prinz Friedrich Leopold ist seit dem 0. März 1902 General der Kavallerie, am 14. November 1875 (10. Geburtstag) wurde er (wie alle preußischen Prinzen), Leutnant, am 38. Juli 1885 Oberleutnant, am 17. April 1888 Rittmeister, am 24. Dezember 1890 Major. Ms solcher betätigte er sich bekanntlich an dem Tistanzritt Berlin—Wien. Als erster preußischer Offizier (nicht als schnellster, der bekannt lich Frhr. von Neitzenstein war) ritt er in Wien unter dem Jubel der Bevölkerung ein. Durch die Beförderung des Prinzen zum Oberstleutnant hatte der Kaiser auch mit einer alten Tradition, das; preußische Prinzen nicht Oberstleutnants werden dürfen (Oberstleutnant Fritz, der große Friedrich) gebrochen. Am 10. Juni 1893 ist Prinz Friedrich Leopold Oberst, am 14. November 1894 Generalmajor und nm 10. September 1898 Generalleutnant geworden. In dieser Charge hat der Prinz mehrere Jahre an der Spitze der 4. Äavallericinspcktion in Potsdam gestanden: der Kaval leriewaffe hat er überhaupt lebhaftes Jneresse entgegen gebracht. In rennsportlichen Kreisen begrüßte man sehr leb haft sein warmes Eintreten sür den Sport zwischen den Flaggen. * Dementi. Das Hofamt des Großherzogs von Olden burg erklärt, wie uns ein est.-Privattelegrainm auS Olden burg meldet, die Nachricht für eine völlige Erfindung, die behauptet hatte, der Großhcrzog habe vom Kaiser ein Ver sprechen erhalten, daß der Kanal von der Unterweser zum Dortmund-Emskanal gebaut werde. * Die Edelsteine in Südwest. Amtlich wird jetzt eine Verfügung der Kolonialabteilung bekannt gemacht, wodurch derjenige Teil des Teutsch-Südwestafrikanischen Schutzge- bietes, der östlich vom 21. Längengrad liegt lsog. Eaprioi- Zipfel), dem Landcsfiskus von Deutsch-Südwestasrika zur ausschließlichen Aufsnchuna oder Gewinnung von Edelsteinen bis auf weiteres Vorbehalten wird, soweit dem nicht wohl erworbene Rechte Trirter cntgegenstehcn. — In dem be zeichneten Gebiete ist, wie der Kolonialdircktor Dernburg im vorigen Monat in der DudgetkomMission deS Reichstages mitteilte, das Vorkommen jener „blauen Erde" sestgestellt worden, die vielfach Diamanten in sich schließt. * Josef Aigner P Wie die „Tonauzeitung" meldet, ist gestern das bisherige Mitglied der Zentrumsfraktion des Reichstages Kaufmann Josef Aigner in Mainburg in Niederbayern gestorben. Er war am 1. März 1818 in Frontenhausen geboren und vertrat seit 1898 den 6. nieder bayerischen Wahlkreis Kelheim-Rothenburg-Mallcrsdorf. Früher war der bekannte Dr. Sigl Vertreter des Wahl kreises. * Die Flucht nach Holland. Tie Sozialdemokraten im Wahlkreise Recklinghausen, welche sür ihren Kandidaten Pokornh-Bockum ccsrig agitieren, konnten in der preußischen Grcnzgemeinde Luderwich, wo sie eine Versammlung ab- baltcn wollten, kein Lokal bekommen. Sie beschlossen nun, in der holländischen Gemeinde Dinrperlo eine Zusammen kunft zu veranstalten. — Hoffentlich lernen sic bei ihrem „Aufenthalt" in Holland erkennen, wie wichtig Kolonialbesitz für ein Land ist. * Dom Kampfplatz in der Ostmark. Der Lehrermangel im Osten ist, da infolge des Schulstreiks neue Lehrkräfte an gestellt werden, -ehr groß. Von der Regierung in Pcüen sind jetzt 3 Lehrerstellen zur wfortigen Besetzung ausgeschrie ben worden. Gegen achtzig Geistliche in den Provinzen Posen und Wcsrpreußen wurde, wie der „Tziennik Poz- nanski" meldet, das 'Strafverfahren wegen Vergehens gegen die Paragraphen 110 des Strafgesetzbuches eröffnet. Die Schneidemühle! Strafkammer verbandelte gegen den Maler meister Cerajewski aus Wiffek, dessen Tochter sich am Schul streik beteiligt, wegen zweier schwerer Beleidigungen de? Lehrers Günther. Ter Staotsanwalr meinte, es müßte, um dem gefährlichen Treiben der polnischen Fanatiker einen Nicge! vorzuschicbcn, die ganze Strenge de? Gesetzes in An wendung kommen. Er beantragt 1'4 Jahre Gefängnis und die sofortig; Verhaftung. Der Gerichtshof erkannte aus 6 Monate Gefängnis. * Oesterrcichische Abgeordnetcnhaiisfitznng mit Zwischen fall. Jm Abaeordnetenlvriife zogen die Tlchcchi'ch-Radi- kalen und Slowenen ihre TringUchkeitsantrcige zurück, da ihnen die Erfüllung der Wünsche der notleidenden untersten Angestellten der Post und Eisenbahn, sowie eine Wahlreserm für den böhmischen Landtag zugesagt wurde. Während der Beratung des Hopfcnprooenienzgeietzes schleuderte von der Galerie der ehemalige Kaufmann Hosstedter aus Ragusa Flugschriften in den Saal, auf denen er sich als österreichischer Dreyfns bezeichnete und schwere Beschuldigungen gegen Gerichtsbeamte in Ragusa erbebt, denen er die Schuld an seinem finanziellen Ruin beimißl. Er wurde von den Saaldienern abgeiuhrl. — Tie Verhand lungen der Regierung mit den Tschechisch-Radikalen ergaben, daß alle Dringlichkeitsanträge bis auf den Antrag über das Hopfcnprovenienzgesetz zurückgezogen wurden. Tcr Antrag über das Hopfengesctz wurde nach kurzer Debatte erledigt, womit der Weg zur Tagesordnung frei ist. * Französisches Liebeswerben. Bei dem Bankett de? Kolonialverbandes hielt der frühere Kolonialministcr eine Ansprache, in der er sich mit den Kolonien der verschiedenen europäischen Mächte beschäftigte und ein Einverständ nis mit Deutschland auf lolonialwirtschastlichem Ge biet befürwortete, angesichts der großen Ausdehnung, die di« deutschen Kolonien erhalten lxiben und im Hinblick aus das Ansehen, das Deutschland in Ostasien genießt. Sodann ging Redner cruif die Bevhältnisse in Jnüochura ein und baüauertc die Nachlässigkeit der Koloniaübeizördcu gegenüber dieser Kolonie, die allenfalls erklärlich sei, weil man sich vielleicht darauf geratzt mache, über kurz oder lang mit dem Verlust der Kolonie rechnen zu müssen. — Und Deutschland soll wväl die Kastanien sür Frankreich ans dem Feuer holen und sich die Finger verbrennen? Die Franzosen mögen ihr Indo china selber verteidigen! * Englands Sorge». „Reuters Bureau" wird aus Singa- Porc telegraphiert, die Frage einer Hauptbahnlinie von Bangkok durch die siamesisch-maloyischen Staaten errege Be sorgnis für die britischen Jnteretzen. Es verlaute, daß die jetzt schwebenden Verhandlungen zum Bau der Bahn unter deutscher Kontrolle führen würden. Man Haire die Wahrung der britischen Interessen bei dem durchgehen den Handel zwischen Singaporc, Penang und Bangkok'M?" * äußerst wichtig und fürchte deren Gefährdung, falls den Deutschen erlaubt werde, Fuß zu fassen, fei es auf finan ziellem oder administrativem Gebiete. Mit bezug auf diese Meldung wird dem Bureau aus offiziellen Krerfen mitgc- teilt, daß die Besorgnis unbegründet sei, da die britische Re gierung den Verhandlungen mit Aufmerksamkeit folge. Die Bahn werde vom Departement der öffentlichen Bauten unter der Aussicht des Generaldirektors der siamesischen Eisen bahnen, Herrn Weiler und feines Assistenen Herrn Meyer, gebaut werden, die beide Inspektoren der preußischen Bahnen seien. Der siamesische Finanzaacnt in London Rivett Carnac erklärte einem Vertreter von Reuters Bureau, es sei nicht die geringste Gefahr vorhanden, daß dl« Bühne verwertet hatte, gibt seine Soiräcn: die kommcrzieu- rätlichcn Papas, die jungen geschniegelten Herren, die jungen, sehr hübschen, sehr kecken, sehr leichten Töchterlein. Die reiche gute Bürgerschaft, daneben, geräuschvoll dos Parvcnütum. „Ppzzel", das kleine, frftche, nur nickt sehr wählerische Berliner Ding, das den „Doktor" fchon einmal liebte, schon einmal betrog, das ihn vergnügt jetzt durch einen Zufall mrsgreift, ihn wieder liebt und wieder betrügt: auch Puzzel zählt — das Verhältnis — all diesen Repräientantcn moderner Berliner Menschheit bei. Und amüsiert sich mit Herbrand Horst, der dies nicht zu sehen vergißt, mit Doktor Horst und insgeheim mit eini gen andern noch in Halcnfec. Die Metropole hat tausend Arien: die Banausen, die «svießer, die Hochstabler, die Ge nies, die Verkommenen, die Verkonrmcnden, die Protzen, die Künstler, die Gescllschaftsmen'chcn, die Literaten, die In differenten. Und immer farbiger wird daS Gemälde, eS ist ein ständiges Auf und Ab, immer heftiger durchdringen die Kreise sich im Kreise. Die Politik spricht mit, verkappte Anarchisten predigen und werben, die Ehe variiert ihre Form an konkretem Beispiel, die Literaten erlösen, schluck- zcnd vor Begeisterung, im „eisernen Draclxm" das scheidende Jahrhundert. Hier ist eine Flut von Lichtern veritreut, sie schillern und blitzen, eine sprühende Kunst umdrängt, um fängt, umrandet die Gruppen,- all die Klänge der Weltstadt, die großen, die kleinen, die verworrenen, die klaren, klingen einheitlich in eine kraftvolle, freibehcrrschte Symphonie. Und fast wird da? Bildnis des einen zu klein, der 'ein Schicksal sucht in dicier blendenden,, betörenden Wirrnis, das Duck wird allzu viel befruchtet für den einen, da? Buch wird nur der Spiegel, der eine Unzahl Gesichter zcigt, ernsthafte, spaßhafte, düstere, leibende, abenteuerliche, — ein einiger weiter Spiegel: Berlin. Und bewußt wird die Residenz von Anbeginn gezeichnet, bewußt bleibt sie anck im Vor dergrund, bleibt sie bis fast an? Ende: abermal? erschaut mit impressionistischem Blick. Grau ist die Einleitung, grau, dunkel, unklar soll alles sein, wie der trübe verhangene Morgen, an dem Herbrand vor «einer Wanderschaft erwacht. Die annzc Nüchternheit dieser Weltstadt stebt auf. „Der Askaniiche Platz lag drunten menschenleer und unbeweg lich. Schwarzgrane Pflasterwegc schnitten durch stumpi- ariine Rasenplätze nüchtern hindurch. Aus trüben Regen schleiern wuchten Gruppen vcn Büschen und Bäumen ans. Jm Winde schwankten die Zweige, von zarte« Frühlings rostrot übersponnen. — Dir Hauicr blickten steif nnd grau verdrießlich drein. Drüben, am ziegelroten Molo des An halter Bahnhof« stand eine verlassene Droschke. Der Gau! l es: müde den Kopf hängen. - V in häßlicher gelber Pinscher, prustend, die Häuserketlr entlang . . ." Das Berliner Mo tiv ist breit nnaeschlagen. Und wie die verhüllenden Früb- linasjchleier sinken, strahlt die Stadt, zwar immer nüchtern noch, aber vielgestaltig, voll pochender Lebenspulse über all die Kapitel, die Szenen, die Erlcbniffe, über all' die Men schen des Buches. Fontane, dem Berliner, ist? in Ver ehrung zugeeignet. AuS dem riesenhaften Berlin flieht Hcrbrand Horst, eilt nach dem Stimmungsidyll im Rheinland, das Idyll schenkt auch den Gärungen seiner mnaen Seele das Klären. Und eS ,st kein vages Zusoll, daß Horst just dort die Heiterkeit sucht, e- ist ^'Servaes selbst wurde im Rheinland geboren — ein Mer/mal seiner Bücher, daß der Schauplatz (beer schieden der Inhalt, verschieden da-Z Gehaben, verschieden dünkt uns ihr Wert. Anspruchslos dies erste Werk, „ein Spiel vom Rhein", das so sehr harmlos, so allzu sorglos heiter ist, daß die Berliner die „Jungfer Ambrosia" in bitterer Kälte l-cimschickten, als sie im Vorjahr sich auf dem Theater zeigte. Die derben Posscnspäße, die billigen Lustspiclwitze bekannter Muster sollten in diesem halben Studcntenstück durch freie Liebenswürdigkeit der Zeichnung, durch die Feinheit eines gesellschaftlichen Humors, der Uebcrtreibungcn vcrlchmäkn, au« vornehmer, Ari criept sein. Doch all das zerstiebt im Nu auf der Szene, wenn überdies enttäuschte Alipeidelbera-Gemüter sic betrachten. Und man könnte das Spiel vom Rhein in Servaes künst lerischem Schaffen völlig übergehen, deuteten nicht gerade diese vier Akte, schärfer als jedes andere feiner Bücher, auf einen der wesentlichsten Züge im Gesamtbilonis: auf Servaes Naivität. Sic ist, wcnngleiE für die Lustigkeit nicht ge schaffen, ein dichterischer Besitz. Sie findet sich neben den kompliziertesten Analysen, stebt neben den verwccteltsten Problemen, durchzieht die buntesten Visionen absonderlicher Phantastik. Und cs ist eine Naivität, die menschliche Güte, menschliches Verstehen schenkte, eine Naivität, die nach Har monien sucht, still ausklingt, wenn die Harmonie erreicht ist. Sie fügt sich, da sic als Humor für sich nicht bestehen kann, glückllcl»er in ein Spiel des Ernstes ein, glücklicher, weil sie hier tiefen Anteil an den Helden, innigen Anteil, heißeres Fühlen an den erfundenen Geschehnissen bringt. Durch sie gelingt der edle lyrische Ausklang mancherlei „Gährungen", dieses viclbewcgteu, vielfarbigen Zeitromanes, durch sie schimmern heimliche Fäden, die die groteske Mär- chcninsel der „Karraborrier" mit näherem Menschcnleid ver binden. durch sie erst empfängt ein modernes^ „Stickluft"- Drama betontere Konflikte, dann ein Kleiststück — „Der neue Tag" — erst den lebendigeren Ausdruck, der <dos Ko loristische überwindet. Der Berliner Schriftsteller, der jene demoralisierte „Stickluft" überdies materiell gedrückter Ver hältnisse tapfer atmet, so lange er kann, der strandende Schriftsteller, dem der erste Beste — und cs muß nicht ein mal ein ausgemachter Lump, es kann auch ein Freund sein — die verärgerte, durch Tristheit deprcwierte Frau sortbolt, gebt schließlich in den Tod, um einen Glauben voll Kindlich keit zu büßen. Zwischen zwei Frcrnen. der Gattin nnd der früheren Geliebteu zugleich, will Rolf ieiu Leben einrichtcn, will es so einrichten, daß sie alle drei unter gleichem Dache lxiusen, Mischen ,',n>ei Frauen sucht er nach Harmonien, deren Unmöglichkeit er nicht begreifen kann. Und durch den Berliner Roman eilt Herbrand Horst, Philosoph nnd sick-r- lich kein Lebcnskünsrlcr, eilt hastia von Erleonis zu Erleb nis, von Frau zu Frau, von Enttäusänwg zu Enttäuschung: überall begehrt anck er nack diesem Maß gefesteter Har monie, dem Maß ssillen Selbstznfriedcw'cins, — spät erst rubt seine Sehnsucht an gewonnenen Zielen ans, der Groß stadt fern, allen Plänen, Wirrnisse, dem Chaos von Stimmungen fern, die den Schwankenden dort betörten, nnd die Frau, die ihn frei nnd ruhevoll macht, schenkt überdies — hier wird Natur mm äußeren Symbol — dies Glück im Wald unter Blüten. Kleist aber, der M unS durch Gärungen heftigerer Art spricht, reißt sich von der Ge liebten lo-, weil sie ihm daS große naive Vertrauen, die voll« schweigend« Hingabe nicht zu gewähren vermag, reißt sich als ein Gezeichneter los, der hier schon auf die Kata strophe seines Levens deutet. Denn hätte das Pastorstöchter lein aus dem bellen, sonnenbeglänzten, süddeutschen Idyll des Dichters irrendes Sehnen auch erfüllt: Kleist, der Einsame, der Dunkle, wäre gleichwohl zerschellt. Und es ist die Lebens ansicht dieser Servaesschen Bücher: die hohe Schlichtheit, die Reinheit, die durch Kämpfe muß, ist auch der Menschen einziger Besitz. Naive Schlichtheit und die Remt-eit, — oeide vereint, an sich genügt keines. Für Heroen mag die Sentenz nicht immer gelten. Indes die Schar der anderen darf sich froh bescheiden, wenn der Kamps mit einem Siege endet: zwecklos der Kampf, wenn er nicht um diese Güter streitet. Die Technik der Servaesschen Dramen ist nicht allzu straff gespannt. Sv scharf und deutlich die einz-lnen Cba- rakterc auch gezeichnet sind, so sorgfältig, richtig und plastisch überall auch das Milieu geriet, mitunter zeigen sich Här ten in den Kcbergängen, Härten des Au'baucs, wenn die Szenen äußerlich miteinander verknüpft sein sollen. Tenn Servaes gibt im Drama keine Entwicklung, er gibt Zustände seelischer An. Die Tragödie der Helden sonnte in den ersten Augenblicken so gut sich ereignen, wie am Ende des Stückes, nur die Eindringlichkeit dieser Tragödie soll durch die vielfachen Szenen, durch die vielfachen Bilder drcisach schar' durchleuchtet werden. So bildet ,edc Szene für sich ein Ganzes, das sich geschlossen an ein zweites Ganzes fügt, daher die Lebendigkeit, mit der alles vor nns sich abspiclt, daher mitunter die Härten, wenn wir von Bild zu Bild ge langen. Jm Grunde ist cs gleichgültig, ob Rolfs (hattin auch noch d«e Ehe bricht, gleichgültig, ob Kleist sich in der Pastorslochker irrt. Beiden bliebe die Katastrophe nicht er spart. Tie psychische Depression, die einmal dem Ende ent- gegensübren wird, sollen in verschiedenen Momenten bloß ra,chc Schlaglichter erhellen. Und so kann die Frage der Technik bei Servaes nur auf eine Art gelöst werden, die ihm überhaupt — auch als Kritiker — die nächste »st: impres sionistisch. Und dann ist es die völlig gleiche, warme, stets vibrierende, zugleich seine und künstle'.ssche Art, die geh im Kleiststück am reifsten klärte, !ic gle.ä>e Art, die unmittel bar von den Dramen zu Serva-'s bestem Buche, dem Ber liner Zeitroman, hinnoerführt. 'Denn auch oll die „Garungen", die als äußeres Ge- schebnis in Herbrand HorstS experimentierendes Dasein spielen, kann man kaum autzergeivossulich nennen. Es bild keine Taten, daß dieser Held ein wenig schw-ermütiq über die Enttäutzlning, die ihm eine «.stone Witwe brachte, seine Neigung erst noch an eine bübfcbe, elegante und ein wenig hohle junae Dame versciuvendel, bevor er Maja, die Einzige, sindcl. Es sind keine Taten im Sinne landläufiger Hand lung, daß er alle Kreise, alle Gruppen des Berlin der neun ziger Jahre durchmißt, von allen Eindrücke empfängt, alle Eindrücke verarbeitet. Aber ba:nit :st auch schau angcdeutck, wo Servaes' beste Kraft nack ihrer Eigenart hier cinsetzt: eS wird eioc Schilderungskunst sein. Die Figuren werden typisch iein, fast tendenzhast typisch, ein Reigen von Bildern wird do- Buck füllen, «ehr sorasam ausaeführte Gesellschaits- skizzen. die eine natürliche Kontrastwirkung ergeben. ES ist das Dcnl6 der Weltstadt. Alter, schweigsam-vornehmer Adel, der den Rest der Traditionen voll betrüblicher Zurück- Haltung inmitten plebejisch-lauter Bürgerschaft hütet, der Ofsizierstand kommt vorbei, Studentenschaft eilt vorüber. Berlin vk., da- damal- Herr Sudermann sch«» kür di«
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