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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189103244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-03
- Tag1891-03-24
- Monat1891-03
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1891
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o» M ll >r a u !7 0 T l «rfchetmt täglich früh 6»/, Uhr. U-K«rtt-» »at LTPediNr« Joha»»e«^ffr 8. -Prechtiktni der Letertt« «onnttttq« I0-1L Udr. «uchmttt»^ 4- 8 Uhr. R«,«h»s »er fttr tztt «tchM»I^»h« R»«er Keft1»»ttn» Injer«1« » «eche»t«,n, »tt 8 Uhr R«ch»1tt«§4, an Lea«- ua» -rftta,e« friltz »i«'/,» Uhr. 3ß tk» Filikls« fir Zns.-Ani«h»e: vtt» Lle»'» Lerll». (Alfrrtz UntversitLt-straßr 1, L«t» Lösch«. Kick-srttoeftr. 11, »art. »ad »Gckß-Ptttz 7, nur btt '/.» Uhr. Wp.ügtr TaMalt Anzeiger. Organ filr Politik, Localgeschichte, Handels- «ad Geschäftsverkehr. Abonnement-Preis vierteljährlich 4^/, Mk. tu Alt-Leipzig, inci. Bringertohn 5 VL. b«ch dl« Poft dezoae» 6 Mk. Elnzelne Nr», iv Pf. Beleg errmplar 10 Pf. Gebühren kür Eztrabellage» (ln Laaeblott^ormat arkahfts ahne Postdejärdnning L) ML, »il Postdeförderuag 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile L0 Pf. Grössere Schriften laut uns. Preltverzeichutss. Tabellarischer u-Zisscrnscitz nach HL Henn Tarif. Nerlamrn unter dem Redaction-strick dl« «gefpaU. Zeile bOPs.vorden Familiennackrichtea dte 6gespalt«ne Zeile 40 Pt. Inserate sind stet- an di« vr»ehitt«t ,a send«». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pttanucneeiuxio od«r durch Poft» Nachnahme. 83. Dienstag den 24. März 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Viebstahls-Lekanntmachung. Gestohlen wurde» laut hier erstatteter Anzeige: 1) ein L rüderioer bauhwagen, mit d«s«ctrn Brettern und Eisen» schienen belegt, mit schwarzem abgenutzt«» Anstrich und d«m wenig kenntlichen Zeichen »l». v. ch. llo. KL", am 14. d. M-, 2) rin Sridriaer Han-Wagen, graugrstriche», an den Lang» bäumen defeer und deshalb thrilweis« mit Bandeisen umwickelt, am 11. d. M.; 3) eine I7sprvssia« Vackl eiter mit dem «ingebranutr» Zeichen L." auf jeder Sprosse, am IS. d. M.; 4) eine kitte mit Sekt im Gewicht von 11k k«, mit dem Zeichen: „L. k. 46.789" und der Ausschrift „Lloaa L ?vr»rcr, niokt akkirrso", vom 9. bi« 10. d. M.; b) 11k Stuck schwarzgesärdt« persische Schaffelle, am 17. d. M.; 6) «in uever »hataaraphischer Apharat mit dazu gehörigem, mit Frie« aesütterlen Lcderkojfer samint Gestell, am 17. d. M.; 7) ein Dreirad, ohne Sattel und Laterne, mit dem Zeichen: .^leisaen", am 22. d. M.; 8) ein abgeschlachtetes kalb mit dem Zeichen I-." ca. 43 le schwer, am IS. d. M.; 5) eine Strrichzlthrr, eine Zieh-Harurantka mit 8 Blocken und 4 Stick Wuudharmonika», am 82. d. M.; Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenständ« oder den Thürer sind ungesäumt bei unserer Eriminal» Da« Paliget'Amt der Stadt Lettzt,. Bretschneider. B Da» für Eraeftine Augufte Selma Bucht durch den So- meindevorstand »u Alt»Etbaii ausgestellte Dienstbuch ist erstatteter Anzeige zufolge tn hiesiger Stadt verloren gegangen und im Auf- siudungrsall« «» uuS abzuliefern. Leipzig, am IS. Mörz 1891. Da« Paltzeiamt der Stadt Leipzig. ll. 1434. Vretschueidrr. Lr. Lönigl. Langewerkenschule. Znr AuSstrllnng der Schulerardeiten «ud -sientltcheu Snilafitma der Schüler werden hierdurch Eiter« und var- miuder, s«oie Gönner und Are«»de der Anstalt im Namen del Lehrerkollegiums ergebenst etngeladen. Dleudtag, de» 24. März. k—8 U-r »»d «ttwach, den 2S. März. 0-11 «ud 12-t Nh, fiadet die Aiisftrluna. «ttt»*ch, »e« 2L «ärz, »an 11-13 Uhr die Sutlaffu«« statt. Leipttg, de» 21. März 1891. Dte Dirrctiau der kiutgl. vaugewerkeaschule. VlIK. Hex. Äussteünug deutscher Lunst- und Zndustrie- Eyeugnisse, London 1891. In dem Berzeichnih der für die Londoner Ausstellung angrmeldeten Firmen ist Leipzig mit seiner iudustriereichen Umgebung im Ver» hältnih »u anderril Städten, namentlich Berlin, bis jetzt nur durch eia« kleine Zahl vertreten. Wir machen deshalb nochmals daraus aufmerksam, dass Aumeldcbogrn auf der Kanzlei der Handels» knmmer, Neue Börse, Trepp« .X, 1., zu haben sind. In der Platz» mirth« von 4 L für 1 qm ist die Vergütung für di« elektrische Beleuchtung (die Ausstellung ist bis 10 bez. II Uhr Abend« geöffnet) «Iiiaejchlossen. Für dir Collertiv-AuSstellung der Buchgewerbe werden noch besondere Vortheile gewährt. Leipzig, den 23. März l89l. Kur den Vrt«-Au«sch»tz: Krhr. ». Tauchaitz, Bors. vr. Bensel, Echrifts. Lekanntmachung. Am DauurrStag, den 26. Mürz «r^ werde» bei der unter zeichneten Forttfication «eiftbicttnd gegen haar« vetzatzluug »ersteigert: ungefähr HP Halzärlk, 1k veile, 2 Steinwaarn, 24 Karre«, 2» Traaebüuder, 1 Prahm, 4 Taue, 2 Hand ramme«, 42 Ruft- und ZtmmcrNammeru, 80 Aiist- tträuge, 3KKK alte Saudiack^ 77 Spate«, 66 Schau kel« dez». Schippen, ISO Vorlegeschlösser, V Paar Wasserstiefel«, 2 Tccimalwaage« mit Geuttchten, »er- schtedcae Werkzeuge und Gerittze, 1 alter eiserner Assenschrank, alte Schränke, Asch«, Tischplatte«, Neittdrrttcr, Reißschienen ,e. Ausserdem 2S kkk Ziegelsteine, liefern« Vahle« und Vretter, etwa 88 Str. alte» Lthmiederisen, 82 Str. alte» Gntzetsrn x. veginn früh s Uhr auf dem Aestuugg-Schtrrhafe. Targa«, den IS. März 18S1. K-nlgltchr -arttsieatta«. Ver Sieg Nudini's. Der neue italienische Ministerpräsident Rudini hat eS bisher sehr gut verstanden, sich i» dir bestehenden Verhältnisse hineinrufindrn und durch höfliches verbindliches Wesen sich eine Mehrheit zu schaffen. Durch das Vertrauensvotum, welches ihm die Kammer am Sonnabend mit 258 gegen 98 Stimmen bei 48 Stimmenthaltungen rrthrilte, ist der Bestand de« Ministeriums vorläufig gesichert, und e- ist leicht möglich, daß sich darau» ein dauernder Zustand entwickelt. Die Politik Rudini'« besteht darin, daß er in finanziellen Fragen bi« an die äußerste Grenze der Nachgiebigkeit an die Forderungen der Mehrheit geht, in der au-wärttgen Politik an den Verträgen festhält und gute Beziehungen zu allen Mächten, ««besondere zu Frankreich anstrrbt, und daß er sich mit der Opposition auf die Grundlage höflichen Verkehr» stellt. CriSpi warf ihm vor, daß er den Radikalen schmeichle und daß er gegen den Batican nicht die nöthige Entschieden heit walten lass«. Die Form der Zurückweisung beider vor würfe ist charakteristisch für den Geist, in welchem Rudini eine Aufgabe erfaßt hat. Er sagte, daß er nicht berechtigt ei, die Stimmen der Dcputirten, aus welcher Seite sie auck »Yen wögen, abzulehnen, und er bezeichnet e« al« die beste Politik dem Batican gegenüber, kein« Zugeständnisse zu machen, ihn nicht herauSzufordrrn und keine Verletzung der StaatS- aewalt zu dulden. Auch bezüglich der Colonialpolitik sichen Rudini und CriSpi auf verschiedenen Standpunkten. CriSpi "'U das Erworbene erhalten, Rudini ist dagegen entschlossen, für die Erhaltung der Eolonie Erhthrea keine großen Opfer zu bringen, dazu sei dir internationale Lage und der Stand der italienischen Finanzen nicht anaethan. Rudini erreichte r» durch diese Taktik, daß ihm sogar der radikale Heißsporn Eavallotti sei» vertrauen kund gebt, wennalrich mit dem Vorbehalt, baß er die Thaten des Ministerium« abwarten wolle, um sich rin feste- Uriheil über dasselbe zu bilden. Cri«pi hob noch einen Punkt hervor, auf welcheu Rudini nicht« erwidert zu haben scheint, soweit die vorliegenden Berichte erkennen lasten, und dieser betrifft die Absicht, dir Schußwaffe des HeereS abändern zu lasten. Man müsse die Möglichkeit im Auge behalten, daß rin Krieg bald hereinbrechen könne, und daß ein UebergangS- ladium in diesem Falle großen Schaden anrichten könne. Dieser Angriff erscheint als der schwächste unter den von CriSpi gegen da- Ministerium gerichteten, denn wenn er berechtigt wäre, dann würde überhaupt jede Reform des Heerwesens unmöglich sein. So genau läßt sich der Zeitpunkt für keine Verbesserung abmcsscu, daß nicht vor dem Abschluß ein »krieg auSbrechen könnte. Ueberhaupt will unö die Opposition Crichn'S gegen das Ministerium Rudini in dem gegenwärtigen Stadium seiner Entwickelung nicht ge fallen, sie hat etwa« Tendenziöses, zumal der Vorwurf der Unentschiedenheit gegenüber dem Vatikan bisher durch keine Thatsache als begründet erwiesen ist. Es ist sogar sehr wahrscheinlich, daß Rudini mit CriSpi in der Sache voll kommen übereinstimmt und lediglich in der Form andere Wege einschlagen will. CriSpi hat durch daS neue Strafgesetz und durch da- Gesetz über die frvnnnen Werke die Stellung de- Staates zur Kirche so gut abgegrenzt, daß sein Nachfolger keinen Grund hat, obnc besondere Veran lassung Schwierigkeiten durch ein schroffe Haltung gegen den Vatikan zu schaffen. Die Angelegenheit der italienischen Schulen im AuSlande bedarf noch der Aufklärung, aber die Verschiedenheit der beiderseitigen Auffassung über diese Sache reicht nicht au«, um CriSpi auf die Seite der Gegner de« Ministerium- zu treiben. Nachdem CriSpi und Rudini ihre Uebercinstimmung dem Anträge Bongbi'S ans BerfaffungS- Interpretation in so klarer Form zu erkennen gegeben hatten, war die Erwartung berechtigt, daß CriSpi dem neuen Ministerium auch ferner seine Unterstützung leihen würde. Die Gründe, welche ihn bestimmt haben, am 2l. März dem Ministerium sein Mißtrauen kundzugebcn, bedürfen noch der Aufklärung. Rudini trat unter Umständen in« Amt, welche ihm nur eine kurze Dauer seiner ministeriellen Thaligkeit in Aussicht stellten; man neigte der Auffassung zu, daß er der über nommenen Ausgabe nicht gewachsen sei, und daß sein« Politik der Versöhnung der bestehenden Gegensätze erfolglos bleiben wrrde. Man ließ dabei außer Acht, daß CriSpi durch seine rücksichtslose» Formen sich viele Feinde gemacht bat, und daß die Italiener politisch noch viel zu wenig geschult sind, um ibre Gefühle durch ihren verstand beherrschen zu lassen. CriSpi ist ein StaatSniann von Scharsblick und von großer Thatkraft, aber er bat die Klippe nicht vermieden, die Lenken seiner Art stets im Wege gestanden hat, er vermochte sein Selbstbewusstsein nicht in dem Maße zu bezähmen, daß cS ihm keine Neider erweckte. CriSpi ragt über seine Landsleute, welche sich mit Politik beschäftigen, soweit empor, daß an seiner Uebcrlegenbcit über alle Neben buhler nicht zu zweifeln ist, aber durch Geltendmachung dieser Ucberlegcnheit konnte er die Gefahr nicht überwinden, welche ihm durch zu starke Markirung diese- Vorzuges erwachsen mußte. Er siel am 3l. Januar, nickt, weil seine Fähigkeit, die Regierung Italien- zu leiten, »»gezweifelt wurde, sondern weil sich viele Abgeordnete durch ibn verletzt fühlten. Luzzatti erklärte ja, daß er ursprünglich aus CriSvi'S Seite gestanden habe, daß CriSpi aber durch die Angriffe gegen Personen, welche in seiner Achtung hoch sieben, seine Sympathie ver scherzt habe. Die Katastrophe vom 3l. Januar konnte ver mieden werden, wenn CriSpi sein Temperament zu zügeln vermocht batte. Sein Nachfolger hat aus den Fehlern, welche CriSpi gemacht hat, die Nutzanwendung gezogen, und eS kam ihm dabei seine Natur zu Statten, welche ihn mehr auf conciliante Formen hinweist, als auf schroffe Betonung seiner Führer rolle. Es ist noch nicht erwiesen, ob diese Politik der diplo matischen Geschmeidigkeit auf alle Gebiete paßt, ob beispiels weise der Batican dadurch zu einer minder gehässigen Hand habung seiner geistlichen Macht genöthigt werden kann. Es bedarf auch noch der Bestätigung durch die Tbatsachcn, daß die veränderte Stellung Frankreich gegenüber berechtigt und durchführbar ist, e- fehlt überhaupt noch an über zeugenden Tbatsachrn, welche die Politik de- Ministe riums Rudini als die richtige dartbun. Aber so viel steht schon heute fest, daß die Formen, deren sich Rudini im öffentlichen Leben, besonder- im Verkehr mit politischen Gegnern bedient, den italienischen Verhältnissen besser an- aepaßt sind, als die energisch« Hervorkehrung de- eigenen Wesen-, wie sie dem Naturell Cri-pi'S entspricht Selbst verständlich ist im Leben nicht die Form da- Entscheidende, sondern der Inhalt, aber e« kommt häufig vor, daß der In halt nicht zur Anerkennung seine- Dcrtbe« gelangt, weil ihm die empfehlende Form aogeht. Die Gaben der Menschen sind verschiedrner Art; oft erreicht der minder Begabte durch geschickte Benutzung der ihm zu Tbeil gewordenen mittel mäßigen Anlagen mehr, al» da« Genie, welche« weltstürmend vorwart- drängt. * * * * lieber den weiteren Verlauf der Verhandlungen der italienischen Devutirtenkammer am Souaabend liege« noch folgende ausführlichere Nachrichten vor: An Erwiderung auf die Red« Lrttpi'S, welcher dem Ministerium vorgeworsen hatte, daß eS den Radikalen schmeichle, oder mit ihnen übereinstimmr, erklärte der Ministerpräsident Rudini, er hab« niemals Jemandem geschmeichelt und verstehe es auch nickt; aber er hab« nicht da« Richt, die Stimmen der Deputirteu, auf welcher Seite sie auch sitzen mögen, zurückzuweisen. Den Verleumder» der Kirchenpolitik d«S TabinetS erwidere er, da« Eabinet bleibe getreu dem Programm der Freiheit, wie «S in den Gesetzen de« Staate« abgegrenzt sei, welch« er ernstlich und gewissenhaft zu respettiren versteh«; keine Concessionen, keine Herausforderung, kein« Ver letzungen der bürgerligen Gewalt. Der Ministerpräsident erklärte formell, daß dir Maßnahmen betreff« der italienischen Schule» im «utlande keine Zugeständnisse für den Votiron seien, vertheidigte alsdänn die Enabrungen bei den Ausgaben in Afrika, die sich küuslig aus 6 oder 7 Millionen beiausen werden, man dürfe nicht Muihmoßungen über die Zukunft in Afrika anstelle», sondern sich so wenig wie möglich dort binden. Er sowohl wie der Kriegs minister seien der Ansicht, daß man mit der angeseSten Summe das Treieck Massauah-Seren-Atmara holten könne; sollt« e« unmöglich sein, so würde er zur Kammer kommen, und diese solle entscheiden: aber niemals würde er bei der Laa« de» Budget« und der inter» nationalen Politik die Verantwortlichkeit auf sich nehmen, da« Land zu einer Au-gabe von 18 oder 20 Millionen zur Erhaltung der Erythräischen Eolonie zn verpflichten. (Beifall.) Al«dann weist der Redner nach, daß man mit 45 Millionen Ersparnissen da« Gleich- gewicht de« Budget« für 189192 herbeisübrru könne, alsbald würden auch wirttam« Massnahmen zur Regelung de« Drsicits der Eisenbahnen Vvrgejchlagea werden. Die Negierung könne nur nach der geaenwärttgeu Debatte ein klare- BkNcauensvoknm verlangen. Wenn die Führung des Labineis die Billigung der Kammer zu vtrdienen scheine, jo werde es bleiben, wenn nicht, so werde es seine Pflicht zu erfüllen wissen. fBeisall.) Mehrer« Redner sprachen theil« geyen, «heil« für da« Ministerium und veranlassten den Minister der öffentlichen Arbeiten, den Kriegs- Minister, sowie die Minister des Schatzes, der Marine und der Jusift Erklärungen abzugeben. Bachelli beschuldigte den Cultns- Minister, dass seine kirchliche Politik dem Batican gegenüber eine willfährige sei. Der Tulrusminisler verlheidigi inne Politik und erklärt, er habe die feste Absicht, die Staatsgcsctze nicht verletzen zn lassen. Bonghi sprach sür Las Ministerium und behanplcie, die Opposition habe die kirchliche Frage in die Debatte hineingezogen, um aus derselben eine Wasie gegen das Ministerium zu schmieden. Tie Rede Bonghi's wurde zum Schluss vou heftigem Lärm seileuS der Linken unterbrochen. Ter frühere Schatzminister Giolitti rerlheidigte seine Ver waltung, die finanzielle Lage habe sich seit drei Jahren ständig ge bessert, das Deficit von 170 Millionen aus weniger als 70 Millionen berabgemindert und nickt eine neu« Ausgabe sei währens der drei letzten Jahve in den Eiai ausgenommen worden. Ter Redner erklärte, er und seine Freunde wurden sich der Ab stimmung enthalten, indem sie einericits aus blosse Versprechungen dafür zu stimmen nicht gesonnen seien, andererseits aber an einem Programm auch uicht rütteln wollten, da» so viel« Hoffnungen erweckt. (Beifall.) Aus vielfache Schlussrus« bestimmt hieraus die Kammer den Schluss der Debatte. Vom Abgeordnete» Lava lot ti wird daraus im Namen der äussersten Linken und unter Begründung seilens der Abgeordneten die nachstehende Tage-ordnung eingebracht: In Anbetracht, dass die gegenwärtigen Verhältnisse des Landes von einer Krisis abraldrn, delont die Kammer die Nothwendigkcit radikaler Reformen sowohl auf politischem wie wirthschasiiichein und socialem Gebiet und geht zur Tagesordnung über. Redner fügt hinzu, er hab« augenblicklich Vertrauen zn dem Labiuete, wenn auch ohne Enthusiasmus, man würde die Handlungen der Minister abwarten müssen, um sie sicherer zu beuriheileu. Dir Kammer, welche sich ermüdet sühlt, giebt leb hafte Zeichen der Ungeduld; Rute noch Abstimmung werden laut. Zauardell i erklärte, er werde gegen das Ladinet stimmen. Hieraus wurde zur Abstimmung geschritten. An gehettuer Abstimmung wurde alsdann, wie schon berichtet, mit 193 gegen 32 Stimmen da» abgeändert« Budget sür 1890/91 genehmigt. Hieraus vertagte sich di« Kammer bis zum 14. April. Die Sitzung schloss um 9'/« Uhr. Leipzig, 24. März. * Der BundeSrath dürste etwa nm die Mitte der Woche die übliche Osterpausc in seinen Beratungen ein treten lassen. Vorher wird wahrscheinlich noch eine Plenar sitzung slattfinden. * Am Sonntag sand unter dem Vorsitze des Reichs kanzler- Ministerpräsidenten von Caprivi eine Sitzung de- preußischen Staatsministeriums statt. * Die .Hamburger Nachrichten" bringen einen Artikel über Windt borst, welcher sich gegen den CultuS wendet, der mit der Person desselben getrieben worden ist. .Es ist zu Leichenreden für den Ivdlcn Wiudtborst gekommen", scyreibt da« Blatt, „welche an patriotischem Schwung, Wärme der Empfindung und Umfang ihrer Aciifferuiigkn die Kund gebungen beim Tode des Kaiser-Wilhelm S I. in den Schatten zu stellen drohlen. Man schien völlig vergessen zu haben, wer Windthorst eigentlich war. Gedankenlos bat inan die An erkennung, die Windtborst'S Begabung, seine originelle Per sönlichkeit vielfach finden konnte, ans die Richtung übertragen, in der erstere von dem vielverscblagencn Manne verwcrthct wurde; nur wenige Zeitungen hatten sich Besonncnbeit und Einsicht genug bewahrt, um trotz der BersöbnungSacte, deren Mittelpunkt Windthorst war, die Thatsackc nicht auS den Augen zn verlieren, daß er al- genau der Nämliche gestorben ist. als der er gelebt und gewirkt bat, als einer der gefähr lichsten, weil geschicktesten und verstcUungSkundigstcii Gegner unserer nationalen Entwickelung, dem inan mit der Annahme, er habe sich vor seinem Tode in seinem innersten Wesen geändert, sicherlich Unrecht thut. Wir verdenken eS Niemandem, wenn er am offenen Grabe eines Gegners bestrebt ist, dem rein menschlichen Empfinden sein Recht zu gewähren und die Bedeutung deSBerstorbencn anzncrkennen, aber daß Windthorst « Leichenfeier zu patriotischen Kundgebungen in großem Stile begeistern konnte, al« ob ein Baler dcS Vaterlandes dahin- gesckicden sei, erfüllt unS mit Beschämung." * DaS nationalliberale Wablcomitü in Geeste münde veröffentlicht einen Wahlaufruf, in dem eS heißt: .Wir wollen mit dieser Candidatur nicht den Partcimaun, sondern den Begründer dcS Deutschen Reiche-, den größten Staatsmann des Jahrhunderts und aller Zeit, den Fürsten BiSmarck, aufstcllcn und dadurch uuscrn Wahlkreis einer hohen Ehre und Auszeichnung Ihrilhaftig werden lassen, wie kein anderer Wahlkreis de- großen Deutschen Reichs sich deren rühmen kann." vr. Waltemath hat seine Candidatur zurückgezogen, angeblich weil ihm neuerdings von uational- liberaler Seite unerwartet Eröffnungen gemacht worden seien, die mit dem freisinnigen Programm nicht vereinbar wären, in Wirklichkeit wobl, weil er von vornherein bei den National liberalen keinen Anklang fand, während er eS mit den Elementen, welche den Geboten Eugen Richter s folgen, ver dorben hatte. * A«S Weimar wird unS vom 2l. März geschrieben: Dir außerordentliche Session des weimarischen Landtage« ist heute geschloffen worden. Nachdem sich die Herren Abgeordneten um N Uhr im Vitzungssaale versammelt batten, erschien die von Sr. kgl. Hoheit dem Grossherzoge ernannle Landtagr-Eommission, bestehend au« den Herren Staat-Minister I>r. v. Gross, Geh. Raih Vollertz, Geh. Staotsrath Guyet und Geh. Regierungsraih Rothe al- grossh. Referendar, woraus der Letztgenannte da« Abschied-deeret zur Verlesung brachte. In demselben wird der leb haften Befriedigung des Landesherrn über die Ergebnisse der Session Ausdruck gegeben und den Vertretern der Bevölkerung der wärmste Dank des Grossherzogs au»gesprochrn. — Hierauf nahm Staat«. Minister vr. v. Gross das Wort, um zu cons.atiren, dass die Mit» gltedrr de« Landtag« aus die nunmehr beendigte Session mit um so grösserer Befriedigung zurückblicken dürsten, al- durch die gefassten Beschlüsse so manche bittere Noth gelindert, so manche bange Sorgt wesentlich verringert wäre. Namen- der Ctaatsregicrung danke er dem Landtage für seine erspriesslich« Thätigkeit. Nachdem die Herren Mitglieder der Commission den Saal verlassen hatten, sprach Präsident Müller in seinem Schlussworte den Wunsch au«, dass die gesossten Beschlüsse dein geliebten Grossherzoglhuine dauernd zum Segen gereichen möchten. * Der Erbgroßherzog von Oldenburg wird wieder activ in dir Armee einlretcn und soll, wie verlautet, mit dem l. April d. I. die Führung de« 19. Dragouer-NegimrotS übernehmen. * Die tyroler Wahlrrsultate für de» bald zusammen tretenden ReichSrath in Wien sind jetzt vollständig fest gestellt und ergeben Folgende-: Bon den 18 Abgeordneten, welche ganz Tyrol nebst Vorarlberg nach Wien sendet, ge hören N der unbedingten klerikalen Partei, 4 der deutsch liberalen Partei und 3 der national-italienischen Partei an. Die vielleicht zu bedauernde, aber nicht zu bestreitende That- sacke, daß von den deutschspreckenden Tycolcrn eine übergroße Mebrbcit in politischer Beziehung unbedingt unter der Herr schaft der Geistlichkeit steift und nur das ttzut, was diese wünscht oder vielmebr besicblt, hat sich bei diesen jetzigen RcichSrathswablen wieder recht entschieden gezeigt. Co wer den auch diese ll Tyroler Abgeordneten sich in Wien der schroffsten klerikalen Partei unoedingl anschlicßeu. Die gc- wäbllcn 1 dcutschlibcralen Abgeordneten gehen in ihren poli tischen Ansichten bei vielen Fragen sebr weit auseinander und bürste der in Innsbruck gewablte Professor Wildauer mit dem in Bozen gewählten früheren Statthafter Freiherrn von Widmann, außer im Kampfe gegen die liebermacht der Geist lickleit, nur selten übrrciustimmeii. Die 3 in Wclschlyrvi ge wählten Abgeordneten sind entschieden Ilalicuissuui, die gegen alle- Dentscklhnm, so weit sie nur vermögen, heftig streiten und sich im ReichSrath allen antideutschen Bestrebungen an schließen werden. Daß diese Resultate gerade erfreulich sind, wird mau nicht behaupten können, dock waren sie leicht vorauszuseben und dürse» auch bei allen künftigen RcichS- ratbswaklen nur zu wahrscheinlich wieder in gleicher Stärke hcrvortreten. * Vor einigen Tagen sand, wir da» Wiener .Vaterland" mit unverhohlener Entrüstung mittheilt, in Pest im Salon der Gemahlin de« CultuS - und Unterricht-Ministers, Gräfin Albin Cs4ky, eine Conferrnz statt, an der unter Ankeren die Gcinablin de« Markgrafen Eduard Pallavicini, Titular-Bischof Fraknoi, Baron Bola Lipthay, die Gemahlin de« geheimen RatheS Franz von Beniczky und andere Idcil- nahmen, in der e« sich darum bandelte, die Schaffung eine- .KöniaS-HymnuS" vorzubrreiten, der die öster reichische Nationalhymne .Gott erhalte Franz den Kaiser" völlig au« Ungarn verdrängen soll. Die Conferrnz beschloß, sür da« Gedicht zu diesem ÄönigS- Hymuu» nächster Tage einen Preis auSzuschrcibrn. Baron B4la Lipthay hat 50 Ducaten zu dem Preise von 100 Du- cateu hinzugesügt, den der Geheime-Rath'Gras Eugen Zichy für di« beste Compositivn zu diesem MoigS-HyninuS aus geschrieben. Da« .Gott erhalte" ist in einzelnen ungarischen Diöcrseu sogar au« den Kirchenliederdüchcrn auSgewerzt worden. * Wie man aus St. Petersburg meldet, darf das sür die Finnländer überaus woblwollendr kaiserliche Rcscript, welches in Beantwortung der Ergebenheits-Adresse dcS finni schen Landtags an den General-Gouverneur, Grasen v. Hcyten, ergangen ist, als Zeichen dafür ausgcsaßt werken, daß kic anfänglich nicht ohne Erfolg gebliebenen Bemühungen einer ziemlich einflußreichen Partei, den Kaiser sür kie Einschrän kung der verfassungsmäßigen Freiheiten FinnlankS zu ge winnen und ibn überhaupt ungünstig gegen die Finnländer zu stimmen, gesckeilert sisrk. Es wird allgemein angenommen, daß die Kaiserin, deren lebhafte Sympathien für kie Finn länder bekannt sind, wesentlich dazu bcigetragen haben dürste, die gedachten, den Finnländern feindseligen Einflüsterungen beim Zaren wirkungslos zu machen. Das besondere Wohl wollen der Kaiserin für Finnland äußerle sich unter Andern« kürzlich auck in der au-zeichnenden Art, in welcher Ibre Ma jestät dir bei dem letzten Hofballe erschienenen Finnländer behandelt bat. Wie verlautet, beabsichtigt das Kaiscrpaar, das Großsürstenthum in nächster Zeit zu besuchen. — DcS Weiteren wird aus der russischen Hauptstadt gemeldet, daß da- Unterbleiben der Reise der Kaiserin nach Algier, welche bereits beschlossen war, auf die in St. Petersburg cinaclroffenen jüngsten Berichte znrückzusührcn ist, die eine wesentliche Besserung im Gesundheitszustände de- Großfürsten Georg constatiren. * Die aus Konstantinopel telegraphisch gemeldete Demission des FinanzministrrS Agob Pascha ist »löblich gekommen, dürste aber nicht durch Ungnade des Sultan- hervorgerusen sein, da Agob nach wie vor Minister der Cioil- liste des Sultans und damit ein Mann von bedcutcntcm Einfluß bleibt. Als er an daS Ruder kam, bicß eS, von mm an würden alle Gehälter und Löhnungen säniuillich bczabft werden; indessen ist hierin nichts anders geworden und mau behauptet sogar, die Rückstände seien jetzt größer al- früher. Agob selbst galt al» ehrlich, war aber sehr rücksichtslos und na nientlich .kleine" Leute bekamen kein Geld. Schließlich schcmt er aber auch irgend einem Interesse der Mächtigen m.tft gerecht geworden sein, und so schied er oder mußte vielte! ! t von einem Amte scheiden, das ibm nicht viel genußreiche Stunden bereitet haben dürfte. Sein Nachfolger, der bis berige Mustcschar (UntcrstaatSsccretair) im Finaiirminifterium, Nazis Esfendi, dürste in seines Vorgängers Bahnen wan deln, so lange dieser Minister der Civilliste bleibt. * Nach der Berechnung dcS ehemaligen rumänischen CultuSministerv A. Sturdza gicbt eS gegenwärtig rund ll Millionen Rumänen, und zwar leben im Königreich Rumänien K lOOOOO, in Ungarn, Siebenbürgen und tcr Bukowina 2 870 000, in Russisch Bessarabien l ooo ooo , m Serbien l50 OOO, in Bulgarien 50 OOO, in Albanien, Epirus und Makedonien 800 000 und in Griechenland 30 ooo Ru mänen. Die in Rumänien, Ungarn, Siebenbürgen, ter Bukowina, Russisch-Bessarabien, Serbien und Bulgarien wob «ende» Rumänen bilden ein zusammenhängende- Sprach gebiet, daS sich bis jetzt von Jahrzehnt zu Jahrzehnt er weitert hat uud dessen Ausläufer im Osten hcrcit- den Dnjestr überschritten, im Westen die Gegend von Szalffmar, Debreczin, Großwardein, Arad, TemeSvar und Wersche erreicht haben. In diesem geschlossenen rumänischen Sprach ciebiete sind etwa 400 000 Deutsche, darunter die 200 >! > Siebenbürger Sachsen, ferner etwa 700 000 Szeklcr und Magnaren und auch einige Tausend Serben einae- sprengt. Weil besser als die Magyaren, deren Gebiet u .ff nicht balb so groß ist, haften die lo Millionen Rumänen die Nordslawen und SUdslawen auseinander In der Tiirlei bilden die Rumänen mehrere Gruppen: in Albanien ist der ganze District Muzakia, läng- de» adriatischcn McercS legrn, mit den Städten Durazzo, Arlona und Beratul reu Rumänen bewobnt; in Epirus wohnen die Rumänen an beiden Abhängen des PinduS von der Stakt Samarnia l:s an die griechische Grenze; in Makedonien sormiren die Ru-
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