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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.10.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911007016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891100701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891100701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-07
- Monat1891-10
- Jahr1891
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Nbonnementspreis in der Hanplexpedilion oder den im Stadt- bezirk und den Vvrorien errichteten Aus« gabestellen abgeholt: vierteljährlich,/t4.5O, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus .M 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Directe tägliche Kreuzdandsendung ins Ausland: monatlich 9.—. Die Morgen-Aufgabe erscheint täglich 6 Uhr; die Abend-Lusgabe Wochentag» 5 Uhr. Ue-artion und Expedition: Johauueagasse 8. Dir Expedition ist ununterbrochen ge öffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: Otto Klemms Cortim. kAlfre- Hahn), UniversitätSstraste 1, LouiS Lösche, katharineustr. 14, Part, und Königsplatz 7. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Morgen-AttsgaSe. Uttp.ugcr TlllfMM <?rtra-veilaaen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Poftdesördrrnrrg 7l).—. InsertionsPreiS Morgen-Ausgabe: die «igeipaltene Petit zeile 20 !>icr lauien unter dem biedaetivus- slrich (4gespalten) 50^, vor den Familien- Nachrichten (6 gespalten) 40^. Abend-Ausgabe: die 6gespaltene Pettyeile 40 R e c l a m e n unter dem Redactionsstrich <4gespalten) l^l, Familiennachrichten und Anzeigen verlorener Gegenstände jllgespalten) 20^. Größere Schriften laut unjeretn Preis- verzeichuiß. Tabellarischer und Zlssernsast nach höherem Tarif. Anzeiger. §MN für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Annahmeschluß für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Mo rge n-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags srich 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eia« halbe Stunde früher. Inserate sind stets an die Expedition zu richten. M. Mittwoch den 7. October 1891. 85. Jahrgang, Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nach dem Einkommensteuer-Gesetze vom 2. Juli 1878 und der dazu gehörigen Aussührungs-Verordnunq vom II. Lctvber desselben Jahres werden, aus Anlaiz der Ausstellung des Einkommensleuer- Kalasters für das Jahr 1892 die Hausbesitzer oder deren Stell vertreter hiermit ausgcsordert: dir ihiicn behändigten Hanslistensormnlarc nach Mass gabe Ser daraus abgeörncktrn Bestimmungen anszu- fuUcn und binnen 8 Tagen, von deren Behändigung ab gerechnet, bei Bcrmciduiig einer Geldstrafe bis ;n5»0 Mark, entweder persönlich oder durch Personen, welche zur Beseitigung etwaiger Mängel sichere Auskunft zu ertheilen vermögen, an den auf den Hauslislensormularcn angegebenen SteuerstcUen ab zugeben. Wir bemerken hierbei, Saj; das »önigl. Finanz- Ministerium nach der Gencralverordnung vom 25». Jnni 1888 bestimmt hat, das; rnr Brrmridnng doppelter Ausführung von Bewohnern, sowie der Weglassung von Personen, welche nach den be stehenden Vorschriften in die HanSlisten anszn- nevmen sind. Sie Ausfüllung der Hanslisten i»> „och dem Staude >»»>» 12. Oe t<» >»»-r zu geschehen hat. Es können deshalb Hau Ski st en vor dem 12 Lctobcr unter keine» Umständen angenom men werden. Ferner ist in obenerwähnter Gcncralvcrord- nung Sen Gemeindebehörden zur besonderen Pflicht gemacht, auf der Einreichung der Haus listen innerhalb der hierfür geordneten Frist zu bestehen und Fristüberschreitungen nach 8- «1 des Einkominenstciirr-Grsetzes mit Geldstrafe unnach- fichtlich zu ahnden. Im llebriaen wild auf K. 85 des angczogeucn Gesetzes, wonach sowohl der Besitzer eines Hausgrundstucks für die Ltener- belrügc, welche in Folge von ihm verschuldeter, niirichtigcr oder unvollständiger Angaben dem Staate entgehen, hastet, wie auch jedes Familicnhaupt für die richtige Angabe aller zn seinem Hausstände gehörigen, ein eigenes Einkommen habenden Personen, einschlirszlich der Aftermiethcr und LchlafstrUcnmicther, verantwortlich ist, sowie darauf besonders hingemiesen, das, die auf der letzten Seile der Hauslisieniormulare befindliche Bescheinigung von dem Hausbesitzer, bezw. dessen Stell- Vertreter »interschriftlich zu vollziehen ist. Wenn Hausbesitzer oder deren Stellvertreter Hauslistcnformularc nicht oder nur iu un zureichender Zahl erhalten haben, können dergleichen an den betr. Sleuerslellen in Empfang genommen werden. Leipzig, am 5. October 1891. Tor Rath dcr Stadt Leipzig. vr. Trönütin. Koch. Bckattlltlmichttliy. Das I. Diakonat an der Kirche zu St. Matthaci hier ist erledigt. Tas mit dieser Stelle verbundene Einkommen besteht aus einem Gehalte von 4200 ,/t, steigend bis zu 480t) .E, und einer Mieths- entschadigung von einem Fünftel des Gehaltes. Geeignete Bewerber wollen sich unter Beifügung von Zeugnissen und Lebenslauf bis zum 20. Octobcr l. I. bei uns melden. Leipzig, am 2. October 1891. Ter Rath Ser Stadt Leipzig. Io. 3197. vr. Tröndlin. Wirthgen. Bekanntmachung. Wegen Umänderung der Wasserleitnngsanlagen wird die Hohe Ttrasze in ihrer Ausdehnung von dcr Zcitzer bis zur Elisenstraß« von Tonnerstag, Sen 8. dieses Monats, ab auf die Tauer der Arbeiten für den durchgehenden Fähr verkehr gesperrt. Leipzig, den 6. October 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig IX. 11708. Vr. Tröndlin. Leistncr. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgases betrug in dcr Zeit vom 29. September bis 4. Lctvber 1891 im Argandbrcnner bei 2,5 Milli meter Truck und 150 Litern stündlichem Constim das 18,9soche der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. Tas specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,441. Leipzig, am 5. Oktober 1891. Tcs Raths Tcpukation zu drn Gasanstalten. Bekanntmachung. Es wird hiermit bekannt gemacht, datz der Kirchenvorstand der Johannisparvchie in Leipzig sich ordnungsmäßig constituirt hat und von heute an aus folgenden Mitgliedern besteht: 1) Pastor Tranzschrl, Vorsitzender. 2) Diakonus: vaear. 3) Zimmermeister Earl Fricke. 4) LbcrrcgicrungSrath Vr Otto Grünler. 5) Tischlcrobcrmeister Eduard Gustav Heinrich. 6) Buchhändler Hugo Köhler. 7) Lehrer caml. min. William Langenhahn. 8) Kaufmann Friedrich Wilhelm Michael. 9) Justizratd Lscar Feodor Lehme. 10) Kaufmann Martin Schröder. 11) Musikschul-Tircclvr Friedrich Schütte. 12) Stadtcassirer a T Earl Friedrich Wilhelm Leidcmann. 13) Kaufmann Ltto Wrickcrt. Leipzig, den 4. Lctvber 1891. Ter WahlanSichuf; für die Bildung eines Kirchcnvorstandes der Johannisparochie. V. Hölscher. ^nmelckunxen rum Lintritl« in llio velirlinxnudlhellung verllcu VIeniclnir, llon 6. unil Ktttnook. ckeu 7. Oktober, roo 11—12 I kr Vormlttagii enlxvxeoxevommen. 4llso»I>meprilfuu>r: VoaoerstL^, clcn 8. Octobar, krilb 7 Vbr. Ourl IVoltrum, Virector. Die Bede Gladstone'S in Newcastle. AuS der Verschiedenheit der Berichte über die Rede, welche Gladstone am 2. Lctvber in Newcastle gehalten bat, ist zu entnehmen, daß Gladstone'S Programm auf die Hörer versthreden gewirkt bat. Auf die Emen hat die Erwartung des Wahlrechts zu Gunsten der arbeitenden Classcn und die Abkürzung der Wahlperioden den Hauptcindruck gemacht, Anderen ist die Tcccntralisation durch Errichtung von Einzel regierungen in England, Schottland, Irland und Wales als Hauptsache erschienen, eine dritte Gruppe von Zuhörern legt das Hauptgewicht auf die Steuerreform im Sinne aus gleichender Gerechtigkeit, und dem Rest erscheint die Forde rung nach Freigabe Egyptens als dcr eigentliche Kern der Rede. Gladstone hat von jeher die Fähigkeit bewiesen, der großen Menge zu schmeicheln, durch die Liberalität seiner politischen Grundsätze, Anhänger zu gewinnen, aber er hat darüber die wesentlichen Grundlagen, auf welcher sich die britische Politik ansbauen muß, vernachlässigt, und hat sich mit Theorien be gnügt, wo er den praktischen Forderungen ihr Recht hätte gewähren müssen. Was bat den Sturz Gladstones kerbei- gcfübrl? Seine lahme Politik in Egypten und im Sudan und seine übergroße Nachgiebigkeit gegen die Anmaßungen der Irländer. Sein Nachfolger Salisbury bat statt dessen die Wehrkraft Englands gestärkt, besonders die Streitkräfte zur See, er bat die Räumung Egyptens aus unbestimmte Zeit vertagt, er bat die egyptischen Truppen in dem Maße vervollkommnet, daß sie dem Andringcn der Mahditen erfolgreichen Widerstand leisten konnten. Omar Saleh ist mit seinem Heere vernichtet worden, und ebenso ist Osman Digina bei seinen Versuchen, Suakim zn erobern, stets auf unüberwindliche Hindernisse gestoßen. Egypten bat sich unter englischer Verwaltung erholt, ist streitbar und zahlungsfähig geworden, und England würde einen großen Fehler begeben, wenn eS diesen Besitz ohne Noth wieder ansgebcn wollte. Das bat Salisbury sehr wohl erkannt; Gladstone benutzt aber diese offenbaren Erfolge, uni sie als eine Ursache dcr Schwäche und als eine Quelle fortwährender Schwierigkeiten für England auSzugcbcn. Gladstone hat aus seiner Absicht, Irland eine eigene Regierung und ein eigenes Parlament zuzugestcheu, kein Heist gemacht, während Salisbury die Einheit de» britischen Reiches aufrecht zu erhallen bestrebt ist. Natürlich hat Gladstone dadurch die Freundschaft der Iren errungen, und diese werden gewiß tbun, was an ihnen ist, um ihrem Anhänger und Interessen - Ver»"ctcr Glcdstonc aufs Neue den Weg zur Macht zu bannen, aber das wird sich nickt ff leick't machen, wie eS aussicht. Gladstone ist dcr unverfälschte TypnS derjenigen Kreise, welche Alles auf die eigene straft der Parteien stellen wollen. Die Regierung ist nach dieser Politik eigentlich nur dazu da, um Alles gehen zu lassen, wie cS gehl. Eine schlagfertige Armee und eine den Bedürfnissen genügende Marine braucht England nach dieser Lehre nicht ; der Name Großbritannien und daS Geld, über welches das Land gebietet, reichen bin, um alle Völker der Erde in Ab bänzigkcit zn erhalten oder zn bringen, wo cs noch nicht ge schehen ist. Nack den bekannten Artikeln Gladstone'S in der „Forthnightly Review" ist die auswärtige Politik dieses Parteiführers dahin gerichtet, daß sich Rußland und England in den Besitz Asiens tkcileii sollen. Darin besteht die ganze Weisheit Gladstone'S aus dem Gebiete der auswärtigen Politik. Rußland denkt aber gar nicht an Thcilung, sondern eS ist bemüht, England in Asien den Rang abznlaufcn, hat auch in dieser Beziehung schon große Erfolge aufzuweisen. So sehr nun aber Gladstone bemüht ist, dem Grundsatz der Selbsthilfe in jeder Beziehung zur Herrschaft zu verhelfen, so begebt er doch die Inkonsequenz, den Einzug dcr Arbeiter führer in das Parlament auf die Staatshilfe zu gründen. Ans der einen Seite verweist Gladstone die Arbeiter wegen Einführung des Achtstunden-Arbeitstages auf Selbsthilfe, auf dcr andern Seite verlangt er für die Ermöglichung ihrer Betbeiligung an den Arbeiten des Parlaments Staatshilfe. Egypten will er räumen, er trifft aber keine Fürsorge für DaS, was nach erfolgter Räumung geschehen soll. Das empfiehlt derselbe Mann, welcher Egypten mitten im Frieden besetzen ließ, aber gleichzeitig den Sudan aufgab. Bei unS in Deutschland würde nian solchen Menschen eher inS TollbanS setzen, als an die Spitze der StaatSrcgiernng berufen, in England denkt man darüber anders. Es soll damit nickt gesagt sein, daß der Sturz SaliSbury's bei den nächsten Wahlen sicher wäre, aber cs ist nahezu unbegreiflich, daß Gladstone nach den Fehlern, die er als Leiter dcr Re gierung begangen hat, überhaupt noch Aussichten auf Wieder einsetzung >n seine frühere Stellung haben kann. Man wird dadurch zweifelhaft, ob denn der Grad von politischer UrtbcilSkraft, welcher den Engländern von jeder zugcstanten worden ist, ihnen wirklich zukommt. Die einzige annehmbare Erklärung für die fortdauernde Popularität Gladstone'S liegt darin, daß die Engländer in erster Linie eine handeltreibende Nation sink, welche den materiellen, in Geld auSzudriickenden Vortbeil immer als vornehmste Richtschnur betrachtet haben. Sie lieben es nicht, ibre eigene Haut zu Markte zn tragen, wo sie sich fremder Kräfte zur Erreichung ihrer Zwecke bedienen können, und sie glauben, daß sie mit Geld Alles auszusühren nn Stande sind. Daher ihre Lässigkeit auf militairisckem Gebiete. Sie wissen, daß Frankreich die Besetzung Egvptens mit scheelen Augen ansiebt, sie haben cs bereits ersabren, daß Rußland die Macht in Händen bat, durch Afghanistan nach Indien vorzudringcn, aber sic tbun wenig oder nichts, um diesem unausbleiblichen Lauf der Dinge einen Riegel vorzuschieben. Sie protcstircn, wenn irgend etwas geschieht, was ihnen nicht in den .Kram paßt, benutzen aber ihre Hilfsquellen, um ibre Macht und ihren Lankbesitz immer weiter auSzukebncn. DaS geht aber nur so lange, als keine energischen Anstrengungen gemacht werden, um sie aus diesem Besitz zu vertreiben. Wie toll die auswärtige Politik Gladstone'S ist, gebt daraus hervor, daß der ganze Besitz Englands im Norden Afrikas auf den Besitz Egyptens beruht. Von Egypten aus wollen sich die Engländer den Weg nach dem Eaplanke bahnen, und wenn ihnen daS bisher nickt gelungen ist, so rechnen sie mit Sickerbeit darauf, daß eS in Zukunft geschehen wirk. Der Besitz Egyptens verbirgt ihnen außerdem die Ver bindung nach Asien durch den Suezcanal, und sie sollten aus diese Vortheile bloS aus dem Grunde verzichten, weil Gladstone die Räumung EgvptcnS in sein Programm aus genommen bat? Erinnert sich Gladstone nicht mehr an daö Schicksal Gvrdon'S, das er doch hauptsächlich ver schuldet hat? Die Lehre von der Selbsthilfe ist theoretisch sehr schön, in der Praxis geräth man sosort in dicZvrüche, wenn man diese Lehre zur Herrschaft erhebt. Die Staaten bildung ist aus dem Bcdürfniß der gegenseitigen Hilfe dcr Menschen zur Erreichung gemeinsamer Zwecke hervor gegangen, sie bat zur Vereinigung dcr Leitung in eine Hand geführt, und wenn sich die Thciluahme der Vertretung des Volkes an der Gesetzgebung als nvthwcndige Ergänzung dcr persönlichen Macht des Staatsoberhauptes herauügestcllt hat, so ist dadurch diese Vertretung noch nicht zur Ver neinung der einheitlichen StaatSlcitung berufen. Gladstone ist dcr Vertreter derjenigen Richtung, welche die Herrschaft deS Parlaments im Staate anstrebt, deshalb seine Neigung zur Decentralisirung, deshalb seine Gegnerschaft gegen eine icklagsenige Macht deö Staates zu Wasser und zu Laute. Und doch giebt cS in keinem Lande der Welt eine Plutokratie von dcr Bedeutung Englands. Die oberen Zehntausend be stimmen in England daö Schicksal des Landes in der inneren und in dcr auswärtigen Politik, sie wollen den Schein er wecken, als ob diese bevorzugte Stellung Jedem offen stände. DaS ist eine Lüge und die Äkittel, welche Gladstone in Vor schlag bringt, um sie zur Wahrheit zu machen, sind auch auf Täuschung berechnet. * Leipzig, 7. October. * Ueber das Befinden deö Groß Herzogs von Mecklen burg-Schwerin sind verbältnißmäßig befriedigende Nach richten eingegangen. Der Aufenthalt des Großkerzogs in Eauneü übt ersichtlich wvblthuenden Einfluß. Die Lähmungs zustände verringern sich und die Kräfte nehmen ersichtlich zu. Die Hoffnung der Aerzte aus Herstellung des Großhcrzogö ist gesteigert. * DaS ohnehin weite Gewissen dcr deutschfreisinnigcn Partei hat sich seit Sonntag noch um ein Erhebliches er weitert. Ein Deutschsreisinniger Parteitag in Hannover bat im Beisein dcr Herren Richter und Hinze eine Resolution beschlossen, welche die Au Santwortung deö Welscnsonds an daö Haus Hannover verlangt. Mit diesen! Beschlüsse verleugnet die Partei ihre ganze Ver gangenheit, die ältere wie die jüngste. Als die preußische Krone im Jahre 1867 einen Permögensvertrag mit dem ehemaligen iiöwg Georg von Hannover ubschloß, welcher diesem die Besitzungen zusicherte, die heute den WelfenfondS bilden, da befehdete die Fortschrittspartei diesen Vertrag auf daö Heftigste u. A. mit der Begründung, daß keinerlei Verpflichtung zu einer solchen Dotirung vorliege. Kurze Zeit daraus sah sich bekanntlich die Regierung durch welsisckc Umtriebe gezwungen, von einer Vermehrung der materiellen Hilfsmittel des Truppen gegen Preußen werbenden Exkönigs abzuseben und die Beschlagnahme des Vermögens vorzuschlagen. Da war eS wiederum die Fort schrittspartei, welche das Gesetz aus dem Grunde verwarf, weil eö nickt die definitive ConfiScation zn Gunsten dcr preußischen Slaatscassc aussprach. Ein Theil der Fortschritts partei, darunter Waldeck und Schulze-Delitzsch, trenute sich allerdings vom Gros der Partei, aber nicht etwa um für die Ueberantworlung an den König Georg, sondern nur für die Beschlagnahme, d. h. sür das jetzt nock giltige Gesetz über den Welfensonds zu stimme». Die Fortschrittspartei war eS, die ain entschiedensten und lautesten jeden Rechtsanspruch des Königs verneinte und den im VerniögenSvertrag von 1867 zum Äusdrucke gelaugten BilligkeitSrücksichten die Berechtigung absprach. * Das letzte Bulletin über daS Befinden weiland König Karl's von Württemberg lautete vom 6. October: „Die ersten Nachtstunden verbrachte der König im schlummernden Zustand. Gegen Mitternacht trat eine bedrohliche Herzschwäche ein, welche das Aeußerste befürchten ließ. Die Kräfte hoben sich noch einmal, indessen stellte sich bald große Unruhe ein, welche bis 3 Uhr anhielt. Von da an schwand das Bewußtsein, das vorher schon vielfach benommen war. Um 6 Uhr 50 Minuten verschied Se. Majestät sanft nnter den Erscheinungen dcr Hcrzlähinung, ohne daß daö Bewußtsein zurückgckcbrt war." Die königliche Familie war von Mitternacht bis zum Verscheiden deö Königs um daS Sterbelager versammelt. Auch der Ministerpräsident von Mittnacht war anwesend. Gestern hatte der König mit der Königin daö Abendmahl genommen. * AuS Baden wird geschrieben: Eine große Ucber- rasckung haben die Abgeordneten Wahlen, welche sonst getreu nach dem Wahlbilde, daö die Wahlmännerwahlen ge liefert haben, ausgefallen sind, zu Tage gefördert, nämlich die Wahl des Führers Les intransigenten Theilcs der badischen Ultramontanen, Pfarrer Wacker in dem Kreise Ettlingen. Hier war ursprünglich Pfarrer Gutmann ausgestellt worden, welcher jedoch im letzten Augenblicke vom Erzbischof von Freiburg zum Tvmcapitular ernannt wurde, in Folge Lessen er seine Eandidatur zurückzog. Als die nichts aknenden Wahlmänner im Wahllocale versammelt waren, wurde ihnen dies mitgetbeilt und ihnen zugleich der Vorschlag gemacht, Pfarrer Wacker zu wählen, tvaS anck geschah. Man geht nicht irre, wenn man annimmt, daß dies ein Schackzug der Freiburger Eurie ist. Dcr Heißsporn Wacker Hal keinen großen Anhang und er würde sicher nicht gewählt worden sein, wenn seine Eandidatur früher ausgestellt worden wäre. Deshalb wurde Gutmann vorgeschoben und Wacker erst im letzten Augenblick nominirt, so daß die Wahlmänncr keine Zeit zum Ucberlegen mehr hatten. Hiermit hat die Freiburger Eurie dcr großherzoglichcn Regierung indircct einen erbitterten Kampf zwischen dem Staat und dcr skircbe angekündigt, um so mehr als von dcr Freiburger Eurie die Wahl des Geistlichen Raths Lender, des früheren Führers der badischen Ultramontanen, welcher jedoch der gemäßigteren Richtung angehört, vereitelt worden ist. * AuS Hamburg wird gemeldet: „Entgegen dem An träge der Bürgerschaft wird ein aus verschiedenen Fractionen unterstützter Gegcuautrag eingebracht werden, welcker lautet: „So richtig auch der Gedanke einer Aufhebung der Gc- treidezölle erscheint, so sind doch die Antragsteller über zeugt, daß der Senat zu geeigneter Zeit die nöthigen Schritte bei dem BunbeSrath ergreifen wird, und beantragen daher Len Uebergang zur Tagesordnung." * Die »Hamburger Nachrichten" warnen vor etwaiger Zulassung der Redemptoristen, die als erster Schritt zur Aushebung des Iesuitengesetzeö zu betrachten sei. * DaS „Marine-Verordnungsblatt" veröffentlicht einen Erlaß des Kaisers an den Reichskanzler, wonach die Kreuzersregatle „Bismarck" aus der Liste der Kriegs schiffe zu streichen ist und der Reichskanzler beauftragt wird, wegen weiterer Verwendung des SckiffeS daS Erforderliche zu veranlassen. Das neue Panzerschiff „Brandenburg" ist der Marincstation der Nordsee zugetheilt. * Dcr österreichische Botschafter Freiherr von Calice überreichte beute dem Sultan in Privatankien; ein von Lalle- mand gemaltes Portrait deö Kaisers Franz Josef.— Die Abberufung Calwe'S wird dementirt. * Die österreichisch-ungarischen Delegationen wurden auf den 9. November nach Wien ciuberuscn. * Statthalter Gras Thun traf, wie unser Eorrespon- dent vom 5. d. meldet, an diesem Tage in Rcichcnberg ein, um sich persönlich über das Bombe natteilt at in Rosenthal zu informiren. Er begab sich sofort vom Bahnhof in Begleitung des BezirkShauktmaiinö Schlögl, Bürgermeisters vi. Schlicker und Eisenbahn OberinspectorS Wuch an die Stelle deS Attentates und fuhr dann zum KreiSgericktc, um mit deni strcisgcrichtspräsidcnten Watzka, Staatsanwalt Schöbt, Substituten Di. Schwager und Unter suchungsrichter Hüttl über diese penible Angelegenheit zn cvuferiren. Der Statthalter kehrte mit dem Zuge um 9 Ubr Abends nach Prag zurück. * Die Prager Abendblätter melden, daß der Groß industrielle Baron Leitcnberger die auf Ergreifung dcr Rosenthaler Attentäter ausgesetzte Prämie von 10 000 Gulden aus eigenen Mitteln um 2000 Gulden erhobt hat. * Der u n g a r i s ch e Finanzm inistcr wird heute dem Ab geordneten Hause daö Budget verlegen. Daö Abgeordnetenhaus genehmigte gestern einstimmig den Gesetzentwurf, betreffend Deckung deö Mangels au Ossi- cicren bei der ungarischen Landwehr. Im Lause der Debatte erklärte dcr Minister der Landesvertheidigung Freiherr von Fe jcroary, die Absicht deS Gesetzentwurfs sei die möglichste Einschränkung in der Heranziehung von Ossieicren der ge mcinsamcn Armee zur ungarischen Landwehr. Der jährliche Abgang von Officieren bei dcr ungarischen Landwehr betrage etwa 100, derselbe werde aus den Zöglingen dcr Ludovico- Akademie in Pest zum größten Theil gedeckt werden. * Wenn aus dcr Sprache dcr czeckischen Blätter ein Schluß auf die in der czechiscken Partei verwaltende Stimmung nach Beendigung der Reise deö Kaisers Franz Josef gezogen werden kann, muß festgcstcllt werden, daß die selbe cber ausglcichsfeindlicher alö einlentender geworden ist. In gereiztem Tone werden A »klagen gc gen d ie Deutschen, ihre Parteileitung und die Abgeordneten erhoben, die An sprachen des Kaisers als sämmtlich gegen die Deutschen ge richtet erklärt, kurz Alles gethan, was die Wiederaufnahme dcr AusglcickSvorlagen erschweren und die feindselige Stim mung vermehren kann. So schreibt die Prager „Politik": „Gewiß entspricht die Idee der Eintracht den erhabenen In- tenlionen des Kaisers, und auch das böhmische Volk wiiusckt nichts sehnlicher, als mit seinen deuischen Landsleuten nicht nur im Frieden, sondern im besten Einvernehmen, aber aus Grundlage des gleichen Rechtes, der Unthcilbarkcit dieses Königreiches, sowie der gleichen Werthschätzung zu leben. Bei dein bewährten Gerechtigkeitssinne des Kaisers und Königs geht gewiß sein Wunsch über diesen Rahmen nicht hinaus, und aus diesem Boden wird sich das böhmische Volk stets zu einem Ausgleiche bereit finden lassen. Aber die deutsche Parteileitung hat von diesem Ausgleiche eine ganz andere Auffassung, sie will di« Herrschaft und nicht die Gleichberechtigung, sie will die Trennung und nicht die Einigkeit." Die Thatsachc, daß bereits eine zwischen den Führern beider Parteien unterzeichnete Ausgleicksvercinbaruiig besteht, wird von dem Blatte absichtlich außer Acht gelassen. WaS dcr deutschen Parteileitung als Auffassung deö Ausgleichs unterschoben wird, ist einfach komisch, denn diese will nur, daß dcr Ausgleich, welcher von den dereinst angesehensten Führern der Ezechen, von Rieger, Mattnsch, Lobkowitz und Elam-Martinitz als gerecht befunden und gebilligt wurde, endlich Gesetzeskraft erlange, und diesen Wunsch hegt dcr Kaiser gleichfalls, nachdem der Ausgleich nur aus sein persön liches Elngreifcn angebahnt wurde. Leider dürste cs bei der herrschenden Strömung unter den Ezechen noch nicht so bald zu dem ersehnten Frieden kommen, und im RcickSratbe wird und muß eS sich zuerst zeigen, ob die Worte deS Kaisers gänzlich ohne Wirkung geblieben sink. * Am Grabmale Victor Emanuels im Pantheon haben fortwährend zwei Veteranen die Wacke. Ihnen liegt auch die Obhut über das Album ob, in welches die meisten Besucher ibre Namen eintragcn, um dem Andenken deS Bc- g ründerS der italienischen Einheit ihre Huldigung zu zollen. Man mußte daher mit einiger Spannung der amtlichen Meldung entgegcnsehen, welche der Wachthabende über den vielbesprochenen Vorfall am vergangenen Freitag der vor gesetzten Behörde einreicken würde. Dieselbe wurde von dem Veteranen Malacotta abgestattet und lautet nach der „Pcrsc- vcranza" wie folgt: „Heute Morgen um II Uhr stellten sich in der Kirche zwei Gruppen von Pilgern ein. Die eine zählte etwa 15, die andere gegen 150 Personen Beide gehörten zum srauzvsijcken katholischen Piigerzuge. Sie näherten sich dem Grabe des groben Königs und drangen mitwenig ehrerbietiger Haltung in das Innere der Capelle ein. Gleichzeitig betraten die Kirche zwei Carabinieri und kurz darauf zwei Schutzleute, die nacheinander ihren Rundaang Lurch die Kirche machten und alsbald wieder hinausgingen. Mittlerweile hatten die Pilger 'sich an den Tisch herangedrängt, wo daS Buch sür die Unterschriften der Besucher aufliegt. Ein Priester nahm zuerst die ffeder, um fick einzusckreiben. Der Unterzeichnete ermangelte nicht, ihm iu französischer Sprach« zu sagen, er dürfe in das Buch nur seinen Namen, und wenn er wünsche, seinen Geburtsort eintragen. Statt dessen schrieb der Priester die Worte hinzu: Vivo I« vape! Zwei andere thaten desgleichen und machten denselben Zusatz. Nachdem Unterzeichneter diese Tbatfache gesehen, bat er einen Herrn, den er als einen Italiener kannte, und einen Marine-Lsficier, einen Augenblick am Tische zu verweilen, und eilte, die Schutzleute von dem Platze vor der Kirche Hereinzurusen. Es kamen dann in der Tdat zwei Larabiuteri Herder und schritten zur Verhaftung der Schuldigen." * Tic letzten etwa 800 französischen Pilger in Rom sind bei TageSculdrnch vom Bahnhof Trastevere m einem außer«
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