60 Gisela Lincke Die Dresdner Künstlergenossenschaft KUNST DER ZEIT In der Nazizeit wurden 1934 alle Künstlerverbände zerschlagen. Wie anderen fehlte es auch den bildenden Künstlern an Kommunikation und Austausch. Vielen Künstlern war Berufsverbot auferlegt worden, sie konnten ihre Arbeiten nicht zeigen, mussten schwei gen. Nach dem Zweiten Weltkrieg einen Neuanfang zu finden, war dann aus vielen Gründen schwer. Im Grünen Haus in Dresden-Strehlen stellte eine lose Vereinigung von Künstlern unter dem Namen »Der Ruf« ihre Arbeiten vor. Neben einigen Jüngeren beteiligten sich ehemalige Mitgliederder Dresdner Sezession 1932, u.a. Werner Hofmann, Hans Christoph, Edmund Kesting, Hermann Glöckner, Siegfried Donndorf und Erna Lincke. Ihr künstlerisches Anliegen war darauf gerichtet, die 1933 verbotene Kunst wieder zugänglich zu machen und für einen weiten Kunstbegriff zu werben. Später gründete sich die Künstlergruppe »Das Ufer«; zu ihr gehörten vor allem die ehemaligen ASSO-Künstler. Diese Gruppen organisierten erste Ausstellungen, teilweise in entlegene Gegenden. »Kunst aufs Land« hieß später eine ihrer Parolen. Thematisch bezog sich die Kunst der Nachkriegszeit auf das unmittelbare Erleben: den Wiederaufbau Dresdens, die Landschaft der Umgebung, Porträts von Freunden, Stillleben. Keine der Gruppen verfügte über eigene Räume, Ausstellungsfläche war kaum vor handen, eine ständige Präsentation von bildender wie angewandter Kunst war nicht möglich. Wo auch, Dresden lag in Trümmern! Mit der gesellschaftlichen Neuorientierung und dem Wiederaufbau der Stadt fand sich schließlich auch eine neue Organisationsform für die Künstler - die Genossenschaft! Am 28. November 1953 wurde im Kulturraum der Leo-Werke mit Unterstützung des neu entstandenen Künstlerverbandes die »Verkaufs genossenschaft bildender Künstler Dresden« gegründet. 69 Künstler, u.a. Siegfried Donndorf, Johannes Kühl, Erna Lincke, Rudolf Nehmer, Eugen Hoffmann, Franz Nolde, Eva Schulze-Knabe, Fritz Tröger, Willy Petzold, Jürgen Seidel, Hilde Stilijanow, Willy Wolff, traten am Gründungstag der Genossenschaft bei. Am nächsten Tag folgten Hans Kinder, Hans Jüchser, Karl Timmler, Lea und Hans Grundig, Erich Fraaß, Ernst-Günther Neumann, Carl Lohse, Theodor Rosenhauer, Ernst Hassebrauck, Curt Querner. Ende 1953 zählte die Genossenschaft bereits 158 Mitglieder und wuchs in den Folgejahren auf 200. Das Statut, in der Gründungsversammlung beschlossen, war zuvor vom Kulturminis terium genehmigt worden und regelte auch die Strukturen der Verkaufsgenossenschaft.