85 Fusion als Entwicklungstrend (2000-2004) Kreditgenossen schaften ländliche Waren- und DL-Genossen- schaften gewerbliche Waren- und DL-Genossen- schaften Summe 2000 209 80 11 300 2001 153 82 16 251 2002 106 57 9 172 2003 82 58 11 151 2004 49 34 4 87 Summe 599 311 51 961 anteilig 62,33 % 32,36 % 5,31 % 100 % Funktion und Potential der Genossenschaften in der Theorie Vor dem Hintergrund solcher Entwicklungen stellt sich grundsätzlich die Frage nach der Funktion der Genossenschaft für ein modernes Wirtschaftssystem. Was kann die Genos senschaft als Unternehmen heute noch? Der Beantwortung der Frage nach der Funktion verschiedener Unternehmenstypen widmen sich die Wirtschaftswissenschaften unter anderem innerhalb der Theorie der Firma. 6 Den verschiedenen Organisationsformen werden unterschiedliche Fähigkeiten zugesprochen, typische Probleme im Wirtschaftsablauf zu lösen (Kapitalbeschaffung, Qualitätssicherung, Absicherung von spezifischen Investitionen). Unternehmen, die bei der Lösung solcher Probleme einen Vorteil generieren können, werden sich im Wettbe werb gegen andere Organisationsformen durchsetzen, woraus sich ihre Funktion für das Wirtschaftssystem erklärt. Wissenschaftliche Beiträge, die sich mit den speziellen Vorteilen von Genossenschaften beschäftigen, sind aber durchaus begrenzt und werden darüber hinaus hinsichtlich ihres Erklärungsgehalts oft widersprüchlich diskutiert. 7 Möchte man die Funktion der Genossenschaft im Wirtschafts- und Gesellschaftssystem besser verstehen, so erscheint die bloße Frage nach dem Wettbewerbsvorteil der genos senschaftlichen Organisation gegenüber anderen Organisationsformen wie beispiels weise der GmbH oder der Aktiengesellschaft falsch gestellt. 8 Selbstverständlich müssen sich auch Genossenschaften nach erfolgreicher Gründung im Wettbewerb behaupten. Unterstellt man jedoch die Erlangung eines Wettbewerbsvorteils gegenüber einem nicht-genossenschaftlichen Konkurrenten als alleiniges Gründungsmotiv, so wird auto matisch und von Anfang an von einer Marktsituation ausgegangen. Ein Blick auf die Geschichte der Genossenschaftsbewegung verrät, dass das Gros der Genossenschaften in einer Zeit gegründet wurde, in der in den traditionellen Bereichen genossenschaftlicher Organisation kaum von wie auch immer funktionierenden Märk ten gesprochen werden kann, wenn es beispielsweise um den Bereich des ländlichen Kreditwesens, um den städtischen Wohnungsbau oder um die Versorgung von Indus triearbeitern mit Konsumgütern und Lebensmitteln um 1900 geht. Um die Funktion der Genossenschaften besser verstehen zu können, ist es deshalb sinnvoll, die spezielle Um-