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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193107291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19310729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19310729
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1931
- Monat1931-07
- Tag1931-07-29
- Monat1931-07
- Jahr1931
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1931
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Zkl MWkl »er „W zkHeli»' auf seiner Polarfahrt. Das Luft schiff landete bei Franz-Joseph-Land »eben dem russischen Eisbrecher „Malygin* und tauscht« Post mit ihm aus. Der voraussichtliche wei tere Weg deS „Graf Zeppelin* ist in unserer Karte gestrichelt angegeben. «eine Loyoseokung in Amerika Washington. 29. Juli. Der Arbeitssekretär erklärte die Politik der Regierung sei auf das strikteste gegen jede Lohnsenkung gerichtet. Do X stiegt «ach Rew York New Vork. 29. Juli. Einer Meldung aus Rio de Ja neiro zufolge hat das Flugschifs Do X das Trockendock ver lassen. Es überflog die Stadt und ankerte dann in der Bota- sogo-Bai. Der Start des Do X zum Fluge nach New Bork ist für Freitag angesetzt worden. Bedrohlicher Waldbrand bei Marieiste Pari«. 29. Juli. Ln der Umgebung von Marseille wütet seit mehreren Tagen ein Waldbrand. Er nimmt immer größeren Umfang an und bedroht Wohnstätten; Truppen sind zu seiner Be kämpfung eingesetzt worden. Eine russische Zeppelin-Marke, die anläßlich des Polarfluges des „Graf Zeppelin* und seines Zusammentreffens mit dem russischen Eisbrecher „Malygin* bei Franz-Joseph-Land von der sowjet russischen Post herausgegeben wurde. mehr als ein anständiges Durchhungern. Ich bewundere meinen Mann, wie der alles so ergeben durchhält.* „So bitter hat es Sie gepackt, Ophelia?* Die große starke Frau sah zu Boden. „Ja , - - eine Schmiere, das ist oft das Ende. Wir sind alle gute Spieler und spielen gern. . . wenn nur nicht alles so unzulänglich wäre auf -er Welt. Bühnen, daß man schaudert, Säle, wo man heiler wird vom Brüllen, weil uns sonst kein Mensch versteht. Und dann manchmal noch Spott und Hohn, wenn unsere Armut durch die Kleider schaut. Sie wollen glänzende Gewänder . . . und wir wollen doch nur Brot.* Es war ein erschütterndes Bekenntnis. „Vielleicht kann ich dir ein wenig helfen, Ophelia! Jetzt aber sage: Was führt dich zu uns?* „Ach, Agnes . . . -as ist eine schlechte Sache, die sie -ort in Bötzingen ausgesponnen haben. Wir haben in unserem Spielplan ein Stück, ein gutes, harmloses Stück: Wenr du eine Schwiegermutter hast! Das wollten wir spielen. Mein Mann ist nun von verschiedenen Bürgern bestürmt worden, das Stück so umzumodeln, daß es sich als Spitze gegen Frau Laibacher auswirkt.* „Ahl* „Mein Mann hat sich hinreißen lassen, es zuzusagen! Aber ich hatte kein« Ruhe! Ich möchte nicht, daß einer Mitschwester Unrecht getan wird. Ich habe nicht geschlafen die Nächte, un heute konnte ich nicht anders, ich wollte Frau Laibacher kennen lernen " Frau Caroline sah sie dankbar an. „Sie sin- eine brave» anständige Fraul" sagte sie erfreut. „Da, ichauen Sie mich an. Um mich handelt es sich. Ich habe meinen Schwieger sohn aus dem Betrieb getan, weil ich ihn ertappte, wie er eines der Mädels aus der Fabrik auf dem Schoße hatte. Das habe ich nicht geduldet, unü das hat die ganze Stadt gegen mich gebracht!* „Das kann man nicht verstehen!* „O doch! Das kann man! Die vielen Freunde meines Schwiegersohnes waren ja Nutznießer. Er hatte Geld, wie er es brauchte. Im Geschäft war er ja Alleinherrscher Zu allen Gefälligkeiten war er bereit, er half manchem Schma rotzer. Das ist nun anders geworden. Und darum trisft mich der Haß!" „Unü jetzt sollen wir Schauspieler Werkzeug sein, es Ihnen heimzuzahlen? O nein, Frau Laibacher. Das werden wir nicht tun. Wir sind Len üblen Gesellen nicht feil * Agnes sah lange vor sich hin. Dann sagte sie ernst zu Frau Laibacher: „Heute abend will ich Rosel und Lisa eine Geschichte erzählen . . .1" Frau Laibacher nickte ihr ernst zu. „Deine Geschichte, Agnes! Du willst eine Ende machen?" „Ja, einmal müssen sie doch die Wahrheit erfahren. Ich glaube, der rechte Zeitpunkt ist gekommen. Vielleicht hätte ich auch schon früher sprechen sollen." „Man weiß vorher nie, Agnes, was richtig ist,* entgegnete die alte Frau freundlich Dann wandte sie sich wieder Frau Ophelia Blumtritt zu. „Liebe Frau Direktor, was tun wir nun?" Statt ihrer sprach Agnes mit stillem Lächeln: „Ich habe einen guten Gedanken. Ophelia, können Sie mir morgen einmal den Vormittag schenken? Ich möchte mit Ihnen alles besprechen." „Sie dürfen verfügen, Agnes. Für Sie habe ich immer Zeit." * , * Ein stiller Abend lag über dem Hause Laibacher. Frau Caroline saß mit ihren Töchtern und Agnes Holgar im ge- mütlichen Wohnzimmer. Das Gespräch wollte nicht recht in Gang kommen. Es war gegen neun Uhr. Da sagte Agnes Holgar plötzlich zu Frau Carolines Töchtern: „Ich möchte Ihnen heute gern eine Geschichte erzählen. Es ist eine bitter« Geschichte, aber ich glaube, sie wird Sie sehr interessieren." Frau Rosel und Lisa sahen gespannt auf Agnes un rückten näher an den Tisch heran. „Es ist mein« Geschichte," begann Agnes leise. „Di« Ge schichte meines Elends und meine» Glücks. Ich bin mit sechzehn Jahren zum Theater gegangen und nahm es ernst mit meiner Kunst Und als ich zwanzig Jahre alt war, hatte der Name Holgar bereits einen guten Klang Mit zweiutzdzanzig Jahren lernte ich einen Mann kennen, d«r gut 10 Jahre älter war als ich Ich ahnt« nicht, -aß er mein Schicksal werden sollte. Er verliebt« sich in mich und bat mich, sein« Frau zu werden. Ich wollte meine Kunst nicht opfern und schlug es ihm ab, aber ich wurde kurz darauf sehr krank und durch die Krankheit so geschwächt, daß ich mit dem Ende meiner Bühnenlaufbahn rechnen mußte. Da ließ ich mich verleiten und nahm die Werbung an Er war vermögend und hatte in einer kleinen Stadt ein gutgehendes Geschäft. Was er mir an Len Augen absehen konnte, das tat er mir zulieb«, aber als wir in seiner Heimat stadt waren, begann für mich «in« Zeit der Qual. Mein Gatte war so eifersüchtig, daß er mich kaum einem Menschen zeigte. Er vermied jeden Verkehr, wies alle Besuche ab mit dem Bemerken, ich sei krank Da kam das Kind, und ich hoffte, daß sich seine krankhafte Eifersucht legen würde. Aber es trat nicht ein, im Gegenteil, sie verschärfte sich noch durch ein armseliges kleines Ereignis. In unserem Hause verkehrte als einziger unser Nachbar, ein Mann, -er im Alter etwa zwischen mir und meinem Gatten stand Er mühte sich, mir etwas den Hof zu machen. Gewiß war es nur eine Spielerei, geboren aus einer Laune oder aus der Eitelkeit. Wer kann das wissen? Jedenfalls ist er mir nie auch nur in kleinstem Maße zu nahe getreten Aber mein Gatte glaubt« «s, und für mich begann ein« Zeit der Höll«, di« auch nicht besser wurde, als das zweit« Kind kam." , j Mu cen«i Summe und gelenkten Augen sprach di« Frau. Ledes Wort war ihr Oual und doch Befreiung I „Es wurde immer schlimmer," fuhr sie fort „Mein Gatte i trat meine Frauenehre mit Füßen Er machte mir das Leben zur Hölle ljnd warf mir ogar vor, daß di« Kinder nicht seine eigenen seien Eine Frau, eine Mutter kann unendlich viel ertragen aber dieser schwer« Borwurf trieb mich aus dem Hause, trieb mich wieder zur Bühne, denn ich , mußte ja leben, unü ich wurde die Tragödin Agnes Holgar/ > Frau Rosel starrte di« Sprecherin mit brennenden Augen an. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Eine Ahnung, groß und herrlich, erfüllte sie, aber sie wagte nicht zu sprechen und wartete nur der weiteren Worte. „Und seit jenem Tage vergingen fünfzehn Jahre. Wohl zehnmal in diesen Jahren trieb mich die Sehnsucht zu den Kindern heim, und ich bat meinen Gatten, daß ich bei den Kindern bleiben dürfe. Ich erniedrigte mich im Staube vor ihm, aber er war hart und unversöhnlich. Immer schlich ich wie eine Bettlerin aus dem Hause. Ich iah meine Kinder aber nur von fern und trug di« Qual siebzehn lange, bitter« Jahre. Nur meine Kunst half mir, si« zu überwinden. Dann starb mein Mann. Ich war zu jener Zeit drüben in Süd amerika auf einer Tourn««, und als ich wieder in Deutschland weilte, erhielt ich den Brief des Notars meines Gatten, der mir mitteilt«, daß mich mein Gatte als Universalerbin ein geletzt hatte Ich wollt« meinen Augen nicht trauen Alles ! hatte ich erwartet, das ab«r nicht. Die Sehnsucht trieb mich, und am liebsten wär« ich am gleichen Tag« heimgefahren. Aber ich besann mich und bat den Notar, mich zu besuchen, und da erfuhr ich, daß eine meiner Töchter inzwischen ge heiratet hatte und lehr unglücklich war. denn der Mann betrog sie und verschwendete das Geld der Firma. Ich elbst fühlte mich zu schwach, um keifend einzugreifen Und o besprachen wir mit dem Notar «in kleines Komplott. Reine treue Katharina, meine langjährig« Garderobier«, di« mich io viel« Jahr« betr«ut hatte, sie nahm mein« Stellung ein, denn sie verfügte über alle» das, roa» mir fehlte Uno ihrer kraftvollen Art, ihrer Ehrlichkeit und Klugheit ist da» Werk schon halb gelungen." Totenstille war im Zimmer. „Und das ist meine Geschichte!" so schloß Agne« Holgar. Dann stand sie langsam auf und trat zu ihren Kindern, di« plötzlich lchluchzend an ihrem Halse hingen und st« weinend umarmten. Zum ersten Mal« in ihrem Leben schlug das Wort Mutt« ,n ihr Ohr und schlug an ihr Herz, so start und kraftvoll, daß es tönte wie ein« Glocke. * - * Herr Senator Schute fuhr quietschvergnügt mit der Bimmelbahn von Kottbus bi» Bötzingen Er freut« sich geradezu, leinen Sohn wieüerzuiehen. und war erfüllt von Illusionen. Nach seiner Urbsrzeuguna mußt« LL Balduin sehr zu seinem Vorteil verändert haben. Ein forscher, fixer Junge lebte vor seinen Augen auf. Noch nie hatte ihm seine Importe so wundervoll geschmeckt wie jetzt auf der Fahrt nach Bötzingen. Ihm gegenüber saß ein alter Herr mit einem stillen, freundlich verklärten Gesicht, wie ein alter Philosoph und Lebenskünstler. Sie hatten sich di« ganze Zeit oft angesehen, aber zu einer Unterhaltung war es nicht gekommen. „Schöne Gegend hier!" sagte endlich der glückliche Reeder. „Ja! Jetzt ist die Welt überhaupt schön in ihrem Blüten schmuck. Da kann man hinkommen, wo man will." „Ja... ja, auch Hamburg ist jetzt schönt Unser« Alster , . . kennen Sie die? Da blüht alles, daß man richtig wieder jung wird " Seines Gegenübers frohe Augen strahlten. „Ich kenne sie noch nicht! So weit bin ich nicht gekommen. Aber mein Junge, der hat dort gearbeitet, ehe er nach Südamerika g „^Lohl ein recht tüchtiger Kerl?" Der alt« Herr nickt« im Vaterstolz. ,Has ist er! Der schreibt in sechs Sprachen unü vier spricht er perfekt! Do kann lein Vater nicht mit" „Ach, und den besuchen Si« wohl?" „Ja, er ist jetzt Korrespondent, nein, Prokurist ist er ge- worden, in dem großen Laibacherschen Unternehmen in Bötzingen." „Nach Bötzingen wollen Sie? Da will ich ja auch hin. Mein Sohn ist auch in den Laibacher-Werken. Er volontiert dort. Gestatten Sie: Schute, Senator Schute aus Hamburg." „Sehr angenehm, Herr Senator. Karl Stolze, Türmer d«r Magdalenenkirche in Mengstadt." „Ah, der Vater von Herrn Stolze, dem Freund« meines Sohnes! Das ist ja ausgezeichnet, Herr Stolze, daß wir uns jetzt kennenlernen Zwei Väter, die zu ihren Söhnen fahren! Ihr Sohn hat Ihnen viel Freude gemacht, dos glaub« ich. Mein Junge schreibt ganz begeistert von ihm. So jung und jchon Prokurist! Alle Hochachtung!" Der alte Türmer strahlte wieder über das ganze Gesicht. „Ich freue mich ja auch so!" „Und ich genau so, daß mein Balduin in seine Hand« ge kommen ist. Der scheint ihn nämlich einmal richtig zusam- mengestaucht zu haben, daß er ein Kerl wird, der in di« Welt paßt, und das freut mich ganz besonders, denn ich habe nur den einzigen Jungen, der mal alles mitkriegt." Eifrig unterhielten sich die beiden Alten, unü sie kamen sich rasch näher. „Bötzingen!" schrie der Schaffner. Sie kletterten bedächtig heraus. Der alt« Schut« ichlug Vater Stolze aus die Schulter. „Herr Stolze, unsere Bekanntschaft, di« müssen wir begießen! Als alter Hamburger darf ich Sie zu einem handfesten Grog einladen!" „Jetzt im Mail" lachte Karl Stolze. „Ach, so'n Grog, der schmeckt uns Hamborgern immer!" Georg Meinhold könnt« nicht froh in seinem Schaffen werden Es nagte in ihm, und eine Stimme sprach unaufhörlich: „Du tust Unrecht, denn du trugst di« Schuld! Du warst aus dem rechten Wege, jetzt bist du abgewichen.* Umsonst mühte er sich, diese Stimme nied«rzudrücken, aber Tcrg um Tag wurde sie stärker und lähmt«. i Als «r am Abend in seine Schlosserei kam, meldet« ihm i sein alter Meister, daß Besuch für ihn da sei. Fräulein Agnes Holgar. Verlegen begrüßt« er ste. „Sie kommen zu mir?" sagt« er erstaunt. Agnes Holgar nickte und begann: „Ja, ich komme zu Ihnen. Manchmal kann ein fremder Mensch mehr helfen als «in anderer. Ich meine nämlich: so kann e» nicht weiter gehen, Herr Meinhold." „Ich verstehe Si« nicht, Fräulein Holgar." „Ihre Frau leidet, wißen Si« da» nicht? Sie geht zu grunde, Herr Metnhold, wenn es nicht bald ander» wirb. Haben Sie denn geheiratet, daß da», was Sie aufbauten, wietzrr zufammenbrechen soll?" j tFortsetzung folgt.)
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