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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.06.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060606022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906060602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906060602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1906
- Monat1906-06
- Tag1906-06-06
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Huriana. Oefterreich-Ungarn. * Kaiser Wilhelm wird alsbald nach seinem Eintreffen >n Schloß Schönbrunn den Grasen Äoluchvwskr in Audienz empfangen. Die Presse begrüßt den deutschen Kaiser in äußerst herzlicher und sympathischer Weise. Sie bezeichnet seinen Besuch als neuerlichen Beweis des un erschütterlichen Fortbestandes des deutsch» österreichischen Bündnisses. — Die deutsche Botschaft gibt bekannt, daß an dem Frühstück, iuelches heute der deutsche Botschafter zu Ebren Kaiser Wilhelms gibt, Kaiser Franz Josef 1« ilnimint. Um 7 Udr abends findet dann ein Familiendiner in der Billa Hermes in Lainz statt, nach dessen Beendigung die kaiserlichen Jäger auf den in der Umgebung Wiens gelegenen Jagdschlössern ihre Fanfaren aus den Waldhörnern werden ertönen lassen. Der Botschafter Graf Wedel und der Militär attachs Major v. Bülow fuhren heute früh dem Kaiser bis Gaensdors ent- gegen. Der kaiserliche Sonderzug wird erst gegen 9 Uhr aus dem Nordbabnhos eintreffcn, ioo die Begrüßung durch Kaiser Franz Joses selbst stattfindet. Unmittelbar darauf erfolgt die Weirerfahrt nach Gims, wo der Zug nm 'ZO Ubr «intreffen wird. Italien. * Die Bomben von Ancona. Gestern wurde von einer Kommission unter Leitung des Oberstleutnant Gardini eine der drei in Ancona beschlagnahmten Bomben geöfsnet. Die Arbeit nahm dre- Stunden in Anspruch. Der äußere Mantel des Projektils bestand aus schnellbindendem Zement, der hart wie Stein geworden war. Im Innern der Bombe sand man 40 Hufnägel und 250 Gramm Blei- skückc, sowie die Explosivmasse, eine Verbindung von Chlor mit Schwefel. An der Bombe befand sich ein Zünder. Aus kurze Entfernungen hätte das Projektil eine furchtbare Wirkung üben können. * Der Kamps gegen die IV. Die Schüler sämt licher s?j italienischen Gymnasien sagen für den 10. Juni gleichzeitige große P r o t e st m e e l i n g s gegen das Ministerium an. Sie verlangen eine Erleichtc r u n g der Examina. Spanien. * Das Königspaar machte gestern im geschlossenen Auto mobil eine längere Fahrt und besuchte verschiedene in Ma drid ansässige Fürstlichkeiten, unter ihnen den Großfürsten Wladimir, der gestern abend von Madrid abgereist ist. Bcr- schicdene andere Fürstlichkeiten werden vor ihrer Abreise noch vom König in Audienz empfangen werden. — Der Ausflug des Köniaspaares nach Aranjuez ist ausgeschoben und dürste vielleicht gar nicht stattfinden, obwohl der Al- calde von Aranjuez telegraphiert hat, die Gerüchte von der Anwesenheit von Londoner Anarchisten seien eine Fabel. * Die Opfer dcS Attentats. Im gestrigen Ministcrrat wurde beschlossen, daß allen Familien, in denen ein Mit glied Opfer des Bombenattentats auf den König geworden ist, eine lebenslängliche Rente gewährt wird. Die beiden Soldaten, dir am 21. Mai durch das Bombenattentat verletzt wurden, sind jetzt ebenfalls ihren Wunden erlegen. Man vermutet^ daß der Inhalt der Bombe vergiftet war, da sich bei allen Verletzten hohes Wundsieber und zum Teil der Brand einstellte. * Die Madrider Anarchisten hielten gestern eine Ver sammlung ab, um gegen die Annahme ihrer Beteili gung an dem Königsattentat zu protestieren. Rußland. ' Russischer Jlottcnbesuch in England. „Daily Ehronicle" erfährt, ein russisches Geschwader unter dem Kommando des Admirals Wiren werde im August od:r im September Portsmouth besuchen. * Verhaftung von Soldaten. In der Kaserne der Wy- borgschen Fcstungsartillerie wurden, wie aus Petersburg gemeldet wird, mehrere Soldaten wegen revolutio närer Umtriebe verhaftet. * Die Situation in Bessarabien und in Odessa wird von Reisenden, die in Jassy eingetroffen sind, als über aus alarmierend geschildert. Die Bauern werden durch Agitatoren und Proklamationen ausgehetzt, den be hördlichen Anweisungen nicht Folge zu leisten. Es zirku lieren Gerüchte über die bevorstehende Auflösung der Duma und den Ausbruch einer Revolution. Zahlreiche Militär patrouillen durchziehen die Stadt und die größeren Orte. * Kennzeichnend für die russischen Zustände ist, daß wie nachträglich durchsickert, ein Offizier des russischen ririrgsschisses „Tri Swjatitelt", das Len Varnaer Feierlichkeiten beiwotntte, Selbstmord verübt bat, weil er, wie er sich äußerte, verzweifelt war über den meuterischen Geist der Schiffsmannschaft. Egypten. * Aufruhr im Sudan. Wie die „Tribüne" aus Kairo meldet, griffen Eingeborene in El Obeid, Provinz Kordosan, eine sudanesische Garnison an und töteten 2 Offiziere und 15 Soldaten. Es ist eine Truppenmacht abgesandt worden, um die Ordnung wieder herzustellen. Südafrika. * Der Ausstand in Natal. „Standard" meldet aus Dur- ban, man befürchte dort, daß sich Dinizulu mit 600 An hängern den A u f st ä nd i s che n angeschlossen hat. Japan. * Die Japaner in Korea und der Mantschurci. Wie die „Times" aus Tokio vom 5. Juni meldet, hat die japanische Regierung beschlossen, Korea mit zwei Divisionen, der 13. und der 15., zu besetzen, von denen die erstere das Hauptquartier Hoseung erhalten und die Bewachung der Ost grenze längs des Tumen übernehmen wird, während der letz teren, die zum Hauptquartier Vongi'an erhalten wird, der westliche Teil der Grenze längs des Jalu zur Bewachung zugeteilt werden soll. Mit Ausschluß von Port Arthur wer den die Japaner die Mantschurei mit 20000 Mann besetzt halten, die ihnen auf Grund der im Friedensvertrage be willigten 15 Mann vro Quadratkilometer zustehen. (Vor- läufig stehen in der Mantschurei aber noch mindestens 40000 Männl Leipziger Ungelegenbeiten. Wetterbericht -e» kgl sächf. nieteorsl. Institut» Dresden Voraussage für den 7. Juni. Witterung: Heiter und trocken. Temperatur: Uebernormal. Windursprung: Ost. Lust druck: Hoch. Leipzig, 6. Juni. * Ein Mcisterdieb verhaftet. Di« Dresdner Polizei hat einen guten Fang getan! Ihr ist es ge lungen, «inen Dieb zu verhaften, der in Großstädten sein raffiniertes Diebeshandwerk betrieben hat. Das Schlacht feld seiner Manöver war fast immer das Wartezimmer eines Arztes. Auch in Leipzig hat er mit Glück manöveriert. Am 21. Mai brachten wir folgende Meldung: „Unter dem Vorwand«, er komme im Auftrage einer hoch gestellten erkrankten Dame und solle anfragen, wann sie empfangen werben könne, führte sich ein Unbekannter in der Wohnung eines hiesigen Arztes ein und benutzte die kurze Zeit, während er warten mußte, zur Ausführung eines Diebstahls. Er entwendete 11 Stück Tischläuser, darunter einen von chinesischer Handarbeit, sämtlich mit weißer Seide bestickt; ferner 4 Stück Servietten, mit Maiblumen von weißer Seide bestickt, und ein Handtäschchen von Stahl perlen. Derselbe Spitzbube trat noch bei anderen Aerzten auf und stahl in einem Falle eine wertvolle Standuhr, aus dem 17. Jahrhundert stammend, und im anderen Falle einen Sommerüberzieher mit der Firmenbezeichnung „Starke, Leipzig". Der Unbekannte ist etwa 25 Jahre alt, t,70 Meter groß und schlank. Er hat dunkelblondes Haar, Anflug von Schnurrbart und trägt Nadsahreranzug, dunkelgrüne Joppe mit Gürtel, Mütze und in der Hand ein Paar liellgraue Glacehandschuhe. Er spricht österreichischen Dialekt." — Gestern ist, wie man uns aus Dresden meldet, der dreiste Dieb dort verhaftet worden. Er nennt sich „Schrift steller Joses Bendel aus Wie n". Auch Berlin hat er unsicher gemacht. Das „Berl. Tgbl." schreibt über ibn: Einem raffinierten Betrüger, der auch Berlin lange Zeit unsicher gemacht hat, ist von der Dresdner Kriminal polizei jetzt das Handwerk gelegt worden. Der Mann nannte sich Schriftsteller Josef Bendel aus Wien. In Berlin pflegte er seine Betrügereien auf folgende Weise auszu führen: Er erschien in der Livree eines herrschaft lichen Dieners im Wartezimmer eines bekannten Arztes und überbrachte die Meldung, daß sein Herr schwer erkrankt wäre und ihn zu sich rufen ließe. Sein „Herr" war bald ein Künstler von Klang und Namen, bald ein be kannter Vertreter der Handels- und Finanzwelt. Folgte der Arzt dem erdichteten Auftrag, so nutzte der Diener die Ab wesenheit aus, um die Zimmer gründlich zu plündern. In dieser Weise bat der Mensch in ganz Berlin IV. die Aerzte heimgesucht. Später, als er Berlin genügend gebrandschatzr hatte, wandte er sich nach Dresden, wo er sich bis zu seiner Verhaftung in derselben Weise „ernährte". Man fand bei ihm verschiedene Sachen, die aus Berliner Diebstählen stammen: eine Tasche, die aus silbergrauen Perlen in Silberfassung und silbernen Schlangenketten hergestellt ist und medizinische Taschenmikroskope, die zum Teil noch Prä parat« enthalten. " Zum Attentat auf eine Leipzigerin bei Bad Elfter. Herr Amtshauplmann v. Bose bittet uns um Ausnahme folgender Zeilen: „In Nr. 276 des „Leipziger Tageblattes" ist ein angeblich von einem Augenzeugen des Angriffs vom 29. vorigen Monats auf eine Leipziger Dame in Bad Elfter verfaßter Artikel enthalten, der auch in andere Zeitungen übergegangen ist Den unwahren Angaben dieses Artikels gegenüber wird auf Grund der amtlichen Ermittelungen folgendes festgestellt: 1) Ein Augenzeuge des Anfalles ist nicht vorhanden. Von einem solchen Zeugen hätte man doch wohl auch erwarten dürfen, daß er entweder der ge schlagenen Dame sofort zu Hilfe geeilt wäre oder wenigstens nachher den Täter verfolgt oder andere mutigere Leute auf ihn Lurch Rusen aufmerksam gemacht hätte. 21 Der Dame ist niemand e n l g eg e n g e k o m m e n; der Täter hat sie überholt. 3) Der Stock, mit dem der Täter geschlagen hat, ist nicht 1 Meter lang, sondern nur reichlich K- Meter. 4j Daß, wie es im „L. T" heißt, „ein Akt tschechischer Rohheit" vorliegt, kann nicht be hauptet werden. Die von der Dame gegebene Personen- besckireibung spricht von einem mürrisch aussehenden, etwa Ästährigen Arbeiter mit blondem Haar, der vielleicht einen gleichen dünnen Schnurrbart getragen habe; möglich sei es, daß es ein Böhme gewesen sei. 5) Von den „vielfachen Umstände n", die nach dem Artikelschreiber die „allgemein bestehende Annahme" begründen, „neidische Tschechen" hätten den Ueberfall „entriert", um die Fremden von Bad Elster weg nach dem benachbarten Franzensbad zu ziehen, ist weder der Königlichen Amtshanptmannschaft, noch einer der Nachgeordneten sächsischen amtlichen Stellen einer bekannt. Für eine solche Annahme fehlt es an jedem Anhalt." * Deutscher Burschcnschaststag. Aus Eisenach, 5. d M., schreibt man uns: In größerer Anzahl als in früheren Jahren sind diesmal die Vertreter der deutschen Burschen schaften in der Wartburgstadt erschienen, um ihren Konvent hier abzuhalten. Es ist das 25. mal, daß sie dies in Eisenach tun. Deshalb gewinnt die diesmalige Tagung eine gewisse Bedeutung. Anwesend sind etwa 250 Burschenschafter, darunter Vertreter sämtlicher Burschenschaften und sämt licher Universitäten. Die Verhandlungen betreffen meist innere Verbindungsanaelegenbeiten. Heute fand eine Feier am Burschenschaftsdenkmal statt. Gymnasialdirektor Tr. W i n d e l - Erfurt, ein alter Herr der präsidierenden Ver bindung Germania zu Tübingen, hielt unter Zugrunde legung des Burschenspruches „Freiheit, Ebrc, Vaterland" die Ansprache, die ausklang in ein Hoch auf die deutsche Burschenschaft. Auf dem Denkmalplatz entwickelte sich bald ein buntes Bild echt studentischen Lebens und Treibens. Lieder und Musikvorträge verschönten die Feier, die sich der ocilnahme einer tauscndköpfigen Zus^wuermengc erfreute. Den Kommers am Abend eröffnete Stud. Ruck, der erste Vor sitzende der Burschenschaft „Germania" zu Tübingen, mit herzlichen Worten der Begrüßung. Der zweite Vorsitzende von der Breslauer Burschenschaft „Germania", Stud. Riek- ner, brachte das begeistert ausgenommen« Hoch aus Kaiser und Vaterland aus. und Gymnasialdirektor Dr. Windel- Erfurt hielt die Festrede auf die deutsche Burschenschaft. Mit einer Wartburgfeier wird die diesjährige Tagung morgen geschlossen. Die Burschenschafter legten am Grabe Dr. Fritz Reuters, am Bismarck-Denkmal und im Innern des Burschenschastsdenkmals große Lorbeerkränze mit schwarz-rot-goldener Schleife nieder. * Selterwasserverkaus aus Bahnhöfen. Man schreibt uns: Durch Erlaß vom 26. Oktober 1903 sind sämtliche Eisenbahndirektionen Preußens auf eine Verfügung der Eifenbahndirektion Berlin hingewiesen worden, die den glasweisen Verkauf von Selterwasser zum Preise von 5 Pfg- durch die Bahnwirte angeordnet hatte. Da vielfach darüber geklagt worden ist, daß ein derartiger Verkauf von Selter wasser nicht überall slattfinde, hat der Eisenbahnminister die Eisenbahnoirektionen ausgefordert, ungesäumt entsprechende Weisungen an die Bahnwirte zu erlassen und ihre Aus- sührung zu überwachen. * Die Arbeitgeber des Dachdeckergewerbes Leipzigs be- schlossen, den neuausgearbeiteten Lohn- und Arbeitstarif, der an Stelle des am 31. v. M. abaelaufenen Tarifs treten oll, anzunehmen. Der Stundenlohn der Gehilfen wird -arnach von 60 auf 63 Pfg. bei neunstündiger Arbeitszeit erhöht, und auch sonst enthält der neue Vertrag noch verschie dene Aufbesserungen gegenüber dem alten Tarif. Die Ge- silfen wollen versuchen, noch einen etwas höheren Stunden olm zu erreichen, sie haben dem Tarife daher noch nicht end gültig zugestimmt. * Dienstmädchen vermißt. Vermißt wird seit dem l. d. M. das Dienstmädchen Lina Johanne Krein, geboren am 11. September 1890 in Möckern. Seine Eltern wohnen in der Seeburgstraßc. Das Mädchen hat sich mit Selbstmordgedanken getragen. Die K. ist von schlanker, kräftiger Gestalt, hat braunes Haar, volles, gesundfarbiqes Gesicht, blaue Augen und an der Stirn einen pfenniggroßen Leberfleck. * Spenden. Von einem Gemein degliede wurden aus Anlaß einer frohen Gedenkfeier zu Händen des Herrn Pfarrer Dr. Seydel der Gohliser Kinder be wa h ra n sta l t 1000 Z, dazu noch für eine d«n Kindern der Anstalt zugedachte Festlichkeit 50 gespendet. Die reiche Spende wurde vom Vorstände mit innigem Danke entgegengenommen. T Fahnenweihe des deutschvölkischcn Turnvereins „Friesen". Aus Wunsch tragen wir noch nach, daß bei der Fahnenweihe am Völkerschlachtdenkmal auch der Restau rateur des Denkmalsbau-Restaurants, Herr Paul Weise, einen Fahnennagel gestiftet hat. * Geldschwindlcr. Beim Einkauf einer Kleinigkeit gab ein Unbekannter in einem Geschäft am Ranstädter Steinweg ein Zwanzigmarkstück in Zahlung und wußte mit dem aufgezählten Wechselgelde unter Mitnahme des Goldstückes zu verduften. Der Unbekannte ist 28—30 Jahre alt und hat kleinen blonden Schnurrbart. Er trug dunklen Sommerüberzieher und schwarzen steifen Hut. * Wechselsälscher verhaftet. In Hast genommen wurde ein 26 Jahre alter Buchhalter aus Posen, der bei Geschäfts leuten, wo er Waren auf Kredit entnommen hatte, gefälschte Wechsel in Zahlung gab. * Warnung vor einem Schwindler. Gewarnt sei vor einem unbekannten Betrüger, der unter dem Namen Dr. phil. Berger, Franke oder Schröder auftritt. Er sucht her vorragende Industrielle oder Schriftsteller auf und erschwin- delt sich unter Vorlegung gefälschter Briefe, die mit Kopf druck versehen sind und nach denen er als 2. Buchhalter bei dem Verlag der „Münchner Neuesten Nachrichten" engagiert ist, Reiseunterstützungen. Der Schwindler ist schon früher hier in gleicher Weise aufgetreten und legte sich damals den Namen bei „v. d. Heyde, Schriftsteller und Leutnant d. R., aus Hamburg". Der Betrüger ist 28—30 Jahre alt und von großer Gestalt. Er hat schwarzes Haar und schwarzen Schnurrbart. — Ferner trat in den letzten Tagen ein Be trüger in den Westvororten auf, der sich als Beauftragter einer Kranken-Versicherungskasse ausgibt und Personen ver sichert. Der Schwindler legte sich bisher den Namen Fried rich bei. Er ist zirka 30 Jahre alt und mittelgroß. Er hat blondes Haar, ebensolchen Schnurrbart und trug bläu lichen Jackettanzug und schwarzen steifen Hut. * Selbstmord. Gestern sprang an der Heiligen Brücke ein Mann in selbstmörderischer Absicht in die Elster und ertrank. Sein Leichnam konnte alsbald geborgen werden. In dem Toten erkannte man nachmals einen hiesigen 58jährigen Kopisten. Nahrungssorgen sind das Motiv der Tat. * Kleine Brände. Heute morgen sand in einer Schlosserei in der Plagwitzer Straße ein unerhebliches Schadenfeuer statt. Es war durch ein weggeworfenes brennendes Streich hölzchen verursacht worden. Es wurde von der Feuerwehr schnell gelöscht. — Ein Gardinenbrand wurde gestern abend auf dem Grimmaischen Steinweg rechtzeitig gelöscht. * Dieb verhaftet. Aus einem Hofraume in der Blücher st raße entwendete ein 37 Jahre alter Arbeiter aus Schladebach Geschirrzeug für Pferde. Er wurde ver haftet. * Einmieterdiebin. In einer Wohnung in derAlbcrt - st raße mietete sich eine Unbekannte ein, die nach Ent wendung eines Sparkassenbuches mit 89 Einlage, eines goldenen Damenringes mit blauem Stein und verschiedener Kleidungsstücke wieder verschwand. Die Diebin ist etwa 30 Jahre alt und von kräftiger Gestalt. Sie hat Mles ge sundfarbiges Gesicht und dunkelblondes Haar. * Diebstähle. Gestohlen wurden im Wartesaale des Dresdner Bahnhofes einem Fremden von einem Taschendieb eine silberne Herren-Remontoiruhr; aus einer Wohnung in der K o l o n n a d e n st r a ß e eine goldene Damen-Remontoiruhr mit blauen Blumen auf der Rückseite verziert; in der E l i s a b e 1 h st r a ß e in Volkmarsdors ein vierräderiger, blaugestrichener Handwagen; aus einer Boden kammer in der W i ndm üh l e n st r a ß e ein Reisekorb, enthaltend ein Gebett Betten, eine Anzahl Bettüberzüge, 20 Stück Handtücher u. v. a. Die Wäschestücke sind O. Ü. und O. V. gezeichnet; aus einer Wohnung in der Meus- dorfer Straße zu Connewitz zwei silberne Herren- Remontoiruhren, eine davon mit der Nummer 25 Ä6 und den Buchstaben 8. v. eingekritzelt; aus einem Etablissement in der Westvorstadt zwei Sommerpaletots von dunklem, weißgesasertem Stoss mit schwarzem Futter und der Firmen» bezeichnung „Fick-Hanau". Hi>z Zachren. Gottleuba, 5. Juni. Mall fahrt.) Die römisch- ätholischen Christen aus der Wendei trafen aus ihrer Wall fahrt nach Kloster Mariaschein bei Teplitz am Freitag abend vor Pfingsten hier «in, übernachteten im Gasthaus zum Schützenhaus und setzten ihre Reise am Sonnabend fort. Nach ihren Andachtsübungen im Kloster kehrten sie am zweiten Feiertage zurück. Di« Zahl der Teilnehmer au der Wallfahrt betrug in den früheren Jahren 400—500 Per- onen, während sie Heuer etwa 250 betrug. -o- Pirna, 5. Juni. lSchlimme Enttäuschungen. — Streik und Aussperrung.) Eine arge Ent- täuschung erlebten nun auch diejenigen, die bei ihrer Pfingsl- Kbit nach der Sächsischen Schweiz noch einen Tag zugeben konnten. Wieder Regen und rauhe Winde, so daß die „Lieb lichkeit" der Pfingsttage diesmal wirklich nur ein poetischer Begriff blieb. DaS Fazit der Bergwirte usw. ist vielfach ein ganz trauriges. Klagen daher von allen Seiten. — Kaum sind die Maurer zur Arbeit zurückgekehrt, so streiken schon wieder die Steinmetzen einer hiesigen Steinfirma. Be troffen ist Pirna ferner auch von der durch den Verband der Deutschen Kachelofen-Fabrikanten vorgenommenen Aus- sperrung der organisierten Töpfer. Es scheint aus dem Arbeitsmarkt absolut zu keiner Ruhe kommen zu sollen. , rt. Freiberg, 5. Juni. (Di eb stahl. — Unvorsich tiger Schütze. — Geschenk. — Schadenfeuer.) Einem Einwohner in Brand sind von seinem Untermieter 700 gestohlen worden. Der Täter ist flüchtig. — In Ober lochmühle vergnügten sich am ersten Feiertag mehrere junge Leute im Walde mit Revolverschieben. Als ein Schuß ver sagte, legte der Holzdrechsler Harzer di« Waffe auf den Bäckergesellen Martin an und drückt« ab. Der Schuß ging los und traf M. in den Unterleib. Er liegt schwer dar nieder. — Das Landeskonsistorium hat der Kirchengemeinde Hilbersdorf 1000 zur Beschaffung einer neuen Orgel über wiesen. Eine Leipzigerin stiftete zu diesem Zwecke 550 und sagte weitere 600 zu für eine Hetzungsanlagc. — In Berthelsdorf brannte in der vergangenen Nacht eine mit vielen Strohvorräten gefüllte Scheune des Gutsbesitzers Reichest vollständig nieder. * Strehla, 5. Juni. (Eröffnung der Gewerbe ei u s st e l l u n g.) Nächsten Donnerstag, den 7. d. M, wird die vom hiesigen Gewerbeverein veranstaltete GeweroeauS- stellung eröffnet. Am gleichen Tage findet von 9sh Uhr früh bis 3 Uhr nachmittags in Verbindung mit vorgenannter Veranstaltung eine vom landwirtschaftlichen Kreisvercin Leipzig veranstaltete Rinderschau im Garten des Etablisse ments,,zum Lindenhos" statt. Zur Vorführung gelangen nur Tiere des schwarzbunten Niederungsschlages. Ange meldet sind zum Wettbewerb um Staatspreise 40 Bullen, 77 Kühe und 56 Kalben. Besonders aufmerksam machen wollen wir auf einen von Herrn Kammergutspächter A. Uhlemann auf Mügeln gezüchteten und vom Herdbuchverein für schwarzbuntes Niederungsvieh „außer Konkurrenz" ausgestellten Herdbuchbullen, da dieses Tier vor allem ge eignet sein dürste, die Erfolge des jungen Vereins zur Dar stellung zu bringen. Auch die Gewerbeausstellung ist reich beschickt und bietet für Interessenten viel Sehenswertes. Mögen beide Veranstaltungen, die als erfreulicher Beweis des harmonischen Zusammengehens von Gewerbe und Land wirtschaft im Leipziger Kreise gelten können, von Freunden und Gönnern beider Berufsstände, insbesondere aber von den Landwirten und Gewerbetreibenden selbst zahlreich be sucht werden. 1. Crimmitschau, 5. Juni. (Ma u r e rst r e i k. — Gol - dene Hochzeit. — ^abrikruhe. — Regen.) Auf Beendigung des feit vier Wochen hier bestehenden Maurer streiks ist vorläufig noch nicht zu rechnen. Die Gesellen ver- langen die Erhöhung des Stundenlohnes aus 40 Pfg. uns Festsetzung der Arbeitszeit auf 10 Stunden. Die Meister sind bereit, den Lohn aufzubcssern, doch machen die Gesellen die Beilegung des Ausstandes von der Verkürzung der Arbeits zeit abhängig. — Heute beging Herr Rentier Gustav Wolf ,m anstoßenden Naundorf mit leiner Gattin das Fest der Goldenen Hochzeit. Herr G. Wolf sen .ist Begründer der weitbekannten Lürickgarnfabrik Äost. — Am heutigen dritten Feiertag ruhte in sämtlichen hiesigen Betrieben der Textil- Industrie der Betrieb. — Der seit 14 Tagen täglich nieder gehende Regen beginnt für die Feldwirtschaft bereits schäd lich zu wirken. Vielfach lagert sich das Getreide und die Heuernte kann nicht eingebracht werden. * Plane» i. V., 6. Juni, (lieber den Mord brenner Thoß), der die noch in aller Erinnerung stehende Schießerei in der Jößniker Straße verübt hat, ist letzt vom hiesigen Kgl. Landgericht dahin Entscheidung ge troffen, daß er für sechs Wochen einer Irrenanstalt zur Prüfung seines Geisteszustandes überwiesen werden soll. Thoß, der sich noch im hiesigen städtischen Krankenhause in Behandlung befindet, ist von den Herren Medizinalrat Tr. , Flinzer und Nervenarzt Dr. Schwabe daraufhin untersucht - worden, ob seine geistige Verfassung normal ist oder nicht. Das Ergebnis war der Antrag, ihn vorläufig einer Anstalt zur Beobachtung zu überweisen. Tie Entscheidung über Wahl der Anstalt steht Herrn Staatsanwalt Carpzow zu, der in Sachen Thoß die Untersuchung führt. Wird von den maßgebenden Aerzten der Anstalt nach Ablauf der Prüsungszeit von sechs Wochen dahin entschieden, daß Thoß seine unglaublichen Taten im Zustand der Unzurechnungs fähigkeit verübt hat, kann von einer strafrechtlichen Ver- folgung des gefährlichen Menschen nicht die Rede sein, wobl aber ist dann dessen lebenslängliche Unterbringung in einer Irrenanstalt die notwendige Folge. O Jalkenstein, 5. Juni. (Feuer. — Jubiläum.) Heute nachmittag gegen 3 Uhr ist das in der Feldstraße ge legene, dem Schneidermeister Oskar Wettengel gehörige Wohnhaus bis auf die Umfassungsmauern einaeäschert worden. Da das Gebäude in den nächsten Tagen umgebaut werden sollte und auch zum Teil bereits heute geräumt worden war, wurde der Besitzer kurz nach Ausbruch deS Feuers verhaftet. Die Feuerwehr löschte das Feuer. Das schneidereigebäudc im Hofraum blieb erhalten. — Tas Joppenkorps der privilegierten Schützengesellschaft kann in diesem Jahre das Fest seines 25jährigen Bestehens be» gehen. Ucber weite Gebiete des heutigen Postwejens kann man sich durch die Ausstellung des Berliner Postmuseums orientieren, um die sich der Geheime Ober-Poslrat und Vor tragende Rat im Reichspostamte Hennicke große Verdienste erworben Hal. Alle Einrichtungen der Post, der Telegraphie und Telcphonie werden hier in^Modellcn, sauber bis in die kleinsten Details gearbeitet, an Originalapparaten der älteren und der neuesten Zeit gezeigt, und als besonders aufmerksam muß hier noch erwähnt werden, daß die Besucher gern durch technisch durchgebildete deutsche Postbeamte über alle Ein- rrcbtungcn und Apparate im Gebrauch der deutschen Post, Telegraphie und Telepbonie aufgeklärt werden, was hier wohl angebracht ist, da ein großer Teil der gebildeten Mailänder deutsch spricht oder versteht. Schreitet man vom ä)auptportal des Parks in gerader Linie vorwärts, so erschließt sich einem der Pavillon des Ziimplontunnels, der schon von weitem durch die mächtige Portalgruppe, die Arbeiten des Simpiontunnels darstellend, »on Butti, dem Besucher auffällt. ÄuttiS Gruppe ist sehr lebendig. Aber sie lehnt sich allzusehr an die veristisch auS- gestaltrten Werke Meuniers an. und mir will es scheinen, daß hier besser noch die große Gruppe „Äll'attaco", die in Originalaussühruna das Südvortal des Simplontunnels schmucken soll, angebracht gewe'en wäre, weil sie ohne symbo lischen Krimskrams weit eindringlicher die Anstrengungen und Gefahren des großen Werks veranschaulicht. „Da drinnen aber ist's fürchterlich", möchte man, in Variation des dichterischen Wortes, hier ousrufen. Bei dem unsicher» Schein der Grubenlampe wird man durch die Tunnelschächte geführt, dabei sausen die Luftzusührungsmaschinen, rauschen die Quellen und Wasserfälle, pochen die Bohrmaschinen, die die ersten Sprenglöcher Herstellen. Man durchwandert die ersten niedrigen Gänge mit den Absteifungen aus Holz stämmen und kommt endlich zu den breiten Gewölben, durch welche der Zug seine Fahrt machen soll Nm den Eindruck vollends zu ergänzen, sind hier auch die Original-Dampf maschinen, die Ventilatoren, Pumpen, Tunncl-Lokomotiven, die verschiedenen Werkzeuge und Instrumente usw. ausgestellt, di« bei dem Tunnelbau wirklich benutzt wurden. Ein geschlossener Hallengang führt uns dann hinüber nach dem großen Gebäude für die schönen Künste, die Architektur und die Arbeiten der Illustratoren. Von einem großen Mittelbau, durch zwei breite Türme flankiert, zweigen sich halbkreisförmige Flügel ab, in denen die verschiedenen Säle für Plastik und Malerei liegen. Den Mittelbau nimmt der große Kuppelsaal für besondere Feierlichkeiten ein; er ist für den Zweck etwas klein und im Stil nicht gerade feierlich gehalten, wenn auch die stilisierte Nachbildung von oben vereinigten Baumkronen recht originell ist und in der Aus- sührung manche recht hübsche Details bietet. Hier wurde am 28. April vom Königspaar die Ausstellung feierlich eröffnet, indem die Königin die roten Bänder, welche die impovisierte Barriere zur Ausstellung verschlossen, durchschnitt. In den Sälen, die sich an den Kuppelsaol anreihen, erhält der Besucher einen fast erschöpfenden Ueberblick über den Stand der heutigen italienischen Kunst, da dieser Teil der Ausstellung im Gegensätze zu d«n übrigen rein national ist. Auch die italienische Kunst hat, wie die anderer Länder, mit jenen neuen Richtungen zu kämpfen, die durchaus die Natur anders wie alle anderen Menschen sehen will, die ihre äußeren Eindrücke durchtränkt mit den jeweiligen Stim mungen und Gefühlen, die den Maler oder den Plastiker beseelen. Aber «inen originellen Charakterzug hat die italienische neue Richtung der Kunst insofern, als sie be sonderes Gefallen an den grausigen Vorgängen der Gegen wart findet, als sie sich grübelnd versenkt in allerlei Sym bolik mit grauem, nebelhaftem Dämmerlicht, unbestimmten Formen und Farben, die den Beschauer bald wie Luft aus Krantensälen, bald wie geheimnisvolle Mystik aus Tempeln alter Rosenkreuzer-Sekten anmuten. Zum Glück ist dieses ungesunde Element hier nicht so stark vertreten, und darüber schreitet sieghaft und hoheitsvoll jene Richtung fort, die mit der Nachbildung der Natur in ihrer Schönheit und Reinheit einen kraftvollen Gedanken verbindet und dem Ideal einen ehrlichen, gesunden, ober auch freudig schönen Ausblick in Formen und Farben gibt. Diese Richtung macht die Kunst ausstellung Mailands fast zu dem Besten und Schönsten des Ganzen. D'e Plastik der Italiener Hot sich freigemachl von einer sklavischen Nachahmung des klassischen Stils. Sie atmet die ganze Freude und Naturkindlichkeit des heutigen italienischen Volkes. Wie strahlend im Frohsein ist bei spielsweise die schöne Frauengestalt, die als Fortuna die «Lonnenscheibe des Glückes dreht. Ein Land, das solche Künstler, wie Renda, den Schöpfer dieser Gruppe, oder den Meister der Simplongruppe „All'attacco", den Bildhauer Alfredo Sasso, einen Merculiano, den Schöpfer der groß artigen Löwengruppe, oder einen Ferrari, der eine Pro- metheusgruppe mit ganz neuen Gedanken im Sinne der mo dernsten Technik, der Elektrizität, ausstellt, zu seiner Künstler schaft zählen kann, ist auch heute noch würdig, die Kunst jünger anderer Länder zu belehren und zu begeistern. Die italienische Malerei steht nicht aus einer so hohen Stufe wie die Plastik, wenigstens wenn man nach den hier ausgel-ängten Bildern urteilen soll. Es scheint, daß die Jury nicht mit der nöligen Strenge verfahren ist, sonst hätte sie manche Bilder, deren Schöpfer wenig zeichnen, aber desto mchr klexen können, manche Werke einer überspannten Phantasie aus merzen müssen. Was dann übrig bleibt, ist durchwegs schön, ehrlich in Vorwurf, Zeichnung und Farben. Die historische Malerei, die früher die meisten Anhänger unter den italie nischen Künstlern hatte, tritt jetzt ganz in den Hintergrund. Man findet nur wenige Kostümbilder, dagegen mehr vortreff liche Porträts und namentlich Landschaften in Wasserfarben und Oel. Hier sind Vincenze Caprile, Sartorio, Jnnocenti, Guglielmo Girardi zu nennen. Eduardo Gelli, de Blaas, Milesi, de Rossi und Talone verstehen es, der Porträtmaler« einen Zug ins wahrhaft Künstlerische dadurch zu geben, daß sie einen hervorstechenden Cyarakterzu« des zu Malenden, wie unsere Houptvertreter des Porträts: Lenbach, Koner und andere, mit feiner, sinnvoller Betonung des Gedanklichen und Sinnlichen zum Ausdruck bringen. Die italienische Architektur ist vor allem darauf bedacht, die Werke der Alten in möglichst treuer Anlehnung an die Vorbilder zu erhalten und zu stützen. Neben dieser Kunst deS Konservierens, die gleich w«e der des Uebersetzens sich eingehend vertiefen muß in den Geist deS Schöpfer-, seine Sprach«, sein« Bilder, seine Gedanken zu der eigene« machen muß, ist kaum minder hoch zu schätzen als das Bahnen frischer Wege zu neuen Zielen. Freilich bleibt die Gegenwart hinter diesem Nachleben des Altertums zurück, und die italienischen Architekten haben uns in ihren modernen Werken nur wenig Neues zu sagen, sie lehnen sich auch hier oft sklavisch an die Kunst der Klassiker an, und die kleinsten Bedürfnisse des täglichen Lebens erhalten Geräte, Räume, Behältnisse zu ihrer Befriedigung, die etwas Kaltes, Strenges, Monumen tales l)oben. Was ich von den italienischen Malern der neusten Schule gesagt habe, daß in einem kleinen T«il von ihnen etwas Krankhaftes, Jrrllchterierendes lebt und webt, gilt auch c-um xranc» kslm von den Illustratoren. Allerdings wird es hier gestützt und genährt von den vielen perversen Zügen, die die italienische Literatur der Gegenwart aufweist. Indessen ist auch den Schwarzweiß-Künstlern nicht eine feste, sichere Hand in der Zeichnung, ein scharfes Auge und ein gutes Erfassen des Gedanklichen abzusprechen. * * Kleine Chronik. In Weimar starb Dr. Otto Heine, der bekannte klassische Philolog und Schulmann, der 1832 zn EiSleben geboren, alS Direktor an verschiedenen preußischen Gymnasien, vor nehmlich in BreSlau tätig, seit seiner Pensionierung in Weimar gelebt hat. Er war der Vater deS sozialdemokratischen RechtSan- walt» Heine in Berlin. — Wie man der „Frkf. Ztg." aus Witten berg schreibt, ist dort der Nachkomme LukaS Cranachs und Mit besitzer und Verwalter deS Cranachhauses, Apotheker Richter gestorben. Er war auch der Inhaber der Cranach- Apotheke, die der erste Rektor der neugegründetrn Universität Wittenberg, der Mediziner Martin Pollich von Mellerstadt be gründet batte. LukaS Cranach kaufte sie 1520 samt jenem Hanse und erhielt vom Kurfürsten Friedrich dem Weisen, da er selbst nicht Apotheker war, das Recht, sein Privilegium „vnrch seine Knechte" au-nben zu losten. — Der auch in Deutschland sehr be kannte und beliebte norwegische Schriftsteller JonaS Lie hat sich entschlossen, seinen Lebensabend in seinem Vaterlande Norwegen zu verbringen. Er verließ vor kurzem Paris, wo er 22 Jahre lang ansässig war, und wird sich demnächst in FredrtkSvärn zu dauerndem Aufenthalt niedrrlafseu.
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