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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940217028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894021702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894021702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-02
- Tag1894-02-17
- Monat1894-02
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Abend-Ausgabe. «Mer TaMall 100.- Anzeiger IIL^V Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr Druck und Derlaq von L Pvlz tu Leivllg- Jahrgang. Sonnabend den 17. Februar 1894. o s. t. -0. ' S06 aotlr Fereilleton 18! » V«M) l0L»0 S7L0 lvl« ic»»o W^o ivo, so. IE IL4 »7L>. 113^ i,3", >os II» »4» 110.- SI») 74.L0 01 — 107.7» I0L.lv Id»r «r. IM h'r. Xr.lü. Annnhmrschluk für Jimeiyea: Abead-Ausqabe: Bormittags 10 UhL. Morge n-Ansqabe: Nachmittags 1 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,3 Uhr. Bei den Filialen und Annakmestellen je «tu« Halde Stundr früher. , eigen sind stets an di« Erpeviti»» zu richteu. daß eS Kraft und Geschick zur Ucberwindung schwierigster Probleme besitzt; nun muß die Kammer zeigen, daß auch ie ihrer Aufgabe gewachten ist und wenigstens den guten Willen hat, da- Sanirungsprogramm der Regierung ernstlich und ebne Voreingencmmcnbeit zu prüfen und zu einem guten Enke zu gelangen. Will die Kammer ihre eigenen Wege wandeln, dann wird EriSpi keinen Augenblick zögern, an da« Land zu appelliren, denn zu langem Parlamentiren ist die Lage nicht angelkan. lieber die Borgänge in Sirilien und Massa-Carrara ist eine ganze Reihe von Interpellationen emgebracht worden, deren Erledigung acht bis neun Sitzungen in Anspruch nehmen dürfte. Man glaubt, daß EriSpi erst dann, wenn diese politische Debatte beendigt ist, seine Finanz- vorlagen einbringcn werde und die Verhandlungen über dieselben zwischen dem 5>. und 8. März beginnen werden. Die Regierung erwartet, wie eS beißt, jcccnsaUS vor Beginn der Osterferien die Entscheidung der Kammer. r8eMorgen Ausgabe erscheint täglich ',',7 Uhr, die ilbeud-Ausgade Wochentag» ö Uhr. r. ». » i. i i r ». LedaUion vn- ErveLition: Aohanne»«astr 8. ielkpvedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: ett» Ule»m'S e»rti». lAlfre» Hahn), Umversitätsirrabe I, Louis Lösche, Eatharinenstr. 14, pari, und Söaigsvlatz 7. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitznle so Pfz.- Reclamen umer demRedactivnSstrich walken .'x>V,, vo, len Vannliennochnchi« lUuemMssrn 40-»> «Srosterc Sckli'.'en laut unserem Preis» rerzeichnist- TabellarüMer und Zifferajatz nach höherem Tarif. 8S.2L Sb«.— isa.ro 14« Sv ISV SV IS0.SL S20.— , I,— ss- iso — 7I.L0 180 — I >0 .— I33L0 vü.- 82.- SIS,- 103,— L N lj. U. öl d« <1. l» a. o. v. s. o. v. 6 U. t^ u. u. s.— so.— däcks 43.— soso va.7L SS,— o. o Ltitut 6. 0. u. u. eine an diese von einem Theilr der braun» Bevölkerung gerichtete Eingabe erneut eine der jetzigen Fassung des KirchengebcteS erstrebt Tie Hauptstadt EnglauSs ist schon seit Jahren der Sammelplatz der Anarchisten aller Länder, denn dort dürfen sie, von der Polizei wenig oder gar nicht beaufsichtigt, ihre Versammlungen halten und ikrc unmenschlichen Pläne schmieden. Rach deni VaiUant'schen Mordanschlag in Paris lief durch die englischen Blätter ein Sturm der Ent rüstung: kein Oddach mehr, so hieß es, lür die wüsten Bcrdrcchcr, die sich an der gesammtcn Gesellschaft vergeben: für sie gilt daö Gastrcckl nicht mehr, das auf dieser Insel allezeit für politische Flüchtlinge gegolten bat!' Bei diesen schönen Worten aber blieb eS, gegen die Dynamitpartci geschah nichts, absolut nichts! Vorige Woche forderte der «rubrer der Arbeitslosen Londons, Zehn Williams, in Tower Hill zu Mord und Todtscblag gegen die Besitzenden aus und rielb, man solle alle mißliebigen Machthaber durch „chemische Packctposl" ans ter Welt befördern. Danob wieder große Entrüstung in England und sogar eine Inter pellation im Unterhaus! Aber wie beantwortet sie Asquith, der StaatSsecrelair deck Innern? Obwohl Williams zu Gcwaltkbaten ansgereizt habe, werde er doch leine gerichtliche Verfolgung cinlrclcn lassen, kenn eine solche würde Williams, der weder Autorität noch Anhang besitze, nur eine ein gebildete Wichtigkeit verleihen. Diese Antwort ist ein klassisches Beispiel einer Ausrede, an deren Begründung man selber nicht glaubt. Jedermann weiß, daß die Regierung von der moralifckcu Rotbwcndigkeit, den Anarchisten das O-uarticr zu kündigen, überzeugt ist, aber sie kält eS nicht für „vortbeilhas:", die Mordgesellen vor die Tblir zu seyen. Durch die Rachsiwk, die sic den Anarchisten gewährt, hat sie erreicht, daß dieselben England mit Dunamit atlentatcn bisher so gut wie verschont haben, und sic fürchtet, daß. wenn sie das Bcrbrecherasnl ausbcbt, die Bomben der Anarchisten auch in England platzen werken. Run ist aber Ikatsächlich eine solche geplatzt, in Greenwich, in der Rahe des Observatoriums, in der Tasche eines ausländischen, französischen, Anarchisten, unmittelbar uack> dcm Attentate Henry'S im Pariser Terminnshoicl, und dieser Henry batte versichert, daß in den größten Städten Europas in der nächsten Zeit eineReihe ähnlicher „Hcldenthalen"wie die scimgegesckeben würden. Nun ist allerdings die Bombe in der Tasche Martial Bourdin'S, so beißt der Morkbube, crplodirt und bat ihn selbst gräßlich verstümmelt und getödtcl, aber das allgemeine Unheil gebt dabin, daß Bourvin ein Attentat gegen das Observatorium geplant habe; und zudem: auch nur zufällig in der Tasche eines Anarchisten loSgebendo Sprcngbüchsen können namenloses Unglück anrichten. Kein Wunder, daß England der Schreck abermals in alle Glieder gefahren ist und die „öffentliche Meinung'' wiederum entrüste, nach energischen Maßregeln ruft, zumal ck. <i. ». 6. O. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 18. Februar, Vormittags nur bis VsN Uhr geöffnet. LxpeüMov des tpptra Veilaucn (gefalzt', nur mit dek Morgen Aiiczabe, ohne Pvsibeförderung -4 M—, mir Posibesor-eriing sl TO,—. Bezugs-Preis kn bee Hanptervedition ober den km Stabt» dqtrk and den Vororten ttricktrten An», gadestellen abgebolt: vierteljährliches äl», bei zrvennaliarr mglicker Zustellung ins <>auS > 5.50. Tnrch die Posr bezogen ,'ür Deutschland und Oesterreich: vierieliäbrlich .4 8.—. Directe tägliche Kreiichandiendunq ins Ausland: monatlich 7.50. ». 6. Ob, 7S 1 I. ». , V0« hrrgestellt werde. Diese, meine untertbänigste Bitte gestatte ich mir Ew. Königs. Hoheit ehrerbietigst zu unterbreiten, in der gewissen ^Zuversicht, daß dem braunschweigischen Volke durch Ew Königs. Hoheit dasjenige Recht am Gebet wieder ermöglicht werde, dessen sich alle andere» Völker rühmen dürfen". Auf diese Eingabe bin ist nun jetzt nachstehende Antwort erfolgt: „Ew. Hochwohlgeboren erwidern wir auf die an Seine König!. Hoheit... gerichtete, an das unterzeichnete Staats- Ministerium abgegebene Eingabe . . ., daß kein Grund vorliegt, die kirchlich geordneten, in ihrer gegen wärtigen Fassung auch in da» Kirchengesetz vom 14. August v. I. auf genommen en allgemeinen Kirckcngebete der evangelisch-lutherischen Landes kirche zu ändern. Braunschweig, 7.Februar 1884. Hrrzogl. Braunschw.'Lüneb. StaatSministcrium. Otto." Wie man hört, will sich der Gras mit dieser Absage nicht begnügen, vielmehr soll durch dir LanteSversammlung oder durch schweigischen Abänderung werden. Dem am Dienstag erfolgenden Zusammentritt der ktatlenischrn Kammer wird überall mit gespannter Er wartung cntgezengesehen. Tic Kammer wird zu zeigen haben, ob sic den Anforderungen der Lage gewachsen, d. h. ob sie im Stande ist, Parteizwistigkeiten und oppositionelle Neigungen einstweilen den drängenden Bedürfnissen des GcsammlwoblcS unterzuordncn. EriSpi Kal s. Z. die Parteien dringcndst ermahnt, einen GottcSfrieden einzugeben und unter testen schützender Obknt ihre Pflichten gegen die Dynastie und das Volk zu erfüllen. Damals sielen seine Mahnungen auf recht steinigen Grund j möglich, daß die inzwischen gemachten Erfahrungen au sicilianischem Boden, in Massa - Earrara rc. den Parla mentariern da» nationale Gewissen geschärft haben. Die Regierung wird sich bei den Formalitäten möglichst turz ausbaltrn und gleich die Kammer vor die Notb- wcndigkrit, Farbe zu bekennen, stellen. Durch die Her stellung von Rübe unk Ordnung im Lande bat da» Ministerium vor Italien und Europa den Beweis erbracht, Ellida Silkröm. Roman von H. Palmä-Paysen. Nachrnick »eebelen. (Fortsetzung.) Welch' ein Reiz schon liegt in den Bewegungen einer weilichcn Hand, welche die mannigfachsten Abstufungen der Empfindung scheu durch die zarteste, leiseste Wendung und Bewegung zum Ausdruck zu bringen vermag, die Hand allein schon. Wie viel fesselnder, reizvoller noch, wenn der ganze menschliche Körper, ein so junger, sck'Lncr Körper, wie ibn Ellida Silström besaß, in bezaubernder Aumulb den Jtecu nackging, die der seine Geist ersaßt und zur Vertorperung brachte. Ließ man da» Auge von ihr zu den ankeren Tänzerinnen und wieder zurück- schwcisen, verglich man, so schien Einem dort Alles schleppend und trag, gctünstelt und gewöhnlich. hier Alles lusiig, licht und leicht, Alles elastisch. Rellkos, der junge Bildhauer, schaute, den Kops vorzebcugl, mit weit offenen Augen, ohne eine Silbe zu sprechen, den abwechselnden Tanzspielcu zu. DaS, was Werner, unmittelbar neben ihm, über die Ideen der Figuren und Bilder eben ibm und den Ankeren zurauntc, glitt un beachtet unk unverstanden an seinem Obr vorüber. Die sein ausgebildete Wahrnehmung für das, was Kunst und schönes Mag war, ward bei ibm, dem Künstler und Kenner, in diesem Augenblick wundersam gesteigert. Er schaute sozusagen mit fühlenden Augen. „Eine Terpsichore — eine Terpsichore, wie ich sie mir gedacht, wir sie mir in Träumen erschienen ist", murmelte er vor sich bin, und in seinen dunkeln Augen leuchtete eS bell auf. „Ein samose« Mädchen", ries der derbe Herr von Büthow und rieb fick die glatten Wangen, „ob wir sie kennen lernen werken? „Selbstverständlich, ob nun in Freundschaft oder Feindschaft, ra« hängt nur von ihr selbst ab. Erst Kat Hochstedt seine Grougtduung zu erhalten", warf Fener bin. Und Werner sagt», dir feurigen Augen auf die so bewunderte Ellida gerichtet, gnädigen Tone«: „Kommt sic mir nur ein wenig entgegen, so werte ich mich nicht unversöhnlich zeigen. Uber was ist das?" Der Tactstock de« Eaprllmeister« wurde drei, vier Mal klappernd auf da« Dirigeoienpult geschlagen, worauf da« Orchester verstummte, und aus der Bübne sanken die noch eben hoch erhobenen Arme und Hände der Tänzerinnen lässig und müde berat. Zinndors'S Stimme ließ sich vernehmlich kören: „Warum die Pause, Fräulein Silström, warum tanzen Sie nicht?" ries er sehr ungeduldig. Tie Herren im Parqurt verstanden die Erwiderung nicht, saben aber, daß Zinndorf die Achseln zuckte, wiederum, wie schon einmal vorhin, an da« Orchester hcrantrat und init dem Eapellmeistrr Seblen redete. Dies war ein etwa dreißig» jäbriger Mann, testen blitzende, fchmalgeformte Äugen ein nervöses, wenn nicht ein verzehrend erregte« Seelenleben vcr- riethcn. Da« schmale Oval seine« unruhigen Gesichtes war von einem kurzen und unter dem Kinn spitz zugeschnittenrn Bollbart umrahmt. Zwischen dem dunkeln Bart schimmerten sehr rotbe Lippen hervor. Glatte«, sorgfältig gekämmte«, glänzendes, aber gänzlich au» der niedrigen Stirn und den Schläfen zurückgestrichenc» Haar reichte hinten ein wenig be schnitten bl« zum Nacken. Seine Stimme verricth Hast und Heftigkeit. „Wie Sie wünschen — wie Sie wünschen, aber da« Tempo war bereit« schneller genommen", lautete seine Entgegnung, „nach meiner unmaßgeblichen Meinung viel zu schnell, viel zu schnell. Da« ist ja kein Allegro mehr, da« ist em Presto. Wollen Sie denn rin Presto, Fräulein Silström?" Eine sehr ruhige» freundliche Stimme gab eine Antwort darauf „Ist sie eine Ausländerin?" flüsterte Herr von Blltbow seinem Freunde zu, das Opernglas dicht au die Augen haltend, denn die Tänzerin trat langsam au« dem H.nirr- grund an die Rampe heran, „ihre Aussprache klingt fremd ländisch." „Sie ist eine Schwedin. Alle« Ausländische reussirt hier ja. Vielleicht hat der Alte sie deshalb eugagir", antwortet» Werner. Sie Kat einen schöneren Fuß al« die Sonfidia, kleiner noch und gewölbter —" meinte Ortr«go und tippte Relltof ans die Äckulter. „Einen göttlichen Fuß", sagte der junge Bildhauer. Dir Herren kicherten und neckten den begeisterten Künstler. „Ist auch noch viel jünger al« die Sonfidia", lobte OrteSgo weiter ,D>'k wa» überhaupt pLs^o", meinte Büthow ,Ler Ansicht ist Barog Sof«ky nicht grwrse»" mindesten- ein festes Engagement zu hintertreiben: denn das: sie ihr Wort wahr macken und freiwillig gehen würde, daran glaubte Herr von Bracht nicht, und erst reckt würde sie dao nicht tdun, wenn sic erst daö bciaiuck>enke Gift kcS Beisallo einer begeisterten Menge gekostet üäNe. Rein, sic durste, sie sollte nickt gefallen, und wenn das nickt durch Befleckung zu verhindern war — mochte auch ein Eapital dafür preis gegeben werden—, so mußte, sollte sic auf ankere Weise gestürzt und vertrieben werden. Durch verschiedene geschickt auögcführle Manöver, uner müdlichc Nachforschungen und Fragen — Herr von Bracht mußte sich zu dem Zweck, gegen Wunsch unk Gcsckmack, ale- Verrhrcr an den Triumphwagen einer älteren Tänzerin an spannen lasten — halte er in Erfahrung gedruckt, daß für die zweite Besetzung des durch Ellida SüströnZvertretenen Faches ein sehr hübsches, bei Weitem nickt so leistungsfähiges Mäkchen, koch aber ein Lichliug ter Sonfikia erwählt Worten war. Konnte man dieses mit Erfolg prr lcgircn, ans die Höbe bringen, dir andere dadurch Niederdrücken, mit Beistand einiger der prim» hüllurina feindlich gesinnten Genossinnen — Neiderinnen gab eS ja immer —, so war dock' nack einer Richtung bin Aussicht Vorbauten, zum Ziele zu gelangen. Wie crbärmluk die crwäblten Mittel waren, daS focht kcn Intnguanlen nicht an. ES gelang ibm jetzt durch ein Zeichen, sich ren vor ihm sitzenden Herren bemerkbar zu macken, um Abschied ncbmen zu können; er grüßte diese in ter Entfernung mit Kops und Hand und verließ darnach daS Tbeater. Ans der Straße angclangt, fügte es sich, daß er vor dem Portal mit seiner Tante zusammentras. Die alte Dame saß in ibrem Lankauer, aus dein siutfcker und Diener, beide in gelbe Gummiregenmänkcl gebullt - kenn cs regnete bestig —, doch aus dem Bocke thronten. Ein Wink und der Wagen dielt. Der Diener sprang ab, öffnete, den Hu» in der Hand, respektvoll den Wagcnschlag und Herr von Brackt stieg ein. „Du erlaubst doch — ich störe doch nicht?" fragte er böslich. „Gebt - nach Hause oder —" „Nach Illenstcin zurück, meine Besuche sind apgethan. Bodo, noch ist nichts in- Publicum gedrungen. Eine martervolle Stunde lieg! hinter mir. Ick tastete mit Fragen herum in der vorsichtigsten Weife und kann für den Augendlick brrubigt sein. Daß mich die« furchtdare Geschick nock Heimsuchen muß, jetzt im Alter, ist bart, sehr bart." „Ja", gab er zurück, „eS liegt ein bockst unbequeme- Halb« »Fasten Sie de» da« nicht hören", lauteten die Entgegnungen. „Wann beiratbct sie den Rabob?" „Gleich nach dem Weibnachtsfeste." „Mit einem solennen Festesten verabschiedet sie sich von ihren Genossinnen und erwartet auch un«." „Werden sie beehren", bemerkte Fener herablassend. „Aber was sagt denn KofSky kazu?" „Der baut sich jetzt sein Nestchen zurecht auf Roskowitz in Rußland; kehrt er zurück, ist das Fest längst verrauscht." „Ihr einige Körbe Sect zu senden, darf man wohl jetzt nicht niebr wagen?" fragte Büthow. „Sie ist noch die Sousidia und nicht- mehr", lautete die Erwiderung. „Wie sie sich langweilen wird als Baronesse, I» doll»", spottete Fener. „Da« bleibt die Frage. Als Gattin de« verliebten Narren wird sie ibn in alle großen Städte schleppen, wird sic ihn am Gängelbande führen." „Vielleicht bat die Silström dasselbe Glück." „Vorerst ist sie eine Null und hängt vom Publicum ab." .Seht, seht, wie sie tanzt — reizend, entzückend —" ries e« Durcheinander, und Relltof sagte: „Ich wäre der glück lichste Mensch, wenn ich sie einen Tag al« Modell in meinem Atelier batte." „Genügsamer!" ries Werner mit einem kaustischen Lackeln, und Fener bemerkte cymsch: „Wenn Sie die Börse ziehen, Relltof, so werden Sie schnell genug zu Ihrem Superlativ gelangen." 22. Capitel. Schweigend und von ohnmächtigem Grimm crsüllt, mit steckenden Blicken, balle Herr von Bracht im Hintergründe aus seine Beobacktungen gemacht. Zu einsichtig, klarsebend, scharf urtkeilenk, konnte er sich unmöglich dem günstigen Ein druck versckließcn, den die allerliebste Tänzerin durch ibr Er- sckcincn sowohl, als durch ihre Leistungen auf den Beschauer machte. Nach dieser Ricktung kielt es »ckwer, ihr den Boten unter den Füßen forlzuziebrn. Aus welche Weise dies geschebcn könne, das wußte er im Augenblick selbst noch nicht. Werner - Mißstimmung, insofern nicht seine Eitelkeit und Sclbstein- grncmmenbci» immer wieder gestachelt würden, konnte gegen über den Reizen diese- anmutbigen Mädchen« bald genug schwinden. Rur wenn sie sich sernerbin schroff und eigensinnig auslebnte gegen die Huldigungen diese- durch Fraucngunsi verwöhnten, leichtfertigen EavalierS, konnte e« möglich sein, vermittelst fein ridachrrr Iotriguen ibren Sturz hrrdkizuführen, Wäre aber Wandel geschafft, wenn dieselben Männer aus deutschem Boden denselben Einfluß auf die künf tigen Missionare auSübten? Die katholische Kirche bat in Afrika mindesten- dasselbe Interesse an der deutscken Herrschaft, wie die deutsche Herrschaft an der katdo- liscken Mission. Sie würde, wenn sie sich einem festen Willen gegenüber gesehen hätte, sich nicht geweigert haben, in Deutschlanb Missionare durch gesetzlich zugelaflene Eorporationen au-dilken zu lasten. An die Fadel von der unerreichbaren Qualifikation der „Väter vom heiligen Geiste" wird man koch im Auswärtigen Amte nickt glauben. DaS Verbot der Lehr- und Erziehungsthätigkeil ist da« einzige, da- die Jesuiten auf deutschem Boden nicht zu umgeben ver mögen. Mit der Zulassung ihrer Affilierten zu dirserTbätigkeit wirddaSIesuitcngesetzzurincm inhaltlosen Stück Papier, das man am besten ganz vernichtet." Die Frage der Staffeltarife für Getreide und Mühlenfabrikate spitzt sich immer mehr zu, und e- wäre sehr zweckmäßig, wenn die preußische Regierung bald sichere Aufklärung über ihre Stellung zu der Frage ver breitete. ES wird zwar behauptet, daß die Entscheidung der Regierung ikatsächlich, wenn auch nicht formell, bereit- für die Aushebung getroffen sei, aber eS wäre im Intereste der Sicherheit und Beruhigung in bobem Grade wunichenSwerib, wenn endlich eine zuverlässige Mit- tbrilung erfolgte. Man täusche sich nick« über die möglicher weise folgenschwere Bedeutung einer Ablehnung dieser sük- und westdeutschen Forderung; die Ausbcdung dcS Identitätsnachweises und der russische Handels vertrag wären in diesem Falle wieder stark gefährdet. Und das Alle« wegen Bedenken des preußischen Eifrndahnfi-cuS vor einer geringfügigen Schädigung, die noch keineswegs feststcdl. Wen» conservative Agrarier sich gegen kiese Maßregel sträuben, so ist die- von ihrem Standpunkt aus zu bcgrciscn, die Staffeltarife entsprechen erstlich einem Interesse der östlichen Lanbwirtkschast, und sodann ist eS auch eine verständliche Taktil Vcr Gegner des russischen Handels vertrages, denselben durch Erschütterung der sich vorbereiten den Mehrheit zu hintertreiben. Wie „freisinnige" Freunde de« Handelsvertrag- den Gegnern kabel Boiyckub leisten können, kann nur aus einer argen Kurzsichtigkeit und Ver blendung verstanden werden. Die Keime einer Mehrheit für den Handelsvertrag sind noch immer sehr zart und verdienen dir sorgsamste Pflege aller derer, welche das Werk zu einem günstigen Abschluß führen wollen. politische Tagesschau. * Lrivtig, 17. Februar. Al« zu An,aiig diese« Monats in der Budget commis» ion de« Reichstag« die von dcm Prinzen Arenberg beantragte Resolution: „dir verbündeten Regierungen zu ersuchen, die Beseitigung der Hindernisse zu ver anlassen, die der Ausbildung der in den deut sch- afrikanischen Eolonien wirkende» Väter »om tzetliaen Veiftc in Deutschland rntgegenstebea", angenommen wurde, sprachen wir d«e Hoffnung au-, daß im Plenum diese Resolution, welche die snrnckführun« »er Arsutten aus dein Uniwege über Dar-e- Salaam ins Reich bezweckt, energisch werde bekämpft und ab gelehnt werden. Gestern nun ist dcr Reichstag, indem er in die Beratbung de« Colonialrtats cintral, auch in die Bcrathuna dcr Resolution eingekreten, aber noch keine Stimme Kat sich gegen die Resolution er hoben. Wokl aber bat der Reichskanzler Graf Caprivi erklärt, er sei, obgleich die Negierungen nock keine Stellung zu der Frage genommen, bereit, mit allen seinenKräften dafür einzuireten, daß den „Vätern vom beilizen Geist" ihre Tbäligteit erleichtert werde. Hoffentlich wird beute bei Fort setzung der Beratbung nackgebolt, was gestern noch Unterlasten wurde. Dcr Orden ist in Deutschland auf Grund deS IesuitengesctzcS ausgebvben worden; in Dar-eS-Salaam wirkte er biSker als französischer Orden unter einem französischen Oberen. Tie Befürworter der Resolution wünschen nun, daß er in unseren Eolonien als besonderer deutsckrr Orden zugtlassen wird und seine Ausbildung nicht mehr nur in Frankrcick, sondern auch in Deutschland empfangen kann. Das ist natürlich nur möglich, wenn das Jesuitengesetz durch brochen und dem Orden die Gründung eine-ErziehungShauscS in Deutschland gestattet wird. Mit Recht wurde un«, als die Ludgetcommisston die Resolution Ärenberg angenommen batte, au« Berlin geschrieben: „Eine Kette uoverzeidlickrr colonialer Fehler soll durch einen Äcl in Deutschland, Vermehr als ein Frdler wäre, geschloffen werden. Warum findet e« da« Eolonialamt erst jetzt unerträglich, daß die jungen deutsche» Missionare in französischen OrdenSnieberlastungen erzogen werden? Möglich, daß dir französischen Lamormain» erst jetzt an sangen, ihre Pädagogik unangenehm empfinden zu lasten. Wellische Anmaßung. Brannschwei», 16. Februar. Ueberall erregte eS lebhafte« Aussehen, al« vor nunmehr zwei Jahren der Gras v. d. Schulenburz-Heblen an kaS herzogliche Consistorium eine Eingabe richtete, worin er um Ausnadme einer Fürbitte für daS angestammte Herrscherhaus in daS allgemeine Kirchengebel er suchte. Diese Eingabe wurde damals, wie nicht ander« zu erwarten war, abgclebnt. Uulerm 28. v. M. bat sich nun der Gras v. d. Schulen- lurg-Hehlen mit der gleichen Bilte in einer Jmmediat» Eingabe direct an den Regenten Prinzen Albrecht gewendet. In dieser Eingabe heißt eS u. A.: „Ew. König!. Hoheit werden aus dcm beigesügten Schreiben zu entnehmen die Gnade fbaben, daß Herzog!. Consistorium die Verant wortung für Vic jetzige Form des allgemeinen KirchengebetS für sich ablehnk, dagegen auSsprichf, kaß dieFasfung der zeitigen Fürbitte auf höchster Verfügung beruht, daher auf die Initiative Ew. Königl. Hebest Allerhöchst selbst zurückzufübren ist. Trotz der klaren Fassung des Antwortschreiben- deS Herzog!. Eonsistorii habe ich auS demselben die UcberzeugunH entnehmen zu müssen geglaubt, daß Herzog!. Consistorium fich bewogen finden werde, Ew. Königl. Hoheit die Einschaltung der Fürbitte in Vorschlag zu bringen und daß Ew. Königl. Hoheit gnädigst geruben werde, einer solche Anregung der Kirckenbehörvc Höchstihre Einwilligung nicht zu versagen. Nack Ablauf von fast zwei Iabrm sehe ich in dieser Erwartung, die ich aus berzogl. Eonsistoriuni gesetzt babc, zu meinem lebhaftesten Bedauern mich getäuscht, und wollen Ew. Königl. Hobest deshalb in Enade mir gestalten, daß ick die untertbänigste Bitte: „Ew. Königl. Hoheit wolle die Aufnahme einer Fürbitte für daS angestammte Fürstenhaus in das allgemeine Kirckcngcdet au- zuordnen Hnädizst geruhen", in Tw. Königl. Hoheit gnädigste Fürsorge für unsere vaterländischen Interessen verstelle. Als im Lause des vergangenen Lahres die Verhandlungen über die Rückgabe des Vermögens Sr. Königlichen Hokeit deS Herzogs zu einem Abschlüsse führten, ehrte Se. Majestät dcr Kaiser den Lanves- director von Hamm er st ein in Hannover für dessen Bemühung in dieser Angeleaenbeit durch Allerhöchst Sein Portrait. Se. Majestät begleitete das Geschenk mit dcm denkwürdigen, schon einmal auS königlichem Munde gesprochenen Worte: „Recht muß doch Reckt bleiben!" Dieses laiserlicke Wort, welches dcm Mahnrufe Sr. Majestät für iilseiifcste Fürstentreue würdig fick anreihl, Kat in einem großen Tbeile tc« Braunschweigischen Volkes den Wunsch und da« Verlangen erneut wachgerufen, daß auch ibm sein Kecht, fick sonntäglich in öffentlicher Fürbitte für sein an gestammtes Fürstenhaus wieder vereinigen zu dürfen, wieder-
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