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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193202206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19320220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19320220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1932
- Monat1932-02
- Tag1932-02-20
- Monat1932-02
- Jahr1932
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1932
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Der Förster, müde und verschlafen, gab keine Antwort. Ein energischer Ruck seiner Fra« juchte ihn zu er muntern. »Kaspar, so höre doch! ES klingt von unten herauf wie das Wimmern eines Menschen. Jetzt wieder! Hörst du nichts Heller war wach geworden und lauschte hinaus in di« Nach». Ja, aas klang, wirklich so, al« ob drunren jemand wimmer«. Jetzt Höne man es ganz deutlich. In diesem Augenblick schlug auch Ttzras an. Mil einem Latz wär der Förster aus dem Bett und am Fenster Er össnere es und sah hinaus. Eine Un- meng« wirbelnder Schneeflocken stäubte ihm ins Gesicht und in »i« Schlasstube hinein .Ist jemand unten?' Zweimal, dreimal ries »er Förster hinunter, ohne daß sich irgend etwa« geregt hätte. Rur »er Zchneefturm gab Antwort. Da — da war es wieder, dieses seltsame Wimmern, Nützlich nn» hilflos. »Sir müsse, hinunter, Frau', sag» de, Förster. Die Etzeleuie waren im Au notdürftig beneidet und eilte» beide die Trepp« hinunter. Das heftig« Anschlägen de« Hundes hatte auch die übrigen Hausgenossen geweckt. Gerade, als die Försters- leute »i« Treppe herunterkame», erschienen die beiden Korstgehllsen und die «1« Magd Brigitte und warteten nettgierig, was sich ereigne« würde. Jetzt raffelte der Schlüffe» im Schloß, die Tür ging «ns. Der Förster trat halb hinan«. Aich»« »ar zu sehen, niemand meldet« sich Bis wieder jene» leise Simmern ertönte, das man oben gehört hatte. .Inch, Tvras!' Im selben Moment schon hatte der wachsame Hund die Siele entdeck», oon »er das Wannern kam. Er gebärdete sich wie io> un» Höne nicht aus zu scharren, bis die Försters««» herbeigelanfeu kamen Im Schein der Blendlaterne sah «an ein kleines Bündel liegen, aus »er untersten Treppenstufe, ganz im Sinker, unter« Schnee versteckt. Au« viese« Bündel er tön» »a« klägliche und hilflose Seinen eines Kinde«. .Ein Ain», Aafpark Ein Ain»!' rief die Frau Förster und beug» sich nieder, da« Büikdel aufzunehmen. Jin nächste» Augenblick hatte st» e« ins Han« hineingetragen. Bal» stand atze« voll Reugier um den großen Wohn- pnbenttfch herum, aus veu die Frau Förster das Bündel niedergelegt baue. Mit zarte» und behutsamen Händen, wickelte Frau Heller das Säschezeug aus. Zuerst kämest zwei dicke Wolltücher und van« ein Federkissen, das über »em winzigen Aiuoeskörper zusammengebunden war, so daß nur »er kleine Aopf herauslugte. Ein zartes, kleines Mädchen kam zum Vorschein, in rauhes Seinen gewickeli Die kleinen, rotgefrorenen Händchen waren zu Fäuste« zusammengeballt und das Köpfchen oon hellblonde« Haar umgeben; in den blauen Angen standen dicke Tränen. Kläglich öffnete sich der klein« Mund, am den sich hilflos die Fäustchen drückten. Einen Augenblick lang schau» das Kind verwundert ! in »a« hell« Sicht; dann fing «» wieder an zu wimmern. .E« har Hunger', sagte die Frau Förster. .Schnell, Brigitte, geh« in die Küche un» mache Milch warm!' Sähreud Brigitte hinausging, »urchsuchte Frau Heiler daä Bündct. Doch nicht« war zu finden, was die geringste» Anhaltspunkte hätte geben können über die Herkunst de» Km»e« Ratlos sah du Fra» Förster aus ihren Mann. Dann wandle sie sich wieder dem Aiud« zu. Sie streichel» di« kalte» Händchen, den kleinen Kops. .Mei» Püppchen, kleines — ja. ja, gleich bekommst du was! Sei nur ganz ruhig, gleich wirst »n «ar« werden!' Sie »and» sich au die Forstgehilfeu: .Schnell, macht Feuer an, dmnit eS warm wirb im Zimmer — damit wir heißes Saffer bekommen, da» Kindchen zu bad«».' Ein »euer Gedanke ging durch ihre» Kopf. .Du, Kaspar, da fällt mir etwas ein. Oben, in der rechten Rumpelkammer, da steht ja noch die große Kiste, die ich vor vielen Jahren von Tante Anna bekam, weißt du, die mit den Kindersachen. Wir haben sie ja nie ge braucht; aber ich erinnere mich, daß da eine Saugflasche drin ist. Die müssen wir jetzt Haven, sonst können wir das Kind nicht sütteru. Bitte, Kaspar, geh« doch gleich hinaus und hole die Flasche herunter. Wenn vu den Fritz mit nimmst, dann könnt ihr gleich die ganze Truhe herunter bringen — wir werden die anderen Sachen auch noch brauche».' Während der Mann mit oem Gehilfen nach oben ging, Hane die Zörstersftau da« fremde Kind auf den Arm ge nommen. Sie ging mit dem Bündel langsam in der Stube I hi» und her, es mit de» Armen leise schaukelnd. Mit zarter, weicher Stimm« sprach sie aus das «in» «in: ,OH, du armes Würmchen! Ganz erfroren bist d»f un» Hunger haft du auch. Za, ja, gleich bekommt das Püppchen etwas zu essen ' Die große, starke Krau, durch deren Haare sich schon Silberfäden zogen, wurde ganz weich, als sie auf das kleine Wesen vor sich niedersah. Sie konnte es kaum stauben, daß sie et» Netnes Kino in den Armen hielt. Die ganzen, vielen Jahre ihrer Ehe über hatte sie sich ei« hin» gewünscht; »ie erste Zeit war sie sehr unglücklich ge nesen, al« sich ihr heißester Wunsch nicht erfüllte. Später satte sie sich still in ihr Schicksal gefügt, ohne daß ihre Sehnsucht zur Ruh« gekommen war Und jetzt, plötzlich und unerwartet, schien ihr Herzens- wünsch doch noch in Erfüllung zu gehen. Vom Himmel herunter kam diese« Kind gefallen, gerade in ihr« ge öffneten Arme hinein. War sie auch schon fünfzig Jahre »lt, die Förftersftau, sie «ar doch jung genug in ihrem herze», und sie hat» viel, viel Liebe, dieses Nein« Geschöpf zu behüten und großzuzietzen. Kran Heller »ahm die kleinen, immer «och blauroten Fäustchen in ihre Hand und rieb sie zart und weich, bis sich die Kinderhände lösten und allmählich wärmer und wärmer wurden Dann wieg» sie das Sind hin und her, während ihre Gedanken weiterginge». Sicher würde niemand etwa», dagegen haben, wenn sie den kleinen Aindling im Forst hause behielten. Die Mutter de« Kinde« hatte wohl genug! gelitten, ehe sie so weil gekomrneu war, es auszusetzen. Sie hatte gewiß nicht die Möglichkeit, da« Kind selbst durchzubringen, und sie würde glücklich sein, das Klein» im Aorsthause zu wissen. Die Förftersftau würde sich jedenfalls mit Händen und Füßen dagegen sträuben, diese« Geschenk des Himmels wieder herzugeben. Das Kind fing an, heftiger zu weinen Die FörftrrS- frau ging auf und ab, das Bündel eifrig auf den Armem wiegend. Und mit einem Male verstummte das Weinen;, daS kleine Wesen sah mit groben, seltsamen Augen auf die Frau. In diesem Augenblick bemerkte Frau Heiler etwa» Glitzerndes am Halse der Kleinen. Sie zog ein« golden» Kette hervor, die auf den Rücke» gerutscht war. Eint zroße«, flaches Goldkreuz hing an dieser Kette, ein selt-, sanreS Schmuckstück. I» die lauge, breite Fläche deckt Kreuzes waren fremde Buchstaben eingraviert, »ährend^ der Querstreifen einen Name» trug: Magdalene. Verwundert schüttelte die Förstersfrau den Kopf. Wie, kam da« eigenartige und wertvolle Schmuckstück zu den» Findelkind? In diesem Augenblick kam die al» Brigitte herein, mib einer Schal, voll heißer Milch. Ratlos sahen sich die beidew Frauen an. Was nun? Die Männer waren noch »ich» zurück vom Boden. Aber das Kind hatte Hunger. Die alte Magd brachte einen Kaffeelöffel. Es war eine schwierige Fütterung, auf diese Seife; aber da« Kinw schlürfte begierig den warmen Trank, nnd löffelweise »er« schwand die Milch in dem kleinen Munde. Endlich erschienen der Forster und der Gehllfe mit der Truhe. Flink öffnete die Förstersstau das Schloß, und nun kam das alles zum Vorschein, was dreiundzwanzig Jahre lang vergebens auf dem Boden gewartet hatte: Hemdchen, klein, weich und fein, Windeln, Jäckchen, Mützchen, Lätzchen; alles ein wenig vergllbt vom langen Liegen, aber sauber und zart, so daß es nur heraus genommen zu werden brauchte. Und hier war auch die Saugslaschr. Schnell war sie gesäubert und mit der warmen Milch gefüllt. Andächtig standen jetzt alle herum, während daS kleine Geschöpf gierig und unermüdlich saugte und saugt«, dis der letzte Tropfen aus der Flasche verschwunden war. Große Tränen rollten aus den Augen der Frau Heiler auf ihre gefalteten Hände nieder, während sie auf daS Wunder starrte, das — mitten in der Winternacht — im tzörsterhause feinen Einzug gehalten hatte! .Gon, Gott, wie lieb ist das!' murmelte sie vor sich hin mit zitternder Stimme. .Schau doch, Rann, wie die Augen dabei groß umhergehen. Oh, wie lieb ist daS Kind, wie unendlich lieb!' Liebevoll beug» sie sich über die Kleine. »Wem mag es wohl gehören? Wer mag «S auSgesetzt haben?' fragte unvermittelt einer der Forstgehllfen, wäh rend er sorgsam ein Holzscheit nach dem anderen in den Ofen warf, damit das Kind nicht frieren konnte. Wie von einer Ratter gestochen, fuhr die Förstersfrau herum. .Wem das Kind gehören mag? Mir gehört eS, mir allein, und Gott selbst hat es mir geschickt. Lange genug habe ich daraus gewartet. Selt, Kaspar', wandt« sie sich an ihren Mann,..das ist ein Ehriftgeschenk vom lieben Gott, wenn es auch vierzehn Tage später kommt...' «Ja, ja, meine gute Friedrike, das ist alles sehr hübsch, was du da sagst; aber ich muß die Angelegenheit doch der vehörd« melde«.' .Was gibt es da zu melden, Kaspar? Willst du daS »rm« Wurm da vielleicht dem Waisenhaus überliefern? Rein, Kaspar, das kann doch nicht dein Ernst sein!' .Doch, Friedel, eS ist mein Ernst. Man muß dieser Sache auf die Spur kommen; man muß erfahren, wer die herzlose Mutter ist, die ihr Kind mitten in der Winter nacht ausgesetzt hat, auf die Gefahr hin, e» erfriere» zu lassen. Möglich ist es aber auch, daß ei« Verbrechen vor liegt.' .Rein, nein, Kaspar, das glaube ich nicht. Es mag die Verzweiflungstat einer Unglücklichen sein; aber ein Ver brechen ist es sicher nicht. Schau her, was ich bei dem Kinde gefunden hab«! Hier, dieses Kreuz. Das hätte kein Verbrecher zürückgelaffen.' Ueberrascht schauten die Männer auf dar Schmuckstück. Es wurde im Kreise herumgereicht und von jedem prüfend betrachtet. .Es ist lateinisch, was darauf steht', «einte der Forst gehilfe Fritz, der eine gute Schulbildung genoffen hatte. .Vermutlich stammt daS Kind aus katholischen Kreisen; da findet man häufig solche Schmuckstücke.' .Hm! Du magst recht haben, Fritz. Und der Art deS Schmuckes nach zu urteilen, hatten die Angehörigen d«S Findlings bessere Tage gesehen', sagte nachdenklich der Förster. .Ob das Kind guter oder schiefer Herkunft ist, das ist mir gleichgültig', ereiferte sich die Fran d«S Försters. .Ich habe eS lieb, obwohl er erst seit einer Stund« im Hause ist, daS arm« Ding, un» ich gebe es nicht mehr her. Und ich bin überzeugt davon, daß eS der Mutter nicht leicht gewesen ist, sich von dem Kinde zu trennen.' .Eine herzlose Person ist es', murmel» die alte Brigitte, .und die Straft wird sie schon treffe»!' .Rein, nein, Brigitte, das darfst du nicht sagen. Herz los ist st« nicht; aber gewiß sehr, sehr unglücklich. DaS Kreuz hat sie dem Kinde sicher nur umgehängt, daß eS für sie spreche» soll und Abbitte leisten. Und Gott hat ihr ge holfen, daß sie das Kind an der rechten Schwelle nieder gelegt hat. Ich zürne ihr nicht, ich danke ihr für das Glück, mit dem sie mich so reich gemacht hat, und ich will bete« für die Arme, die jetzt sicherlich herumläust, voll Verzweif lung und Qual.' Di« Rächt war vorübergegange« im Forfthause bei all den Beratungen und Betrachtungen über das Kind, das jetzt in dem großen Wäschekorb lag, in dem wohlig geheizten Zimmer, eingchüllt in die weichen und sauberen Jäckchen und Windeln der Frau Heller. Fest schlief eS, mit rosig geballten Fäustchen. sFortsetzung folgt.» 8«» V»ltttra»ertK-. Du dcutKeS Volk, heut' Trauertag! Gedenket unsrer Lieben, Die für uns unter S 'merz und Schmach In Feindesland geblieben. Auch in Les Meeres tiefen Grund Sind Tausend« versenket; Gekämpfet bis zur letzten Stund'. Ihr Leb'n sür «ns geschenket. Drum nochmals Da»k zu« heut'gen Tag Wenngleich verwest dir Glieder — Ein Gruß durch dumpsem Glockenschlag! Ruht sanft, Ihr deutschen Brüder! H. LlauS, Bloß»»-. Sr«»z»mrtrstsel. Senkrecht: l. Streitmacht, 2. Handelsstadt am Schwarzen Meer, 3. Fürwort, 4. Rinderart, 5. Name eines Sonntags, 7. Trachtenwechsel, 8. Salz, v. Götti«, 1V. Kraft maschine, 11. Gott der Liebe, 14. Lustsahrzeug, 15. bekannter Märchendichter. 20. Abschiedsgruß, 23. Borhaben, 24. nüch terner Geschmack, 23. russisches Gebirge, 2S. Wiutrrerschei- nung <s gilt als sch), 27. Temperaturbezeichnuug, 28. Musik vorzeichen, 29. Augenblick, in Verbindung mit.im'. Waagerecht: S. WoUgernch, S. Fluh i» Spanien, 7. Nagetier, 9. SäuglingSpfiegerin. 12. grogravhische Be zeichnung, 13. Gemüse, 1«. Niederlassung, 17. Tochter -es Zeus, 18. kaufmännische GewichtSbe-eichnung, 19. Teil der Uhr, 21. Frucht- und Blumenmaler, 22. Gcdichtart. 23. so viel wie: kurch. n t, 24. Wasserstraße, 27. römische Schutz götter, 28. Südfrüchte, 30. Wappentier, ». Fürwort. «nslök»«g »eS Gedanke-trainingS »Der geschickte Konbitor'. Aus der Auslösnngssigur ist zu ersehen, wie »er Kow dllor di« Stück« aus der Tor» auSichneiden mußt« nub wieviel jede der Damen bezahlt« Um dir Ausgabe zn löse», hatte der Konbitor lebiglich den KreiSraud der Tort« in 15 Teil« zu teilen.
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