Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.04.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193204186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19320418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19320418
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1932
- Monat1932-04
- Tag1932-04-18
- Monat1932-04
- Jahr1932
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.04.1932
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2. Beilage zum Riesaer Tageblatt. Montag, 18. «bril 1932, abends. 8S. Jahr«. Dr. von Stempel 50 Jahre alt. Dr. Freiherr von Stempel, der Präsident des Deutschen und des Preußischen Landkreistages, kann in diesen Tagen seinen 50. Geburtstag feiern. Bild daneben: Die Schöpferin der sozialen Frauenarbeit, Alice Salomon, wird am 10. April 60 Jahre alt. Als Gründerin der ersten sozialen Fraucnschnlc in Deutschland und der Deutschen Akademie siir soziale und pädagogische Frauenarbeit sowie als Vorsitzende im Bunde Deutscher Frauenvereine und Vorstandsmitglied Les Internationalen Frauenbundes hat sie in vierzig» jähriger Tätigkeit unermüdlich für ihre Mitschwesterv gewirkt. Mit dem Hindenburg-Pokal ausgezeichnet wurde für die beste flugsportliche Leistung des vergan genen Jahres der Oldenburger Sportflicger August Lauw. Er erhielt den Pokal, der mit einer Prämie von 10 000 Mark verbunden ist, für einen Ferienflug, der ihn von Wilhelmshaven über Budapest, Sofia, .Konstan tinopel, Konia, Aleppo, Damaskus nach Aegypten führte. Von Kairo flog er über Wadi Haifa nach Alexandrien, gab dort seine Maschine nach Triest aus und kehrte von dort über Udine, Verona, München, Mannheim, Frankfurt a. M. und Hannover nach Wilhelmshaven zurück Marianne mit dem Oelzweig. Die französische Post bringt demnächst einen neuen Briesmarkensatz heraus, der die Idee des Friedens versinnbildlichen soll: die französische Republik in Ge stalt einer Frau hält der Welt «inen Oelzweig entgegen. — Man macht bereits jetzt schon darüber Witze, daß die Fricdcnsbringerin auf den Marken ihren Friedens zweig in der linken Hand hält. Man schlägt daher vor, daß die französische Republik ihre Friedens bemühungen doch einmal mit der richtigen Hand ver suchen soll. Väter lernen Säuglingspflege. In London hat man Kurse für Kinderpflege eingerichtet, an denen auch — wie unser Bild zeigt — einige Ver treter des starken Geschlechts teilnehmcn. Sic erhalten hier ausführliche Unterweisungen in der richtigen Be handlung und Ernährung von Säuglingen. Ob nun wohl die Londonerinnen ost allein auSgchen werden? Blutige Streikunruheu im böhmische« Kohlenrevier. Seit Wochen wir- im nordböhmischen Kohlenrevier mit voller Erbitterung der Generalstreik der Bergarbeiter geführt, dessen gütliche Beilegung nun bevorsteht. In vielen Orten des Streikgebietes ist es während des Streikes zu schweren Zusammenstößen zwischen den Streikenden und der durch Militär unterstützten Gen darmerie gekommen, wobei es mehrere Tote und zahl reiche Verletzte gab. Unser Stimmungsbild aus Most zeigt Gendarmerie, die den Zugang zu den Kohlen gruben vor den streikenden Bergarbeitern versperrt hält — zum Schutz der Streikbrecher, die Kohle verladen. ssMMULiA'gepM 16. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Verliebt in ven Piloten, Kind? Blondheit, die liegt dir wohl im Blute " Sie sah nachdenklich zu ihm auf. Als sie zu sprechen be gann, lauschte er weit vorgeneigt. Sie verbesserte sich, ließ Pausen einfallen und wiederholte das, von dem sie glaubte, daß es ihm nicht verständlich schien. „Mary, du hast eine Phantasie, die einem Romancier Ehr« machen würde. Aber es geht nicht." Mitleidig fuhren seine Hände über ihr seiden knisterndes Haar und hielten dann ihre kalten Finger an die Brust gedrückt, damit sich deren Zittern verlieren sollte „Warum soll es nicht gehen. Onkel Calderon?" Nun mußte sie sogar weinen, weinen um den Mann, für den sie gar nichts mehr fühlte und immer und ewig tot sein wollte. „Kind, wenn es nach Afrika ginge, würde ich sagen: Tu'sl Versuch es wenigstens! Vielleicht glückt es Aber nach dem Pol? Das mußt du dir aus dem Kopf schlagen, Mary, weil es zwecklos ist." Sie lehnt« das Gesicht gegen seine Knie und versank in schweres Sinnen. Als er ihren Kopf zu sich emporhob, lagen die schönen Frauenaugen ganz von grünlich-blauen Lichtern übergossen. „Würdest du mir helfen, Onkel, wenn ich durch aus wollte?" „Nein." Sie saß wieder schwelgend. Nach einer Weile sagte sie ernst: „Ohne dich geht es nicht Ich brauche deine Hilfe zu notwendig." Und wieder sprach sie langsam und sehr dring lich auf ihn ein. Er sog in tiefen Zügen den Atem in die Brust. „Schlafen wir darüber, Mary. Wenn du morgen noch der gleichen An sicht bist, reden wir weiter " Sie brachte ihn bis an die Türe seines Zimmers, wo ihn der Kammerdiener in Empfang nahm. Er fühlte ein weiche» wruchl an seinen pergamentenen Wangen uno naym oen Kuß, mit dem sie ihm gute Nacht sagt«, in sein« Träum« hinüber. Der Bilot lag in^einem bequemen Liegestuhl in dem großen Sarteniaal. das Gelickt mit Pflastern verklebt und den rechten Arm in Gips geschient. Die zerschlagenen Lippen heilten langsam. Da ihn jedes Wort schmerzte, trugen der Lord und Rosmarie für die Unterhaltung Sorg«. „Mit der Polfahrt ist es natürlich Schluß." Calderon ließ die Augen nach den Fächern gehen, die die Palmen wie kokette Ärme ausgestreckt hielten. „Aber wenn Sie einen Ersaß stellen müssen oder auch nur dürfen, hätte ich ein« Bitte an Sie." Der Pilot wandte das verklebt« Gesicht nach ihm hin und fragte mit den Augen. Lord Calderon suchte wiederum in dem Fächergewipfel. „Mein Neffe hegt schon seit langem den Wunsch, an einer solchen Expedition teilnehmen zu können. Vielleicht würde eine Empfehlung Ihrerseits ihm die Wege hierzu ebnen." „Gerne." Nur die Zunge und der Kehlkopf Tordys hatten die Antwort gegeben. Die Lippen hatten sich dabei kaum bewegt. „Es wäre sehr lieb von Ihnen." Calderon fühlte Ros- maries Hände wie Blei auf seinen Schultern liegen. „Viel leicht schreiben Sie diesem Herrn Szengeryi — der Name ist für eine englische Zunge kaum auszusprechen — ein paar er- klärende Zeilen Mein Sekretär wird sie gerne nieder schreiben, um Ihnen jede Anstrengung zu ersparen " Tordy nickte zustimmend. „In finanzieller Hinsicht, auch betreffs der Ausrüstung, stellt sich mein Neffe selbstverständlich ganz auf seine eigene Börse," warf Calderon ein, fühlt« Rosmaries Scheitel aus dem seinen und wandte den Kopf zurück. Eine verräterische Träne schlich ihr über die Wangen. Am Nachmittag ging ein Eilbrief an Szengeryi ab, des Inhaltes, daß Tordy bitte, einen Neffen des Lord Calderon an seiner Stell« an der Expedition teilnehmen zu lassen. Rosmari« trug brennende Flecke auf den Wangen. Es war das erstemal, daß sie Dr. Leys ärztliche Hilfe in Anspruch nahm. Er mußte ihr Brom zur Beruhigung geben. „Die Lady hat Herzaffektionen," sagte er zu Calderon und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. „Wenn ihr schon der verklebt« Pilot so viel zu schaffen macht, was wird erst sein, wenn der junge Mann entpflastert und entgipst ist." Calderon erwiderte nichts, hob nur die Schultern, als ob sich nichts dagegen machen ließ«, und wartete mit derselben Ungeduld wie die junge Frau auf das Eintreffen der Ant wort von Bela Szengeryi. Erst nach fünf Tagen lief ein Telegramm «in: „Mit empfohlenem Ersaß einverstanden Erwarte Mister Calderon» Neffen in Göteborg Abfahrt achter Mai Dr Szengeryi " Rosmarie benötigte noch einmal Brom. Calderon schüttelte bejorgt den Kopf. „Mary, wenn du jetzt schon solche Anfälle bekommst, war wird erst sein, wenn du in Göteborg landest? Dann wird ein vollkommen nervenschwaches Bündel von Weib sich die'em Szengeryi an die Brust werfen und nicht mehr wissen. Laß es ihn auf Herz und Nieren prüfen wollte." Sie versuchte sich mit aller Gewalt zu beherrschen, konnte stundenlang Abhandlungen über Forschungsreisen lesen, horchte Tordy aus, der ihren Mann aus seiner ersten Fahrt begleitet hatte, interessiert« sich für alles und jedes, fragte, was man benötige, wie man sich am besten kleide, sich vor der Kälte schütze und tausenderlei anderes mehr. Tordy war wie ein Lamm. Geduldig bis zur Erschöpfung, gab er Bescheid. Es war nur ein Glück, daß seine Lippen nicht mehr aufsprangen, wenn sie auch noch bitterlich braun» ten, so er gezwungen war, viel zu sprechen. An einem der letzten Apriltage fuhr Rosmarie nach Lon don, um Einkäufe zu machen. Zwei Tage später kam ein Telegramm: „Komme erst Ende der Woche." Calderon langweilte sich zum Sterben. Tordy horchte bei jedem Kartengruß, den ihm der Lord meldete, ob sie noch immer nicht zurückkehre. Der Doktor maulte über die Frauen mit ihren Maharadjchalaunen. In den Abendstunden des Samstag fuhr ein Kraftwagen an der Rampe von Port-Rush vor. Der Chauffer riß den Schlag auf und hielt ihn zurück, bis der junge Mann über das Trittbrett gestiegen war. Der taubengraue Anzuo ver riet ein« erste Londoner Werkstätte und unterstrich flüchtig die Eleganz der Körperlinien. Den Hellen Staubmanlel über dem Arm und den Hut lässig in der Rechten tragend, lchritt der Fremde auf die große Doppeltüre zu. die die Empfangs halle abjchloß. „eseine Lordschaft empfangen nicht." Der junge Mann entnahm seiner Brieftasche eine Vch- karte, legte den Mantel über die Lehne eines brokatenen Stuhles und ließ sich selbst in den Armsessel gleiten. Die Augen des Dieners hafteten an dem Shamrock, der in der obersten Oese im Rock des Fremden steckte Diese Kleinigkeit wirkte bestechend. Die gelbe, unscheinbare Blume, eine Abart ganz gewöhnlichen Klees, war die Nationalblume des Landes Also mußte der junge Mann ein Ire sein Während er nach dem Wintergarten schritt, warf er einen Blick auf die Visitenkarte: „Richard Calderon." . „Ein Verwandter?" Dann jedenfalls einer, der sich nie auf Port-Rush hatte sehen lassen. Wenn man dreißig Jahre in «in und demselhen Hause diente, wurde einem zum Schluß jedes Gesicht der Sippe geläufig. Aber das hier war noch nie auf Killarney gesehen worden
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder