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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193206104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19320610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19320610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1932
- Monat1932-06
- Tag1932-06-10
- Monat1932-06
- Jahr1932
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1932
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..... ^vircl gleich al8 weiter abgerLuml. ^ortrsteovz worzso) Hätte Will das gewollt, würde er ihr sicher eine dies- öezüaliche Nachricht hierher geschickt hahen. Denn er nicht da war, konnte sie ihn sa in Joseph City ebensowenig her anzaubern, wie in Chikago. Abermals erfaßte eine neue Angst sie. War Will und seiner Mutter irgend etwas zugestoßen? Vielleicht ein Autounglück? Wenn irgend so etwas geschehen wäre, hatte es gleich gar keinen Zweck hinzufahren. Sie machte sich klar, daß sie vor allen Dingen be herrscht und ruhig sein mußte, fühlte sich kräftig genug, sich zu bezwingen, und fuhr abermals hinunter, um mit dem Manager zu sprechen. Diesmal tat ein anderer Mann in der Offize Dienst. „Entschuldigen Sie eine Frage. Fch bin Ada Thomas, die Braut des Reverend? Thomas, und bin in Sorge, weil mein Verlobter nicht kommt um mich abzuholen. Können Sie mir vielleicht sagen, wann er das Zimmer für mich bestellt hat. und ob er damals persönlich hier war?" Der Herr lächelte. „Das können wir natürlich bei unserem großen Be- triebe nicht auswendig wissen. Ich will einmal nachschla gen und sehen, waS darüber im Journal steht." Er blätterte in einem großen Buch, Hier ist d'e Notiz: „Reverend Thomas aus Joseph Citv bestellt durch Ferngespräch aus Springfield, Illinois, ab 25. August gutes Zimmer mit voller Pension für Miß Ada Thomas auS Deutschland, wünscht, daß Zimmer mit Blumen ge schmückt wird, sendet durch Metrolitan-Bank Scheck über fünfzig Dollar, wird persönlich kommen, die Dame abzu holen und Rechnung zu begleichen." „Er hat nicht gesagt, an welchem Tage er kommt?" „Darüber ist nichts vermerkt." „Verzeihen Tie noch eine Fragei WaS kostet der Pen- öonspreis meines Zimmers?" „Zehn Dollar pro Tag."' „Danke sehr." , ..... Ada fuhr wieder in ihr Zimmer hinauf, weil eS ihr widerstrebte, sich in der Hotelgasse angaffen zu lassen. Will hatte aus der Stadt Springfield telephoniert und ooS Zimmer kür mehrere Taqe im voraus bezahlt. Es Hm Urteil im AWinamM Hr. Maier—Hr. Mm. )( Dresden. Ain Donnerstag vormittag verkündete in dem bekannten Disziplinarprozctz Dr. Maier — Dr. Böhme der Borsidende des Disziplinarhofes, OberlandeS- »erichtspräsident Dr. Hüttner das Urteil. Danach wird, wie wir bereits gestern bekanntgegeben haben, das Urteil der Diszipltnarkammcr vom 11. 12. 1931 insofern abgeändert, als die damals anSgeivorfencn Geldstrafen aus den Betrag des Diensteinkvmmcns von zwei Monaten zurückgesetzt werden. Die baren Ausgaben des Verfahrens haben die beiden Angeschuldigten ie zur Halste zu tragen. Es bleibt also dabei, das, nicht aus Dienstentlassung erkannt wirb. Ebenso bleibt der von der Disziplinarkammcr auSgespro- chenc Verweis bestehen. In der Begründung des Urteils wurde auSgeführt, daß ich der ganze Prozeß hauptsächlich um die ZuständtgkeitS- frage gedreht-habe. Es sei erwiesen, daß die Verwaltung der Mittel der sächsischen Wohlfahrtshilse zum Ausgaben kreis des Arbeite- und Wohlfahrtsministeriums gehört habe. Dr. Böhme, der beim Innenministerium tätig war, habe lediglich die Geschäfte des Arbeits- und Wohlfahrts ministeriums geführt. Wenn Dr. Maier anderer Meinung gewesen sei, so seien die von ihm hierfür vorgcbrachtcn Gründe nicht stichhaltig. Tie Zuständigkeit dcS ArbeitS- und Wohlfahrtsministeriums schließe aber auch dessen Ver antwortung ein. Dr. Maier sei also für die Tätigkeit Dr. BöhmeS verantwortlich gewesen. Dr. Böhme habe lediglich die Anlegung der Gelder obgelcgcn. Wenn Dr. Maier die Ueberwachung Dr. BöhmeS abgelchnt habe, so habe er da mit eine schuldhafte Pflichtverletzung begangen. Die Tren nung von Verwaltung und Anlage der Gelder sei praktisch rnmöglich. Der Disziplinarhof vermöge sich der Auffassung der Disziplinarkammcr nicht anzuschließen, daß Vorgesetzte Dr. Maiers diesen gedeckt hätten. Wenn manche Stellen hierüber anderer Auffassung seien, so lei dies keine Ent lastung Dr. Maiers. Wenn sich damals Unklarheiten über die Zuständigkeit ergeben hätten, wären beide Angeschuldigte verpflichtet gewesen, diese zu klären. Die Urteilsbegründung befaßte sich dann weiter mit den dem Seidemannkonzern gegebenen Krediten. Dr. Böhme falle zur Last, daß er unberechtigt hohe Kredite gegeben und überdies gefährliche Bürgschaften übernommen habe. Dadurch sei der Sächsischen Wohlfahrtshilse der Millionen verlust entstanden. Dr. Böhme habe sich über die Ver- trauenswttrdigkeit der Seidcmann-Unternchmungcn zu wenig erkundigt. Außerdem hätten ihm die banktechnischen Erfahrungen im Kreditwesen völlig gefehlt. ES sei aber seine Schuld, baß er Seidemann zu viel Vertrauen ge schenkt habe. Seine Angabe, daß er immer weitere Kredite gegeben habe, um die Unternehmungen, in die bereits so viele Gelder hineingesteckt waren, zu halten, sei ebenfalls nicht zu rechtfertigen. ES müsse aber gesagt werden, daß Dr. Böhme bei der Führung seiner Geschäfte von beiden Ministerien zu wenig unterstützt worden sei. Allerdings habe Dr. Böhme auch insofern pflichtwidrig gehandelt, als er die von der Staatsbank angebotene Hilfe abgclehnt habe. Weiter wird in der Urteilsbegründung auSgeführt, die Jahresberichte Dr. Maiers über die Sächsische Wohlfahrts ¬ hilfe hätten keine bewußten Unwahrheiten enthalten. Wenn der Bericht von 1928'29 «ine Unrichtigkeit enthalte, so sei dies darauf zurückzuführen daß Dr. Maier im Einver- nehmen mit seinen Vorgesetzten gehandelt habe. Wichtig sei, baß auch der Disziplinarhof sich davon habe überzeugen können, daß dir Angeschuldigten persönliche Vorteile weder gehabt noch gesucht hätten. Zugunsten der Angeschuldigten spreche, baß über die Sächsische Wohlfahrt»- Hilfe damals große Unklarheiten bestanden hätten. Dr. Maier habe auf dem Gebiete der Wohlfahrtspflege Bedeu tende» geleistet. In» Gewicht falle auch die große Jugend Dr. BöhmeS. Unter Würdigung aller dieser Umstände sei die Strafe der Dienstentlassung al» zu hart erschienen. WaS die Festsetzung der Geldstrafen angehe, so habe die Diszivli- narkammer die damals bevorstehende Kürzung der Be- amtengehälter zu wenig berücksichtigt. Demnach habe die Geldstrafe den jetzigen Verhältnissen angepaßt werden müssen. Von der Diszivlinarkammer waren bekanntlich Dr. Maier und Dr. Böhme zu Geldstrafen in Höhe von SSW Mark bezw. UM Mark sowie je zu einem Verweis verur teilt worden. —— AMM im bllarEmtz. vd». Berlin Im Skklarek Vrnzetz kam «« am «>ann-r«fim bei Beenbianna d«« Vlädoster» von M >B. Vranbach, der kg? den Bngeklaaien Kolik nm Freispruch bat. zu einem Zwischenfall. D-r Barfitzende kragte idn. ab er di» Bezeichnung „fenilletanißische" für di« Anklage znrück- n»bmen wolle. B.-A. Vranbach erwiderte, er hab, damit die kkstaatSgnwaltschgft nicht beleidigen wallen, sachlich balt» er die Bem-rknng aber aufrecht Darauf erklärt» der Oder- llaatsanwalt lebr »rreat: lll.-A. Branbach bat aesaat. die Mtaataanmaltfchgft hätte lick, anscheinend Sklareksch, G«. dankenaänge z» eigen gemacht und damit »n» Nnadrnck bringen wallen, daß di» kbtaatSanwaltschast nicht willen« oder in der Laa« sei, den Bro«rß obiektiv darznstellen. Zn seiner Abwesenheit sei van R.-A. Vranbach »ine weitere Beleidianna «»fallen. Wenn weitere Beleidigungen gegen di» Staatsanwaltschaft fallen sollten, würden die Staat«, anwält» geschlossen den Saal verlassen nnd nicht eher zurückkommen, bi« di» Beleidigunaen »nrückgenommen lind. Im w»iteren Verlauf der Verhandlung plädiert» dann der Verteidiger de« Angeklaaten Draener, M.-N. Lands- berg. Er wandte sich vor allem geaen die An«fübrung»n de« Oberftaatlanwalte« über di« politischen Beamten und lehnt» ebenso w e R.-A. Vranbach mildernd« Umstände für seinen Mandanten ab, die der Ob»rstaat«anwalt daran« herlrite. daß Degener kein VrrufSbeamter, sondern «in poli- tiscker Beamter sei. Der Oberstaatsanwalt »erd» nicht be weisen können, daß die Beamten, dir durch da« Vertrauen ihrer Fraktion in ihre Aemter gekammen sind, minderwertig seien. Wenn man den KorruvtionSsnmpf »nfchiitten wolle, hätte man nach eine oanze Reihe anderer Leute zur Ver- antwortnna ziehen müssen. Im einzelnen bestritt R.-A. LandSbera seden Kausalzusammenbang zwischen den Ve- schenken nnd Amtrdandlunarn de« Angeklasten nnd bat um Freispruch. — Weiteroerhandlung Freitag. Vermischtes. Hart am Zuchthaus vorbei. Ein 40 jähriger Steuerbeamter H. hatte sich am Donnerstag vor dem Berliner Schöffengericht wegen Urkundenfälschung und Unterschlagung im Amte zu verantworten. H. ist aus der Zivilanwärter-Laufbahn hervorgegangen und hat sich als Soldat im Felde in höchstem Maße ausgezeichnet. Auch über seine dienstliche Tätigkeit in der Finanzver waltung wurden ihm von den Vorgesetzten die besten Zeugnisse ausgestellt. Als aber Frau und Kind erkrank ten, reichte das Gehalt von 220 Mark nicht mehr ans zur Bestreitung der Lebenskosten. Der Kredit bet der Beamtcnbank war bald erschöpft uno nun mußte Kredit vom Wucherer beschafft werden, der auf einen Schuldschein von 500 Mark nur 250 Mark in bar und für den Rest Seifenpnlver gab. In seiner Not vergriff sich der Be- amte an den Geldern, die er dienstlich einzuziehen hatte. Er verschleierte die Unterschleife durch falsche Eintragungen und flüchtete schließlich ins Ausland. 2V» Jahre lang war er in Holland und Paris als Platzanweiser bei einem Ausstellungs-Unternehmen tätig. Dann ging er nach Deutschland zurück, um gleich an der Grenze verhaftet zu werden. H.^war vor Gericht in vollem Umfange ge ständig. Der Staatsanwalt beantragte Bestrafung aus 8 349, der ein« Mindeststrafe von einem Jahr Luchtbau« vorsiebt. Da» Gericht sprach mit Rücksicht auf die Laa, de» Falle» da» Urteil au» ß 351, der mildernde Um. stände zuläßt. Diese wurden dem durch di« Not auf die schiefe Bahn gedrängten Beamten in vollem Umfangt zugebilligt. Er erhielt di« Mindeststrafe von 6 Mo naten Gefängnis unter Gelvährung einer Bewährung» frist. Maikäfer als Kohlenersatz. An der Be- kämpfung der Maikäferplage, zu der die Polizetverwai- tungen und öffentlichen Körperschaften aufgefordert hat- ten, hat sich auch da» Städtiscl-e Gaswerk in Mühl- Hausen in Thüringen beteiligt. Das Werk kaufte in dem kurzen Zeitraum von acht Tagen über 47 Zentner Mai- käfer für 236 Mark ein und führte sie den Hochgluten der GaSerzeugungsöfen zu. ES ergibt sich demnach, da aus ein Pfund im Durchschnitt 425 Stück zu rechnen sind, eine Menge von über zwei Millionen Maikäfern. Verhaftung eine» seit zehn Jahren stech brieflich Gesuchten. In Bergedorf bet Hamburg konnte ein Landjäger einen Fahrraddieb auf frischer Tat ertappen. Bei den Feststellungen der Personalien ergab sich, daß man einen seit 10 Jahren steckbrieflich g«. suchten Gesängnisausbrecher vor sich hatte. EinMord nach zwölf Jahren gesühnt. Dar Schwurgericht Weimar verurteilte heute den 37 Jahre alten Landwirtschastsgehilfeu Alfred Ritter aus Klein-Rem- bach, Kreis Weimar, wegen Mordes zum Tode. Ritter bat am 18. Februar 1820 seine Geliebte, das ledige Dienstmädchen Else Leuthardt aus Vogelsberg, in der Nähe der ihrem Arbeitgeber gehörigen Muhle nach einem Wortwechsel durch 17 Messerstiche getötet. Nach zwölf Jahren also ist der Mord gesühnt worden, und zwar war Ritter schon damals der Tat dringend ver dächtigt worden, doch rettete ihn vor der Verurteilung die falsche Zeugenaussage eines befreundeten Landwirts. Gewissensbisse veranlaßten aber den Landwirt, die Wahr heit zu gestehen. Rundfunk-Programm. Sonnabend, den 11. Juni. Berlin — Stettin — Magdeburg. SM: Funk-Gymnastik. — Anschließend bi» 8.IS: Aus Kö> nlgsberg: Frühkonzert. — 11.80: Au» Königsberg: Mittagskonzert. Kleine» Norag-Orchester. — Al, Einlage gegen 12.80: Wettermel dungen für den Landwirt. — 14.00—14.85: Zwei bekannte Tanz orchester (Kristall-Schallvlatten). — 15.20: Jugendstunde: „Ver trauen uno Mißtrauen !n der Gesellschaft." — 15.40: „Die neuen Formungen in der gegenwärtigen Architektur." — 16.05: Au» dem Blllthner-Saal, Magdeburg: Populäres Orchesterkonzert. Not standsorchester de» D. M. V., Ortsverwaltung Magdeburg. — 18.00: Die Erzählung der Woche. — 18.25: Lieder. Maria Hussa <So- pran). Am Flügel: Bruno Seidler-Winkler. — 18.50: Mitteilun gen de» Arbeitsamtes. — 18.55: „Die Funk-Stunde teilt mit..." — 18.00: „Stimme zum Tag." — 19.10: „Modern« Ernährung." — 19.35: Für den Siedler und Kleingärtner: „Kleinmöbel." — 19.45: Antho» liest eigene Prosa. — 20.00: Vom Heldenplatz, Wien: Soldatenlieder und Militärmusik au» drei Jahrhunderten. Die Militärkapellen der Jnf.-Regt. Nr. 2, 3, 4 und 3. Lin Soldaten chor. — Zeitansage usw. — Danach bis 0.30: Lu» dem Park- restaurant „Südende": Vom Sommersest de» Verein» für da» Deutschtum im Ausland, Tanzmusik (Kapellen Bruno Mahnkopf und Gerhard Hoffmann). Königswusterhausen. 5.45: Au» Hamburg: Wetterbericht für di» Landwirtschaft. — 6.00: Au» Berlin: Funk-Gymnastik. — 6.15: Au, Hamburg: Wie derholung de» Wetterberichts. — Anschließend bis 8.15t Au» Ber lin: Frühkonzert. — 9.00: Stunde der Unterhaltung: Allerlei Kurzweil au» dem Rokoko. — 10.00: Neueste Nachrichten. — 10.10: Schulfunk: Aus der Lotsenstation. Ein Hürbericht. — 12.00: Aus Hamburg: Wetterbericht für die Landwirtschaft. — Anschließend: Schallplatten-Konzert. — Anschließend: Wiederholung de, Wet- teroericht». — 13 30—15.00: Berliner Programm. — 15.00: „Gras Zeppelin." — 15.30: Wetter- und Börsenberichte. — 13.45: Frauen stunde: „Konserven- und Dauerwarenprüfung durch Aequator- reise." — 16.00: Lob des Blau. — 16.30: Uebertragung au» Ham burg: Nachmittagskonzert. — 17.30: Viertelstunde für di« Gesund heit: „Vom unnötigen Altern." — 17.50: Aursichtrwarten am pom- merschen Strand. — 18.05: Musikalische Wochenschau: „Abbau der Schulmusik" — 18.30: „Der Aufbau eine» zivilen Lustschuhe«." — 18.55: Wetterbericht für die Landwirtschaft. — 19.00: Enmisch für Anfänger. — 19.30: Still« Stunde: „Laut und leise." — Anschlie ßend: Wiederholung de» Wetterberichts. — 20.00: Berliner Programm. war also ganz augenscheinlich, daß er sie in Chikago er wartete. Jedenfalls war er also noch auf einer Dienstreise. Sie mußte warten. Aber wenn sie nur begreifen könnte, warum er, der ihr so liebevoll Blumen schickte, nun keine Zeile schrieb! Er mußte sich doch denken, daß sie angekommen war. Sie wurde aus ihren Gedanken aufgeschreckt durch einen Anruf des Zimmertelephons und eilte voll freu diger Erwartung hm. Es war der freundliche Manager, mit dem sie vorhin gesprochen. „Ich habe eben noch eine Nachricht bekommen, die Sie interessieren wird. Mein Sekretär, der einige Tage be urlaubt war und Zeuge unseres Gespräches wurde, sagte mir. vor drei Tagen sei ein Herr, der sich Reverend Tho mas aus Joseph City nannte, im Auto vorgefahren, sei außerordentlich erregt gewesen, habe gefragt, ob Miß Tho mas eingetroffen sei. Er habe dann gesagt, er reise nach Baltenronge, wisse nicht, bis wann er zurück sei. Miß Thomas solle ihn unter allen Umständen im Hotel er warten, wenn sie etwa noch käme." Es handelte sich um die kurze Anfrage im Hotel, die Will in aller Eile und in der Voraussicht, nichts von Ada zu hören, getan hatte. Der Sekretär aber hatte den Na men der Stadt Boston Rouge, den Will in seiner Erre gung schnell hervorgestoßen hatte, falsch verstanden. Das war nun allerdings eine Nachricht von Will, doch keine gute. Jedenfalls vielleicht eine Erklärung. Ada sah in ihrem Bädeker von Nordamerika nach und fand keine Stadt Baltenronge. DaS wollte freilich nichts sagen: denn es war vielleicht ein ganz kleiner Ort, den Touristen niemals berührten. Allem Anschein nach hatte Will irgendeine traurige Nachricht bekommen, die ihn zwang, dorthin zu reisen. Seine Mutter war ja Amerikanerin. Vielleicht war einem ihrer Verwandten etwas zugestoßen. Sehr wahrscheinlich! Denn die Mutter war ja mit ihm. Wer weiß, welchen Kummer, welche Sorge in diesem Augenblick auf Will ein stürmte? Vielleicht war eS auch ein so kleiner Ort, daß man gar nicht telegraphieren konnte? Eie hatte wenigstens die Gewißheit, daß Will an sie dachte und wünschte, daß sie ihn hier im Hotel erwartete. Ihre Nerven beruhigten sich langsam, und sie über legte weiter. Sie konnte doch unmöglich tagelang in ihrem Zimmer sitzen und beschloß, wenigstens letzt, am Hellen Vormittag, einen Spaziergang zu machen. Sie trat auS dem Hotel hinaus, wagte sich über die Straße und kam in die Anlagen des GrantparkS, die sich bis an den See hin unterziehen. Jetzt erst sah sie, welch ein gewaltiges Gebäude daS Auditoriumhotel war. das sich mit seinen kaum zu zählen, den Stockwerken bis zu achtzig Meter erhob. In jedem Fall hatte Will sie trefflich versorgt. Ada wollte durch den Park zum See hinunter; aber sie konnte ein Gefühl unbestimmter Angst nicht loS wer den. Auf den Bänken saßen zweifelhafte Gestalten. Jedes mal zuckte sie zusammen, wenn rasche Schritte hinter ihr herkamen, und glaubte sich verfolgt. Auf den weiteren Spaziergang verzichtend, wkr sie froh, wieder im Hotel geborgen zu sein. Es war Zeit zum Lunch. Die volle Pension war für sie bezahlt; eS wäre also töricht gewesen, hätte sie auf das Essen verzichtet. Sie war zufrieden, als ein Geschäftsführer ihr lächelnd in den Weg trat, als sie die Tür zum Speisesaal öffnen wollte, und auf einen Nebenraum zeigte. „Dort ist der Ladies Room." Zahlreiche Damen seden Alters saßest an den Tischen und speisten, ohne von Ada Notiz zu nehmen. Drei nervenaufregende Tage folgten. Ada wartete, wartete mit immer steigender Angst. Doch keinerlei Nach richt kam von Dill. Sie wurde immer ratloser und rech nete sich aus. daß am nächsten Tage bei dem teueren Pen- sionSvreiS die Summe verbraucht sein würde, die Will für sie eingezahlt hatte. Jetzt ärgerte sie sich, daß sie nicht gleich am ersten Tage in daS billigste Zimmer deS Hotels übergesiedelt, dann wäre sie für länger versorgt gewesen; sie batte geglaubt. Will damit zu kränken und ja jeden Augenblick seine Ankunft erwartet. Am Morgen des fünften TageS fand sie auf ihrem Frühstücksservice die erwartete Rechnung. Die fünfzig Dollar waren bereits um fünf Dollar für den Rosen, strauß überschritten. Sie selbst besaß genau noch achtzig Dollars, und da- I bei waren ia auch noch Trinkgelder zu zahlen. Tortsetzuno tolat.
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