Der Grabstein des Erfurter Pfarrers Georg Agricola Von OTFRIED WAGENBRETH, Freiberg In der Severikirche zu Erfurt liegt die Grabplatte eines 1578 verstorbe nen Georgius Agricola Chemnicensis, die hier als Beitrag zur Familien geschichte des berühmten Bergbaukundlers Georg Agricola beschrieben werden soll. Die aus gelbem Sandstein hergestellte Grabplatte (Bild 1) liegt heute im Fußboden der Kirche vor der Blasiuskapelle in einer Reihe von Grab platten verschiedenen Alters; sie hat diesen Platz aber erst nachträglich bekommen. Ursprünglich deckte sie, ebenfalls auf dem Fußboden liegend, das an heute unbekannter Stelle der Kirche liegende Grab, wie es damals weithin noch üblich war und aus ihren Maßen auch sicher abzuleiten ist. Mit 2,10 m Länge und 1,45 m Breite gehört die Platte allerdings zu den größten aus damaliger Zeit bekannten, gräberdeckenden Platten. Auf der oberen Hälfte der Grabplatte steht in 8 cm großen, erhabenen lateinischen Majuskeln die eigentliche Grabschrift: ANNO DNI 1578 SABBATI 13 MENSIS SEPTEMBRIS O REVEREND’ DOMINUS GEORGIUS AGRICOLA CHEM NICENSIS HUI’ SCHOLASTIC’ ET CANONIC’ AC PARROCHIALIS OMNIUM SANCTORUM ECCLESIAE PLEBAN’ VIGILANTISS C ARIPA Dieser Text enthält eine Reihe damals üblicher Abkürzungen, z. B. im Anfang der dritten Zeile ein von oben links nach unten rechts durch- strichenes O für obiit, und heißt vollständig: Anno domini 1578 sabbati 13 mensis septembris obiit reverendus dominus Georgius Agricola Chem nicensis huius (scholae oder ecclesiae?) scholasticus et canonicus ac parro- chialis omnium sanctorum ecclesiae plebanus vigilantissimus cuius anima requiescat in pace amen. Die Übersetzung lautet: Im Jahre des Herrn 1578, Sonnabend, den 13. September, starb der hochwürdige Herr Georg Agricola aus Chemnitz, dieser Kirche Schulvorsteher und Chorherr sowie wachsamer Pfarrer an der Pfarrkirche Aller Heiligen. Seine Seele ruhe in Frieden, Amen.