Der Zeitpunkt der Entdeckung der Freiberger Silbererze Die erste Schürfung des Silbers ist die für Freibergs Geschichte grund legende Tatsache, sie ist aber auch eines der wichtigsten und folgenreichsten Ereignisse der sächsischen Landesgeschichte, ja sie ist für die Wirtschafts und Kulturgeschichte Deutschlands von solcher Bedeutung, daß es notwen dig ist, den Zeitpunkt dieses Beginns des erzgebirgischen Bergbaus mög lichst genau festzustellen. Die Erörterungen dieser Frage schienen in den Jahren 1920 bis 1936 abgeschlossen zu sein mit der Festlegung auf 1181. Bei einer neuen Darstellung der mittelalterlichen Geschichte Freibergs aber stie gen dem Verfasser Bedenken auf, und er erkannte die damalige Entschei dung als Fehlurteil. Zur Einführung einige Hinweise auf die Geschichte der Gegend bis zur Entdeckung des Silbers. Seit der Klimaverschlechterung von etwa 800 vor Christus war die Landschaft, in der jetzt Freiberg liegt, unbesiedelter Ur wald. Seine Grenze lag bei Nossen. Die germanischen Hermunduren besie delten das Land ebensowenig wie die Sorben, die um 600 nach Chr. an ihre Stelle traten. Daran änderte sich auch nichts, als 929 der deutsche König Heinrich I. die Mark und das Bistum Meißen gründete. Mehr als zwei Jahrhunderte war Meißen ein Teil des Reichs. Unsere Gegend gehörte zum Burgwart Mochau, das bei Leisnig lag. Längst waren von den Eroberern die heidnischen Heiligtümer zerstört, von den christlichen Kirchen aber standen die Sorben grollend abseits [17, S. 554 ff.]. Erst das 12. Jahrhundert gab der Mark ein deutsches Gesicht und christliches Leben. Der Markgraf nahm eine planmäßige Besiedlung mit deutschen Bauern vor und erhöhte so die Wehrkraft seiner Mark; denn alle freien Männer waren wehrpflichtig. Er erhöhte auch seine Einnahmen. Da aber jede neue Hufe dem Bischof den Zehnten zahlen mußte, wurde auch die Kirche wirtschaft lich gestärkt; ein Netz von Dorfkirchen spannte sich über das Land. Auch Klöster entstanden. Tammo von Strehle gründete am Rande des Urwalds bei Nossen zwischen 1140 und 1150 ein Benediktinerkloster. Es konnte sich aber nicht halten wegen der Unwirtlichkeit der Gegend (vastitate loci). Hier setzte das Rodungswerk Markgraf Ottos ein. Er stand 1156—90 an der Spitze der Mark, war also ein Zeitgenosse Friedrich Rotbarts. Als 1158 Barbarossa über den Brenner nach Italien zog, blieb Otto bei seinem Sied lungswerk, während sein Bruder Dietrich von der Lausitz sich dem Kaiser anschloß. Anfang Dezember 1161 aber, als der Rotbart den von ihm erbauten Palast an der Adda bei Lodi bezog, finden wir auch Otto am Kaiserhof [15, S. 295 ff.]. Er blieb dort bis Ende April 1162. Es ist urkundlich bezeugt, daß die Wettiner durch treue Dienste in Italien sich dem Kaiser wertge macht hatten. Otto erbat damals eine Gunst. Er wollte als Grabstätte für sich und seine Nachkommen das Kloster Zella gründen und, um ihm Dauer zu geben, es ungewöhnlich reich mit Land ausstatten. Dieses Gebiet besaß Otto als Reichslehen. Er ließ es dem Kaiser auf und bat ihn, es als freies