RÜCKBLICK AUF DAS ALLGEMEINE TRANSPORTPROBLEM IM MONTANWESEN Wir denken gewiß selten daran, daß wir die Eisenbahn, 157 unser Haupt transportmittel, dem Transportproblem im Bergbau verdanken. Aber wir wissen es doch eigentlich recht gut: Schienenwege sind zunächst 158 in den Gruben gelegt worden, deren Erz und Berg Mengen erreichte, die mit den mittelalterlichen Hilfsgeräten Trog, Korb, Sack und Schubkarren nicht mehr zu bewältigen waren. Anfangs verwendete man Holz, dann Eisen, 159 anfangs schoben Menschen die mit einem Spurnagel versehenen Hunte, 160 dann zogen Pferde sie über die ersten Winkeleisenschienen und schließ lich, als die Räder mit einem Spurkranz 161 versehen waren, wurden sie an die „Lokomotive“ gehängt, ehe die neue Erfindung den öffentlichen Personen- und Güterverkehr über Land eroberte, Frachtwagen und Post kutsche verdrängte und ein neues Zeitalter des Verkehrs heraufführte. Das Transportproblem im Bergbau ist ja uralt, doch wollen wir hier nicht bis in die Vorgeschichte zurückblättern; denn wir vermögen dort viel leicht nicht mehr eindeutig den sekundären Fernhandel mit Metallen von dem primären Transportproblem im Berg- und Hüttenwesen zu trennen. Aber schon an der Schwelle der Geschichte, bereits unter den allerersten Pharaonen sahen sich die Ägypter vor die Aufgabe gestellt, aus den erober ten Kupferminen am Sinai 162 das Erz — möglichst gleich als Metall — nach dem Nilland zu verfrachten. Die „Wege, die zum Gold führen“, haben zur Zeichnung der ältesten Landkarte 163 164 geführt, damit die Karawanen durch die nubische Wüste ihr Ziel fanden. Auf den Schiffen der Phönizier ist nicht nur Zinn und Silber als Han delsgut übers Meer gekommen, die phönizischen Bergleute und Hütten männer sind darauf hinausgefahren und haben Bergwerke angelegt, 161 wo immer sie auf Erfolg hofften. Den Transport der gebrauchsfertigen Me talle und die Wanderungen der Bergleute wollen wir freilich in dieser 157 S. v. WEIHER: Die Eisenbahn — ein Kind des Bergbaus — München 1957 (Siemens, Hausarchiv, 55). 158 Ältester Beleg: um 1535 Titelblatt zu JOHANN HASELBERGER von der Reichenau: Der Vr sprung gemeyner Bergrecht. 159 Ältester Beleg: a) um 1430 verwendet zum Festungsbau = cod. Lat. 197 I, Blätter 35b und 36a der Bayr. Staatsbibliothek München, b) 1767 Guß der Plattenschienen von R. REYNOLDS in Coalbrookdale, 1776 Winkeleisenschiene von B. CURR in Sheffield. 160 Ältester Beleg: 1503 ohne Spurnagel, Holzschnitt in JOHANNES REISCH: Margarita Philosophien, 1550/1556 mit Spurnagel, Holzschnitt in GEORGIUS AGRICOLA: de re metallica l i b r i XII. 161 Ältester Beleg: XVI. Jh. mit doppeltem Spurkranz: Original aus der 12-Apostel-Grube zu Brad/Siebenbürgen (vormals im Verkehrsmuseum Berlin), sonst erst um 1730 Spur kranzräder durch RALPH ALLEN für die Pferdebahn von Bath. 162 H. WILSDORF: Bergleute und Hüttenmänner im Altertum I (Freib. Forsch.-H. Dl). Berlin 1952, S. 30, Anm. 12. 163 a.a.O., S. 29, Abb. 5. 164 a.a.O., S. 142, Anm. 39.