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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.12.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19051201020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905120102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905120102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-12
- Tag1905-12-01
- Monat1905-12
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s Z- » s) » k ? r BezugS-Prett t» d« Ha«pckrp«ditUm oder d«e« ««»gab» stolle« adgeholt: vierteljährlich S.GH bet täglich zweimaliger Zustellung w» Hau» vierteljährlich Durch «rier» «S- WÜrttgev Ausgabestelle» und durch di« Post bezöge« für Deutschland uud Oesterreich vierteljährlich für di« übrige« Länder laut Zeituagspreirltst«. Nedaktt»« ««d Wxpedtttour JohanaiSgass« 8. Telephon »ir. 1L4 vdk. SAH «r. 1178 Ver1i»er Nrdaktio«r-V»rra»r Berlin LkV 7, Dorvtheensiraße 8L. Tel. 1. «r. SS7S. Dresdner Redaktion».vureaur Drr«d«»Ä,Lüu»eritz str.l^ t«i.1,»dk.LLS8. Abend-Ausgabe. UtWAer.TagMaü Handelszeitung. Amtsblatt bes ASuigk. Land- »«- -es ASirigl. Amtsgerichtes Leipzig, des Aates nnd des Nolizeiamtes -er Lla-t Leipzig. Luzelgen-PreiL N» S^pMt«, PMtz^e » D», n»h»«ng> «ud Stelle» «nd-^> « VL Wuauztelle Anzeige», LeiedLftAenzeigeu unter Text «Lee an b«i»ad«r»r Sdell« «ach Darts. Für da» Ericheine» « be-Nuntte« lagen «. 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Ausl.) * In dem Prozeß gegen Malato und Genossen wegen deS in Pari« gegen den König von Spanien und den Präsidenten Loubrt verübten Anschlages sind alle An geklagten freigesprochen und sosort iu Freiheit gesetzt worden. (S. AuSl.) * AuS Sebaflopol ist ein offizieller Bericht deS Ad mirals Tschugnin über die Kämpfe mit den Empörern «inaegangen, der im Wesentlichen die gestrigen Meldungen bestätigt, lieber den aufrührerischen Geist in der russischen Arme« lauten aus« neue bedenkliche Meldungen ein. (S. Tagesschau.) kolitirchr cagesrcba«. Leipzig, 1. Dezember. Die bayerische Landtagswahlreform. Von unserm Münchner Korrespondenten. Die Kammer de,'» Abgeordneten hat am 30. No vember den Wahlgesetzentwurf, wie er in dec völligen Fassung der Regierungsvorlage vom Zentrum wieder eingebracht war, in dritter Lesung einstimmig ange nommen, nachdem das Zentrum in rücksichtslosem Macht bewußtsein auch den von allen übrigen Parteien unter stützten liberalen Antrag auf Beseitigung der relativen Mehrheit wieder abgelehnt hatte. Namens der liberalen Fraktion erklärte Abg. Dr. Casselmann in sehr ernsten Worten, daß sie unter Wahrung ihres prinzi- prellen Standpunktes und trotz schwerer Befürchtungen für den Gesetzentwurf stimme. Dieser Beschluß war bereits vor der ersten Lesung einhellig gefaßt worden und ver dient volle Billigung aus praktischen und ideellen Grün den. Daß die Liberalen die Annahme der Wahlreform nach dem Willen des Zentrums allein nicht verhindern konnten, ist ja allgemein bekannt. Durch ihre Haltung haben sie aber auch dem Zentrum die Möglichkeit genom- men, wieder das Märchen vom Wahlrechtsraubc zur Agi- tation zu benützen und die Sozialdemokraten bei künf tigen Wahlen damit auf seine Seite zu ziehen. Endlich aber ist es den Liberalen sehr um das direkte, allgemeine Wahlrecht zu tun und sie dürfen sich jetzt wohl darauf be- rufen, daß sie für diesen Gewinn die größten Opfer ge- bracht und durch die Herbeiführung der Einstimmigkeit dem Beschlüsse der Kammer eine große moralische Wir kung verliehen haben. Ganz glatt stehen in unserer Pairskammcr die Dinge ohnedies nicht. Es braucht kaum gesagt zu werden, daß ein, allerdings nicht sehr großer Teil der Reichsräte nicht zu den Freunden des demokratischen Wahlrechtes gehört. Indessen ist in diesem Sinnne keine Opposition zu erwar- ten. Dagegen droht eine solche^ wegen der gesetzlichen Wahlkreiseinteilung. An der Spitze dieser Opposition sollen keine geringeren als die Prinzen Ludwig und Rupprecht stehen, also die beiden künftigen Thronfolger, weil sie in dieser gesetzlichen Festlegung die Verletzung eines Kronrechtes erblicken. Ob es gelingt, diese Gegnerschaft zu beseitigen oder ob sie in ungefährlicher Minorität bleibt, wird sich bald Herausstellen. Im live- ralen Interesse wäre es nicht gelegen, wenn das Zentrum einen plausiblen Grund erhielte, den von der ersten Kam- Freitag 1. Dezember 1905. SS. Jahrgang. mer umgeänderten Gesetzentwurf abzulehnen: denn dann würden die Ultramontanen 102 Mann hoch für volle sechs ^ahre die Herrschaft ausllben. Seine Majorität wird ju auch durch die Auflösung der Kammer, die bei Annahme der Wahlreform nach Schluß dieser Session er folgen würde, nicht gebrochen werden. Allein es besteht doch gegründete Aussicht, daß sie selbst bei einem, dem Zentrum auf den Leib zugeschnittenen Wahlgesetze bedeu tend geschwächt würde. Offizieller Bericht über die KLwpsc iu Sebastopol. Aus Petersburg ist heute durch die offiziöse Petersb. Tel - Agentur eine Depesche eingelaufcn, welche auf Grund eines vom Kommandanten des Militärbezirks Odessa, Vizead miral Tschuchnin, auf telegraphischem Wege erstatteten Berichts eine offizielle Schilderung der Ereignisse in Se- bastopol gibt. Tschuchnin meldete vom 29. November vor mittag-: „Am 28- November stand eine Beendigung der Meu terei ohne Kampf in Aussicht. Wir umstellten die meuternde Abteilung mit Truppen und stellten ihnen die letzte Frist, sich auf Gnade oder Ungnade zu ergeben. Die Meuterer eröffneten jedoch einen Angriff, indem sie sich des Tor- pedobootSzexstörers „Swirepiy" und dreier anderer Torpedoboote bemächtigten, die sich in die Nähe des Kreuzer« „Otschakow" begaben. Alle diese Schiffe und der „Otschakow" hißtendieroteJlagge. Darauf hißte der „Otschakow" die Meldung: „Leutnant Schmidt be- sehligt die Motte!" Infolgedessen ging Leutnant Schmidt vom Lande aus an Bord des „Swirepiy" und fuhr unter Hurrarufen die Front des Geschwades entlang. Dann nahm Leutnant Schmidt die Fahrtrichtung nach dem Hafen und ließ die durch ihn verhafteten Personen wieder frei. Gleichzeitig bemächtigten sich bewaffnete Abteilungen der Meuterer der kleineren Fahrzeuge im Hafen. Später wurde auch der Panzer „P a n t e l e i m o n" lder frühere „Potemkin"), der obgerüstei war, von bewaffneten Vbteilun- gen in Booten deS Kreuzers „Otschakow" in Besitz genom men Die Offiziere wurden von ihnen gefangen genommen und an Bord des „Otschakow" gebracht. Man konnte gegen dieses Vorgehen der Meuterer nichts machen, da die Flotte auf Befehl deS Kommandierenden des 7. Korps abgerüstet war. Nachmittags fanden weitere Vorstöße der Meuterer statt. Die Lage wurde noch ernster. Die Schiffe, die in der Südbucht verlaut lagen, wurden ge- nommen und auf ihnen wurde die rote Flagge gehißt. Man mußte nun den ersten Aktionsplan fallen lasten und entscheidende Maßregeln ergreifen. Von den Meuterern waren die gefangenen Offiziere an Bord des „Otschakow" gebracht worden in der Hoffnung, daß man gegen so viele Offiziere nicht feuern würde. Leutnant Schmidt erklärte den gefangenen Offizieren, daß er sie hängen lasten werde, wenn von den Truppen Feindseligkeiten unter- nommen werden würden. Um 3H Uhr wurde aus den Feld geschützen gegen die Schiffe, die sich in der Südbucht be fanden und rote Flaggen gehißt hatten, und gegen die übrigen Fahrzeuge der Meuterer das Feuer eröffnet. Die roten Flaggen wurden alsbald niedergeholt. Leutnant Schmidt signalisierte, er habe zahlreiche gefangene Offiziere. Nachdem ein Fahrzeug von den Meuterern zum Sinken gebracht wor den war, fing der „Otschakow" an zu feuern. Das Feuer wurde von den Batterien der Nordseite und den Schiffen des Geschwaders sofort erwidert. „Swirepiy" wurde vom Kreuzer „Pamjat-Merkuria", dem Panzerschiff „Rostiß- law" nnd dem Torpedobootszerstörer „Kapitän Sacken" leb haft unter Feuer genommen und kampfunfähig gemacht. Auch zwei Torpedoboote wurden außer Gefecht gesetzt: eins davon sank. „Otschakow" hatte kaum k Schuß abge- geben, als er die weiße Flagge hißte, worauf das Ge ¬ schwader das Feuer gegen ihn einstellte. Es stellte sich als bald heraus, laß an Bord des „Otschakow" Feuer aus- gebrochen war. Es wurden deshalb Boote abgesandt, um die Mannschaft zu retten. Leutnant Schmidt, als Matrose verkleidet, suchte zu entkörn- men. Er wurde jedoch fest g e n o m m e n. Ein Minenschisf mit 300 Sperrminen an Bord, das in der Süd- bucht lag, wurde von der eigenen Besatzung gleich bei Be- ginn des JeuerL zum Sinken gebracht, weil eine Explosion der Minen befürchtet wurde. Von den Feldbatterien wurde auch auf die Marinekasernen geschossen und das Feuer von diesen Kasernen aus erwidert. Während der Nacht ergaben sich ungefähr 1500 Mann mit 10 Maschinengewehren vom Regiment Breßt. Die Kasernen wurden von den Truppen besetzt. Die Gesamtzahl der meuternden Mannschaften, di« sich ergaben oder an Bord des „Otschakow" gefangen genom- men wurden, beträgt 2000. Ein Torpedoboot, von dem man geglaubt hatte, daß es während des Kampfes gesunken sei, ist gestrandet und am Ufer aufgesunken. Der Kreuzer „Ot schakow" ist flott geblieben, nur das Innere des Schiffes ist ausgebrannt. Fregattenkapitän Slawotschinsky, der während des Kampfes verwundet worden war, ist seinen Verletzungen erlegen. In Sebastopol herrscht jetzt Ruhe." Der Bericht erscheint ziemlich unklar und unvollständig. So heißt eS erst die Flotte habe vormittags gegen die Weg- nähme verschiedener Schiffe usw. nichts machen können, weil sie abgerüstet worden sei, und nachmittags beteiligt sie sich auf einmal „lebhaft" an dem Kampfe. Offenbar hat der russische Admiral einer Seeschlacht ausweichen wollen und den Kampf erst dann ausgenommen, als der meuternde „Otschakow" zu feuern begann. Man geht Wohl in der An nahme nicht fehl, daß Tschuchnin der Schiffsbesatzungen nicht ganz sicher zu sein glaubte, das Geschützseuer des „Otschakow" icheint aber dann die Wirkung gehabt zu haben, daß sich die angegriffene» Schiffe gegen den Angreifer zur Wehre setzten. I Der Tod deS Leutnants Schmidt bestätigt sich nach obiger Drirstelluna "ickst wie dcmn überhaupt die grstvigen Mitteilun gen in ihren Details nur auf Gerüchten beruhten, die in Petersburg verbreitet waren und hierher telegraphiert wurden. Die Empörung, die in ihrer blutigen Art in der mo- deinen Staatengeschichte ohne Beispiel dasteht, ist energisch niedergeschlagen worden, aber es liegt die Befürchtung nahe, daß aufrührerische Bewegungen im Heere an anderen Orten in größerem Umfange zum Ausbruch gelangen werden. Ab gesehen davon, daß, wie die „Petersb. Tel.-Agentur" gestern meldete, 2000 Meuterer mit Maschinengewehren aus Se bastopol in das Innere des Landes abmarschiert sein sollen, die sich schwerlich gutwillig ergeben, sondern vielmehr den Aufruhr weiter verbreiten dürsten, wird bereits gemeldet, daß in Warschau unter den Soldaten des lit ton ischen Gardeinfanterieregiments Meuterei wegen schlechter Nahrung ausgebrochen ist. Eine Abteilung Infanterie, die einen Auftrag ausführen sollte, wollte die Kaserne nicht verlassen, worauf diese von Kosaken umzingelt wurde. Auch im Artillerielager zu Rembertow bei Warschau wird gemeutert: die Soldaten fordern dort Soldzulagen und einen Wechsel in der Verwaltung der Kasernenwirtschaft. In Petersburg brachen gestern in dem 2. Garde-Sap- peur-Bataillon Unruhen aus. Tie Mannschaften verlangen die Freigabe eines in Arrest abgeführten Kame raden. — Selbst im Offizierkorps scheint es sich zu regen. Einem in der Hauptstadt allgemein verbreiteten Gerüchte zu folge, hat gestern in der Generalstabsakademie mit Genehmi gung des Akademiedirektors eine Versammlung von Offizieren stattgefunden, in der die Versammelten ihre Sympathie mit der großen freiheitlichen Bewegung kundgaben, die ganz Rußland ergriffen hat. — Schlimme Zeichen der fortschreitenden Zersetzung in der Armee! Der Zuschuß des Reichs zu den Alters- und Invaliden renten. Im Reichsamt des Innern hat man ausgerechnet, daß am 1. Januar 1906 voraussichtlich ein Bestand von 909 500 Invaliden- und Altersrenten (8 15 des Inva lidenversicherungs-Gesetzes) vorhanden sein werden, von denen im Laufe des Jahres 87 400 in Wegfall kommen dürften. Der Zugang von Renten ist auf etwa 141 000 zu schätzen, von denen 15 100 jetzt rm Laufe des Jahres 1906 wieder Wegfällen dürften. Setzt man nun als Reichszuschuß für jede am 1. Januar 1906 laufende Rente einen Betrag von 50 und für jede im Jahr 1906 in Zugang kommende Rente eine solche von 45 an, und legt man für jeden Wegfall einer am 1. Januar 1906 25 -tk, sowie für jeden Wegfall einer im Jahr 1906 neu bewilligten Rente 12,50 «4t zu Grunde, sa ergibt sich als Reichszuschnß für Invaliden- und Altersrente der Betrag von 49 446 250 «E. WaS den Reichszuschuß zu den Krankenrenten (8 16 a. a. O.) anlangt, so wird dazu voraussichtlich der Betrag von 1 000 000 -T erforderlich fein. Für die Be lastung deS Reich» au» Rentenanteilen für mili tärische Dien st l-i st ungen (88 40, 128 a. a. O.) wird der Betrag von LOO 000 ^it notwendig sein, wäh rend die Ausgaben deS Reichs für BeitraaSerstattungen (§8 42 bis 44 a. a. O.) wie früher mit 1000 genügen hoch bemessen sein dürste. Die Belastung deS Reiche» im Jahr 1906 stellt sich sonach auf 49 446 250 und 1000000 -St und 200 000 .4t und 1000 -4t, im ganzen aus 80 847 250 °4t. veulsGer kelcb. Leipzig 1 Dezember. * Die MilitärprusionS-rsetze. Zu dem schon kurz über die neuen MilitärpensionSgeketze Mitgeteilten sei noch folgende» angeführt: «.Offizierentwurf. Nach den bisherigen Festsetzungen über die Pen sionsbemessung gelangten zur Höchstpension außer den sämtlichen kommandierenden Generalen und Divisionskommandeuren 68 Prozent der Brigade kommandeure und 18 Prozent der Regiments kommandeure, die BataillonSkommandeure und die jüngeren Dienstgrade überhaupt nicht. Angestrebt wird wenigstens sämtlichen Brigade- und Regimentskomman deuren die Höchstpension zu verschaffen. Der Entwurf schlägt deshalb vor, die Höchstpension schon nach Ablauf von 35 statt bisher nach 40 Dienstjahren zu gewähren und setzt als Anfangspension ^/«a statt bisher "/,<> des Dienst einkommens fest. Die jährliche Steigerung von '/«» ist beibchalten worden. Die Einschränkung, daß das Dienst einkommen über 12 000 -4t nur zur Hälfte pensionsfähig sein soll, fällt fort. In dem Entwurf neu ausgenommen sind Vorschriften über die Versorgung der zur Dienst- leistung eingezogenen Heeresbeamten des Beurlaubten- standes, sowie der im Kriegsfälle als Feldbeamte ver wendeten oder im privatrechtlichen Verhältnisse beschäf tigten Personen, d. Entwurf für Untermili tärs. Die Höhe der bisherigen Pensionssätze entspricht nicht mehr den heutigen Zeitverhältnissen. Seit dem Ge setz vom 27. Juni 1871 ist nichts für die Militärs getan worden, während die Arbeiterentschädigungen stets er höht worden sind. Zur Beseitigung dieser Mängel wird in dem Entwürfe vorgeschlagen, daß ein Anspruch auf Rente allein durch Verminderung der Erwerbsfähigkeit (nicht vollständiger Verlust erst) erwächst. Bei gänzlicher Erwerbsunfähigkeit treten die Vollrentensätze des Kriegs- invalidengesetzes vom 31. Mai 1901, Klasse II, in Kraft. Tie Zivilversorgung oder eine laufende Geldentschä digung tritt erst nach derz bisherigen Gesetz bei Ganz invalidität ein, solange diese als eine zeitige angesehen wird, sind die Ganzinvaliden auf die meist unzureichende Feuilleton. ven Lieg über cken »ersplitterncken Lgoirmus unck ckia ertütencke Kälte cker Herren ivlrck nur ein grosses Ickeol erringen, ivelche» ivie ein „siremckling ouz cter ancteren IVelt" unter ckie staunencken Völker tritt unck mit cker?orckerung ckes Unmöglichen cki« Vklrklichkeit nun ihren Angeln reisst. frieückcki Mberl vengc. Die historische Grüße. Von Jakob B u r ck h a r d t.*j Di« Gefahren der Anfänge sind typisch daraestellt in der Art. wie Herodes nach dem Jesuskind jahnden läßt. — Cäsar wird wegen Trotzes aegen csutla tödlich bedroht, der viele „Mariuse" in ihm ahnt, Cromwell mit Prozelsen hcimge. sucht und an der Auswanderung gehindert. Irgend etwas von dem außerordentlichen Wesen des Betretenden pflegt nämlich doch schon frühe durchzublitzcn. *) Jakob Oerl in Basel veröffentlicht im Verlag von W. Lpe- mann In Berlin u. Stuttgart „Weltgeschichtliche Betrachtungen", UaiversitSt-vorlelungen und öffentlich« Borträge, di« Jakob Buick- Hardt in den Jahren 1870 unb >871 gehalten hat. Im Borwort heikt „Nietzsche hat die „Weltgeschichtlichen Betrachtungen" ge- hört, und jeit er am 7. November 1870 darüber an Freiherr« «. Ver-Lorfs geschrieben hat, bat vi« Frage, wie man sich da» Ber- HSttai« zwischen den geschichtlichen Grundanjchauungen beidrr Würmer vorzustellen habe, viel zu denken gegeben. Hi« wird nun mehr leicht beantwortet werden können, freilich vielleicht zur <tnt- täujchuag derjenigen, di« ein« ganz nah« Verwandtschaft der Ansicht erwarteten." Wie viele Höchstausgestattete untergingen, bis einer sich von Stadium zu Stadium durchschlug, drückt sich dann als Rückschlag aus in dem Fatalismus vieler großer Männer, obschon dabei auch ein Stück Ruhmsinn tätig ist, indem man sich offen für wichtig genug erklärt, um für das Fatum ein ernstes Objekt zu sein . . . Wenn es sich hier nun also um das Wesen der Größe handelt, so müssen wir uns vor allem dagegen ver wahren, daß im folaenden sittliche Ideale der Menschheit sollten geschildert werden: denn das große Individuum ist ja nicht zum Vorbild, sondern als Ausnahme in die Weltge- schichte gestellt. Für uns aber sind nun folgendes die Um- risse der Größe: Die Fädigkeiten entwickeln sich oder schließen sich wie selbstverständlich und vollständig aus mit dem L-elbsibewuht- sein und den Aufgaben. Der große Mensch erscheint in jeder Stellung nicht nur komplett, sondern jede scheint für ihn sogleich zu klein; er süllt sic nicht bloß aus, sondern er kann sie sprengen. Fraglich ist, wie lange er sich wird bändigen, sich die Größe seines Wesens verzeihen lassen können. Abnorm ist seine Macht und Leichtigkeit in allen geistigen lund selbst leiblichen) Funktionen, im Erkennen sowohl als im Schassen, m der Analyse wie der Synthese. Dazu ist ihm ejger^und natürlich die Fähigkeit, sich nach Belieben auf eine Sache zu konzentrieren und dann ebenw zu einer anderen überzu- gehen. Daher erscheinen ihm die Dinge einfach, während sie uns höchst kompliziert erscheinen und einander gegenseitig stören. Wo wir konfus werden, da wird er erst recht klar.^j Das große Individuum übersieht und durchdringt jede« Verhältnis, im Detail wie im Ganzen, nach Ursachen und Wirkunoen. Die» ist eine unvermeidliche Funktion seines Kopse» Auch die klernen Verhältnisse sieht es, schon weil sie in der Multiplikation groß werden, während eS sich von der Kenntnis der kleinen Individuen dispensieren darf Völlig klar schaut es zwei Hauptsachen: e» sieht zunächst *) Di« verschiedenen Gegenstände fanden fick bei Napoleon noch 'einer Auslaa« änn, « tötv oomma U, oueeevt pn I'str« äno, uoa nrmoiro. ..tzunack jo veur ioterrampro uv« »ttnir», je tsrmo wv liwir «t j'ouerv oejul ä'uao «vitro . . . Von,-jo äormir js korws taue le» tiroir» vt wo roll» na eowmoil." überall die wirkliche Lage der Tinge und der möglichen Machtmittel und läßt sich durch keinen bloßen Schein blenden und durch keinen Lärm des Augenblicks betäuben. Von allem Anfang an weiß es, welches die Grundlagen seiner künftigen Macht sein können Gegenüber Parlamenten, Senaten, Versammlungen, Presse, öffentlicher Meinung we ß es jederzeit, wie weit sie wirkliche Mächte oder bloß Schein- möchte find, die es dann einfach benützt. Dieselben mögen sich hernach wundern, daß sie bloß Mittel waren, während sie sich mr Zwecke hielten. Sodann aber weiß es den Moment des Eingreifens zum voraus, während wir die Sachen erst hernach au» den Zeitungen lernen. In betreff dieses Mo ments beherrscht es seine Ungeduld lw,e Napoleon 1797 tat) und kennt kem Zagen. Es schaut olles vom Gesichtspunkt der nutzbaren Kraft aus, und da ist ihm kein Studium zu mühsam. Bloße Kontemplation ist mit einer solchen Anlage unoer- einbar: in dieser lebt vor allem wirklicher Wille, sich der Lage zu bemächtigen, und zugleich eine abnorme Willenskraft, welche magischen Zwang um sich verbreitet und alle Elemente der Machs und Herrschaft an sich zieht und sich unterwirft. Dabei wird sie von ihrem Ueberblicl und Gedächtnis nicht beirrt, sondern handhabt die Elemente der Macht in ihrer richtigen Koordination und Subordination, ganz, als gehör ten sie ihr von Hause aus. Ordinärer Gehorsam Legen irgendwie zur Macht Ge- kommens findet sich bald, vier dagegen bildet sich die Ahnung der Denkenden, daß das große Individuum da sei, um Dinge zu vollbringen, die nur ihm möglich und davei notwendig seien. Der Widerspruch in der Nahe wird völlig »nmöglicb: wer noch widerstehen will, muß außer dem Bereich deS Be treffenden, bei seinen Feinden leben und kann ihm nur noch auf dem Schlachtfeld begegnen »vi« Mio p«raal!« <j« roc-bar lnnasa ckan« l v-rpnoe", jagte Napoleon. Co ausgerüstet, tut man dann auch in wenigen Jahren die soaenannie „Arbeit von Jahrhunderten". Endlich al» kennilichste und notwendigste Ergänzung kommt zu diesem allem die Seekenstärkr. welche eS allein vermag und daher auch allein liebt, im Sturme zu fahren. Sie ist nicht bloß die passive Seite der Willenskraft, sondern verschieden von ihr. Schicksale von Völkern und Staaten, Richtungen von ganzen Zivilisationen können J>aran hangen, daß ein außerordentlicher Mensch gewisse Seelenspanaun- gen und Anstrengungen ersten Ranges in gewissen Zeiten auShalten könne. Alle seitherige mitteleuropäische Geschichte ist davon bedingt, daß Friedrich der Große dies von 17L9 bis 1763 in supremem Grade konnte. Alles Zn'ammenabdieren gewöhnliche'- Köpfe und Gemüter nach der Zahl kann dies nicht ersetze». Im Erdulden großer dauernder Gefahren, z. B besran- digcr Attentalsgesahr, bei höchster Anstrengung der Intelli genz, vollzieht das große Individuum deutlich einen Willen, der über sein Erdendatein weit hinausreichl. Dres ist die Größe des Oranien-Taciturnus und de- Kardinal» Richelieu. Letzterer war kein Engel und seine Staatsidee keine gute, aber die damals einzig mögliche. Und sowohl der Taciturnus lwelchem Philipp beständig heimliche Anerbietungen machte), als auch Richelieu hätten ihren Frieden mit den Gegnern machen können. Dagegen haben Louis Philippe und Vie- toria wegen der vielen Attentate zwar Anspruch auf unsere Teilnahme, aber nicht auf Größe, weil ihre Stellung eine ge- gebene war. Das Allerfeltenste aber ist bei weltgeschichtlichen Indi viduen die Seelengroße Sie liegt im Verzichteukönnen auf Vorteile z» Gunsten de- Sittlichen in der freiwilligen Be schränkung nicht bloß auS Klugheit, sondern aus innerer Güte, wäyrend die politische Größe egoistisch sein muß und olle Vorteile ausbeuten will Verlangen kann man sie « priori nicht, weil, wie schon gesagt, da« große Individuum richt al» Vorbild, londern al» Ausnahme yingestellt »st: eie historische Größe betrachtet aber von vornherein als «,fte Aufgabe, sich zu behaupten und zu steigern, und Macht bejserl den Menschen überhaupt nicht. Seelengrüße möchte man z. B, wie Pr«vost-Paradol in der ^rnoc« vouvoUv tut, von Napoleon nach dem Brupiaire gegenüber von dun erschütterten, durch ein freie» TtaatSlchan »u heilenden Frankreich verlanaen. Allein Napoleon sagte (Februar 180m zu Mattbieu ruma«: ..ck'ni bientSt nppne en m Nkivz-int »«» sin den Fauteuil Ludwig» XVI ), qn'il knut dien «« xnrcksr ck« vonloir tont 1« blau gu'on pourr«1t lopilüon w» äSvaHGareüt." Uud »LU behandelt gr
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