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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.12.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19051204025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905120402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905120402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-12
- Tag1905-12-04
- Monat1905-12
- Jahr1905
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Sette 2. Nr. 617. -9. Sehr«. Lei-zizer rageSlatt. Montag, 4. Dezember Ivtty. eine Kandidatur der Reformpattei vorzubereiten, machte nach der „Lib. Korr." in einer Versammlung die inter essante Eröffnung, daß der seit einiger Zeit den Wahl kreis bearbeitende Beamte de- Bundes der Landwirte Dr. Böhme nur als Platzhalter für den Direktor de- Bundes der Landwirte figuriere. Wer den Marburger Wahlkreis kennt, wird allerdings nur darüber lächeln können, dah es ausgerechnet dem Dr. Hahn gelingen tollte, diesen Wahlkreis dem Abg. v. Ger lach (Freis. Vereinig.) abzunehmen. * Zur Beryung de» Torpedoboote» „8 126" wird dem „L.-A." geschrieben, dah die Ausrüstungsarbeiten auf dem großen in Cuxhaven liegenden Hebefahrzeug „Unter elbe" deS Nordischen Bergung-Vereins, das für die Hebung deS Torpedobootes „8 126" ausersehen worden ist, jetzt in der Hauptsache beendet sind, und es wird an einem der nächsten Tage in Begleitung der Schlepp dampfer „Möwe" und „Reiher" des Nordischen Bergungsvereins nach der Ostsee abgehen. Die Lage deS Wracks ist in den letzten Tagen durch den Taucher An dersen des Bergungsvereins einer Besichtigung unter zogen worden, wobei sich ergeben hat, daß es für einen schnellen Fortgang der Bergungsarbeiten wenig günstig liegt. Von der durchweg üblichen Unterführung von Stabltrossen unter das Wrack hindurch wird bei dem Torpedoboote abzusehen sein. Es wird gänzlich in großen, eisernen Netzen aufgefangen werden müssen, um dann darin behutsam gehoben zu werden. Aehnlich wurde auch bei der sehr schwierigen Bergung des in der Elbmündung gesunkenen Torpedobootes „8 42" Verfahren. Man rech net bei den einzuleitenden Bergungsarbeiten mit dem Vorhandensein mehrerer Leichen in dem Wrack. Als Ge- samtbergelohn wird 14 Million Mark genannt; das ge sunkene Torpedoboot hat einen Neubauwert von 114 Million. Fluslanck. Oesterreich-Ungar«. * Tie Krise in Ungarn. Di« „Neue Freie Presse" will wissen, daß infolge der veränderten Haltung der Koalition, die, wie schon gemeldet, geneigt ist, die Forderung der ungarischen Kommandosprache im Heere fallen zu lass«, eine Wendung in der ungarischen Krise nahe, wenn nicht unmittelbar bevorzu- sieben scheine. AIS kommender Mann werde allseitig Koloman Grell bezeichnet, der sein Kabinett vorwiegend aus den Dissidenten bilden würde. Schweiz. * Russische Bombenfabrik in Genf. Au- Genf wird ge meldet: Gebern erfolgte in einem von Russen bewohnten Hause eine heftige Explosion, durch die mehrere Personen verletzt wurden. Die Behörden unternahmen eine HauSsuchun q und mau entdeckte zahlreiche Explosivstoffe und Bomben, sowie eine geheime Druckerei. Die Wände waren mit dem Blut der Ver wundeten bespritzt. Zwei von ihnen kamen ins Hospital. Italien. * „AuS der Lchule geschwatzt." Wie nach dem„Berl. Tagebl." zufolge zuverlässig verlautet, gab der englische Botschafter in Rom gegenüber italienischen Politikern zu, dah die den Ex Minister DelcaisS betreffenden Enthüllungen betreffs der Hilfe leistung Englands für Frankreich gegen Deutschland auf Tatsachen beruhten. Phantastisch sei nur die angeblich ins Auge gefaßte Landung der 100 000 Mann Engländer an der holsteinischen Küste. Tatsächlich aber habe sich England bereit er klärt, seine voll« Kraft für Frankreich einzusrtzeu. England. * Die Ruhestörungen in Georgetown (Britisch - Guyana) haben nachgelassen. Di« schwarzen Truppen halten sich gut. Die Zahl der Getöteten beträgt 25. Die Ankunft der erwarteten Kreuzer machte den Unruhen rin Ende. Weiße sind bei Len Ausschreitungen nicht zu schaden gekommen. Rußland. * Reue Loldatenmeuterei. In Kiew meuterten die Mann schaften der 7. Kompagnie deS 5. Ponton-Bataillons in der alten Festung und zogen bewaffnet aus, um die anderen Truppen teile zum Aufstand zu bewegen. Es schloffen sich ihnen nur die Genietruppen an. Ein Zug von etwa 2000 Menschen, unter ihnen auch Zivilisten und Frauen, durchzogen die Straßen -100 Konaken sollten ihnen Len Weg versperren, die Meuterer dräugtrn aber so stark gegen sie, daß» um Blutvergießen zu ver- mriden, der Kommandant Befehl gab, den Zug der Meuterer durchzulafseu. Die Kosaken folgten ihnen. Vor der Kaserne des Azowschen Regiments machten die Meuterer Halt und forderten das Regiment auf, sich ihnen anznschließeu. Das Regiment blieb jedoch treu. Die Meuterer gaben in Folge dessen Schöffe auf dir Soldaten ab und verwundeten einen Offizier und einige Soldaten. Di« Truppen feuerten darauf und nach kurzem aber heftigem Feuer gefecht flohen die Meuterer, 200 ergaben sich. Auf beide» Seiten gab eS 70 Tote und 300 Verwundete. * Tie Matrosen in Sebastopol forderten Aufhebung der Todesstrafe. Erhöhung der Gag«, vierjährige Dienstzeit und Ein berufung einer konstitutionellen Versammlung. Weder Uhdes ergreifend modern umgedeutete Christus- biider, noch die malerisch raffinierte Grablegung eines Louis Corinth oder Stucks toter Heiland können als religiöse Kunst :m engeren Sinne dieser Ausstellung gelten. Was sie darunter verstanden wissen will, kommt am besten in den Arbeiten der Klosterschule von Beuron zum Ausdruck, welche aber gerade beweisen, wie die Kirche ihre künstlerischen Auf gaben in einem typischen traditionellen Geiste gelöst sehen will. Die Beuroner Schule entttand wohl zunächst nur, weil die lebendige, profane Kunst eben nicht imstande war. diese Aufträge im Geiste der konservativen katholischen Gläubig keit zu erledigen. Sie ist eine Art kirchlicher Kunst- und Kunstgewerbe chule, von den Benediktinern ^dieses an der oberen Donau gelegenen Klosters auf altem Schwabenboden in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts be gründet und eine Stätte der Lehr- und ^maffenstätigkeit von drei Künstlern, Desiderius Lenz aus Haiger.och, Gabriel Wäger aus Stcckborn bei Konstanz und LukaS Steiner aus Schwyz Tie technisch und malerisch reichhaltige Tätigkeit dieser Meister und ihrer umfänglichen Schule les sind gegen 20 Kräfte) bewegt sich durchaus aus dem allen vertrauten Boden eines durchgebildeten, typischen, kirch lichen Rituals, in freiwilliger Gebundenheit. Auch kiinst- .eri'ch baben diest Schöpfer im hohen Frieden ihrer beschau lichen klösterlichen Arbeit die drei Gelübde der Orden ge wahrt Sie stehen nicht der Freiheit und iottreißenden Erregung des Sinnenlebens, der gewaltigen direkten E>n- w'rkung der Natur gegenüber, sondern geben Empfangenes und Ererbtes in getreuer, ober mittelbarer Nachbildung wieder. Wenn sie in manchen ihrer überkommenen Formen uralt ägyptischen, srühbyzantinischen oder romanischen Charakters, we'cbe dem katholischen Kultus eben vertraut 'ind, heutigen stilistischen und Dekorativen Prinzipien merk würdig zu begegnen scheinen, so stammen die Wege, die sich »usällig hier kreuzen, aus entgegengesttzten Richtungen. Die Beuroner Kunstschule 'chafst in bewährter Tätigkeit im Rahmen des strengsten Rituals aus'chlietzlich zum Zwecke der Befriedigung religiösen Kunskbedürfnisies, ohne künstlerNchen Impuls im weiteren und freieren Sinne. Ihre archaistischen Schemen sind eben überkommen, nicht willkürlich und bewußt gewonnener Stil. Wenn heutige Künstler und Kunsthand werker auf assyrische, ägyptische, ^rLhbyzantinisch«, groteske * «in literaler Geueral-Gounerneur verabschiedet. Der General-Gouverneur von Irkutsk Grat Kutatsow. der sich, wie bereits gemeldet, weigerte, den Befehl des Ministers des Innern Doroowo bezüglich der Verhaftungen der streikenden Telegraphisten auszusühre« and der Bewegung feine Sympathie au-sprach, hat seine» Abschied erhalle». Marokko. * Die Verzögerung »er MarokkakOnfereuz. Der Sultan bat dir Antwort Frankreichs und Englands erhalte», di« sich mit der Vertagung der Maroktokousereuz einverstanden erklären. Die beide» Machten scheinen alio di« baldige Klärung der Situation nicht gerade eilig zu baden. Daß dem Sultan nicht ioaderlich viel daran gelegen ist. wann über sein Fell verhandelt wird, ist begreif, lich. Er sacht offenbar den Zusammentritt der Kon ferenz möglichst hinanszuschieben. Spanien hat da« ent gegengesetzte Interesse, da eS in Marokko stark engagiert ist. Im letzten Ministerrat hat deshalb der Minister de» Arußern Alma- dovar mitgetestt, er unterhandle augenblicklich mit dem Sultan von Marokko, damit dir Konferenz von Algeciras lofort nach Weihnachten zusammentreten könne. Rouvier, der französische Minister des Aeußern. bat erst dieser Tage anfang Januar al- Termin des Zu- sammentritts bezeichnet. — Die dänische Regierung wird, obgleich sie eine Einladung zur Konferenz in Algeciras «rl alten bat keinen Delegierten talkenden, da die Interessen Dänemarks in Marokko geringe seien. Die dänische Regierung vertraut dem Gerechtigkeits sinn der bei der Konferenz vertretenen Staaten. Daß eine baldige Ordnung der internationalen Beziehungen erwünscht wäre, zeigt nachstehende Meldung aus Madrid: Der Generalgouverneur von Melilla beschäftigt sich eingehend mll der Gründung einer fran zösischen Faktorei, wodurch der dortige ipaoische Handel fast gänzlich lahmgelegt würde. Fraazösisch« Industrielle er richteten bereits große WarrodepotS und beschäftigen sich mit der Herstellung einer Fahrstraße. Der spanische Minister des Auswär tigen, Graf Almadovar, wird gegen eine weitere französische Grün dung Protest rinlegen. da solche entgegen den Abmachungen über Aufrechterhaltung deS statu« ouo von der marokkanischen Regierung gestattet worden lei. — Da Melilla spanischer Besitz ist, bürsten die französischen Firme» sich auf benachbartem marokkanischen Besitz festgesetzt habe». Türkei. * Fortdauer der Flottcademanstratio». Die Nachrichten über die Neigung der Pforte, uachzugebeo, waren zu optimistisch. Urber einige m nnverbiudlicher Form gegebene Gegenvorschläge ist di« Pforte nicht hiaausgrgangea. Die Botschafter haben, wie aus Konstantinopel telegraphiert wird. eine Versammlung ab- gedatten, um idre Meinungen über die Vorschläge der Pforte aus- zutauschen. Zu Beschlüssen kam es nicht, da die Vorschläge nicht offiziell an die Botschafter gelangt waren. Es ist in dieser Beziehung zu konstatieren, daß entgegen verschiedenen Meldungen der türkische Minister deS Aenßeren seit acht Tagen nicht bei dem österreichilch-ungartichen Botschafter Freiherrn von Ealice gewesen ist. Bet den Betuchen von Ministern oder Mvizbeamten bei einigen Botschaftern ist eine offizielle Erklärung nicht eriolgt. Auch Haven bei dlefen Grlrgenbeiteir keine Verhandlungen statt gesunden, sondern es wurden von türkischer Seile nur Informationen eingeholh Sondierungen vorgrnommen und Anregungen gegeben. Versuche die jedoch als zwecklos bezeichnet werden, da >etzt nur noch ein« offizielle Antwort brr Pforte angenommen werden könne. Es wird daher das Programm der Flotlenkundgebung weiter durch- gefüdrt werden müssen. Anher der Besitzung der Insel Tenedos, die wahrscheinlich heute erfolgt, wird sich, wie es heißt, ein Teil des internationalen Geschwaders nach Smyrna, rin anderer nach Saloniki begeben. Die mohamedanische Bevölkerung ist überall sehr erregt. Einigermaßen bedenklich ist die Meldung eines radikalen italienischen Blatte-, demzufolge Montenegro, vteser traditionelle Barometer für heraufziehenden Sturm im Balkan, angesichts der angeblich immer mehr zunehmenden ExvansionSbestrebungen warn- streichs beginn, seine Verteidigung zu organisieren. Der Oberst habe den Ankauf von SO Geschützen in Italien eingebettet. Japan. * Die Kostenrechnung. „Daily Telegraph" meldet au« Tokio: In dem javanischen Budget für da- nächste Jahr befinden sich Aus gaben von 1 Million Psund Sterling für die Bildung von vier neuen Armeekorps, L Millionen Pfund für Reparaturzwecke der Marine und 2 200000 Psund für Port Nrthur.^Die Gesamt- auSgaben für die nächsten Jahr« werden auf 103 Millionen Pfund geschätzt, wovon 80 Millionen Pfund — 1600 Millionen Mark durch den Krieg veranlaßte Mehrausgaben sind. * Bon den japanisch-chtnestscheu Verhandlungen über die Mantlchurri hat bislang w gut wie nichts verlaute«. Man um gibt sich in Peking wie in Tokio, wie eS scheint, mit Stillschweigen. Doch nehmen die Verhandlungen in Peking ihren Fortgang, wie aus folgender Meldung hervorgebt: Der japanische Bevollmächtigte Komura hatte bei dem gestrigen Emplanq der chinesuchen Miniuer und Prinzen auf der Manischen Legation in Peking einen Odn- machtsansall, wrSdalb die Konferenz in Sachen des chinesisch-japa- nischen Vertrag- auf heute verschoben werden mußte. Union. * Angriff auf de« Präsidenten Roosevelt? Als während der Rückfahrt des Präsidenten Roosevelt vom Fußballspiel zwischen Laod- und Seekadettra iu Princeton der Extrazug mit verlangsamter Geschwindigkeit Philadrlpdia-Vorstadt passierte, wurde ein faustgroßes, 2'/, Pfund schweres Eisenstück in das Wagenfrnster geschlendert hinter dem der Roosevelt täuschend ähnlich sehende Major HayrS saß. HayeS blieb unverletzt. Man nimmt an, daß der Mors dem Präsidenten gegolten hat, der vom Attentäter mit HayeS verwechselt sei Vom Attentäter hat mau keine Spur. Di« Pennsylvaniabahndirektion behauptet, daß lediglich ein Knaben unfug vorläge. Dagegen spricht aber die kolossale Kraft, womit da- Wurfstück in den Bahnwagen einschlug, dessen Fensterrahmen zertrümmert wurde. Leipziger stngelegenbellev. Wetterbericht de» kgl. sächs. meteerel. Institut» Dre»den. Voraussage für den 5. Teremter. Witterung: Zunehmend« Bewölkung. Temperatur: Normal. Wtudoripruug: Ost. Luftdruck: Hoch. Leipzig, 4. Dezember. * Der heiligen Barbara ist der 4- Dezember geweiht. Sie wird nicht allein kirchlich, sondern auch weltlich gefeiert. Man Wechte ihr die Artillerie, deren Schutzzöltin sie ist. Und de-halb begeht man in katholischen Landen in dieser Waffe den Namenstag der heiligen Barbara festlich. Bar bara. die Tochter des Dioscorus. mußte wegen ihres Neber» tritteS zur christlichen Religion durch ihren Vater den Märtyrertod erleiden. In demselben Augenblicke, da Dios- corus den Todcsslreich geführt hatte, soll chn ein Blitzstrahl, verbuaden mit heftigem Donnerschiag, gelötet haben. Da Blitz und Donner unzertrennlich und von verheerender Wir- kung sind, hat man nach der Erfindung des Schießpulvers der heiligen Barbara den künstlichen Blitz und Donner ge- weiht und sie zur Schutzpatronin der Artilleriewaffe er- hoben. — Am Barbaralage werden auch die Barbarazweige gebrochen, darnach ins Wasser in die Nähe des warmen OsenS gestellt, damit sie zu Weihnachten blühen. G Die Beerdigung des Geh. Kommerzienrats Dr. Vrnno Giesecke fand heute mittag auf dem Johannisfriedhof statt. In der Parentationsholle hatte sich eine überaus große Trauerverfammlung, darunter auch Herr Oberbürgermeister Dr. Trönolin und viele Offiziere, eingefunden, um. emp. fangen von den Angehörigen der Familie Giesecke, den so plötzlich aus dem Leben geschiedenen Seniorchef des Welt- Hauses Giesecke L Devrient die letzte Ehre zu erweisen. Vor dem über und über mit Palmen und Blumen gesbmückteu Sarge hatten Fabnendeputationen des Vereins Leipziger Buchoruckereibesitzer, der Typogrovhia, des Vereins der Küpser- und Steindrucker Leipzigs und des Verbandes rei- senver Kaufleute Deutschlands Aufstellung genommen. Nach dem der Gesangverein des Hauses Giesecke L Devr'ent den Choral „Wie sie so sanft ruhen" gesungen hatte, bi-.lt Herr Pastor Hilbert von der Lutherkirche die Trauerrede, der er das Wort aus Colosser 1,2 zugrunde legte: .Danksaget dem Vater, der uns tüchtig gemacht bat zu dem Ec^ei! der Heiligen im Licht." Dieses Wort enthalte eine Aufforderung zum Dank in der Scheidestunde, und wenn etwas ven Hei..- gegangenen kennzeichne, so sei es das tiefe Dankgesühl, das chn allzeit getragen und beseelt habe. Selbst i' den schwersten Stunden seines Lebens habe den jetzt He »gegangenen das Gefühl der Dankbarkeit gegen seinen Vater im Himmel icht verlassen, und die Angehörigen und Freunde des Verstor benen mußten diesen reichen Leben gcoe-über sagen: Vater im Himmel, wir danken dir. Zwei Gebiete waren cs, dir die Seele deS Entschlafenen erfüllten, die Arbeit 'N fernem Berufe und die Arbeit für sein Haus, seine Fam'sie. Die Berufsarbeit habe seiner reichen Begabung entsprochen und er habe diese Arbeit gern getan, unermüdlich und bis in ie>ne letzten Tage hinein mit ungeschwächter Kraft. G,»e Freude war es ihm, mitzuarbeiten am stolzen Gebäude deutscher Wissenschaft und sich zu betätigen im Reiche des Scbön-n ebenso wie im praktischen Leben. Wunderbar sei es. wie Pflicht und Neigung sich im Leben des Entschlafenen cnt- gegenkamen. Aber oas Gefühl der Darkbarkeit werde noch vertieft, wenn man die Erfolge überblicke, die Bruno Ciesccke gehabt. Und wir brauchen eine Frucht unserer Arbeit, wenn wir freudig weiter arbeiten Gott habe dem Ent- schlafenen diese Frucht in reichem Maße geschenkt. Er kabc cs erleben dürfen, wie sein Haus sich immer weiter entfaltete, wie ein Arbeitsgebiet nach dem anderen hinzugenommen wurde, wie eS schließlich zu einem WelthauS wurde. Selbstüberwin dung und Selbstbeherrschung hätten den Entschlafenen davon abgehalten, ob des Erfolges stolz zu werden. Die Wurzeln seines Wirkens und Schaffens lagen in dem stillen, verborge nen Vertrauen aus Gott. Für sein Geschäft und für die Seinen, habe er gelebt, viel Liebe habe er ihnen gegeben, alles, was sich bot» habe ex, mit ihnen genossen. Offe nen AugeS und Herzens habe er sich freuen dürfen an der Herrlichkeit der Natur, insbeson dere an den Wäldern Thüringens und an den Tönen der Musik. In fast sOjäbriger Ebe sei er mit seiner ihn über, lebenden Gattin verbunden gewesen, liebe Kinder und zahl reiche Enkel seien ihm erwachsen. Nun sei er von uns ge gangen, aber er werde nicht vergessen werden, sondern weiter- leben, und die Anghöriqen und Freunde würden sich trösten mit der wunderbaren Botschaft des Kreuzes und sich über die Gräber hinvwegjchwinaen in die Welt Gottes. — Im Namen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Hauses Giesecke L Devrient sprach darauf Herr Prokurist Armbrecht. Wohl- wollen und Gerechtigkeit seien die Hauptmerkmale im Charak ter Bruno Gieseckes gewesen. Sein Wohlwollen habe der Verstorbene ganz besonders bctätiat durch die hochherzige Stiftung für seine Mitarbeiter am Toae des 50jährigen Juki. läumS seiner Firma, seine Gerechtigkeit habe er oft bewiesen, wenn er ratend und helfend seinen Mitarbeitern »ur Seite stand. Tas beste Gedenken an ihn könnten dic Mitarbeiter dadurch üben, hast sie sortfahren. im Geiste und Sinne d«S Verstorbenen zu wirken und die festgewurzelten Traditionen der Firma bochruhalten. — In der 7 Mteilunq erfolgte dann im Erbbegräbnis der Familie Nosbach-Teubner die Reis- ietzuna. An der Gruft rief noch, nachdem der Geistliche Geber und Segen gesprochen, ein Vertreter des Verbandes reisender Kaufleute seinem Irenen außerordentlichen Mitglied ein „Ruhe saut" in die Ewigkeit nach. ' Winkelmannsest. Am Sonnabend den 2. D-zember fand wie alljährlich die Winkelmannfeier des archäologischen Seminars statt. Einleitend widmete der Direktor Pro fessor Studniczka den verstorbenen Kollegen, den Professoren Curt Wachsmut und Artbur Schneider, einen warmen Nachruf. Dann hielt Herr Direktor Graul einen Vortrag über tue Majolikarsolerei der Renaissance. Ihre höchste Blüte erreichte diese Kunst im 16. Iahrhund-tt. Hwü hervorragend« Teller, Neuerwerbungen deS Kunstaewecve- museums, wurden vom Vortragenden gezeigt und chre Her- kunft hinsichtlich des Ortes und deS Künstler- erläutert. Daran schlossen sich archäologische Mitteilungen de- Dr. Weicker. Herr Professor Sterndorff sowie Herr Direktor Studniczka erläuterten neue Erwerbungen de- Antiken- museumS, letzterer auch die Festgabe. Diese bestand in der photographischen Reproduktion ägyptischer Kalksteinsiguren, eines Bierbrauers und einer Müllerin, beide gesunden in den Leipziger Ausgrabungen bei der CbeopSpyramide 1905. Den Schluß des Festes bildete ein FestkommerS »m Schloß Ritterstein. r Die städtische Brotbäckerei hat von diesem Jahre ab eine Aenderung in ihrem Betriebe eingeführt. Seit Jahr- zehnten wurde von der Bäckerei Getreide anaekauff, das von hiesigen Mühlen vermahlen wurde, worauf die Bäckerei die Kleie verkaufte und das Mehl verbuk. Nunmehr wird seit 1905 ausschließlich Mehl ongekauft, und dieses vereinfachte Verfahren hat sich durchaus bewährt. Das Mehl wird von der chemischen Untersuchungsanstalt der Stadt Leipzig unter sucht, ebenso das hergestellte Brot. Die Ergebnisse sind bis her in jeder Beziehung befriedigend gewesen. Was den Be trieb des vorigen Jahres anbelangt, so bezifferte sich die Menge des angekauften Roggen- auf 292 000 Kilogramm: außerdem wurden noch 45 450 Kilogramm Mehl eekaust. Im Durchschnitt kostete der Doppelzentner Roggen 13,»Ä -6, der Doppelzentner Roggenmehl 18,75 Verbacken wurden im ganzen 249 288 Kilogramm Mehl, woraus 350160 Kilo gramm Brot gewonnen wurden. Es ergaben also 100 Kilo gramm Mehl 140Z Kilogramm Brot. De' Selbstkosten- preisdesBrotes stellte sich auf 17 st für 1 Kilogramm oder 814 -st für das Pfund. Von dem Brote sind 275 762 Kilogramm an Arme lauf Arme.r^ettel) und 72361 Kilo- gramm an Anstalten Pflegehauser usw.s abgegeben worden. t Protest gegen die geplante Tabaksteuer. Die Tabak- arbeiter Leipzigs protestierten in «iner am Sonntag im Restaurant „Stadt Hannwer" abqehaltenen Versamm lung gegen die neue Tabak- und Zigarettensteuervorlage durch einstimmig« Annahme folgender Resolution: „Die am 3. Dezember tagende öffentliche Versammlung der Tabak- arbeiter Leipzigs protestiert mit aller Entschiedenheit gegen die seitens der Regierung dem Reichstage vorgelegte Tabak- und Zigarettensteuervorlage, überhaupt gegen jede Mehr- belasruna, die die Ausbreitung der allgemein schädlichen Heimarbeit fördert di« Herabdrückung der Arbeitslöhne be günstigt, den Konsum der Tabaffabrikate einfchränkt und darum Arbeitslosigkeit, Not und Elend für die Tobak- arbeiter zur Folge haben muß. Die Versammlung fordert alle Beteiligten der Tabakindustrie auf, mit allen Kräften den Kampf gegen jede Mehrbelastung deS Tabaks amzu- nchmen und zu führen." Vorher hatte Herr Reichstagsab geordneter Geyer dic den Abgeordneten erst vor kurzer Zeit »ugegangene neue Steuervorlage eingehend erörtert. Nach seinen Darlegungen wirb die deutsche Tabakindustrie durch die neue Steuer ganz außerordentlich belastet. Redner glaubt, daß die Regierung mit ihrem Zigarettcnsteuerplane all mählich auf die Monopolisierung der deutschen Tabak industrie hinarbcite. * Tie Reservefonds der sächsischen Tparkassen sind nach amtlich statistischen Angaben stetig gewachien, und zwar von 1880 bis 1890 um 14814 191-6 oder 92,3 Proz., von 1890 bis 1900 um 17 075 312 -6 oder 55,3 Pro;., von 1900 bis 1903 um 14 556 976 -6 oter 30,4 Proz. Das Verhältnis der Reservefonds zur Summe aller Konten bat sich dabei wenig geändert. E« bat in den Jabren von 1882 bis 1903 zwischen 5'/, und 5st, Proz. der Summe der Ein- legergntbaben geschwankt. Das Emlegergutbaben in den sächsuchen Sparkassen beirugEnve >903inSgesaml 1 170437452, Mark, die sich auf 2 592 257 Konten verteilten. Der Reserve fonds hatte eine Höhe von 62 501 905 -6 erreicht. * Zu den Berichten über die Experimentalvor. träge des Herrn Carl Kotthaus im Hotel de Pologne sei noch nachträglich bemerkt, daß der Begründer der Psycho- Physiognomik, sowie der Entdecker der Heliodastrahlen der Privatgelehrte Carl Hüter in Detmold ist. * Vom Rade gestürzt. In der Carl Tauchnitz-Straße kam gestern abend ein 37jähriger Kaufmann mit seinem Zweirad zu Falle, schlug mit dem Kopfe gegen die Trottoirkante und verletzte sich nicht unerheblich, so daß er ärztliche Hilfe in An- spruch nehmen mußte. * Greis verunalückt. In vergangener Nacht stürzte ein 62jähriger Buchbinder aus Klernzschocher in der Südstraße hin und zog sich dabei eine so bedeutende Ver- letzung am Kopse zu, daß sich die Anlegung eines Notverban des erforderlich machte. * Diebstähle. Einbrecher drangen in ein Schuhwaren geschäft in der Emilien st raße und entwendeten Schuh waren im Werte von ca. 400 stl.. Darunter befanden sich Lack- und Chevreauxschnürstiefel für Damen und Herren, ein Paar hohe Reitstiefel mit Sporen und 4 Paar Borcalsschäfte zu Schnürschuhen. — Unter Anwendung von Nachschlüsseln verschaffte sich ein unbekannter Dieb Einlaß in eine Wohnung in der Emilien st raße und stahl einen Betrag von 830 Mark. Unter dem Gelde befanden sich sechs Eiubundertmark- scheine. — Gestohlen wurden ferner folgende Gegenstände: Aus einem Cafeam Roßplatz ein Wmterüberzieher von schwarzem, rauhem Stofs, mit schwarzem Futter und der Fir- menbezeichnung „Gebr. Helbing, Leipzig": au- einem Lokal in der West Vorstadt ein schwarz und weiß getupfter Winterüberzieher mit schwarzem, graugestreiftem Futter: aus einem Schaufenster am Täubchenwea 2 Dutzend Paar grauwollene Männersocken und ein« Anzahl buntfarbige Äännerschwiker: aus einer Bäckerei in der Mübl- straßezuReudnitzein Sack mit 90 Kilogramm oemahle- nem Zucker, 25 Kilogramm süße Mandeln urä» 5 Kilogramm gerievene Kokosnuß: aus «iner Wohnung in der Mariannen st raße in Volkmarsdors eine gvl- dene Damenuhr, eine goldene lange Uhrkette und eine goldene Formen und Stil« zurückgreifen, geschieht dies bewußt und in voller Freiheit eines stilisierenden Bedürfnisses und Triebes, der einmal das naturalistische Wirken durch deko ratives und ornamentales ablösen will. Dagegen finden sich einzelne Schöpfungen moderner Kvnstler, die immerhin aus eigenen, wenn auch eben in der Tradition begrenztem Lebcnskreis heutigen Empfinden- der kirchlichen Kunst aus ihre Art dienen. Wie schon früher gesagt, wachsen sie aus dem alten ruhigen Bode» bäuerischer Tradition. So mengt der Pole Mehoffer ganz merkwürdig spezifisch nationale rassengemäße Typen und Formen mit Uydernem Farbenempsinden bei Glasfenstern von -igenartig dekorativem Reiz. Ihre Wirkung in der Kirche selbst müßte man freilich erst abwarten. Die Deutschen, deren Arbeiten die „Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst" in einem be sonderen Saale ausgestellt hat, gehen, wo sie bewußt sich den Ausgaben und Grenzen der Kirchlichkeit fügen und anpassen, unversehens eben in jene Zeilen und Lebensformen zurück, wo die Kirche und ihr Ritus das ganze politische und soziale Gefüge erfüllte, aus die Gotik, auf das Mittelalter. Der Bildhauer Heilmaier stellt Apostclgestalten von der natura listischen Herbheit und Knorrigkeit eines Peter Vischer bin, die eine würzige Blume wie alter Bauernwein zu Haden scheinen, und der andere Bajuvore Mathäus Scb:estl malt Maria als Königin aller Heiligen, ein mittelalterliche- Bild oon treuherziger Einfalt und inniger Altd'ukschhett; vor der göttlichen Magd kniet ein frommer Priester, ein junger Page hält Früchte empor, Burger und Bauern steben herum, ein König, die Krone aus dem Haupt und -in viel- zinniges Städtlein aus der flachen Hand, präsentiert sich vornehm, im Hintergründe breitet 'i<v eine Burg des 13. Jahrhunderts behaglich au- und eine mitteldeutsch« Landschaft der man längst auf den Bildern TürerS ebenio begegnet ist, wie dem herben, gesunden Antlitz Marien? und dem aufrechtstehenden JesuSknaben, den sie hält. WaS hat indessen die- anmutige, aber spätgeborene Bild mit der Ent wickelung unserer Kunst von beut« zu süssen? Daß die Moderne au« eigenem Trieb und freien Herzen- ein kirch liche Kunst nach Sinn und Zweck der Kirche schaffen könnte und müßte, daß ihr diese Ausgabe gemäß und notwend g ist, hat diele Ausstellung nicht bewiesen. Wäre ihr der Bewei- gelungen, so hätte sie einen schlimmere» geführt, daß da moderne Kunstschaffen ouS der Freiheit und Kraft persön- liche» und eigenen Empfindens sich in ^>as enge Bett typisch kirchlicher Gepflogenheiten drängen lasse. Die Kunst wird immer religiös sein können und dürfen, aber die ist vorüber, wo sie in ihrer Gesamtrichtung und Hauptentwickelunq kirchlich zu sein fähig wäre. Dr Ottv Ltoessl. * * Berliner Theater. Unser Berliner Theaterberichterstatter schreibt un«: Nach ziemlich langer Pause häuften sich die Berliner Premieren gegen Ende dieser Woche. Während am Donner-tag vaS «leine Theater einen gelinden Durchfall erlebte batte das LustfpirlhanS wieder einmal da-Glück, ein recht unterhaltsame- Stück auS der Taufe zu beben. Es war rin frisch hingeworfene» dreiakiiae- Lustspiel „Nemesis" von Artur Pserdoser, das in einer überaus gelungenen Darstellung berau-kam. An dem nied lichen Stück ist eigentlich nur der etwas erzwungene leitende Ge danke, oder besser der Refrain von der vergeltenden Grrrchtiakrit mißglückt, oder etwas banal und programmmäßig au-grdrückt. Alle- andere ist flott und unierdaltsam skizziert. Die Dialoge treffend und mit rixer gewissen Satire pointiert unb dir Situationen humor voll auSarnützt. Trotzdem man als reg'lmäßigrr Theaterbesucher dir übliche Technik unserer heutigen Lustivielliteratur auswendig kennt, läßt man sich dir gute Stimmung selbst durch die Schablonen- fiqur dr- siet- zu spät kommenden Schwerenöter- nicht verderben. Besonder» der erste Akt ist technisch recht gelungen, und vom letzten Lust'pielaft sind wir r- ja eigentlich längst gewöhnt daß er durch die Auflösung dessen, wa- der Franzose Intrige arunt, in seiner Wirkung absällt. Herr Ntax Marx, einer der besten Charokterspirler Berlin-, dessen Glanzleistung von der Premiere de- „Pul-nitzer Jahrmarktes" nach in bester Erinnerung ist, bot die undankbare Rolle eine- Rechts anwalt-, der den Geliebten seiner Frau mit naiver Begeisterung vor Gericht verteidigt, in psyvologisch treffsicherer Weise. Art. Ttlly Waldegg entzückte, wie immer durch ihre graziöse Art.— Da- Theater de- Westen- gab altern zum erneu Mat da üblich« »inderweidnachtestück da- birSmal von Direktor Prafck selbst versaßt war. Da- Stück ist eine gedankenlose Auflistung de- Schlaraft-nlandmärchen« in recht ungeschickte Dialoge. Einzig Frl. Doantngrr hob durch ihr aumutigr- Spiel da» Niveau des Abends. L. S. * Kleine Chronik. Aus Wiesbaden, 2. Dezember, wird uns geschrieben: Vor dicht besetztem Hauie fand heute im Residenz. Theater die Uraufführung von Wagh» drriaktigem Schwank »Das Pariser Modell" statt. Der Verfasser, der sich im vorigen Jahre mit dem deiter-satirifchen Einakter-CvkluS , Nimbus" in der Tbeaterwelt eini'übrte, bat die Grundlage feines Schwankes einem älteren französischen Vaudeville entlehnt, den Ort der Handlung aber nach Deutschland verlegt. Ter Held des Glückes ist der frühere Geschäftsreisende Heinrich Pietschmann, jetzige Teilhaber der Firma Hoberiand L. Co., ein Monn von veiblüffenvem „SvrechaniemuS", der an seinem Hochzeitstage durch einen an sich höchst un- bedeutenden Zufall — fein Hund hat den Pariser Modell hut einer Dame zerrissen — in alle mögliche Verlegenheit gerät, auf der Suche nach einem ähnlichen Modell von seiner siüheren Geliebten, der Modistin Mieze Dietrick, überallbin verfolgt wird und sick bei dieser Gelegenheit in ein scherzhafte« Lügennetz ver wickelt, ouS dem er sich schließlich mit großer G,schicklickkett und Geistesgegenwart herau-windet. — Am Montag und Dienstag wird im Pariser Kunstsalon Petit die Kunstsammlung des Herrn Cronier versteigert, der sein eigene- Vermögen und da« Ver mögen der Familie Say verspekuliert und dann SelbstiMrd begangen bat. Die gesamte Einrichtung des Cronierschen HauleS wurde auf sieben Millionen geschärft. Versteigert werben die ftiemäldeiammluug, die eine große Anzahl von Gemälden Watteau-, EhardinS, Reynolds, mehrere berühmte Fragonarbs und einige herrliche Gaineborougds enthält, ferner zwölf sehr schöne alte Tavlfierirn, eine kostbare Kollektion alter ckiarsiicker Porzellane unb prachtvolle alte Möbel. — Im Oktober 1902 kaufte das Prster Nationaltheatrr von der Londoner Verlog-firma Joies Telely das Slmusvirl OSkar Wilde- ,Lady Windermere- Fächer". Bor zwei Jadren stellte da- Natioaal-Theaier die Zahlung der Tantiemen für dieses Glück ein, „weft OSkar Wilde in seinem Baierlande wegen unsittlicher Handlungen aller seiner Rechte verlustig erklärt worden" sei. Der Bevollmächtigte der Londoner Firma verklagte nun da- National-Theater aus Zahlung der Tantiemen von 7><0 Kronen. Bei der Verhandlung vor dem Be zirksgerichte in Pest wurde beroorgedoben daß die Verurteilung Wildes keinem Tbrater da» Recht gebe, die Zahlung der Tantiemen iür Aildeicke Stücke zu verweigern. Da» Bezirksgericht gab auch der Klage Folge und verurteilte da- National-Theater zur Zahlung der Tantiemen von 700 Kronen.
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