EINLEITUNG Schon im Mittelalter hat sich der deutsche Bergmann eine seinen Ar beitsverhältnissen angepaßte Berufskleidung geschaffen, die dann im Laufe der Jahrhunderte manche Wandlungen erfahren hat. Die Arbeitstracht des 14. Jahrhunderts zeigen Glasgemälde im südlichen Seitenschiff des Mün sters zu Freiburg im Breisgau [119, Abb. 1—6], die des 16. Jahrhunderts sehen wir bei Agricola [3] und die des 19. bei Heuchler [57], um nur ein paar besonders bekannte Beispiele aus der Fülle von künstlerischen Darstellungen des Bergmanns herauszugreifen. Das Geltungsbedürfnis der absolutistischen Fürstenhöfe führte im 18. Jahrhundert zur Entwicklung der bergmännischen Fest- und Parade trachten. Besonders ausgeprägt geschah das in Sachsen, wo der Bergbau eine der Haupteinnahmequellen des Landesherrn war. Die Bergleute wur den zur Anschaffung dieser Paradetracht verpflichtet. Oft genug hat freilich wirtschaftliche Not es den Bergleuten schwer gemacht, sich ihre Standestracht zu beschaffen; die Bergbehörden sahen sich deshalb veranlaßt, sie durch Vorschriften dazu anzuhalten. Noch im Jahre 1910 verpflichteten die Vorschriften der König], Erzbergwerke zu Freiberg jeden Bergmann, nicht nur „fid) pünttlid) jur Dorgefcfjriebenert $eit unb im uorfdjriftsmäfeigen bergmännifdjen 2lnjug auf ber Srube einjufinben", sondern auch „alle bienftlidjen Tlelbungen im Stiftel unb ßeber ausjufüljren" und „bei bergmännifdjen Slufjügen, Seierlicfjfeiten, IBegräbniffen, ju benen er beorbert roirb, im uorfdjriftsmäfjigen bergmännifdjen jßarabe’älnjug ju er» fcfjeinen, biefen Slnjugftcf) fpäteftens nad) Slblauf eines Saures, »am Tage feines Eintritts in ben Dienft ber betreffenben Srube an gerechnet, anju» fdjaffen" [17, 12—14]. Die hier gestellte Frist von einem Jahre läßt deutlich erkennen, daß diese Anschaffungen den Arbeiter bei seinem geringen Ver dienst schwer belasteten. Die Fest- und Paradetrachten, die bei Bergaufzügen und anderen feierlichen Anlässen getragen wurden, sind aus der Arbeitskleidung her vorgegangen [38]. Zu diesem Paradeanzug gehörten zwei Gegenstände, mit denen wir uns etwas näher befassen wollen: Die beilartige Bergbarte und das Steiger- oder Berghäckchen. Die Barte, die nur im Erzgebirge heimisch war, kennzeichnete den Häuer, während das Häckchen — erzgebirgisch Häckel — von den Steigern und Beamten getragen wurde und auch in anderen Bergbaugebieten zu finden ist. Es ist auch vom Kohlenbergbau übernommen worden.