DIE BERGBARTE Wie wir im vorhergehenden Kapitel erörtert haben, lassen sich unter den Gezähen des erzgebirgischen Bergmanns etwa von der Wende des 16. zum 17. Jahrhundert an Beile der von uns Grubenbeil genannten Form nicht mehr nachweisen. Als Gezäh des Zimmerlings bürgert sich der Kau kamm ein, außerdem aber tauchen auf Bildern und an figürlichen Dar stellungen ganz anders geformte Beile in der Hand des Bergmanns auf, die schon mehrfach erwähnten Bergbarten (Bilder 13—24). Diese Beile ha ben an Stelle der Klingen ein in der Regel aus 1,5 bis 2 mm starkem Eisen blech, seltener aus anderen Metallen, hergestelltes Blatt, das nach oben zu einer langen Spitze ausgezogen ist. Es zeigt wie das Grubenbeil einen meist Schlüsselloch- oder kleeblattförmigen Durchbruch, doch kommen auch andere Formen vor, z. B. Kreise mit Schlägel und Eisen oder auch mit dem kursächsischen Wappen. Außerdem sind gewöhnlich in den Ecken des Blattes kleine Durchbohrungen in verschiedener Zahl und Anordnung angebracht, deren Bedeutung unbekannt ist. Die Spitze des Blattes wird oft durch eine Kugel oder Eichel gekrönt, am Nacken trägt es einen klei nen Hammeransatz. Es ist mit einem etwa 60 cm langen Helm besteckt, nach dessen Ausführung man verschiedene Bartentypen unterscheidet, a) Röhrenbarte: Der Helm besteht aus Hirschhornröhren, die auf einen Holzkern aufgezogen sind. Er ist mit Gravierungen religiöser oder bergmännischer Szenen und Sprüche, mit Fürstenbildern, Blumen ornamenten und dgl. verziert. b) Einlagenbarte: Der hölzerne Helm hat einen Hirschhornfuß und an den Seiten Einlagen von Hirschhorn oder Messing, die in glei cher Weise graviert sind wie der Helm der Röhrenbarte. c) Fußbarte: Der hölzerne Helm ist durch einen Fuß oder Schuh von Hirschhorn abgeschlossen, der durch Gravierungen verziert ist: An Stelle von Hirschhorn werden bei den Typen a—c auch Knochen (Bein) verwendet. d) Holzbarte: Der hölzerne Helm hat weder Einlagen noch Fuß, ist aber bei älteren Stücken oft graviert oder geschnitzt. Außer diesen von den Bergleuten getragenen Barten gab es kostbare Prunkstücke, die die obersten Bergbeamten und Fürsten sich anfertigen ließen. Ein Beispiel zeigt Bild 22. Wir wollen nun versuchen festzustellen, wann der Übergang vom Gru benbeil zur Bergbarte stattgefunden hat.