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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.03.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060305013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906030501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906030501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1906
- Monat1906-03
- Tag1906-03-05
- Monat1906-03
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Leipziger Tageblatt Seite 2. Nr. 115. 100. Jayrg. Montag, 5. MSrz 190«. Leiprigrr Angelegenheiten. Leipzig, 5. März Lin Seituna»blatt vsn ls72O. Bor unS liegt: „Numero I. Der König!. Poli'n. Churfl. sächsischen Reiidentz-Sladt Treßden Wöchentlicher An- ieiger oder Nachricht, Dessen, was in- und austerhalb der sladt zu kauffen und zu verkaufsen, zu miethen und zu vcr- miethen, zu pachten und zu verpachten, wer Capnalia aus leihen und solche verborgen will, wer Dienste oder Bedicnun- gen, desgleichen zu einer Reise ein, oder mehr Compagnons 'uchet, wer nach Versöhnen, so nicht zu erforschen, fraget, wer etwas gesunden oder oerlohren, wer in aogewichener Woche begraben, geraunel und copuliret worden, ivcr von Frembden ankommcn, oder adgangen, wenn Fuhr-Leute oder schiffe ankommen, oder abgehen, wie hoch die Bictualien in Tax gesetzet worden, und was sonst in gemeinen Leben zu wissen nöthlg uno nnstliäi. Drestden, zu finden aus der sckloß-Gasse ui der Hilichcrischen Buchhandlung." Geücim- mittel haben damals ickon eine graste Nolle gespielt, linier den Sachen, die „1. Zu verkaufsen" sind, werden ausgcsührt: „Bey Herr Johann Friedrich .Keil, Materialisten in Drest- öen auf der schloß-Gaße, ist in seinem Gewölbe in Com mission zu finden: 1) Herr O. Johann Benjamin Vomscls, kraor. Lalsaniuru Ooi-ckiale, das Lotb a 5. Gr. nebst gehörigen Unterricht. 2) Vitno oder X^antin UorismariQi OonoentratLich. i. Lebens-Balsam, oder (jvint- so ans Noß-Marien Kraut und Blütbe zusammen gezogen zu sambr den Unterricht das Lotb 8. Gr. 3) Herr Johann Georg HerlitzschenS Bürgers von Augspuig. 1) Eng- lisches Haupt-Pulver, 2) Pulver vor die Zaän-schmcrtzen, ii> Ein sympathetisch Pulver, 4) ein goldncS Lebens-Pulver, ll Magen-Elixir, 5) ein Englffck Larir nebst nötbiger Nach richt." Hier noch eine kleine Blumenlese aus den sonstigen Anzeigen: „Ein junger Pursch von 19 Jabren, ofserirct sich einen Herrn treu zu dienen, weswegen er sich allhier an gemeldet, desgleichen hat sick eine Persohn zu Dienst eines Kutschers, Borrcuthers oder Reit-Knecht angegeben. Ein junger Mensch, seiner Profession ein Barbier-Geselle, bietet 'eine Dienste als Cammer-Diener an und ist erbötig es sev in Loco allhier, oder aus Reisen treue Dienste zu leisten/' „Es werden zwey Jnformatorcs, einer aufs Land, und der andere in der Stadt allhier verlanget, wer solche Condition auzunsbmeu gesonnen, melde sich bey Ausgebern dieses An zeigers." Merkwürdigerweise starben die Bürger nicht an der und der Krankheit, sondern sie wurden an dem und dem Leiden beerdigt: „Begraben. Ten 20. Aug. Herr Lic. Johann Erdmann Liebner Amtmann zu Arnshaug an Mat- tigkeit in der Weber-Gasse. Johann Müller Kutscher, an Verzehrung in der Schul-Gasse. Dorotheen Haschkin Spnria aus Poppizer Gem. Job. Christoph Völkels, Beutlers Töch- ierlein an Brechen in Loche. Den 25. Aug. Herr O. Johann George Börners. Ober-Consistorial- und Kirchen-Raths alte Witwe am alten Marckte so nach Loscbwih abgesükirct. Den 26. Aug. Herr Johann Nicol, von Mecklenburg, Capitains Wittbe, an Blufftürtzung, in der grohen schieß-Gaffe." Die Fremdcnpolizei ist in einer überaus sorgfältigen Weise ge- 'ührt worden. Es werden nämlich nicht nur die Namen der Fremden und deren Heimat, sondern sogar die Tage an gegeben, durch die sie in die Stadt gekommen sind. Nament lich viele Offiziere sind ausgeführt, die das Quartier bei „Tracteur" Müller zu bevorzugen schienen. ,^Es sind an kommen den 27. Aug. Zum Schwachen Dbor. ^r. Cammer- Herr Graff von Flemming, von Hermstdorf. Zum Willschen Thor. Hr. Ober-Auditeur Schmieder, von der Grenadier- Leib-Guarde. Hr. Licutn. Sevdlih, von Trestkisckien Crevst- Regiment, von Bareuth, bey Lindenbergers. Hr. Obrist Zeutsch, uff Burg. Hr. Amts-Hauptmann Weisin, beyde bey Tract. Müllers." Weiter sind noch Herrschaften verzeichnet, Sie ihren Einzug durchs weitze und durchs Pirnisckc Tor genommen haben. Besonderes Interesse dürfte die „Brodt- und Victualien-Taxa" beanspruchen. Leider wird sich schwer entscheiden lassen, wie es mit der dovvelten Preisangabe zu halten ist: „Von 1. Aug. 1730 bist ausf weitere Verordnung bev 5. Tblr. des Kauners und Verkaussers Strasse. Ein 6 Pfen. Brodt soll wiegen 1. Pfund, 7. Lotb, 2. Qv. 2. Vien. Pfen. Brodt soll wiegen 19 Lotb, 3. Ov. 1 Pfen. 1. Pien. Brodt soll wiegen 6. Loth, 2. Qv. 1. Pfen. Ein Groschen-Brodt bey denen Platz-Böcken oder Haußpebacken gleich 3. P'und, 6 Loth, 3. Ov. 1 Pfen. Eine 6. Pfen. Semmel 25. Loth, 2 Pfen. Eine 3. Pfen. Semmel 12. Lotb, 2. Ov. 1. Pren. 1. Pfen. Semmel 4. Loth, 3 Pien. Das Brodt so auf den Marckt von Platz oder andern Haust-Beckern gebracht wird. Ein Gr. Brodt, 3. Pfund, 6. Loth 3 Ov. 1. Psen. Ein 2. Gr. Brodt 6. Pfund 13. Lotb, 2 Ov. 2. Pfen. Ein 3. Gr. Brodt 9. Pmnd, 20. Loth, 1 Ov. 3. Pf. Ein 1. Gr. Brodt 12. Pfund, 27 Lotb, 1 Ov. Victualien. Eine alte Henne io gut 4. bist 5 Gr. Eine geringere 3. Gr. Ein paar starcke junge .Hühner, 4 Gr. Ein p. kleinere 3 Gr. Ein gemästeter Kapbahn 14. Gr. Ein ungemäster detto 7. bist 8. Gr. Ein acmäjter Truthahn 1 Thlr. ungemäst 12 Gr. 1 gemäste Truthenne 14. Gr. ungemäst 8. Gr. 1 gemäste Ganst 12. dis 14. Gr. ungemäst 5. bist 6. Gr. 1 junge Endte 2. Gr. 6. Pf. 1 p. junge Tauben 1. Gr. 9 Psg. bist 2. 'Gr. 1. Schock Ener 8. Gr. 1. Kanne Butter von 2. Pfund 4. Gr. 1. groster Ziegen-Käh 9. bis 10 Pfg. 1. mittler detto 8. Psg. 1. kleiner 6. Psg. 1. Schock Kuh-Käste 10. Gr. 1 Schock kleine 8 Gr. G * Tie Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung bat für 1906 un Etat 173850 für Bilvungs- und Biblioibelszivccke eingesetzt, darunter allein 90 000 fiir Bidliotbeksbegriindungen, 24 000 sür lokale Bildungs zwecke, 14 000 sür Vorträge. Die gleiche Summe sür die Zeitschrift „Volksbildung" usw. An Mitgliederbeiträgen für die Zwecke der Gejelllchaft sind 70 000 eingestellt, an Beiträgen für Bibliotheksbegründungen, Verkauf von Büchern uilv Formularen 60 000 an Zinsen 15 500 -E in Ein nahme gestellt. Da die Absicht besteht, die Zahl der Bor träge zu vermehren, hat der ZeniralauSschuß beschlossen, die wohlhabenderen Vereine zu eriuchen, eine finanzielle Unterstützung der Geselljchaft bei Veranstaltung von Vor trägen nicht in Anspruch zu nehmen, um die dadurch srei- wervenden Gelder sür Vorträge sür wenigbunitlelle Vereine zu verwenden, Ein etwaiger Kostenzuschuß zu einem Vor trag soll im höchsten Falle 35 L betragen. — Die dies- lährige Generalversammlung soll voraussichtlich am 29. und 30. September in Nürnberg statisindcn. Für die Tagesordnung werken Vorträge über wichtige BilvungS- sragen von bedeutenden Autoritäten und Berichte über die VoltSbildungSarbeit in Nord- und Südkeulschland in Aus sicht genommen. — Für die Heinrich Rickert-Stiftung ,ur Begründung von VolkSbiblivlbeken in wenig bemiitellen Gemeinden gingen auch im letzten Jahre verschiedene Beiträge ein, jovaß das Stisiungskapiial um 1142 wuchs. * Zum Militärdienst der Volkoschullchrer. Wie den zu pflichtmäßigen Uebniigcn einberusenen Lehrern wählend dieser Zeil das volle Slellengehalt zu zahlen ist, so müssen ihnen auch die bis dahin innegehablen Schulstellen gewahrt bleiben. Das KuttusminMenum hat durch eine Verordnung entschieden, daß tie Adle slung einer militärischen Uebung zur Erwerbung des Offizierpateutes em ausreichender Grund zur Versetzung eines Hilfslehrers nicht ist, daß daher der be- treffeuoe Hilfslehrer, wenn ihm nicht rechtzeitig geküncigt worven sei, in seiner Stellung zu verbleiben und daß die Schulkasse sür die Kotten der Stellvertretung während der Neservekienttübung auszukommen babe. * Ter sächsische Lryrcrvcrcin sieht sich insolge deS Wechsels im KuItuSnunitlenlim genötigt, ven Kultusminister in einer neuen Dcnllchrist nut den Wünschen und Foiderungen der sächsitchen Lehrerschaft bekannt zu machen. Vor Abfassung kcrielben sind durch eine Vertreterveriammlung noch einige strittige Punkte zur Klärung zu bringen, wobei die Mit wirkung der Bezirksvereine in Antpruch genommen werden soll. — Die 14. Hauptversammlung des Sächsischen Lebrec- vereinS in Dresden hat einen Ueberschuß von 18l 3,40 Mk. ergeben. Die vom Dresdner Lehrerverein angeregie Frage ces Wegfalles der Teilnehmerkarte bei Hauptversammlungen wird der Vorstand' des Sächsischen Lehrerverems, der finanzi ellen Tragweite wegen, vor die Bezirksvereine bringen, die ihre Vertreter bann für die Dekegiertenversammlung ent sprechend instruieren sollen. Dem Verein sür Äugend- Ichutz sind auf sein Ansuchen hin die Rechte einer Abteilung im Sächsischen Lehrerverein zuerlannt worben. -p. Tcm Andenken C. A. RoszmützlcrS widmete die Naturwissenschaftliche Vereinigung des Leip ziger Lehrervereins am Sonnabend nachmittag eine Sitzung, die bei zahlreicher Beteiligung im Prüfungssaale der 7. Bezirkssckule statlsand. Der Vorsitzende Ver- eiuiguna, Herr O. Trentzsch, begrüßte v>e Versammlung herzlrchf und sprach sovann über „Rvßmäßler als Förderer und Meihobiker des narulkundUchen Uiuernchts." Er schloß leinen Vortrag mit dem Wunsche, daß die Methodik des naturkundlichen Unterrichts im Sinne Ri>ßmäßlerS weiter au gebaut rind der schon früher mehrfach angeregten Errich tung eines Heimatmuseums für Leipzig nun ernstlich nahe getreten werben möchte. Hierauf hörten die Sitzungs teilnehmer einen Vortrag des Herrn Chemiker Franz Noßnräßler, ver sür die ihm gebotene Gelegenheit, am 100. Geburtstage seines Vaters in eurem Kreise von Männern sprechen zu können, bie an der Verwirklichung Roßmäßlerscher Ideen arbeiten, seinen wärmsten Dank auS- sprach: Das Thema, das er behandelte, lautete: Chemie der Ocke und Fette deS Tier- und Pflanzenreichs und der äthe rischen unv mineralischen Oele." Den Schlußoortrag hielt Herr P. Ebrmann über „Rvßmäßler als Naturforscher" und ging dabei näher auf dessen „Ikonographie der europäi schen Land- und SüßwassermolluSken", von denen verschievene ausgestellt waren, ein. Ein kurzes DaakeSwort des Vor sitzenden beschloß die Sitzung, mit der eine Ausstellung von Roßmäßler-Anbenken und Roßmäßler-Schristen natur- wissenschaftlichen Inhalts verbunden war. Vor der Sitzung hatten der Deutsche Lehrerverein sür Naturkunde, der Landes verein Sachsen, der Leipziger Lehrerotrein und die natur wissenschaftliche Vereinigung am Grabe RoßmäßlerS Lorbeer- lränze wederlegen lassen. * Marokko, der nordwestafrikanische Wetterwinkcl — so lautet das Thema des Vortrags, den heute abend in der Gemeinnützigen Gesellschaft (KünstlcrhauS) der Maler Rud. Cronan, unser früherer Mitbürger, auf Grund einer längeren Studienreise hallen unv durch eine Reihe von Lichtbildern eigner Ausnahme — bekanntlich ist er darin Meister — erläutern wirb. Der Vortrag ist auch für Gäste zugänglich. (Vergl. die Anzeige.! ktg. Prrgiftnng der Ktndcr durch Benzin. Während in früheren Zeiten von tödlichen Benrinoergisiungen sehr wenig bekannt war, mehren sich jetzt die Veröffentlichungen hierüber in dem Maße, daß es angebracht ist, wieder und wieder im Intensse der Eltern und beionders der Mütter darauf aus merksam zu machen. Der neueste Fall, der von Dr. Burgl in der „Miinchn. Medizin. Wochenschrift" veröffentlicht wird, ist in vieler Beziehung ebenfalls insofern wieder höchst cha rakteristisch, als er uns zeigt, mit welchem strällichen Leicht sinn gerade die Mütter ihre Kinder derartigen Gefahren austetzen. — Während der Abwesenheit der Mutter gab deren dreijähriges Mädchen seinem 1>/r jährigen Brüderchen auS einem dem Küchenschrank entnommenen Fläschchen zu trinken, in der Meinung, die darin enthaltene Flüssigkeit sei Wasser, wättrend das Fläschchen zum Kleiderreinigen bestunmteS Ben.in enthielt. Als die Frau nach Hause kam, spielte das Mädchen noch mit dem Fläschchen, während der Knabe im Bette lag unv laut stöhnte. Das Mädchen teilte nun der Mutter mit, daß eS dem Brüdeicheu aus dem Flcffchchen zu trinken ge geben habe. Da bie Frau die Geiahr erkannte, schickte sie sogleich nach dem Arzte, der die Vorkehrungen zur Magen ausspülung traf. Da die genossene Menge aber auch hier eine grosse gewesen war, und ähnlich wie in anderen Fällen 30—40 8 betrug, so war das Kind nicht mehr zu retten, sondern starb ungefähr 3'/» Stunden nach dem Genüsse des Benzins. Das SektionSbilv berechtigte zu den Schlüssen, daß man eS bei solchen Benzinvergiftungen wahrscheinlich ii erster Linie mit einem Erstickungstod in Verbindung m Kohlenoxybverglstung infolge der aus dem Benzin aus genommenen Kohlenwasserstoffe zu tun hat. * Ehescheidungen in Sachsen. Die Zahl der Ehe- scheidungen ist nicht so gering, wie man anzunehmrn geneigt ist. Geschlossen wurden im Jahre 1904 in Sachsen 37109 Eyen, geschieden 1323; außerdem erfolgten 18 Nichtigkeitserklärungen. Auf 1000 Eheschließungen kamen somit 36 Ehescheidungen. Was die Scheidungsgründe anbetrifft, so steht.der Ehebruch mit 615 Fällen obenan; schuldig befunden wurde in 313 Fällen der Mann, in 233 Fällen die Frau, in 69 Fällen beide Teile. Bösliches Verlassen kam 249 Mal in Frage, nämlich 140 Mal von selten des Mannes, 109 Mal von selten der Frau. M i ß - Handlung der Frau war in 155 Fällen der Grund zur Scheidung, Trunksucht des Mannes in 24 Fällen. Sonstige Schuld kam 280 Mal in Betracht, 192 Mal beim Manne, 69 Mal bei der Frau, 19 Mal auf beiden Seiten. In Summa: 824 Mal wurde der M a n n, 441 Mal die Fran und 88 Mal wurden beide Teile für schuldig erklärt. * Sächsische Volkswörter. Ein hörbares Kauen und da her unanständiges Essen bezeichnet katschen oder kätschen, und noch schlimmer ist wohl patschen: eigentlich kommt es nur Tieren zu, die Schweine patschen und havpsen beim Fressen iRiesaj. Vom Vieh gilt zunächst auch das Worgscn oder Wurksen, Verstärkungen von morgen, würgen: die Kuh wvrgjt das Futter hinein, der Mensch worgst, wenn er feste Speisen in zu groster Menge in den Mund nimmt und mit sichtbarer Anstrengung in den Schlund hinabdrückt; ver gleiche was verdrücken — essen. Ter Murkser kann geradezu ein Vielfraß sein. Doch heißt hinunterwurksen auch einige Bissen in Eile verschlucken und übertragen unverdiente Vor würfe hinunterschlncken; bleibt jemand Las rechte Wort gleichsam in der Kehle stecken, so wurkst und wurkst er und bringt dock nichts rauS. Ohne an einen Vergleich mit dein lieben Vier» zu denken, sagt mancher von sich, er wolle tüchtig futtern szum Unterschied von futterns, selbst Bismarck er klärte, lvenn er eine gute Politik machen solle, so müsse er aut futtern. Das Wort hat einen minder derben Klang als fressen, das im Bolksbewusttsein etwas Tierisches einsckliehk: die Frässe wird im Erzgebirge für das Tiermaul und nin verächtlich für den menschlichen Mund gebraucht; doch hcisti dort fressig nicht nur gefräßig, sondern auch naschhaft; neben verfressen ist in Dresden auch großfrästig üblich, gibt es doch im Dresdner Volksmund eine Freßaasse (die Weberaassc», o genannt, weil man in ihr fast nur Geschäfte mit Fressalien indet. Für essen sagen Dresdner auch: auf der Zahnsgasse ein. Ein unmäßiger Esser frißt wie ein Scheunen, oder Scheffcldrcscher, veral. der Junge haut as Brut wie e Scheunendrescher (Schindler, Dorsleute S. 79), und er er hält den Namen Freßwenzel oder Frestkahle, letzteren von dem Wittenberger Fresser Jakob Kahle, der 1756 im Alter von 79 Jabren starb und sogar ein Zeitwort kahlen — oft und viel essen hinterliest (Köhler). So einer hat aar kv Sättige, er stopft's nur so hinter und frißt sich nudeldudcl- dick; aber so feste er anch stoppt, bei ihm heißt es immer: Hunger leiden, mein Gemüte! Wenn er zum Essen kommt, haut er ungenäße oder ungeneißig ein, d. h. nicht nur un genügsam, gierig, sondern auch so, daß der Unmäßige sich selbst um den Genuß bringt, ein Hinweis aus die Herleitung von geniesten; das positive genöße --- bescheiden, gesittet, be sonders beim Essen und Trinken, kommt kaum noch vor, es gehört zu den Worten, die nur durch die Verneinungssilbc un vor dem Untergang bewahrt bleiben (wie unwirsch, un flätig, unbändig, unpaßj. sKöhler bezeichnet geneise^ ge- nießlich als thüringisch und fränkisch — genau, im Sinne von geizig, interessiert, auf seinen Genuß und Vorteil be dacht, anderen einen Genuß mißaönnendJ Mancher will seinem Magen köne Stiefmutter sein» oder er ißt nur des- halb so viel, damit ihm die Mäuse (die Katze) nicht den Magen wegtraaen, wohl in der Vorstellung, daß ein leerer Magen, der schief oder lang hängt, einem leeren Ranzen gleicht, der von Nagetieren verschleppt wird. Der hungernde Magen gleicht sogar einem Kogelschub, in dem die Kcgsl- oder Betteljungen sich balgen, zum mindesten kollert oder gorlt's (Erzgebirge) oder kuranzt es einem bei einem mords- mäßigen Hunger im Bauche. (Schon 1541 ist gurren bezeugt sür das Knurren deS MagenS, vergl. mittelhochdeutsch ^arkrolcri, schlesisch gurgsen.) Wenn der Soldat nichts anderes hat sür seinen Hunger, rammelt er sich 5ne (Zigarre) in die Fresse, daß der Magen denkt, 's wird frisch gebacken. Einem solchen Gaste ist es nicht zu verargen, wenn er alles auf» schnaveliert oder aufschnappt (in Stollberg wurde einmal von einer Tischgesellschaft ein« ganze Sau aufgeschnappt), oder doch wenigstens tüchtig hineinlenchtet (erzgeblrgisch neinlechtj: er hat in de Kliß neina'lecht heißt im Erzgebirge: er hat «ine große Lichtung in dem Vorrat bewirkt, wie denn auck die Kälte in di« Kohlen neinleicht, daß sie die BSne recht nan- riehn (wie ein Tier, das vorher ausaestreckt dalaa). (Zu christen erbeten an den Ausschuß für sächsische Volkswörter, Dresden-A., Breite Straße 7, I.) Radfavrcr umgefahre»». Auf dem Georgiring wurde am Sonnabend nachmittag ein Radfahrer von einem Post wagen um gefahren, blieb aber unverletzt, währeu das Rav stark beschädigt wurde. Sturz aus dem Fenster. In der Nacht zum Sonntag stürzte ein aus Annaberg gebürtiger Student der Matbe malik aus einem Fenster seiner in einem Hause der Thal- stiaße in 3. Etage gelegenen Wohnung herab auf das Straßenpflaster. Er erlitt mehrere Sckädelbrüche und starb auf dem Transporte ins Krankenbaus. Der Unglückliche hat sich anscheinend aus dem Fenster heranS übergeben und dabei das Gleichgewicht verloren. Nur aer UmgegenO. BöhIItz-Ehrenberg, 4. März. (Gemeinderats- sitzung.) Aus der letzten Sitzung des Gemeinderates ist folgendes Erwähnenswertes hervorzuheben. Zunächst lehnte der Gemeinverat die Gesuche um Bewilligung einer Unter stützung des Reitungshauses Moritzburg und Frauenbeims Tobiasmühle einstimmig ab. Sodann wurde von einer von der Königlichen AmtSbauptmannschast Leipzig zugefertigten Erklärung des StadtralS zu Leipzig Kenntnis ge nommen. Aus dieser geht hervor, daß der Rat zu Leipzig der Frage einer Aufnahme der Absallwässer des Ortes Böhlitz - Ehrenberg in die künftige Klär anlage in Gundorf nicht ablehnend gegenübersteht. Der Gemeindevorstanv wird zu weiteren Verhandlungen in Lieser sür unfern Ort wichtigen Angelegenheit beauslragt. Die Leuilleton. Nasse un- Anltur in Italien. Von Eugen K «lisch midt (Dresden!. I. so viele Geschichlslhcorien cs auch geben mag, -- noch jede Zeit hat Len Ehrgeiz genabt, sich ihre eigene neu auf- abauen. Es ist noch gar nicht so lange her, Last wir über sie bloße Aufzählung von Tatsachen zu Lem Bedürsnis nach Eiwich: in Len logischen Zusammenhang dieser Tatsachen gelangt sind. Und zwar galten merkwürdigerweise die Haupt- iind Staatsaktionen, gn!l die politische Länder- und Staaten- geichichie durch lange Zeit als Las einzig würdige Gebiet ür großzügige wissenschaffliche Betrachtung und Darstellung. Tas 1'.«. Jahrhundert, das uns in 'Ranke den typischen Ver irrter dieser politischen univcr'alen Geschichtsaufsattnng gab, :sl aber anch „das Jahrhundert der nationalen Ideen und Gegen-atze", wie Treit'chke es einmal nennt, Gegensätze, wie sie durch den riescnhcnten Maschincnverkehr der modernen Zeit ertt ,u vollem Bewußtsein geweckt sind. Dieses Be- wustticin brachte natürlich ein Anwachsen des nationalen und des slammesbeivusttseins mit sich. Im wirtschaftlichen Leben ist das ebewogut zu spüren, wie in Politik und Kunst. Wir fragen heute aur unseren internationalen Ausstellungen weniger danach, was die Menschheit leiste, oder wie weil Las internationale Großkapital es diesmal gebracht habe; son dern wir tragen: was leisten die Völker? Mit dieser engeren Einstellung des Blickes aber isl auch zugleich die geschichtlich engere Frage gegeben: was isi ein Volk? wie entsteht es? auf welches Spiel der Kräfte und 'ebne politischen, künuleriichen und wirtschaftlichen Gescheh nisse, sind seine Kulturlcisiungen zurückzuführen? Bekannt ist Treitschkes Wort: „Männer machen die Go 'chichte." Aber aus solchem aeschichnichem Heldenkult läßt sich keine befriedigende Erklärung, universal-historischer Zu sammenhang gewinnen. Ter Einzelne steht zwar über der Masse, die er leitet oder mißleitet, die aber doch schließlich mehr ist, als weiches Wachs in seiner Hand, die eigene Instinkte mitbringt, sozusagen von einer Massenseele ge leitet und inspiriert wird; an ihren Forderungen und Be- dürfnisien vielleicht erkennt der geschichtliche Heros erst seine Aufgaben. Tiefe letzte Auffassung, die universal-ge'chicht- licke Probleme vom sozialpsychologiichcn Standpunkte aus behandelt, ist die moderne; wir haben bekanntlich in Karl Lamprecht ihren zur Zeit bedeutendsten Vertreter. Aber was ist die „Masse"? was ist ein Volk? wie entsteht eine Kultur? Wir sind geneigt, hier wiederum weiter zu teilen, wir wollen differenziertere Erklärungen und Urteile, wir wollen noch tiefer in den Kausalzusammenhang hinein. Hark Marx und seine Anhänger belehren uns mit dem be kannten Fundamcntai'atze des sozialistischen Materialismus: „Die Ge'chichte oller bisherigen Gesrllichast ist die Ge'chichte von Klassenkämpfen." Unsere modernen Nationalökonomen, Werner Sombart voran, suchen die sozialen und nationalen Gegensätze für die ganze Ge'ellichastsqesckichte verantwort lich zu machrn. Die dritte Gruvoe aber lieht durch soziale aird nationale, durch die Gegensätze oon Arm und Reich hindurch das Blut dcr Rasicn den Impuls und Ausschlag geben für alles geschichtliche Werden und Vergehen. Tie Zeichen für die zunehmende Beachtnng, die das geistige Leben der Gegenwart den Blutmischuiigen der Völ ler zuwendet, sind jedem sichtba-, der ihrer achtet. Sie sind eine Folge naturwissenschaftlichen Denkens, ein Erweitern, besser noch ein Ausspinnen der Theorie Darwins; auch Nietzsches rassenphilosophijche Bemerkungen haben angeregt. Dann bildete sich vor einigen Jahren eine Gobincan-Ber- cinignng, um den germanischen Rassengedanken des fran- zösijchen Grafen in weiteren Kreisen populär zu machen. Gobineau ist einer der frühesten Rassentheoretiker: er voll endete sein bekanntes Werk über d'e Ungleichheit der Men schenrassen im Jahre 1853; erst aber durch Chamberlains „Grundlagen des 19. Jahrhunderts" wurde der Rassenge- danle wirklich populär, vielleicht etwas unheimlich populär: er ist heute ein beliebter Gesprächsstoff, und man begegnet den Chamberlainschen Argumenten nicht selten in einer merk würdigen Verknüpfung, die mit den Ergebnissen wissenschaft licher Forschung etwas sehr frei umgeht. Chamberlain selbst trat als bewußter Dilettant und nicht als Gelehrter auf. Er hatte für seinen Gedanken der Ucbcrlegenheit dcr ger manischen Rasse ein umfangreiches Belegmaterial zusammen gesucht und feuilletonistisch-polemisierend in zwei dicken Bän den verwertet. Natürlich hatte dieser Gedanke etwas Be stechendes. Aber die strenge Wissenschaft verurteilte diese Art der Beweisführung, und sehr mit Recht. Es war vor- auszusehcn, Laß wissenschaftlich geübtere Streiter die Frage aufheben und methodisch einwandfreier verfechten würden. Von neueren Versuchen interessiert sowohl durch seinen Stoff, wie auch durck seine strengere Methode das Buch von Ludwig Woltmann über „Tic Germanen und die Renaissance in Italien" (Leipzig, Thüringische Vcrlagsanstalt, 8 c/i). Taine meint in seiner Kunstphilosophie oon den Ita lienern der Renaissance:,,Diese so kluge Rasse bat das Glück gehabt, nicht germanisiert, das heißt, nicht in demsel ben Maße wie die anderen Länder Europas durch die Ein wanderung der Völker aus dem Norden unterdrückt und um gewandelt zu werden. Tie Barbaren haben sich darin nur zeitweise oder nur oberflächlich aufgehalten." (I. 120.) Ohne unhöflich zu sein, wird man dock lagen können, daß Taine hier wie anch sonst noch nicht eben tief gesucht hat. Denn wenn irgendwo, jo wird sich in Italien Geistiges und Seeli sches auS Körperlichem ableitcn lassen, soweit es überhaupt ableitbar ist. Will jemand im Ernst den unerhörten geisti gen Aufschwung des iialienischen Menschen lediglich als eine vcrivätete, lange mit Gewalt zurückgehaltene uns dann um so voller fick entfaltende Nachbliite Roms, des verderbten und an selbsizersetzung dahinsiechenden Imperiums annehmbar machen, so wälzt er eine silypbosarbeit. Sehr viel näher liegt es dvch zu fragen, erstens: was denn an dieser „Wieder- gebürt" schöpferische Neugeburt war? Zweitens: durch welche inneren und äußeren Anlässe und Kräfte dieses Neue entbun den wurde. Die erste Frage hat Jakob Nurckhardt wohl noch sür lange hinaus klassisch beantwortet. Für die ,vveite drängt sich eine neue Lösung aut, die lange Zeit vielleicht zu einfach schien, um wissenschaftlicher Formulierung und Nachprüfung I wert zn sein, sie lautet ganz im Gegensätze zu der kühnen I Behauptung TaineF: diese degenerierte Rasse hat das Glück gehabt, germanisiert, das beißt: durch die Zufuhr ger manischen Blutes ausgefrischt und ungeahnt kulturkräftig zu werden. Woltmann verfolgt hier die Idee einer anthropologischen Kultnrgeschichte. Er stellt zunächst die Verwechselung der Begriffe Volk und Rasse richtig, indem er Volk als einen historisch-ivziologischey. Raffe als einen naturwissenschaftlich biologischen Begriff erklärt. Ihm bedeuten Rassen „biolo gische Lebenscinheiten, die morphologisch und genealogisch scharf umgrenzt sind. Eine einheitliche konstante Summe von erblichen Merkmalen unterscheidet die eine Rasse von der andern. Körpergröße, Proportionen, Kopf- und Ge sichtsbildung, Farbe von Haut, Haaren und Augen sind die Merkmale, die den Rassennnterschieden zugrunde liegen." (s. 8.) Wie aber sind Liese Merkmale entstanden? wird mit Recht fragen, wer bei Woltmann z. B. einer „von Natur aus kleinen ober mittelgroßen Rasse" begegnet. Die Beantwor tung weift der Verfasser auS dem Bereiche seiner Unter suchungen hinaus in die organische Vorgeschichte des Men schengeschlechts. Er rechnet nut den Rassen als mit gegebe nen Natursaktoren, die innerhalb des für kulturhistorische Probleme begrenzten Zeitraumes als Dauertypen erscheinen und die Entwicklung beherrschen. Erst die Kreuzung ändert den Typus. Gute Ernährung und günstiges Milieu können nur die angeborene Wachstumsenergie zur vollen Entfaltung bringen. (S. 10.) Kops- und Gcsichtsbildung, Farbe und Haut, .Haare und Augen. Woltmann betrachtet die Rassen als Tauertnpen innerhalb des für kulturhistorische Probleme gegebenen Zeitraumes. Für Italien stellt er in der nordi schen, der alpinen und der mittelländischen Rasse drei solcher Typen fest. An psychologischem Kulturwert glaubt er auf Grund genügender sozialer und geschichtlicher Tatsachen der nordischen Rasse eine entschiedene Ueberlegenheit über die beiden andern zusprechen zu können. Er gibt dann einen kurzen Abriß der germanischen Siedlungsgeschichte in Italien, schildert die Entwicklung der italienischen Stände und Städte und betont, daß die Verfassung der Städte des italienischen Mittelalters eine politische Leistung der eingewanderten Ger- manen sei. Der Ursprung der berühmtesten italienischen Familien erweise sich meistens als germanisch. In der Sprache klingen germanische Elemente nach: der höchste Beamte in Florenz war der Gonfaloniere, vom althochdeut schen gundsahno — Kriegsfahne. Und so sei schließlich auch die Wiedergeburt der Ideale, das Erwachen des neuen geisti- aen Lebens ein germanisches Werk geworden. Woltmann führt seinen umfänglichen Beweis dann systematisch anthro pologisch: er wählt die berühmtesten Männer aus den Haupt gebieten kultureller Betätigung und jucht bei jedem einzelnen die Fragen zu beantworten: wie hieß er eigentlich d. h. wo her stammt sein Geschlecht: und wie sah er aus? An 150 be deutende Männer werden so untersucht und Woltmann kommt zu dem verblüffenden Ergebnisse, daß 85 bis 90 vom Hundert dieser genialen Menschen germanischen Ursprungs seien. Ein paar Beispiele von Woltmanns Methode. Giotto für eine Abkürzung von Angelotto, Ruiqerotto, Ambrogiotto und dergleichen zu hallen, sei „vollständig unbegründet. Giotto, latinisiert Jottus, ist oas altdeutsche Joda, Joto, das nell- hochdeutsche Jotte oder Jötte." Ich verstehe von Sprach- sorsckung nichts, bedaure das aber nun; sie scheint viel weni ger kompliziert zu sein, als immer behauptet wird. Botti celli, dessen Familienname Filivepi lautet, wird mit Fili- berto, Filiprando. Filangieri in Analogie gestellt, und weiter hin aus Filo und Papo oder Pepo zusammengesetzt. Lionardo stammt aus dem alten Kastell Vinci, das „offenbar nach einem germanischen Ritter Vinco (— Winke, Vincke) genannt" sei. Ans anderen Ortsnamen der Gegend, aus dem blonden Aus sehen ihrer Bauernbevölkerung wird der Schluß gezogen, daß sich hier „wahrscheinlich Reste des gotischen Stammes" finden. Und so ist der Muttername Ackighieri bei Dante „unverkennbar germanisch" und die väterlichen Vecelli Tizians sind abzuleiten von Wezo, Wezilo usw. und würden neuhochdeutsch Wetzel oder Wetzell heißen. Fachleute mögen beurteilen, was an diesen Ableitungen sprachgesetzlich erlaubt und was bloße Phantasie sei. Wolt mann selbst legt in einer Anmerkung (S, 87) unabsichtlich den Gedanken nahe, daß, wie die Sprache überhaupt, so auch die Sprachabstammung der Namen keinen sehr brauchbaren Maßstab abgebe, da von altersher die germanischen Stämme auf fremdem Boden gern die Sprache der Besiegten an genommen haben. Ta die Sitte des Familiennamens noch lange nicht feststand, da die Ortsnamen oft zu Familien bezeichnungen gebraucht wurden, Ortsnamen aber bekannt lich auch in überwundenen und neubevölkerten Ländern ein sehr zähes Leben führen, verfinstert sich die Aussicht, mir ihrer Hilfe genealogisch vorzudringen, leider noch mehr. Vielleicht also bieten uns die anthropologischen Quellen besseres Material. O * Kleine Chronik. Das Leipziger Stadttheater hat das Trauerspiel „Paolo und Francesca" des Engländers Stepben Phillips angenommen, das Leipziger Schauspielhaus das „Zwischenipiel", den „Ruf des Lebens" und den „Einsamen Weg" von Schnitzler, „Eine Nacht in Florenz", das Lnstlpiel von Paul Ernst, „Um die Zukunft", eine ländliche Komödie von Wilhelm Holzamer, „Mela Konegen" von Herman« Stedr und Bernard Shaws Einakter „Wie er ihren Mann betrog". — Die neue Leipziger Zeitschrift „Die Operette" (Herausgeber Alb. Steinbage) teilt mit: „Otto Fiudeiien, der temperamentvolle Leipziger Tdeater- kapellmeisler und feinsinnige Komponist, bat soeben eine dreiaklige moderne Operette in Musik gesetzt. Tas neue Werk, dem man eine reizvolle und originelle Musik, sowie einen efsekt- und witz reichen Dialog nachrühmt, wurde vom Leipziger Stadt theater zur Ausführung sür die nächste Saison ange nommen. — Maxim Gorki wird in Berlin Vorlesungen halten; einem Interviewer des „B. T." hat er auf die Frage nach seinem Gesundheitszustand mit einem beruhigenden „Nitschewol' geantwortet. — In Groß-Lichterfelde ist am 31. März der Landschaftsmaler C. Gustav Rodde im 76. Lebensjahr ge storben. — Die früher in Berlin tätig gewesene Malerin Traute Steinthal ist in Paris, wo sie an einen Ingenieur Mr. Thomine verheiratet war, gestorben. -Sie halte erst das 38. Lebensjahr er- reicht. — In dem Kampfe um die Erhaltung des Lessrngha uses am Königsgraben wurde wiederholt darauf hingewiesen, daß Leasing vier Wohnungen in Berlin besessen hatte, das Haus am Königsgraben, das in der Spandauerstraße 68, wo auck Mylius und Mendelssohn gewohnt haben, und das kleine vielfach umgebautr Gebäude am Nikolaikirckplatz. Aus Briefen von Lessings Bruder und anderen Quellen ergibt sich unzweifelhaft, daß bas vierte Lelsinghaus, in welchem der Dichter vom Oktober 1754 bis Mitte Januar 1755 wohnte, das Haus Alte Leipzigerslraße l an dcr Jungsernbrücke ist, welches zwar auch mehrfach umgebaut wurde, aber durch seine eigentümliche Bauart noch immer an die silier n Berliner Häuser erinnert. Lesung wohnte hier mit seinem Bruder zusammen und zog von hier nach Potsdam, wo er siebe» Wochen in einem Gartenlmuse zubrachte und in dieser Zett sein Trauerspiel „Miß Sara Samvson" vollendete. — Als Nachfolger des nach Wien berufenen Professors Tr. Jo-cs ist ker a. o. Professor in Jena, Dr. Rickard Schott, als Ordinarius für römisches und bürgerliches Recht an der Universiiät Breslau ernannt worden. — Am 9. begeht der österreichische Dichter Stevhan Mtlow Stephan v. Mill,nkovich) seinen 70. Geburtstag. Bon seiner frühere» Werken sind außer seinen ersten Gedicktsammlungen die „D,nlschen Elegien", das Trauerspiel „König Erich" und die No vellen „Marzia" und „Lebensskizze des Arnold Frank" bsivor- zuheben.
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