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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190503052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19050305
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19050305
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-03
- Tag1905-03-05
- Monat1905-03
- Jahr1905
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1905
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M. Jahrgang Sonntag den 5. März 1905. Nr. 117 hat tipMtr Tüistdlall Amkttatt d« Wmgl. Land- >.»d des KSm»r r°Mg, des Aales und des Nolizeiamles der -otsi Reichstag nicht zu befürchten. Die Septennatskämpfe sind vorüber, nicht bloß, weil die Heeresorganisation im wesentlichen vollendet ist, sondern noch mehr, weil die immer stärker anschwellende Bevölkerungsziffer des Deutschen Reiches die Militärlasten leichter ertragen läßt. Mr ein Volk von fast 60 Millionen ist es natürlich nicht so schwer, die gleiche Rüstung zu tragen, wie sie es für die 40 Millionen Frankreichs ist. Die Finanzfrage macht trotzdem Schwierigkeiten genug. Aber man vertraut darauf, daß Freiherr von Stengel im Bunde mit den Finanzministern der Einzelstaaten schon Rat schassen wird. Wenn nicht alles täuscht, wird die Neichserbschafts- steuer Les Pudels Kern sein. Es kann sich deshalb höchstens darum handeln, daß das Quinquennat um ein Iaihr verschoben wird, bis sich die Neichsfinanzlage einigermaßen übersehen läßt. Indessen, wenn die Negie rung ernstlich will, kann sie die Heeresvermehrung auch jetzt schon haben. Der Reichstag hatte sich in der letzten Woche wieder als sozialpolitischer Deüattierklub ausgetan. Das Reichsamt des Innern bildet ja den beliebten Lawn- Tennisplah, die sozialpolitischen Bälle hin- und her fliegen zu lassen. Diesmal war es aber doch besonders arg. Mehr als zwei Dutzend Resolutionen über alle möglichen und einige unmögliche Probleme der Sozial politik schwirrten in wirrem Durcheinander durch die Luft und machten es dem aufmerksamen Leser der Reichs tagsberichte fast unmöglich, sich in diesem Chaos zurecht zufinden. Es gehört die ganze Leistungsfähigkeit und der Kenntnisreichtum eines Mannes wie des Grafen Posadowsky dazu, diesem Ansturm der verschiedenartigsten Wünsche gegenüber nicht die Ruhe zu verlieren, und aus der vielen gesprochenen Spreu doch hier und da ein goldenes Körnchen herauszufinden. In den meisten Fällen konnte es sich natürlich nur um das Versprechen wohlwollender Erwägung handeln. Man muß es aber dem Staats ekretär. d^s Innern lassen, das, cs b? sonders in seiner Doniilrstagsreoe verstaiwen int, eine., großzügigen Ausblick in die sozialpolitische Zukunft zu eröffnen. Er stellte cs wenigstens endlich einmal als eine notwendige Aufgabe hin, unsere drei großen Ner- sicherungsgesetze, die sich den Schutz gegen Krankheit, Un fall, Alter und Invalidität zum Ziel gesetzt haben, in eine einheitliche Form zu bringen. Allerdings erkannte Graf Posadowsky an, daß fast ein Diktator nötig sei, um dieses große Werk zu schassen; der Reichstag müsse mit einem gewissen Vertrauen die großen Grundzüge akzep tieren und den Ausbau der Zukunft überlassen. Aber wir glauben, daß niemand berufener ist, diese Aufgabe zu lösen, als gerade der Staatssekretär des Innern. Möge er den großen Wurf »vagen! Wie notwendig es ist, den sozialpolitischen Eifer nicht erlahmen zu lassen, das hat erst in der lebten Woche wieder die Obstruktion der italienischen Eisenbahnbeamten gezeigt. Es war in gewissem Sinne eine Komödie, die dort gespielt wurde; halb ge ärgert, halb belustigt, sah nicht bloß das italienische Volk, sondern auch das Ausland dem sonderbaren Schauspiel zu. Und doch darf man über den grotesken Formen dieser Obstruktion nicht vergessen, daß darin die tiefen Scl)äden jahrzehntelanger Mißwirtschaft einen Ausdruck suchten. Die italienischen Eisenbahner sind von den Privatgesellschaften so miserabel bezahlt und so schlecht behandelt worden, daß sie jetzt, wo der Staat die Bahnen zu übernehmen im Begriff steht, sich wenigstens ihr letztes Recht, das Recht zum Streik, nicht nehmen lassen wollen. Darauf kann sich natürlich eine Negierung nie und nimmer einlassen. Aber sie hat dann auch die Pflicht, für die neuen Staatsangcstellten in auskömmlicher Weise zu sorgen. In dieser Beziehung hat es leider die italie nische Regierung bisher allzu sehr an sich fckhlen lassen, sie hat auch «den privaten Gesellschaften zu sehr durch die Finger gesehen. Wenn das jetzt besser wird, so kann man es den schlecht behandelten Eisenbahnern schon gönnen, so deplaziert auch die Anwendung parlamentarischer Miß bräuche auf den öffentlichen Verkehr sein mochte. Im Verhältnis zu den russischen Zuständen sind die Vorgänge in Italien immer noch erträglich. Droht doch die Bewegung der Eisenbahnarbeiter auf den wichtigsten russischen Linien nicht bloß den Warenverkehr lahmzulegen, sondern auch die Lage des Heeres in der Mandschurei völlig unhaltbar zu machen. Marschall Oyama scheint es dank der Unterstützung durch die Un zufriedenheit im Innern Rußlands fertig bekommen zu haben, Kuropatkin in Mulden fast auszuhungern. Man darf dabei nicht übersehen. Laß in 'der verwüsteten Mantschurei das russische Heer für sein« ganze Ver pflegung auf die einzige, unendlich lange und dabei ein gleisige sibirische Bahn angewiesen ist. Daß eine Unter bindung dieser Zufuhrlinie für die russischen Truppen geradezu verhängnisvoll sein muß, liegt auf «der Hand. Jedenfalls Hot der japanische Oberbefehlshaber jetzt end- gültig die Winterruhe beendet und ist zu neuen scharfen Angriffen auf di« russische Linie vorgegangen. Und so politische Aschenrcha». Mit der kaiserlichen Verordnung, wonach der Zoll tarif vom 25. Dezember 1902 am 1. März 1906 in Kraft treten soll, hat nun die Reichsregierung die letzten Konsequenzen der handelspolitischen Lage gezogen. Der bisherige Tarif tritt damit von diesem Termin an außer Kraft, nicht bloß für die sieben Vertragsstaaten, sondern auch für diejenigen Länder, mit denen wir im Meist- begünstigungs- oder Neziprozitätsverhältnis stehen. Wie sich unser Verhältnis zu diesen Meistbegünstigungs- ländern in Zukunft gestalten wird, steht noch nicht fest; aber gerade, daß es die Regierung mit der Ausfüllung des Datums im Zollgesetz so eilig hat, läßt vermuten, daß sie die Vertragsvorrechte ihnen nicht ohne lveiteres zugcstehen, sondern von entsprechenden Gegenleistungen abhängig machen wird. Die Agrarier werden nicht faul sein, der Negierung auf den Zahn zu fühlen und sie in eine möglichst scharfe Stellung den meistbegünstigten Staaten gegenüber zu drängen. Und da Graf Bülow Wert darauf zu legen scheint, vom „Vorletzten" zum krimus omuiuw im Sinne des Herrn von Oldenburg auf Ianuschau aufzurücken, so wird er schon die nötigen agrarischen Konsequenzen ziehen. Vorläufig freilich schieben sich andere Arbeiten und Sorgen in den Vordergrund. Die Bergarbeiter schutznovelle zwar, mit der es die Regierung während des Streiks im Ruhrgebiet recht eilig hatte, konnte noch immer nicht das Licht dec Welt erblicken. Das ist umso auffälliger, als man aus einer Rode des Abgeordneten Spahn weiß, daß sie schon in der Mitte des Februar fertiggestellt war. Kein Wunder, daß man jetzt allerlei von einer nicht ganz freiwilligen Amtsmüdigkeit des Handelsministers Möller munkelt; daß man sich zu- raunt, er werde das neue, schöne Handelsministerium, das jetzt fertiggestellt ist, nur sehen, wie Moses das ge lobte Land, um darin seiner Ministertätigkeit Valet zu geben. Tatsächlich sollen vertrauliche Erkundigungen bei den Parteiführern die Regierung bedenklich gemacht haben, ob sie mit ihrem Notberggesetz zum Schutze der Arbeiter im Landtage nicht ein schmähliches Fiasko er leben werde. Und wenn sie auch nicht umhin kann, ihr feierliches Versprechen einzulösen, so zaudert sie doch länger als schicklich vor dem Sprung in die Tiefe zurück. Dafür hat der wieder genesene Kriegsminister von Einem in der Budgetkommission umso frischer und cner- gischer seineQuinq uennatsvorlage vertreten. Es ist Reiterblut in diesem Minister, und seine forsche Schlagfertigkeit bleibt selbst auf die bedächtigen Parla mentarier nicht ohne Wirkung. Da sieht man denn auch darüber hinweg, wenn der Minister seiner Spezialität, der Kavallerie, ein Loblied singt, das vor der strengen Kritik eigentlich nicht bestehen kann. Denn wenn sich aus dem Kriege in der Mantschurei irgend eine Lehre er geben hat, so ist es die Entbehrlichkeit großer Kavallerie massen. Aber ein ernster Konflikt ist trotzdem heute wegen militärischer Fragen -wischen Regierung und sachliche Folge des Konfliktes oder gar des von der Regie- rung geschaffenen Vertragszustandes sei, sondern lediglich auf die Niederzwingung und Bestrafung der alten Leip ziger Aerzte abziele. Zwar koste die Familienbehand- lung außerhalb der Kasse etwa das Doppelte wie in dieser, aber das verschlage nichts, „der Jude wird verbrannt." Diese Feststellung des Regierungsvertreters ist gerade anläßlich der bevorstelxmden Vertretcrwahlen zur Orts krankenkasse von besonderem Interesse. In der Tat, innerhalb der Kasse beansprucht die Familienbehandlung nach Len Bestimmungen vom 7. Mai 1904 bei runo 150.000 Kassenmitgliedern ein ärztliches Honorar von 375 000 Außerhalb der Kasse kostet dieselbe Behand lung, ganz abgesehen davon, daß sie im Sanitätsverein unter völligem Ausschluß der alten Leipziger Aerzteschaft mit ihren erprobten Autoritäten und fast ganz ohne Spezialisten erfolgt, nahezu das Doppelte, nämlich — nach den Beitragssätzen des Sanitätsvereins berechnet — fast 700 OOO^k, die von rund 75 000 verheirateten Kassen mitgliedern neben ihren Kassenbeiträgen extra auf gebracht werden müssen! Wahrlich ein treffendes Bei- spiel dafür, wie die Sozialdemokratie mit dem Arbeiter groschen umspringt, wenn es sich um die Verfolgung ihrer speziellen Machtzrele handelt. Und letzteres ist und bleibt ja leider in Leipzig der eigentliche Kernpunkt des Streites, da die Kasse sachliche Beschwerden über den bestehenden Vertragszustand kaum zu erheben hat, sondern im Gegenteil anerkennen muß, Laß durch Las Eingreifen der Regierung die Unsumme von Wissen und Können, die in der alten Leipziger Aerzteschaft vertreten ist, den Kassenmitgliedern zu außerordentlich billigen Bedingungen wieder zur Verfügung gestellt und, wie die gestern von uns veröffentlichten Zahlen beweisen, auch bereits umfassend in Anspruch genommen worden ist. Nachdem noch der Zentrumsabgeordnete Erzberger gegen die Wiederkehr ähnlicher Konflikte die Schaffung obligatorischer Schiedsgerichte, wie ein solches fa bereits in Leipzig besteht, empfohlen hatte, beschloß der Staats- sekretär Graf von Posadowsky die Debatte mit der warmen Anerkennung, daß die Leipziger Regierungs behörde in der Behandlung des Konfliktes voll und ganz ihre Pflicht getan habe. Hoffentlich trägt der Leipziger Konflikt und seine Besprechung im Reichstage dazu bei, weite Kreise von der Unhaltbarkeit des jetzigen gesetzlichen Zustandes zu überzeugen und ein erträgliches Verhält nis zwischen Aerzten und Kassen, die ja gemeinsam zu sozialer Arbeit berufen sind, zu schaffen Wenn hierzu der Abgeordnete Fraßdorf seinen Einfluß geltend machen will, wie er am Schlüsse seiner Rede in Aussicht stellte, so wird er sich unzweifelhaft ein großes Verdienst er werben. Vie striris in sturrlanä. Da» Reskript de» Aaren an Bulygin die Öffentlichkeit erregt, ohne Laß eine genaue Kontrolle der Wirkung zulässig wäre. Eine Petersburger Meldung des „Berl. Tagbl." führt das Reskript auf sehr ungünstige Nach- richten aus der Mantschurei zurück. Vor gestern sei ein historisch denkwürdiger, aber auch furchtbarer Tag für Rußland gewesen. Um 7 Uhr abends, sowie um 10 Uhr und im Laufe der Nacht liefen chiff - rierte Depeschen von Kuropatkin ein. — Nach einer Preßübersicht der „Voss. Ztg." nennt Su- worin der Aeltere in der „Now. Wr." den vor gestrigen Tag den schönsten seines Lebens. Aehnlich be grüßt die deutsche „Petersburger Ztg." das kaiserlick« Manifest. Liberale Blätter, wie „Rufs" und „Slowo" fragen skeptisch, wann das Reskript in di« Praxis übertragen werden wird. Die „Nowosti" drucken, als einziges Blatt, das Reskript ohne irgend welche Bemerkung ab. Aus der Tatsache, daß das Re skript nicht an den Präsidenten des Ministerkomitees Witte, sondern an Bulygin gerichtet ist, will man er kennen, daß Witte kaltgestellt ist, woraus sich Zweifel an einer entsprechenden Wirksamkeit des Ministerkomitees ergeben. Indeß wird vielfach auch an genommen, daß bei dem Zaren die Ansicht durchge drungen sei, daß die Schaffung eines SemSki So- bor auf nationaler Grundlage möglich wäre. Als die wichtigste der letzten kaiserlichen Kund- gebungen wird der Erlaß mit der Zubilligung des Petitionsrechtes betrachtet. Wie behauptet wird, hätte das Reskript -ie Unruhe bei derIntelli- genz eher vermehrt als vermindert. Die gemäßig ten Liberalen und selbst Anhänger -er Autokratie nennen das Verhalten der Regierung unklug. Niemand hat Vertrauen, da niemand die Einflüsse kennt, denen der Hof wechselnd unterworfen ist. — In den vier nördlich der Newa gelegenen Stadtteilen, den Arbeitervierteln, war alles ruhig. Gegen 6 Uhr abends versuchten vorgestern die Arbeiter in die Patronenfabrik von SchamowSky einzu dringen, wurden aber von Soldaten mit dem Bajonett vertrieben. Dies war der einzige Vorfall des Tages, der im sozialrevolutionären Kalender als Revolutionstermin markiert gewesen war. Di« Urteile der pariser «nd der Londoner preffe. Wie der „Voss. Ztg." au- Paris gemeldet wird, schreibt Jaurds in der „Humanitö": „ES blieb dem Zarentum nur noch ein Fehler zu begehen, eS hat ihn begangen: auf die Freiheitsforderungen, auf die wachsende Aufregung LeS Russenvolkes antwortet es mit der Verweigerung der Verfassung und jeder Reform, mit der Verherrlichung des Selbst- herrschertumS, mit dem Befehl zur rohen Niederwerfung jeder Auflehnung, so drängt der Zar selbst da- Russen volk zur Umwälzung". In London urteilen die Morgrnblätter durchweg sehr abfällig. Di» BezugS-PreiS k d« Hsuptrxpeditio» oder der« An»gab«- stellen abgeholt: vierteljährlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» ^l 3.7b. Durch die Post bezogen für Deutsch laad u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Linder laut geitunq»prei»liste. SteSattto« und Expedition: IbL Fernsprecher LLL Johannitgaffe 8. Haupt-Filiale Dresseur M arten slraste 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). HauptrFiltale Berlin: LarlDuucker, Herzat-BayrHofbuchhauhlg, Lüyowstrabr 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 46031 Var Wchtigzie vom rage. * Köllig Friedrich August stiftete für die Inter nationale Kochkunst- und Fachausstellung für das Gastwirtsgewerbe, Leipzig 1905, persönlich eineu kost baren Ehrenpreis. (S. Leipz. Angel.) * Die Hochzeit deS Kronprinzen wird nunmehr im ersten Drittel deS Juni staitfiaden * Der Kaiser Franz Josef bat gestern den Präsidenten deS ungarischen MagnatenbauseS Czaky, den früheren HandelSminister Daniel und den Präsidenten deS Abgeord netenhauses Iusth empfangen. (S. Ausland.) - Der Güterverkehr nach der Warschau-Wiener Bahn über SoSnowice ist wieder ausgenommen. (S. BolkSw. Teil.) * In dem bisher konservativen Wahlkreis der Graf schaft Bute in Schottland ist der Liberale Lamont gewählt worden. (S. Ausland.) * Der britische Botschafter O'Connor bat dem Sultan die von Lord LanSdowne anaekündigten Forderungen Eng lands für die Reform Makedoniens überreicht. (S. Ausland.) * DaS Reskript des Zaren ist von einem Teil der russischen Presse begrüßt worden; die Unruhe der In telligenz hat sich vermehrt. Aus der Adressierung an Bulygin wird gefolgert, daß Witt« bei Seite geschoben sei. (S. den Artikel.) * In Witau bat gestern allgemeiner Ausstand begonnen; eine Konservenfabrik arbeitet unter dem Schutze von Truppen für daS mantschurische Heer weiter. (S. den Artikel.) * Nach einer englischen Meldung ist das Schiff „Le FrantzaiS" mit der gesamten französischen Südpol expedition unter Charcot m Puerto Madria in Argentinien augekommen. Der cripriger Zerrtelronllilrt im sieicbmge. Endlick ist sie erschienen, die von der Sozialdemokratie so lange ersehnte Gelegenheit, den Aerztestreit vor dem Forum der deutschen^ olksvertretung zu er örtern. Freilich, wer in der Erinnerung andleblut- rünstigen Artikel der „Leipziger Volk-zeuung , die der Sache so unendlich geschadet haben, eine grunnuge Ab- reo-munn ul^f da?- .Rußland in Leipzig' erwartet hatte, a.>v Rechn««». »rnvdorf, der bekannte BaH.Ee der TreSL-^er Ortskran enkafse und raüi-it im raatoi- des Deutschen Lrtstrankenkassenver- bandes brachte die Sache aufs Tapet. Er sprach maß- voll in der Form und, wie ihm nachher vom Regierungs- tische bezeugt wurde, im gewissen Sinne auch sachlich, ohne sich freilich von dem Zerrbilde losmachen zu können, das die Sozialdemokratie zu ihren agitatorischen Zwecken von den Leipziger Vorgängen nun einmal zurechtgemacht hat und das sie nur schrittweise dort preisglbt, wo die Wahrheit sich eben absolut nicht mehr verschweigen laßt. So brachte also auch Herr Fräßdorf das alte Märchen vor daß die Leipziger Aerzte mit der Forderung unbe schränkt freier Arztwahl der Ortskrankenkasse hätten den Garaus machen wollen. Kein Wort davon, daß neben der Honorarfrage, die selbst der Kassenvorstand als Lisku- tabel bezeichnet hatte, die Aerzte der Sache nach lediglich die Zulassung von etwa 20 ivciteren Kassenärzten zu den bisherigen zirka 280 verlangt hatten, und diese Forde rung die Kasseninteressen umso gewisser unberührt ließ, als die Aerzte selbst die zum Schutze der Kasse Vorhände- neu Kontrolleinrickstungen erheblich zu verschärfen bereit waren. Auch davon ließ Herr Fräßdorf natürlich nichts verlauten, daß das am 1. Avril 1904 in Kraft getretene Distriktsarztsystem doch eben nur ein Notbehelf war, der selbst bei weiterem Ausbau eine dauernde Versorgung der Kassenmitglieder, wie sie bisher zum Rubme der Leip ziger Kasse bestanden hatte, unter völligem Ausschluß der alten Leipziger Aerzte, selbst bei ganz enormen Geld opfern der Kasse überhaupt nicht zu leisten vermochte. Kein Wunder also, daß er die Wiederaufgabe dieses Systems nicht etwa aus dessen, für alle Welt nachgerade offenkundigen sachlichen Zusammenbruch, sondern aus geheimen politischen Motiven zu erklären suchte. Um die vielberühmte angebliche Schwenkung der Leipziger Regie rungsbehörde zu konstruieren, mußte natürlich auch Herr Fräßdorf verschweigen, daß die Königliche Kreishaupt. Mannschaft, als sie im März das gesetzliche Recht der Kasse zur Aenderung des Systems konstatieren mußte und für das neue System eine mehrwöchige Probefrist in Aussicht stellte, dies, wie in der betreffenden Verordnung zu lesen, nur unter der Voraussetzung tat, daß nötigen falls zur Unterstützung der Distriktsärzte die übrige Leipziger Aerzteschaft gegen Honorierung der Einzel leutungen zum Kassendienst herangezogen werden könnte! Selbstverständlich stellte .Herr Fräßdorf, wie Freitag auch der Abgeordnete Lipinski, es so hin, als habe die Regie- rung alle Forderungen der Aerzte glatt bewilligt. Kein Wort dlwon, daß diese Forderungen inzwischen, ncrment- lich durch Uebernahme -er Distriktsarztgehälter auf das ärztliche Pauschale, ganz wesentlich ermäßigt worden und die Aerzte so weit entgegengekommen waren, daß eine wr anvertrauten sachlichen Interessen über alles stellende Selbstverwaltung wahrhaftig in die dargebotene Friedenshand emschlagen und so sich selbst unL der Regie- cunfl ein Eingreifen ersparen konnte. s^-AöU>orf antwortete in ausführlicher Rebe ^.! ^^^.?"^^ratsvertreter. Geheimer Rat Dr. m Fräßdorf in verschiedenen beschäftigte sich dann eingehend mit den mA' und. Schattenseiten der unbeschränkt freien Arzt- bezüglichen Ausführungen, die Ab^^ rn der folgenden Sitzung bei dem freisinnigen Puaban schufen Widerspruch fanden. Lew?'« -^.u aktuelles Interesse, da niemes ° unbeschrankt freie Arztwahl tatsächlich aewrd^?mm^"auch von den Aerzten nicht T*mn stellte Herr Fischer fest, daß dre Beseitigung der FamilienLehandlung keineswegs eine Anzeigen sind stets an die Expedition zn richten. Extra-Beilagen (nur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die Expe-tttsa tp wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzi- (Jnh. Dr. B„ R. L W. «ltukhardtl nicht alles tauickst, rückwärts, Don Rodrigo, Kuropatkin beißen. u ' ^-ch^-ende Umkreisung wenn nicht diesmal enl^) Tage» der K-t-Sroph- -ttd.t, di° b-i Liaojang vermieden woroen « - < < . . - Umständen bedeuten. Laß d-r?-r7ch wiLr m b-w-Mch-n Kummer uder orthodoxe Kirche" aus- „frechen Amckstg ^r wenigen Lagen auf das Be- l n^is der Moskauer Börje zum Prinzip der Selbst- ? darüber Ausdruck gegeben, daß dioje^Stand den Ilten Grundlagen des russischen Staats- treu geblieben sei. Welche Wirkungen das Manifest hat, das eine Art von ständischer ^rk-tung nut bedingter Zulalluu« der ,-eien V° ksw-bl rerwricht. wird memnnd rr°vh°z°>en Nur die Hoffnung ist erlaubt, daß nun- die Situation im inneren Rußland sich l^t. An zeigen-PrelS die 6gespaltene Petitzeile 25 Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Finanzielle Anzeigen, Geschäftsanzeigen unter Text oder an blonderer Stelle nach Tarif. Die »gespaltene Reklamezeile 75^- Aunahmeschlutz für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgabr: nachmittag» 4 Uhr. Diese Nummer kostet S M? aus allen Bahnhöfen und III V bei den Zeitungs-VerkäufernI
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