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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190503052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19050305
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19050305
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-03
- Tag1905-03-05
- Monat1905-03
- Jahr1905
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1905
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Sette 2. Rr. 117. «9. Jahr«. Leipsiger Tageblatt. Sonntag, 5. MSrz 19«S. „Times" sauen, der peinlicl-e Eindruck, den das Manifest erzeuae, werde nicht im uerinsisten aemildert durch das Reskript, dessen Fassung dunkel sei. Wenn der Zar wirk lich Männer zu Horen wünsche, so seien solche in seinen Gefängnissen zu sinden. Der „Daily Telegraph" betrachtet das Manifest als „Kriegserklärung bis aufs Messer" zwisck-en der Autokratie und dem Volke (I) Ver Anrftand. Aus Mi tau meldet ein vom Sonnabend datiertes Telegramm: Von Riga eingetroffene Agitatoren, unter Lenen sich auch Studenten befinden, veranlaß- ten die h i es i g e n Arbeiter in den Ausstand zu treten. In den Fabriken würde heute die Arbeit über all eingestellt: Zusammenstöße mit dem Mili tär sind bisher nicht vorgekommen. Die Konserven fabrik von Likkope, die Aufträge für Las Mantschu - rische Heer hat, fetzt die Arbeit unterdem Schutz von Truppen fort. Infanterie- und Kosakenpatrouillen Lurchziehen die Stadt. — In Lodz hat der Ausstand am Freitag in allen Zweiganstaltcn der Posnanskyschen Fabrikgesellscliaft wieder begon nen. Es kam zu einem Z u s a m ni e n st o ß niit Mili tär. jedoch ohne daß von der Feuenoaffe Gebrauch ge macht wurde. — In Zarizyn breitete der Ausstand sich über alle Fabriken aus; die Zeitungen er scheinen nicht. Deutsches Keich. Berlin, 4. März. * NachtraaSetat für Südwestasrika. In dem dem Reichs tag demnächst zugebenden Nachtragsetat für Deutsch-Süd- westafrika soll nach dem „L.-A." auch eine Summe für die Errichtung. Unterhaltung und Bewachung von Konzen trationslagern für gefangene Herero und Hotten totten gefordert werden. * Deutsche Sabel im Großen Ozean. Der deutsche Kabel dampfer „Stephan" hat kürzlich Menado an der Nordküsle von Celebes verlassen und ist zurzeit unterwegs nach der amerikanischen Marianeninsel Guam. Er wird das Kabel zunächst von Guam nach der deutschen Insel Vap, dann von dort nach Menado legen. Von Menado wird der Dampfer nach Shanghai fahren, um das Küstenende des direkten Kabels von Shanghai bis Pap zu legen. Dann wird er nach Deutschland zurückkehren, um das Kabel für die direkte Linie von Shanghai nach Pap abzuholen. Mit der Legung dieses Kabels wird etwa m Jahresfrist begonnen werden. * Die Verzinsung der gestundeten Getrcidezölle. die in ß 12 des Zolltarifgesetzes vom 25. Dezember 1902 als eine Aus nahmemaßregel gegen den Getreidehandel und die Mühlen industrie festaelegt ist und eine Erschwerung der Getreide einfuhr über bas durch die Zollerhöhung gegebene Matz hin aus bezweckt, soll nach einem agrarischen Anträge vorzeitig, womöglich schon am 1. Juni 1905, in Kraft gesetzt werden. Die Beschlußfassung über die Verweisung des Antrages an eine Kommission unterblieb vorläufig, da der Reichstag nicht beschlußfähig war; sie wird aber sicher bald nachgeholt werden. Die Handelskammer für den Kreis Mannheim, die von jeher der nunmehr Gesetz gewordenen Bestimmung des 8 12 ent gegengetreten war, hat neuerdings an das Großherzoglich Badische Ministerium die dringende Bitte gerichtet, für den Fall der Annahme dieses Antrages im Reichstage seinen Ein fluß dahin geltend zu machen, daß im Bundesrat einem solchen Beschlüsse die Zustimmung versagt wird. * Zeugniszwaug gegen die Presse. Wieder ist die Folter desZeugniszwangs gegen die Presse in An wendung gebracht worden. Betroffen davon ist diesmal die Redaktion der „Rhein.-Westf. Ztg/. Geyen diese schwebt ein Prozeß wegen eines Artikels m der Hibernia-Ange legenheit, durch welchen der Registerrichter in Herne be leidigt sein soll. Man ist nun nicht nur gegen den verant wortlichen Redakteur vorgegangen, sondern sucht auch den Verfasser selbst. Es würbe, wie das Blatt mitteilt, den im Handelsteu beschäftigten Redaktionssekretären bei deren richterlichen Vernehmung die Frage vorgelegt, nicht nur, wer der moralisch verantwortliche Redakteur in diesem Falle sei, sondern auch, wer der Verfasser und Einsender des Manu skripts sei, bezw. welchem Kreise er angehöre. Gemäß der Verpflichtung der Berufsehre mußten die Herren die Be- antwortuna dieser Frage ablehnen, so lange nicht der Ein sender sie dazu ermächtigt. Daraufhin hat das Amtsgericht Essen sie in die durch die Weigerung verursachten Kosten, so wie zu einer Geldstrafe von je 50 verurteilt, weil sie das Zeugnis ohne gesetzlichen Grund verweigert hatten. — Also wieder, wie die „Frkf. Ztg." zutreffend bemerkt, die Zumutung einer moralisch verwerflichen Handlung und die Bestrafung der eine solche Zumutung Zurückweisenden. Es ist hohe Zeit, daß endlich mit diesem Zeugniszwang aufgeräumt wird, der angesichts der redaktionellen Verantwortlichkeit sicher keine innere Berechtigung hat und dessen Anwendung dem An sehen der Gerichte nicht förderlich ist. * Der „Tiejpnnkt". In der neuesten Nummer der „Hilfe" gibt D. Friedrich Naumann in einem „Der Niedergang des Liberalismus" überschriebenen Artikel der Ansicht Ausdruck, daß der Abschluß der Handelsverträge der Tief punkt der einst so großen liberalen Strömung ge- wesen ist. In der Tat, erbaulich war das Schauspiel nicht, das die Fraktionen des entschiedenen Liberalismus bei der Abstimmung boten, denn nach allen nur erdenklichen Rich tungen strebten sie auseinander. Es war, so schreibt Nau mann, der endgültige Mangel an Korpsgeist und Tradition, der hier zutage trat. „Wie es bei uns war, wo der Parteitagsbeschluß wenig geholfen hat, so war es bei der freisinnigen Volkspartei, wo eine ganze Anzahl Stimmen sich gegenseitig aushoben. Wir haben uns gegenseitig nichts vorzuwersen, sondern sind beiderseits in gleicher Verdammnis. Eine Abstimmung, die für den Liberalismus noch demütigender wäre, kann man sich kaum ausdenken. Von dieser Abstimmung an geht es entweder ganz abwärts oder entschieden aufwärts. Die Not des Liberalismus ist so groß geworden, daß sie entweder die vorhandenen Kräfte weckt oder abschreckt." Den Weg aus Not und Niederlage deutet Naumann dann in Folgendem an: Der neue Liberalismus müsse gleichsam als velinatkunst beginnen. Provinzweise muß der Zusammen schluß und die Erneuerung erfolgen. Von Berlin aus wird die Einigung nicht gemacht. Das steht ganz fest. Die Ge sundung mutz von außen nach dem Zentrum hin sich aus dehnen. Die streitenden Führer müssen von den Provinzen zur Einigkeit gezwungen werden. Deshalb sind in der gegen wärtigen Lage liberale Landes- und Provinzial-Versamm- lungen von entscheidender Bedeutung. Naumann bittet seine Freunde, sich derartigen Veranstaltungen nicht zu entziehen, auch wenn sie von vornherein in der Minderheit sind. „Wir wollen ehrlich der Gesamtbewegung dienen. Unsere Fusion trägt nur dann ihre vollen Früchte für die Gesamt- heit, wenn wir sie in den einzelnen Landesteilen fortseben. Baden, Bayern und Elsaß-Lothringen sind Beispiele für das, was jetzt zu erwünschen ist. Dort hat man das Stadium der Parteizänkereien fürs erste überwunden, und ist hoffentlich imstande, die neue Einheit zu erhalten!" Daß eine Einigung und ein Beiseitelassen kleinlicher Unterschiede eine wesentliche Stärkung des Liberalismus be deuten würde, ist nicht zu leugnen. Und wenn die Erkennt nis, daß die unter dem Zwange der Notwendigkeit erfolgte Annahme der Handelsverträge schwere Schädigungen zur Folge hat, wenn diese Erkenntnis sich immer weiter Bahn bricyl, so ist die Hoffnung wohl berechtigt, daß der deutsche Liberalismus einen neuen Aufschwung nehmen wird, an dem vor allen Dingen auch die jüngere Generation kraftvoll mit zuarbeiten hat. — Der Kaiser hat den Großkausmann Johann Rudolf Schröder in Hamburg in den erblichen Freiherrnstand er hoben. * Ans dem Ruhrrevier. Neuerdings sollen nach einer Meldung der „Dortmunder Arbeiterzeitung" auf einzelnen Zechen Maßregelungen der Bergarbeiter an der Tagesordnung sein. Auf der Zeche Nheinpreußen sind in den letzten Tagen allein hundert Mann gekündigt und durch ausländische Arbeiter ersetzt worden. Alle an dem Streik beteiligten Leute sind ausgesperrt worden, darunter Arbeiter, die 22 Jahre auf der genannten Grube gearbeitet haben. Die „Dortm. Ärbeiterzta." fordert die Bergarbeiter aus, den Kopf hochzuhalten, in nicht zu langer Zeit werde Vergeltung geübt werden. * Breslau, 4. März. fEiaene Drahtmeldung.j Der hie sigen „Volkswacht" zufolge haben beute fast sämtliche Arbeiter der vereinigten Breslauer Oelfabriten die Arbeit niedergelegt. * Karlsruhe, 3. März. Die durch verschiedene Zeitungen gehende Nachricht, daß in den badischen konfessionellen ge mischten Volksschulen aus Rücksicht auf ultramontane An schauung oder aus Liebedienerei gegen das Zentrum im Ge schichtsunterricht die Zeit von Luther bis 1648 nicht behandelt wird, beruht auf einem Irrtum. Wenn diesfr Mitteilung irgend ein Vorgang »«gründe liegt, so ka»n dieser nur aus lokalen, bisher unbekannt gebliebenen Verhältnissen ent sprungen sein. Denn der Lehrplan für den Geschichtsunter richt m Volksschulen schreibt ausdrücklich vor, daß in den obersten Klassen, also dem siebenten und achten Schuljahre, Reformation und Dreißigjähriger Krieg und dann die neuere Zeit behandelt werden sollen. Das deutsche Lehr- und Lese buch enthält Lesestücke darüber, die zu besprechen sind. Daß die Praxis die amtliche Vorschrift nicht außer acht läßt, ist gewiß, wird aber jetzt auch von maßgebender Seite ausdrück lich versichert. * Stuttgart, 3. März. Einer unrichtigen Zeitungsmeldung gegenüber stellt der „Staatsanzeiger" heute fest, daß über den Termin des Wiederzusammentritts des Land tags an maßgebender Stelle noch nichts bestimmt ist, und daß die Bestimmung hierüber lediglich von dem Fortgang der Kommissionsarbeiten abhängt. flotte. * Schisssbeweaungen. S. M. S. «Stof ch" ist auf der Heimreise am 3. März von Ferrol nach Falmouth in See ge gangen. S. M. Torpedoboot „Sleipner" ist am 3. Mär» in Lissabon eingetrofsen und hat am 4. März die Reise nach Cartagena fortgesetzt. S. M. S. „Wolf" ist am 3. März in Kamerun eingetroffen und geht am 9. März von dort nach Bibundi in See. S. M. S. „Iagua r" ist am 3. Mär- in Hongkong eingetroffen und geht am 6. März von dort nach Futschau in See. S. M. S. „Thetis" ist am 4. März in Wusung eingetroffen. S. M. S. „Wetti n" ist am 2. Mär- von Wilhelmshaven nach Kiel in See gegangen. S. M. S. „Kaiser Wilhelm Ü." ist am 3. Marz in Wilhelmshaven eingetrofsen. S. M. S. „Undin e" ist am 3. März in Kiel eingetroffen. Ruslana. Oesterreich - Ungar«. * Zur Rekoustruktio» de» Kadiuett» Gautsch. Die „Deutschnationale Korreip." gibt den Bedenken Ausdruck, welche m der Deutschen Volkspartei gegen die so fortige Parlamentisierung des Kabineltes, wie sie seitens der Tschechen und Polen gewünscht wird, bestehen. Es heißt da: „Wenn es auch unwahrscheinlich ist, daß Ministerpräsident Freiherr v. Gautsch bei Feststellung seines Programms die Berufung von Parlamentariern ins Kabinett m Kal kulation gezogen hat, jo könnte eine solche Berufung nur dann erfolgen, wenn einerseits die Verhältnisse im Parlamente als dauernd saniert betrachtet werden, andererseits aber auch eine Reihe von Angelegenheiten, welche zu weit gehenden Differenzen führen, vollständig bereinigt ist. Gegen, wärtig ist die parlamentarische Situation noch lange nicht so konsolldert, wie es die erste Voraussetzung eines parlamen tarischen Ministeriums sein müßte. Der Eintritt von Par lamentariern ins Kabinett würde im gegenwärtigen Augen blicke nicht nur nicht zur Beruhigung der Par- teien beitragen, sondern vielmehr, wie die Verhältnisse nun einmal liegen, neu« Gegensätze Mischen den Parteien und selbst innerhalb derselben schaffen. Eine ungeklärte S ituation wie d,e jetzige läßt es als ausgeschlossen erscheinen, daß von einer m naher Zeit bevorstehenden Re konstruktion des Kabinetts gesprochen werden kann." * Trauerkuudgebung für Dr. Weitlos. Nach Wiener Meldungen versammelten sich vor^rstern abend die Ver ein s l e i t u n g, sowie die Mitglieder deS A u f s i ch t s r a 1 s und des Schiedsgerichtes des deutschen Schul vereines zu einer Trauerkundgebung für Dr. Weitlof. Den Nachruf hielt der zweite Obmannstrlloertreter Dr. Groß, der sagte: „Was der Schulverein geworden ist, daS dankt er in erster Reihe der rastlosen, 25jahrigen Tätigkeit Weitlofs. Erfüllt von heißer Liebe für sein Volk, durch drungen von echt nationalem Bewußtsein, begabt mit sel tenem organisatorischem Talent, mit einer glänzenden Rednergabe und mit unerschöpflicher Arbeitskraft, war er so recht geschaffen für die Stelle deS Obmannes unseres er st en, unseres größten Schutzvereins. Was Weitlof in diesen 25 Jahren geleistet hat, das wissen nur wir zu beurteilen, denen es vergönnt war, unter ihm und mit ihm zu wirken. Wie oft hat er unS Junge beschämt durch seine Ausdauer in der Arbeit! Er war uns «in leuchtendes Vorbild, er war uns ein Führer im stolzesten Sinne deS Wortes. Es war ihm nicht vergönnt, die 25jährige Jubel feier seines Werkes zu erleben und ein tiefer Schatten fällt auf dieses Fest. Weitlof ist tot, aber sein Geist wird fort leben nicht nur in uns. nicht nur in diesen Räumen, son dern überall dort, wo deutsche Herren schlagen, im ganzen deutschen Volke!" — Die Versammlung hörte den Nachruj stehend an. Der Vorsitzende machte dann Mitteilung davon, daß die Verrinsleitung die Verfügung getroffen habe, daß a n allen Vereinsschulen um> -Kindergärten am 4. und 5. Trauerfahnen ausaesteckt werden. Weiler stellte der Vorsitzende den Antrag, die Vereinsleitung zu ermäch- tigen, Vorsorge zu treffen, daß in allen Schulen und Kinder gärten, sowie im Sitzunassaale des Vereines das Bild nis deS verstorbenen Obmannes angebracht werde. * Czaksi, Daniel und Justh in der, Hofburg. Nach einem W i e n e u, Telegramm empfing der Kaiser gestern vormittag den Präsidenten des ungarischen Magnatenhauses Czakv in einstündiger Audienz. Nach dem „Fremdenblatt" erklärte Czakv, er habe Gelegenheit gehabt, ferne Anschauungen über die Entwirrung der Krise dem Monarchen in eingehendster Weise vorzutraaen. Nach Czakv erschien der frühere unga rische Handelsmini st er Daniel vor dem Monarchen. Die Audienz dauerte HL Stunden. Nachmittags empfing der Kaiser den Präsidenten des Abgeordnetenhauses Justh in nahezu einstündiger Audienz. Frankreich. * Aus der Deputierlenkammer. In der Kammer brachte Handelsminister Dubief eine Vorlage ein zur Festlegung von S t a a t s p r ä m i e n an die Erbauer von Handels schiffen für einen Zeitraum von zwölf Jahren. — In der gestrigen Vormittagssitzung wurde die Beratung über das Heeresbudget beendet und die Beratung des Ein nahmebudgets begonnen. * Da» Schifssbauteuproaram« de» Herrn de Laueßa». Der ehemalige Marinemmister Abg. de Lanessan hat in der Kqmmer «inen Antrag auf Ersetzung der für den militärischen Dienst ungeeigneten Fahrzeuge der Kriegsmarine ein gebracht. Es bandelt sich also nicht um eine Vermehrung der französischen Seestreitkraste, sondern um eine Abstoßung der alten Typen. Gefordert wird der Bau von sechs Schlacht schissen zur Bildung eines homogenen Geschwaders, von drei Panzerkreuzern zur Schaffung einer homogenen Division, von sechs Torpedojägern und 81 Torpedobooten des Pro- gramms von 1900, zu denen der Kiel noch nicht gelegt ist und die auch im Budget von 1905 noch nicht vorgesehen sind. In dem Motivenbericht, den der ehemalige Marineminister seinem Antrag vorausschickt, wird nach der „Frkf. Ztg." mit besonderem Nachdrucke auf die Entwicklung der deutschen Flotte hingewiesen, mit der Bemerkung, daß Frankreich im Kriegsfall« auch mit den Flotten Italiens und Oesterreichs zu rechnen habe, die die furchtbare deutsche Flotte noch mehr verstärken würden. Italien. * Ernennungen in den Senat. Wie auS Rom gemeldet wird, ernannte der König 43 neue Senatoren. Darunter be finden sich der Gesandte in London Pansa, der frühere Minister Disangiuliano, der Physiker Riahi, die Generale Delmayno und SiSmond, die Professoren Dovidio, Zumbini, Volterra, Lioo Morandi, der Admiral Quigini Puliga und der Architekt Beltrami. Großbritannien. * Nochmal» eine liberale Ersatzwahl. AuS London wird gemeldet, daß bei der Ersatzwahl in der schottischen Grasschaft Bute der Liberale Lamont mit 1460 gegen 1416 Stimmen gewählt wurde, die für den Konserva tiven Salve abgegeben wurden. Bei der letzten Wahl hatte die konservative Mehrheit 295 Stimmen betragen. Balkanhalbinsel. * Da» britische Reformprogramm für Makedonien. Der britische Botschafter Ö'Connor. der nach längerem Ur laub in Konstantinopel wieder «ingetrossen ist, nach dem er in Wien und Sofia Fühlung genommen hat, ist, wie dem „B. T." gemeldet wird, vom Sultan in Audienz empfangen worden. Er bringt die neue Reform für Make donien mit, da das Mürzfteger Programm sich als unzulänglich erwiesen habe. * Griechen uud Kutzowalachen. DaS Wiener Korrespon denz-Bureau meldet aus Konstantinopel: Die vor einigen Tagen gemeldete Ermordunavon zwei Pa triarchatspriestern und vier Bauern aus dem Dorfe Negovon, südöstlich von Florina, ist nicht durch eine bulgarische, sondern durch eine griechische Bande erfolgt, und zwar zu dem Zwecke, die rutzowalachische Pro paganda einzuschüchtern. Der Äeneralinspektor Hilmi Pascha ordnete Verfolgung der Schuldigen an, so wie strenge Untersuchung des Falles unter Hinzuziehung von Stabsoffizieren. Die Zwilagenten entsenden gleichfalls Dele- gierte zur Teilnahme an der Untersuchung. Die ParlameatSbertchte flehe Seite S. Serickttrraal. USnigttihe* Landgericht. « -ad. Leipzig, 4. März. Einem äußerst gewalttätigen Menschen, dem u. a. mit langjährigen Zuchthausstrafen belegten Arbeiter Johannes Ernst Lucatis aus Elbing wurde von der VI. Straf kammer auf längere Zeit das Handwerk gelegt. Im No vember v. I. arbeitete der zuletzt in Lindenau wohnhafte An- geklagle vorübergehend in Nkarkranstädt. In der 12. Abend stunde des 11. November benahm er sich in der Gastwirtschaft zu den „Vier Linden" in Markranstädt anderen Gästen gegen über so herausfordernd und so beleidigend, daß ihn der Arbeiter Oskar EmU W. aus dem Lokal hinausbeförderl«. In der Hausflur zog L. fein Taschenmesser und versetzte dem W. einen Stich in die linke Backe. Dann wandte er sich, gegen den Arbeiter Otto Wilhelm Th. und bracht« diesem ebenfalls zwei Schnittwunden am Halse, am oberen linken Augenlid und an der Nasenwurzel bei. Den ihm gütlich zu redenden Schneidergesellen Emil Otto E., der ihn aufforderte, das Messer einzustecken, stoch L. zweimal in die Hände. Nunmehr wurde der Messerheld von den von ihm ge stochenen drei Leuten zu Boden geworfen und mit den Fäusten bearbeitet. Der hinzugekommene Arbeiter Otto Richard Z. entwand dem wütenden Menschen schließlich das Messer. Nachdem L. gründlich durchgeprügelt worden war, ließen die Leute von ihm ab. Die Schlägerei sollte aber nicht nur für L. allein ein gerichtliches Nachspiel haben, sondern W., Th., E. und Z. wurden ebenfalls wegen gemeinschaftlicher Körper- Verletzung zur Verantwortung gezogen. Vor Gericht stellte L. den Vorgang so HM als ob er von seinen Gegnern an gegriffen worden sei. Seine Mitangeklagten hätten ihm aus. gelauert, weil sie ihn als Streikbrecher angesehen hätten. Die Beweisaufnahme ergab jedoch, daß L. obn« jeden Grund zum Messer gegriffen habe. Unter Ausschluß mildernder Um stände wurde er deshalb wegen gefährlicher Körper verletzung zu einem Jahre acht Monaten Ge- Feuilleton. Max Klingers Richard Wagner-Denkmal. Klinger ist einer der vielseitigsten Künstler, die die Geschichte kennt. Er malt, er radiert, er zeichnet, er baut, er ist Bildhauer und auf allen Gebieten ist er Meister. Aber die Universalität seines Schaffens be schränkt sich nicht nur auf Len Bereich der bildenden Künste. Er schreibt auch. Er schreibt über die bildende Kunst. Und seine poetische Begabung, die sich fast in allen Werken von ihm ausspricht, ist so stark, daß man sich nur darüber wundern kann, daß die poetischen Ge fühle bei ihm sich noch nicht des Wortes als Ausdrucks- mittel bedient haben. Aber Klinger ist auch musikalisch, sehr musikalisch. Er gilt als ein vortrefflicher Brahms- unü Beethovenspieler. Wenn er Musiker von Profession geworden wäre, dann wäre er jedenfalls in der Musik so bedeutend, wie er es als Bildhauer, als Maler, als Radierer ist. Daß Leipzig ihm die Schaffung des Richard Wagner- denkmals überwiesen bat, das ist ein glücklicl-er Zug ge wesen. Mit seinen Liszt- und Nietzschebüsten hat er be wiesen wie sehr er sich in den Geist eines anderen Künstlers hinein zu denken vermag, desgleichen mit den Entwürfen, die bis jetzt zu dem .Hamburger Brahms- denkmal bekannt geworden sind. Geist und Gemüt und ein großes Können, gehen da überall zur Harmonie zu sammen. Mit dem Wagnerdenkmal ist es nicht anders Man konnte beruhigt dem Entstehen des Werkes ent- gegensehen, und heute, wo es bereits in einem Gips- abguß nach dem Tonmodell dasteht, kann man sagen, die Aufgabe ist glücklich, sehr glücklich gelöst. Das vornehmste Pathos das die Musik kennt, hat uns Richard Wagner gegeben, hat Richard Wagner auf die Bühne gestellt. Der Geist der antiken Tragödie hat bei ihm in Tönen einen adäquaten Ausdruck gesunden. Tie innere Verwandtschaft feiner Kunst mit der antiken ist sinnfällig. Tas hat Klinger bewußt oder unbewußt empfunden, und die Gervandsiatuen der Antike mögen ihm vorgeichrvebt haben, als es galt das Rickxird Wagnerdenkmal zu schaffen. Gewiß, es ist keinerlei stilistische Beziehung mehr zwischen Klingers Wagner denkmal und der antiken Kunst. Tie ideale Hoheit wie sie die besten antiken Gcwandstatuen zeigen, ist bei Klinger einer größeren Lebenstreue gewichen, an das hohe Pathos der hellenischen Kunst ist bei Klinger eine gewisse Wucht getreten, die der Musik und der musik historischen Bedeutung Wagners entspricht. Nur das Gewandmotiv als solches hat er beibehalten und es ins Moderne übersetzt. Ein schiverer Mantel mit breitem Kragen hängt von Wagners linker Schulter herab. Die linke Hand rafft den Mantel vor der Brust zusammen, die rechte hebt ihn nachlässig auf. Ter linke Arm ist im Ellenbogen ge krümmt und von, Mantel bedeckt, der linke hängt lang gestreckt herab und ist sichtbar. Eine außerordent- lrche. eine große Ruhe liegt über der ganzen Erscheinung, nur die leichte schreitende Bewegung die in dem zurück stehenden rechten Beine, dem Spielbeine ausgedrückt ist, bringt Leben in die Figur. Aber nur so viel als gerade nötig ist, ohne dem monumentalen Charakter des Denkmals zu schaden. Ein hoher Ernst liegt über dem ganzen. Die großen Flüchen an dem sclsiveren Mantel sind auf diesen Ernst abgestimmt, und nur wenige große Falten beleben sie. Sie laufen nach oben aus, sie lenken den Blick auf den Kopf hin, den Klinger zum Schwer punkt seiner Darstellung gemacht hat. Barhaupt steht der große Musiker da. Das scharfe Profil, — Stirn, Nase und Kinn, und der mächtige Hinterkopf treten dominierend hervor. Hier hat Klinger Porträt ge geben Portrat, so weit es in den monumentalen Stil paßf, in dem das ganze Werk konzipiert ist. Und es ist auch hierbei wieder eine Unterscheidung zu konstatieren von der Art in der Klinger seine Nietzsche- und seine Lisztbüste gestaltet hat. Bei diesen letzteren hat er für Innen räume gearbeitet und, wie auch bei seinem Beethoven, immerhin noch manchen jener feinen charakterisierenden Züge geben können, wie sie das Leben selbst zeigten. Bei seinem Wagncrdenkmal mußte er mit größeren Entfer nungen rechnen und in einem rein monumentalen Stile arbeiten. Tie Marmorfigur allein wird ja eine Höhe von 4,20 Meter bekommen, und sie wird auf einem Unterbau stehen ,der 1,90 Meter hoch ist. Nicht ein Sockel, wie sonst üblich, wird es werden, sondern eine kleine Ebene, eine Art Podium zu dem vier mächtige Stufen hinanführen. Das Denkmal wird auf dem Platze vor dem Alten Theater nach dem Theater am Thomasring hin au'gesiellt werden. Bäume sind vor erst als der natürliche Hintergrund gedacht. Ueber den Eindruck, den das Denkmal im Zusammenhang mit seiner Umgebung machen wird, kann man sich zur Zeit noch nicht äußern, das Denkmal selbst aber, das kann man jetzt schon sagen, wird machtvoll in die Luft ragen, dieser Wagner wird wie der Turm unseres neuen Rat hauses ein Wahrzeichen Leipzigs werden. vr. I-uckvig Weber. Theater. > /V Earl Hauptmann hat, wie au« Breslau gemeldet wird, ein neues Drama, welches im schlesischen Gebirge svielt und den Titel „Die Austreibung" führt, vollendet. DaS Werk wurde ioeben für die Breslauer Theater angenommen und wird am Lobe-Theater seine Uraufführung erleben. -s- Musteransführunge» Schiller,'cher Dramen In Alten burg. Ter Herzog von Sachsen-Altenburg bewilligte 25000 zu Musterausführungen Schillerscher Werke im Altenburger Hostbeater. — Bravo! Das will mehr sagen als alle die bislang angekündigten bombastischen Schiller-Feiern. G Tie Berliner Tchiller-Theatcr-A.-G., die noch mit vielen vorbildlichen losialen Einrichtungen alleinsleht und -übrigens auch in diesem Jahre wieder einen großen Betrag als Gewinnanteil an ihre Bühnenmitglieder ausgezahlt hat, hat zwei neue Einrichtungen zum Wohl ihrer Mitglieder geschaffen: diesen soll ferner ein Arzt unentgeltlich zur Verfügung stehen, und ein UnterstützungSfonds für Rrankheits- und Notfälle in den Kreisen der Angestellten, dem niemand zur Beitragsleislung verpflichtet ist, ist mit einem Grund stock von 5000 aus dem Gewinn Les letzten Jahres begründet worden. WirKK. * Menzel im Konzertsaal. Hosrat Kaim macht den „Mch. N. Nachr." folgende Mitteilung über Menzels Liebe zur Musik. Als das Kaim-Orchester in München zur Freude der Fremden mitten im Sommer 1896 zweimal alle neun Sinfonien Beethovens ausführte, da wurde mir häufig die Anwesenheit von Berühmtheiten, wie Böcklin, Menzel u. a., gemeldet, und ich ließ mir die Ehre nicht entgehen, die Großen in meiner Eigen schaft als Hausherr zu begrüßen. Meine erste Unterredung mit Menzel sollte nicht lange dauern. Er wollte wissen, ob ich das Institut geschaffen habe, und als ich die Frage bejahte, meinte er in seiner gewohnten kurzen und trockenen Weise: „Alle Achtung!" „ES hat auch viel Sorge und Mühe gekostet," versetzte ich — da erhob schon Meister Zumpe den Dirigentenstab, und unser Gespräch war abgebrochen. In den folgenden Jahren war Menzel der treueue Besucher der Beethoven-Konzerte deS Kaim- OrchesterS in Bad Kissingrn. Sein Billett erwarb rr sich stets sehr zeitig, um sich den gewohnten Eckplatz am Mittrlgang zu sichern, auch zum Konzert fand rr sich entgegen der Gepflogenheit anderer Kurgäpe äußerst pünktlich eia; ich erinnere mich fogar, daß ich einst ungewöhnlich früh kam uud zu meinem Erstaunen schon einen Besucher im Saal entdeckte — es war Menzel, der ganz allein an seinem Platze saß mit einer Ruhe, al- wollte er sich erst für bas Kommende sammeln. Menzel war ein andächtiger Zu- Hörer. Als er einmal beim Verlassen de- KonzertsaalrS von Kur gästen angesprocken wurde, winkte er ab mit den Worten: „Ach was! Ich bin jetzt noch bei Beethoven", und sehr energisch wurde er gegen eine Dame, die ihn plötzlich aus einem mir un bekannten Grunde, vor Schluß eine- Konzert- brrausholrn wollte; sie wurde schnell durch seinen Zornesblick und rin« leicht verständ- liche Ellbogenbewegung zum Rückzug bewogen. Interessant ist Menzel- musikalische- Glauben-bekenntnis; ich erfuhr es, al- ich ihn fragte, warum er so konsequent unseren Richard Wagner- Abenden fern bleib«. „Mtt Haydn, Mozart «nb Beethoven", jagt« er „bin ich ausgewachsen, und die sind mir heute noch die liebsten." In der Oper stand ihm Mozart, im Konzertsaal Beethoven am höchsten. Wissenschaft. * Unerforschte Gebiete der Erde, in denen noch große na türliche Schätze der Erschließung darren, zählt OScar Frichet in den „Household Mords" auf. So fließt der Amazoneustrom durch weite Länderstrecken, die den Weißen fatt völlig unbekannt sind. Die Wälder seiner Ufer sind reich an Rosenholz, Eisenholz und Lhinarindenbäumen, an Wild und Früchten. In den Bergen deS Nordens findet man Silber, Gold und Edelsteine in Mengen. Weite Gebiete von Venezuela und Britisch-Guyana würden denen, die sie erschließen könnten, Millionen bringen; aber die Ufer haben kein gesundes Klima, und einige Teile im Innern sollen die schlimmsten Fiebrrgegenden der Welt sein, so daß sich dem Eindringen fast unüberwindliche Hindernisse entgegenstellen. Obwohl so viele Forscher Jnnerafrika durchquert haben, sind noch immer weite Strecken des „dunklen Erdteils" unbekannt. Auch dort liegen viele Reichtümer ungehoben, Elfenbein und andere Produkte, aber da ungesunde Klima und die feindliche Bevölkerung bieten große Ge fahren. Selbst Nordamerika hat noch viele unbekannte Länder; im hohen Norden liegen Grönland, Baffinsland, da- große Gebiet an der Hudsonbai und Alaska. Man vermutet, daß jenseits von Nord-Alaska noch ein Land liegt, da- auf den Karten nicht gezeichnet ist. Ebenso ist da- Land nordöstlich von Britisch»Kolumbien kaum er forscht; viele Quadratmeilrn sind nie von Menschen betreten worden. Sicherlich könnte ein Teil diese- Lande- angebaut werden, während ein anderer Teil bedeutende Schätze im Innern der Erde birgt; künftige Geschlechter werden hier große Kolonisationsarbeiten zu leisten haben. In dem Staate Washington liegt ringeschlossen von den „Otympic Mountain-" rin sehr wenig bekannte- Land von etwa 6300 Quadratkilometern Größe. ES wird von einem sehr wilden Stamme bewohnt, den niemand zu belästigen wagt. Einige Reisende, die sich ihren Weg in di« Berge gebahnt hatten, sind nie wieder zurückgekehrt. Entweder kamen sie im Walde um oder wurden von den Eingeborenen ermordet. Manche Teile von Nord- und Südamerika, die jetzt fast unbekannt sind, waren vor Jahrhunderten dicht bevölkert. Dagegen sind große Strecken Austra lien- nie von einem Weißen betreten worden. So ist z. B. Nord- west-Australirn fast unrrsorscht. Louis de Rougemrnt, der moderne Robinson Erusoe, ist in Begleitung von Wilden dort gewesen und weiter vorgedrungen al« andere, aber rr weiß doch auch nur wenig von dem unerforschten Lande zu berichten. An der Nord küste und im Inland leben Wilde, die auf einer sehr niedrigen Stufe steben. Sibirien bietet dem Geographen noch viele Auf- gaben. Dabei muß da- Gebiet die wertvollsten Schätze in sich bergen; umherstreifende Mongolen bringen Edelsteine mit and be haupten, daß rS in den Bergen solche lehr reichlich gibt. Außerdem finden sich in Zentral-Sibirirn große Mengen Eisen, Kupfer und Silber, und doch gräbt niemand danach. Borneo, Papua und Madagaskar sind noch sehr wenig bekannt, und im Stillen Ozean liegen noch viele unerforschte Inseln. Biele Inseln sind aus den Karten noch nicht eingetragen; Perlen, Korallen, Edelsteine, Holz, Kopra und andere Kostbarkeiten warten hier darauf, daß si« jemand tu Besitz nimmt.
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