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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.05.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193305173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19330517
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19330517
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1933
- Monat1933-05
- Tag1933-05-17
- Monat1933-05
- Jahr1933
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.05.1933
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nieberbrennen. 1639 pkünderten dir Lchweben dir Gtabt und richteten vielerlei Schaben an. Go zerstörten sie bi« Kavelle im Turm der Ortenbura. Im nordischen Krieqe -wischen dem Schwedenkünia Karl X7I. und «luauft dem ?-I„rken "m d-n BcNK Polen? litt die Stadt unter schweren »asten. Tin sicbcniäbriaev Krieae erqrisien Preußen und Oesiccreicker abwechselnd Besitz von der Gtabt und legten Ihr schwere »asten auf. Der Neberfall von .Hochkirch am 13/14. Oktober 1758 ivielte sich nicht weit von Bautzen ab. Und in der Reibender Tcldbcrrn, die Rauken näber traten, fehlt auch nicht Navo- leon l. der Nck in der Schlacht bei Bantzen mit Blücher mast Am 2i. M it 1818'-oa er als Steqer in der Stadt «in. Bei Einsiibruna der Reformation im Jahre 1526 wurde Rauken protestantisch, und so kommt es, dah noch heute der Petridom als einziae Simultankirchc, die nur durch ein Eisengittcr in ^wei konfessionelle Teile getrennt ist. Katho liken und Protestanten aufnimmt. Beiden Konfessionen ge- stiiren auch die Menden an, die einträchtig mit den Deutschen leben und durch ihre bunten, schönen Trachte" das Strasten- bild beleben, besonders wenn zur Osterzeit sich alles rüstet, um beim Osterre>ien und Eierschiebcn nicht »u fehlen. So bat sich Raube" auch entsprechend für seine Jalir- kauscndfeier aerüstet. Neben der alten Stadtschönheit wird cd seinen Kästen aus altem Brauch und Volkstum wie auch aus seiner rciel'bciveaten Geschickte vieles zu zeigen und zu sagen staben. Das Gsonrstück wird der riesige Fesizug sein, der wohl auch ein Stück deutscher Geschirre abrollen wird. Die alten Zünfte werden mit istrem Glanz« nicht fehlen, und Ritter und bürsten cherden sie schükeud begleiten. Die Altstadt wird allabendlich festlich anaestrahlt. In hoher Blüte steht noch das Schttkenwesen, und so ist auch ein arvbes RundeSl'biesten in die Festwoche einäefüat. Im weithin berühmten Provinzialmuseum wird sich Ge- legenheit zum Besuche einer Kunstausstellung erneben. Der VerkebrSverein Bautzen aber lästt es sich angelegen sein, mit einer grostartiaen Berkehrsschan etwas für die Lausitz Krstmaliaes »u bieten. GS werden sich an dieser Schau auch Reichsbahn Reichsvost Lufthansa und hapag beteiligen und wcrt"olle Stücke ausstellen. Den Auftakt zur Feier bildet die Aufführung eines arvsten Oratoriums non Dr. Hans Sa-bse. Am Pkinast- sanntage folgt dein I-estgotiesdienst ein Festakt im Bürger saal und am Nachmittag der Testzu". Am Pfinastmontag wird da? berühmte Bautzener Eicrlchieben auf dem Prvitcfchenberae fiir Iestaäste nochmals dnrchgcsübrt. AnS der grasten Füsse des umfangreichen Pragramms der Fesi- wvchc feie» nach erwähnt ein Volksliedersinaen des 8. Krei ses vom Deutschen Sängerbünde, graste sportliche Wett- lä,n>'sc, Plakkvuzerte, Darbietungen wendischer Tänze und Mustk. Bläserchöre in der Altstadt, ein Wochenmarkt mit Volkstrachten, militärische Reiterspielc. ein großes Feuer werk. Lausitzer Heimatabende und Mundartspiele, ein Kavalfcrietaa, eine Tagung d-v sächsischen Volkskundler und ei» ^avsenstreich non vier Militärkapellen. Bautzen hat auch nicht versäumt, aus dem Wege eines Preisausschreibens, an dem sich 28 Einsender beteiligten, zwei Testspiele zu gcmiunen, die während der ganzen Woche ausgcfübrt werden. Tür die Fremden sind außerdem noch Stadtführungen und Autorundsahrtcn in die Umgebung vor gesehen. Darüber hinaus werden noch zahlreiche Sonder veranstaltungen geboten. Wer an solchen Festtagen durch die Straften des alten Nudisüns mit seinen wundervollen alten Renaissance- und Barocksgssadeu gehen wird, wer die schmucke Altstadt in ihrer schlichten aber malerischen Schönheit der alten Wehr anlage sehen wird, der nimmt eine Erinnerung mit, wie wohl selten aus einer alten Stabt mit einer wechselvollen tausendjährigen Geschichte'. M ZIMM «klklk-PM vdz. Berlin. Unter Vorsitz von LandaerlchtSdlreltor Dr. Jasper beginnt am Donnerstag vor der 8. Großen Strafkammer beim Landgericht 1 Berlin der Prozeß aeaen den früheren ReickSkommiffar für Arbeitsbeschaffung Dr. Güntkrr Gereke und dessen Sekretär, dem Verband-. Vertreter Arthur Freigana. Für den Prozeß, der 8 Tage dauern soll, sind von der Anklage 11 Lengen und 1 Sach- verständiger benannt. Die Anklage, die aufgrund einer Anzeige des früheren Innenministers Keudell erhaben wurde uud auf Betrug in drei Fällen und Untreue in einem Falle lautet, wird von Assessor v. Haake vertreten werden. Betrug . .. Der erste BetrugSfall, der dem Angeklagten Dr. Gereke zur Last gelegt wird, hängt mit seiner Stellung als Ee- fchäftssührer des Verbände» der Preußischen Landgemein den zusammen, eine Stellung, die er seit dem 1. Juli 1922 inne batte. Er soll den Vorstand des Verbandes durch falsch« Vorspiepelunaen veranlaßt haben, ihm im Fabre 1928 eine AuiwandSentschädiguna von rund 78 NW Mark auSznzabken. Betrug steht die Anklage weiter darin, daß Dr.-Gereke durch unerlanbte Manionlationen bei der Zeit» schrstt „Die Landgemeinde" stcb persönliche Vorteile verschafft haben soll. Das Eigentum an dieser Zeitschrift war vom Preußischen Landatmeindeverband einer besonderen Ver- lagSgesellschgit übertragen 'worden. Diesen Verlag soll Dr. Gereke durch nnwabre Angaben veranlaßt baden, das Eigen tum der Zeitschrift auf ihn, Dr. Gereke, persönlich zu über tragen. Dabei füll er auch falsche Angaben über die Er- tragssäbiakeit der Zeitschrift aemacht und den Verband zu einem Zuschuß von etwa 29000 Mk, bewogen haben. Durch alle diese Manipulationen soll Dr Gereke sich «ine persönliche Einnahme von rund 100000 Mk. jährlich seit dem Jahre 1928 verschafft haben. . .. und Untreu«. Untreue in Tateinheit mit Betrug wirst die Anklage Dr. Gereke in seiner Stellung als Vorsitzender des im Jabre 1982 gebildeten überparteilichen Hindenburg-Ausschusses zur Vorbereitung der Reichsvräsidentenwabl vor. Hier soll er durch gefälschte Quittungen erreicht haben, daß Wahl- gelber von über 400000 Mk.. die dem Landgemeindeverlag überwiesen worden waren, nickt wieder an den Hindenburg- AuSschuß zurückgezablt wurden. . Dr. Gereke bestreitet. Gegenüber den Vorwürfen der Anklage hat Dr. Gereke in der Voruntersuchung stets betont, daß er die vom Hin denburg-Komitee gesammelten Gelder restlos im Sinne dieses Komitees verwandt habe. Er habe auck keinerlei unwahre Angaben gemacht, um eine Aufwandsentschädigung oder das persönliche Eigentum an der Zeitschrift zu erhalten. AmekSW llrlell Im öeikrrt-vkM. nd,. Berlin. Im Prozeß gegen den Bankier Willst Geistert wegen des Zusammenbruch- der Berliner Bank kür Handel und Grnndbesttz wurden am Dienstag die Verhandlungen mit dem Plädover der Verteidiger des An geklagten. der Rechtsanwälte Gollnick und Dr. Braubach, fortgesetzt. MA. Gollnick erklärte, nickt die strafbaren Tatbestände, die Seiffert zur Last gelegt würde», seien schuld an dem Zusammenbruch der Bank. Die Ursachen seien vielmehr in der großen Wirtschaftskrise zu suchen, dir zuerst die Groß banken dazu gezwungen habe, im Juli 1931 ihre Schalter zu schließen. Zwar seien auch gewisse Investierungen im Grundbefitz al« Folge der Kreditwirtschaft der Bank für Handel und Grundbesitz mitbrftimmend für ivre Lage gewesen, aber darin könne man keine strafbaren Vergehen erblicken. Bezüglich des Strafmaßes erklärte der Verteidiger, daß auch namhafte Autoren der Weltanschauung, wie sie jetzt in Deutschland herrscht, vor übersteigerten Strafen warnten, weil ff« niemand erzögen, weder den Einzelnen noch die Allgemeinheit. RA. Dr. Braubach beschäftigte sich mit den einzelnen strafbaren Handlungen, die dem Angeklagten zur Last gelegt werden. In seiner Replik führt« StaatSanrvaltschast-rat Rosga aus, die Anklage mache Seiffert nicht den Borwurf der mangelnden wirtschaftlichen Voraussicht, sondern den Vor wurf. daß er die tatsächlich entstandenen Verluste ver schleiert habe. Der Angeklagte müsse es sich schon gefallen lassen, als Spekulant größten Stil» bezeichnet zu werden, denn er ließ fick mit jhm anvertranten Spargeldern aus Geschäfte «in, die nicht im Interesse der Sparer standen. Die Brwrisausnahme und die Sachverftändigen-Gutachten bitten Len Nachweis erbracht, daß nicht die allgemeine Wirtschaftskrise schuld an dem Zusammenbruch der Bank Vergeßlichkeit, wie Sie hier seh'», Läßt manchen Gegenstand oft steh n. Durch Kleinanzeigen wird gefunden, Verlor nes meistens schon nach Stunden. ist. sondern daß die Bank schon den TodeSkeim in ffch trug, daß st« durch die Maßnahmen des Angeklagten auSgehöblt worden ist. Das Motiv zu den Taten Seiffert» sei sein wahnsinniger Ehrgeiz, da« Streben, sich zum Wirtschaft», fübrer des Mittelstandes auf,«schwingen. — RA. Braubach bestritt in seiner Duplik. daß der Angeklagte die AufftchtS- ratsmitylieder nnd die Oeffrntlichkeit getäuscht habe. Am Donnerstag wird die Verhandlung fortgesetzt. Am Am Vormittag erhält der Angeklagte da» letzte Wort. Das Urteil wird in den späten NachmittagSftunhen verkündet werden. e-am «Wim in Mtkkstm. 1« Personen verletzt. )( Amsterdam. Im Lagerhaus einer Fabrik in Rotterdam, in dem sich große Mengen von Chemikalien be fanden, ereignete sich Dienstag mittag eine heftige Ervlofion, die ein Großfeuer zur Folge hatte. Explodiert war eine große Flasche mit Aetber. In dem dreistöckigen Gebäude befanden sich etwa 65 Menschen. Einige Personen wurden durch die Explosion, die von einer großen Stichflamme be- aleitet war. mit brennenden Kleidern ins Freie geschleudert. Unmittelbar darauf sab man «inen Teil des Personals in wilder Flucht das Gebäude verlassen. Insgesamt wurde» 16 Personen verletzt, davon 8 schwer. Das Lagerhaus stand innerhalb kurzer Zeit in Flammen, die durch die Vorräte an Cbemikatien genährt wurden. Als der Brand nach dreistündiger Löscharbeit zum größten Teil bezwungen schien, ereigneten sich zwei neue Explosionen, die ein Wiederausflackern des FeuerS zur Folge batten. Das Lagerhaus ist zu« größten Teil ver» nicktet worden. »SM m M>!" „Hoch Hingt das Lied . . ." Eine verdiente ehrende Aus zeichnung wurde der Besatzung des Doppelschrauben-Motor- rettnngsbootes „Nichd. C. Krogmann" von der Station Cuxhaven der Deutschen Gesellschaft znr Rettung Schiff brüchiger durch den Herrn Reichspräsidenten zuteil. In Anerkennung der dem Motorsegler „Marie Lies" im November 1932 bei Strandung in schwerem Wetter auf dem Groben Vogclsand geleistete Hilfe in Seenot wurde je eins silberne Uhr mit Reichsadler und Widmung durch Vermitt lung des Neichsverkehrsministcrs ausgehändigt: den Vor männern Peter Six und Peter Hartmann, den Motoren leuten Max Ragotzki, Gustav Stossers, dem Funker Carl Heintsch und dem Bootsmann Heinrich Hartmann. Zwei neue Retter in Seenot wurden von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger kürzlich in Dienst gestellt. Es handelt sich um die halbgedeckten Motorrettungs boote „Adalbert Korfs" für die Station List a. Sylt und „Ulrich Steffens" für die Station Neuharlingersiel an Le« ostfriesischen Küste. Die Abnahmefahrten der beiden neuen Retter in Seenot erfolgten bei stürmischem Wetter und grober See. „Adalbert Korfs", genannt nach dem verdienten Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiss« brüchiger, ist auf der Bootswerft Aug. Pahl in Finken wärder erbaut und bewies auf der Probefahrt von Helgo land nach List, die bet steifem Nordost gegen grobe See und östliche Dünung erfolgte, beste Seeigem'chaften. Das 11 Meter lange Boot mißt 2,9 Meter im Hauptspant und hat einen Tiefgang von 0.7S Meter. Der Benz-Diesel-Moto» leistet 40 PS. und erteilt dem Boot, dessen Schraube im Tunnel eingebaut, niemals blind schlagen kann, eine Ge schwindigkeit von 8,5 Seemeilen je Stunde. Der Brennstoff- Vorrat erlaubt dem Boot eine 24stündige forcierte Fahrt. Langausgczogenc Back und geschützter Steuerstand mit Haube für den Motor sichern das Boot gegen überkommende See. Die selbsttätige Entleerung erfolgt durch Lenzpforten in der Außenhaut oberhalb der Wasserlinie. I» der ge räumigen Vorderkajüte finden gerettete Schiffbrüchige siche ren Aufenthalt. Dort befindet sich auch die Küche. Als Reserve verfügt das Boot über eine Segeleinrichtung. Das zweite neue halbgedeckte Motorrettungsboot bei Gesellschaft ist in denselben Abmessungen, wie das erst erwähnte, auf der Werst von Fr. Lürßen in Vegesack erbaut und hat sich auf seiner stürmischen Probefahrt ebenfalls glänzend bewährt. Es trägt den Namen des im Jahre 1928 verstorbenen, durch hervorragende Rettungsfahrten ausge^ zeichneten Vormannes seiner Station Neuharlingersiel, nut, es an Stelle eines künftig anderweitig verwendeten offenen! Motorrettungsbootes einen der Wichtigkeit dieser Station entsprechenden bedeutenden Fortschritt im Rettungsdienst darstellt. Vertreter der Gesellschaft in Riesa: Dr. Alfred Arnold, Stadtapotheke. Copyright d? dtartio keucbtvanLer, Halls (8a»lo) lM ,Wir wollen dem Minister schreiben — und wissen nicht, wie und waS!' „Auch mein Bruder ist Grundbesitzer und muß seine Interessen wahren", erwiderte nachdenklich Cornelius. Er dachte an die Stellung Heinrichs zu den anderen Groß grundbesitzern der Umgegend. „Sie meinen, er ist auch kein Freund des Freiherrn vom Stein?" Cornelius lächelte wieder. „Ohne Zweifel ist er das. Durchaus. Aber —' „Oder Sie, Oberförster Cornelius? Sie sind frei und rönnen tun, was Sie wollen. Sie sind Beamter des Staates. Müssen Sie nicht die Erfüllung der Gesetze befürworten?" „Die Bauernschaft hat eine lebhafte Fürsprecherin an der Komtesse!" „Ach, aber leider eine — machtlose!" „Entschlossenheit ist auch eine Macht', tröstete Ernst Cornelius. Sie gingen bei diesem Gespräch auf dem Waldweg hin und her. Bertel ihnen zur Seite. Doch da sie fran zösisch miteinander redeten, wie eS üblich war unter den „Gebildeten', verstand sie nicht, was gesagt wurde. „Ich würde die gnädigste Gräfin bitten, zu meinem Bruder zu gehen und mit thm die peinliche Angelegenheit beraten', sagte eben Ernst Cornelius, „aber wie ich ver- standen habe, wünscht die Gräfin, daß dieser Ausflug geheim bleibt. Und im Schloß würde der fremde Gast voch Aufsehen erregen.' „Gewiß! Die Dienstboten", machte kennerisch die Kom tesse Montbillard. Allerdings dachte Cornelius weniger an die Diener schaft, als an seine Frau Mutter. Indes er schwieg davon. „Die Obe.rförsterei liegt wenige Minuten von hier. Ich lebe dort allein mit einer alten Haushälterin. Dorthin könnte ich den Bruder durch einen Jägerburschcn rufen lassen.' „Lieber nicht', sagte errötend Jgnis. „Ich glaube nicht, daß ich mir das erlauben darf. Ich mutz auch heim. Wenn die Herren nur die Güte haben wollen, sich der Bauern anzunehmen. Ich bin so ratlos. Ach — und wenn man schnell etwas tun könnte! Da wohne ich in den Hellen, weilen Zimmern im Schloß und habe mein weiches, seidenes Bett — und Bertels Vater liegt im feuchten Keller der Amtswohnung. Und alles, was ich für ihn habe erreichen können, ist eine Schütte Stroh und eine warme Suppe.' Tränen erstickten ihre Stimme Es waren nicht die leichten Tränen eines flüchtig ge rührten Kindes. Es waren Tränen, die aus reiner und tiefer Seele quollen und den erbärmlichen Ungerechtig keiten ver Zustände galten. Sie brannten dem Oberförster ins Herz. , . : „Das Menschenmöglichste werde ich tun', gelobte er mit festor Stimme. „Und wie', fragte er nach kurzem Schweigen, „kommt die Gräfin zurück? Der Weg ist weit!' „In einer Stunde oder ein wenig mehr kann ich zu Hause sein — nicht wahr, Bertel?" fragte sorglos Jgnis, sich, nun deutsch sprechend, an die Freundin wendend. „Und meine Kopfschmckczen sind wie verflogen. Eigent lich", fügte sie, nun wieder ganz schelmisches Kind, hinzu, „liege ich nämlich mit Kopfschmerzen zu Hause im Bett!' Cornelius fand diese Angelegenheit nun freilich keines wegs belustigend. Fast verwünschte er den Zufall, der ihm die unternehmungslustige junge Dame in den Weg ge trieben. „Unmöglich können Gräfin den weilen Weg zum zweiten Male zu Fuß machen. Ich werde die Equipage meines Bruders beordern. Man wird Eure gräfliche» Gnaden sicher Heimgeleiten!' sagte er überzeugt. „O nein, nein', wehrte erschreckt Jgnis. „Das könnte zu den schwierigsten Lagen führen. Sie wollen mich doch nicht in Ungelegenheiten bringen, Oberförster Corne lius?' „Ich werde', sagte bescheiden Bertel, „meine Gräfin auf demselben Wege zurückführen, auf dem wir gekommen sind. Er kürzt sehr. Der Herr Oberförster kennen ihn viel leicht noch gar nicht!" „Ich bin noch nicht lange im Revier, Mamsell', sagte Cornelius und trieb Bertel die Röte der Verlegenheit in die Wangen — so vornehm hatte sie noch niemand titu liert. „Ich kenn noch viele Wege nicht, habe ja auch auf Pickdorfer Gebiet nichts zu suchen.' „Aber ich bitte den Herrn Oberförster, ungeniert und ungehindert das Pickdorfer Gebiet zu betreten «nd zu durchwandern. Es wird mir — und dem Herrn Onkel eine Freude sein", beeilte sich Jgnis zu versichern. „Gräfin sind zu gnädig! Jedenfalls aber werden Gräfin gestatten, Eure gräfliche Gnaden durch den Wald zu geleiten. Zwei junge Frauenzimmer...' „Wir könnten es ruhig wagen, Bertel und ich. In dessen, wenn der Herr Oberförster so gefällig sein will...' Sie schritten Seite an Seite, wie schmal der Pfad auch wurde. Wegweisend wanderte Bertel ein paar Schritte vorauf. Wenn eine Baumwurzel im Wege wuchtete, ein Zweig sich gar zu tief herniederbog, bot er ihr die Hand, entfernte sorgsam das Hindernis. Seine Bewegungen hatten fast etwas wie eine Liebkosung, denn er war jung, und er sah die große Lieblichkeit des jungen Wesens neben sich und bewunderte es, weil es, der Gerechtigkeit zu dienen weder Gefahr noch Anstrengung scheute. Jgnts' Augen flammten freudig zu dem ritterlichen Begleiter auf. „Wenn Sidonie einen Bruder hätte, müßte er Ihnen gleichen*, fügte fi.e unvermittelt. (Forts, solar.)
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