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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.05.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193305300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19330530
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19330530
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1933
- Monat1933-05
- Tag1933-05-30
- Monat1933-05
- Jahr1933
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.05.1933
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Wenn Sie rechtzeitig di» BezuWeld skr dar Riesaer ragedlatt enttichten, tritt am Monatsende reine ilnterdrechuna in der Saftellaaa eia. — Schiffsräume liegenden PtunitionSkammern durch einen Smacht in das Innere des au» mehreren Stockwerken be- stehenden TurmeS befördert und in der „Umladekammer" zu weiterem "'"brauche vorbereitet. Platzt «ine feindliche Granate h Durchschlagen des TurmpanzerS, so ent« zünden sich die in der Umladekammer bereitliegenden Kar in ichen (Pulverladungen), die Stichflammen töten di^ Be- dienungsmannschaft und können ohne entsprechende Vor sorgen durch den MunitivnSschacht in die Pulverkammern übergreifen und das Schiff zum Ausfliegen bringen. Diese Erfahrung hatte der deutsche Schlachtkreuzer „Sehdlitz" schon in einem früheren Gefecht machen müssen, wobei gerade noch das Aeutzerste vermieden wurde. Die Deutschen hatten daraus eine Lehre gezogen und Verbesserungen er dacht, die sich in der Skagerrakschlacht bewährten. Nicht Io die Engländer: sie mutzten dafür durch den Verlust von drei Grotzkampfschiffen blitzen. Alle zwanzig Sekunden Salven. Beatth versuchte nach dem artilleristischen Mißerfolg mit Hilfe seiner höheren Geschwindigkeit mehr Raum zwischen die englischen und deutschen Streitkräfte zu legen, was ihm nur mit Mühe gelang, da Hipper diese Absicht durch geeignete Manöver zu verzögern wußte. Der Kampf wurde immer erbitterter, und die Vierschußsalven jedes der deutschen Schlachtkreuzer folgten einander in Zeitabständen von nur zwanzig Sekunden. Auch von der Torpedowaffe machten die deutschen Schlachtkreuzer beschränkten Gebrauch. Allerdings ohne zu treffen, denn die Ziele lagen gerade noch innerhalb des Wirkungsbereichs der deutschen Tor pedos (zehn Kilometer). Das Lancieren hatte aber eine ganz unerwartete Wirkung. Die Engländer glaubten nämlich zu beobachten» daß die Torpedos von der den deutschen Schlachtkreuzern abgewendeten Seite anliefen, nahmen daher an, daß sie in eine Linie deutscher Unterseeboote ge raten seien und trachteten auf eine für den Feind unerklär lich« Weise aus dem Bereich der eingebildeten Gefahr zu kommen. Dieser Irrtum ist vielleicht dadurch entstanden, daß die Torpedos, am Ende ihrer Reichweite angelangt, einen Bogen beschreiben und daher wieder zurückzulaufen scleinen. Tatsächlich hat kein einziges deutsches. Unter seeboot an der Skagerrakschlacht teilgenommen. WirkungSlofe S8«Ze«timeter»Granateu! Die zahlreichen Wendungen, die die Schiffe ausführen mußten, um dem Gegner das Zielen zu erschweren, hatten zur Folge, daß die Geschwindigkeit in der Richtung des laufenden Gefechtes geringer wurde und es den von achter mit Anspannung aller Maschinenkräfte aufdampfendenvicr englischen Linienschiffen ermöglichte, die Schlachtkreuzerein zubolen. Kurz nach 5 Uhr waren die Linienschiffe Beattbs auf brauchbare Schußweite gekommen und nun wurden die Schlußschiffe der deutschen Linie mit einem wahren Trom melfeuer von 38-Zentimeter-Granaten überschüttet. Das von den Spitzen der Gefechtsmasten aus geleitete Feuer der Engländer — den Deutschen fehlte diese Einrichtung — war genau und wirksam. Zum Glück hüllte zu dieser Zeit Pulverdampf und Schornsteinrauch die deutschen Schiffe derart ein, daß oft nur das Aufblitzen der deutschen Schüsse einen Anhaltspunkt für Entfernungsmessung und Zielen der Engländer bildete. Die in unmittelbarer Nähe der Bordwand einschlagendcn Granaten machten die Schiffs rümpfe beben und dröhnen, und sehr bald fielen auch schwere Treffer. Hier erwiesen sich aber die inneren Ein richtungen der deutschen Schiffe so zweckmäßig und die Ausbildung der Mannschaft so durchdacht, daß keine der 38 Zentimeter-Granaten ein deutsches Schiff außer Gefecht setzte. Sin englischer Kreuzer geborsten. Beattv fühlte sich durch das Hinzukommen seiner Linienschifssdivision wieder überlegen und näherte sich auf- neue seinem Gegner. Nickt zu seinem Vorteile. „Queen Ntarh" geriet in das Kreuzfeuer von „Ssvdlitz" und „Dersflinger". Eine Vtersckußsalv« dieser Schiffe traf den englischen Schlachtkreuzer und, wenngleich «S nach dem Auffliegen der Splitter und dem dunkelvoten Feuerschein des Geschoßaufschlages nicht so aussah, «nutzten die Gra naten den Panzer doch durchschlagen haben. Gleich darauf trafen zwei weitere Granaten der nächsten Salve. Zuerst drang nur eine kleine schwarze Wolke — anscheinend Kohlenstaub — aus den Schutzlöchern, dann aber schlug eine gewaltige dunkelvote Flamme aus der Schiffsmitte heraus. Das Schiff schien klaffend zu bersten, Masten und Kamine stürzten nach innen zusammen, die Turm decken flogen 30 Meter hock), und eine 700 Meter hohe Rauch- und Flammensäule verhinderte die fernere Beob achtung. Kaum konnte das im Kielwasser folgende Schiff „Tiger" dem noch schwimmenden, abgerissenen Heck der ,Queen Marh" ausweichen. Während „Tiger" in einein Abstande von wenigen Metern au dem Wrack vorbeifuhr, prasselten glühende Trümmer mit klirrendem Aufschlag auf sein Deck nieder, und seine Ventilatoren saugten die giftigen Rauchschwaden ein. Das Heck der „Queen Marh" schwamm noch, als der in der Reihenfolge nächste eng lisch« Schlachtkreuzer „New Zealand" aus der Kiellinie auSscherte, sank aber gleich darauf unter heftigen Explo sionen. Mehr als 1260 Mann sind mit dem Schiff« unter gegangen. Trotz dieses Erfolges waren die Deutschen noch immer sehr viel schwächer als die Engländer. Und wenn auch Hipper mit einem baldigen Eingreifen Scheers rechnen konnte, so glaubte er doch den Zeitpunkt gekom men, um sich mit Einsatz der TorpedobootSslottillen Lust zu machen. Ebenso wie Hipper faßte aus dem genannten Grund« während der Kreuzerschlacht vor dem Skagerrak der eng lisch« Admiral Äeatth den Entschluß, die Torpedoboot flottillen anzusetzen. Die Ausführung stieß jedoch aus Schwierigkeiten. Die Flottillen waren infolge der unvor hergesehenen Richtung des Gefechtes aus der ihnen zuge wiesenen Einteilung gekommen. So verstrich — während sich Die kämpfenden Kreuzer immer mehr näherten — noch einige Zeit, bevor die deutschen Boot«, auS den Lücken der Kiellinie HipperS vorbrechend, zum Angriff anlausen konnten. Ihnen entgegen stürzten sich di« go» rade verfügbaren englischen Zerstörer. Schluß folgt. Schwimmende Giganten. Die Schlachtkreuzer zählen zu den größten und schnell'- sten, nicht aber kampfkräftigsten Schiffen einer Flotte. Ihre Länge betrug bei den größten Thpen rund 210 Meter. Panzer und Geschütze der Schlachtkreuzer sind dagegen schwacher als bei Linienschiffen. Der Befehlshaber der englischen Vorhut Vizeadmiral Beatth auf „Lion" war dem deutschen Vizeadmiral Hipper auf „Lützow" materiell weit überlegen. Nickt nur, daß Beatth sechs Schlachtkreuzer unter seinem Befehl vereinigte, denen nur fünf deutsche gegenüberstanden, verfügte er noch über eine Division von vier der neuesten und bestgebauten Linienschiffe, die allerdings infolge verschiedener Umstände erst später zur Vorhut stießen. Aber schon der bloße Vergleich der Kampfkraft der Schlachtkreuzer fiel zu ungunsten der Deutschen aus. Die englische Ueberlegenbeit war nicht nur zahlenmäßig, sondern auch durch eine etwa »Wei Seemeilen in der Stunde höhere Geschwindigkeit und ein größeres Kaliber der Geschütze begründet. Von letzteren führten die englischen Schlachtkreuzer insgesamt 32 Ge schütze von 34,4 Zentiineter und 16 Geschütze von 30,5 Zentimeter Kaliber, denen die Deutschen bloß 16 zu 30,5 Zentimeter, 20 zu 28,5 Zentiineter und 8 zu 28 Zentimeter gegenüberstellen konnten. In GefechtsrurS. ES war ein Augenblick schicksalsvoller Größe, alS die beiden, in Kiellinie von ihren Flaggschiffe«« geführten geg nerischen Schlachtkreuzer in den nach Südost gerichteten GefecktSkurs einlchwenkten, wobei der seitliche Abstand der feindlichen Kiellinien rund zwanzig Kilometer betrug. In- zwischen war Iellicve sowohl von Beatth alS auch von den englischen F. T. R. St. vom Standort der deutschen Schlachtkreuzer benachrichtigt worden. Zu dieser Zeit — etwa vier Uhr nachmittags — befand sich der englisch« Oberbefehlshaber mit der von ihm geführten Hauptmacht, der sogenannten „Grand fleet", noch zirka 70 Seemeilen (130 Kilometer) von Beatth entfernt und hätte bestenfalls erst drei Stunden später in den Kampf eingreifen können. Er setzte seine 24 Linienschiffe mit Vollkraft in Fahrt und schickte das schneller laufende, aus drei älteren, weniger kampfkräftigen Schlachtkreuzern bestehende Geschwader deS Admirals Hood voraus, damit er Anschluß an Beatth such«. »eattq irrt sich. Noch immer glaubte Iellicve di« deutsche Hauptmacht, die „Hochseeflotte", von 22 Grotzkampfschiffen weit ent fernt, und ebensowenig hatte Scheer etwas voin Heran-- nahen der Grand fleet erfahren. Für Scheer lagen die Ver hältnisse aber günstiger, denn er zog, vom Süden kommend, den kämpfend auf ihn zulaufenden Schlachtkreuzern BeattVs und HipperS entgegen, während sich diese von der Grand fleet eher entfernten. Scheer hatte demnach die Aussicht, seinen Kreuzern zu Hilf« kominen zu können, bevor «roch Iellicve eingetroffen war. Aus diesem Grunde war den Deutschen der von Beatth eingeschlagene GefechtSkurs hoch willkommen. Mch zögerte Hipper, den Befehl zum Feuer eröffnen zu geben, denn seine vorzüglichen Entfernungs messer zeigten, daß er noch außerhalb der Reichweite seiner Geschütze tag. Beatth hätte dagegen schon schießen müssen, denn seine Geschütze trugen bedeutend weiter. Aber seine Entfernungsmesser waren den deutschen unterlegen, und Beatth überschätzte daher die Entfernung vom Gegner, zum Teil auch wohl deshalb, weil die Sichtverhältnisse für die Engländer ungünstig waren. D"Shalb konnte -Hivper zu seinem größten Erstaunen die Gefahrenzone, in der das gegnerische Fe««er nicht wirksam erwidert hätte werden können, durchdampfen, ohne beschossen zu werden. Die Deutsche« schieße« bester. AlS ein GefechtSabstand von fünfzehn Kilometer erreicht worden war, blitzte «S in der deutschen Linie auf. Eine halbe Minute darauf erwiderten die Engländer: ihr Feuer war langsam und unsicher. Schon drei Minuten nach dem ersten Schuß halten sie acht schwere Treffer erhalten. Während dieser Zeit war der GefechtSabstand auf zwölf Kilometer gefallen, und nun schlugen die deutschen Ge schosse so dicht nm die englischen Schlachtkreuzer ein, daß deren Bemannungen in einem Fontänenwald zu fahren glaubten. Endlich hatten sich auch die Engländer einge schossen und begannen auf den deutschen Schiffen Treffer zu erzielen. Aber das Feuer der Deutschen erwieS sich trotz des kleineren Kalibers ihrer schweren GescWke al» über legen. Die Deutschen schossen schneller, und ihre Panzer granaten besaßen ein« viel höhere Sprengwirkung. Auch vermochten sie mit ihren Batterien besser als die Engländer am Ziele zu bleiben wenn sich diese- durch Fahrt und Rich tungsänderung rasch verschob. Der erste ««glische Kreuzer sinkt. Der Erfolg zeigte sich kaum ein« Viertelstunde nach Beginn des Kampfes. Der englisch« Schlachtkreuzer „Inde- fatigable" wurde in der Höhe des achteren GelchützturmeS von zwei oder drei Granaten einer Salve dcS deutschen „Von der Tann" getroffen. Ohne daß Flammen sichtbar wurden, drang Rauch aus dem Achterschiff, »Hndcfatigable" folgte nicht mehr im Kielwasser seine- eben wendenden Vordermannes und begann über Heck zu sinken. Gleich darauf schlugen zwei weiter« Granaten ein, von denen eine den vorderen Gelckützturm traf. Alle Granaten batten den Panzer durchschlagen und waren im Innern des Schiffes geplatzt. Die furchtbare Wirkung zeigte sich erst nach einer halben Minute. Von vorn beginnend, schlugen Stich flammen und Rauchwolken aus dem Schiffskörper heraus, schwere Trümmer flogen turmhoch einvor, der Kreuzer kenterte und nahm tausend Mann mit in die Tiefe. Zu seiner Vernichtung batte eS 52 schwerer und 38 leichter Granaten ans den 28-Zeutimeter- und 15-Zentimeter-Ge- schützen „Von der Tanns" bedurft. Ursache« der Katastrophe. Die nicht unmittelbar beobachtet« Ursache der Kata strophe wurde klar, da im Verlause der Sch'acht noch mehrere ähnlich« Treffer erzielt wurden, die fast zu dem gleichen Ergebnis führten. Die schweren Geschütze, die auf allen Grotzkampfschiffen der Skagerrakschlacht in Tätig keit traten, waren paarweise in Panzertürmen unterge bracht. Die Lünne sind zvltndrisch", oben mit Decke ver sehene, hohle Körver aus Panzerplatten von etwa dreißig Zentimeter Wandstärke. Sie nehmen zwei gleichlaufend in Lafetten nebeneinander liegende Geschütze auf, die weit aus Oesfnungen des Turmes herausragen. Um die Geschütze zu richten, wird der Turm samt seinem Inhalt — den Geschützen — gedreht. Ein am Ziele stehender Beobachter hat den Eindruck, als ob ein riesiger Operngucker auf ibn gerichtet wäre. Die Gelchützmunition wird von unten her, mit elektrisch betriebenen Aufzügen, au» den zutiefst im Die Schöpfer der Kriegsflotten England» und Deutsch lands hatten sehr verfchiieo«nartige Aufgaben. Zahlreiche Hinweis«, nicht zum wenigsten halbamtliche Aeutzerungen engltschler Staatsmänner, hatten darauf vorbereitet, daß England i» einem Krieg mit Deutschland so schnell als möglich versuchen werde, die deutsch« Flotte zu ver nichten. Diese Absicht beeinflußte die Art des deutschen FlvttenauSbaueS. Bet der «rdkückenden Ueberlcgenheit Eng land» zur See legten di« Deutschen darauf Wert, den Bau von Grobkampfschiffen und Torpedobooten auf Kosten der übrigen Kampfmittel zu beschleunigen. Man gab den Linienschiffen erhöhte Widerstandsfähigkeit und Angriffs kraft, begnügte sich aber mit geringeren Geschwindigkeiten und kleinerem VerwendungSberetch. (Aktionsradius.) Größere Maschine« «ud Geschütze. England folgte seiner jahrhundertealten und immer wieder bewahrten Ueberlrsferung: große Geschwindigkeit, starke Artillerie. Damit war eine gewisse Vernachlässigung jener Schutzmaßnahmen verbunden, die wegen ihres hohen Gewichtes die Größe der Schiffsmaschinen und das Ge schützkaliber beschränkt hätten: der Panzer mußte notge drungen schwächer gehalt«n werden. Nach englischer An sicht war das zulässig. Die größere Geschwindigkeit er taubte die Wahl des GefecktsabstandeS, und die mächtigeren Kaliber boten die Möglichkeit, dem Feinde zu schaden, ohne von seinen Geschiossen erreicht zu werden. Bei KriegSau»- bruch besaß England schon eine erhebliche Zahl schnell laufender Linienschiffe, die mit 38-Zentimeter-Geschützen ausgerüstet waren, also Geschosse von 38 Zentimeter Durch messer verfeuern konnten. Diesen kampfkräftigen Ein heiten konnte Deutschland nichts Gleichwertiges gegenüber stellen. ES ist ein offenes Geheimnis, daß eine einflutz- reickle Perton in deutschen Marinekreisen gegen die Ein- sührunn der 38-Zenttmeter-Geschütze war und lange mit Erfolg die Ansicht vertrat, es gäbe kein wirkungsvolleres als da» deutsche 30.5-Zentimeter-Geschütz. Zweifellos ist dieses Urteil durch gewichtige Gründe gestützt worden, die Praxis hat es nicht bestätigt. Auch im Bau leistungsfähiger Schiffsmaschinen war England im Vorsprung. Dort hatte man schon 1905 mit der Einführung großer SchtffSdampfturbinen begonnen; Deutschland folgte erst Jahre später dem englischen Bei spiele. Wenn aber England infolge seiner größeren Geld mittel aus technischem Gebiete bahnbrechend wirken konnte, so verstand es der deutsche Ingenieur, derartige Anregun gen schneller zu verwerten. Man darf behaupten: Es hat nichit viele Einrichtungen gegeben, in deren Ausführung und Handhabung schließlich die Deutschen nicht überlegen gewesen wären. Dagegen hatte wieder England den Vor teil ungehinderter Ergänzung von Verbrauchsstoffen. Durch die gesicherte Zuführung von Rohöl konnte England die Feuerungen seiner SchifsSkessel für die Verwendung dieses anscheinend besonders geeigneten Brennmaterials einrich ten. Deutschland, da» kein Erdöl hervorbrachte, mußte sich weiter mit Kohle und dem minderwertigen Steinkohlen- tecröl behelfen. Die Flotten laufe« <mS. So lagen die Dinge, als der Krieg ausbrach. Zur großen Ueberraschiung Deutschlands blieb der englische Vor stoß gegen die deutsche Bucht und damit gegen die deutsche Flotte auS. Das englische Kriegsziel hatte sich verschoben, weil eS sich wegen der beachtenswert gewordenen Stärk« der deutschen Flotte Perschieben mutzte. Es genügte vor läufig die Blockierung der deutschen Nordseekuste und der aussichtsreiche Versuch, Deutschland wirtschaftlich zu er drosseln. AngriffSweiseS Vorgehen „Flotte gegen Flotte" konnte aber vorläufig auch nicht in deutscher Absicht liegen. Erst mußte die englische Flotte im Kleinkrieg zermürbt werden, ehe ein entscheidender Endkampf gesucht werben konnte. Jnnerpolitische Ursache drängten indessen die Krieg führenden schließlich dock) zu tätigerem Vorgehen. So kam «S nach zwei Jahren zu einer, nun beiderseits gewünschten, Auseinandersetzung — zur Schlacht vor dem Skagerrak. Der deutsche Flvttensührer Vizeadmiral Sck>eer ließ am Morgen des 31. Mai 1916 seine AufklärungSstveit- kräfte auslaufen und folgte ihnen eine halbe Stunde später mit der Hauptmacht, um vor dem Skagerrak «inen. Kreuzer« und Handelskrieg zu führen. Der englische Oberbefehls haber Admiral Jelliooe hatte Wohl aus halb entzifferten Funksprüch«n seines Gegner» den Entschluß zum Auslaufen gekannt, war aber völlig im unklaren, wogegen sich dessen Unternehmung richten würde- Trotzdem beschloß auch er, mit starken Kräften die Nordsee aufzusuchcn, denn er ver fügte im Gegensätze zu den Deutschen über ein außerordent lich wichtiges Hilfsmittel, die Funkentelegraphen-Richt- stationen der englischen Admiralität, deren Einrichtung ge stattete, funkende Schiffe elektrisch einzuveilen und so ihren Standort mit großer Genauigkeit zu bestimmen. Iellicve durfte damit rechnen, während seines Vormarsches über die Bewegungen seine- Gegner» im Wege der FTRSt. am laufenden gehalten zu werden. Er ließ große Teile seiner Flotte, und zwar um zwei Stunden früher al» Scheer, ans drei englischen Häsen auSlaufen und hatte für die schließlich Vereinigung seiner Geschwader schon vorher einen Treffpunkt vereinbart. Vorstoß i«S Ungewiss«. Sckeer wußte von alldem nichts, als er sich in Be wegung setzte. Die Fernaufklärung durch Luftschiff« ver tagte, weil diese deS sckilechten Wetter» wegen nicht auf steigen konnten. Die zur Beobachtung der englischen Küste vorgeschobenen Unterseeboote waren insofern für diese Aus gabe weniger geeignet, al» sie, um nicht gesichtet zu wer den, einen Teil ihrer Zeit unter Walser zubringen mußten, allo auch nicht funken konnten. Scheer- Schiffe waren schon vier Stunden unterwegs, al» auf seinem Flotten flaggschiffe die erste Nachricht einlief, daß eine große An zahl von Linienschiffen und Schlachtkreuzern die englische Küste verlassen hätte. Dieser Meldung war auch der Kur» der einzelnen (Geschwader betgefügt, da aber die Kurse ganz auseinanderliefen, ließ sich kein Bild über die Ab sichten deS Gegners gewinnen. Den englischen F. T. R. St. war das Auslaufen der deutsck'en Hauptmacht entgangen, weil Sch«er die Vorsicht gebraucht hatte, da» elektrische Anrufsignal seines Flagg schiffes mit dem der deutschen Hafenstation zu vertauschen. Jelliooe glaubte demnach die deutsche Hauptmacht noch um 3 Uhr nachnittags im Hafen. Zwilchen 2 und 3 Uhr waren fünf deutsche Luftschiffe ausgestiegen: die Wetterlage beeinträchtigte aber auch j«tzt die Beobachtung, so daß keines der Luftschiffe den Feind sah oder von der Schacht etwas hörte. Die Vorhuten der beiden Flotten stießen datier ganz überrasck«nd aufeinander und di« beiderseitigen Schacht kreuzer — der Kern der Aufklärungsstreitkräfte — trach tetcn eine möglichst günstige GesechlSNellung einzunehmen. Skagerrak — ein deutscher Mhmesname. Zwei Weltflotten ftietzen zusammen. Unter Benutzung amtlicher Angaben beider Kriegführenden und persönlicher Mitteilungen von Schlachtteilnehmern. Bon Marine-Obertngenteur d. R. Felix Fuchs.
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