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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193306080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19330608
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19330608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1933
- Monat1933-06
- Tag1933-06-08
- Monat1933-06
- Jahr1933
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1933
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Der erste hochalpine Segelflug geglückt. Unser Bild berichtet von dem ersten hochalpinen Segelflug, der mit dem Hochleistungsflugzeug „Hauptmann «sorina von dem über IlM Meter hohen Prcdigtstuhl bei Bao Reichenhall durchgefiihrt wurde: die Maschine kurz vor dem Fluge, der in Bad Reichenhall glatt beendet wurde. r' Der Empfang der englische« Sportslieger in Berlin-Staaken. Unser Bild berichtet von der Ankunft des englischen Flug» - zeuggeschwaders, das einen Nundslug durch ganz Deutsch land durchführt, auf dem Berliner Flughafen Staaken: (von links): Vizemarschall Borton vom englischen Luftministerium mit der bekannten englischen Fliegerin Mist Croßley bet der Begrüßung durch Vizepräsident von Hoeppner und Präsident von Kehler vom Aero-Club von Deutschland. DaS einzige Bild von der Zwischenlandung des Weltfliegers Mattern in Norwegen. Auf unserem Bilde sieht man die Maschine des deutsch amerikanischen Weltfliegers Mattern nach ihrer Landung aus, der norwegischen Insel Ium Fruland. Bekanntlich wollte Mattern nach Berlin fliegen, verfehlte jedoch die Richtung und landete hier. Eine Sekunde vor der Katastrophe. Bei einem Autorennen in Amerika gelang dieser interessante Schnappschuß von einem ernsten Doppelsturz: beim Ueber- holen streifte ein Wagen das Rad des führenden Autos, so daß sich beide Fahrzeuge überschlugen, die Führer wurden schwerverletzt aus den Trümmern geborgen. tk '' - Die französische Kaiserin hatte endlich erlangt, daß man der Fürstin Windischgrätz die Montbillardschen Güter in der Normandie, Millionenwerte, wieder zusprach... „zur Befestigung des österreichisch-französischen Bünd nisses...*, so hieß es in der offiziellen Urkunde. Mit großer Gelassenheit hat Jgnis die Gabe ab» gelehnt. Sie verzichte nicht auf ihre Rechte, aber sie verschmähe sie aus der Hand Napoleons, dem sie nichts danken wolle. Auch möchte nicht sie das Band zwischen den beiden Staaten befestigen helfen. Sie hoffe vielmehr, es werde bald zerreißen... Joseph Windischgrätz hat versucht zu toben. Mit verächtlicher Handbewegung hat seine Gemahlin ihm Schweigen geboten. Sie bezahlt gelassen die Schul den, die Spiel und Weiberwirtschast ihn zu machen zwingen. Längst hat sein Vater sich geweigert, noch für ihn aufzukommen — und sein eigenes, großes Einkommen langt nicht im geringsten. Dafür verlangt sie, daß er ihre Politik unterstütze. Tausendmal wehrt er sich, tausendmal muß er nach- zeben... So befürwortet er die Richtung der Steinschen Politik In Wien. Man beginnt, soweit man nicht ahnt, wer die treibende Kraft ist, der er folgt, ihn als Mann von Bedeutung an- zusehen. Jgnis selbst hält sich zurück. Sie ha» keinen Ehraei,, sie will nur die Sache. Ihr glühender Haß gegen Napoleon wächst und wächst. Sie will die Freiheit der Welt, sie will den Einfluß Steins, sie will ein freies Deutschland... Der kaiserliche Hof, an dem sie s' viel gegolten, hat sie fallenlassen müssen, seit sie Bonaparte so brüsk geant wortet. Man hat ihr angedeutet, sie möge Wien verlassen. Jgnis und ihr Gatte könnten sich auf eines der schlesi schen Güter der Fürstin zurückziehen. Aber Jgnis reist nach Wilna, wo der Zar Hof hält. Alexander nimmt die zwar nicht Verbannten, doch immerhin Fortgeschickten freundlich auf. Seine Gunst gilt nicht dem faden jungen Fürsten, son dern der starken, stolzen Frau, deren geistige Reife, in heißen Kämpfen mit sich selbst errungen, ihren Jahren weit vorauf ist. Jgnis fleht den Herrscher an — und ihre flammenden Augen machen Eindruck auf den Freund der Frauen, mehr als alle Argumente —, dem Ltebeswerben Napo leons. das voller Tyrannei und Selbstsucht ist. und eben deshalb das süße Gift der Schmeichelei so verschwenderisch vergeudet — standhaft Weigerung entgegenzusetzen. „Wenn er*, sagt der Zar, nachdenklich mehr als be denklich, „nur nicht so unbesiegbar schiene. Bisher ist ihm alles gelungen. Zweimal hat er auch unS geschlagen. Wenn man ihm nicht eine wirkliche und unnatürliche Größe zuerkennen müßte! Reißt er nicht alles Bestehende um? Mir will es scheinen, daß er eine jener Kräfte ist, die, wie der deutsche Dichter Herr von Goethe sagt, stets das Böse wollen und doch das Gute schaffen. Er macht die alten Völker neu, er belehrt die Fürsten... er — seit- same Widersprüche — zwingt zur Freiheit... Und doch haben Sie recht, schöne Fürstin, mit Ihrem mutigen und selbstlosen Haß! Er gleicht einem feuerspeienden Drachen, dessen Glut sengt und brennt. Wo ist der Stein, dies ge waltige Haupt zu treffen und zu zerschmettern?* „In Prag!* antwortet Jgnis, mit rascher Erfassung der Lage. Alexander stutzt, lächelt, schweigt einen Augenblick. Jgnis' Augen flammen in die seinen. Er beugt sich huldigend über die kleine Hand. „Welche Weisheit hinter so junger Stirn!* sagt er schmeichelnd. „Ich habe längst daran gedacht. Doch — dieser Stein ist hart. Ich fürchte, daß ich mich schlecht bette mit ihm.* „Dieser Stein ist nicht hart, er ist fest... Nur Weich liche scheuen ihn. Eure kaiserliche Majestät ist selbst sest und entschlossen!* Sie sagt letzteres, ohne es recht zu glauben. Sie hat gelernt, wie man die Großen sich gefügig macht. Wochen vergehen Jgnis ist längst in Petersburg. Da endlich schreibt der Zar nach Prag, Thiel weiß das durch Sidonie. Ihr schreibt Jgnis regelmäßig alles. Alles? Sie hat auch eine geheime Mission, die man ihr auf getragen. Oesterreich ist nicht abgeneigt, ein Bündnis mit dem Zaren einzugehen. Aber noch darf es niemand ahnen... Das höchst Offizielle geht über die schönen Lippen der gänzlich Unoffiziellen... DaS weiß Thiel nicht. Er sinnt Stein nach. Wird er den Ruf des Zaren annehmen? Stein als Alexanders Ratgeber — das bedeutet die Entschlossenheit an der Sette der Kraft. Es gilt sich umstellen, überlegt Thiel. Der kluge Mensch geht mit seiner Zeit. Er kann seine Ansichten ändern. Seine Richtlinie aber bleibt bestehen. Die Richtlinie des klugen Menschen ist sein VorteU. Nur di- Genialen und die Weisen mögen opfern und verzichten zugunsten einer Idee. Stein und selbst ein wenig diese kleine Fürstin Windischgrätz gehören zu ihnen... In diesen Tagen weilte Napoleon in Dresden. Die Fürsten Deutschlands hatte er um sich versammelt. Er hielt Musterung über die Rekruten seines Ruhmes. Und so richteten sich gerade in diesen Tagen aller Augen wieder einmal auf den Verbannten, den erst Napoleons Haß recht vor die Augen der Welt gestellt hatte. Stein seufzte unter der Einflußlosigkett, zu der er verdammt war. Die Kraft des Wirkens, in ihm geflaut, wühlte fast schmerzhaft an seiner Seele. Er entschloß sich, dem Grafen Münster, den er als Feind des Korsen schätzte, und damit Englanv, sein» Dienste anzubieten. „Es ist unerträglich, sich in diesem Müßiggang auf zuzehren und die kurze Lebenszeit, in der man noch einigen Vorrat von Kräften besitzt, unbenutzt vorübergehen zu sehen, während das Rad des Schicksals sich unaufhaltsam über die Zeitgenossen wälzt.* Er wußte, daß auch in Preußen Stimmen laut ge worden, die forderten, daß man ihn zurückriefe. Der König hatte es nicht gewollt. Der Mann war ihm zu groß. Der unbequeme Mahner wäre ihm lästig gewesen. In dieser Zeit ließ auch Napoleon bet Stein an- klopfen. Eine Geste der Huldigung — und Bonaparte hätte den ehemaligen Feind mit Ehre und Anerkennung überschüttet, die willkommene Gelegenheit ergreifend, sich groß und edelmütig zu zeigen. Aber das war keine Versuchung für Stein. „Die Sache, der es galt*, schrieb er in seiner Selbst, biographie, „war zu heilig; ich war durch mein vorher- gegangenes Leben, durch meine Gesinnungen zu fest ge kettet, um einen Augenblick zu schwanken.. .* Der großen Sache, die ihm und der damaligen Zeit die Sache der Gerechtigkeit war, zu dienen, das war alles, was er wünschte. Ob in Preußen, ob in Rußland — das galt ihm gleich. So rüstete er zur Reise, so machte er sich bereit zu neuem Dienst am alten Ziel. „Das Vaterland ist da, wo sich die Ehre und die Uw abhängigkeit finden!* — Enda -- *
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